Von Hannah Möllmann für den Nandurion-Adventskalender
Ich hoffe, ihr habt die bisherigen Adventstage fleißig damit verbracht, Dörfer zu zeichnen, denn nun folgt Tutorial Nummer Zwo. Und was bietet sich mehr an, als nach dem ollen Kaminrutscher seinem sympathischen grünen Gegenspieler eine Behausung zu zeichnen? Richtig erkannt, der Grinch ist an der Reihe.
Aber natürlich ist UNSER grünbepelzter Freund niemand, der nur ein einsames Dorf um sein Weihnachtsfest bringt, nein, dieser Grinch ist eine gezielt operierende Ein-Mann-Organisation, die jede Woche mindestens einen Sabotageakt auf das Dorf des Weihnachtsmanns verübt und auf der ganzen Welt kleine Kinder mit großen blauen Augen und goldenen Löckchen um ihren wohlverdienten Weihnachtskonsum bringen möchte. Und als solcher braucht er natürliche eine adäquat ausgestattete Basis inklusive Versuchslabor und Ausguck. Und welche Wohnform bevorzugt ein anständiger Bösewicht? Natürlich: eine Höhle!
Ähnlich wie beim Zeichnen eines Dorfes gibt es auch bei den so genannten Dungeons eine gewisse Liste an Punkten, über die man sich gründlich Gedanken machen sollte, bevor man den ersten Strich setzt. Los geht’s:
Hausherren und Ungeziefer – Wer bewohnt denn eigentlich dauerhaft die geplante Struktur? Wo schlafen, wohnen, essen, experimentieren und opfern diese Bewohner? Fiese Monsterspinnen haben hier natürlich ganz andere Ansprüche als der krankhaft reinliche Magier (schon mal durch einen von einem Erzdschinn geschaffenen Abfall/Abortschacht entkommen?)
Ich will hier raus! – Ganz ehrlich, jeder Schurke braucht einen geheimen Fluchtweg. Kriminelle Genies sind paranoid. Überlegt euch, wie viele Ausgänge euer Dungeon haben sollte und wo sie sinnigerweise anfangen, hinführen und enden.
Baumeister – Wer hat die Räumlichkeiten geschaffen? Natürliche Höhlen sehen anders aus als Minenschächte. Tempel aus dem Zeitalter der Vielbeinigen unterscheiden sich von Echsenpyramiden.
Wie sieht es also mit der Wohnstatt des Grinches aus?
- Der Grinch bewohnt gemeinsam mit seinem mit Rentiergeweih versehenen Hund ein kleines Höhlensystem in einem Berg ganz in der Nähe des Weihnachtsdorfes. Die Höhle ist natürlichen Ursprungs, weil der Grinch Besseres zu tun hat, als Baukunst und Steinmetz zu steigern.
- Hinter einigen Windungen liegt der Wohn- & Schlafbereich des Grinches:
- Von dort aus führt unter einer Luke eine steile Treppe zur „Schatzkammer“, in der die spannendsten Geschenke und die schillerndsten Dekorationen lagern, die er gestohlen hat. Denn seien wir ehrlich, er mag den ganzen Weihnachtskram in seinem tiefsten Inneren doch.
- Ein Gang führt in seine Experimentierkammer, in der er seine Missionen plant und sich schicke Gadgets für seine Überfälle zusammenbastelt. Von hier führt auch ein verborgener Tunnel auf die Rückseite des Berges.
- Nahe der Schlafstätte führt ein weiterer Gang in eine sehr hohe Tropfsteinhöhle, deren Decke man mittels eines Aufzugs erreichen kann. Auf einer Plattform ist hier ein Fernrohr zu finden, das durch die Bergwand ragt und mit dessen Hilfe der Grinch das Treiben im Weihnachtsdorf beobachten kann.
Zunächst erneut eine konfuse Skizze inklusive unkenntlich gemachter Lösungen einiger Nandurion-Anagramme. Wieder kann ich nur darauf hinweisen: Die Skizzen sind im ständigen Wechsel mit der konkreten Beschreibung der Höhle entstanden. Die Idee für den Teleskop-Ausguck ist mir zum Beispiel erst beim Zeichnen gekommen.
Anhand dieser groben Überlegungen ist gut zu sehen, dass man sich über eine weitere Sache Gedanken machen muss:
Eine Sache der Perspektive – unterirdische Heiligtümer, Magiertürme, Raumschiffe und andere im Rollenspiel ähnlich häufig frequentierten Räumlichkeiten unterscheiden sich häufig in einem entscheidenden Punkt von Dörfern, Städten und Regionalkarten: Sie haben eine deutlich ausgeprägte dritte Dimension — verflucht sei sie! Beim besagten Magierturm lässt sich das ganze recht leicht durch die nebeneinander angeordneten Darstellungen der einzelnen Stockwerke lösen. Bei manchen Strukturen, wie zum Beispiel Zwergenbingen oder Türmen von ärmlichen Magiern (die können sich nur einen Raum pro Stockwerk leisten), kann man auch einen Schnitt wagen.
Aber natürlich kann man sich auch an einer dreidimensionalen Darstellung versuchen. Diese Möglichkeit bietet sich an, wenn sich das Dungeon ungleichmäßig und mit einem starken Mangel an rechten Winkel in die Dimensionen ausbreitet. Allerdings sollte man sich an dieser Stelle überlegen, ob die Komplexität des entworfenen Dungeons unbedingt nötig ist und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen, um einen am Spieltisch brauchbaren Plan zu ermöglichen.
