Die RatCon 2012 – Eine digitale Postkarte aus Nerdlingen

Und noch ein Conbericht…

Eigentlich sollte mein anäkdotenhafter Rückblick auf Bemerkenswertes und Skurriles der diesjährigen RatCon 2012 ja schon letzte Woche erscheinen, aber Geburtstagsvorbereitungen, das echte Leben da draußen und Ursachen, von denen noch genauer die Rede sein wird, haben dafür gesorgt, dass ich jetzt versuche, ihn als gut getimtes Gimmick zum zweiten Tsatag zu tarnen.

Damit liegt aber auch die Frage auf dem Tisch, ob es sich überhaupt noch lohnt, hier die x-te Ratcon-Beschreibung zu lesen, nachdem doch schon u.a. Judith Vogt, Melanie Maier, Janina Robben, André Wiesler sowie Sphärengeflüster ausführlich Bericht erstattet haben, die Facebook-Seite von Khunchomer Pfeffer Fotos zeigte und bei Arkanil zudem eine ganze Reihe von Kommentaren zusammengetragen wurden. Die Antwort hierauf muss ich euch natürlich selbst überlassen, ich hoffe aber, dass ich mit dem Versprechen von absurden Dialogen, seltsamen Fotos, einem Einhornplüschtier und höchst vertraulichen Tondokumenten den einen oder anderen dafür gewinnen kann, noch ein wenig weiterzulesen.

Du bist noch dabei? Schön, dann wollen wir mal, Bruderschwester!

Auf nach Unna!

Machen wir uns nichts vor – die RatCon 2011 war schon eher die Convention von der traurigen Gestalt. Alles wirkte irgendwie leer und die Stimmung gedämpft, was nicht nur an der Location lag, die eher 70er-Jahre-Realschulneubauflair ausstrahlte, sondern mit Sicherheit auch daran, dass die Haltung zahlreicher Besucher mit „moderat skeptisch“ noch ganz gut beschrieben war. Das Chaos der vorangehenden Wochen hatte da doch manche Spur hinterlassen.

Wir Infotainment-Kurtisanen haben es, was das betrifft, bekanntermaßen recht leicht und können mit reichlich Metbier und großzügigen Überweisungen auf unsere Koscher Nummernkonten leicht auf den Jupelperserteppich geholt werden. Dessen ungeachtet war 2011 aber nicht ansatzweise so rattenscharf, wie ich es mir erhofft hatte, trotz all der netten Leute, die ich dort Gelegenheit hatte, kennenzulernen und die wiederzusehen ich mich dieses Jahr bereits im Vorfeld sehr gefreut hatte.

Nach einem bislang katastrophenfreien Jahr, in dem ordentlich Gras über so manchen Fettnapf gewachsen sein dürfte, lockte im August 2012 nun das Versprechen, in Unna alles besser werden zu lassen. Nun mag „Unna“ beim ersten Hören für den einen oder anderen zwar so klingen, als gehöre es in dieselbe Kategorie wie Groß-Posemuckel, Niederfischbach oder Taubenweid-Anschiessing. Wer so denkt, liegt aber falsch, denn Wikipedia weiß unter anderem zu berichten, dass Unna von der Einwohnerzahl her 2008 einen respektablen 126. Platz in der bundesweiten Rangliste einnahm, die Heimatstadt von Legenden wie Udo von Bodelschwingh und Johann Steinwert von Soest ist und bis 2011 zudem den kleinsten Karnevalsumzug der Welt beheimatete. Von daher sollt ihr aus meinem Munde kein übel Wort über das Las Vegas der Hellwegbörde vernehmen, auch wenn ich am besagten Wochenende bis auf die Stadthalle mit umliegendem Parkplatz persönlich nicht viel in Augenschein nehmen konnte.

Geplante Ankunft in Unna am Freitagnachmittag um 16 Uhr mit der Regionalbahn von Münster. Bis dahin: Affenhitze und ein Abteil voller Pubertätsgeschädigter mit Testosteronüberdosis. Mit-Nanduriaten Feyamius und Wolkentanz, bei der ich das Wochenende über mein Lager aufschlagen durfte, holen mich, nette Menschen, die sie sind, mit dem Auto ab. Alsbald geht’s zur Stadthalle. Die Spannung steigt.

