Eigentlich gefiel unserem Gastrezensenten Kai Lemberg der Ausflug in die Hohlwelt ja ganz gut – jedenfalls erhielt Die Welt der Schwertmeister in seiner Gastrezension sechs von neun Einhörnern. Nur mit dem Frauenbild Tharuns wurde er nicht so recht glücklich und stellt deshalb in dieser Gastkolumne einen alternativen Vorschlag vor.
Während Jungen von Kindheit an auf harte körperliche Arbeit vorbereitet werden, lernen Mädchen früh, dass ein scharfer Verstand ihre beste Waffe ist, um sich eine bessere Stellung im Leben zu erstreiten. Beim einfachen Volk und der Dienerschaft fallen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern weniger ins Gewicht, da Mann und Frau seit ihrer Jugend jeden Tag fast durchgehend 10 Stunden arbeiten und beten. Die Töchter aus den höheren Kasten üben sich hingegen früh in Sprache und Schrift, Kunst und Diplomatie. Aber auch aus ihrer Schicht erhalten nur die hübschesten, begabtesten und geschicktesten Mädchen die Gelegenheit, in den acht Künsten der Masha ausgebildet zu werden.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Eheleute nach ihrer Hochzeit das „Metier“ ihres Partners erforschen, Männer also ihren Horizont erweitern und Frauen das Handwerk des Mannes kennenlernen. Da neben den täglichen Pflichten aber kaum Zeit zur Verfügung ist, gehen solche Studien selten tief. Allenfalls einflussreiche Schwertmeister und ihre Gattinnen können sich einen intensiveren Wissensaustausch erlauben.
Die Ehen in Tharun werden von den Müttern der Brautleute, oder ersatzweise den nächsten ranghohen weiblichen Angehörigen, kastenübergreifend arrangiert. Bei den Verhandlungen zu einer Zwangsehe geht es vor allem um Gefallen und Gefälligkeiten, Treue und Loyalität, Machterhalt und sozialen Aufstieg. Materielle Geschenke sind hingegen nur selten Teil der Vereinbarungen.
Die sich daraus ergebenden Konstellationen sind so individuell wie die Persönlichkeiten aller Beteiligten. Mache Mütter wollen ihre Kinder im Streben nach persönlichem Glück unterstützen und berücksichtigen die Herzenswünsche ihrer Töchter oder Söhne bei der Suche nach einem Ehepartner. In anderen Fällen wird die Tochter eines Schwertmeisters an einen vielversprechenden Guerai verheiratet, um diesen zu ehren und enger an die Familie zu binden. Es gibt auch Frauen, die für ihren verzogenen, chauvinistischen Sohn ein junges, naives Mädchen aus einer niederen Kaste zur Braut wählen.
Mit der Hochzeit gehört die Ehefrau automatisch der Kaste des Mannes an. Ihr Schicksal ist damit eng verwoben mit dem künftigen Aufstieg und Fall des Gatten. Gerade im Fall eines Guerai, also eines möglichen künftigen Schwertmeisters, macht das die Frau zu seinem engsten Vertrauten und wichtigsten Ratgeber. Denn eine Ehe in Tharun endet nur mit dem Tod eines Ehepartners. Auch wenn sich einer der Ehepartner als unwürdig erweist (zum Beispiel durch Untreue) oder eine Aussicht auf die Hochzeit mit einer besseren Partie besteht, ist eine Trennung nur über die Leiche des Gatten bzw. der Gattin möglich. Vielehen sind nur Inselherren und ausgewählten Gefolgsleuten erlaubt und verwitwete Frauen begeben sich meist zurück in den Schutz des Elternhauses, wenn sie keine Aussicht auf eine baldige Neuvermählung haben.
Unter den vielen Frauen, die gemeinsam unter einem Dach leben, herrscht eine strenge Hierarchie nach Alter und Stand. An höchster Stelle steht die Mutter des Hausherrn, gefolgt von seinen unverheirateten oder verwitweten Tanten, die er aufgenommen hat. Danach folgen die Gattin und die Schwestern, bei denen das Alter die genaue Rangfolge festlegt. Cousinen des Hausherrn werden allenfalls als bessere Dienerinnen geduldet und stehen im Ansehen noch hinter den Töchtern, Nichten oder Enkelkindern des Familienoberhauptes zurück. Es ist daher keine Seltenheit, dass die Frauen innerhalb eines Haushaltes einander verleumden, gegeneinander intrigieren und um das Ohr des Hausherrn buhlen, ohne das die Männer von diesen Konflikten überhaupt etwas mitbekommen.
Die regionalen Besonderheiten bei den Frauen der Inselwelten bleiben unverändert. Die Mashas lernen neben den zeremoniellen Aspekten beim Aufguss von Tee auch die Geheimnisse bei der Zusammensetzung der Kräutersude. Sie beherrschen die Kunst dem Tee eine aphrodisierende, beruhigende, heilende oder toxische Wirkung zu geben.
Darüber hinaus gibt es eine kleine Gruppe kampferprobter Frau, die auf allen Inselreichen angetroffen werden können. Die Guer’Dschjin sind Töchter von Schwertmeistern, die im Zweikampf getötet wurden. Gemäß den Lehren von Arkan’Zin steht ihnen das Recht auf Rache zu. In speziellen Klöstern werden sie im Umgang mit dem Schwert und dem Kodex der Rache unterwiesen, um eines Tages den Mörder ihres Vaters zur Rechenschaft ziehen zu können. Ein Somakai sollte sich bei einer Duellforderung daher stet bewusst sein, das ihn seine Taten eines Tages einholen können.
Wir danken Kai Lemberg für seinen Gastbeitrag!
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Na ja, Sittenideen, aber was daran reformiert das Frauenbild so maßgeblich ? Die Kämpferin wird auch wieder sehr festgelegt. „Es kommt auch vor das Frauen, Waffen gebrauchen und selbstständig sind“ hätte gereicht.