Aventurischer Bote #166

Aventurischer-Bote-166-CoverGroße Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und nicht nur das Cover des aktuellen Boten zeigt, dass es bald ordentlich rappelt im Karton. Auch die eine oder andere Ingame-Botennachricht hat es in sich und dürfte für Gesprächsstoff sorgen. Nicht zu vergessen, dass im Farbteil des aktuellen Boten Peraines Gaben weiter ausführlich beschrieben werden, das Archipel der Risso aus der Versenkung auftaucht, horasische NSCs das Südmeer unsicher machen und einmal mehr die Grundsatzfrage „Wozu LARP und Briefspiel?“ nach einer Erörterung verlangt. Es gibt also viel zu kommentieren und zu diskutieren. Viele Meinungen, aber wie immer von Taten und Blusen keine Ahnung, haben diesmal die weisen Graubärte und Chefnostallergiker Josch, Vibart und Salaza, sowie Nox als eher minderbemitteltes und -jähriges Korrektiv. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Cover und Rückseite

Vibart: Die Reihe wirklich aussdrucksstarker Cover wird mit Träume von Tod offensichtlich fortgesetzt. Hier kann man schön rätseln, was Frankensteins Braut unter dem Schutzschild des dolchbewehrten Golgariten über den Inhalt verrät. Schön düster, schön dynamisch. Hingegen ist die Ratconwerbung auf der Rückseite wohl ein verspäteter Aprilscherz, immerhin war die Ulisses-Hauscon zum Erscheinungsdatum schon einige Tage gelaufen. Vielleicht bekommen wir dann im Boten 167 Werbung für die Nordcon 2011 oder so hintendrauf.

Josch: Seltsames Gerät, das Gehirn. Jetzt hab ich ausgerechnet diesen Ohrwurm hier.

Salaza: Und ich jetzt komischerweise diesen hier. *hüstel* Aber gut – das Cover gefällt mir auch sehr. Schlägt man den Boten leicht auf und legt das Cover neben das Porträt auf Seite 15, scheint mir auch ein guter Kandidat für den Golgariten schnell gefunden zu sein.

Nox: Nur wer ist die blasse Braut neben ihm? Madalena soll es ja laut einem Beitrag von Nicole Euler im DSA4-Forum nicht sein. Aber offenbar ist sie für die Golgariten schützenswert. Und woher auch immer sie gerade gerettet wird, Kleidung scheint da Mangelware zu sein. Mit einer guten Portion Atmosphäre und Dynamik weckt das Cover auf jeden Fall einige Erwartungen für Träume von Tod.

Meisterpersonen: Silem di Nautariani

Vibart: Nachdem im letzten Boten bereits der romantische Errol-Flynn-Bruder des skippernden Horasier-Duos vorgestellt wurde (Nandurion disputierte), schwappt also nun der seriöse und zackige Seeoffizier seiner horaskaiserlichen Majestät vor das Fernrohr des Botenlesers. Jeder der beiden ungleichen Zwillinge für sich ist aus meiner Sicht ein wenig originelles Klischee in Meisterpersonenform, als Duo sind die beiden aber sicherlich unschlagbar. Wer schreibt uns schnell ein Piraten-Abenteuer mit den ungleichen Brüdern als Konkurrenten um die schöne Gouverneurstochter? Potenzial hätte die Story jedenfalls.

Josch: Eigentlich eine schöne Reihe, die aber bitte nicht Fluch-der-Charyptik-mäßig totgesequelt werden möge. Spannend scheint hier jenseits aller Klischees tatsächlich vor allem die Interaktion von Posterboy-Silem und seinem Missraten-aber-eigentlich-das-Herz-auf-dem-rechten-Fleck-Bruder zu sein. Als Begegnung auf hoher See und am Rande von Plots sicherlich gut einzusetzen, ansonsten will der ganze Bruderzwist bei mir vor Abenteueraufhängern nicht so recht überquellen. Kommt vielleicht noch.

Jack Holborn Cover

(Quelle: Amazon.de)

Salaza: Bin jetzt nur ich so alt oder wart ihr grauen Eminenzen Anno ’82 dem Kinderprogramm schon entwachsen? Ich musste beim Lesen auf jeden Fall sehr stark an Jack Holborn denken. Auch wenn es nicht zu 100 % passt, kommen mir die Zwillingsbrüder ein wenig wie das Doppel aus Lord und Captain Sharingham vor. Wäre doch die ideale Gelegenheit, einen der legendären ZDF-Weihnachts-Mehrteiler als Abenteuer umzusetzen. Dann kann man auch gleich die Originalmusik von Christian Bruhn im Abenteuer benutzen.

Josch: Ach, Anfang der 80er, als Eltern noch pädagogischen Ehrgeiz hatten und das Fernsehen die Wurzel allen Übels war. Hab ich also leider verpasst (nicht die frühen 80er, sondern Jack Holborn). Falls aber mal Graf Zahl oder die Schwarzwaldklinik veraventurisiert werden sollten („Die Schwarzeichenklinik“?), kann ich auch mitreden.

Salaza: Du Armer. Ein Glück, dass DSA kein Fernsehprogramm war. Wir durften nur keinen „amerikanischen Scheiß“ schauen – womit irgendwie auch 90 % der deutschen Sendungen gemeint waren -, aber die deutschen Kinderserien waren dann doch auf der White-List. Graf Zahl ist aber mit Sicherheit Amazeroth-Paktierer und der Zählzwang sein Dämonenmal. Was soll man bei einer Sendung mit Biestingern und chimärologischen Experimenten sonst auch erwarten?

Nox: Bevor sich meine vom Alter gebeugten Mitschreibenden noch vollkommen nostalgisch verklärt in den grausigen 80ern verlieren, schlage ich den Bogen zurück zum eigentlichen Thema: Den Meisterpersonen. Nach dem eher beliebig wirkenden Raubritter aus dem Boten # 164 (Nandurion disputierte) gefielen mir die horasischen Brüder um einiges besser, weshalb mich hier auch der weitere Werdegang der beiden interessieren würde. Ich sehe in dieser Reihe ohnehin das enorme Potenzial, zukünftig wichtige Personen, die bisher immer nur am Rande aufgetaucht sind oder noch etwas blass erscheinen, aufzubauen und näher zu beleuchten. Mit Haldur und Silem geht das in jedem Fall in die richtige Richtung.

