Wenn der Frühling langsam sein Kommen ankündigt ist es wie jedes Jahr Zeit nach Norden zu ziehen. Genauer gesagt: Nach Norden-Norddeich, wo die Eule ruft. Dieses Jahr war die HeinzCon für uns Nanduriaten auch ein wenig mit Abschied verbunden. Denn auch wenn wir wohl noch die nächsten Jahre auf dieser abgelegenen und doch stetig wachsenden Rollenspiel-Convention des Uhrwerk-Verlags einkehren werden, ist mit dem Abschied von Tharun und Myranor auch das Ende von DSA-Themen auf der HeinzCon besiegelt worden. Ein bisschen Schwermut mag deshalb auch dabei sein, wenn wir jetzt wieder ausgeschlafen unseren Bericht zu Protokoll geben. Achja: Für ein Einhorn war es auch die letzte Con als Nanduriat. Wer mehr wissen will, muss weiterlesen (oder zum PS scrollen). Aber zunächst mal: Auf nach Norden-Norddeich!
Donnerstag, 08.03.2018
Queery: Nach einer stressigen Woche komme ich spät nach Hause und überlege, ob ich jetzt noch für morgen packen soll. Ich habs nicht mal geschafft eine Runde anzumelden. Ich hoffe nur, dass ich morgen nicht verschlafe, schließlich hab ich die Tickets für unsere Berliner Reisegesellschaft.
Curima: Packen, rumräumen und dann noch DSA über Teamspeak spielen, das war so meine persönliche HeinzCon-Vorbereitung. Sich bei der Online-DSA-Runde mit Sedef und Cifer mit einem “bis morgen dann” verabschieden zu können, hat auf jeden Fall was.
Cifer: Jup, das sollten wir öfters machen. Wann ist die nächste Con?
Curima: Du darfst dich vor der NordCon dann entscheiden, ob du donnerstags noch spielen oder am Wochenende in einer aufgeräumten Wohnung schlafen willst :p .
Cifer: Da ich traditionell eh nur zum Schlafen vorbeischaue, träume ich mir die Ordnung einfach.
Freitag, 09.03.2018
07:30 Uhr, Curima: Ich hatte vor, vor der Con noch einmal auszuschlafen. Der Wecker steht also auf 10 Uhr. Natürlich bin ich dann stattdessen um halb 8 wach. Aber gut, dann bleibt noch ein bisschen Zeit, zu Ende zu packen, die Wohnung etwas aufzuräumen und nochmal Wäsche zu waschen.
08:00 Uhr, Queery: Morgens schrecke ich aus dem Bett, merke, dass meinem Handy der Saft ausgegangen ist und deshalb kein Wecker mich geweckt hat. Nach einigen Schrecksekunden und aufwändiger Recherche stelle ich erleichtert fest, dass es noch ziemlich früh ist und unser Zug ja erst um 11 Uhr losfährt. Müde ziehe ich mich aus dem Bett und prökel noch ein wenig verschlafen rum, bis es doch wieder wenig Zeit für Packen und Frühstück ist. Also schnell in die Bahn und tatsächlich bin ich pünktlich am Treffpunkt, wo ich zu Cifer und der anderen Bagage stoße. Das erste Mal sind wir nicht nur eine Männer-Selbsthilfegruppe, das ist auf jeden Fall ein Fortschritt.
Zu Früh, Sedef: Mit gepacktem Koffer und Rucksack auf … zur Arbeit. Und dann von da aus später hoffentlich direkt zur HeinzCon …
10:30 Uhr, Cifer: Mein Morgen ist einigermaßen gut durchgeplant – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo an der Ubahn die Durchsage kommt, dass gerade ein Polizeieinsatz läuft und man deshalb nicht weiterfahren könne. Dauer unbekannt. Freude. Ein Taxi später war ich dann aber doch am Bahnhof und hab die restliche Berliner Meute gefunden.
13:15 Uhr, Curima: Nach einem Termin, einem verzögerten Weg zur S-Bahn wegen seltsamen Baustellen und einem Sprint quer über den Hamburger Hauptbahnhof erwische ich gerade noch den Zug nach Bremen.
