Auf dem blauen Auge blind – eine Subkulturkritik

Auf dem blauen Auge blind –  eine Subkulturkritik

Von Vibarts Voice und Josch

Einleitung

Schwarzes Auge

Der Stein des Anstoßes.

Machen wir uns nichts vor – Das Schwarze Auge ist in einem erbärmlichen Zustand. Die Endzeit hat begonnen, und diesmal wirklich. Die Apokalypse lauert kichernd hinter dem wolkenverhangenen Horizont, die Posaunen von Perricum dröhnen vor dem jüngsten Tag.

Beweis gefällig? Gerne doch. Vorweg sei aber gesagt, dass wir zwar spielend eine ewig lange Liste mit Beispielen liefern könnten (und es juckt uns auch kräftig in den Fingern), aber momentan weitaus Besseres zu tun haben, da wir auch noch zeitnah über den Koalitionsvertrag, den Friedensprozess im Nahen Osten und die Fehler von Anand bei der vergangenen Schach-WM bloggen müssen. Von daher beschränken wir uns im Folgenden auf eine Auswahl der signifikantesten Katastrophen und überlassen unserer geneigten Leserschaft den Rest als geistige Übung. Nun aber zur Sache!

Eine Bestandsaufnahme

  • Elementare Gewalten Cover

    Das läuft nicht gut: Genaue Lektüre macht aus jeder Humusmücke einen Goldelefanten.

    Da wäre zunächst vor allem das aktuelle Regeldesaster: Patzer wie bei Elementare Gewalten und beim Liber Liturgium dürften auch dem letzten Fanboy deutlich vor Augen geführt haben, dass mit neuen Regeln im DSA4-Kosmos kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, der sich nicht spielend in Gold verwandeln ließe.

  • Und damit kommen wir auch gleich zum zweiten Punkt, denn nach dem goldenen Gesetz von Murphys Serie ist auch keine Verbesserung in Sicht. Auf etwas Mieses kann nur etwas ganz, ganz Mieses folgen. Die menschliche Geschichte ist eine Geschichte des Rückschritts und Niedergangs, und Rollenspiele bilden da leider keine Ausnahme. Noch nie hat jemand irgend etwas erfunden, was sich nicht irgendwann als großer Fehler herausgestellt hat. Rad = Autobahn = Hitler & Waldsterben. Wo waren wir? Ach ja: DSA5 wird bestenfalls ein DSA 4.2.1.1 und ist vorab von fachkundiger Seite mit millionenfacher Leserschaft bereits derart vernichtend in Grund und Boden kritisiert worden, dass niemand, der noch bei Verstand ist, auch nur einen Pfifferling auf die kommende Edition setzen sollte. Q.e.d.
  • Das läuft nicht gut: Aventurische C-Promis überbevölkern die Metaplotbühne.

    Morbus Metaplottus: Der aktuelle Metaplot ist zu kompliziert. Viel, viel, viel, viel zu kompliziert. Ungefähr um 1989 herum waren die Autoren dieser Zeilen noch up to date, aber seit Fürst Gubbrutz tot ist und Reto nicht mehr das Sagen im Mittelreich hat, blickt doch kein Mensch mehr durch, der nicht mind. 15 Stunden am Tag Aventuriennachschlagewerke wälzt und sich somit als ernstzunehmender Gesprächspartner disqualifiziert. Rohaja? Nie gehört. Rondrigan Paligan? Wer kennt schon alle Al’Anfaner Grandengören! Wolfibert Irgendwas zu Ehrenstein? Ist der etwa mit dem guten, alten Kunibert verwandt? Kurzum: Keiner von uns beiden kennt noch irgend eine gegenwärtig relevante Meisterperson, und das, obwohl wir 994 BF spielen und einmal im Monat im Netz die Zusammenfassungen des Aventurischen Boten im Wiki Aventurica lesen.

  • Vertrauter Feind: Der Versuch einer Einsteigerkampagne im Hohen Norden entpuppte sich einmal mehr als vertane Gelegenheit nach dem Strickmuster „Alles muss, nichts kann“, bei der die Autoren nicht wollen und die Helden nicht dürfen. Wir weinen dem Ganzen allerdings keine müde Eisträne nach, das könnt ihr uns glauben.
  • Dann wollen wir auch über dem aktuellen Uthuriachaos den Mantel des Schweigens lüften. Ein neuer Kontinent steht ins Haus – und der Einstieg für Spieler wurde mit An fremden Gestaden – wie sollte es anders sein – grandios in den Strand gesetzt. Außer Kaffee fällt uns eigentlich kein Grund ein, im Süden zu spielen, und das sagt schon alles. Zu groß, zu grün, zu Inka, zu sehr Myranor-Pathfinder-Hollow-Earth-trifft-Jurassic-Quark-auf-LSD. Fehlte nur noch, dass Rakshazar kanonisiert wird.
  • Und als größtes Übel rufen wir anklagend gen Himmel: Nahema lebt und SPOILER MR AN Jast Gorsam SPOILER MR AUS nicht: Eine Redaktion, die so etwas zulässt, ist unsere nimmermehr!

Stationen eines Verfalls

Pfad_nach_Aventurien

Das war nicht gut: Mit Bällchenwurf und Wetthämmern lockt man in Zeiten von FFF und PVC keinen Nerd mehr hinter dem Sofa hervor.

Und dieser Wahnsinn hat Methode! Denn seit dem Austausch nahezu der ganzen Kernredaktion vor knapp zwei Jahren geht es stetig dem Abgrund entgegen. Na gut, wir wollen Fairness walten lassen. Es gab durchaus noch den einen oder anderen Lichtblick wie z.B. Familienbande (das aber auch nur zu horrenden Preisen für Allessammler im Internet und nicht als Download umsonst auf der Ulisses-Homepage zu haben ist, wie es sich gehört). Aber auch ein Tropfen in der Wüste, der den Verdurstenden erquickt, fällt angesichts von Aventurischem Atlas, An fremden GestadenSalsweiler und Bällchenwerfen kaum ins Gewicht.

