Sehr aufwändige und professionell gemachte Fanhörspiele zu Das Schwarze Auge gibt es seit 2013 bei Stef Z’s Hörspiele auf Youtube. Inzwischen ist der Kanal auf 1’400 Abonnent*innen angewachsen. Aktuell hat uns bei Nandurion besonders “Malachit und Matriarchin” begeistert. Das Hörspiel in mehreren Episoden spielt zur Zeit des Jel-Horas im dritten Jahrhundert vor Bosparans Fall und damit in den Dunklen Zeiten. Höchste Zeit also für ein Interview mit den Menschen hinter dem Hörspiel.
Nandurion: Für diejenigen, die euch noch nicht kennen: Stellt euch doch mal vor. Wer ist in eure Hörspielproduktion involviert? Und wieviel Zeit und Energie steckt ihr eigentlich in so eine Hörspielproduktion?
Stefanie: Der feste Kern von Stef Z’s Hörspiele besteht aus unserer fünfköpfigen Pen&Paper-Runde, die ich für meine vier Spieler, Marcel, Jessica, Marcus und Eric, meistere, sowie Nico, unserem Sound Producer. Hinzu kommt aber noch unser stetig wachsendes Sprecher-Team, das aus Freunden, engagierten Hobbysprechern und Pen&Paper-YouTube-Kollegen besteht.
Der größte Teil der Arbeit hängt aber immer noch an mir: Ich bin diejenige, die unsere P&P-Tischrunden in ein hörspieltaugliches Skript verwandelt, welches von meinen Spielern überarbeitet und ergänzt wird.
Dann wird es lektoriert und anschließend folgen die Aufnahmen, welche schließlich bei Nico für Schnitt und Sound Design landen. Da gehen vor allem bei Nico und mir schon einige Stunden pro Hörspielepisode drauf… hmm… ob da 50 Stunden Arbeit je fertiger Hörspielstunde reichen?
Nandurion: Jetzt mal jenseits der selbstproduzierten: Was sind eure Lieblingshörspiele?
Stefanie: Jetzt habt ihr uns aber erwischt… ich muss zugeben, dass ich selbst sonst eigentlich gar keine Hörspiele höre. Mal gelegentlich — aber auch erst, seit wir selbst produzieren und eher um sich Anregungen für die eigene Produktion zu holen. Bei den anderen ist das leider genau dasselbe, wobei zumindest Marcus und Jessica regelmäßig zum Einschlafen alle möglichen Hörbücher querbeet hören. Aber um euch jetzt nicht ohne eine vernünftige Antwort dastehen zu lassen: Ich lese ganz gern! Am liebsten Jugend-Fantasy und tatsächlich überhaupt keine klassische “Elben-Zwerge-Co-Fantasy”, welche ich für mich immer ganz gern als “Erwachsenen-Fantasy” à la Tolkien definiere.
Mein Lieblingsautor ist Kai Meyer. Am meisten liebe ich von ihm die Merle-Trilogie um die Fließende Königin. Seit ich 13 Jahre alt bin, ist das mein Lieblingsbuch. Kaum eine Erzählung hat mich bisher so mitgerissen wie Merles Kampf um Venedig und das Ende der Trilogie hat mich auch Tage später noch zum Heulen gebracht. Es ist sogar tatsächlich das einzige Buch, das ich mehr als einmal gelesen habe.
Aber auch andere Buchreihen haben mich seither wieder richtig fesseln können. Allen voran die märcheninspirierte Sci-Fi-Tetralogie “Die Luna Chroniken” von Marissa Meyer und die fantasievolle Endzeit-Trilogie “Alterra” von Maxime Chattam, um euch mal meine liebsten Drei zu nennen. Vielleicht hole ich mir ja aber das nächste Buch einfach mal als Hörbuch/-spiel… damit ich nicht wieder so eine peinliche Antwort geben muss, wenn ihr das nächste Mal fragt O:) …
Nandurion: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Hörspiele mit DSA-Hintergrund zu produzieren?