14:55 Uhr, Curima: Hurra, ich habe die Berliner im Zug nach Norden gefunden! Weniger hurra: Sie vermissen ein Mitglied. Nach längeren Versuchen, per SMS und Anruf im nicht gar so guten niedersächsischen Handynetz den Vermissten zu erreichen, stellt sich raus: Der Halt des Zuges in Achim reicht nicht für eine Raucherpause. Und: Die Zugtüren machen kein warnendes Geräusch, bevor sie wieder zu gehen.
16:00 Uhr, Curima: Auf der Zugfahrt ist natürlich schonmal die perfekte Gelegenheit, um über Rollenspiel zu reden. Natürlich haben wir schon vor Ankunft auf der Con ein großartiges neues Rollenspiel erfunden. Es geht um autonome Kleinbusse, die sich tragisch ineinander verlieben. Ich glaube, das wird der absolute Hit.
17:10 Uhr, Cifer: Wir steigen aus dem Zug aus und wandern zum Haus des Gastes. Auf der Fahrt haben wir ein neues Rollenspiel erdacht, einen Mitreisenden verloren, eine Mitreisende hinzugewonnen und ungefähr fünf Debatten über Repräsentation im Rollenspiel geführt. Im Großen und Ganzen also noch eine positive Bilanz. Wenn jetzt nicht grad wer in die Nordsee fällt, kann die Con so weitergehen.
17:20 Uhr, Queery: Als jemand, der aus Geldmangel auf die Gästehausübernachtung verzichtet, muss ich immer, wenn die anderen schon einchecken und ihre Contüten und Tassen bekommen, draußen warten bis die Con um 18 Uhr öffnet. Das fühlt sich immer etwas komisch an. So 2. Klasse halt. Passt irgendwie zur aktuellen Spahn-Debatte und ich hoffe, irgendwann schafft die HeinzCon diese 2 Zeiten mal ab. Naja ich setz mich draußen in die Kälte und schnacke ein wenig mit anderen Heinzcon-Besucher_innen denen es ebenso ergeht, auch wenn die einfach nur selbst ein Gästehaus gebucht haben.
17:30 Uhr, Curima: Cifer und ich beziehen derweil mal unsere Wohnung, in der schon unser weiterer Mitbewohner sitzt. Er macht einen netten Eindruck, allerdings habe ich ihn nach dem Handynummer austauschen und gemeinsamen Weg zur Con erst bei der Schlüsselabgabe wieder gesehen.
18:15, Sedef: Auf zur Bahn! Meine Twitter-Timeline scheint sich schon komplett in Norden zu befinden. Aber immerhin ist der Zug pünktlich und es geht gut voran.
19:00 Uhr, Queery: Meine erste Runde: Kleine Ängste, bei dem wir Kinder spielen, deren Ängste real werden, hier mit Turbo-Fate als Regelbasis. Ich komme nicht ganz rein, den 8-jährigen mysteriösen Neuling zu spielen, aber am Tisch sind einige wirklich gut. Besonders einer, der einen 12-jährigen, dicklichen, gehänselten Außenseiter spielt, und so macht die Runde wirklich Bock.
19:30 Uhr, Curima: Traditionelles Freitagabend-Burgeressen unten im Restaurant. Es fehlt schon wieder ein Marcus, diesmal aber ein anderer. Wir bestellen einfach Burger für ihn mit, das ist das gute an Traditionen. Danach lasse ich den Tharun-Workshop sausen, um auf den später anreisenden Sedef zu warten, dessen Eintrittsbändchen und Tasse ich dabei habe. Außerdem treffen die Vögte ein und wir schnacken im Restaurant ein bisschen.