Obwohl, wenn man’s genau bedenkt, reichen die Wurzeln des Übels eigentlich noch viel weiter zurück. Unvoreingenommen betrachtet war schon die Zeit der alten Kernredaktion unter dem grünen Satan nicht mehr wirklich das Gelbe vom Ei. Es ist wie bei jedem Regierungswechsel: Den Kern der aktuellen Fehler legte bereits die Vorgängerregierung an. Man denke dabei etwa an …

  • Handelskerl und Kiepenherr. Man hätte die Menetekel doch hier schon sehen können! Ein Debakel nie dagewesener Art, der Super-GAU der Rollenspielhilfen, erschienen in der angeblich störfallsicheren blauen Reihe.

    Handelsherr und Kiepenkerl Cover

    Das war nicht gut: Ausrüstungsband endet als überteuerte Nachschlagehilfe zum Aventurisieren von Kochrezepten.

    Da hilft es auch nicht, dass heute gut erhaltene Exemplare dieses gedruckten Sacks saure Gurken bei Resellern Höchstpreise erzielen. Nein – schon vor der aktuellen Redaktionsbesetzung in Waldems krankte das System gewaltig.

  • Das näkst big thing – der größte Herzensbrecher, seit es Episode I gibt. Und nach großem Paukenschlag und Ankündigungsgigantomanie blieb am Ende nur eine milde Schwefelausdünstung übrig, die entfernt nach Borbarad stank. Dafür gibt es nur ein passendes Wort: Nein.

Weder DSA-Gegenwart noch die jüngere Vergangenheit bieten also ausreichend Lichtblicke, insbesondere dann nicht, wenn man sie mit der ruhmreichen und güldenen Vergangenheit vergleicht, aus der heraus unser Spiel in ein Tal der Tränen geschritten ist. Also lassen wir den Blick zurückschweifen in die gute alte Fanpro-Zeit. Aventurien – ein Konglomerat jungfräulich weißer Flecken! Kein unlogischer Metaplot, ja, keine Logik überhaupt trübte das Spielerlebnis!

Ok, fast.  Denn was wurde da nicht auch alles schon verbrochen! Uns graut, wenn wir nur zurückdenken an  …

  • Aventurischer Bote 88

    Das war nicht gut: Aventurien meets „Bauer sucht Frau“ meets „The Bachelor“ meets „Alles nur aus Liebe“.

    … den SimAdel-Wahn, diesen schamlosen Fanpro-Adels-Porn, diese willkürliche Briefspielertyrannei, die uns armen Botenlesern alle zwei Monate eine unwichtige Hochzeit von aventurischen B-Promis oder einen Livebericht vom Sankt-Gilborns-Gedächtnis-Turnier in Engasal aufzwang. Wee-Tee-Eff!

  • diesen unfassbar unausgegorenen GURPS-MURKS, der unter dem verhöhnenden Namen „DSA4“ still und heimlich konzipiert und dann der entsetzten Fanwelt vor die Nase gesetzt wurde. Während anderswo geniale und professionelle Entwicklergehirne bereits das nächste große Regelding austüftelten und  moderne, schlanke Systems designten, ging DSA den Weg der vollkommenen BGB-isierung. Etliche Kommentare und Rechtstreitigkeiten inbegriffen. Nuff said, wie ein weiser indischer Philosoph zu sagen pflegte.
  • Katzenwesen, die mit der Myranor-Box in den bis dato leeren Nachbarkontinent Einzug erhielten. Grundstückspreise an der Westküste fielen konsequenterweise ins Bodenlose. Wir merken uns: Vor dem Katzenvideo war die Fellidenspielerin. Und damit nicht genug: Ein ganzer Kontinent wurde hier in Geiselhaft für ein neues Regelsystem genommen, das dann mit der folgenden DSA4-Version nicht kompatibel war.

    Myranor_Box

    Das war nicht gut: Goleo und der Grinch ruinieren Weihnachten in der Steampunk-Steppe.

    Und da die Myranor-Box zudem den Preis für die schlechtillustrierteste Rollenspielpublikation aller Zeiten einheimst, kann sie mit Fug und Recht als der größte Herzensbrecher seit … seit … wir haben nochmal nachgerechnet: immer noch seit Episode I bezeichnet werden. Nicht zuletzt wurde dann auch noch die mit viel Pomp und Gedöns gestartete Lamea-Kampagne mittendrin fallen gelassen. Ja, ich glaub, mein Schweinemensch pfeift!

*Seufz*. Es hilft also nichts, wir müssen die Uhr auf der Suche nach dem goldenen DSA-Zeitalter noch weiter zurückdrehen. Das heißt: Zurück zu den tiefsten DSA3-Zeiten. Waren nicht aller guten Dinge drei und damals noch alles gut bestellt? Ganz sicher. Das kann man immerhin in diversen Foren nachlesen. Und vor allem: (Nun bitte die ganz epische Musik aufdrehen …)

  • Die Borbaradkampagne! Die Welt im Umbruch! Der größte Schwarzmagier aller Zeiten, die größte DSA-Kampagne der Geschichte. Heroik! Eine weltumwälzende, gigantische Story mit garantierter Gänsehaut! Frodos Aufstieg zum Schicksalsberg war dagegen ein Vatertagsspaziergang der Temperenzlerbewegung! Aber andererseits … hat eigentlich irgend jemand diese Kampagne wirklich zu Ende gespielt?

    Die Sieben Gezeichneten

    Das war nicht gut: In den See, mit der G7 an den Füßen!

    Die meisten Gruppen haben doch eh während Unsterbliche Gier Examen, Zivildienst, Kinder oder Karriere gemacht und sind dann in der Mitte von Grenzenlose Macht in alle Windrichtungen auseinandergezogen. Und dann gleich weiter, Elitepartner-24, Hochzeit im Gasthaus zum Lamm, Geburt von Horst-Kevin, Reiheneckhaus in Kleinmöpselsried kaufen. Und die Borbaradkampagne verstaubt im Keller zwischen den anderen Regalen. Kann mal jemand diese Scheiß epische Musik ausmachen!? Meine Frau hasst diese Fantasy-Kacke! Und wo soll ich eigentlich mit dieser zehn Zentner schweren Deluxe-Fassung hin? Die passt doch in kein Manufaktum-Regal! Überhaupt waren Borbarad-Abenteuer doch eh nur Spielen auf Schienen, bei denen man alle 2W6 Wochen irgend ein fieses Ritual nicht verhindern konnte. Quasi allerschlimmste Falkenhagen-Märchenstunde mit NSC-Sightseeing-Plotfuck. Rohals Verbrechen und so. 2000 Magier in Punin und keiner hat einen Plan. Is doch Scheiße, ey! Mächtige NSCs versaubeuteln alles, die Helden müssen es mehrfach ausbügeln. Und dann: keine Anschlussverwendung für unsere 24.000 AP-Helden!!!!111elf Wozu hatten wir denn jetzt die Drecks-Endurium-Vollplatte mit IGNIFAXIUS-Minigun auf der Schulterlafette und den direkten Draht nach Alveran? Railroading ins Afterlife. Voll für den Popo, Monsieurs!