Stefanie: Als ich mit Pen&Paper anfing, spielten wir die Phileasson-Saga. Unser damaliger Meister und mein heutiger Ehemann Marcel hat uns irgendwann auf eine YouTube-Produktion aufmerksam gemacht, in der eine Gruppe genau so ein Hörspiel über die Phileasson-Saga angefangen hatte. Ich fand die Idee genial, weil sie überraschend gut zu meinen eigenen Talenten gepasst hat: Ich habe einerseits von klein auf schon immer gern Geschichten geschrieben und andererseits in meiner Jugend als Nebenjob Hörbücher gelesen. Daher hatte ich in beiden Bereichen bereits etwas Übung, beziehungsweise wusste ich schon, dass meine Stimme ganz gut geeignet wäre.
Die zu diesem Zeitpunkt bespielte Phileasson-Saga schied aber als Kandidat zur Vertonung aus, auch weil wir schon viel zu weit fortgeschritten waren. Also begann ich die „Kyrjaka-Kampagne“ mit einer neuen Gruppe zu spielen und da wussten auch alle Spieler gleich, was da auf sie zukommen würde. Gerade Jessica stand dem Hörspiel anfangs kritisch gegenüber — zumindest bis zur Veröffentlichung unserer ersten Episode… dann verliebte sie sich selbst in die Hörspiele und war ebenfalls Feuer und Flamme für das Projekt. Und vor allem auch ich selbst hatte so viel Spaß am Schreiben und Produzieren, dass ich hartnäckig dran blieb und wir somit immer und immer weiter gemacht haben — auch nach dem Ende unserer Kyrjaka-Kampagne.
Nandurion: Und wie hat sich euer Projekt seit der Anfangszeit entwickelt?
Stefanie: Wenn ich an den unbedarften Anfang unseres Projekts zurückdenke, dann… Wow — bin ich jedes Mal wieder total überwältigt von unserer Entwicklung. Die allerersten Episoden der Kyrjaka Kampagne kann ich selbst eigentlich nur noch mit einem Ohr für Nostalgie ertragen. Wir sind in vielerlei Hinsicht gereift. Sowohl durch besseres Equipment, als auch einfach durch die nötige Langzeiterfahrung im Drehbuchschreiben und Umsetzen.
Der letzte große Sprung kam schließlich durch Nicos Dazustoßen zum Team vor zweieinhalb Jahren, der als Sound Production Student WIRKLICH weiß, was er da tut. Ich erinnere mich noch, wie geflasht ich bei der ersten „Diamanten & Despoten“-Episode war, als die Charaktere zum ersten Mal in Stereo miteinander geredet haben! Ganz ehrlich… ohne Nico wären wir bei weitem nicht das, was wir jetzt sind!
Nandurion: Was für Hörspiele habt ihr bislang gemacht und wem würdet ihr welches besonders ans Herz legen?
Stefanie: Unser Erstlingswerk, die “Kyrjaka Kampagne”, entspricht am ehesten der klassischen Heldengeschichte, die man vom Pen&Paper kennt. Die Geschichte folgt auch einer offiziellen Kampagne, die mit dem Levthansband beginnt und schließlich in Gloranas Eisreich führt. “Hauer und Horn” ist ebenfalls ein Originalabenteuer im hohen Gjalskerland– und deutlich rauer und dreckiger erzählt.
Unsere letzte große, fertige Kampagne ist “Diamanten und Despoten”, welche nur noch sehr lose an dem namensgebenden Originalabenteuer und seinem Vorgänger „Im Schatten der Aeterni“ orientiert ist. Diese spielt in den Dunklen Zeiten Aventuriens und entfaltet einen eher verführerisch intriganten Charme. Gerade, wenn man das Flair der Antike mag — so wie ich selbst — kann man darin gut abtauchen. Dasselbe Setting, nur drei Jahre später, behandelt auch unsere neue Kampagne “Malachit und Matriarchin”, welche sich nun aber deutlich wichtigeren Ereignissen in der aventurischen Historie widmet.