20 Uhr, Cifer: Zusammen mit Marcus und Arne pilgere ich hoch in den Workshopraum, um noch ein wenig über Tharun zu plauschen. Vergangenheit im Großen und Ganzen cool gelaufen, Zukunft würde in den Sternen stehen, wenn Tharun Sterne hätte. Danach kommt noch der Crowdfundingworkshop des Uhrwerkverlags, wo aktuell einiges in der Pipeline ist: Das Funding der Übersetzung von Coriolis (“Firefly, wenn man die chinesische Kultur durch orientalische auswechselt”) läuft, Dark Conspiracy (X-Files in der nahen Zukunft) ist geplant, ebenso wie So nicht, Schurke (Kinderrollenspiel von Monte Cook, um die kleinen Blagen an das Hobby heranzuführen). Dazu kommt noch die Überlegung, den Splittermondband zu Ioria in eine Box umzuwandeln, wozu man auch ein Crowdfunding brauchen würde.
21.30 Uhr, Sedef: Endlich angekommen. Burger gibt es nicht mehr, und vom Tharun-Workshop höre ich nur noch die Schlussworte. Aber jetzt kann es losgehen.
23 Uhr, Queery: Mein erster Eindruck: Die HeinzCon ist dieses Jahr noch ein wenig voller, aber auch weiblicher und sowieso insgesamt jünger und heterogener geworden. Damit gleicht sie sich den jetzt auch nicht sooo tollen Zusammensetzungsverhätnissen aus Conventions wie der NordCon an, was auf jeden Fall ein deutlich spürbarer Fortschritt ist. Wenig überraschend ist auch deutlich zu sehen, dass Splittermond inzwischen alles andere bei Uhrwerk um Meilen überstrahlt und eine sehr stabile Community jenseits von DSA aufgebaut hat. Zu Myranor kann ich leider gar nichts finden, was mich trotz meiner Abneigung Katzenmenschen gegenüber traurig stimmt und zu Tharun hab ich den Abschiedsworkshop zu Gunsten der Runde geskippt, aber immerhin eine Runde im Aushang finden können. Nicht nur am Tisch mit Arne und Marcus, an dem ich sitze, ist ein wenig Melancholie im Raum, was das vorläufige Ende von Myranor und Tharun angeht. Naja, erfreulicherweise kann ich das Sofa im Wohnzimmer des Gästehauses von Freunden beziehen, was dem unter den Tischen im Haus des Gastes Schlafen mit einer manchmal durchaus lauten Schnarch-Akustik durchaus vorzuziehen ist. Das sorgt dann auch dafür, dass ich dieses Wochenende einen kurzen, aber tatsächlich erholsamen Schlaf haben werde.
23:00 Uhr, Cifer: Ich wechsele vom Workshopraum 2 in Workshopraum 1, wo Mháire und Nico von Orkenspalter TV ein Let’s Play zu Betrayal at Baldur’s Gate aufnehmen. Bösartig unterbrochen werden sie dabei von ihren Patrons, die Nico noch fix einen Regiestuhl und Mháire ein paar Klamotten mit Aufdruck Mother of Owls schenken. Das scheint Mháire etwas aus dem Konzept gebracht zu haben, denn im Verlauf der Runde versagen die Helden kläglich und können nicht verhindern, dass der Goblin Glurk mit seiner Meute Baldur’s Gate in die Sklaverei führt. Ups.
23:30 Uhr, Curima: Mit einer Spielrunde wurde es heute nichts, stattdessen sitze ich dann noch ein bisschen herum und unterhalte mich. Der Abschied von Tharun und Myranor ist durchaus überall Thema.
00:00 Uhr, Sedef: In der Tat, die Zukunft von Myranor und Tharun ist ein großes Thema – zu groß für diesen Con-Bericht, weshalb wir dazu nochmal einen eigenen Beitrag machen werden.
01:00 Uhr, Curima: Huch, welch frühe Zeit für eine Con, aber ich liege tatsächlich schon im Bett. Mit zwei Paar Socken und unter zwei Decken, die Heizung im Ferienhaus ist nämlich stets bemüht, bringt aber nicht wirklich Wärme zustande.
02:30 Uhr, Cifer: Nach dem Let’s Play gab es noch eine Runde lauschiges Beisammensitzen mit den Orkenspaltern, weiteren Congästen und Werner Fuchs. Besonders dessen Weinvorräte beeinflussten den Abend und trugen sicher auch zu den Diskussionen um Gott und die Welt bei. Irgendwann war es dann aber doch mal Zeit fürs Bett, also wieder etwas im Dunkeln über den Deich gewandert (hier waren Deichbauer am Werk!) und ab zum Ferienhaus. Kühl war es in der Tat, aber das hält mich nicht vom spontanen Wegpennen ab.
