Der Aventurische Bote #153 harrt schon etwas länger seiner Besprechung, und da Amirwolf getreu des Grundsatzes „Unrecht erleiden ist besser, als Unrecht tun“ beschlossen hat, in Zukunft lieber für den Boten zu schreiben, sind diesmal nur drei Nanduriaten angetreten, euch ihre Meinung kund zu tun. Zusammen bieten diese drei Quadjtanten diesmal wieder einen Disput in Überlänge mit 50% mehr Musikvorschlägen, Flachwitzen und unangemessener Polemik.
Wie immer gilt, dass wir die Kommentare nach den Überschriften und Rubriken des Boten geordnet haben, so dass sich jeder rauspicken kann, was ihn besonders interessiert. Die tl;dr-Fassung für den extrem eiligen Leser gibt es wie immer ganz am Ende, diesmal mit Spoilerschutz. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Cover (Achtung: Spoiler!)
Josch: Aufgemerkt, jetzt Hefteintrag! Spoiler auf dem Botencover gehen gar nicht! Wirklich nicht ! Dann lieber die Überschrift auf dem Deckblatt variieren und so was wie „Bahnbrechende Neuigkeiten aus Bla-blub-blob“ schreiben. Reicht als Teaser doch vollkommen aus.
Vibarts Voice: Ich mag das Cover von Auf gemeinsamen Pfaden, vor allem, da es große Analysegespräche auslöste, wie die Szene zu deuten ist. Ob man jetzt das Abtreten von Jast spoilern musste, oder sich das sowieso im Netz inzwischen so schnell verbreitet, dass man es unweigerlich mitbekommt… ok. Die Weißmagierin hat im Vergleich zum jüngsten Trend definitiv zu kleine Brüste…
Feyamius: Kennen wir schon von Auf gemeinsamen Pfaden. Gähn. Über das, was darauf zu sehen ist, kann darum gerne an anderer Stelle spekuliert werden. Den Schnitzer mit dem Spoiler find‘ ich gar nicht mal so schlimm, obwohl ich es mag, wenn unnötige Spoiler, wenn immer möglich, vermieden werden. Doch gibt es echt mal mehr Herzöge als nur den einen. Und es wird doch sowieso bestimmt nicht genau der sein, zu dem auf dem Cover gleichfalls eine Spielhilfe angekündigt wird. Niemals!
Jast Gorsam vom Großen Fluss – Meisterpersonen (ACHTUNG: SPOILER)
Vibarts Voice: Jast Gorsam ging jüngst gen Alveran, vermutlich, um sich dort als neue Oberentität für das nächste Karmakorthäon zu positionieren, und Ulisses spendiert allen Usern, die in der aktuellen Geschichtsschreibung hinterherhinken, noch einmal eine ausführliche Darstellung des alten Rumpelboldes auf drei Seiten. Diese glänzt zunächst mal mit einem stimmungsvollen Portrait, das nichts, aber auch gar nichts Animehaftes hat. So isses gut! Der größte Teil der Darstellung besteht aus dem Lebenslauf des Herzogs, die Ausarbeitung seiner Persönlichkeit bleibt dabei etwas umrissartig. Die ausführliche Sammlung von wichtigen Personen und Kräften im Hofstaat von Jast kommt allen entgegen, die der aventurischen Neigung zu Adelsspiel und Hofintrige frönen und wirkt recht brauchbar für Szenarien, hingegen kommt mir die „Funktion im Spiel“ von Jast mit „Antagonist, Auftraggeber, Mentor“ wie immer recht beliebig vor. Insgesamt wirkt das Ganze aber wie eine solide Sache.
Josch: Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Mohas. Bitte erheben Sie sich für die inoffizielle Hymne Albernias. Nun, da Jast Geruhsam also endlich den Radieschen von unten befehligt, gibt’s im Boten, um der alten Zeiten willen, drei Seiten Personenbeschreibung. Die Darstellung ist gut aufgemacht, liest sich gefällig und hält den Standard, den die NSC-Beschreibungen in den vergangenen Boten bereits gesetzt haben. Das Portrait ist, wie Vibart schon sagte, stimmungsvoll, angenehm down-to-earth und gefällt mir auch besser als die Mensch-Nasenbär-Chimäre aus Am Großen Fluss.