Erster Eindruck: Erstaunlich viel los für einen Freitag Vorabend. Auf dem Parkplatz treffen wir schon direkt nach der Ankunft Menschen, die mit dem Wohnmobil angereist sind und sich davor mit Klapptisch zum Zocken niedergelassen haben. Ein schönes Bild zum Einstieg.

Auch in letzter Minute hat Ulisses diesmal, wie ein letzter Blick auf die Homepage zeigt, keine kontroversen Richtlinien er- oder Mitarbeiter entlassen. Das Wetter ist zudem fantastisch. Es kann diesmal also eigentlich nur gut werden. Wir halten die Finger gekreuzt und nähern uns dem Eingangsportal.

Freitag: Geheimband, Kaffee, Dunkle Zeiten

Reinzukommen dauert nach Öffnung der Pforten etwas länger, denn wie immer gibt es am Eingang Diskussionen darüber, wer eigentlich auf welchen VIP-Listen stehen sollte aber nicht steht, und wie immer sind die Hüter der Listen, die diese vermutlich nicht selbst erstellt haben, zu bedauern. Ein fairer und effizienter Vorschlag für’s nächste Jahr: Die Begünstigten einfach vor Ort mit ordentlich W20 nach Zufallstabelle auswürfeln!

Dann endlich drin, mit der obligatorischen Con-Tüte voller Gedöns, deren Inspektion Folgendes hervorbringt:

  • die G7-Prophezeiungen (Feine Sache! Die stehen zwar schon im Schrank, sahen aber auch mal besser aus.)
  • eine Aventurienkarte (Ok, das ist jetzt vermutlich die siebte, aber trotzdem: Freu!)
  • mit der Nummer T10 Odem der Kälte, das ehemalige Alveraniarsabenteuer (Schön, dass das jetzt endlich kein sinnfreies Dasein mehr als Beilage für Hörbücher fristen muss. Das Abenteuer macht beim ersten Durchschauen auch einen sehr schönen Eindruck, zumal es stabil wirkt, der Druck gut aussieht, und es auch mehr Zeichen haben dürfte als so manches reguläres Abenteuer aus DSA-2 Zeiten. Mal sehen, ob der Inhalt hält, was der erste Eindruck verspricht.)
  • ein schön gemachtes, kleines Cthulhu-Einsteigerheft (Das jedoch durch die Tatsache, dass man zum Lesen stilecht Lupe und Monokel zur Hand haben muss, deutlich weniger praktisch ist, als es sein könnte.  Wie viele Bällchen wohl der große Cthulhu pro Kampfrunde in vier Dimensionen werfen kann?)
  • eine Menge Kleinzeug und Ausschussware, die mich nicht für 5 Kreuzer interessiert. Gleich ab in die Alt-Game-Tonne damit.

Jetzt Umschauen. Ein erster Rundgang zeigt: Es ist viel Platz. Es ist sauber. Es ist selbst für Freitag Spätnachmittag ganz gut was los. (Später am Wochenende werde ich irgendwo die Zahl von geschätzten 1000 – 1500 Besuchern aufschnappen. Keine Ahnung, ob das stimmt, leer angefühlt hat es sich diesmal jedenfalls nicht, wenn auch umgekehrt kein Platzmangel herrschte).

Übrigens: Wölkchen und Feyamius hatten einige Stunden zuvor eine erste Inspektion des Zeltplatzes vorgenommen und sich dann, ob des dort vorgefundenen Wildwuchses (siehe Bildbeweis), doch spontan entschlossen, nicht zu zelten.

Praioslob hatte sich das Multifunktions-Wunder Clemens “Der Schnitter” Schnitzler schon kurze Zeit später in einer Hauruckaktion mit der verlagseigenen Ulisses-Sense an die Platzaufbereitung gemacht. Das Ergebnis konnte sich ohne Zweifel sehen lassen.