Neben den Kampagnen haben wir aber auch ein paar Einzelabenteuer. “Schwarzfaule Lust” beispielsweise spielt in Oron zu Dimionas Zeiten und ist ein selbstgeschriebenes Abenteuer, mit dem wir mal die neuen WdV-Regeln ausprobieren wollten. Auch “Der Koboldkönig” ist ein selbstgeschriebenes Abenteuer und entführt die Hörer in die Feenwelten.
Ihr seht — wir haben uns da schon recht vielseitig ausgetobt. 😀 Vielleicht hat das ein oder andere den/die ein oder andere/n ja jetzt schon neugierig gemacht — dann würde ich dem/derjenigen genau das jetzt empfehlen. 😉
Nandurion: Uns begleiten ja einige Charaktere durch mehrere der Hörspiele. Wollt ihr sie uns kurz vorstellen?
Stefanie: Ohhh… das mache ich aber nur zu gern! Ich muss ja zugeben, dass ich die Charaktere unserer Geschichten total lieb gewonnen habe! Als Erstes sollte ich wohl sagen, dass eigentlich all unsere Charaktere ziemlich bodenständig sind.
Die erste Truppe, die einem in unseren Hörspielen immer wieder begegnet, lernt sich zu Beginn der Kyrjaka Kampagne kennen. Eine junge, zurückhaltende Hexe namens „Selene“ trifft auf den treudoofen, aber liebenswerten Schelm „Gareth der Hundert Haare“, nicht zu verwechseln mit Gareth der Hundert Tempel, welcher gemeinsam mit der Gjalsker-Hünin „Hagwa“ unterwegs ist. Später stößt zu der Gruppe noch der kleine Nivese „Eiko“ dazu. Hach, eigentlich ist es schon irgendwie gemein für die arme Selene, dass sie in der Kampagne so vielen garstigen Hexen begegnen… das macht für sie den Umgang mit ihren Kameraden nicht gerade einfacher. Aber was soll’s — da muss sie durch!
Nach Ende der Kampagne kann man diese Truppe übrigens in den Hörspielen “Der Bärenfluch” und “Der Koboldkönig” wieder treffen. Ersteres haben wir als 500-Abonnenten-Special produziert, zweiteres vor kurzem als 1’000-Abonnenten-Special. Und zumindest Hagwa kann man auch in “Hauer und Horn” ein weiteres Mal begegnen, was zeitlich gesehen sozusagen ihre Vorgeschichte beschreibt.
Die zweite Truppe stammt aus unserer recht intrigant angelegten “Die Dunklen Zeiten”- Kampagne. Zu ihr gehört: die ebenso spöttische wie eitle Alchemistin „Sylvatica“, der Schmiedelehrling „Gerrick“, der sich einem geheimen Kult namens “der Schwarm” anschließt, die unauffällige und spröde Sklavin „Marit“, welche für die ein oder andere Seite als Spionin arbeitet, und zuletzt „Ionius“, ein hübscher aber erfolgloser Dichter am Hof des Trodinars. Harmonisch kann man das Miteinander dieser Gesellschaft nun wirklich nicht nennen- aber genau darin liegt ja auch der Reiz eines Intrigenspiels — sowohl am Tisch, als auch im Hörspiel.
Nandurion: Wie sind eure Pläne für die Zukunft? Geht euch irgendwann die Puste aus?
Stefanie: Ich hoffe doch nicht! Genau genommen habe ich eher das Gefühl, dass wir gerade erst zu unserer Hochform auflaufen. Wir haben uns weit entwickelt in den letzten Jahren und zu dem Spaßfaktor ist so langsam auch eine gehörige Portion Professionalität dazu gekommen, wie ihr sie ja selbst auch schon angemerkt habt. Vielleicht war alles bisher ja nur die Vorarbeit, um jetzt erst so richtig anfangen zu können. Die Ideen und Inspirationen sind jedenfalls meinerseits noch lange nicht ausgeschöpft und auch Nico denkt aktuell noch nicht ans Aufhören.