Spielhilfe: Der Archipel der Risso

Die_fahrt_der_korisande_coverVibart: Ach, nostalgische Erinnerungen an die Fahrt der Korisande werden wach, wenn man sich die hübsche Karte des Archipels ansieht. Die beigelieferten knappen Inselbeschreibungen bieten genug an, um die Inselwelt zwischen den Kontinenten zu einem reichhaltigen Zwischenstopp werden zu lassen. Im Grunde wünschte ich, dass alle Micro-Regionalspielhilfen im Boten so hübsch und gehaltvoll garniert serviert werden würden. Im Grunde sage ich, denn: Habe ich nicht Anfang August erst an einem MPA teilgenommen, [MI zum MPA, lesen durch Markieren] in dem die Efferdkriche die (in der Spielhilfe nicht mal erwähnte) Grotte der Allymo okkupiert und somit den Risso extrem miese Laune bereitet hat, so dass eigentlich nun im Archipel der Froschlaich am Dampfen ist [MI Ende] (Nandurion berichtete)? Sofern natürlich die offizielle Redaktion den Plotstrang so absegnet. Wenn, dann hieße das aber, dass die Botenspielhilfe bereits bei Veröffentlichung veraltet und überholt ist. Fazit: Scheiß Metaplot.

Josch: Ein jeder kennt das: Da hat man schon mal Einfluss auf die aventurische Geschichte, und dann ist die aktuelle Botenspielhilfe veraltet. Ein hartes Brot. Aber jetzt zur Sache (Schätzchen!). Es ist für mich unmöglich, beim Archipel der Risso nicht nostalgisch verklärt aus der Wäsche zu gucken, denn hier werden Erinnerungen an eine der Gründungskampagnen von DSA und meiner eigenen DSA-Karriere wach. (Was spräche eigentlich dagegen, diesen alten Knochen noch mal neu aufzulegen? Nach DSA5-Regeln? Oder eine Art „Rückkehr zur Insel der Risso“-Abenteuer zu veröffentlichen, ähnlich wie bei Rückkehr zum Schwarzen Keiler? Fühlt sich da nicht jemand berufen?). Insgesamt ein hilfreiches Update für einen tollen Flecken Dere, der immer mal wieder noch eine Reise wert ist. Toll finde ich vor allem die Möglichkeit, Helden vom Archipel ins Abenteuerleben zu führen. Denn seit der Besiedlung durch Menschen hat sich hier eine kleine, geschlossene Gesellschaft gebildet, und für die dort Geborenen ist schon Brabak ein fernes Land und Gegenstand der Fantasie. Sprich: Eigentlich der perfekte Hintergrund für Helden von Neuspielern, die Aventurien wie ihre Spielercharaktere erkundigen. Mein persönliches Highlight in diesem Boten. Auch immer wieder schön zu sehen, dass selbst ein Mikrokosmos dieser Art genug Stoff für ganze Abenteuerkampagnen bietet. Dies sei der ganzen „Aventurien ist zu klein und ich will Klimazonen, die mit meinem Diercke-Weltatlas zu erklären sind“-Fraktion ins Gesicht geworfen. In meinem Garten kann ich die ganze Schönheit der Welt entdecken, Bidjes!

Die_Insel_der_RissoSalaza: Ja, eine sehr schöne Spielhilfe. Wolke hat unsere Gruppe dort als Spielleiterin ertragen müssen und ist heute noch traumatisiert – wir hatten aber sehr viel Spaß mit Haiangeln und Al’Anfaner klatschen. Auch wenn uns bis heute nicht so richtig klar ist, was die Inseele denn nun wirklich sein soll. Gespielt haben wir die Tetralogie zwar erst vor ein paar Jahren, was dazu führte, dass wir uns am Ende eine Ab-Vrak-Prämie verdienen wollten, das Archipel hat uns aber auch ohne große Anpassungen sehr viel Spaß beim Inselerkunden geboten. Und in der Tat halte ich die gegebenen Infos der Spielhilfe im Boten für eine sehr gute Basis, um hier ein eigenes Setting aufzuziehen. Den Meta-Plot kann man ja zur Not auch mal ignorieren oder zeitlich verschieben. Wenn ich etwas zu meckern habe – das passiert dann aber schon auf hohem Niwo – dann sind es der immer noch schwammige Aufzug der Inseele, die sich mir so für den konkreten Einsatz im Spiel entzieht und die letzte Mysteria et Arcana, die von unerforschten Ruinen unbekannter Herkunft auf einer nicht genauer bezeichneten Insel erzählt. Das ist so allgemein und nichtssagend und gegenüber den im Absatz davor erwähnten Ruinen auch in gewissem Maße redundant, dass der Eintrag gerne durch etwas Konkreteres und Kreativeres hätte ersetzt werden können.

Nox: Boron hilf und lass uns die unsägliche Inseele – die Uroma der Mudda aller schlechten Wortwitze – möglichst bald vergessen. Deshalb werde ich nun auch nur kurz Christian Bender verfluchen, der dieses schändliche Relikt längst zu vergessender Wesenheiten zurückgeholt hat, und mich ansonsten kurz fassen, nachdem der Greisenkreis schon recht viele Worte zu den Inselchen verloren hat: gutes Ding. An Salaza: Mich wundert ein bisschen, dass dieses Archipel nicht zur Tabuzone erklärt und die Mannschaft der Korisande nicht geschlossen zu den Noioniten verfrachtet wurde, nachdem wir mit denen fertig waren.

Salaza: Nachdem mein Plan der utulischen Übernahme Al’Anfas von der Redaktion nicht akzeptiert wurde und stattdessen dieser Südkontinent *gefunden* wurde, wundert mich da gar nichts mehr.

