Es dunkelt früh, draußen wehen Flocken ans Fenster, der abendliche Biergartenbesuch ist eine sommerliche Erinnerung. Wozu taugen lange Winterabende besser, als sich vor die heimische Platten/CD/MP3-Sammlung zu setzen, seine Rollenspiel-Musik neu zu sortieren und natürlich gemeinsam mit Freunden über Album X, Track Y und Künstler Z zu philosophieren? Dieser Beschäftigung frönen auch wir adventlichen Einhörner. Es disputieren nun vor den Boxen, mit einem Becher Glühwein: Sedef, Curima und Vibarts Voice zum Sinn und Unsinn des Musik-Einsatzes im Rollenspiel.
Da Einhörner sich selten kurz fassen können, folgt hier ein kleines Inhaltsverzeichnis des Disputs. Ihr könnt damit direkt zu der Stelle springen, die euch am meisten interessiert. Oder natürlich von vorne bis hinten lesen. Von uns aus auch von hinten nach vorne. Es ist ein freies Land!
1. Musik im Rollenspiel – warum eigentlich?
2. Was darf’s denn sein? – Verschiedene Quellen für Rollenspielmusik
3. (Anfänger-)Tipps zum Umgang mit Musik
4. Vom Suchen und Finden passender Klänge
5. Abseits der Musik – Geräusche
6. Die technische Umsetzung
7. Das Einhornkollektiv im Praxistest – Musik für fünf unterschiedliche Szenen
8. Die Top-5-Alben der Disputierenden
Musik im Rollenspiel – warum eigentlich?
Vibart: Für mich als alten Spielmusik-Otaku stellt sich die Frage eher umgekehrt: Wann sollte ich unbedingt keine Musik spielen? Denn letztendlich liegt der Vorteil der musikalischen Untermalung seit den ersten Stummfilmen auf der Hand: Musik transportiert Emotion und Stimmung und versetzt Konsumenten unwillkürlich in eine bestimmte innere Haltung. Im Grunde geht es um Manipulation, die aber beiderseitig gewollt sein kann. Schließlich möchte ich ja auch im Kino von der Filmmusik mitgenommen werden, um mein Erlebnis zu intensivieren. Die Musik ist also neben Spiel, Sprache, Erzähltext und Handout eine tragende Erzählsäule im Rahmen der gemeinsamen Fiktion, die man am Spieltisch gestaltet. Richtig eingesetzt kann sie Wunder wirken. Falsch eingesetzt zerstört sie die Atmosphäre.
Sedef: In der Tat weiß jeder, der schon einmal einen Moment lang einen Film auf stumm geschaltet hat, wie stark die Stimmung durch gut ausgewählte Musik beeinflusst werden kann. Auch wenn es in der Filmszene keinen Dialog gibt – Musik trägt zusammen mit Geräuschen immens zur Stimmung bei. Stimmung wiederum ist gerade beim Rollenspiel extrem wichtig, und gleichzeitig nicht immer einfach zu erzeugen oder aufrecht zu erhalten. Mit gutem Musikeinsatz kann man sowohl die gemütliche Szene in der Kneipe als auch die Beschreibung des Sonnenaufgangs in der Khôm sehr viel besser vermitteln, und die Musik kann in der Szene im Hintergrund weiterklingen, während bereits wieder die Spieler sprechen, Fragen stellen oder in ihrem Datenbogen blättern. Der plötzliche Einsatz von (etwas) lauter und hektischer Musik für den Kampf holt fast jeden Spieler auch um 2 Uhr morgens aus dem Halbschlaf. Unpassender Musikeinsatz kann hingegen wirklich viel kaputt machen. Wenn beim Aufmarsch der Borbaradianer plötzlich der Imperial March aus Star Wars erklingt, ein Spieler in einer spannenden Szene „Hey, das kenne ich, das ist doch aus Fluch der Karibik, oder?“ ruft oder der Shuffle des MP3Players in der Abschieds-Szene plötzlich zu Lady Gaga wechselt, ist eigentlich nichts mehr zu retten. Mit etwas Übung und entsprechender Vorbereitung ist Musik aber ein echter Gewinn für den Rollenspielabend.
Curima: Ja, Musik ist wohl eins der Dinge am Rollenspiel, für die man am meisten Fingerspitzengefühl und Erfahrungswerte braucht. Wie Vibart und Sedef schon sagen, kann man mit falsch eingesetzter Musik sehr viel kaputtmachen.
Vibart: Liebe Curima, da gebe ich dir durchaus Recht. Aber: Das Fingerspitzengefühl benötige ich andererseits für alles – auch für den Erzähltext, für die NSC-Darstellung, für die Darstellung meiner eigenen Figur. Das Schöne an Musik ist: Vieles kann man im Gegensatz zur spontanen Improvisation gezielt und sorgfältig vorbereiten. Das macht Musik ein Stück weit sogar zum Entlastungsmittel für den Meister.
Curima: Na, ich wollte ja auch gleich zum ABER kommen. Nämlich: ABER mit gut eingesetzter Musik wird das Rollenspielerlebnis einfach viel besser. Es hat ja seinen Grund, dass jeder Film seinen Soundtrack hat, dass es unzählige Beispiele für mit Musik untermalte Szenen gibt, die gerade durch deren Einsatz so im Gedächtnis hängenbleiben. Ohne die wundervolle Musikuntermalung von Howard Shore hätte ich vielleicht nicht auch noch im 25. Herr-der-Ringe-Durchlauf beim Eintreffen der Rohirrim auf dem Schlachtfeld von Minas Tirith Tränen in den Augen. Musik spricht einfach nochmal ganz andere Ecken im Gehirn an als Beschreibungen, Handouts oder dergleichen. Oder vielleicht auch nicht im Hirn, sondern eben im Herz – und wenn das bei der Sache ist, kann das Erlebnis ja nur schöner werden. *legt 2 Nandurion-Dollar in die Kasse für übertrieben pathetische Äußerungen*
Vibart: Damit sind wir uns einig. Die zentrale Frage für Rollenspielmusik lautet demnach nicht WARUM, sondern: WIE?
Game-Soundtrack, Filmsoundtrack, Spezielle Rollenspielalben oder U-Musik?
Vibart: Hier tritt dann also die Gretchenfrage an uns heran: Wie halten wir es denn mit der Spieltischmusik-Religion? Verschiedene Kirchen bieten sich dem Musikgläubigen an, die aber nicht auf Ausschließlichkeit pochen. Aber: Neigen wir eher zum bekannten Filmsoundtrack (knapp: OST), präferieren wir Musik aus Computer- und Konsolenspielen, oder greifen wir auf U-Musik zurück, die gar nicht primär als Untermalung veröffentlicht wurde? Und dann gibt es ja noch Spezialprodukte, extra für den Nerdpol gebastelt, sogenannte Rollenspielmusik. Na, liebe Mitdisputierer, was darf’s bei euch sein?
Curima: Fangen wir mal damit an, dass du mir erklärst, was U-Musik ist …?
Vibart: Na, mir fällt dafür gerade nix Besseres ein, eigentlich steht das für „Unterhaltungs-Musik“ als Gegensatz zur klassischen E(rnsten)-Musik. Beliebt ist in der Szene Musik aus dem Metal-Bereich (Blind Guardian und Co.), aber ich will nicht ausschließen, dass es Rollenspiele gibt, die Grunge oder Swing möglich machen. Ich kann mich an eine Shadowrun-Sitzung erinnern, in der lange über You-Tube Gangster-Rap der härtesten Sorte streamte. Und es war geil.
Sedef: Filmmusik macht bei mir nach wie vor den Großteil der Musik aus, wobei man einige Soundtracks aus dem Computerspielbereich in der Qualität praktisch nicht mehr davon unterscheiden kann. (Man höre sich einmal den Soundtrack von Skyrim an.) Rollenspiel-Musik ist rar gesäht und bleibt in einigen Bereich schon aufgrund des Budgets deutlich hinter den beiden Erstgenannten zurück, gerade wenn die Musik etwas klanggewaltiger werden soll. Dafür ist sie aber in einigen Bereich besser auf die Verwendung am Spieltisch zugeschnitten.
Vibart: Ich nutze diese Sparte der „speziellen“ Rollenspielmusik, die extra für den Spieltisch geschrieben wurde, recht oft. Momentan fallen mir da drei typische Adressen ein, wer noch mehr kennt, darf uns gerne in den Kommentaren darauf hinweisen. Das Team von Erdenstern konzipiert seit vielen Jahren thematisch orientierte Alben, die ich für sehr hochwertig und praxistauglich halte. Die DSA-Soundtracks waren ein Versuch, Musik speziell passend zu Abenteuern für Das Schwarze Auge zu veröffentlichen. Ich kenne kein anderes Rollenspiel, das so ein Projekt hat. Die Tracks sind natürlich auch in anderen Zusammenhängen nützlich, insgesamt ist aber seit Jahren nichts Neues mehr hinzugekommen. Und letztendlich gibt es noch Ralf Kurtsiefer von Orkpack, der uns auch schon diverse musikalische Päckchen in den letzten Jahren für den Adventskalender gestiftet hat: Ihr findet Musik von ihm z. B. hinter diesem (2011), diesem (2012) oder jenem Türchen (2013). Ralf, an dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön!