Allerdings: Die Zeit soll Jast laut Artikel gelehrt haben, dass „der direkte Weg meist der zielführendste ist und Intriganten nur allzu oft über ihre eigenen Fallstricke stolpern?“ Ich hab mich da wohl verlesen. Den graden und direkten Weg? Jast Grausam? Also entweder ist das hier ein Retcon, subtile mordmärkische Propaganda, oder aber die genannte Erkenntnis erlangte den alten Zauselfred ausgerechnet im Moment des Ablebens. Wie dem auch sei: Unruhe sanft, Jast Gehorsam.
Feyamius: Mit einem “It’s not a bug, it’s a feature„-mäßigen Einleitungssatz kommt hier eine Beschreibung des dann doch gespoilert verstorbenen Herzogs der Nordmarken daher. Dem Umsympathen nun beschreibungstechnisch jedoch eine fast schon bärige Geradlinigkeit anzudichten, kann aber wohl nur dem Grundsatz geschuldet sein, über Verstorbene immer nur das Beste sagen zu wollen. „…den die Zeit lehrte, dass der direkte Weg meist der zielführendste ist und Intriganten nur zu oft über ihre eigenen Fallstricke stolpern“ … seriously?
Von Schrecken jenseits des Todes – Spielhilfe.
Vibarts Voice: Orks sind cool. Untote sind cool. Was ist also doppelt cool? Genau. Die vorgestellten neuen untoten Schrecken im Dunstkreis der Schwarzpelze verstehen sich als Ergänzung des von mir recht gern gelesen Von Toten und Untoten und knüpfen nahtlos an die dortige Darstellung an. Stimmungsvolle Ingametexte leiten jeweils zu einem Regelkasten für die neue Monstrosität über. Das Menü erstreckt sich vom Erwartungsgemäßen (Zombie-Khurkachai) über das Megacoole (untote, herumkriechende Tiefzwerge – die stehen sicher auf meiner Liste der demnächst einzusetzenden Monster) bis hin zum Exotischen (drei verschiedene untote Orkland-Tiere). Dabei hat man das Gefühl, über die eine oder andere frische Idee zu stolpern, so dass die Ergänzungsschrecken aus Tairachs Sphäre durchaus gelungen ausfallen.
Feyamius: Der Werteblock beim orkischen Leichnam ist ja mal vorbildlich! Unbewaffnete, unmodifizierte Werte mit Anleitung, wie man ihn andere als die aufgeführten Waffen benutzen lassen kann und wie die Werte ohne Nephazz aussehen würden; aufgeschlüsselte Berechnung des Rüstungsschutz-Wertes; bei der Ahnenmacht die Voraussetzung genannt – super! Auch scheut man sich hier nicht, die relevanten Werte aus Von Toten und Untoten in einem Kasten zu wiederholen, so dass die Botenspielhilfe auch ohne den Ergänzungsband nutzbar ist — super!
Auch die beseelten Tierleichname des Orklandes strotzen vor tollen Ideen. Schade ist, dass beim Tiefzwerg anscheinend eine Würfeltabelle der mitbelebten Gliedmaßen fehlt und kein Trennbalken den untoten Schneelaurer und den untoten orkischen Kampfhund davon abhält, sich gegenseitig zu zerfleischen. Was in Von Toten und Untoten schon anklang und nun fortgeführt wurde: Anscheinend gab es während der Magierkriege professionelle Werbetexter. Da können die Verfasser der heutigen Kleinanzeigen im Boten nur einpacken.
Josch: Kommen wir zum ersten Highlight des Boten: einer in Teilen (bewusst) leicht trashigen, aber stimmungsvollen und hervorragenden Spielhilfe, die mit diversen Zombie-Zusätzen eine sehr schöne Ergänzung zu Von Toten und Untoten ergibt. Auch in meiner Wahrnehmung gewinnen die Bleichghulzombies den internen Wettbewerb locker und schlagen sogar einiges aus dem Untotenband. I’m dead sexy and I know it.
Dominic Hladeks Stimmungstexte sind eine ganz große Freude und zudem die mit der geringsten Fehlerquote im Boten. Lustig ist jedoch, dass ein Pamphlet untote Orks mit jetzt noch geringerer Schmerzresistenz anpreist. Vermutlich sind die nicht grade weggegangen wie geschnitten Selemer Sauerbrot. Einziges echtes Haar in der Suppe: Es gibt nur eine einzige Illustration, und die dann auch noch von der uninteressantesten der genannten Wesenheiten. Für einen Bleichghul hätte ich auch auf den Fisch im darauffolgenden Kapitel verzichten können.
