Mit Glück und aufgrund zahlreicher Absenzen von Leuten, die besser gewürfelt hatten als ich, rutschte ich am Samstag morgen noch in das diesjährige Multiparalelle Abenteuer (MPA) der Ratcon. Nach dem ausgiebigen Versuch, meinen mitgebrachten 5000-AP Helden in das Anmeldeformular zu quetschen, stelle ich ganz unten fest, dass Allymos Archipel mit DSA5-Regeln und -Helden gespielt wird. Na prima. Also entscheide ich mich für einen Archetypen.
„OK – irgendjemand hier, der noch nie Rollenspiele gespielt hat?“
Dreißig Minuten später sitze ich bei unserem Meister Adrian und mit einem bornischen Seesöldner in der Hand am bornländischen Spieltisch. Fünf weitere Conbesucher haben sich unserer Südmeerexpedition angeschlossen, am Tisch nebenan, nur durch eine dünne Pappstellwand getrennt, leitet El Presidente sehr lautstark irgendwas im Wirtshaus zum Schwarzen Keiler. Gerade kündigt er laut schreiend den Auftritt eines Höhlenbären an. Vielleicht hätte ich doch mal wieder DSA1 spielen sollen?
Gegen 12.00 schiffen wir uns auf der Schivone Kullbach ein. Unser Alveraniar hat offensichtlich jede Menge Segelerfahrung, kennt jeden Mast und erzeugt damit eine schöne Schiffsatmosphäre. Von DSA5 ist noch nicht viel zu spüren, bisher gibt es nur einige Talentproben. Schön, dass alles um vier erleichtert ist.
Gegen 13.15 sichten wir eine Piratenthalukke, die mit viel Ideenreichtum und einigen Meistersuggestionen kreativ abgeschreckt wird. Das Abenteuer ist bis jetzt streng linear, die Stimmung am Tisch nach unserem Sieg aber ausgezeichnet. Meine Literflasche Cola Light (bin leider etwas dicker geworden) ist halb leer.
„Na gut, Sahib. Aber dann lasst mich euch noch wenigstens diesen falschen Bart dazu schenken.„
In Kunchom angekommen gibt es erst mal Landgang. Unsere Magierin kauft Badeöl, ihr Kollege weigert sich auf dem Basar zu feilschen und enttäuscht den örtlichen Kajuboknospenhändler bitterlich. Ich exerziere meine Seesöldnerkompanie. Im Grunde haben wir Spaß.
10 Minuten und einige brilliante Navigationsproben des Seekadetten später haben wir die Waldinseln hinter uns gelassen und machen uns bereit zum unvermeidlichen Schiffbruch. Hier zeigt sich bereits ein Problem des MPA: Zeitdruck. Denn obwohl wir eins der besten Schiffe und dazu noch eine horasische Servolenkung im Ruder haben, sind alle anderen Gruppen irgendwie schneller. Adrian drückt auf die Tube.
„Preisfrage: Was heißt »Leeseite der Insel?«“
Um 14.30 haben wir unsere Shivone erfolgreich ruiniert und bilden eine Inselexpedition. Hier stoßen wir relativ schnell auf die Syllaner Piraten Freibeuter und die erste Interaktion mit anderen Spielergruppen entspinnt sich. Das ist natürlich immer der schönste Teil des MPA, und nachdem der Deal mit den netten Schurken klar ist (Meskinnes, Holz und Schiffszimmerleute gegen eine Weiterfahrt für unsere Helden) kommen wir auch recht schnell in einem seltsamen Kolonialhafen mit einem reichlich durchgeknallten Gouverneur an. Der Schwarze Keiler nebenan ist inzwischen fertig, leiser wird’s trotzdem nicht.
Ab hier verliere ich die Story des MPA ein wenig. Wie jetzt Rochen, Tangfelder und die verräterische Navigatorensklavin genau zusammenpassen, erschließt sich mir nicht ganz. Es ist auch schwierig, denn nun stehen alle fünf Spielergruppen zusammen rum und jeder hat etwas zu sagen oder gerade einen guten schlechten Witz im Kopf. Wichtig ist vor allem wohl: „Die Insel mit den Piraten ist da. Hier habt ihr eine Karte von der Grotte. Macht sie fertig.“ Sehr gut.