Samstag, 10.03.2018
08:30 Uhr, Queery: Morgenstunde usw. Ich bin relativ zügig zum Haus des Gastes unterwegs, mache mich dort über das Frühstück her und unterhalte mich dabei mir Bernd, der Redakteur bei Uhrwerk für Numenera ist. Ihm will ich beim Numenera-Workshop heute Nachmittag als Supporter ein bißchen unter die Arme greifen. Wir hatten es nicht geschafft vor der Con zu telefonieren, aber Bernd ist schon super vorbereitet und plant auch keine Frontalberieselung. Top. Da ich nichts zum Leiten mitgenommen hab, gibt er mir auch noch ein paar Charaktere, da mich angesichts der Schlangen vor der Rundenanmeldung entgegen aller Nicht-Planungen dann doch noch die Motivation gepackt hat eine Runde anzubieten.
08:30 Uhr, Cifer: Ab zur Con, Frühstück fassen und mit freundlichen Leuten quatschen. Insbesondere über das gerade in Übersetzung erschienene Rollenspiel Mutant: Jahr Null. Ich schaffe es, einen anwesenden SL zu ermutigen, davon am Abend eine Runde anzubieten. Das ist gut, denn ansonsten bin ich eigentlich immer chronisch zu spät am Aushang.
10:00 Uhr, Curima: Huch, da habe ich wohl trotz fremdem Bett und kaltem Zimmer ziemlich lange geschlafen. Der Rest des Ferienhauses ist schon aufgebrochen. Ich dusche schnell und dann auf zum Haus des Gastes.
11:00 Uhr, Sedef: Con-Frühstück verpasst, aber Bockwurst mit Kartoffelsalat und Mandelhörnchen sind eigentlich eh besser. Dann erstmal den Samstag in Ruhe angehen, große DSA-Workshops stehen ja nicht mehr an.
12.00 Uhr, Queery: Deponia. Sehr Point-and-Click-Adventure-mäßig. Fast ohne Regeln. In 2 Stunden durch und ich kann noch zum Intrigen-Workshop von Stefan Unteregger. Gute Runde um nen Eindruck zu bekommen und informativer Workshop.
12:00 Uhr, Curima: Erstmal Kaffee und Kuchen mit Sedef und Marcus Jürgens unten im Restaurant. Die Unterscheidung “herkömmlicher Urlauber oder Con-Besucher” fällt nach wie vor leicht.
12:00 Uhr, Cifer: Quo Vadis Splittermond-Workshop. Vollkommen überraschenderweise sind hier ein paar Produkte geplant. Und der Magieband verspätet sich. Golems, Artefakte und sonstiger Magieerweiterungskrams – das kommt mir irgendwie bekannt vor. Versucht der Verlag jetzt, die Verspätungszeit von Myranisches Zauberwerk nochmal zu übertreffen? Im Anschluss folgt dann noch der Workshop zu “Projekt X+”, was sich nicht als das Konkurrenzprodukt zu Wege der Vereinigung herausstellt. Stattdessen geht es um eine einsteigerfreundliche Adaption von Markus Heitz’ Romanserie Die Zwerge auf Basis des Splittermondregelwerks, um damit Romanleser ans Rollenspiel heranzuführen. Und wo er schon mal dabei ist, soll Justifiers (genetisch gezüchtete anthropomorphe Tiere als Konzernagenten der fernen Zukunft) auch gleich noch auf Splittermond adaptiert werden. Warum auch nicht?
14:00 Uhr, Curima: Im Intrigen-Workshop finden wir tatsächlich wieder alle zusammen, auch wenn ich leider dafür die parallel stattfindende Lesung verpassen muss. Wie immer ist das Thema gut vorbereitet und unterhaltsam vorgetragen, auch wenn ich Herrn Untereggers Behauptung, die Intrigen in der Königsmacherkampagne wären eine Schippe zu viel, empört von mir weisen muss.