Sedef: Ich nutze die Soundtracks von Erdenstern oder Ralf Kurtsiefer z. B. gerne bei „kleinen“ Szenen und als Hintergrundmusik. Für die Königsmacherkampagne verwende ich im Moment auch den entsprechenden DSA-Soundtrack. „U-Musik“ kommt bei mir so gut wie nicht zum Einsatz. Ich denke, man sollte aber nichts kategorisch ablehnen, sondern auf das zurückgreifen, was gerade gut passt. Gerade bei Filmmusik gibt es auch einige Fallstricke. Neben den gefährlich bekannten (und manchmal mitten im Track versteckten) Themen großer Filmklassiker sind einige Filmsoundtracks sehr genau auf die jeweilige Szene zugeschnitten. Spätestens an dem Punkt, an dem Filmkomponisten wie John Williams Micky-Mousing einsetzen, also jede Bewegung oder jedes Ereigniss des Films mit der Musik mit „darstellen“, wird es bei der Verwendung im Spiel schwierig. Auch passen Filme eines bestimmten Genres nicht unbedingt zu einem Abenteuer im selben Genre, weil der Film eine ganz andere Stimmung erzeugen soll als das Abenteuer. Auf der anderen Seite lassen sich auch einige Stücke aus Alien, The Avengers oder München für DSA nutzen, weil sie eine universell nutzbare Stimmung vermitteln. Manchmal lohnt es sich, hierfür ein bischen an einem Stück herumzuschneiden, oder mehrere aus einem Soundtrack zusammenzusetzen.
Vibart: Ich LIEBE Film-Soundtracks, setze aber in der Praxis zu 80 % Computerspielmusik ein. Der Grund ist einfach: Die Spiele-Untermalung ist in der Regel bereits darauf ausgelegt, eine bestimmte Emotion konstant zu transportieren. Der Film-Soundtrack will oft die gesamte Bandbreite einer Sequenz in einem Track demonstrieren – eben das angesprochene Mickey-Mousing. Bei einem Spiele-Musiktitel weiß ich nach der Hälfte des Hörens, wohin der Zug vom Stil her fährt. Eine CD zum Film kann mich auch in den letzten 10 Sekunden des Tracks überraschen und die Emotion wechseln. Tiefpunkt meiner Arbeit mit Filmmusik war der Versuch, irgendwann einmal bei einer zwei-jährigen Piratenkampagne die Filmmusik zu Fluch der Karibik einzusetzen. Es hat so gut wie nie geklappt. Herr Zimmer bzw. Herr Badelt hüpfen immer zwischen den Stilen hin und her. Außerdem werden viele Spiele-Soundtracks nach einiger Zeit zum freien Download ins Netz gestellt. Man kann sich mit ein bisschen Suche und Zeit eine stattliche Titelsammlung aufbauen.
Curima: Wenn man vom Fantasy-Setting, in dem FreeJazz oder Elektro wohl auch komisch käme, weggeht, kann man auch eh noch ganz andere Sachen machen und die Musik sozusagen auch „ingame“ einsetzen. Wir hatten mal ein Abenteuer in der Jetztzeit, in dem ein Amoklauf vorkam. Da spielte dann der Amokläufer über die Lautsprecher des Gebäudes When the man comes around von Johnny Cash ab – am Spieltisch lief dann also der Song, leicht verzerrt (wegen der Lautsprecher) und unterlegt mit Schreien und Schussgeräuschen. Das war schon verdammt cool.
Vibart: Das hört sich klasse an. Einmal habe ich tatsächlich eine namenlose schwarze Messe mit dem Anfang von Child in Time orchestriert. Das hat prima funktioniert. Auch Shadowrun oder Vampire kann ich mir prinzipiell mit moderner Musik gut vorstellen, Hollow Earth ist toll für 30er-Jahre-Schlager. Aber insgesamt läuft bei mir DSA auf der Fantasy-Mucke-Schiene.
Curima: Mir fällt da übrigens noch sowas wie Two Steps from Hell ein. Die machen ja gezielt ganze Alben mit möglichst epischen Tracks. Wobei man die dann zwar gut zur Einstimmung auf das Abenteuer laufen lassen kann, aber es vermutlich nur jeden dritten Abend eine Szene gibt, deren Epik die Musik rechtfertigt. Kann man aber ganz gut zum Schreiben hören.
Vibart: Ja, das ist so zwischendrin. Die habe ich schon bei Film- und Spielewerbungen gehört, aber die sind auch gerade ganz hip in der P&P-Szene.
Rollenspielmusik für Anfänger – Tipps für die Ohren
Vibart: Höre gegen den unüberschaubaren Berg von Musik an, höre hinein, höre mit dem Herzen. Entscheide aus dem Bauch, ob dich eine Melodie anspricht oder nicht, versuche damit Bilder und Szenen zu verknüpfen. Überlege dir ein System, wie du die Stücke für dein gutes Töpfchen wiederfindest und nach Schubladen sortieren kannst. Fange klein an, besser am Anfgang 20 gute Tracks auf der Pfanne haben als 100 Nichtssagende.
Curima: Auf jeden Fall ein sehr guter Punkt. Am Anfang ist Musik ein zusätzlicher Stressfaktor beim Leiten und man sollte es sich so leicht wie möglich machen, das zu integrieren. Also erstmal mit Hintergrundtracks arbeiten und nicht für den ersten Musikeinsatz ein perfekt auf den Vorlesetext abgestimmtes Kunstwerk zu fabrizieren versuchen. (Es sei denn, du bist hauptberuflich Filmmusikkomponist und machst das eh nebenher in 5 Minuten.) Übrigens: Es gibt auch in den gängigen DSA-Foren immer wieder Threads, die sich mit dem Finden passender Musik beschäftigen (zum Beispiel hier oder hier. Da kann man sich erstmal ein paar Ratschläge holen, wenn man vor dem unübersehbaren Riesenberg aller Filmsoundtracks EVER steht und nicht weiß, wo man anfangen soll.
Vibart: Mache die Kategorie „Musik“ beim Lesen und Vorbereiten von Abenteuern zur festen Säule neben Handouts, Plänen und NSC-Auswahl. Notiere dir Musikideen zu möglichen Szenen, Ereignissen und Hintergründen. Höre dich durch deine Sammlung und entscheide, was zum Genre, was zur Szene, was zum Plot passt. Viel kann man im Vorfeld anlegen. Passe deine Auswahl vor jedem Spieleabend ein wenig an. Bereite dich auf das Erwartbare vor und rechne damit, dass ganz andere Dinge passieren, als du erwartest.
Curima: Und wenn die Vorbereitungszeit nicht reicht, dann lieber einen Abend ohne Musik spielen als mit schlecht zusammengestellter oder unpassender Musik.
Vibart: Kenne deine Technik, ganz gleich, was du als Abspielgerät nutzt. Minimiere Such- und-Klick-Phasen. Versuche möglichst wenig oft, die romantische Szene durch den falschen Klick auf den Slayer-Ordner zu zerstören, oder plötzlich aus Versehen die Aufnahme vom letzten Mario-Barth-Programm in die Rede des Erzwissensbewahrers zu streuen.
Curima: Willst du damit etwa sagen, dass es ernsthaft Rollenspieler gibt, die Mario Barth lustig finden? Das schockiert mich … auch wenn es natürlich die überraschend große Beliebtheit des SoG-Covers erklären würde. Äh. Ja. Mit der Technik hast du natürlich recht.
Vibart: Off-Topic, ich weiß, aber: Wenn ich in Foren lese, was Rollenspieler so alles lustig finden, dann ist Mario Barth noch lange nicht der Tiefpunkt des Humors … Aber man kann den Erzwissensbewahrer zur Not auch mit Loriot aushebeln, wenn es sein muss. Ach, was mir noch einfällt: Viele Abenteuer und Spielhilfen machen selbst schon seit Jahren Vorschläge zu passender Musik!
Sedef: Ja, bei einigen DSA-Abenteuern (etwa das auf Conventions verteilte Die Goldene Stadt) finden sich auch direkt in den Szenen Vorschläge, welche Musik gespielt werden könnte. Gerade für Neulinge im Bereich Musikeinsatz bietet sich aus meiner Sicht die Rollenspiel-Musik an. Da findet sich fast immer einer Beschreibung, zu welcher Stimmung welches Stück gut passt, und ob das Stück nur einmal oder als Endlosschleife gedacht ist.
Curima: Das stimmt. Außerdem sind Rollenspiel-CDs oft für ein bestimmtes Setting zusammengestellt, so dass man nie so richtig danebenlangen kann.
Sedef: Gerade am Anfang ist das sehr hilfreich. Und natürlich ein letzter, aber wichtiger Tipp: Nach dem Spielabend mal bei den Spielern nachfragen, ob ihnen etwas besonders gut gefallen hat oder völlig unpassend vorkam.
Die richtige Wahl – ein paar Anregungen für die Musiksuche
Vibart: Vorsicht vor all zu bekannten Stücken aus Filmen oder Spielen. Sie sind oft zu stark mit ganz speziellen Inhalten verknüpft, und damit nicht mehr auf einen anderen Zusammenhang übertragbar. Wer den Marsch des Imperiums benutzt, um bei DSA einen dämonenpaktierenden Ritter in Schwarzer Rüstung damit zu orchestrieren, muss sich nicht wundern, wenn der Spieler des Rondrageweihten glucksend die Worte „Alrik, ich bin dein Vater“ in seinen Charakterbogen schnaubt.