Schon während des ersten Rundgangs genieße ich die Vorzüge der Kaffee-Flatrate (die Thamor übrigens so in Ekstase versetzte, dass er ihr eine eigene Twittermeldung widmete). Diese funktioniert so: Für zehn Euro bekommt man einen Becher mit Con-Logo, den man sich bis Con-Ende beliebig häufig mit Tee oder Kaffee auffüllen kann. Schöne Sache, auch wenn ich meinen Becher im Laufe des Wochenendes mindestens dreimal verliere und wiederfinde. Zumindest rede ich mir das ein, die heftige Erkältung, die mich ab Montag erst mal auf die Bretter wirft, lässt mich rückblickend aber doch etwas anderes vermuten. Ich denke da besser nicht zu lange drüber nach.

Mit Kaffee vollgepumpt statte ich erst einmal Thamor und Locke einen Besuch ab und freue mich, dass unser Twitter-Guru nach längerer Nerd-Abstinenz mal wieder Luft hatte, um aus den Niederungen des Berufslebens aufzutauchen. Emerald unterzieht zu der Zeit leider noch Wege des Entdeckers einem Praxistest in der karpatischen Pampa (dazu in Bälde mehr an dieser Stelle!), der Rest unserer Mannschaft war leider anderweitig eingebunden. Wir haben euch sehr vermisst!

Nach ausgiebig rumschlendern, quatschen, Kaffee trinken und unnütz in der Gegend rumstehen steht für Freitagabend mit der Vorstellung des Geheimbandes dann auch noch gleich ein Pflichttermin auf dem Programm.

Eevie Demirtel und Dominic Hladek moderieren sich bei der Präsentation souverän und mit einigen Zweideutigkeiten zur Stimmungsauflockerung durch die Veranstaltung, an der, wenn ich mich nicht verzählt habe, knapp unter 100 Leute teilnehmen. Was die beiden als Elementare Gewalten enthüllen, kommt, so zumindest mein Eindruck, gut an, auch wenn aus dem Gegrummel um mich herum ebenfalls hervorgeht, dass mancher sich etwas anderes erhofft hatte und irgendwem das alles schon jetzt „zu D&D“ ist. Dann stellt auch noch wer eine vermeintlich sehr kluge Frage zur „Metaphysik der Elemente“, was letztendlich in die Richtung geht von: „Warum Zwerge Steine mögen und Elfen schlecht Holz hacken: ganz natürliche Erklärungen für elementare Unterschiede.“ Kann man machen.

Im Laufe des Abends komme ich dann auch in den Genuss eines Exemplars und bestaune zunächst den beeindruckenden, farbigen Innenteil des Einbands, auch wenn der sich allzu lasziv dahindrapierende Dschinn ganz rechts im Bild nicht so ganz meine Tasse Tee ist. Zeit zum gemütlichen Durchblättern bleibt mir jedoch keine, da im Anschluss an die Präsentation eine von Christian Vogt geleitete Spielrunde beginnt, an der außer mir und einem netten Menschen namens Markus noch Judith Vogt, Christian Lange, Mike Krzywik-Groß, Marco Findeisen und Eevie teilnehmen.

Zusammen versuchen wir, in den Dunklen Zeiten ein Grundlagenwerk der Mechanik aus einer verlassenen unterirdischen Tempelanlage zu retten. Und versagen dabei grandios – vor allem, weil Christian Lange uns als Verräter innerhalb der Gruppe nach Strich und Faden auf Kreuz gelegt hat. Chapeau!

Der Abend war dennoch – nein, gerade deshalb – großartig. Vielen Dank an Christian Vogt für die Vorbereitung und die zugleich souveräne wie humorvolle Leitung, und Dank an alle Mitspieler für lustige Nekromanten, Crossgender-Legionäre, den Marcel Grolm-Ranicki-Mashup und den existentiell gescheiterten alhanischen Leibwächter. Apropos existentielles Scheitern: Korpulente Ausrufer haben bei Vogts scheinbar einen echt schweren Stand, denn mein Antonius „Toni“ Theodicus wurde trotz Besonderer Besitz: Sänfte im Finale gnadenlos filetiert und mittels IGNIPLANO geröstet.