15:00 Uhr, Sedef: Die Königsmacherkampagne ist fantastisch, aber zur Verteidigung von Herrn Unteregger muss man sagen, dass sie sich schon am oberen Ende des Komplexitätsspektrums befindet und nicht perfekt geeignet ist, um Teile davon in andere Kampagnen mit einzubinden. Bei wie vielen Seiten ist unsere NPC-Liste aktuell? Sind wir noch einstellig?
Curima: Ich glaube schon. Aber ja, unkompliziert ist es nicht gerade. Aber das ist doch gerade das Tolle daran … nein?
Sedef: Doch, auf jeden Fall. Aber man sollte am besten die ganze Kampagne spielen. Ob einzelne Auszüge daraus sich bei der Komplexität als Einzelabenteuer oder als Elemente einer anderen Kampagne eignen, da wäre ich mir auch nicht sicher.
16:00 Uhr, Queery: Da der Intrigen-Workshop aufgenommen wurde, hoffe ich übrigens, dass Uhrwerk bald einen Mitschnitt zum Nachhören hochlädt. [Anmerkung der Redaktion: Ansonsten laden wir ihn auch gerne bei uns hoch, schickt uns einfach eine Mail an redaktion@nandurion.de]
16:00, Cifer: Weiter geht es mit Quo Vadis Uhrwerk. Man stellt fest, dass der Verlag mittlerweile 9 Jahre auf dem Buckel hat, von “Patric und sein Schreibtisch” zu “zwei 100 qm² Büros und ein Vertrieb” gewachsen ist und man binnen zwei Monaten nunmehr ungefähr so viel Produktausstoß hat wie früher in einem kompletten Jahr.
16:30 Uhr, Curima: Höchste Zeit für einen Spaziergang am Strand, auch wenn das Wetter dieses Jahr so grau und nass wie nie ist. Wir üben uns im Schlickrutschen und ich sehe mich schon mit meiner einzigen eingepackten Hose der Länge nach in den Schlamm fallen – zum Glück nur vor dem geistigen Auge. So ganz nebenher wird noch an einem der Texte zum Mysterienband für Eis und Dampf gefeilt. Zurück im Haus des Gastes wird dann erstmal geshoppt. Wir kaufen Der Sprawl und natürlich kaufe ich auch den Splittermond-Roman Phönix und Affe von Judith Vogt, damit sie mir später noch einen Glückskeksspruch reinschreiben kann. Jenseits des Nebelwalds, den letzten Myranorband (schluchz) bekomme ich sogar als Belegexemplar.
17:00 Uhr, Queery: Der Numenera-Workshop läuft und ist trotz zeitlicher Parallelität zu Quo Vadis Uhrwerk gut besucht. Dieses Jahr sollen noch der Reiseführer der 9. Welt, eine Regiobeschreibung zur Welt in Torment tides of Numenera, der Abenteurband Weird Discoveries und das Bestiarium auf deutsch erscheinen. In Kleingruppen erarbeiten wir, was die anwesenden Spieler_innen für Numenera noch so brauchen oder gerne hätten. Nach meinem Eindruck ist Numenera auf dieser HeinzCon – weit nach Splittermond natürlich – wieder eins der am häufigsten gespielten Systeme und etabliert sich als fester Bestandteil im Uhrwerk-Repertoir. Schön.
18:30 Uhr, Curima: Auf zum Seestern! Nein, kein neues hippes PbtA-System über eine Unterwasser-Castingshow, sondern ein Fischlokal in Norddeich, das nun schon zum dritten Mal das designierte Ziel des samstagabendlichen Essensausfluges ist. Wie immer konnte man nicht vorher reservieren, wie immer werden dann halt ein paar Tische zusammengeschoben und es geht trotzdem irgendwie. Dann gibt es leckeren Fisch und nette Gespräche und hinterher noch einen Friesengeist. Wie immer bin ich nach dem einen Schnaps betrunken. Außerdem reminiszieren wir über Robben. Möglicherweise besteht da ein Zusammenhang.