Grundsätzlich finde ich den Ansatz auch sehr lobenswert, Ergänzungen zu aktuellen Spielhilfen als Material im Boten unterzubringen. Insbesondere dann, wenn sie, so wie hier, auch für sich alleine stehen können. Ich hoffe, das geht in Zukunft so weiter.
Aventurische Feenwesen, Teil III – Spielhilfe
Vibarts Voice: Die Fortsetzung einer Serie mit Feengeschöpfen im erweiterten Sinne, was durch den großen, selbstsicheren Fisch, der die Auftaktseite schmückt, schon deutlich wird. Die Spielhilfe bietet einen mächtigen Biestinger und eine etwas hilflose Dryade. Während der Zauberfisch eine interessante Figur ist, mangelt es mir etwas an konkreten Plothooks für das Tierchen (die Helden sollen… fischen… ?!). Die zyklopäische Olivenhainlady bietet zwar einen sehr konkreten Szenariovorschlag, der aber auch etwas kitschig wirkt und mir irgendwie verdammt bekannt vorkommt. Insgesamt: Danke für zwei Feenwesen, beide sind ganz nett, aber nichts, was mich zum Einbauen in mein nächstes Abenteuer hinreißt.
Josch: Wellensprung, der freundliche Forellenbiestinger, ist schon eine dufte Type. Obwohl die Menschen am Neunaugensee freundlich seine geistig weniger von Hesinde gesegneten Kumpels verputzen, hilft er den Großlingen immer wieder auf seine Art und Weise, um sie vor den Gefahren des Sees zu schützen. Im Wesentlichen handelt es sich bei Quellensprung aber um dies: einen sprechenden Fisch. Okahe, er steht in Kontakt mit Pandlaril und die Elfen vom See zählen irgendwie auch zu seiner Posse, aber trotzdem: Ein sprechender Fisch ist halt ein sprechender Fisch ist ein sprechender Fisch. Dazu gibt es auch eine Illustration: einen — gut gezeichneten — Fisch.
Der Text geizt zwar ein wenig mit Ideen, was man mit dem Kerlchen so am Spieltisch machen kann, meine Erfahrung sagt mir hier aber: Wenn man einfach mal ein komisches Wesen ins Abenteuer einführt, entwickelt sich eigentlich fast immer eine interessante Eigendynamik. Und fixe Ideen kommen einem beim Nachdenken auch recht schnell: Neunaugen haben Quellensprung übel zugesetzt und Helden müssen ihn retten; ein ahnungsloser, tauber Fischer droht den armen Fisch zu verspeisen; Quellensprung bittet die Helden um Hilfe im Kampf gegen eine bestimmte Bedrohung; er kann auch Kontakt zu Pandlaril herstellen oder in ihrem Namen Helden für eine Aufgabe anwerben. Alles in allem zwar nur ein sprechender Fisch, aber ein tolles Exemplar seiner Art.
Was fällt mir zu Areâlla, der Dryade ein? Irgendwie eignen sich Dryaden letztendlich nur für eine begrenzte Anzahl von Plots, und so wundert es mich nicht, dass mir das hier Vorgeschlagene auch ein klein wenig bekannt vorkommt. Die Illustration ist hübsch gemacht, aber die gute Areâlla wirkt ein wenig verstrahlt. Fast so, als hätte R.W. Fassbinder einen Aventurienfilm mit Hanna Schygulla in der Hauptrolle gedreht. („Seelenmühle essen Angst auf“, oder sowas).
Feyamius: Langsam reicht’s auch mal. Bisher war’s ja ganz witzig, aber ernsthaft: Wer hat schon so viel mit Feenwesen zu tun, als dass dieser Platz und dieses „Spotlight“ auf diese Wesen auch nur im Entferntesten gerechtfertigt wäre? Macht lieber mal mit der allgemeineren und brauchbareren Serie Tractatus contra Bestias weiter. Und ein Bild von einem Fisch, so schön es auch sein mag, brauch ich in einem Aventurischen Boten nicht. Wenn man bedenkt, was der Künstler in der Zeit Sonstiges hätte malen können, war das eindeutig eine Fehlinvestition.
