Dreieich-Con 2012: Ein Außenbericht

mit Fokus auf Friedlos und Kors Kodex
— von Quoth, the Raven

So, das war also meine erste Dreieich-Con. Erster Eindruck: Alles ist gut organisiert, die Räume sind allerdings nicht die allerschönsten. Das betrifft zwar nicht die Räume, in denen gespielt, gequatscht und gekauft wird, aber die beiden ziemlich versteckten Workshopräume waren doch … naja … eher mäßig. Aber nun gut, man kann ja nicht immer so was Hochstylisches wie in Unna haben, und über die Fritz-Henßler-Gedächtnisruine breiten wir mal den Mantel des Schweigens.

Da wir die lange Anfahrt mit Nicht-allzu-früh-Aufstehen kombiniert haben, sind wir erst gegen Mittag da. a) es gibt keine Tüten mehr. Was ist eine Con ohne passende Con-Tüte? b) Es gibt keine Tassen mehr. Offenbar hat man nicht mit 1500 Besuchern gerechnet. Allerdings fleht uns eine Dame, die spontan nach drei Stunden Con wieder abreist, an, ihr ihre Tasse abzukaufen, somit haben wir zumindest eine. Daraufhin orientieren wir uns (Klo? Check. Ulisses-Stand? Check. Uhrwerk-Stand? Check.). Das Nahrungsangebot ist eher suboptimal, weswegen wir nach einer kurzen „Hallo, wie geht’s“-Runde auch schon in Richtung niveauvolle Befriedigung traviagefälliger Bedürfnisse verkrümeln, sprich, Stehpizzamann auf einer Straße, die schwer nach Dreieich-Sprendlingens Nabel der Welt aussieht.

Essend treffen wir wieder auf dem Con-Gelände ein und beschließen, dass es nun Zeit ist, episch in den Con-Tag zu starten, und zwar mit dem Epik-Workshop, den Eevie Demirtel und Marco Findeisen halten. Das Thema klingt interessant – das Problem dabei: Die Workshopräume sind nicht nur (wie gesagt) ziemlich piefig, nein, man muss auch noch an der Illustratorenmeile vorbei, an der sich alles, was Rang und Namen hat, aufgereiht hat. So schöne Bilder! So interessante Leute! Also bewundern wir Hannah Möllmanns Karten, Janina Robbens Robbe, äh, Robe, Nele Klumpes Mappe, Mia Steingräbers Unterarmtattoo, Sebastian Wagner hinter Florian Stitz‘ Namensschild (verwirrend! 😉 ) und so weiter und kommen mit ein wenig Verspätung (*hüstel*) beim Workshop an. Davor sitzt ein wohlinformierter Ordner, der uns keinen Eintritt mehr gewährt. „Is voll.“ Na gut, dann gehen wir mal in die Bibliothek.

Hier liest alles, was Rang und Namen hat in der deutschen Fantasyszene (und mit H anfängt) – und das auch noch öffentlich zugänglich. Einige Jugendliche filmen, die emsigen Con-Photographen knipsen eifrig, und auch in der Bibliothek wird – wie wir hörten zum ersten Mal – fleißig gespielt. (Wenn das mal keine coole Location ist.) Unsere Überlegung, auch zu spielen, ist ein wenig spät, wir haben es aufs DPA der Alvis abgesehen, und das hat bereits gestartet. Naja, morgen ist ja auch noch ein Tag.

Kurze Zeit später versucht André Wiesler bei der DSA-Romanlesung Judith Vogt zu vermöbeln, aber die ist im Besitz eines ziemlich langen Schwerts und erwehrt sich ihrer Haut, und obwohl die beiden im Dialog durchaus nicht unspannende Dinge vorlesen, müssen wir weiter – der Friedlos-Workshop wartet.

Friedlos

Der Friedlos-Workshop wird von Christian Vogt und Eevie Demirtel gehalten, und wir erfahren einige Dinge über die Zukunft Thorwals – und da das letztlich der einzige für Nandurion relevante Workshop war, den ich mitgekriegt hab, fasse ich mal etwas ausführlicher zusammen:

Das Abenteuer ist offenbar fertig, zumindest in der ersten Fassung. Wir bekamen einen kurzen Handlungsausblick – wie schon auf der RatCon erwähnt, wird es um eine Irrfahrt gehen, die Anleihen bei Battlestar Galactica hat, allerdings ohne Zylonen, aber irgendwie mit Klonen. Oder auch nicht. Nein, keine Klone, wird später noch betont, es soll sich nur ähnlich anfühlen. Bedrohungen von innen, Verrat und Feinde, die wie Freunde aussehen (also vielleicht doch Klone? 😉 ). Hannah Möllmann sitzt im Workshop und berichtet vom Testspielen, kurz werden geeignete und ungeeignete Charaktere erörtert (wobei prinzipiell beinahe alles möglich ist, aber Hannah betont, dass meeresfeste Charaktere und insbesondere Olporter Magier rocken können). Ein eigenes Schiff ins Abenteuer zu führen, ist möglich und es wird separat darauf eingegangen. Auch wird es an Bord einer Flotte von etwa 1000 Menschen recht viel soziale Interaktion geben, und die Helden können unter anderem versuchen, Hetmann an Stelle des Hetmanns zu werden.

Es spielt aber nicht das ganze Abenteuer auf See, es wird auch Zwischenstationen geben, und früher oder später wird die Heldengruppe sich zum Finale aufs Festland (ins Gjalskerland) begeben.