Sedef: Na toll, jetzt will ich ein Pbta-System über eine Unterwasser-Castingshow. Am besten mit Nautolanern und Mon-Calamari. Hat jemand so etwas parat?
20:00 Uhr, Cifer: Den Friesengeist spare ich mir, ich muss zu meiner Mutantenrunde. Vom Endzeitspiel Mutant: Jahr Null hatte ich bisher nur das englische Grundregelwerk mal überflogen, aber eine echte Einführungsrunde ist natürlich interessanter – sowohl das extrem auf Abnutzung ausgerichtete Regelsystem als auch die Würfelmechaniken gefallen mir sehr, auch wenn das Würfelpaket von 15 spezialisierten W6 natürlich mal wieder halb so viel wie das Grundregelwerk kostet (und zudem auf der Con bereits ausverkauft war). Die Mitspieler waren gut und das System ist durch seine Eigenheiten wie die Schrottabelle (“Ihr findet: Ein Brecheisen, eine Packung Gummibärchen und ein rosa Prinzessinnenkleid!”) selbst ohne elaborierten Plot spaßig.
20:30 Uhr, Curima: Im vögteschen Ferienhaus spielen wir unser seit November pausierendes Star Wars-FATE-Abenteuer zu Ende und entkommen knapp einer alten Raumstation mit fiesen Droiden. Danach ist Fiasko angesagt: Im sehr empfehlenswerten Dysfunctions and Dragons spielen wir jugendliche Rollenspieler. Mit Kettenbikini, Fleischwurstwitzen und drogeninduziertem Showdown in einem Dojo. Und dann noch früher ins Bett als gestern – wenigstens ist das Ferienhaus so langsam mal warm geworden.
00:00 Uhr, Queery: Bis jetzt sollte meine etwas improvisierte Numenera-Einstiegsrunde, die ich noch angeboten habe, eigentlich durch sein. Das Abenteuer The Nightmare Switch ist aber noch nicht mal halb geschaft und die Spieler_innen (tatsächlich 3 weibliche und 2 männliche) auf einer gelegten falschen Fährte unterwegs. Trotzdem entscheiden wir uns gemeinsam es sein zu lassen für heute und die Spieler_innen zeigen sich zufrieden. Klar, bei so einer Einstiegsrunde geht es v.a. darum, Setting und Regeln kennen zu lernen und Spaß zu haben und das Abenteuer muss nicht durchgeprügelt werden, trotzdem muss ich Zeitmanagement und Tempo gestalten als Spielleiter echt mal besser lernen. Fast ganz brav falle ich nur einige Weingläser später ins Bett.
02:00 Uhr, Cifer: Die Zone ist durchwandert, die Todeskuppel erforscht, die fiesen Kultisten samt Roboter umgangen und der Schatz geplündert. Ab zurück in die Arche – beziehungsweise für mich ab zurück in den Bungalow.
Sonntag, 11.03.2018
08:30 Uhr, Cifer: Genug geschlafen, ab geht’s zum Haus des Gastes. Vom Weg dorthin sehe ich aber irgendwie ähnlich wenig wie letzte Nacht, da ganz Norddeich vom Nebel verschluckt wurde.
09:00 Uhr, Curima: Der Wecker klingelt, das Haus will geräumt werden. Wir stopfen irgendwie alle Bücher erfolgreich in den Rollkoffer und gehen den Schlüssel abgeben. Aufs Frühstück verzichte ich nach all dem Fisch gestern, die Kaffee-Flatrate wird aber weiter gnadenlos ausgenutzt.
11:30 Uhr, Curima: Auf zum Immersions-Workshop bei Stefan Küppers. Es ist leider seeeeeehr voll, so dass wir nur noch in der letzten Ecke unter der Lüftung einen Platz finden, was die Akustik nicht gerade besser macht. Trotzdem ein interessantes Thema.
11:30 Uhr, Sedef: Stehplätze werden unterschätzt. Bei Müdigkeit hilft das auf jeden Fall, und man kann sehr gut sehen. Wenn man dabei nur sitzen könnte.