Aventurien-LARP: Mit Mantel, Hut und Zauberstab

Vibart: Die Serie macht sich. Immerhin geht’s jetzt tatsächlich mal um LARP, auch wenn ein Horasiat-Ambiente-Con sicherlich nicht die typischste Form des DSA-LARPs ist. Aber immerhin, es ist tatsächlich zum Con-Cosplay-Bericht des letzten Boten eine massive Steigerung. Und auch Mháire Stritters Rahjageweihte … wurde sicherlich nicht nur aus optischen Gründen ausgewählt, sondern auch weil Mháire allemal interessantere Einblicke Interviews gibt als Hans, der Spaltlederrüstungskrieger von nebenan. Und wenn im nächsten Boten dann auch noch ein „ganz normaler“ DSA-Larper seine Rolle vorstellen darf, dann gebe ich sogar noch die Meinung auf, die Serie sei eher ein Poesiealbum der larpenden DSA-Szene-Prominenz. Versprochen.

Josch: Da bin ich befangen. Mháire macht auf jeden Fall auch hier eine gute Figur. Aber LARP wird mich wohl auch dann nicht interessieren, wenn hier der Papst persönlich im Kettenhund rockt. Da kann aber ausnahmsweise mal weder der Bote noch das Briefspiel noch die Redax noch DSA5 etwas dafür. Dafür bin ich wohl einfach nur zu spießnerdig. Ich freue mich aber für alle, die sich daran erfreuen können.

Vibart: Meintest du „Kettenhemd?“ Ganz ekliges Kopfkino gerade …

Josch: Typischer Autocorrect-Fail, den ich hier aber aufgrund seiner inneren Georg-Trakl-Gedächtnis-Poesie einfach mal stehen lasse.

Salaza: Dem ist nichts hinzuzufügen. Ok. Doch, eine Sache. Die bitte mit Humor zu nehmen ist, denn ich mag Larper. Ehrlich. Einige meiner besten Freunde sind Larper. Und Vibart. Und sähe ich eine Orkpatroullie auf der Straße, ich würde auch für die bremsen. Denn auch der Ork ist ein denkendes Wesen. Aber gut. Folgendes, völlig neutrale und von keinerlei Vorurteilen geprägte Lied ist nur für euch. Naja, streng genommen nicht für euch, sondern für die Darsteller auf Mittelalter-Märkten, aber der Unterschied ist ja aus Sicht des Außenstehenden eher marginal.

Nox: Dem wiederum ist von meiner Seite nichts hinzuzufügen. Alles Pack!

Aventurisches Liedgut

Josch: Oh ja, Aventurisierungen von Gedichten und Liedern, das hab ich immer so geliebt. Erinnerungen an ausufernden Pötendilletantismus zu unseligen Alveran-Zeiten werden wach, deren schlimmsten Exzess ich hier nochmal anhand eines Beispiels Revue passieren lasse, eitler Sack, der ich bin. *Räusper*:

Fran-Horas (In Thomas Quashoff-Manier zu singen)

Die Praiosstund’ zog näher heran
in stummer Ruh lag Bosparan.
Nur oben in des Horas’ Schloss, 
da flackert’s, da lärmt des Kaisers Tross. 
Dort oben, in dem Horassaal, 
Fran Horas hielt sein Königsmahl. 
Die Honoratoren in schimmernden Reih’n, 
die leeren die Becher mit funkelndem Wein.
Es klirren die Becher, es jauchzen die Knecht, 
So klang es dem düsteren Horas’ recht. 
Des Horas’ Wangen leuchten Glut, 
im Wein erwuchs ihm kecker Mut. 
Und blindlings reißt der Mut ihn fort; 
Und er lästert die Götter mit sündigem Wort. 
Und er brüstet sich frech, und er lästert wild, 
Die Anhängerschar ihm Beifall brüllt. 
Der Horas rief mit stolzem Blick, 
der Diener eilt und kehrt zurück. 
Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt, 
das war aus dem Tempel in Gareth geraubt. 
Und der Horas ergriff mit Frevlerhand
einen heiligen Becher, gefüllt bis zum Rand. 
Und er leert ihn hastig bis auf den Grund, 
und rufet laut mit schäumendem Mund: 
„Brajanos, Dich mach ich mir Untertan, 
ich bin der Horas von Bosparan!“
Doch kaum das grause Wort erklang, 
dem Horas ward’s heimlich im Busen bang. 
Das gellende Lachen verstummte zumal, 
es wurde leichenstill im Saal. 
Und sieh! Und Sieh! An weißer Wand, 
da kam’s hervor wie Menschenhand: 
Und schrieb, und schrieb an weißer Wand, 
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand. 
Der Horas stieren Blicks da saß, 
mit schlotternden Knien und totenblass.
Die Honoratoren sind kalt und durchgraut, 
und sitzen gar still, und geben nicht Laut. 
Die Magier kamen, doch keiner verstand. 
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand. 
Fran-Horas ward aber in selber Nacht, 
von finsteren Mächten umgebracht.
 

Ansonsten: Ein angenehmer kurzer und angenehm kurzer Artikel von Judith (Vogt?). Und mir gefällt die aventurische Variante von Scarborough Fair inhaltlich auch besser als das Original.

Salaza: Ich möchte das Lied dann gerne demnächst von Seemond und Karfunkel uraufgeführt sehen, Herr Kapellmeister Josch. Die Liedbeilage des Boten kommt aber zum perfekten Zeitpunkt, da mein Druide gerade die Musik als Hobby entdeckt hat, um damit seinen Mitmenschen auf die Nerven eine Freude zu machen. Und mir macht das Live-Singen am Spieltisch ebenfalls eine große Freude, auch wenn meine Mitspieler dann immer so seltsam schauen. Also Daumen hoch dafür. Meine Runde wird es überleben. Hoffe ich.