Con-exklusive Deluxeversion der Nandurion-Flyer. © by Judith Vogt und Eevie Demirtel. Zum Sammeln und Tauschen! Heft zum Einkleben für 3 Euro über merchandise@nandurion.de bestellbar

Gestech, Scharmützel und allerley Kurtzweyl am Samstag

Vier Dinge, an denen man erkennt, dass es nicht weiter nerdlich geht. #1:  Beim morgendlichen Facebook-Check erscheint dieses Bild:

Der folgende Samstag war äußerst ereignisreich, und jeder Versuch, dieses Erinnerungschaos noch chronologisch zu ordnen, ist zum Scheitern verurteilt. Ich versuche es also gar nicht erst.

Am späten Vormittag treffen wir etwas übermüdet und verspätet ein, parallel zu seiner federkaiserlichen Magnifizenz Heinz Featherly I. nebst unterwürfigem Gefolge. Der Tag nimmt von hier an nun eine eher unerwartete Wendung.

„Schmeißt die Dukaten durch die Con und schreit: NÄK NÄK!“

Denn aufgrund von einigen düsteren Geschichten aus der Vergangenheit löse ich heute lang anstehende Verpflichtungen ein und verdinge mich den Tag über vor der Kamera als Mháire Stritters Sidekick.

Da die Umsetzung des Orkenspalter TV goes Muppet-Show-Konzepts weiterhin im vollen Gang ist, hat auch mein Seelenstofftier „Josch 2“ a.k.a. „Einhornplüschi“ a.k.a. „Dat Paulinsche“ a.k.a. „Das hässliche Ding mit der Hand im Arsch“ die Reise nach Unna angetreten und wird mir gleich nach Eintreffen vertrauensvoll überantwortet. „In liebevolle Hände abgegeben“, wie Mháire sagt.

Mir trägt dies im Laufe des Tages eine ganze Reihe von erinnerungswürdigen Kommentaren ein. Von „Och wie süüüüß“ (Jaaaaa!!!) über „Kann man das kaufen?“ (Nope, der Merchandise beschränkt sich bislang noch auf Featherlies) bis hin zu „Das ist der Todesstoß für Myranor“ (Deine Mudda … ach, was soll’s …) und meinem absoluten Liebling: „Werdet endlich mal erwachsen!“ (Stimmt, ohne Plüschtier auf der RatCon macht einen gefühlt gleich 2W6 Jahre älter!) ist alles mit dabei.

Aber der Schein trügt gerne auch, denn so manche Hateboyz’n’Girlz wurden später doch noch beim heimlichen Kuscheln und „Duziduzi“-Machen entdeckt! Glaubt man bloß nicht, ich hätte das nicht gesehen! Als Teil des Uhrwerk-Stands erfährt das arme Stoffwesen dann schlussendlich doch noch seine Existenzberechtigung – allerdings nicht, ohne sich diesen Platz zuvor im harten Vollkontaktgerangel mit Heinz zu erkämpfen.

Vier Dinge, an denen man erkennt, dass es nicht weiter nerdlich geht. #2: Man führt Dialoge wie den folgenden:

Josch: Früher hatte ich total viel Spaß daran, mit Tieren komische Gesichter zu machen und mich drüber schlapp zu lachen.
Nico Mendrek: Früher?
Josch: Ähm… ja. Stimmt.
Nico: Und ich hoffe, du meinst Stofftiere.
Josch: NÄÄK!

Wichtige Erkenntnis des Tages: Mir war ja irgendwie schon klar gewesen, dass vor der Kamera ruhig und gelassen zu bleiben eine eher schwierige Sache ist, die man schrittweise erlernen muss. Aber gleich so schwer? Während ich mit zu wenig Schlaf und zu viel Kaffee im Blut nämlich von einer Übersprungshandlung zur nächsten stolpere, nach Leibeskräften von Clemens gedisst werde, mir mit Scrubs-Zitaten über die Runden helfe und den Speicher der Kamera mit unverwertbarem Unfug fülle, ist Mháire neben mir die Ruhe selbst. Respekt.