12:45 Uhr, Curima: So, jetzt noch eine Portion der ziemlich leckeren Spaghetti Bolognese, die im Haus des Gastes gekocht werden. Und einfach noch ein bisschen mehr labern. Außerdem möchte jemand, dass ich meinen Namen in Schwerter und Giganten schreibe. Ich fühle mich verwirrt und geehrte und mache das natürlich.
13.00 Uhr, Queery: Meine letzte Runde eines Old School-Rollenspiels auf D20-Basis mit pulpigen Hintergründen und Geheimgesellschaften um 1930 ist vorbei und ich mache mich ganz ungewohnt ohne meine Reisegruppe auf den Weg zum Bahnhof, weil ich noch ne Woche Urlaub in Holland dran hänge. Abends komme ich dann ziemlich geschlaucht in Ameland an und gönn mir erstmal ne warme Dusche.
14:40 Uhr, Curima: Und zack, schon ist die Con wieder vorbei und wir sitzen im Zug nach Hause. Bis Bremen wieder gemeinsame Fahrt mit den Berlinern, wir reden schon wieder über potenzielle neue Rollenspiele. Schließlich ist man nie so kreativ wie in den Stunden nach einer Convention – ehe dann die Müdigkeit zuschlägt. Nachdem wir in Bremen in den Zug gen Hamburg umgestiegen sind, lese ich gleich mal die ersten zwei Kapitel der 13 Gezeichneten, dem ANDEREN neuen Roman von Judith und Christian Vogt – was für ein Output. Das Buch geht jedenfalls gut los und unterhält mich bis zur Ankunft in Hamburg. Zu Hause dann Pizza und Netflix und zack, da ist die erwähnte Müdigkeit. Auf ins Bett.
21:00 Uhr, Cifer: Auf der Rückfahrt sind zwar die Züge weniger schick, aber dafür verlieren wir zumindest niemanden auf halber Strecke. Und im Gegensatz zu früheren Jahren komme ich sogar schon vor Mitternacht wieder daheim an. Ist das noch echter Einsatz für’s Hobby?
Andere Berichte zur und von der HeinzCon
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Fazit
Curima: Früher waren mal mehr Spielrunden, das versuche ich fürs nächste Mal auch wieder anzustreben. Früher war auch mal mehr Sonne, aber ob der Wettergott nächstes Jahr (8. – 10. März, save the date!) besser mitspielt, kann ich leider nicht entscheiden. Ansonsten wie immer eine schöne und entspannte Con mit leckerem Essen, (zu) viel Kaffee und vielen schönen und kreativen Gesprächen. Der Weg zu den Ferienwohnungen war auch noch nie so kurz wie dieses Jahr. Teilweise war es in den Workshopräumen schon sehr voll und stickig, dafür kriegte man diesmal aber auch ohne in einer Spielrunde zu sein ganz gut Platz an den Tischen. Achja, und dann war da natürlich noch die Anti-Harassment-Policy, die gleich am Eingang aufgehängt war und alle Besucher zu einem respektvollen Umgang miteinander aufforderte sowie darauf hinwies, wie man sich an die Orga wenden kann, wenn man sich belästigt, bedrängt oder sonstwie unwohl fühlt. Es freut mich sehr, dass die HeinzCon als erste von mir besuchte Con so etwas eingeführt hat, auch wenn es hoffentlich nicht nötig war und das Anti-Harassment-Huhn leergeblieben ist. Daumen Hoch! In diesem Sinne: Danke Uhrwerk-Verlag für die Orga und danke an all die netten Besucher. Wir sehen uns nächstes Jahr!
Sedef: Ich halte es kurz. Danke Uhrwerk für eine weitere tolle HeinzCon. Auch wenn wir ohne DSA-Bezug als Nandurion dort nicht mehr sein müssen, werde ich auf jeden Fall auch nächstes Jahr wieder mit dabei sein. Ein paar Myranor- oder Tharun-Runden bekommen wir doch trotzdem zusammen, oder?