Dennoch — auch weil die Höhle des Grinchs nicht unbedingt riesig ist — habe ich einmal versucht, auch diese Methode abzubilden:
Es ist, denke ich, klar ersichtlich, dass die Kombination der beiden oberen Darstellungsmethoden zwar nicht so plastisch und lebendig wirkt die die dreidimensionale Höhle unten, aber wesentlich schneller anzufertigen ist, weil sie einfach nicht über so viele Details verfügt und man sich keine Gedanken über Winkel, Perspektive und den ganzen Schmonz machen muss.
Außerdem sollte jeder Rollenspieler im Spiel selbst ja eigentlich in der Lage sein, einen Lageplan — egal über welchen Detailgrad er verfügt — im Kopfkino zum Leben zu erwecken. Ansonsten sollte er sich vielleicht Gedanken über die Wahl seines Hobbies machen. 😛
Ich kann — genau wie beim Dorf — nur empfehlen, ein paar Schatten zu setzen. Sich an dieser Stelle über angebrachte Fackeln, Öllampen, deren Lichtkegel und Schattenwurf Gedanken zu machen, wäre sicherlich übertrieben. Es reicht völlig aus, wenn die Ränder der Räume etwas dunkler sind und sich rund um die Gegenstände ebenfalls ein Schattenkranz befindet.
Außerdem ist es zur besseren Unterscheidung von umgebendem Gestein und begehbaren Gängen gerade bei umfangreichen und verwinkelten Gängen und Räumen sehr hilfreich, den Fels etwas dunkler zu gestalten.
Bei der farblichen Gestaltung (die nun wirklich das Alleroptionalste bei einer Karte ist) …
… habe ich mich dann doch sehr zurückgehalten, damit ihr die Karte vielleicht noch einmal für eines eurer eigenen Abenteuer recyceln könnt.
Denn eigentlich kann man sie doch auch wunderprächtig für das x-beliebige geheime Versteck eines NPCs verwenden. Dann lagern in der Schatzkammer eben keine Spielzeuge und Christbaumkugeln, sondern unheilvolle Paraphernalia, geheime Dokumente und Truhen voller Edelsteine, die Werkstatt ist ein alchimistisches Labor und das Fernrohr ein ausgewachsenes Teleskop, mit dem man überprüfen kann, ob die Sterne gerade günstig für unheilvolle Rituale stehen.
Ich wünsche euch weiterhin eine schöne Adventszeit. Zeichnet brav, sonst klaut der Grinch eure Geschenke!
Hannah
Wie schon die erste Karte: eine kleine Perle 🙂
Liebe Hannah,
vielen Dank für ein weiteres gutes und sehr hilfreiches Tutorial. Habe ich schon erwähnt, dass du unbedingt eine eigene Website brauchst, damit deine Leitfäden nicht in den Archiven verloren gehen? 🙂
LG
Verena
Als ob hier irgendwas verloren ginge! 😛
Aber wer kommt auf den Gedanken hier in 6 Monaten nach einem Kartentutorial zu suchen?
Na, wir werden diesem wunderbaren Tutorial doch auf jeden Fall einen Ehrenplatz in Simias Werkbank einrichten. Auch die anderen Weihnachtsbeiträge wie z.B. die Rezepte oder Ralfs Soundtrack werden da gesondert archiviert, damit man sie auch später schnell wiederfindet.
Die Idee mit der eigenen Website ist bis auf weiteres erstmal abgesägt. Ich glaube nicht, dass ich die Zeit habe mich da adäquat drum zu kümmern. Lieber gar keine Website als eine schlechte und unaktuelle. ; )
Aber mit Nandurion gibts ja ne schöne Seite, auf der man solche kleinen Sachen gut veröffentlichen kann. Bestimmt auch mal außerhalb eines Adventskalenders.
.oO(Morgen auf Nandurion: „Hannah Möllmann kündigt enge Zusammenarbeit mit wöchentlichen Tutorials an!“)
Aha, wenns hier steht, dann MUSS es ja stimmen. 🙂
(Hoffentlich steht das jetzt an der richtigen Stelle unter Hannahs Beitrag, wir haben das rechte Ende bereits erreicht)
Bis auf weiteres kann ja das Wiki weiterhelfen:
Hannah Möllmann.
Falls noch weitere Tutoriale folgen, auch von anderen Autoren natürlich (bspw. das von Dianah Rahfoth), dann kann man auch einen eigenen Wiki-Artikel erstellen.
Immer wieder gruselig seinen eigenen Wiki-Artikel zu lesen : D
Kannst den Artikel ja so abändern, dass er weniger gruselig wirkt – vielleicht einen Teddybären einfügen oder so. 😀
p.s.: Ich habe einmal eine Wiki-Seite erstellt, die helfen soll einen Überblick über die Inhalte auf Nandurion zu schaffen: Nandurion/Automatische Liste. Inhalte, die in dieser Liste erscheinen sollen, müssten statt einem normalen Link dann lediglich mit der Vorlage:Nandurion verlinkt werden, die eigentlich selbsterklärend sein sollte.
Wow, wie bereits das erste Zeichen-Tutorial hier ganz großes Damentennis, vielen Dank dafür! Da bekomme selbst ich Lust, meine absolute grafische Talentlosigkeit zu überwinden und mich mal an ein paar Karten zu versuchen. :o)
Schön, dass dir mein Tennis gefällt und du dich selbst mal ans Zeichnen wagen willst. Solange sich ein einziger dran versucht, hat es ja was gebracht! : P
Vorschlag : Die Kartentutorials als PDFs zum Download bereitstellen – in der Tat böte sich imho Simias Werkbank dafür an.