Curima: Für mich ist auch Musik mit Gesang, der über „Aaaaahaaaaahaaaa“-Chöre hinausgeht, problematisch. Dann muss ich immer auf den Text hören. Und versuchen zu verstehen, was gesungen wird. Und mich dann wahlweise über den guten Text freuen oder die schlechten Lyrics ärgern. Englische Texte beim deutschen Fantasy-Rollenspiel gehen sowieso nicht. Lateinische Choräle wären noch ne Option, aber die haben meistens doch echt eine sehr seltsame Auffassung vom Zwölfgötterglauben …
Aber Butter bei die Fische, Sedef und Vibart, so als Besitzer umfangreicher Sounddatenbanken: Wie sucht ihr denn aus Filmen oder PC-Spielen die passenden Sachen raus?
Vibart: Tja – ich höre auf Vorrat. Und wenn mir was gefällt, dann kommt es in die passende Schublade. Wenn ich dann beispielsweise auf der Suche nach bedrohlich klingender Dschungelmusik bin, dann habe ich hoffentlich in der entsprechenden Schublade schon 5-6 Stücke liegen. Allerdings kann man bei vielen Film- und Spielesoundtracks gewisse Rückschlüsse aus dem Tracknamen ziehen, wenn man dann doch mal „wild “ in der Datenbank herumsucht. Um’s vorher Anhören führt aber kein Weg herum.
Sedef: Ich habe anfangs immer einzeln nach passenden Stücken geschaut und diese dann aber auch nach dem Spielabend nach Regionen oder Kampagnen sortiert. Inzwischen kann ich den Großteil der Musik aus dieser Datenbank nehmen, da die Spieler ab einer gewissen Anzahl an Stücken kaum mal etwas wiedererkennen – ausgenommen bestimmten Themen für die Kampagnen oder bestimmte Städte, die ja durchaus auch wiedererkannt werden sollen. Die Datenbank erweitere ich inzwischen teilweise beim Vorbereiten der Abenteuer, teilweise aber auch im Voraus, wenn mir Musik unterkommt, die gut zu bestimmten DSA-Settings passt. Da ich viel Filmmusik verwende, merke ich mir auch Filme, deren Musik mir gut gefallen hat und die ich vielleicht mal beim Rollenspiel verwenden könnte. Die Musik in der Serie The Tudors etwa bot sich hier an, ebenso z. B. Tränen der Sonne. Auch die Musiktipps bei den Medienhinweisen am Ende der DSA-Regionalbände helfen weiter, falls ich mal auf Anhieb nichts zu einer Region finde. Im Zweifelsfall höre ich einfach einmal bei Youtube oder in den Demo-Abschnitt bei Amazon und Co. rein. Neben der Musik für den vorgesehen Plot habe ich meistens noch einige zum Setting oder Abenteuer passende Stücke für öfter aufkommende Stimmungen dabei, falls sich doch eine Szene ergibt, die nicht vorgesehen war und passende Musik benötigt.
Eine grundliegende Frage beim Musikeinsatz ist es auch, ob man nur zu bestimmten Szenen Musik einsetzt, oder durchgehend während des Spiels Musik laufen lässt. Ich finde es besser, durchgehend Musik zu haben, da es zum einen eine schöne Untermalung der jeweiligen Szenen oder des Settings ist, und die Spieler auch nicht aus dem Spiel herausgerissen werden, wenn die Musik einsetzt bzw. aufhört. Dabei unterscheide ich aber immer zwischen Tracks, die auch in einer Schleife über längere Zeit laufen können und solchen, die nur einmal für eine ganz bestimmte Szene zum Einsatz kommen und dann vom nächsten Track abgelöst werden. Für die Endlosschleife bietet sich zumeist überwiegend Computerspiel-Musik an, da diese eben genau darauf angelegt ist, lange Zeit im Hintergrund zu laufen. Für bestimmte Szenen kann man (falls vorhanden) eher die Musik einer Filmszene benutzen. Die Rollenspiel-Musik unterscheidet auch teilweise zwischen diesen Kategorien und bietet in der Regel für beide Einsatzarten etwas an. Für die Endlosschleife kann man auch gut eine kurze Playlist oder einen sehr langen Track aus mehreren Stücken erstellen, die etwa bei einem Stadtabenteuer bei eher alltäglichen Szenen im Hintergrund laufen kann.
Curima: Hat denn schon mal jemand von euch selber am Spieltisch gesungen oder musiziert? Oder selbiges miterlebt und wenn ja, wie gut oder schlimm war es?
Vibart: Ich kenne einen Al’Anfanischen Schwarzmagier, der einstmals auf Donna Donna ein melancholisches Lied über die jüngsten Ereignisse auf der Karavelle Iskaria dichtete und jenes auf der Gitarre zum Besten gab. Kitsch pur. War einer meiner schönsten Rollenspielmomente. An dieser Stelle Grüße an den werten Herrn Efferdan Spökenkieker.
Curima: Ich würde ja auch gerne mit meiner thorwalschen Skaldin mal ein passendes Lied am Spieltisch singen. Aktuell scheitere ich aber an der Tatsache, weder Laute zu spielen noch Altnordisch zu sprechen. Und vielleicht auch ein klitzekleines bisschen an meinen zu hohen Ansprüchen.
Vibart: Das hört sich ganz danach an. 🙂 Eine Gitarre und Hochdeutsch täten’s wohl auch.
Sedef: Das möchte ich meinen Spielern nicht zumuten – ich bleibe dann lieber bei Hintergrundmusik.
Curima: Du lügst doch, du hast doch damals (im Kriech…) dieses Söldnerlied gesungen. Und das war sogar ziemlich toll.
Jenseits der Musik – Geräusche und Stimmengewirr
Sedef: Es muss ja nicht immer nur Musik sein. Auch passende Hintergrundgeräusche können zur Stimmung beitragen. Ob nun Wellen am Meer, Vogelzwitschern im Wald, Regen oder Stimmengewirr in einer Kneipe – passende Hintergrundgeräusche kommen eigentlich immer gut an und sind auch bei verschiedenen Stimmungen im Spiel einsetzbar. Auf der anderen Seite ist es aufwändiger, sie zu sammeln oder zusammenzusetzen.
Im Internet gibt es verschiedene Seiten mit Hintergrundgeräuschen (z. B. freesound.org) sowie bestimmten, einzelnen Sounds. Auch in einigen Computerspielen kann man die Sounds als Datei finden und für das Rollenspiel nutzen. Kurze Sounds lassen sich aber kaum einzeln am Spieltisch verwenden, vielmehr lohnt es sich hier, einen entsprechenden Track aus verschiedenen Sounds zu erstellen. Für den Anfang lassen sich aber auch ausgesuchte Hintergrund-Sounddateien wie Wind und Wellen, zirpende Zikaden, Vogelzwitschern oder Regen ohne weitere Bearbeitung an einer passenden Stelle im Abenteuer einsetzen. Der Vorteil gegenüber Musik ist hierbei, dass die Geräusche weitgehend „neutral“ in Bezug auf die Stimmung sind. Anders als bedrohliche Musik lässt das Geräusch von Regen die Spieler nicht erahnen, das gleich etwas passieren könnte. Hierdurch können Geräusche wie etwa die Zikaden auch längere Zeit recht unauffällig im Hintergrund abgespielt werden.
Wer ohnehin einen Laptop am Spieltisch nutzt, kann die Sounds sicher auch mit entsprechender Software abspielen lassen, damit habe ich aber keine Erfahrung. Ich nutze ein Musikprogramm (Cubase, aber im Grunde sollte jedes Soundprogramm ausreichen), verteile die Sounds jeweils auf verschiedene Spuren und korrigiere entsprechend die Lautstärke und filtere, soweit nötig, störende Hintergrundgeräusche raus. Anschließend wähle ich mir die passenden Soundspuren aus, spiele diese zusammen ab und erstelle daraus einen Track, den ich dann mit dem MP3-Player abspielen kann. So kann ich etwa für die Hintergrundgeräusche auf einem Schiff verschiedene Windgeräusche (Flaute, normal, Sturm) auswählen, Regen oder Möwengeschrei an- und abschalten etc.
Zusätzlich hierzu kann man die Hintergrundgeräusche natürlich auch mit Musik verbinden. Gerade für Musik in Endlosschleifen bietet es sich an, sie mit ein paar Geräuschen zu untermalen. Aber auch bei Tracks, die nur in einer Szene eingesetzt werden, kann man Sounds für bestimmte Effekte nutzen. Wenn neben der Hintergrundmusik plötzlich die Vögel verstummen und das Geräusch von starkem Regen oder gar Gewitter einsetzt, braucht der Spielleiter zum Wetter nichts mehr zu sagen. Nicht verschweigen wollen wir hier auch den RPG-Soundmixer, mit dem die Nanduriaten aber bisher noch keine Erfahrung sammeln konnten.