  • Ach ja, und bevor wir das vergessen: Dann kam auch noch Tal der Finsternis: Rohaja (Unheilig!) und Yppolita (ohne Worte ..!) treffen die Kelly-Family (zefock?) und ein glattes Dutzend hahnebüchener Plot-Twists. DSA3 war ja soooo lustig.
  • Das alliierte Böse errichtet sein Banner... Doch ist da nicht ein Zacken zuviel des Bösen? (1999)

    Das war nicht gut: Die Erben des GröSchwaaZ erweisen sich als tumbe Bösewichte in B-Movie Manier.

    Und mit Borbarads Erben wurde dann auch noch auf den Namenlosen komm raus versucht, Maraskan zu einem Splattersetting zu machen, womit tasfarelelgefällig das Erbe des göttlichen Witzko geschändet wurde, ohne dass man von Spielerseite dieses Ritual noch verhindern konnte. Sehr witzig, liebe Redaktion. Sowieso wäre Maraskan eigentlich ein hübsches Ninja-Samurai-Setting gewesen, aber nein, den Eierköpfen an der Uni war das ja wohl mal wieder nicht ausgefallen genug. Darauf zwei Halleluja, ihr Spaten!

Fazit: DSA3 war genau so schlimm, wie DSA5 erst mal noch werden muss. Wir müssen also den Blick auf der Suche nach dem Rollenspiel-Arkadien noch weiter in die Ferne schweifen lassen. Konkret: Prä 1996. Schmidt-Spiele, DSA2 und Kaiser Hal. Hier war die Nerd-Welt doch noch in bester Ordnung.

Aber Moment, das war ja, wie uns ein kurzer Blick in die Wiki lehrt, auch schon die Zeit der Borbaradkampagne, die hier schließlich ihren Anfang nahm und dann gleich ins Chaos stürzte, weil niemand zwei Abenteuer, über die sich drei Autoren fünf Monate lang stritten, in einen losen Zusammenhang bringen konnte. Und war nicht die DSA2-Zeit zugleich die Hochzeit des real existierenden Kiesowismus und der Romanabenteuer? Ganz zu schweigen von folgenden Verbrechen auf Papier:

  • Die damaligen Cover-Orks! Aus dem Töpfchen mit schwarzer Schminke schnell gezaubert. Das einzige, was damals optisch gut war, waren Schnauzbärte (die ungefähr seit 1977 unmodisch ware). Und schon wieder Yüce!
  • Aventurischer Bote 37 Cover

    Das war nicht lustig: Die Botenplebejer proben den Humoraufstand, und der Dukatenhagel ruiniert die Gruppenkasse.

    Der 37er Bote: die Schwefels brauchten anschließend 20 Jahre, um all das, was hier um des schnellen Lachers willen verbrochen wurde, wieder auszubügeln.

  • Der Beginn der bewegten Geschichte mitsamt des unrühmlichen Metaplots, der von Beginn an unlogisch konzipiert und schlecht abgestimmt war. Wieso hilft das Mittelreich den Novadis, wo sein Kaiser doch mit Al’Anfa familiär verbandelt ist? Ah, klar, weil irgend ein dämlicher Briefspieler auf der WeirdCon in der Realschule Unterholpeldingen den DSA-Autoren beim fünften Bier gezwitschert hat, dass so was „Lawrence-von-Arabien-Mäßiges“ eine gute Idee sei. Seitdem ist Al’Anfa der Punchingball des restlichen Aventuriens und DSA die Lachnummer aller seriösen Rollenspielforen. Wir brechen gleich auf den Gabenteller!
  • Überhaupt Kaiser Hal! Der ganze Crossgenderplot um Selinde und Hal und Reto ergab doch von Beginn an keinen Sinn und musste quasi in Serie geretconned werden.
  • Tharun wurde – na was wohl? – auch verpatzt. Runensteine! Endlich Samurais, aber auf Riesenschildkröten? Kiesow, Wieser was immer ihr raucht, hört auf damit! Was bei den Niederhöllen ist eigentlich das Problem bei DSA mit neuen Kontinenten?
  • Cover von A9 - "Mehr als 1000 Oger"

    Das war nicht gut: Men’s Health Coverboys jagen arme Bauerntölpel im Schlendergang (von Ugurcan Yüce)

    Neandertaler! Die eingeführt wurden, weil Yüce das Cover mit den Orks vermurkst hatte. Großes Imman! Demnächst führt das Cover von Wege des Entdeckers vermutlich konsequent zu dämlichen neuen Nach-/Vorteilen für weibliche Charaktere. 1000 Oger aus dem Bodybuilding-Katalog rennen einigen bedauernswerten Bauern hinterher. Unfair. Überhaupt kommen wir immer wieder auf Yüce als den Kern aller Katastrophen zurück. Dieser ganze Schnauzbart-und-Fügelhelm-Irrsinn lässt sich doch auch heute noch bestenfalls als Trash-Revival ertragen. Obwohl … nein. Auch dann nicht.

Allem Anschein nach sind wir in der Zeit also immer noch nicht lange genug zurückgereist. Wo soll das enden? Um die Geduld der geneigten Leserschaft nicht unnötig weiterhin auf die Probe zu stellen, kürzen wir unsere kleine Chronik des laufenden DSA-Schwachsinns daher ab und machen den denkbar radikalsten Sprung zurück in die Welt direkt nach dem Urknall. CHRONOVIA ZEITENSOHN – SCHNELL ZUR ERSTEN EDITION. DSA1! Der feuchte Traum aller Oldschoolmissionare. Was mag uns hier erwarten?