Einige Meisterpersonen an Bord werden mittels (alter) Zeichnungen vorgestellt, so zum Beispiel Tula von Skerdu und Marada die Wölfin. Weitere vorgestellte Meisterpersonen sind eine Avesgeweihte, die Helden von außerhalb Thorwals mit ihrem Schiff ins Abenteuer geleiten wird, und eine Art „Trickster“.

Es werden Fragen gestellt, welche Wünsche die Spieler für Thorwals Zukunft haben. Allgemein ist die Rückkehr Asleifs ein Herzenswunsch, zudem wird ein Abenteuer im Inland Thorwals gewünscht und nach dem nächsten großen Ziel (nach Fluch des Flussvaters) gefragt. Weitere Themen sind die Magierakademien Thorwals, da verweist Eevie auf die Akademiebände, und Daspota sowie Trondes Wacht, von beidem weiß ich ehrlich gesagt nicht so richtig, was es ist, so tief bin ich zugegebenerweise nicht im Thorwal-Metaplot.

Irgendwann rauscht die zweite Hälfte der Vogts rein, sie hat das Duell mit Wiesler offenbar überlebt, und stellt zur Freude von Hannah Möllmann einen weiteren NSC vor – der Name ist Schwarzaxt, das L steht für Gefahr (so habe ich es zumindest interpretiert) und sowohl Hannah als auch Eevie sind offenkundig bereits Fangirls. (Jemand wirft ein, er habe schon immer gewusst, dass Frauen auf Arschlöcher stehen.) Einen konkreten Termin, ab wann wir mit Friedlos rechnen können, gibt es noch nicht – 2013.

Wenig später will ich eigentlich in die Ulisses-Produktvorstellung, wandere mit der Masse jedoch versehentlich in den anderen Raum. Als ich realisiere, dass ich mich gerade in der Podiumsdiskussion der vier großen Hs Hoffmann, Hohlbein, Hennen, Heitz zum Thema „Horror (noch ein H!) und gesellschaftliche Relevanz“ befinde, ist es plötzlich auch schon so interessant und unterhaltsam, dass ich einfach sitzenbleibe. Oh je – da wird man einmal als Sonderbeauftragter von Nandurion ausgesandt, und schon versagt man auf der ganzen Linie! (You had ONE job!, Anm. d. Red.)

Kors Kodex

Nun gut, danach schaffe ich es immerhin zur Lesung von Christian Lange. Hier auch wieder ein kleines Gemecker: Ganz offensichtlich gabs da einen Lesungstausch, weil Thomas Finn absagen musste – so verkündete es im Vorfeld zumindest die Ulisses-Seite. Christian Langes Lesung jedenfalls war neu im Programm – und niemand wusste es (außer den Lesern der Ulisses-Seite, zu denen die Conhelfer offenbar nicht gehörten). Wenigstens ein kleiner Aushang hätte ja drin sein können. Der DSA-Roman mit dem Arbeitstitel Kors Kodex klingt interessant, streitende Kriegsgötter finde ich gut, und Dinge, die in DSA-Vergangenheit spielen, sowieso. Die für die Lesung ausgesuchten Stellen erzählen, wie Ghorio von Khunchom, seines Zeichens Geweihter der Rondra (was er vermutlich als Urheber des Khunchomer Kodex‘ nicht sein ganzes Leben lang bleibt), in Ungnade fällt, als er beim Kampf gegen eine Räuberbande seinen Knappen und den Knappen eines „Kollegen“ verliert. Der Kollege sagt falsch gegen ihn aus, beide werden ins Bornland strafversetzt, zum Orden der Theaterritter. Bei der Überfahrt kommt es noch zu einigen dramatischen Ereignissen zwischen beiden, die Ghorio als Treibgut an der Küste des Perlenmeers enden lassen, doch er tritt dennoch seinen Weg ins Exil an. Auf den Hintergrund der Theaterritter freue ich mich besonders – dazu gab es bislang meist mysteriöse Versatzstücke in der Bornland-Spielhilfe, vielleicht bringt der Roman ein wenig Licht ins Dunkel. Er soll jedenfalls Anfang 2013 erscheinen.

So. Wieder Hunger. Also ziehen wir los in Dreieichs pulsierendes Nachtleben. Hüstel. Dabei stellen wir uns die konsumkritische Frage, und die will ich dem werten Leser nicht vorenthalten: „Was passiert eigentlich mit Star Wars, wenn Ulisses Walt Disney übernimmt?“ Das können wir als Motto so stehen lassen, ab ins Bett.

Nächster Tag. Am Bahnhof ist die Schranke runter. Fünfzehn Minuten lang. Und wir wollen noch fürs DPA würfeln – arg! Da wir aber diesmal in der Nähe genächtigt haben und früher dran sind als noch am Tag zuvor, ergattern wir einen Parkplatz direkt vor der Bibliothek und sprinten zum Würfeln. Und tatsächlich endet hier mein Con-Bericht, denn das Würfeln war erfolgreich und die Alvirunde gerettet. Nach einem siebenstündigen Ausflug nach Aventurien wanken wir glücklich zum Auto. Erste Dreieich-Con, erster Nandurionbericht. Ich danke für eure Aufmerksamkeit!

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1 Antwort zu Dreieich-Con 2012: Ein Außenbericht

  1. TeichDragon sagt:

    [quote]Am Bahnhof ist die Schranke runter. Fünfzehn Minuten lang.[/quote]

    Du warst noch nicht oft in Dreieich, oder? 😉

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