„Wir teilen immer ein Drittel der Mannschaft zum Affensammeldienst ein.“
Die Zeit drängt, also sind wir Schwuppdiwupps vor Allymos Archipel und verteilen, wer welche Aufgabe beim finalen Angriff übernimmt. Ich habe mich mittlerweile ein wenig mit dem bornischen Seekadetten angefreundet und wir beschließen, als Haudraufs den Anlegesteg mit den geklauten Schiffen zu befrieden. Zusammen mit einem durchgeknallten Novadi, einem almadanischen Söldner, unserer Magierin und einer schleichsüchtigen Händlerin erschlagen wir die Piraten, blockieren das Ruder des Holken und reißen den Landungssteg in einer vollkommen unnötigen Zerstörungsorgie komplett ein. Das ist toll. Mein auf Schildkampf gebauter Held (spannenderweise mit 2700 AP) ist mit Atacke 17 / Parade 19 völlig überpowert – da stimmt halt bei DSA5 mal wieder das Balancing nicht.
Gegen 17.00 ertönen allerorten die Jubelschreie des Sieges von den Spieltischen. Danach streiten sich die Risso (Habe ich die Risso erwähnt?), die Efferdkirche und die Uthurier darum, welcher Meeresgottheit die nun befreite Grotte der Allymos zu übergeben ist, und wir MPA-Spieler sollen entscheiden, wer nun im offiziellen Aventurien das Dingens kontrollieren soll. Wieder ist die Diskussion laut und undiszipliniert, aber schnell kristallisieren sich zwei Fronten heraus: Die Efferd!-Efferd!-Spieler und die Befürworter eines ökumenischen Tempelsharings im Südmeer. Letztendlich gewinnt die Efferdkirche und die Risso verkündigen angepisst den großen Krieg gegen alle Luftatmer. Na, das haben wir ja schon mal super hingekriegt.
Bis 18.00 erstrecken sich die Nachbeben, natürlich mit viel Diskussion um DSA5, das insgesamt nicht groß beim Spielen störte, aber noch einiges an seltsamen Effekten und unrunden Ergebnissen produzierte. Unser Alveraniar bittet uns übrigens ausdrücklich darum, auch zu schreiben, was uns gefällt, denn: Wenn 100 Leute kritisieren, was 500 gut finden, dann kommt bei den Machern ein schiefes Bild an. Die Bitte gebe ich hiermit an die Lesenden weiter. Ich nehme mir fest vor, diesmal wirklich das Feedbackformular zu nutzen, in der Hoffnung, dass sich tatsächlich noch Dinge verändern werden.
„Kommen wir zum Unvermeidlichen.“
Was bleibt? Ein lustiger Nachmittag, ein schlechtes Gewissen, weil ich in alle großen Workshops meine Mitnanduriaten geschickt habe und eine hübsch bemalte Muschel als Andenken an das MPA. Insgesamt fand ich die Story etwas linearer und weniger aufregend als die Pilgerreise durch das Bornland von 2013, allgemein hat es sich wieder gelohnt, am MPA teilzunehmen.
Danken will ich unserem Spielleiter Adrian, der ruhig und mit Humor sehr gut geleitet hat, meiner Con-Runde und dem Ratcon-Team für viel Spaß für Umme. Vielleicht sind mir ja die Würfel 2015 wieder gewogen …
Fehlt da ein Apostroph? Ist es Allymos‘ Archipel? Oder der Archipel, der nach Allymo benannt ist, also Allymos Archipel?
Das ist wie mit Andreas‘ Schatzkiste. Mit Apostroph ist der Besitzer männlich, ohne weiblich, nämlich Andrea.
Ansonsten danke für den Bericht und verzeih die Nickeligkeit.
Da die Tochter des Efferd Allymo heißt, ist der Genitiv doch einfach mit einem angehängten „s“ grammatisch korrekt bildbar, oder? Eventuell ist es aber auch die zyklopäische Schreibweise, die hier einen Nominativ kennzeichnet, damit würde die Insel „Alymnos Nisos“ oder so ähnlich heißen. Da ich selbst bei fehlerhafter Schreibung keine Lust mehr hätte, überall Apostrophoi zu setzen, belasse ich es mit dem Verweis auf die offiziellen Quellen: die Wiki und die Ulisses Homepage. 🙂
Ich habe selber teilgenommen (Am Sonntag bei den Horasiern) und wollte als Spieler so gerne meine Stimme den Risso geben. Aber ingame gab es für meinen götterfürchtigen Helden nur eine Mglichkeit: Er würde sich niemals in solchem Maße gegen die Zwölfe stellen. Und da man ingame abstimmen sollte, ging die Stimme an die Efferd-Kirche. Schade eigentlich, dass Efferd dann auch gewonnen hat. Aber aus rollenspielerischem Gesichtspunkt war das die logische Handlungsweise.
Als Spieler des durchgeknallten Novadis bitte ich zu bedenken, dass es auch eine laute Stimme dafür gab, die Grotte doch den Rastullah-Gläubigen zu übergeben. Damit wären alle Probleme gelöst gewesen.
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