Wir haben zwar noch keine konkreten Pläne, die über unsere aktuelle Malachit & Matriarchin-Kampagne hinausgehen, aber dass es weitergehen wird… das sehe ich auf jeden Fall. Den kommenden Jahren stehen wir aufgeschlossen gegenüber und schauen, wohin es uns noch verschlägt.
Nandurion: Und wie kann man euch unterstützen?
Stefanie: Wir haben ein kleines zusätzliches Hörspielprojekt, welches auf Patreon läuft. Es heißt „Die LARP Chroniken“. Es ist ein Hörspiel, in das ich als langjährige LARPerin meine Erfahrungen dieses spannenden Hobbys einfließen lasse. Unter patreon.com/StefZ findet man dieses Projekt, das aktuell schon sechs Episoden umfasst. Die siebte Episode ist gerade in der Bearbeitung.
Die Unterstützung kommt vor allem unserer Ausstattung zugute. Erst kürzlich hat unser Audio-Interface nach fünf Jahren den Geist aufgegeben und konnte sofort problemlos durch ein schickeres, neues Gerät ersetzt werden. 🙂
Nandurion: Wenn Stef Z’s Hörspiele ein DSA-Charakter wäre, welcher würde es sein?
Stefanie: Um die Frage zu beantworten, musste ich mich erst einmal mit meinem Mann Marcel beratschlagen. Unser Ergebnis: Stef Z’s Hörspiele wäre eine aranische Geschichtenerzählerin. Warum aus Aranien? Laut meinem Mann ganz klar: Auch der Kanal unterliegt einer festen Führung von weiblicher Hand — wie es sich für das aranische Matriarchat gehört. 😀
Wir sind sozusagen die aranische Version von Scheherazade, die jeden Abend ihre Geschichte vom Vorabend weiter erzählte, um nicht vom persischen König am Morgen getötet zu werden… Und so wie bei ihren Geschichten erzählen auch wir selten eine Geschichte wirklich zu Ende. Meist beenden wir die Episode an der spannendsten Stelle. Ich weiß auch, dass einige unserer Hörer die Geschichten gern am Abend zum Einschlafen hören, nur um dann am Ende der Episode doch wieder mit dem nächsten Cliffhanger in den Schlaf zu finden…
Und so erzählen auch wir unermüdlich eine Gutenachtgeschichte nach der nächsten.
Auf Hundert kommen wir inzwischen schon… mal schauen, ob wir irgendwann die 1001 knacken können… also, wenn das nicht mal ein Ziel ist! 😉
Nandurion: Vielen Dank für das Interview und für eure tolle Arbeit.
Das Interview führte queery.
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Super schön eine guten Bericht über euch zu lesen aber man muss auch die Schattenseiten bedenken:
Alle Stunde stirbt ein Abonnent an StefZ Q&A unterdosierung 😂😂 Nein nein lässt
euch ruhig Zeit
Stefanies Hörspiele kommen von Herzen. Besonders interessant zeigt sich an dem Interview, dass die Truppe ihr eigenes Ding macht. Inspiration von außen schön und gut, aber wenn’s zu Lasten der Originalität geht, wäre das natürlich Schade. Das ist hier definitiv nicht der Fall, sodass sich die Hörspiele stark voneinander unterscheiden.
Gesagt werden sollte noch, dass einige der Hörspiele im Laufe der Zeit echt geisteskrank werden können. Nix für Kinder, auch wenn sie manchmal harmlos daherkommen.
StefZ-Hörspiele, meine hörspieltechnische Entdeckung der letzten Jahre. Sehr gut. Habt noch Spaß zusammen, hetzt euch nicht durch’s Leben und bleibt schön abgefahren. Danke für eure Werke!
🙂 He he… jaa, du hast Recht. Sie sind nichts für Kinder! 😀
Mich freut auch, dass du die Unterschiedlichkeit unserer Werke ansprichst. Das ist für mich auch ein sehr wichtiger Punkt. 🙂 Man will ja nicht alles doppelt und dreifach einfach wieder aufwärmen.