Am Samstag fällt mir vor allem die gute Stimmung auf. Fast alle sind aufgeschlossen und machen einen lockeren Eindruck, sodass sich zwischendurch ein nettes Gespräch an das nächste reiht. Es macht heute einfach Spaß, hier zu sein und den Tag so zu verbringen, auch wenn ich dadurch an deutlich weniger Workshops teilnehme als noch letztes Jahr. Dem strafenden Blick von Julian Amirwolf Locke „El Presidente“ Klippert weiche ich mehrfach mit dem Scheinargument aus, ich hätte eine Praktikantenrolle bei Orkenspalter-TV angenommen und würde zudem auch fleißig Eindrücke für meinen Conbericht sammeln. Es hilft! Meine Sonderfertigkeit, in Menschenmassen schnell untertauchen zu können, erweist sich hier aber auch als recht nützlich.

Die gewonnene Zeit nutze ich, um zu prüfen, was der grüne Satan so treibt. Markus Plötz und Clemens Schnitzler treffe ich zur „Alles muss raus“-Aktion am Nebenstand von Ulisses. Aus irgendwelchen Gründen kann man hier auch Katzenfutter und Bananen bekommen. Ein elaborierter Marketingtrick? Überreste vom letzten Betriebsfest? Das Ergebnis von zu wenig Schlaf und zu viel Hochprozentigem? Egal. Ich decke mich, nach einem extrem vergnüglichen Verkaufsgespräch, das ich mit Markus Plötz führe, und nach einer gefühlten Doppel-1 bei der Feilschen-Probe, erst mal mit noch mehr Zeug ein.

Wo ich schon dabei bin, erwerbe ich am Uhrwerk-Stand dann auch gleich den neuen Abenteuerbegleitband zur myranischen Götterspielhilfe. Erster Eindruck: sehr schön, v.a. die Farbkarten machen richtig was her! Keine Ahnung, wann ich auch noch die Zeit für eine Myranor-Runde finden soll, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf und freue mich schon jetzt darüber, dass in meiner Senioren-Rollenspiel-WG mit Bundesfreiwilligendienstspielleiter später keine Langeweile aufkommen wird.

Am Uhrwerk-Stand gibt’s übrigens auch wieder Kuchen, Schnappes und andere Nettigkeiten aus dem conexklusiven Feinkost LindnerProgramm, was jedoch nicht ganz ohne Folgen bleibt, denn das gnadenlose Investigativinterview zu Uli Lindners Nicht-Gewinn beim „Magister der Magister“-Quiz versemmel ich zu späterer Stunde dann derart, dass es wohl auf ewig in der Giftkammer von Orkenspalter-TV verschlossen werden muss. Mea culpa!

Zuvor gebe ich mir aber erst einmal den Tharun-Workshop mit Arne Gniech und Stefan Küppers. Das war eine schöne Sache. Nach Tom Finns Dreieich-Präsentation im „Und wenn Sie jetzt gleich anrufen, erhalten Sie dazu noch diese Heizdecke!“-Stil war ich eh schon vollkommen für das Projekt eingenommen, und die hier erstmals gezeigten Coverbilder machen richtig was her und steigern die Vorfreude auf die bald erscheinende Veröffentlichung noch mal, auch wenn ich natürlich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, alsbald in Tharun zu spielen, noch geringer ist als schon im Fall von Myranor. Aber für jemanden, der 1991 ehrfürchtig die Schwertmeister-Bände in der Hand gehalten und von Stufe 21 geträumt hat, führt an der Neuauflage einfach kein Weg vorbei. Auch die Hohlwelt ist schön, Bruderschwestern!

Gegen späten Nachmittag gewinnt zwischendurch die Erschöpfung für einen Moment die Überhand und ich nicke draußen an einen Baum gelehnt ein. Nach dem Aufwachen gesellen sich zahlreiche andere Personen dazu, und zusammen bilden wir, schön gerasim-hippiemäßig, einen Halbkreis unter Zweigen. Fast wie Woodstock, nur ohne LSD, Jefferson Airplane und mit knapp 500.000 Leuten weniger. (Ok, also doch eher wie Schützenfest in Anschiessing, aber man kann halt nicht alles haben).