Wir haben es bereits geahnt: Schund, Schund und nochmals Schund (der allerdings noch in jedem Herti-Kaufhaus erhältlich war). Man würde resignieren, zwänge einen die Rezensentenpflicht nicht, sich im korrekten Konjunktiv II hinfortzuechauffieren! Man nehme also …

  • Borbarads Fluch

    Das war nicht gut: Die Aventurisierung der Anti-AKW-Bewegung mit Science-Fiction-Elementen erweist sich als RP-Störfall.

    Reaktoren, Raumschiffe, die Wüste Gor, das Produkt einer übertriebenen Leidenschaft für Captain-Future-Folgen.  (Wir korrigieren uns: Nicht Kneipenkerl und Handelshof war der Super-GAU des Deutschen Rollenspiels, sondern dieses Abenteuer. Nebenbei: Ein Punkt für uns im Alveran.org-Rugby. Und einen Gruß an Darius, wo immer er sich auch befinden mag.)

  • sinnfreie Dungeoncrawls im Dutzend billiger. Wieso lebt eine Goblinfamilie unter Graubarts Haus? Weil … halt irgend jemand sterben muss. Ah ja …
  • völlig unglaubwürdige Intrigenplots (Verschwörung von Gareth samt bärtigem Kaiser Hal? Die Crossgendersache war also von langer Hand vorbereitet, hm?)
  • „Ich traf sie irgendwo, allein in Baliho – NA-HE-MA.“ Narf said.
  • einen viel zu kleinen Kontinent, der dilettantisch in seinen Grundzügen hingeschludert wurde. Die Legende besagt, dass eine Flasche Doppelkorn, ein altes Schulheft und ein stumpfer Bleistift die Genesis für Aventurien auslösten. Damit zeigt sich: Auch der erste Kontinent wurde vom DSA-Team gleich zu Beginn zielsicher vermurkst. Das Inkontinenzproblem zieht sich bei DSA somit durch die gesamte Entwicklungsgeschichte.
  • unausgewogene und magere Regeln: Die D&D-Regeln waren schon damals besser gebalanced und sonstwie gedingsbummst als dieser müde Abklatsch, dieses Abziehbild, dieser Hohn auf ein modernes Spielsystem ohne Sonderfertigkeiten und Spezialisierungen! Wer einen Elfen spielte, war ein Powergamer. Wer keinen spielte, war ein Volldidiot. Schade, dass es heutzutage so wenig Powergamer gibt.

Bemerkenswertes Relikt aus der Frühzeit. Man beachte: Stufe 20, LE: 78, AE: 81, TP 1W+14, 6904 Dukaten. Dieser Elf könnte Nahema das Fürchten lehren. Konsequenterweise wird im Gepäck beiläufig das Mitführen eines Schwarzen Auges erwähnt.

Das war nicht gut: DSA1-Regeln führen zu Elflation und animieren zum Sammeln von Schwarzen Augen.

Halten wir also fest:

Am Anfang wurde DSA erschaffen. Das machte viele Leute sehr ärgerlich und wurde allgemein als Schritt in die falsche Richtung angesehen. Hätten wir doch alle Midgard gespielt oder, noch besser, gar nicht erst mit dem Zocken angefangen.

Wir sind damit am Tiefpunkt unserer Argumentation angelangt, in der definitiven Hoffnungslosigkeit der resignativen Erkenntnis: DSA war schon immer ein Desaster. Grauen ergreift uns, und die bange Frage „Womit haben wir die letzten 25 bis 30 Jahre nur unsere Zeit verschwendet?“ reckt ihr hässliches Haupt über uns. Anders gesagt:

Wir brauchen dringend einen Perspektivenwechsel!

Denn womöglich ist es ja der falsche Ansatz, die DSA-Geschichte von vornherein als Verfallsgeschichte beschreiben zu wollen. Eine derart kulturkritische Bohemienpose führt letztendlich eh nur zu Absinthmissbrauch, leichtfertigen Beziehungen zu schwindsüchtigen Balletttänzerinnen und ewig langen Kuraufenthalten in schweizer Sanatorien. Die Gute-Alte-Zeiten-damals-anno-Helloween-Nummer funktioniert eh in keinem Fall so richtig. Das goldene Zeitalter hat es bei DSA ebenso wenig gegeben wie bei irgend einem anderen Rollenspiel. Es ist eigentlich wie mit den 80ern. Wer sich daran erinnert, war nicht dabei. Oder möchte es im Nachhinein lieber nicht gewesen sein.

Des Weiteren bekommt man die entscheidenden Stärken unseres Lieblingsspiels so allem Anschein nach auch nicht in den Blick. Und irgendwo müssen die sich doch verstecken, wenn wir den Scheiß seit über 25 Jahren regelmäßig mit Begeisterung spielen. Na klar, der erfahrene Forentroll, der seine digitalen Hausaufgaben gemacht hat, weiß an dieser Stelle natürlich „Verblendung“ zu schreien und mit allerlei unerfreulichen Hypothesen zum Ursprung unserer kranken Freude bereit zu stehen. Das aber soll uns heute einmal nicht anfechten.

Mikrowelle

Quasi Das Schwarze Auge unter den Küchengeräten: Der Mikrowellenherd. (Quelle: Wikipedia)

DSA hatte schließlich schon immer eine Tendenz zum Polarisieren, genauso wie Death-Metal, Fetzer-Jeans und Mikrowellengerichte. Gleichzeitig hat sich das Spiel bei aller Konstanz bestimmter Elemente zugleich als sehr wandelbar erwiesen und immer wieder versucht, sich in möglichst viele Richtungen auf einmal zu bewegen. (Genau so wie Death-Metal, Fetzer-Jeans und Mikrowellengerichte übrigens auch.) Aufgrund dieser Tendenzen hat zwar einerseits (fast) jeder stets irgend etwas finden können, das seinem Geschmack entgegenkommt, andererseits gab es aus denselben Gründen aber stets auch ausreichend viele Gründe zum Aufregen, wenn man sich nur die Mühe machte, sie (notfalls auch mit dem Vergrößerungsglas) zu suchen. Daraus schlussfolgern wir: Die zentrale Schwäche DSAs ist die Kehrseite dessen, was unserer Ansicht nach die zentrale Stärke des Spiels ausmacht. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Und ein guter Grund zum Aufregen ist immer noch besser als perfektionierte Langeweile.

schnutenbach_cover

DSA in allen Belangen überlegen – aber heute nicht unser Thema.