Diverses zum Briefspiel

Aventurien Briefspiel LogoJosch: Ach, früher, als der Bote noch die verhasste Adelsgazette war, da hatte man mit dem Briefspiel noch einen Schuldigen für alles, was irgendwie nicht so knorke war und alles war daher doch schon irgendwie gut oder zumindest erträglich. Und jetzt? Ist der Bote fast immer gut und besser, also könnte man auch mal das Briefspiel mit Milde betrachten. Also tue ich das mal und spreche ihm den Status einer schönen, altehrwürdigen und bewahrenswerten Tradition zu. Falls der Bote aber mal wieder einen auf GALA macht, weiß ich, wohin ich böse blicken muss.

Vibart: Zustimmung, Meister. Lasst uns mal die vielgeschundenen Briefspieler aus der Diaspora holen, und ihnen sagen, dass sie DSA durchaus weiterentwickelt haben. Der Artikel gibt schöne Einblicke in die Mechanismen des Briefspiels. Zwei Anmerkungen seien mir jedoch gestattet:

  1. Richtig cool und traditionell wäre das Briefspiel, wenn ihr noch immer mit handgeschriebenen Briefen und Klebemarken hantieren würdet. Dann würde sogar ich aus Retrocharme-Gründen einsteigen.
  2. Bitte keine Rückentwicklung zum alten Personenlisten-Boten. „Erträglich“ ist eine äußerst individuelle Empfindung.

Salaza: Als Philatelist [Edit: *hust* mit Dank an Andreas :)] (oder klingt Briefmarkensammler cooler? Hm. Ne. Beides uncool. Na egal, da muss ich jetzt durch…) bin ich natürlich eigentlich die perfekte Briefspiel-Zielgruppe. Aber da der Name heutzutage ja der totale Etikettenschwindel ist, habe ich von einer Teilnahme bisher abgesehen. Dennoch muss ich mich hier mal outen als jemand, der zwar kein Briefspiel betreibt, aber doch dessen Ergebnisse nutzt. So existieren in meiner Favoritenleiste tatsächlich auch Wikis neben DEM Wiki und ich bin den Regional-Wikis und ihren Autoren sehr dankbar, wenn sie die Seiten auch Außenstehenden zugänglich machen. Gleiches gilt auch für den Spielleiter meiner Königsmacher-Gruppe, der für die Aarenstein-Kampagne neben dem Liebfelder-Wiki auch einige Bosparanische Blätter zur Vorbereitung nutzen konnte, die es ohne Briefspiel nicht gegeben hätte.

Nox: Und das gilt auch für mich. Was ärgere ich mich, wenn ich genau weiß, dass diese verdammten Briefspieler (auch alles Pack!) eine Karte oder Liste zu bestimmten, gewünschten Informationen besitzen, diese aber nicht oder nicht mehr verfügbar ist. Von daher ist es vielleicht eine Art von Hassliebe: man kann zwar gut ohne, will aber irgendwie doch nicht, weil es manchmal so furchtbar praktisch ist. Für viele ist in dieser „Spielhilfe“ sicher nichts Neues zu lesen, aber ihre Daseinsberechtigung als Blick über den Tellerrand – wobei hier der Teller das klassische Tischrollenspiel ist – hat sie schon.

Die Rabenmark im Todeskampf (Spoiler in Nox‘ Kommentar)

Josch: Ein ordentlicher Überblick zum status quo, der durchaus Lust macht, da mal zu spielen. Es wäre allerdings nett gewesen, einen etwas informativeren Ausblick zu bekommen. Ich bin trotzdem einigermaßen zufrieden, denn ich mag die Rabenmark, und finde es schade, dass es dazu in all den Jahren nur so wenig Material gab. Um so mehr freue ich mich auf die angekündigte Kampagne, die alles wieder gut machen muss. Es fühle sich bitte keiner unter Druck gesetzt.

Vibart: Doch, Druck ist gut, ohne Druck bekomme ich gar nix hin. Apropos Druck: Die Schlagzeile scheint mir etwas reißerisch (doch ein wenig Gala), kommt aber wohl besser als „Die Rabenmark im ständigen Krisenmanagement.“

Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider - das Oberhaupt der Goth-Armee: Gernot von Mersingen (Bild von Tristan Deneke).

Schwarz, schwarz, schwarz sind alle seine Kleider – das Oberhaupt der Goth-Armee: Gernot von Mersingen (Bild von Tristan Denecke).

Salaza: Eine durchaus interessante Beschreibung des Settings, aber ich sehe es auch so, dass etwas mehr Ausblick schön gewesen wäre. Gut, die Auflösung der weiteren Geschichte liegt ja nicht mehr in ferner Zukunft, dennoch sehe ich auch mit der Spielhilfe keine wirklichen Ansatzpunkte für interessante Spielansätze, die die Zeit seit Entstehung der Rabenmark überbrücken würden. Ich finde es andererseits aber auch nicht schlecht, dass zumindest an dieser Front es jetzt einige Zeit nicht wirklich vorangegeangen ist. Da in den kommenden Bänden dieser Plotstrang ja verwertet werden soll, werde ich außerdem die etwas spärlichen Informationen zur konkreten Ausgestaltung im Boten überleben.

Nox: Etwas überspitzt formuliert, lässt sich die Spielhilfe zur Rabenmark auch trotz der Spoilerwarnung zu Träume von Tod gefahrlos lesen, denn so wirklich viel steht dazu gar nicht drin. Zumindest war nicht klar ersichtlich, was nun vor, während oder nach Träume von Tod geschieht. Allenfalls das Ende von Korobar, das in einem Nebensatz behandelt wird, kommt etwas überraschend. Dahingehend hätte ich mir entweder mehr Informationen gewünscht oder aber den obligatorischen Satz, dass diese Meisterperson in zukünftigen Publikationen nicht mehr aufgegriffen wird. Jedenfalls scheint sein endgültiges Ableben noch vor dem Abenteuer stattzufinden. Als Zusammenfassung, was in der Region zwischenzeitlich geschehen ist, geht die Spielhilfe aber in Ordnung.