Die leidige Technik – Umsetzung am Spieltisch
Vibart: Wer erinnert sich noch an die Zeiten, als am Tisch ein Ghettoblaster stand, auf dem der eine Track in Endlosschleife den ganzen Abend durchlief? Als man CD-Cases zum Spielen mitschleppte und, wenn man 15 CDs mit Musik für’s Rollenspiel hatte, bereits von einer großen Sammlung sprach? Und dann der Moment, als mitten in der Konfrontation mit dem Supermonster die immer und immer wieder durchgerödelte Silberscheibe anfing, aufgrund eines deutlichen Pizza-Restes auf der Unterseite zu springen, und das bedrohliche Auftauchen von El Endgegner in einer lächerlichen Technonummer endete? Anyone here?
Curima: Tut mir leid, Vibart – ich glaub, da hast du echt einen Altersbonus – bei uns war der erste Musikeinsatz der Runde dann doch schon mit dem I-Pod …
Vibart: Pffft – wie wenn mein Alter ein Bonus wäre …
Curima: ALS wenn.
Vibart: Pffft – als wenn Schwabe sein ein Bonus wäre …
Sedef: Mit Ghettoblastern haben wir es nie versucht, aber mit unterschiedlich guten Boxen. Wenn man immer am selben Ort und immer mit Musik spielt, kann es sich tatsächlich lohnen, dafür einen Satz anständige Boxen bzw. ein kleines Soundsystem zu kaufen. Auf Dauer haben die wenigsten Lust, die Boxen ihres PCs abzubauen und mitzubringen. Zum Abspielen bieten sich verschiedene Möglichkeiten an: Wer ohnehin mit einem Laptop oder Tablet leitet, wird das sicherlich am einfachsten finden. Wer, so wie wir, keine Laptops am Spieltisch haben will, kann hier auf einen handlichen MP3-Player zurückgreifen. Wichtig ist dabei aber, dass die wesentlichen Funktionen (Lautstärke, Trackwechsel) mit einem Handgriff bedient werden können. Wenn der Spielleiter jedesmal erst umständlich auf dem Mp3-Player die Funktionen sucht oder alle Tracks nacheinander durchgeht, weil der Ei-Pott-Pico nur noch eine Taste und kein Display hat, lohnt sich vieleicht ein Extra-Gerät für den Rollenspieleinsatz (es muss ja nicht das allerneueste sein). Vom Einsatz eines Smartphones würde ich abraten. Spätestens, wenn Omas Anruf über die Boxen zu hören ist, hört der Spaß auf – falls nicht vorher der Akku aufgibt.
Curima: Ich habe mir zum Leiten immer für den jeweiligen Spielabend ein eigenes Album erstellt und die Tracks mit unmissverständlichen Titeln versehen. Halt sowas wie „Angriff der Wölfe“, „Weg in den Dungeon“ oder „Hintergrundregen“, „Grillenzirpen“ usw. Dann – ganz wichtig – die Shuffle-Funktion deaktivieren, die „einzelnen Track wiederholen“-Funktion einstellen und schon kann’s losgehen.
Vibart: Ja, die digitale Revolution hat vieles einfacher, aber auch komplexer gemacht. Wie organisiere ich meine vielen Titel? Wie spiele ich sie ab? Persönlich nutze ich ein Netbook mit Spockplayer, ein kostenloses und einfach zu bedienendes Tool, das aber trotzdem komplexe Playlists und Mix-Atmosphären zulässt. So kann ich mit einem Klick von „Kneipe“ auf „Landstraße“ wechseln. Gut, wenn man ordentliche transportable Boxen hat. Besser, wenn man sich in die herumstehende Stereoanlage einstöpseln kann. Klangqualität macht auch bei nicht bewusst wahrgenommener Untermalung viel aus. Und zur Klangqualität gehören auch ordentliche MP3s als Minimumstandart. Gestreamte Rauschkost macht mir Pickel.
Zurück zur Praxis – ein Abend im „Schwarzen Keiler“
Curima: Genug der Theorie und Reminiszenzen – wir versuchen jetzt, mal ganz praktisch vorzugehen. Wir nehmen dazu eine Szene, die jeder kennt: Die Helden in der Taverne. Eine solche Szene kann feucht-fröhlich sein, aber auch fremdländisch, bedrohlich, vielleicht sogar gruselig. Und womit ließen sich solche unterschiedlichen Stimmungen besser erzeugen als durch verschiedenen Musik-und Geräuscheinsatz?
Vibart: Also nehmen wir mal unsere Leser mit in einen typischen Kneipenabend – der aber dann doch jedesmal wieder anders laufen kann.
Sedef: Geräuscheffekte sind für mich sonst ein Hauptbestandteil der Tavernenuntermahlung – das fällt mit Interlinks natürlich aus.
Curima: Ich denke, die passenden Geräusche kann man sich aufgrund der Szenenbeschreibung auch ganz gut selbst vorstellen.
Szenerie 1
Im Kamin prasselt ein Feuer, Becher klirren laut aneinander, die Stimmung ist gut und gelöst, ein Reisender gibt eine Runde für die ganze Kneipe, Fremde kommen miteinander ins Gespräch, und es ist zwar schon spät, aber ein Bier geht auf jeden Fall noch…
Vibart: Duan – Skellige (aus: The Witcher).
Sedef: The Feast (aus: The Merchant of Venice).
Szenerie 2
Im Kamin prasselt ein Feuer, die Gäste scharen sich ängstlich und schweigsam um die warme Feuerstelle. Sturm heult durch den Schornstein – doch ist es nur der Wind? Der alte, halb blinde Wirt erzählte, dass es diesen Winter besonders schlimm ist mit den Wölfen. Sie kommen bis in die Dörfer, sie werden immer zahlreicher … und sie fürchten die Menschen nicht mehr.
Vibart: Curse of Ember (aus: Torchlight II).
Sedef: Conspiracy (aus: Elizabeth) – hier kann man kurz reinhören. Falls ihr einen besseren Link findet, schreibt uns doch einen Kommentar.
Szenerie 3
Betrunkene Söldner sitzen um die Theke und vor dem Kamin. Rohe, gerötete Gesichter taxieren die ängstlichen Bauern und den hübschen Schankburschen. Ärger liegt in der Luft. Die Helden sind die einzigen, die so etwas wie Gegner darstellen. Aber ob das heute hier ein Vorteil ist … ?
Vibart: The Transgression (von Ennio Morricone).
Sedef: Tadarida, wenn auch nur einen Ausschnitt bis ca. 2:15 (aus: Batman Begins).
Szenerie 4
Der Schein von Öllampen erhellt den überdachten Innenhof. Kamele blöken leise in den Ställen. Auf kostbaren Teppichen sitzen Männer mit Turban und tiefschwarzen Augen an niedrigen Tischen. Die Luft riecht nach Gewürzen und tulamidischem Tee. Zwei alte Männer spielen das Kamelspiel, ein Trio musiziert auf seltsamen Instrumenten. Dann nähert sich mit langsamen Schritten eine verschleierte Tänzerin der Mitte des Hofes …
Vibart: Sandalmaker (aus: Stronghold Crusader).
Curima: Hookah and Tea (aus: Into the Gold von Erdenstern) – hier kann man kurz reinhören.
Sedef: Da klaut Curima mir die erste Wahl. Dann sage ich mal Al Nahla Al‘ Ali (zu finden u. a. im Soundtrack von: Die Mumie).
Szenerie 5
Das kleine Feuer im Kamin ist längst erloschen. Die Wirtin mit dem Gänseamulett um den Hals verteilt dünne Suppe und hartes Brot an die zusammengekauerten Gestalten, die sich in der Stube versammelt haben. Dankbare Blicke folgen ihr. Für heute Nacht sind die Flüchtlinge sicher vor der vorrückenden Armee der Dämonenanbeter – doch was mussten sie alles zurücklassen? Und wie soll es weitergehen?
Vibart: Plyvet Stado Lebedinoe (aus: Mount and Blade).
Sedef: Farewell, ggf. nur die erste Hälfte (aus: Shakespeare in Love).
Zum Schluss: Die Nandurion-Top-5 der Sounduntermalung
Vibarts Lieblinge
1. Borislav Slavov: Knights of Honor
Ein längst vergessenes Computerspiel, das über einen kongenialen Soundtrack verfügt, der sowohl mittelreichische Mittelalterklänge als auch byzanthinisch oder arabisch angehauchte Stücke enthält. Zu hören hier.
2. Joseph LoDuca: Army of Darkness
Soundtrack zum gleichnamigen Kult-Trash-Klassiker aus den 90ern. Erstaunlich gut produziert, mittelalterlich und treibend. Mein Liebling: Building the Deathcoaster.
3. Guy (Guido) Henkel: Schatten über Riva
Zugegeben, das Ganze klingt heute etwas zu synthetisch und nicht orchestral genug. Aber 1997 war es einer der ersten professionell produzierten Computerspiel-Soundtracks und auf der Spiel-CD im Audio-Format komplett enthalten (konnte man auf der Stereoanlage abspielen!). Bis heute erinnert mich die Musik an stimmungsvolle Spaziergänge durchs neblige Riva auf einem Pentium II …
4. Gergely Buttinger: The Incredible Adventures of Van Helsing
Um hier nicht nur die Nostalgie-Schiene zu bedienen, folgt nun auch mal etwas Neues: Wunderbar osteuropäisch angehaucht, perfekt für Abenteuer im Bornland, für ein Budget-Spiel hochwertig produziert. Van Helsing gehört zu meinen hübschesten Neuzugängen im Rollenspielmusikordner. Hörprobe gefällig?