Der Stern von Elem – Szenario
Vibarts Voice: Mit diesem Szenario von Marc Jeneßen setzt Ulisses seine Unterstützung für das Dunkle-Zeiten-Setting fort und schickt die Helden diesmal in die Auseinandersetzungen zwischen dem Großsultanat Elem und dem Diamantenen Sultanat, wo man sich als Agenten zu betätigen hat und einen Krieg anzetteln soll. Krieg anzetteln? Klingt schonmal gut… Dabei bekommen fantasygierige Spieler der Dunklen-Zeiten-Box einiges geboten: Ein politisch wichtiges Artefakt, einen Hügel voll schicker Chimärenwesen in einem durchaus komplexen Ökosystem, eine Schlacht mit ordentlich Wums, Magie und Monsterdichte. Insgesamt enthält das Szenario für mich aber rätselhafte Lücken und Brüche, auch wenn das vielleicht die Charakteristik eines Szenarios an sich ist. Zum Beispiel: Nach der schönen Beschreibung der verschiedenen Chimärengruppen inklusive eines Zufallsgenerators für eigene Mischwesen (Würfeltabelle – Yes!) fehlt mir zumindest ein Hinweis, wo das Artefakt auf dem Hügel denn lokalisiert ist, wenn man es denn nun schon klauen soll. Bei der folgenden Schlacht bin ich mir nicht sicher, was sie mit der vorhergehenden Diebstahlsaventüre zu tun hat. Gut, die Helden geraten auf der Flucht irgendwie hinein und mischen dann mit – wenn sie nicht in sieben von acht zur Verfügung stehende andere Himmelsrichtungen abhauen. Ach so, man soll sie ja mit Verfolgertrupps in die „richtige Richtung lenken“. Und warum sollten sie sich mit der Diebesbeute im Rucksack mitten ins Getümmel stürzen? Ich würde ja versuchen, angesichts meines eigentlichen Auftrages einen großen Bogen um das Gemetzel zu machen.
Genug gespottet: Insgesamt kommt es mir so vor, als hätte man zwei unabhängige Miniszenarien unter einer Klammer zu einem Szenario vertackert – die Klammer hält aber nicht gut. Dafür glänzt das Kampfgeschehen am Schlangenfluss mit epischen und fantastischen Momenten, die sicher großes Kino bieten können. Und eine tolle, leider zu kleine Umgebungskarte ist auch dabei.
Josch: Natürlich muss bei Szenarien nicht alles ausgefertigt sein, ist Mut zur Lücke die Maxime der Wahl. Aber dennoch fehlen hier nach meinem Verständnis einige Informationen, die wirklich wichtig wären, um das Abenteuer halbwegs schnell und unkompliziert umsetzen zu können, während es zugleich reichlich Material gibt, das mir eher verzichtbar erscheint.
Anstatt direkt nach Nelkra zu ladjen und dort den Pokal vom Hügel zu stibitzen, sieht das Abenteuer vor, dass man zunächst einen Abstecher nach Elem macht und dort mehr Informationen sammelt. Das ergäbe einen guten Sinn, wenn es in Elem wirklich noch wichtige Dinge herauszufinden gäbe, die man nicht bereits vorher wusste oder leicht hätte wissen könnte. Tatsächlich sind die Informationsbrocken, die man laut Beschreibungstext in Elem erhalten kann, aber eher Variationen von „Der Hügel von Nelkra befindet sich in Nelkra“, „Diese Straße dort drüben führt dahin“ und „Der Pokal ist wichtig und wird von fiesen Wächtern bewacht.“ Hier muss vom Spielleiter noch Einiges investiert werden, wenn der Ausflug in den Sündenpfuhl nicht vollkommen für das Katzenuntier sein soll. Zumindest die Beschreibungen der Wächter können hier aber einen Ausgangspunkt bieten.