Peraines Gaben, Teil V

Josch: Diese Reihe fasziniert mich irgendwie. Und noch mehr fasziniert mich meine Faszination, weil das alles so ein unfassbar hemmungsloses, hartwurstiges Kleinklein ist. Diese Episode fällt allerdings vollkommen aus dem Rahmen, denn die vorgelegte Pflanzenbeschreibung scheint diesmal nur Vorwand für eine kryptische Erzählung, die von verstörenden Ereignissen im Farindelwald berichtet, zu denen es dann einige vage Andeutungen zur Umsetzung als Abenteuer gibt. Wenn man so will, die Paul-Auster-Variante einer Spielhilfe, nach allen Regeln der Kunst dekonstruiert. Ich zöge meinen Hut, wüsste ich noch, wer ich bin. Halb Hochlicht, halb Irrlicht.

Salaza: Dr. Lebenstein, nehme ich an? In der Tat, die Pflanze als solche ist doch etwas sehr im Hintergrund. Die dargestellte Geschichte finde ich dabei gar nicht schlecht, den Abenteueraufhänger okay. Dennoch, so richtig haut mich das Teil nicht vom Hoecker. Ist ein aufdringlicher Feenprinz, der einer Nymphe nachstellt, eigentlich nymphoman?

Josch: Lautenschläger, Sie sind draußen.

Salaza: Wieso das denn? (*Salaza hat den Disput verlassen*)

Nox: Also so schlimm war es nun auch nicht, Salaza! Obwohl: Leider wird die sonst so stimmungsvolle Pflanzenreihe hier zu einer kruden Kurzgeschichte, in der das eigentliche Thema – die Pflanze – in den Hintergrund gedrängt wird. Auch wenn ich mich hiermit wieder einmal als alte Miesmuschel zu erkennen geben muss: die bisherigen Reiseberichte haben mir besser gefallen.

Vibart: Irgendwie war die Botanikstunde diesmal etwas schwurbelig. An sich ist die Reihe aber großes Kino. Bitte nächstes mal an alte Höhepunkte anknüpfen.

Von Luola-Malerei und thorwalschen Hautbildern

Josch: Nette Oldschool-Anspielung auf die alte Thorwalbox und perfekt für den Boten geeignet, das Thema. Und irgendwo wird jetzt bestimmt schon wieder mit missionarischem Furor ein wütender Blogartikel der Marke „DSA dreht am Rad!“ geschrieben.

*Azalas ist dem Disput beigetreten*

Hier scheiden sich die Geister: Los Geschenk an die Schöpfung oder ein Fall für das Team des thargunitotschen Tattoo-SEKs? Tätowierte thorwalsche Tätowiererin von Verena Schneider

Los‘ Geschenk an die Schöpfung oder ein Fall für das Team des thargunitothschen Tattoo-SEKs? Tätowierte thorwalsche Tätowiererin von Verena Schneider

Azalas: Dieser Axel Spohr! War ja klar, dass es da wieder Titten geben würde. Titten, Thorwaler, Tätowierer – dazu dann demnächst bitte Wege der Vereinigung als auf 666 Exemplare limitierte Ab-18-Spielhilfe. Aber mal im Ernst: Ein schöne Zusammenstellung von Informationen zum Thema, dazu ein nettes Gimmick, das gerade den Hexen unter uns etwas für ihre Kochen-im-Kupferkessel-Alchimie liefert.

Nox: Was für ein Pech, dass es Axel Spohr trotz aller Vetternwirtschaft nicht in die Kernredaxxx geschafft hat, sondern lediglich kleinere Botenartikel schreiben darf. Sonst dürften wir sicherlich auch nackte Tatsachen auf dem kommenden DSA5-Grundregelwerk bewundern. So bleibt uns immerhin eine hübsche, kleine Spielhilfe zu allerlei Körperbemalung.

Vibart: Die Körperschmuckspielhilfe ist nicht nur appetitlich serviert, sondern auch mit kleinen magischen Cocktailkirschen garniert. Und der Wutblogger muss trotzdem ran: Dieses Ganzkörperschlangen-Tattoo, das sich die Thorwalerin vorne rauf geleimt hat, das habe ich doch kürzlich schon mal bei einem Arschetypen gesehen, oder? Eventuell ist das ja so etwas wie das Archegeweih der Rohaja-Ära. Mag ja aber noch als kultige Anspielung auf eine klassische DSA-Illustration angehen. Aber ist das großflächige Stechen einer Seeschlange auf die Möppers für Thorwaler nicht ein wenig so, als ob sich ein greifenfurter Inquisitor eine purpurne Ratte auf den Allerwertesten pinseln lässt? War da nicht mal was mit Hrangar oder so?  Also ich finds irgendwie … verdächtig. Aber gut, wenn’s die Auflage steigert …

Beta-Zwischenstand, Let’s play und vieles mehr

Nox: Wie immer gibt es auch im Boten #166 einen Überblick über die Neuigkeiten rund um DSA5. Gerade für diejenigen, die nicht oder nur sehr unregelmäßig – so wie ich zuletzt – die Aktualisierungen im Internet verfolgen, kann das durchaus interessant sein. Nun sprechen mich persönlich zwar weder die DSA-Betawürfel noch das Konzept des „Let’s Play“ an, aber gerade die ikonischen Charaktere, also Carolan und Tjalva, sind gut gelungen.

Josch: Diesmal sogar neun Seiten, davon zwei zu ikonischen Charakteren, bei denen ich immer noch finde, dass sie sich gut als Archetypen eignen. Beim ganzen Pro und Contra zu DSA5 habe ich inzwischen resigniert abgeschaltet angesichts des jakobinischen Eifers vieler Kommentatoren und frage mich innerlich: Wat wollnse jetzt von mir? So kurz nach der Beta. Das kann ich nicht verstehen. Die Richtung stimmt, alles wird weniger verzwiebelt und verschwurbelt, der Rest ist mir wurscht. Ich versteh die ganze Ranterei nicht. Mit DSA4 haben die uns das mehr als 120 Monate richtig schwer gemacht, und wir haben als Spieler gekämpft bis zum Ende, und haben dann überzeugt. Ich leg mich jetzt erst mal drei Monate in die Schwarz.Eis.Tonne, und dann … seh’n wir weiter.