Von  daher widerstehen wir an dieser Stelle einmal der immer stärker werden Neigung, uns ein aktuelles Indiesystem mit zweistelliger Auflage als neues Steckenpferd herauszupicken und in Zukunft auf extra dafür eingerichteten Blogs der DSA-Welt unsere geballte Verachtung für die Nichtgefolgschaft in wöchentlichen Beiträgen entgegenzuschleudern. (Aber auch hier sei der Hinweis erlaubt: Wir könnten selbstredend, wenn wir nur wollten. Und wie wir könnten!) Auch verzichten wir an dieser Stelle darauf, unsere immer noch starken Neigungen zu DSA und DERE als ungesunde Mischung aus Stockholmsyndrom, Sunk-Cost-Fehlschlüssen und typisch deutsch-bornierter Unwissenheit zu zerklären, sondern lassen uns stattdessen für einen Moment einmal auf die gewagte Hypothese ein, dass unsere Präferenzen und Vorlieben vielleicht doch auch ihre Berechtigung haben, selbst wenn wir sie nicht aus selbstevidenten Axiomen der Rollenspieltheorie ableiten können.

Und wie könnten wir unsere Einstellung passender zum Ausdruck bringen als in Form eines altmodischen Liebesbriefs, wo doch für uns 2014 die silberne (Josch) bzw. Perlenhochzeit (Vibart) vor der Tür steht? Eben.

DSA. Ein Liebesbrief

DSA,

Heute möchten wir die Gelegenheit nutzen, nach all den gemeinsamen Jahren einmal Dinge auszusprechen, die uns schon lange klar sind, im Alltag des Spiels aber oft zu kurz kommen. Kurz und knapp: Wir lieben Dich. Lieben Dich seit Jahren, wie wir wenige andere Dinge auf dieser höchst fragwürdigen Welt lieben.

Die Frage, warum man jemand liebt, ist oft fast genau so schwer zu beantworten wie die Frage, warum man jemand nicht liebt. Wir möchten trotzdem versuchen, Dir, Rollenspiel unseres Herzens, zu erklären, was wir an Dir, trotz aller Charakterschwächen, so wunderbar, so berauschend, so bezaubernd finden.

Nahema

Uns gefällt das: Die Mutter aller Kettenhemdbikinis (von Ina Kramer)

Ja, es stimmt: Du enthältst viel Trash. Das ist aber für uns keine negative Eigenschaft, nos amour. Wer Trash nicht liebt, der darf nämlich gar nicht erst in die Rollenspielszene (oder überhaupt in irgend eine Nerdszene) abgleiten. Babes im Kettenhemdbikini, glänzende Guthelden und platte Superschurken sind einfach die Ursuppe des gesamten Genres. Wer sie nicht wenigstens halb lieben und halb hassen kann, der findet einfach nicht zu Dir, geliebtes Spiel.

Trotz aller Schwarzweißmalerei gelingt es Dir aber auch, nicht nur auf überzeichnete Figuren zu setzen, sondern Dich auch um differenzierte Charaktere und um – ein böses Wort – graue Zwischentöne zu bemühen. Aber dennoch ist die Wahl zwischen Licht und Schatten immer das Grundprinzip Deiner Geschichten.

DSA5-Logo

Mit DSA5 wird endlich alles besser. Und wenn nicht, ist auch nicht schlimm.

Zwar gibt es bei Dir regelmäßig wiederkehrend auch Projekte, die nach hinten los gehen – in welcher Ehe gäbe es die nicht? Gerade seit Du die grüne Gewandung übernommen hast, gab es einiges an lieblosen Schnellschüssen zu verantworten, aber dass dies kein Novum ist, davon legt unsere bewegte gemeinsame Geschichte deutliches Zeugnis ab. Und oft ist auch Mittelmaß bei Dir die dominierende Kategorie. Aber gerade Alltag ist gelebtes Mittelmaß, meinst du nicht? Wer immer nur nach Höhepunkten giert, dessen Beziehung wird nicht lange währen, denn der hat sein Rollenspielhaus auf Sand gebaut und wird lediglich mit einem System nach dem anderen für flüchtige Vergnügungen ins Bett steigen, ohne je Zufriedenheit und das tief empfundene Gefühl zu erlangen, zu Hause zu sein.

Uthuria Logo

Aller Anfang ist schwer – doch auch diese Kuh wird vom Eis geholt.

Du hingegen spendest auch immer wieder Höhepunkte, wie man sie so nur in Aventurien (oder Myranor – und vielleicht bald auch in Uthuria, Tharun und dem Riesland) erleben kann. Verdammt! Es gibt Wochen, da ist das größte Highlight das, was wir an einem Abend in Aventurien mit Dir erleben.

Wer möchte schon tagaus-tagein italienische Pasta? Oder Labskaus? Oder Bami-Goreng?! Du kochst für uns abwechslungsreich und lecker, wenn auch manchmal etwas übermütig und gewagt im Crosskitchen-Bereich. Wenig Rollenspielwelten sind gleichzeitig so bunt und so detailliert wie Aventurien. Klar kann es nett sein, einmal die Asia-Wochen bei MacDagoberts oder die kulinarische Käsereise als Abenteuer für Zwischendurch einzuwerfen. Und klarerweise ist Blutwurstcarpaccio mit dem Besten aus einem Liter Yakmilch auf Spiegelei manchmal etwas zu viel des Guten. Aber hungrig gelassen hast Du uns nie.

Du hast stets Mut, neue Dinge auszuprobieren, denn Du bist längst nicht so eingefahren, wie es Dir Neider und weniger gut geliebte Spieler oft vorwerfen. Manchmal gehen diese Versuche schief, aber oft gehen sie auch hinreichend gut, um einmal mehr eine neue Komponente in unsere Beziehung einzubringen. Klar, manche Eintagsfliegen sind schicker, oder modischer, aber Du setzt darauf, das Altbewährte zu erhalten. Daher ziehen wir Dich jeder aufgedonnerten Modesau vor, die kurz mal durchs Forendorf getrieben wird.