Ich denke mir: Wenn jetzt noch einer anfängt, über Glück und den Sinn allen Seins zu dozieren, ist es fast wie bei Siddharta – nur mit lauter W20. Seltsame Idee, die mein Gehirn darauf hin im Halbschlafmodus ausheckt: „Siddharta, das Rollenspiel.  Durchsuche den Geist. Find die Erleuchtung. Bekehr Deine Kumpels.“ Ähnlich seltsam vermutlich auch dieses Konzept:

Das Rur-und-Gror Vademecum!  Man nehme …

  • 4 Autoren
  • 2 x 64  Seiten
  • 1024 Zeichen pro Seite.
  • Einen kunterbunten Einband, der aus der Ferne allerdings grau wirkt.
  • 4 Teile, die sich mit Grundlagen der maraskanischen Philosophie, den Irrglauben der Fremdijis, der Auslegung von Drajischen und allerlei praktischen Lebensweisheiten beschäftigen.

(Vielen Dank an Michael Masberg für das Aushecken dieses Quadj zwischen Tür und Angel und an Daniel Simon Richter, der sich zumindest nicht anmerken ließ, dass er die Anzahl der potentiellen Interessenten auf nicht größer als 64 schätzt. 16 Punkte für Hufflepuff!)

Der Schönheit der Welt tut dies keinen Abbruch, und deshalb werfe ich zwischendurch auch zusammen mit Thamor und Feyamius schon mal einen ersten Blick auf fremde Gestade. Riesenfaultier ftw! Aber irgendwie scheint der Maßstab als kleines Kind in den Zaubertrank gefallen zu sein. Mal gucken, ob da noch was an Klarstellung kommt, so wirkt das alles auf mich etwas zu riesig, um spielpraktisch gut umsetzbar zu sein.

Da der Akku der Orkenspalter-Kamera immer noch Saft hat, probieren wir drei von der Zankstelle uns danach auch an einer Ultrakurzversion von „Durchgeblättert“. Thamor nimmt sich hierfür besagte Karte vor. Feyamius, den wir ohne Chance auf Widerspruch zum Mitmachen gezwungen haben, rettet sich beim Kommentar zu Der Fluch des Flussvaters mit einem kurzen Statement zu einem der beschriebenen Artefakte. Ich hingegen freue mich wie blöd über die Elementarismusregeln für Deppen und schwadroniere dann auch noch ausführlich darüber. Was sagt das jetzt wohl über mich aus?

Den Samstagabend lassen wir ausklingen mit kollektivem Rumhängen und Plauderei in ausgelassener Stimmung. Ich bin erstaunt, aus was man alles süßen Alkohol brennen kann. Die Leute vom Met-Stand freuen sich. Irgendwann ist es Zeit, zu gehen und sich todmüde auf der Couch niedersinken zu lassen.

Vier Dinge, an denen man erkennt, dass es nicht mehr weiter nerdlich geht. #3: Man tut sich keinen Gefallen mit dem Imperialen Marsch in Featherly-Sprech.

Immer wieder sonntags…

Kaffee. Kaffee. Ein Nortreisch für einen Kaffee! Er schmeckt herrlich, ich leg mich wieder hin. Aber Feyamius und Wolkentanz führen ein hartes Regiment und lassen keine Müdigkeit zu. It’s a serious game – und wir sind schließlich nicht zum Spaß in Unna!

Der Sonntag und der Rest der RatCon plätschert dann gemütlich so vor sich hin. Das Wetter ist weiterhin schön, die Stimmung weiterhin gut, nur macht sich langsam auch mehr als deutlich Erschöpfung bei allen breit. In diesem Zustand versuche ich mich noch als Puppenspieler und stelle fest, dass parallel zu sprechen und passende Mundbewegungen mit einem Plüschtier zu imitieren eine bedeutend größere Herausforderung ist, als ich gedacht hätte. Respekt an alle Puppenspieler dieser Welt.