Azalas: Ich kenne da eine nette Hexe, der aktuell das Eis unter den Füßen zu heiß wird. Die soll Erfahrung damit haben, Leute ein wenig herunter zu kühlen. So manches Mal frage ich mich, ob DSA anders aussehen würde, wenn die Amerikaner das Internet schon früher den Aliens aus Roswell geklaut gehabt hätten. Aber egal, ich finde die grundsätzliche Stoßrichtung auch gut und denke, dass die Macken, die auf besonders viel Widerspruch stoßen, eh noch ausgebügelt werden. Wenn alle Stricke reißen, spiele ich mit meinem auf Kniffel basierten Talentsystem weiter. 5W20-Proben sind per se der 3W20-Probe vorzuziehen!

Interessant finde ich allerdings die Überschrift auf Seite 26: „Was ändert sich in der Beta-Version im Vergleich zum fertigen Regelwerk?“. Vor aller Augen enthüllt sich hier eindeutig Ulisses‘ geheimer Marketing-Masterplan, der intern wohl unter dem Code-Namen eternal odyssey läuft. Direkt nach Einführung des fertigen Regelwerks (Codename: DSA Troy) wird demnach die nächste Beta-Phase steigen, die das nächste Regelwerk ergibt usw. usf. DSA als Geldscheisser! Ich wusste es doch schon immer!

Chronik und MI (Achtung, Spoiler!)

Nox: Abgesehen von dem Anschlag auf Haffax ist ja nicht besonders viel los. Irgendwo bei Brabak wird eine künftige Metropole aus dem sumpfigen Boden gestampft. Und in Elenvina ketzert ein Praiot. Das ist nun wirklich nichts Neues. Ansonsten werden hier noch einige ungewöhnliche Ereignisse erklärt, die sich aus den Abenteuern der Alveraniare ergeben. An sich ist das sehr löblich, doch gefühlt machen diese einen recht großen Teil des inneraventurischen Boten aus. Weiter schlimm ist das aber auch nicht, denn sie sind auch durchaus lesenswert, wenn man nicht dabei war. [Memo an mich selbst: Man muss nur schnell genug positive wie negative Argumente abwechseln, um den Leser nachhaltig zu verwirren.]

Josch: Zwar an einer spannenden Stelle mit dem etwas doofen „Das war Teil von Con-Abenteuer Knüselbla“-Hinweis, ansonsten aber hilfreich. Richtig interessant ist hier nur der Haffax-Plot, auf den wir im Teil zum Ingame Boten noch eingehen. Erstaunlicherweise sind die Ereignisse in Andergast hier nicht mal einen Kommentar wert. Geschieht ihnen recht.

Azalas: Da hatte wohl wer die Haffaxen dicke. Das Finale der Splitterdämmerung wirft seine gezackten Schatten voraus, und ich bin jetzt schon gespannt wie ein maraskanisches Rohr im Wind, wie dieser Plot zu Ende geht. Bis dahin bietet der präsentierte Hintergrund glücklicherweise genug Informationen, um selbst das Vorfeld zu bespielen.

Vibart: Ja ja, schön und gut: Aber was hat Haffax den letztendlich jetzt für einen großen Masterplan? Bombe hin, Warunker Kreis hin und her: Letztendlich hätten die Männer des 20. Juli vielleicht etwas Besseres verdient, als eine Storyvorlage für ein nerdiges Fantasy-Rollenspiel zu werden. Schwamm drüber, Geschmack gibt’s im P&P sowieso nicht.

Ingame Bote (Achtung: Spoiler!)

Aventurischer Bote Fledermaus LogoJosch: Machen wir uns nichts vor, hier gibt’s diesmal eigentlich nur ein diskussionswürdiges Thema. Operation Harpye, demnächst in 3D mit Tom Cruise. Es lebe das unheilige Tobrien. Zuviel der irdischen Anspielungen? Was kommt dann wohl als nächstes? Der Sieg der aventurischen Alliierten im 2. Derekrieg und die Teilung Tobriens samt real existierendem Borbaradianismus im Osten und dämokratischer Umerziehung im Westen? Die 1068er Revolte mit „Da da da Dajin“-Rufen? Hoffentlich nicht. Ich meine: Alles in allem sind die irdischen Anspielungen des aktuellen Haffax-Plots schon grenzwertig, mir gefällt es aber noch. Ich mag aber auch solchen Aventurisierungsquadj wie Shamahampignons und den ollen Leomar von Arabien.

Trotz Haffax soll aber auch dies noch Erwähnung finden: Der Andergaster König ist tot! Meiner Ansicht nach kam die ganze Idee mit dem horasischen Sprössling auf dem Steineichenthron nie so richtig aus’m Quark, von daher ist es gut, dass der Knilch jetzt ohne Erben in die ewigen Holzgründe eingekehrt ist und endlich wieder Wendolyns Geschmeiß an die Macht kommt. Vielleicht essen nach einigen Jahren erfolgreichen horasischen Kulturimperialismus‘ inzwischen zwei Leute mehr am Hof mit Löffel und Messer, die Hälfte der Andergaster heiratet aber vermutlich immer noch die eigene Schwester und der kulturelle Aufschwung ist insgesamt genauso ausgeblieben wie irgendwelche sinnvollen Plotimpulse. Genau wie die uninspirierte Ausrottung all dessen, was einst Nostria auszeichnete, hat sich auch der Ansatz „C-Promi-Horatte auf Provinzthron“ somit als ziemlicher Schmonz herausgestellt und wird hier zurecht auf dem Müll der aventurischen Geschichte entsorgt. Highlight Nr. 2. Jetzt ist es an der Zeit, sich auf alte Tugenden zu besinnen. Das heißt konkret: 1. Krieg! 2. Kasparbald reanimieren! 3. Nostragast zu neuer Herrlichkeit führen! (P.S. Kann es sein, dass im Artikel beim Jahr der Unabhängigkeit einige Jahre unterschlagen wurden?)