5. Guido & Maurizio de Angelis – Sandokan
Auch Serien haben Musik, und eine vergessene Perle der 70er-Jahre ist der Tiger von Malaysia, Sandokan, das Vorbild für den allseits beliebten El Harkir. Der Soundtrack enthält viel 70er-Trash, aber auch einige Perlen. Besonders mag ich Viva Mompracem (leider nur als kurze Hörprobe hier), das Stück hatte schon einmal die Ehre, mein offizieller Soundtrack für Liscoms Tal in der Gor zu sein.
Curimas Favoriten
1. Murray Gold – Doctor Who OST (diverse CDs)
Eine britische SciFi-Fernsehsendung ist vermutlich nicht das Erste, woran man bei der Soundtracksuche denkt. Aber Murray Gold, der seit 2005 die Soundtracks schreibt, wird mit jedem Jahr besser. Ab Staffel 3 hat er auch ein Orchester zur Verfügung, also kann man ab da auf die Soundtracks zurückgreifen. Grade für actionreiche Szenen gibt es da einiges an guten Stücken. Reinhören kann man z. B. hier. Anspieltipp: I’m the Doctor.
2. Jeremy Soule: Skyrim
Der umfangreiche Soundtrack mit insgesamt 4 CDs bietet jede Menge Musik, viel davon naturgemäß auch sehr hintergrundtauglich. Anspieltipp: Watch the skys für Kämpfe gegen Drachen oder ähnliches Gesocks oder Distant Horizons für ruhige Reiseuntermalung.
3. Ramin Djawadi: Game of Thrones
Hier muss man immer aufpassen, dass sich das sehr markante Titelthema nicht in den Vordergrund drängt. Aber die inzwischen drei Soundtracks bieten viele gute Tracks, die sich teilweise auch bestens im Hintergrund abspielen lassen. Anspieltipp: Mysha (leider mit viel Hauptthema), der Finaltrack von Staffel 1 (ebenso) oder z. B., ganze ohne Hauptthema, What is dead may never die.
4. Wojciech Kilar – König der letzten Tage
Soundtrack aus einem deutschen Fernsehfilm von 1993, lässt sich z. B. gut für Tempel oder Kirchentruppen einsetzen. Einige ruhige und traurige Stücke enthält der Soundtrack auch. Anspieltipps: Das pompöse Gloria oder das eher getragene Agnus Dei.
5. A. A. Rahman & Craig Armstrong: Elizabeth – The Golden Age
Der zweite Teil der Filmreihe über das Leben von Elizabeth I. ist nicht nur sehenswert, sondern hat auch einen wunderbaren Soundtrack. Anspieltipp: Das grandiose Storm.
Sedefs Top 5
1. Harry Gregson Williams: Kingdom of Heaven
Wunderschöne Musik, deren Themen aber kaum jemals im Rollenspiel wiedererkannt werden. Insbesondere die „Extended Version“ bietet eine Vielzahl an sehr schön zum Rollenspiel nutzbaren Titeln. Es finden sich sowohl viele Titel zum eher „mittelalterlichen“ Mittlreich als auch diverse orientalisch klingende, die sich wunderbar für die Tulamidenlande nutzen lassen. Anspieltipps: Burning the Past und To Jerusalem.
2. Hans Zimmer und James Newton Howard: Batman Begins
Ob einem die Musik von Hans Zimmer nun generell gefällt oder nicht – der Soundtrack der neueren Batman-Trilogie, insbesondere der erste Teil, bietet für den Bereich Kampf und Action im Rollenspiel einige gute Stücke, die sowohl hektisch als auch teilweise recht dramatisch klingen. Allerdings ist hier die Zusammenstellung der einzelnen Traks für das Rollenspiel nicht immer günstig, so dass meist nur eine Hälfte eines Tracks nutzbar ist, und man lieber vorher etwas zurechtschneiden sollte. Anspieltipp: Molossus.
3. Jerry Goldsmith: The Ghost and the Darkness
Wenn das Abenteuer ins tiefe Südaventurien führt, sollte man sich diesen Soundtrack einmal anhören. Für dramatische Szenen im dampfenden Dschungel findet sich hier sicherlich etwas. Anspieltipp: Prepare for Battle.
Sehr schöner Soundtrack, gerade für ruhigere Momente, aber auch für Träume und Visionen. Vor allem die Tracks, die ich seid langem für Heimlichkeit und phexisches Vorgehen der Helden nutze, sind für mich kaum verzichtbar. Leider kann man nur hier reinhören.
Trevor Morris hat in den letzten Jahren für verschiedene „historische“ Projekte die Musik übernommen, etwa zu The Borgias, The Pillars of the Earth, Vikings und auch zu The Tudors. Zu letzteren finden sich auf den vier Soundtracks (jeweils einer pro Staffel) eine Vielzahl an gut verwendbaren Tracks, die auch so angeordnet sind, dass man sie nicht erst noch vorher zerschneiden muss. Insbesondere für Abenteuer im Horasreich ist dieser Soundtrack sehr gut geeignet. Anspieltipp: A King’s Procession.
Wir hoffen, dass unser musikalischer Plausch euch unterhalten hat und vielleicht noch ein paar Tipps und Anregungen geben konnte. Wie immer freuen wir uns sehr über Kommentare.
Es grüßen aus den bequemen Disput-Ohrensesseln
Sedef, Vibarts Voice und Curima
Großartig, vielen Dank.
Da werden einige Stücke in meiner Datenbank landen bzw. auf irgendeinem Wunschzettel erscheinen.
Aus Nostalgiegründen läuft bei uns oft noch der Conan OST.
Habt ihr noch Tipps für Elfenmusik bzw. Simyala?
Generelle Musikempfehlungen zu Elfen habe ich nicht auf die schnelle. Es dürfte dabei aber auch sehr auf die jeweilige Szene ankommen. Für die eher mystischen Teile von Simyala könnte ich mir auch eine Traks aus dem Soundtrack von Edward Scissorhands vorstellen. (Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=tCTP7Qs0UcU)
Dazu aus dem Stehgreif:
Vista Point (Reprise) aus dem Soundtrack von Gothic 3 http://www.youtube.com/watch?v=1IW5etbddPo
VG Sedef
Der Soundtrack von „Sacred 2“ enthält ein paar Elfen- und Dryaden-Stücke, die ganz gut als Hintergrunduntermalung passen könnten.
Sehr schönes Thema, da klinke ich mich gleich mal mit ein… 😉
Zu Punkt 1 brauch ich wohl nichts mehr zu sagen, das habt ihr schon umfassend abgedeckt.
Was Punkt 2 angeht, so kann ich das „Mickey-Mousing-Problem“ nur bestätigen und bin deshalb inzwischen immer stärker von klassischen Film-Soundtracks abgerückt und hin zu Computerspiel-Musik gegangen. Computerspiele leben immer von ihrer Interaktivität, so dass die Musik hier innerhalb der Stücke meist eine einheitlichere Stimmung transportieren kann, von der transportierten Stimmung meist auch etwas „allgemeiner“ (bzw. weniger stark „situationsspezifisch“) ist und leichter zur gewünschten Stimmung ausgewählt werden kann. Hinzu kommt natürlich auch die erwähnte „Wiedererkennungsgefahr“ bei Film-Soundtracks. Nur in absoluten Ausnahmefällen möchte ich, dass meine Spieler schon von der Musik her sofort an bestimmte Film-Szenen denken – wenn überhaupt, dann setze ich solche Déjà-Vu-Momente halb-ironisch ein, vor allem um meine Spieler gezielt in die Irre zu schicken.
Grundsätzlich empfehle ich aber auch, selbst bei klassischen Fantasy-Rollenspielen wie DSA von Zeit zu Zeit mal eher ungewöhnliche Musikstile auszuprobieren. Es mag zwar etwas mehr Fingerspitzengefühl benötigen, um das richtige Electro-Stück für eine aventurische Szene zu finden, wenn man es aber gezielt einsetzt und nicht übertreibt, kann das Ergebnis umso lohnenswerter sein. Möglicherweise habe ich hier aber auch das Glück, mit recht toleranten Spielern gesegnet zu sein, die bei solchen Experimenten innerlich nicht gleich komplett abblocken.
Zu Punkt 3 – Anfängertipps: Spontanität ist gut, aber bei Musik am Spieltisch völlig fehl am Platz, hier ist gute Vorbereitung Trumpf. Werde nicht zu kleinteilig und verwende für möglichst lange, stimmungsähnliche Passagen eine einheitliche Untermalung, das ständige Wechseln macht dich sonst wahnsinnig. Wenn du ein passendes Stück für eine bestimmte Szene herausgesucht hast, guck gleich, ob sich auf dem entsprechenden Album nicht noch weitere geeignete Stücke finden, das kann zu einem homogenen akustischen Erscheinungsbild beitragen.