Und wo die Kamera schon wieder läuft, wird auch noch mal die gesamte Rampensau-Fraktion von Nandurion für ein Geburtstagsinterview zusammengescheucht. Mháires perfide Eingangsfrage parieren wir noch geschickt, doch während Locke und ich bei unserer verbalen Riposte danach vergeblich um Seriosität ringen, geben Feyamius und Thamor der Sache ziemlich schnell den Rest.

Die RatCon neigt sich so langsam dem Ende zu, aber zunächst steht noch der Workshop zum neuen Thorwal-Abenteuer Friedlos an, den ich auf keinen Fall verpassen will.  Hier wird zwar viel gegähnt, aber dank Krustentierkeksen und Musikeinspielung wird dies dennoch ein mehr als würdiger Abschluss, der mich gespannt auf die Zukunft Thorwals zurück lässt.

Eigentlich wollte ich danach noch zur Podiumsdiskussion, um Feyamius mental zu unterstützen, aber der Platz unterm Baum sah einfach wieder zu verlockend aus. Als es so langsam mit dem Einpacken losgeht, erwerbe ich noch fix eine Featherly für Curima, bevor es zum Pizzamarathon ins Hause Wolkentanz geht und ich abends endlich die Gelegenheit bekomme, die ganze Con-Beute in Ruhe zu überprüfen. Diese verstreicht jedoch ungenutzt, da ich schon nach 5 Minuten Pseudolesen einnicke.

War’s also besser im Vergleich zum letzten Jahr? Ja. Viel besser sogar. Mehr Platz, mehr Leute, mehr Spaß, eigentlich mehr von allem, was mir wichtig wäre. Das kann in Zukunft gerne so bleiben. Ich komm auf jeden Fall wieder, und ihr solltet auch drüber nachdenken. Man sieht sich. Weine nicht um mich, Unna! Bis zum näksten Jahr!

tl;dr: Früher war nicht alles besser. Man sieht sich 2013!

P.S. Vier Dinge, an denen man erkennt, dass es nicht weiter nerdlich geht. #4: Man liest Artikel wie diesen bis zum Ende, ohne das Gefühl zu haben, seine Zeit zu verschwenden.

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12 Antworten zu Die RatCon 2012 – Eine digitale Postkarte aus Nerdlingen

  1. Quendan sagt:

    Super. 🙂

  2. Torrak sagt:

    Kommt genau richtig, um sich noch mal an die tolle Con zu erinnern… *gg*

  3. Silem sagt:

    Oh Mann 😀 Ich liege vor lachen auf dem Boden

  4. TeichDragon sagt:

    Genialer Bericht!
    Ich bin zwar nicht so der Con-Gänger (oder hänge nur Abends mal auf dem Buchmesse-Con in Dreieich herum), aber der Bericht soooo klasse.
    Wenn ich 10-20 Jahre jünger wäre… Wäre ich sofort 2013 dabei.

  5. zakkarus sagt:

    Ein schöner Bewricht und geradezu eine Einladung für 2013 🙂 Als ich vor einigen Jahresn erstmals die RatCon „geschockt“ besuchte, kam mir zweifel, ob es ein 2. Mal geben würde; gerade wenn man so von der NordCon (Unterbringung etc.) verwöhnt war. Dies hört sich nach einer wesentlichen Verbesserung an.

    • Josch sagt:

      Hey, vielen Dank 🙂 Was die Übernachtungssituation angeht, kann ich leider keine verlässliche Auskunft geben, da ich das Privileg hatte, in Hotel Wolkentanz zu wohnen. In den anderen Berichten müsste dazu aber eigentlich genug stehen.

  6. Rubinon sagt:

    Ein „Jahr, in dem ordentlich Gras über so manchen Fettnapf gewachsen sein dürfte“?
    Manche Redewendungen passen zu gut zusammen, um sie zu kombinieren 😉

    Ne, im Ernst: Vielen Dank für’s Zusammenschreiben. Klingt dabeigewesenseinswert.

  7. Josch sagt:

    Vielen Dank für all das positive Feedback! Oben (2. Absatz) wurde noch ein Foto ergänzt, das ich netterweise verwenden darf.

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