Queery: Für mich war es ne super Con mit vollem Pogramm. Ich hab dabei auch fast immer, wenn ich wollte, eine passende Runde erwischt. Das ist aber durchaus nicht allen so gegangen. Das Problem ist kleiner geworden als letztes Jahr, weil einfach mehr Runden angeboten wurden. Die haben aber insgesamt den Platz langsam gesprengt, so dass es trotz zusätzlicher Räume für einige Runden schwer war, an Tische zu kommen. Das Abhängen ohne Runde war zum Teil auch ein wenig an den Rand gedrängt. Da lässt sich angesichts der Räumlichkeiten wahrscheinlich wenig dran ändern, auch wenn die Confläche jedes Jahr wieder um einen neuen Abstellraum erweitert wird. In meinen Runden hatte ich diesmal wirklich tolle Mitspielende mit ganz unterschiedlich viel Rollenspielerfahrung. Der HeinzCon tut das Wachstum und die Verschiebung von Oldies hin zu jüngeren Splittermond-Fans gut: Deutlich mehr Frauen und der Anteil anstrengender Menschen ist für mich spürbar zurück gegangen. Dann ist da natürlich der Fokus auf eben jenes Rollenspiel. Ich selbst bin von Splittermond trotz solider Grundperformance wenig begeistert. Aber fast alles auf der HeinzCon und beim Uhrwerk Verlag dreht sich immer mehr darum. Gestört hat mich das trotzdem wenig. Auch wenn die Anreise trotz netter Begleitung elendig ist, werd ich auch im nächsten Jahr wieder die HeinzCon als feste Größe in meinem Terminkalender haben.
Cifer: Dem letzten Satz kann ich mich so anschließen: Die Heinzcon ist und bleibt eine besondere Con für mich. Den Rundenaushang (auch bekannt als „der Piranhatank“) einmal ausgeklammert fühlt sich die Con dank guter Unterbringung und allgemein guter Stimmung deutlich weniger stressig an als vergleichbare Veranstaltungen – und die Location ist natürlich unschlagbar. Außerdem sehen die angekündigten Produkte ziemlich interessant aus. So kann das 2019 dann bitte weitergehen.
PS: Curima: Ich kapere diesen Conbericht jetzt nochmal für ein paar kurze Worte. Die HeinzCon war nämlich die letzte Con, die ich als Nanduriatin besucht habe. Passenderweise war es dann die Haus-Con des Uhrwerk-Verlages, für den ich in den letzten Jahren ein bisschen was schreiben durfte – was ohne Nandurion vermutlich nie passiert wäre. Dass mein Name in der letzten Myranor-Publikation steht, freut mich dann doch sehr, auch wenn das getrübt ist durch die Frage, ob und wie es fürs Güldenland und Tharun weitergeht. Danke jedenfalls an den Uhrwerk-Verlag, vor allem Uli Lindner, Thomas Römer, Peter Horstmann und Tilman Hakenberg, für die tolle Zusammenarbeit und Betreuung. Danke an Cifer und Josch, meine Mitsänger beim Lied des Lor. Danke an alle Mit-Nanduriaten der letzten Jahre, es hat (fast) immer Spaß gemacht. Danke an alle, die hier kommentiert haben, Mails geschickt, mich auf Cons angesprochen und so weiter. Euch allen viel Spaß weiterhin mit DSA, in welcher Form auch immer. Bis dann und danke für all den Amöbendelphin, eure Curima.
Pingback: HeinzCon Bericht 2018 | Nandurion
Ein sehr schöner Bericht. Es hat immer und auch diesmal viel Spaß gemacht mit euch!
Was ich mich noch gefragt hab ist, warum Heinz plötzlich einen Damsel sidekick spendiert bekommen hat und warum der dann weiblich und hilflos als Atribute zugeschoben wurden? Das fand ich nicht ganz so schön bei der Con-Tasse.
Es handelt sich vermutlich um eine augenzwinkernde Reminiszenz an Conan der Barbar.
Feminismus bedeutet nicht, dass man seinen Humor abgeben muss.
Ich würd das einfach mal Genrekonvention nennen, und mir da keine übermäßigen Gedanken drüber machen.
Viel wichtiger – Alles Gute in der freien Wildbahn, Curima! 🙂