Zu Punkt 4: Die genannten drei Säulen der spezifischen Rollenspielmusik (Erdenstern, Ralf Kurtsiefer und DSA-Soundtracks) kann ich ebenfalls empfehlen, die bilden immer einen guten Grundstock. Ansonsten greife ich gerne auf die ominöse „U-Musik“ zurück, Voraussetzung ist hier allerdings, dass sie ohne (für irgendjemanden wirklich verständlichen) Gesang auskommmt, in der Regel also nur reine Instrumental-Stücke (Ausnahmen können Chor-Parts und die wenigen Fälle, wo Gesang nicht im Vordergrund steht, sondern lediglich wie ein weiteres Instrument funktioniert, darstellen). Gute Erfahrungen habe ich da mit den finnischen Cello-Rockern APOCALYPTICA gemacht („Hope“ als G7-Leitthema ist bei uns nicht mehr wegzudenken), aber auch die Instrumentalversionen der letzten beiden NIGHTWISH-Alben haben echte Highlights – insbesondere für dramatische Action-Szenen – in Petto. Und als Geheimtipp für besondere, überirdische Momente (unlängst in Drakonia erfolgreich getestet) kann ich die isländischen Art-Rocker SIGUR RÓS empfehlen.
Zu Punkt 5: Ist mir zu mühsam. Für mich steht da der Aufwand einfach in keinem Verhältnis zum Effekt, deswegen lasse ich da die Finger von.
Zu Punkt 6: Ich erinnere mich noch an die Ghettoblaster-Zeiten (wenn ich damals auch noch sehr stümperhaft an den Musikeinsatz herangegangen bin) und bin froh, da inzwischen bequem mit MP3-Dateien an meinem Laptop arbeiten zu können. Nicht zu vernachlässigen ist aber die Soundqualität. Über die Laptop-eigenen Boxen klingt der Sound leider so bescheiden, dass mehr Stimmung kaputtgemacht als gefördert wird (mal ganz davon abgesehen, dass die Boxen immer mich selbst anbrüllen und meine mir entgegensitzenden Spieler alles nur halb so laut hören wie ich). Deswegen sollte man auf alle Fälle wenigstens ein paar halbwegs brauchbare PC-Boxen verwenden, wenn man das Ganze nicht gleich via AUX-Kabel an die heimische Stereo-Anlage anstöpseln kann.
Ich arbeite immer mit einfachen .txt-Dateien, in denen ich mir meine Playlists anlege. In der Regel ordne ich dabei einfach der jeweiligen Kapitel-/Szenenüberschrift den Dateinamen der MP3-Datei zu. Die Musikdateien selbst hab ich einfach in einem großen Ordner, für ein funktionierendes Datenbank-System bin ich wohl leider ein wenig zu chaotisch, wobei hier die wie-auch-immer-technisch-umgesetzte Verwendung von Tags extrem hilfreich sein dürfte. Die jeweiligen Stücke laufen dann in der Regel in Endlosschleife, bis die zugehörige Szene vorbei ist.
Und natürlich ist Schwabe-sein ein Bonus, auch wenn man ihn sich durch die Unfähigkeit für Hochdeutsch hart erkaufen muss! 😉
Zu Punkt 7: Hier passe ich, weil ich grade nicht die rechte Muse dafür finde, sorry.
Zu Punkt 8: Ich weiß nicht, ob das wirklich die 5 besten Alben sind, aber zumindest diejenigen, die mir momentan als erstes in den Sinn kommen und die ich bei meinen letzten Spielsitzungen erfolgreich einsetzen konnte. Ich vermeide dabei die obligatorischen (und nichtsdestotrotz absolut empfehlenswerten) Erdenstern- und Ralf-Kurtsiefer-CDs, aber auch die DSA-Soundtracks und die Musik der aktuelleren DSA-Computerspiele von „Drakensang“ bis „Demonicon“, weil mir das einfach zu offensichtlich wäre. Die Reihenfolge ist auch eher willkürlich:
1) „Worlds Collide“ von Apocalyptica – Da ist zwar das brilliante „Hope“ nicht mit drauf, insgesamt aber klanglich und stimmungstechnisch das meiner Meinung nach RPG-kompatibelste ihrer Alben.
2) „Valtari“ von Sigur Rós – Oder doch lieber die „Takk…“? Oder die „( )“? Oder die „Ágætis Byrjun“? Oder sogar die „Kveikur“? Verdammt, hier isses echt schwer sich für ein Album zu entscheiden, vor allem weil jedes einige großartig als Musikuntermalung geeignete, aber auch einige bei aller Klasse wenig Spieltisch-kompatible Stücke beinhaltet.
3) „Van Helsing (OST)“ von Alan Silvestri – Der Film ist eher so lala, aber der Soundtrack hat einige echte Highlights, insbesondere für Action-Szenen zu bieten.
4) „Imaginaerum (Instrumental-Version)“ von Nightwish – An sich schon ein großartiges und hörenswertes Album, die Instrumentalfassung gab es als Bonus-CD der obligatorischen „Special Edition“ – hochdramtisch, fetzt ungemein, hat aber auch einige schöne, ruhige Momente. Wen die E-Gitarren stören, der kann auch zum rein orchestralen Soundtrack des „Imaginaerum“-Films greifen, der die Musik des Albums nochmal etwas neu zusammenwürfelt. Und auch den Vorgänger „Dark Passion Play“ gab es mit einer lohnenswerten Instrumental-Bonus-CD.
5) „Musica Divina“ & „Musica Obscura“ aus der „Divinity-Anthologie“ – Der jüngste Neuzugang in meiner Computerspiel-Soundtrack-Sammlung bietet Stücke aus den drei bisherigen Spielen der „Divinity“-Reihe („Divine Divinity“, „Beyond Divinity“ und „Divinity 2: Ego Draconis“) und gefällt mir insbesondere durch seine Mischung aus Epik und Leichtigkeit und seinen unterschwelligen Humor.
Und als kleiner Bonus:
6) „Musica Aetatis“ von Capud Draconis – Wer Dudelsack-Musik mit überraschend geringem Nerv-Faktor sucht, ist bei Capud Draconis genau richtig. Vor allem Überland-Reisen und andere eher ruhige und actionarme Situationen habe ich damit gerne untermalt. Auch die beiden anderen Alben „Musica Divina“ und „Musica Nova“ sind empfehlenswert.
Insgesamt finde ich Musik am Spieltisch extrem wichtig und inzwischen möchte ich nicht mehr ohne sie spielleiten. Natürlich geht manches auch mal in die Hose und zumindest zwei meiner Spieler gehen mir manchmal etwas auf die Nerven, wenn sie plötzlich glauben, irgendwelche bekannten Sountracks wiederzuerkennen (nein, es ist wirklich wieder was von „Erdenstern“ und ich habe keine Ahnung, wie ihr da Parallelen zum „Jurassic Park“-Soundtrack heraushören könnt…) oder – noch schlimmer, aber Gottseidank inzwischen abgewöhnt – mir on-the-fly irgendwelche Vorschläge für „passendere“ Musik machen wollen.
Einzelne Musikstücke haben sich in Kombination mit bestimmten Spielsituationen auch tief ins kollektive Gruppengedächtnis eingebrannt. Legendär war zum Beispiel meine – zugegebenermaßen etwas schelmenhafte – Entscheidung, Streifzüge durch den maraskanischen Dschungel mit PINK FLOYDs „Several Species Of Small Furry Animals Gathered Together In A Cave And Grooving With A Pict“ (https://www.youtube.com/watch?v=e5gJ61uAHNk) zu untermalen. Oder die „Tanz der Vampire“-Gedächtnis-Szene im Schloss des Barons zu Menzheim (vgl. „Unsterbliche Gier“) zu Brahms‘ „Ungarischem Tanz Nr. 5“. Oder der Staubsturm in der Gorischen Wüste zum wüsten Getöse von Dimmu Borgirs „Allegiance“ (was ich zugegebenermaßen heute nicht mehr so machen würde).
Vor allem aber, muss inzwischen immer zum Beginn eines Spielabends unsere Kampagnen-Hymne (das schon mehrfach erwähnte „Hope“ von Apocalyptica) ertönen, sonst weigern sich meine Spieler inzwischen anzufangen. Ein solches übergeordnetes Thema ist an sich auch ganz schön, das signalisiert dann immer auch allen gewissermaßen „Jetzt geht’s los!“ und kann unter Umständen dabei helfen, schneller in die eigentliche Spielstimmung zu kommen. Als wir mit unserer G7-Runde etwas weiter gekommen waren und die Bedrohung durch Borbarad mit der „Invasion der Verdammten“ offensichtlich und direkt geworden war, wollte ich das Stück eigentlich durch Apocalypticas „Worlds Collide“ ablösen. Die Empörung war groß genug, dass ich von solchen Experimenten zukünftig Abstand genommen habe…
Vielen Dank für den Artikel!
Aus meiner Sicht sollte jeder auch immer im Kopf behalten:
A. Musik ist klasse und wenn man bock drauf hat, sollte man die unbedingt nutzen! Aber bitte dabei nie vergessen: Man hat als SL die Aufgabe die Welt darzustellen und den Spielern ein tolles Abenteuer zu bieten! Verirrt euch also nicht im Klangerlebnis und behaltet immer das AB im Auge!
B. Aus meiner Sicht ganz wichtig: Nehmt Musik, die ihr mögt! Ich habe die Erfahrung gemacht als SL, dass Musik nicht nur eine gute Untermalung sein kann, sondern mich einfach auch beflügeln und inspirieren kann. Einen verzweifelten Kampf darzustellen und im Hintergrund den Klendathu Drop von Basil Poledouris zu hören…geil.