Was Nelkra und das eigentliche Ziel der Reise angeht, bietet der Text auch nur spärliche Informationen zu Ort und gesuchtem Gegenstand, dafür gibt es massiv Materialien zu den diensthabenden Chimären und Hinweise zu deren Bewachungsverhalten. Abgesehen davon muss man als Spielleiter hier gerade den Teil, der in meiner Wahrnehmung das eigentliche Herzstück des Abenteuers ist, größtenteils selbst konzipieren. Zwar gibt es in der Dunkle Zeiten Box durchaus ein paar Hinweise zum Hügel, die in einem ergänzenden Szenario natürlich nicht wiederholt zu werden brauchen. Da diese aber auch sehr knapp gehalten sind, hätten hier ein paar zusätzliche Worte der ganzen Sache deutlich mehr Fleisch auf die Rippen gezaubert, eine kleine Skizze als Lageplan wäre auch nett gewesen.
Haben die Helden den Kelch schlussendlichen ergattert, ist eine Verfolgungsjagd vorgesehen, welche die Helden ausgerechnet nach Elemsfurt führt, wo die abschließende Schlacht stattfinden soll. Dass die Helden gerade hierhin fliehen, ist dann sinnvoll, wenn wir davon ausgehen, dass dies der mit dem Auftraggeber verabredete Treffpunkt ist. Dafür, auf Seiten des Diamantenen Sultanats in die Schlacht zu ziehen, ergibt sich aber zumindest aus dem Abenteuer selbst kein wichtiger Grund, und insofern stellt sich hier zumindest der Verdacht ein, Autor Jenneßen könnte einen Kater mit Namen „Murr“ besitzen. Schafft der Spielleiter es aber, die Helden sich in die Schlacht stürzen zu lassen, ließe sich vielleicht noch eine Szene einbauen, in welcher der Pokal von den Elemiten zurückgestohlen wird, so dass sich im Anschluss eine wilde Pokalhatz inmitten des Schlachtgetümmels entwickeln könnte. Alles in allem kann man den Schlachtteil aber auch einfach weglassen oder als Vorlage für ein gänzliches unabhängiges Szenario nehmen.
Kurzum: Betrachtet man das Szenario vor allem als Ideensteinbruch für ein eigenes Abenteuer und bedient man sich großzügig bei dem angebotenen Material, kann man damit sicherlich eine ganze Menge Spaß haben, insbesondere auch wegen des tollen Chimär-O-Maten, der als Zufallstabelle zur Generierung von Viechern angeboten wird. Knapp die Hälfte der hierbei möglichen Ergebnisse sind zwar totale Grütze (wie z.B. mein Favorit, die Ameisenstaat-Leguan-Eichhörnchen-Shruuf-Legierung), und zugleich fehlen mir die Einheuler, praktisch und lustig ist es trotzdem. Wenn so ein Unfug irgendwo seinen Platz hat, dann doch in Elem während der Dunklen Zeiten. Wer auf bizarre Monster steht, bei denen man lieber nicht genauer darüber nachdenken möchte, was die Mutter war, dürfte hier selig werden.
Feyamius: Zum Inhalt haben meine Vorgänger ja schon einiges gesagt, ich möchte hiermit nur noch eben auf eine Kuiosität hinweisen: Dumme Chimären, die sich für besonders schlau halten, und sich durch Parthenogenese vermehren. Ist das etwa der White Trash Elems?
Den Chimärenbaukasten find‘ ich übrigens ganz großes Imman, auch wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob jemand bei einem Morfu-Dharai überhaupt den Unterschied bemerkt.
Achja: Bin ich eigentlich der Einzige (neben den Pos’leash), der sich durch die Bezeichnung „Chimärengift“ nachhaltig verwirren ließ? Erst gegen Kastenende hab ich kapiert, dass es um ein Gift geht, das Chimären tötet, und nicht um das Gift von Chimären. Schlangengift killt ja auch keine Schlangen. Aber wir alle kennen ja den Gag mit dem Babyöl …
Wo wir gerade beim Chimären-Gift wären: Wenn man schon eine Lösungsmöglichkeit à la „Lasst sie streiten“ hat, wieso kann man dann keine Troll-Säbelzahntiger-Chimären mit dem Generator basteln? Die könnten dann den eigenen Schwanz jagen, wenn man ein (giftiges) Honigbonbon dran festklebt.
Spätestens mit dem Dino-Rider am Schluss hat mich das Szenario dann auch endgültig für sich eingenommen. Ein paar Ungereimtheiten seien da verziehen.