Azalas: Ich erwarte auch von Chromatrix das neue Spiel „Rückkehr zur Feste Talbruck“, wo man am Ende Haffax in einer verbesserten Rüstung mit dämonisch animierten Auto-Repetierarmbrüsten entgegen tritt. Aber wenn man fair ist, muss man anerkennen, dass irdische Anleihen schon immer zu DSA dazu gehörten. Der Intrigenplot selbst scheint mir durchaus vielversprechend zu sein. Das größere Problem, das ich eigentlich schon seit der G7 sehe, besteht darin, eine kreative Agenda für Haffax zu finden, damit dieser Charakter eine würdige finale (?) Darstellung in der Splitterdämmerung erfährt. Anprangern muss ich (Muss ich? Ja, ich muss.) die Angabe des Explosionsgeräuschs beim Anschlag im Ingame-Text. Der IGNISPHAERO ist keine Explosion, er erzeugt keine Druckwelle, da darf es auch keinen lauten Knall geben. Ein entsprechender Hinweis würde mich als Spieler deswegen auch erst einmal auf eine falsche Fährte locken.

Ansonsten: Premer Feuer-Knappheit finde ich witzig, Fußball-WM-Anspielungen stehen in guter Tradition, und bei der Kooperation Brabak-Horasreich will ich den ersten Geweihten sehen, der ein Dokument zur Nagracher Schiffswerft in die Hände bekommt (Nebenbei: gibt es in Nagra schon einen Firun-Tempel?). Dass die Nachricht vom Tod des Andergaster Königs so lange bis zum Bekanntwerden gebraucht hat, finde ich ungemein passend. Dass dort nun wieder ein Herrscher mit Eicheln in der Hose auf dem Thron sitzt, auch. Fehlt nur noch eine Strafaktion gegen diese Salzarelen, die natürlich mit Sicherheit hinter dem Tod unseres geliebten Königs stecken. Und natürlich auch hinter der fehlerhaften Datumsangabe. Immerhin sind wir eins der ältesten unabhängigen Reiche des Kontinents! Und dass wir in Andergast unsere Schwestern heiraten, ist ein übles Gerücht. Wenigstens masturbieren wir nicht mit untoten Fischkadavern! Dennoch, der Tod des Südländers auf dem Thron zeigt eins: Allmählich stinkt das Horasreich doch ganz schön ab. Toter König in Andergast, Abhängigkeit von dämonenanbetenden Sumpfbewohnern aus Brabak bei den Uthuria-Fahrten, und dann bleibt dem Horas auch nichts anderes übrig, als seiner mittelreichischen Kollegin die Hochzeitsthematik nachzumachen. Tststs. Sic transit gloria mundi.

Nox: Schon auf der RatCon 2014 wurden Teile des Boten verteilt, die vom Ableben unseres liebsten Kriegstreibers kündeten. Doch so wirklich glauben wollte daran niemand. Zu oft schon war ein Bösewicht tot, nur um den Helden bei nächster Gelegenheit – ätschibätsch – die Nase zu zeigen und noch mächtiger und viel böser wiederzukehren. Galotta hat es vorgemacht, Liscom perfektioniert. Und bei Dimiona oder Glorana wirkte es fast ein bisschen gezwungen.* Man darf nun wirklich gespannt sein, wie das Ende von Haffax ausschauen wird. Der Bote liefert dazu drei stimmungsvolle Artikel, die den Helden einige Rätsel aufgeben dürften. Ein bisschen verständnislos hinterlässt mich der „Ärger in Alt-Gareth“, zu dem man vielleicht besser die zugehörige Kurzgeschichten-Anthologie Schattenlichter lesen sollte. Berg bergberg „Berg“-bergberg berg bergberg bergbergbergbergberg. (Übers.: Es gibt außerdem einen etwas „Berg“-lastigen Artikel zur Familie vom Berg.) Mein Highlight des Boten ist – obwohl mir Fußball für gewöhnlich am Arsch bei Al’Anfa sonstwo vorbeigeht – der Artikel vom bissigen Lucio, während die von den horaskaiserlichen Kolonialisierungsbemühungen eher so ein bisschen dahinplätscherten. Alles in allem hielt sich der Lesespaß von Ingame- und Outgame-Teil in etwa die Waage.

*Dieser Satz könnte Spuren von Nüssen und Untertreibungen enthalten.

Fazit

Xeledon_SVG_BoteneuleJosch: *Gähn* Schon wieder ein lesenswerter Bote. Wie langweilig. Ich gestehe auch sofort zu, dass mit der Dauerlobhudelei mein letzter Rest an Nerd-Credibility zum Namenlosen geht. Daher leite ich zur Ehrenretttung sofort diese verzweifelte Gegenmaßnahme ein: DSA ist doof, Ulisses der Satan, die 3W20-Probe mögen nur Vollspacken, und das beste Rollenspiel der Welt ist ein Indie-Produkt mit unaussprechlichem Namen und kabbalistischem Zufallsverfahren, an dessen Entwicklung ich seit sieben Jahren beteiligt bin. Nuff said.

Azalas: Ich stimme zu – wieder ein guter Bote. Mein persönliches Highlight ist diesmal das Archipel der Risso. Dabei finde ich nicht alle Artikel super spannend, aber das Ganze soll ja auch eine gute Mischung für alle sein, und das hat diese Ausgabe auf jeden Fall erreicht. Ein klitzeleiner Wermutstropfen, oh grüne Fee: Die Freunde der derischen Gebiete jenseits von Aventurien müssen sich diesmal mit – wenn auch guten – Spielhilfen zum aventurisch-uthurischen Zwischenbereich zufrieden geben. Mehr Artikel zu Myranor/Riesland/Tharun fände ich durchaus wünschenswert.