C. Stil- und Stückwechsel sind gut, aber übertreibt es nicht. Wenn für jeden Schritt, den die Helden machen gleich ein neues Stück extra angeklickt wird, kann das nervig werden. Arbeitet mit Playlists oder Repeat.
D. Bringt immer mal wieder was Neues mit. Musik kann auch schnell auf den Nerv gehen oder auch Szenen verraten. Also immer mit einer Überraschung aufwarten. Das bringt auch die Spieler weiter!
Tja, ansonsten habt ihr mich mit euren Vorschlägen schon sehr erstaunt teilweise. Man lernt nie aus. Hier ein paar meiner Favouriten für DSA:
– Basil Poledouris – Flesh and Blood, Conan the Barbarian, Hunt for Red October, Starship Troopers, Robocop…der Typ hat eigentlich verdammt viel gutes Zeugs gemacht!
– John Carpenter – Prince of Darkness (wenn Spannung kommt, dann mit OSTs von John Carpenter!!! Noch zu empfehlen: The Thing oder The Fog…)
– James Horner – Der Name der Rose
– Philip Glass – Kundun
– Nick Cave/Warren Ellis – The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford
– Hans Zimmer – Thin Red Line
– Corvus Corax – Carmina Burana II
Es gibt noch haufenweise gutes Zeugs da draußen!
Für Elfen wäre vielleicht das zweite Lied des OSTs Angels of America (also die Main Theme…) was?!
Für Spieltischmusik stelle ich mir aktuell vor der Runde Playlists für einzelne Szenen zusammen, die ich dann auf mein iPhone ziehe, welches vor Ort mit bereitgestellten Boxen gekoppelt wird – das hält mir meine restliche Technik frei von zusätzlichen Fenstern und macht die Sounds mit etwa zwei „Klicks“ zugänglich. Sollte man wirklich Angst vor Anrufen haben, kann man noch den Flugmodus einstellen.
(Das bisherige Meisterstück war in der Phileassonsaga, als ich vor einer Jagd auf was großes schuppiges Phileassons Ansprache auf das Main Theme von Skyrim getimet habe.)
Ansonsten habe ich noch einen anderen Nutzen für Musik im Rollenspiel gefunden: Für die meisten meiner Charaktere habe ich einen Titel, der sie charakterlich beschreibt und den ich auf dem Weg zum Spielort höre, um ein bisschen in Stimmung zu kommen. Das kann To The Faithful (aus Engel von In the Nursery) für meinen Praioten sein oder Until Death (Silent Hill von Akira Yamaoka) für meinen Heretek.
@Xeledon:
„Zu Punkt 5: Ist mir zu mühsam. Für mich steht da der Aufwand einfach in keinem Verhältnis zum Effekt, deswegen lasse ich da die Finger von.“
Ich finde, Soundeffekte lohnen sich auch sehr. Ich möchte sie, genau wie die Musik, nicht mehr missen. Allerdings ist es wirklich ein großer Aufwand und ich wäre auch gar nicht imstande, irgendwelche Tonspuren zusammenzumischen. Aber toll isses schon.
“ Ein solches übergeordnetes Thema ist an sich auch ganz schön, das signalisiert dann immer auch allen gewissermaßen “Jetzt geht’s los!” und kann unter Umständen dabei helfen, schneller in die eigentliche Spielstimmung zu kommen. „
Hah, stimmt, das hab ich im Artikel ganz vergessen. Bei uns läuft zur Einstimmung auch immer das Kampagnenthema (Bei der Königsmacher das entsprechende Stück vom Soundtrack, bei der „Jenseits des Horizonts“-Kampagne das Titelthema von Conquest of Paradise, beim Jahr des Feuers wars das oben verlinkte „Gloria“ aus „König der letzten Tage“ und bei unserer JdF-Nebenkampagne das „Lux Aeterna“ in der Howard-Shore-Version.) Das finde ich auch immer echt gut, um zu signalisieren, dass es jetzt los geht mit dem Spielen.
@Cifer:
„Ansonsten habe ich noch einen anderen Nutzen für Musik im Rollenspiel gefunden: Für die meisten meiner Charaktere habe ich einen Titel, der sie charakterlich beschreibt und den ich auf dem Weg zum Spielort höre, um ein bisschen in Stimmung zu kommen. „
Sowas hab ich auch 🙂 Sind bei mir dann aber so gut wie immer keine Soundtracks, sondern Pop/Rock-Songs. Da muss dann bei mir nämlich auch der Text zum entsprechenden Charakter passen.
@Horus:
„Tja, ansonsten habt ihr mich mit euren Vorschlägen schon sehr erstaunt teilweise.“
Mit welchen denn? Und warum?
Gewundert, weil ich mich eigentlich für sehr gut informiert halte, wenn es um Musik für RPGs geht, aber man nie auslernt.
Also Army of Darkness hatte ich irgendwie noch nie auf dem Plan, obwohl ich mir den Film shcon tausendmal angesehen habe. Weiterhin hat Josepf LoDuca auch den OST zu Pakt der Wölfe gemacht und ist mir daher schon bekannt.
Ach ja, Hut ab: König der letzten Tage kennt halt auch nicht jeder. Die CD habe ich auch irgendwie nur schwierig erstanden.
Jeanne D’Arc habe ich als OST, aber irgendwie den auch noch nicht wirklich auf der Rechnung.
Dr. Who sagt mir gar nichts, da ich die Serie auch absolut uninteressant finde. Daher sollte man da mal nachhören.
Sandokan finde ich ja mal ein schwer geiler Tipp. Den werde ich mir mal ausgiebiger zu Gemüte führen.
Schatten über Riva ist wirklich sehr Retro-PC-Musik. Aber gut, vielleicht habe ich es bei Vibart schon mal gehört und dann verdrängt.
Von Trevor Morris habe ich bisher nur The Borgias und irgendeinen anderen OST auf den ich just gerade nicht komme auf dem Radar. The Borgias ist mir als nett aber nicht berauschend im Kopf geblieben.
Weiterhin fehlen bei den Aufstellungen so ein bisschen die Klassiker (Braveheart, Gladiator, Conan the Destroyer, The Crow, World of Warcraft, Alien usw.). Aber die kennt zum einen ja jeder und zum anderen hat auch jeder ein anderes Feeling für Top. Ich habe meine CD-Sammlung (sorry, bin sehr retro…) nochmal durchgeschaut und es gibt da wirklich wirklich viele viele schöne Sachen, aber da könnte man sicherlich ein ganzes Buch draus machen.
Ergo: Ich wollte nur kundtun, dass ich angenehm überrascht bin.
@Horus: Ah, okay 🙂 Ich dachte du meinst überrascht im Sinne von „würde ich niemals als Rollenspielmusik benutzen, weil es für mich nicht passt“. Freut mich jedenfalls, dass noch ein paar neue Sachen für dich dabei waren!
König der letzten Tage hab ich auch nur zufällig aufgetan, das hat unser damaliger SL halt fürs Jahr des Feuers ausgegraben. Sonst wäre ich wohl auch nicht auf nen ZDF-Fernsehfilm von anno dazumal gekomen.
Und du hast recht, zumindest ich hab drauf geachtet, nicht unbedingt Musik zu empfehlen, die eh schon jeder kennt. Gleichzeitig gilt natürlich auch: je bekannter die Musik/der Film, desto größer die Gefahr, dass ein Spieler den Soundtrack wiedererkennt.
Schöner Artikel, aber einem Thema, das mir so naheliegt, muss ich natürlich auch ein klein wenig nörgeln: Den Begriff „Micky-Mousing“ setzt ihr hier etwas weitgefasst und eigentlich auch unzutreffend ein. Gerade John Williams bedient sich eigentlich nie dieser Technik, die man in der Filmmusik der letzten grob 30 Jahre auch fast nur noch vereinzelt in Animationsfilmen beobachten kann. Die Leitmotiv-Technik in der Tradition von Wagner ist deutlich signifikanter für Williams Personalstil und zusammen mit dem Underscoring auch deutlich verbreiteter. Aber genug mit Fachtermini-Klugschiss.
Wenn ihr schon von E-Musik redet, solltet ihr – unbenommen davon, dass diese Unterscheidung eigentlich schon immer reichlich unsinnig war – diese vielleicht auch einmal zur Untermalung von Rollenspielszenen in Betracht ziehen.
Mann muss da natürlich etwas weg von den ganz bekannten Nummern wie Mozart oder Beethoven, aber selbst bei Größen wie Mendelssohn oder Bach findet man viele Werke, die kaum einer kennt und somit nicht die Gefahr der Ablenkung durch „ach das…“ entsteht.
Zwar haben viele Werke der klassich-romantischen Tradition das Problem, dass sie sich nicht gut für Endlossschleifen eignen und ein Sinfoniesatz aufgrund der typischen Formprinzipien, die u.a. auf kontrastierenden Themen mit schnellen „Stimmungswechseln“ beruht, zur gleichmäßigen Untermalung einer Szene schlecht eignet. Entfernt man sich ein wenig vom „Kanon“ der großen Werke, findet sich aber viel, z.B. im Impressionismus von Debussy und Ravel, was exzellent eine einheitliche Stimmung über längere Zeit vermittelt.