Abu_Terfas_Ysasser_Shenesach

Eine sehr schöne Sache! (Von Wolfgang Odenthal)

Du hast keine Angst davor, spleenig, skurril oder schlichtweg Banane zu sein, ohne dass es dadurch je einseitig albern würde. Denn entgegen weit verbreiteter Meinungen ist Nostria ein tragikomisches Setting, Maraskan tiefsinniger, als viele meinen, Abu Terfas ein stylisher Bösewicht, Selo Kulibin ein liebenswerter Charakter, Heyabeth einfach nur eine Oase und Engasal … ok, Engasal ist wirklich albern. Aber das hat in einer gut funktionierenden Beziehung auch seinen Platz.

Deine Figuren sind bei aller Zuspitzung und Schematisierung nie flache Abziehbilder, die nach einer eindimensionalen Pseudologik ablaufen wie ein billiges Uhrwerk. Du schenkst uns NSCs, die insofern realistisch sind, als sie auch im Angesicht der Gefahr und in verantwortungsvoller Position egoistisch, kleinlich, rachsüchtig und irrational handeln und uns daher ebenso häufig zur Weißglut wie zur Bewunderung treiben. Das ist genau so nah am Leben, wie wir spielen möchten.

Aventurien

One size fits all. Der schönste Fantasyort der Welt.

Du hast keine Angst, gefühlsgetrieben, unrealistisch und irrational zu sein, sondern versuchst seit jeher vollkommen offensiv, mehrere unvereinbare Ziele gleichzeitig zu erreichen. Es soll schließlich für jeden was dabei sein und irgendwie auch alles möglich bleiben, und das bitte auf knapp 3000 x 1500 km. (Rollenspieltheoretiker haben dafür bestimmt kluge Begriffe eingeführt, aber wer theoretisch liebt, der masturbiert im Kopf.) Allein schon für diesen Versuch, mit gleicher Kraft in alle nur denkbaren Richtungen gleichzeitig zu gehen, lieben wir Dich abgöttisch und versuchen, mit Dir zu gehen. Unlogisch? Sicherlich. Aber mangelnde Vernunft ist die Grundlage jeder innigen Liebe. Wer räsonniert, liebt nicht.

Wärest Du ein Gebäude, so würden wir sagen: Du hast keine glatte, nach einer kurzlebigen Konzeption entwickelte Fassade. Du bist eher ein über Jahrzehnte in gemeinschaftlicher Arbeit von Architekturlaien entworfener Rokkoko-Komplex. Oder, falls Du politische Metaphern bevorzugst: In einer Welt voller Splitterparteien und Klientelvereinigungen bist Du der letzte noch verbleibende Versuch einer Rollenspielvolkspartei: Irgendwie in der Mitte gelandet (wenn auch mit leicht schlechtem Gewissen), tendenziell strukturkonservativ, wenn auch mit dem Wunsch, es allen Recht machen zu können, und seit einigen Reformversuchen mit einem schwierigem Verhältnis zu den Gewerkschaften. Aber Du wirst bleiben. Eiferer hingegen kommen und gehen, wie die Wellen am Strand, die am Ende doch nur etwas magere Quallengrütze hinterlassen.

Quanionsqueste-Cover

Trotz aller Versuchungen: Home is where the QQ is.

Und doch geben wir zu: Wir sind fremdgegangen, ein ums andere Mal sogar, und wir können Dir bei aller Liebe auch nicht versprechen, dass wir nicht wieder auf andere Gefährtinnen schielen werden. Wir sind durch Schatten gerunnt, haben in den Deadlands zu hoch gepokert, haben Spells gememorized, anstatt sie aus dem astralen Ärmel zu schütteln, haben mit Tarotkarten und Engeln geflirtet, in der siebenten See gepengt statt geploppt, uns in Hohlwelten gestürzt und werden uns vermutlich – so viel Freiheit muss in einer offenen Beziehung sein, Sweetcake – demnächst auch den einen oder anderen Mondsplitter unter den Nagel reißen. Aber dies sind flüchtige Vergnügungen, und immer wieder kehren wir zu Dir zurück. Nicht nur Appetit, sondern auch den einen oder anderen Snack darf man sich schließlich auswärts holen, aber satt gegessen wird immer noch zu Hause. (Nebenbei: Wir werfen Dir ja auch nicht vor, dass Du neben uns noch andere Spieler hast. Denn wir wissen: Keine findest Du so toll wie uns.)

Skat Spieler

DSA-Runde anno 2056. Seit der letzten Edition hat sich das SW-Initiativsystem (allerdings mit Skatblatt) endlich durchgesetzt. (Quelle: Wikipedia)

Du siehst: Obwohl wir zu Beginn dieses Briefes selbst nicht genau wussten, wie wir es erklären sollen, dass gerade Du vor all diesen vielen gesichtslosen Rollenspielen in der Welt es bist, das wir lieben, so merken wir nun mehr und mehr: Wir wissen es doch. Doch was heißt wissen, amore nostra, wir fühlen es! Unser Herz jubiliert: Oh geliebtes, gelobtes, geherztes Spiel, bleibe an unserer Seite, bis dass der Bufdi uns einst nach der irdischen Doppel-20 vom Spieltisch rollt! Und lass auch weiterhin all den Hass und all die Verachtung an Dir abprallen, die Dir von all den Besserspielern und Gamessionaren  entgegen geworfen werden, und die nichts anderes sind als blanker Neid auf all das, was Du erreichst hast, in den Augen anderer aber nicht verdienst. Denn was stört es die tobrische Eiche, wenn sich Selemferkel an ihr reiben?

Und vergiss nicht: Alte Liebe vergeht nicht. Erste Liebe vergeht nicht. Letzte Liebe vergeht nicht. Auf die nächsten 25 bzw. 30!

Noch immer völlig hingerissen,

Josch & Vibarts Voice.

P.S. Unser herzlicher Dank gilt allen Autoren, Illustratoren und sonstigen Mitmachern, die DSA in den letzten 30 Jahren trotz heftigem Gegenwind und eigenen Zweifeln zum erfolgreichsten und vielseitigsten Fantasy-Rollenspiel gemacht haben und/oder gegenwärtig unermütlich daran arbeiten. Heute Abend heben wir unseren Meskinnesbecher auf euch (sobald der Pfleger aus dem Aufenthaltsraum verschwunden ist).