Nox: Aufgrund des Fehlens der von Nandurion so vielgelobten DSA5-Collage kann ich hier leider keine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Auch erscheint er mir im Vergleich zu den letzten Ausgaben etwas schwächer, weil es für mich bis auf die humorige WM-Anspielung kein echtes Highlight gab. Allerdings gibt es auch kaum etwas zu meckern. Von daher: solider Bote.

Vibart: Lesenswert schon, ein Glanzbote war es diesmal aber nicht. Insgesamt kann das Bündel mal wieder gefallen, letztendlich habe ich alter Nörgelmeier in jeder Suppe ein Haar gefunden. Selbst schuld, dennoch: Für 3,50 € das beste Stück DSA, wo es gibt. (Diesen Satz habe ich Josch zuliebe doch noch bringen müssen.)

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18 Antworten zu Aventurischer Bote #166

  1. Pingback: Tsatagswoche: Disput zum Aventurischen Boten #166 | Nandurion

  2. Nicole sagt:

    Das Ende von Korobar (das in einem Nebensatz im Boten behandelt wird) ist übrigens nur ein Verweis auf „Auf gemeinsamen Pfaden“ S. 43, wo dies kurz angerissen wird.

    Liebe Grüße

    Nicole

    • Nox sagt:

      Ah! Das muss ich überlesen oder vergessen haben.

      Aber zum einen steht da nicht viel mehr als im Boten und zum anderen ist da von Spezialisten die Rede, die ihn ausschalten sollen, aber nicht von seinem Ende – auch wenn man das natürlich so interpretieren kann.

      Ich hätte einfach gerne ein bisschen mehr Informationen zu seinem Tod gehabt. Aber ich bin da natürlich auch nur Sklave meiner Wünsche…

  3. Christian Bender sagt:

    @Nox:
    Ja, verfluche mich nur! Aber nimm den Spohr gleich mit! 😉 -> Hätte der die Inseele nicht in „An fremden Gestaden“ wieder reingeschrieben, hätte ich kein Zeichen an sie verschwendet! Glaub‘ mir …

  4. Arduinna sagt:

    Ich hab meinen Namen gehört? Ja, äh, das mit den Liedern, das war dann wohl ich. Für mehr Futter, wenn Herr H. aus D. demnächst wieder Musical-Abenteuer an lauen RatCon-Abenden anbietet. 😉

    • Curima sagt:

      Ah, gut zu wissen – im Boten ist nämlich nirgendwo das „Vogt“ zur Judith zu finden *g*. Mir haben die Liedtexte übrigens auch gut gefallen. Allerdings würde ich im Zweifelsfall höchstens die Melodie vom König von Thule verwenden, weil das das recht unbekannt ist. Scarborough Fair ist so bekannt, dass dann jeder Assoziationen zum Original hat, was dann meiner Meinung nach leicht schiefgehen kann und die Zuhörer eher aus der Szene reißt als alles andere. (Und der Gesang müsste sich dann mit dem von Art & Garfunkel messen, und wer will sich damit anlegen?)

  5. Wieder ein sehr unterhaltsamer Disput, wenn auch Salaza wegen des „Phiatelist“ schon früher hätte rausfliegen sollen… 😉

  6. Man'O'War sagt:

    Schwarzeichenklinik ? Das muss natürlich Steineinchenwaldsanatorium heißen 🙂

  7. Siebenstreich sagt:

    zu dem Archipel:

    ich fand es eher interessant zu sehen, dass ich da wirklich Leute niedergelassen haben und scheinbar auch schon Kinder bekommen haben, die aufgewachsen sind, ohne je aventurischen Boden zu betreten. Das letzte Mal, als meine Gruppe dort war, gab es nur kriegerische Eingeborene, Piraten und einen wütenden Efferd – also nicht wirklich der beste Ort, um eine Familie zu gründen

    zu den Tätowierungen:

    Seeschlangen haben halt bei den Thorwalern schon immer ne Sonderstellung gehabt – wie sonst erklärt man sich, dass sie Drachenboote fahren? Rastullah hilf, denn ich bin verwirrt.^^

    zu „Letztendlich hätten die Männer des 20. Juli vielleicht etwas Besseres verdient, als eine Storyvorlage für ein nerdiges Fantasy-Rollenspiel zu werden.“

    Kann ich nur zustimmen.

  8. FRAZ sagt:

    Das hat doch mal wieder Spaß gemacht. Vielen Dank dafür!

    Die „Braut“ auf dem Cover ist vermutlich die Tränenlose. So würde ich zumindest einen Wink des Richters auf der RatCon deuten.

    Zu Korobars Ende war offenbar ein Abenteuer angedacht. Gemäß „Auf gemeinsamen Pfaden“ haben die Golgariten nämlich „Spezialisten“ entsandt, um den Finstermöb auszuschalten. Aber dass der untote Nekromant von der Bildfläche verschwunden ist, muss ja nix heißen. Vielleicht ist er jetzt einfach ein (Achtung Wortwitz!) Verlorener.

  9. Sindajin sagt:

    Bei diesem Boten fand ich den aventurischen Teil, der für mich immer noch das wichtigste am Boten ist, ungewöhnlich schwach. Vielen Artikeln, insbesondere aus den Nordmarken, fehlte es an Relevanz für eine gesamtaventurische, zweimonatliche Gazette. Die Artikel aus „dunklen Zeitungen“ aus Schwarztobrien oder Andergast fand ich diesmal zu plump aufgesetzt. An der Fußball-Parodie konnte ich nichts witziges finden und die horasische Hochzeits-Ankündigung weckt schlimme Befürchtungen, dass sich die ganze Regenbogen-Berichterstattung von der Rohaja-Heirat noch einmal wiederholen soll.

    Außerordentlich gehaltvoll dagegen der DSA5-Teil: Die DSA-Redaktion erklärt wie sie E-Mails bearbeitet („Natürlich wird jede E-Mail auch ausgedruckt…“). Hoffentlich erfahren wir nächstes Mal mehr über das Lochen und Abheften!

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