Auch die romantische Schauspielmusik als musikhistorisch dirketester Vorläufer der Filmmusik (und hinsichtlich ihres Einflusses auf Filmmusikkomponisten durchaus einflussreicher als etwa die Oper) bietet einen Hort geeigneter Musikstücke.
Und auch historisch in die andere Richtung: In der Renaissance und im Frühbarock finden sich viele Werke (von denen es mittlerweile auch gute Einspielungen gibt), die gut eine zumindest pseudo-historische Illustrierung von Szenen am Spieltisch ermöglichen.
Ebenfalls gut geeignet für bestimmte Szenen ist Minimal-Music und andere Neue Musik der zweiten Hälfte des 20. Jh. Vieles davon klingt weniger schroff und gewöhnungsbedürftig als es das Vorurteil besagt. Also für eindrucksvolle Szene gerne mal den Blick zu Ligeti, Arvo Pärt, John Cage oder Boulez schweifen lassen.
Und jetzt haben wir noch überhaupt nicht von Musik außerhalb des europäisch-nordamerikanischen Kulturraums gesprochen: Gerade in den genuinen Musikkulturen „exotischerer Länder“ gibt es viel, das sich natürlich für „exotische Regionen“ im Rollenspiel eignet, aber auch für viele andere Szenen. Hier kann man z.B. balinesische Gamelan-Musik nennen, die aufgrund ihres quasi-hypnotischen repetitiven Charakters gut als Hintergrundmusik für längere Szenen geeignet ist.
Um es in Kürze abzuschließen: In der Gesamtheit unserer musikalischen Welterbes gibt es weit mehr als Soundtracks und dezidierte Rollenspielmusik, um sie am Spieltisch einzusetzen. Es lohnt sich, da mal seinen Blick zu weiten – nicht nur für den Einsatz am Spieltisch.
Das Problem, was sich zumindest mir persönlich beim Einsatz von „E-Musik“ (und ich verabscheue diese alberne U/E-Kategorisierung tatsächlich ebenfalls aus tiefstem Herzen) stellt, ist, dass man selbst über eine entsprechend profunde Kenntnis in diesem Bereich und eine damit einhergehende entsprechende Musiksammlung verfügen müsste. Ich kann eben nur das einsetzen, was ich selbst auch kenne und in irgendeiner Form besitze. Und obwohl ich gerade klassischer Musik grundsätzlich positiv begegne, fehlt es mir doch an der Motivation, mich damit mal eingehender auseinanderzusetzen, so dass mein entsprechender Fundus doch eher überschaubar ist. Ein paar geeignete Stücke zur Rollenspiel-Untermalung herauszufiltern, reicht mir dann halt doch nicht als Motivation, mich plötzlich zum Klassik-Afficionado zu entwickeln – dafür habe ich aktuell auch einfach viel zu viel Spaß an den verschiedenen Spielarten der Stromgitarren-Mucke… 😉
Das wenige, was ich beispielsweise an klassischer Musik in meiner Sammlung habe, nutze ich sehr gerne an passenden Stellen, aber gerade die bekannteren Stücke kennt man eben auch anderweitig in den unterschiedlichsten Zusammenhängen, so dass hier die Wiedererkennungs- und Déjà-Vu-Gefahr (Déjà-Écouté-Gefahr?) ähnlich groß ist, wie bei dem schon mehrfach als Paradebeispiel herangezogenen „Imperial March“. Will heißen: Der Hinweis auf die ominöse „E-Musik“ ist durchaus angebracht, es hätte mich aber eher gewundert, wenn sich einer der Autoren dieses Beitrags als entsprechender Kenner dieses Feldes geoutet hätte. Es ist aber schön, dass du diese Lücke mit deinen Tipps gewissermaßen schließt.
Was die „genuinen Musikkulturen“ anderer Länder angeht, bin ich damit bislang eigentlich nie warm geworden. Alles, womit ich da bislang in Kontakt gekommen bin, musste ich leider doch in die Kategorie „Folklore-Kitsch“ stecken, wodurch ich es stets nur in reichlich begrenztem Umfang ertragen konnte. Es ist halt – wie bei Musik üblich – immer alles stark vom subjektiven Empfinden und dem persönlichen Geschmack abhängig, weiterempfehlen kann man aber letztlich nur die Dinge, mit denen man sich persönlich auskennt.
Hat eigentlich mal jemand Erfahrungen mit Runden gesammelt, in denen sich der musikalische Geschmack des Spielleiters – und damit auch die Musikauswahl – stark von den Vorlieben der Spielerschaft unterschieden hat?
@FJ: Danke für den Kommentar! In der Tat ist klassische Musik ein Gebiet, mit dem wir uns gar nicht beschäftigt haben, allerdings wohl eher aus Mangel an Kenntnis als aus Ablehnung. Wie Xeledon schon sagt, man muss sich halt damit auskenne, damit man die richtigen Stücke findet. Beim Filme/Serien schauen kommt das ja eher von selbst, dass man sich dran erinnert, dass einem der Soundtrack gefallen hat und vielleicht was fürs Rollenspiel wäre.
Ausschließen würd ich klassische Musik als Untermalung allerdings nicht, aber ich habe schlicht zu wenig Ahnung davon.
Was Musik anderer Kulturen angeht: Wir hatten mal irgendeinen wilden monglischen (?) Kehlkopfgesang als Untermalung einer neristischen Oper, das war freakig, hat aber gut gepasst. Und ich glaub Sedef hat da auch noch andere Stücke, vielleicht kann er was dazu sagen.
@Xeledon:
„Hat eigentlich mal jemand Erfahrungen mit Runden gesammelt, in denen sich der musikalische Geschmack des Spielleiters – und damit auch die Musikauswahl – stark von den Vorlieben der Spielerschaft unterschieden hat?“
In meiner Zweitrunde gibt es einen Spieler, der ausschließlich Black/Death/Viking-Metal hört und alle andere Musik ablehnt. Der macht sogar beim Fernsehen den Ton aus, wenn die Filmmusik vordergründig zu hören war.
Als ich dann mit dem Vorschlag ankam, man könne ja mit Musik spielen, stieß das natürlich auf Abneigung bei ihm. Ich hab es dann trotzdem getan, als ich geleitet hab, er hat die ganze Zeit genörgelt und öfter Bermerkungen a la „kann mal jemand diesen nervigen Musikus aus dem Raum werfen?“ gemacht. Ich hängte das Leiten dann an den Nagel, was nix mit der Musik zu tun hatte; hätte ich weitergemacht, hätte ich das mit der Musik aber wohl bleiben lassen. Wenn man sich für den zusätzlichen Aufwand noch blöde Sprüche anhören muss, isses das nicht wert.
Witzigerweise ist die Tatsache, dass diese Runde ohne Musik spielt, einer der Gründe, wieso ich da mittlerweile so gut wie gar nicht mehr mitspiele.
Ach du je, solche Leute gibt es noch? *Kopfschüttel*
Aber bei so viel gelebter Toleranz hat das ja eher mit gezielter Sabotage zu tun, so dass das als Beispiel zwar abschreckend ist, aber nur bedingt taugt, um daraus allgemeine Lehren zu ziehen.
Ja, solche Leute gibt es *nick* Wobei ich dazu sagen muss, dass ich den betreffenden Mitspieler trotzdem mag und mich auch gerne mit ihm treffe – nur vielleicht nicht mehr ganz so gern zum Rollenspiel 😉
Aber ja, das ist kein Beispiel für das, was du eigentlich meintest.
Da fällt mir aber grade noch eins ein: Ein Gast-SL hat mal ein Detektivabenteuer in Havena mit Jazz-Musik unterlegt, weil er meinte, dass das gut in die Stimmung des Abenteuers und des Settings passen würde. Das fanden wir als Spieler dann aber nach einer Weile total unerträglich und haben darum gebeten, die Musik auszumachen oder etwas anderes abzuspielen.
Wir suchen unsere Musik hauptsächlich auf Youtube, die Möglichkeit, Playlists anzulegen, ist einfach zu verlockend, einerseits durch das große Angebot an Musik, andererseits dadurch, dass wir eher faul sind, situativ Musik auszuwählen.
Wir haben die Musik nach Oberbegriffen sortiert, wie „Kampf“, „Gruselig“, „Reise“, „Taverne“ und nach einigen Kulturen, wo wir bisher unterwegs waren.
Die passende Playlist wird dann angemacht und läuft eher leise als Hintergrundmusik, damit sie nicht ablenkt und uns nicht auffällt, falls sich das ganze doch wiederholt 😀
In unregelmäßigen Abständen suchen wir auf Youtube nach neuer Musik, die wir den jeweiligen Playlists zuordnen.
Dabei nutzen wir auch eher Videospielmusik denn Filmmusik, oftmals hört man ein Lied die erste Minute und alle nicken übereinstimmend „das ist Kampf!“ und plötzlich kippt die Stimmung im Lied… .
Neben klassischen Rollenspielen sind auch Strategiespiele gut, um die Soundtracks nach passender Musik zu durchforsten.
@Sandokan: ein super Film! Aber Kodnas Han ist meiner Meinung nach eher die DSA-Entsprechung als El Harkir 😉 .