Über Vibarts Voice

1986 entwickelte Michael Gorbachow den Begriff "Glasnost" und die Raumfähre Challenger explodierte beim Start. Im selben Jahr wurde DSA Teil meines Lebens, und obwohl die UdSSR und das Space-Shuttle-Programm längst Geschichte sind, ist DSA noch immer zentraler Aspekt meiner Existenz. Ich spiele und meistere regelmäßig. Seit Mai 2012 bin ich darüber hinaus hier bei Nandurion tätig.
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26 Antworten zu Auf dem blauen Auge blind – eine Subkulturkritik

  1. Aeq sagt:

    Ohh… Das habt ihr schön auf den Punkt gebracht. :3

  2. Tagschatten sagt:

    Schöner Beitrag. Eine Würdigung eines großen Produktes ohne Betriebsblindheit, dazu amüsant zu lesen. Die Homeriker sollten stolz darauf sein, so eloquente Proponenten zu haben.

  3. trundil sagt:

    Grandios, vor allem der erste Teil. Schade irgendwie, dass das populärste deutsche Rollenspiel dann doch so viele offensichtliche Mängel hat… aber DSA5 reißt das bestimmt wieder raus 😉

  4. FRAZ sagt:

    Na entlich gibt es auf Nandurion mal einen halbwegs guten Artikel zu lesen. Obwohl das die Zeit nicht entschädigt, die ich mich hier schon durch zusammenhangsloses Geschreibsel quälen musste.
    Natürlich kann ich davon ausgehen, dass der Text schlecht recherchiert und beschissen leck-toriert wurde. (Kaiser Hal mit Bart? Der war doch ein Mädchen!!!)
    Enttäuscht hat mich aber vor allem, dass die die Damen und Herren Autoren mal wieder nicht die Eier hatte den DSA-Strahlemann Herrn Masberg zu kritisieren. Oder die sogenannten Redakteure namentlich anzuprangern. Ernstgemeinter, investigativer Jornalismus geht anders!

    Und was soll der Liebesbrief? Das wiederspricht doch den eingänglichen Aussagen, oder? Kein Durchhaltevermögen, was! Da kann ich nur den Kopfschütteln.

    Macht nur weiter so, Nandurianten. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!

  5. DSA5 wird alle Probleme lösen.
    Auch die auf den Philippinen.

    Ein schöner Brief, und bedenklich dass ich meisten Anspielungen verstanden habe. 🙂

  6. Endor Dorén sagt:

    Zu…diese willkürliche Briefspielertyrannei: schade das man es auch am Anfang von DSA5 wohl nicht verstanden hat sich zusammen an einen Tisch zu setzen und lieber weiterhin schlechte Stimmung verbreite, was natürlich unterm Strich sehr viel sinnvoller ist. Man sollte nicht vergessen wieviele wirklich gute Autoren aus dem Briefspiel hervorgegangen sind und wieviele Leute Zeit, Geld und Hirnschmalz völlig selbstverständlich mit einbringen. Aus passivem Boten lesen ist aus meiner Erfahrung noch kein Abenteuer Band hervorgegangen. Enttäuschend solche Beiträge, wirklich!!

    • Josch sagt:

      Hey Endor,

      lies doch den ersten Teil des Textes auch mal unter der Prämisse, dass es (trotz wahren Kernen) v.a. auch eine Satire auf eine bestimmte Form von DSA-Kritik ist. Und damit da keine Missverständnisse aufkommen: Ich hatte und habe überhaupt nichts gegen die Briefspielerschaft, der enstprechende Passus im Text ist eher eine Zitatencollage 🙂

      Hoffe, das klärt einiges auf.

      • Horus sagt:

        „Zu…diese willkürliche Briefspielertyrannei: schade das man es auch am Anfang von DSA5 wohl nicht verstanden hat sich zusammen an einen Tisch zu setzen und lieber weiterhin schlechte Stimmung verbreite, was natürlich unterm Strich sehr viel sinnvoller ist. „

        Du meinst jetzt aber nicht, dass DSA5 mit der Briefspielerschaft abgestimmt werden sollte, oder??? Dies fände ich schon sehr weit hergeholt.

  7. Backalive sagt:

    Oh, ich hatte gehofft, der Artikel würde tatsächlich auf ehrliche und konsturktive Kritik hinauslaufen. Aber es ist eben der Adventskalender…

    Der Artikel ist lang… zu lang, ich hab nicht alles gelesen. Dennoch, Respekt vor der Mühe, die dahintersteckt.

    Ich hab den Sinn nicht ganz verstanden, aber wahrscheinlich bin ich vom ‚Dungeonslayers‘-Adventskalender zu sehr verwöhnt.

    • Josch sagt:

      Also, die Kritik, die hier drin steckt, ist dem Anspruch nach ehrlich und konstruktiv, allerdings wird sie indirekt formuliert. Den Bezug auf den DS-Kalender versteh ich nicht ganz, da passieren doch eh ganz andere Sachen als bei uns (oder steh ich hier gerade auf dem Schlauch?).

  8. syrrenholt sagt:

    Vielen Dank für diesen tollen „Augenwischer“ – er zeigt wieder einmal:
    Nur die ständigen Nörgeleien bleiben im Forengedächtnis!

    Es gab auch sehr viel Gutes und Schönes in den letzten 30 Jahren, ich sag nur z.B. alveran.org

    Auch ich empfinde eine große „Sehnsucht“ nach DSA – trotz der offensichtlichen Mängel oder vielleicht auch gerade wegen der unlogischen „Ungereimtheiten“

    Eine sehr schöne Liebeserklärung, die ihr da verfasst habt – teilweise sogar im old-school-style 😉

  9. Sindajin sagt:

    Der Nachweis, dass es zu allen Zeiten grandiose Fehlleistungen gab, ist wohl erbracht. Die Behauptung, dass es auch zu allen Zeiten Highlights gab, steht dagegen recht nackt da. Ich habe immer noch den Eindruck, dass insofern die Gegenwart deutlich weniger glänzend ist als die Vergangenheit.

    • Josch sagt:

      Kommt für mich darauf an, wie man Gegenwart und Vergangenheit definiert. Ich finde auch, dass bspw. 2013 ein eher highlightarmes (wenn auch solides) Jahr war, insb. wenn man die Publikationen aus diesem Jahr mit dem „Best of“ 1984-2000/4/08/12 oder so vergleicht. Wenn ich mir aber bspw. mal die Auflistung aller Publikationen nach Jahren geordnet in der WA anschaue und bspw. 2012 mit 2000 oder 1991 vergleiche, sehe ich da keinen wesentlichen Unterschied.

      • Sindajin sagt:

        Meine „Gegenwart“ ist etwas weiter und unschärfer definiert. Mangels Zeit stecke ich bei Spielhilfen und Romanen bis auf wenige Ausnahmen noch im Jahr 2010 fest. Vorrangig habe ich Abenteuer gelesen, um zu sehen, was für meine Runde in Betracht kommt. Vom 2012 Jahrgang hat mir da tatsächlich nur „Die ewige Mada“ gut gefallen, während ich „Schleiertanz“ extrem schlecht fand.

    • Xeledon sagt:

      Das mag dein subjektives Empfinden sein. Meines sieht da doch deutlich anders aus, Highlights wie die Quanionsqueste oder die Gareth-Box toppen für mich mal eben alles, was an vergleichbarem Output in der Vergangenheit erschienen ist, stehen auf meinen persönlichen Hitlisten als bester Kampagnenband und beste Stadtbeschreibung derzeit unangefochten an erster Stelle.
      Aber die Suche nach Highlights ist ohnehin nur eine von vielen möglichen Herangehensweisen an eine Bewertung der Publikationsqualität. Mir ist es lieber, wenn ich mich auf eine gute Grundqualität ohne Ausreißer nach oben oder unten verlassen kann, als wenn aus der Masse an bestenfalls durchschnittlichem Kram eine Handvoll Überwerke nur umso deutlicher herausstechen. Und meinem subjektiven Empfinden nach sind die heutigen DSA-Publikationen merklich besser, durchdachter und lohnenswerter als die aus der „guten alten Zeit“ ™.
      Auch wenn ich mir die Regeln angucke, finde ich zwar haufenweise Dinge, die mich an DSA4.1 stören – gleichzeitig habe ich aber mit dem (noch) aktuellen Regelwerk definitiv um etliches mehr Spaß als ich seinerzeit mit DSA3 hatte. Insofern kann ich auch und gerade der Regelseite eine positive Entwicklung über die Jahre hinweg bescheinigen. Mal schauen, wie sich das mit DSA5 entwickeln wird, ich blicke auf alle Fälle positiv-neugierig in die Zukunft meines Lieblings-Rollenspiel-Systems.

      Das schöne an derartigen Beurteilungen ist ja vor allem auch ihre Subjektivität. Du musst meine Einschätzung keineswegs teilen und darfst meinetwegen gerne in deiner Nostalgie-Blase schwebend die immer gleichen „früher war alles besser“-Phrasen wiederkäuen. Damit hast du sicherlich nicht weniger recht als ich – aber halt auch nicht mehr. Jedem das seine quasi und nur weil man selber Dinge mag oder auch nicht, müssen nicht alle anderen diese Meinung teilen oder auch nur nachvollziehen können. Genau dieser Grundgedanke bleibt bei vielen, die im Netz lautstark mit Kritik um sich werfen, allzu schnell auf der Strecke. Und genau deswegen habe ich mich sehr über diesen Beitrag hier gefreut, dem ich weitestgehend zustimmen kann und der meiner Meinung nach als augenzwinkernd-satirische und dennoch respektvolle Betrachtung des Rollenspielsystems samt seiner vielen Unzulänglichkeiten, wie auch Inhalt und Form der Kritik an ihm, mit der man gerade im Netz allerorten zugeschissen wird, die richtigen Dinge auf den Punkt bringt und sich dabei noch erfreulich unterhaltsam liest.

  10. Chajos sagt:

    TL;DR

    DSA ist zwar doof, aber auch cool und das geht eben nicht anders und ist cool. – peppig geschrieben.

  11. Eismann sagt:

    Familienbande ein Lichtblick? Ein Leser weniger.

  12. Josch sagt:

    Ich hab auch keine Ahnung, wie das durchs Lektorat kommen konnte. Mit der ganzen „Wir brauchen es nicht gut, wir brauchen es für den Adventskalender“-Einstellung tut sich Nandurion auf jeden Fall keinen Gefallen.

  13. Eisvogel sagt:

    Klasse – jeder Satz ein Treffer.
    Und das von einem Neuling im Spiel, der DSA erst 1987 entdeckt hat (und immer noch mit seiner Ursprungsgruppe regelmäßig spielt).

    Gruß,
    Eisvogel

  14. Valeria sagt:

    Eine wundervolle Kritik, und sie geht natürlich an der Essenz vorbei. Warum spielen wir denn seit 25 Jahren DSA? Weil das Regelsystem so toll ist, oder weil wir unbedingt noch herausfinden wollen, welche Kombination aus Sonderfertigkeiten, Merkmalskenntnissen und spontanen Modifikationen die Mächtigste ist? Oder weil wir unbedingt herausfinden müssen, ob es irgendwo zwischen Brabak und Riva noch ein unentdecktes Stückchen Land gibt, auf dem wir eine neue fremde Rasse entdecken können?
    Ich glaube, wir spielen, weil wir das Spielen lieben. Weil wir unsere Figuren, unser Zweites Leben liebgewonnen haben und sie weiter durch epische Schlachten führen wollen. Hey, das Omegatherion ist tot, Rhazzazor ist nicht mehr, wir suchen neue Herausforderungen!
    Wichtig ist nur, dass wir das Abenteuer lösen dürfen und nicht nur den Meisterfiguren bei der Arbeit zusehen. Wichtig ist, dass auch mal eine verrückte Idee funktioniert, ein Manöver, für das es gar keine Regel gibt – so dass der Meister erst einmal grübelt und dann am Ende einfach nur eine Probe nach DSA1-Regeln verlangt…
    Wichtig ist nur, dass es weitergeht. Wen interessiert schon, wer in Gareth regiert, solange der gezielte Wurf mit dem Schneidzahn zuverlässig den Schädel des finsteren Schwarzmagiers spaltet, unmittelbar bevor dieser den Weltuntergang auslösen kann!

  15. Valeria sagt:

    @curima: kein Widerspruch, gewiss nicht. Es wird nur so nicht erwähnt. Vielleicht las mein Kommentar sich nicht so, aber ich stimme zu – und ergänze.

  16. Pingback: Fünf Jahre Nandurion – Der lange Brief zum kurzen Abschied | Xeledons Spottgesang

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