Eine Thronfolgerin für die Amazonen (Spielhilfe)
Josch: Da in Aventurien bislang weder die Elitepartner-Börse noch das magische Antlitzbuch entwickelt worden sind, wird hier ganz nach alter Schule nach einem potentiellen Vater der Thronfolgerin gesucht und ein solcher auch bald gefunden. Der ganze Zeugungsausflug bleibt den Mactaleänata allerdings nicht unverborgen (Wer Bote liest, ist klar im Vorteil), so dass der Artikel auch einen klitzekleinen Szenariovorschlag dazu enthält, wie man die Helden in das entstehende Scharmützel mit einbauen kann. Letztendlich ist das eine bessere Zufallsbegegnung, die man mal am Wegesrand einstreuen kann, aber auch eine gute Möglichkeit, die Helden von Null auf Hundert mit Königin Gilia bekannt zu machen und ihnen bei den Amazonen einen exzellenten Stand zu verschaffen.
Vibarts Voice: Ja, die Königin zieht um die Häuser und sucht sich was Hübsches zum Thronfolge-Sichern. Klassische Amazonenkost, die zeigt, dass man in die Zukunft Aventuriens investiert. Allerdings sind mir die zwei Seiten Spielhilfe für das, was inhaltlich am Spieltisch rüberkommt, etwas großzügig dimensioniert vorgekommen. Da gibt’s zunächst eine kleine Kurzgeschichte, dann die Beschreibung, wie es zum Auszug der Königin kommt, eine ganz ordentliche Illustration (schwangere Amazonen sehen irgendwie… verstörend aus…), der Weg des Zuges und den besagten Szenariovorschlag, der, wie Josch schon sagt, nicht gerade vor Originalität strotzt. Das Ganze hätte man auch gut so ähnlich im inneraventurischen Teil darlegen können, aber „Spielhilfe“ klingt vermutlich besser …
Feyamius: Für meinen Geschmack enthält der Text ein bisschen viel Blabla. Zum Beispiel wurden 210 Wörter genutzt, die tl;dr nicht viel mehr aussagen, als dass die Amazonen den Grund von Gilias Reise halt einfach nicht an die große Glocke hängen wollten. Müsste ich raten, würde ich die Autorin zur Berufsgruppe der Juristen zählen: „Arnwulf war sich der rein sachlichen Intention Gilias schnell bewusst und gab sich keinerlei Illusionen hin, denn sie forderte seine Einwilligung, bei der Geburt einer Tochter auf jegliche Verantwortung zu verzichten. Da ihm jedoch bewusst war, welch eine Ehre das Herantragen dieser Bitte an ihn bedeutete, willigte er nach kurzer Bedenkzeit ein.“ Und als beide nach Austausch der gegenseitigen Willenserklärungen übereingekommen waren, kam mithin nach neun Monaten fristgerecht der Erbschaftskandidat zur Welt. 😉
Hartwurst und Krokodil
Josch: Eine neue Rubrik für den Boten und das zweite Highlight. Beim Titel muss man zunächst ein wenig grübeln, letztendlich scheint die Idee aber zu sein, eine Sammelrubrik für allerlei Nützliches, Kurioses und Kurtzweyliges zu haben, das den aventurischen Alltag bereichert und sich am Spieltisch praktisch einsetzen lässt. Das finde ich wirklich eine sehr gute Idee. Genau für sowas eignet sich der Bote perfekt, und was könnte man da alles Tolles machen! Apokryphische Schriften Zaboron von Aldalkans oder originale Drajische mitsamt Interpretationsvorschlägen. Ein Reiseführer für Maraskan, geschrieben für den ahnungslosen und überlebenswilligen Fremdiji. Sprich: All die schönen Dinge, die man einsetzen kann, um sich sein Aventurien etwas auszugestalten, aber nicht verwenden muss, und die wir DSA-Märchenonkel-Fanboys so lieben, während sie bei den Bidjes aus der Skeptikerfraktion eher die dringende Verabreichung einer Portion von dem hier erforderlich machen.
Der erste Beitrag zur Rubrik stammt von Axel Spor, und wie immer, wenn Nr. 4 die Finger im Spiel hat, ist „Sex sells“ das Motto der Stunde. So erleben wir diesmal die Fortführung (oder Vorbereitung?) von Wege der Vereinigung mit anderen Mitteln. Unter der Überschrift „Getreue Gefährtinnen“ werden drei Damen aus dem horizontalen Gewerbe mit unterschiedlichen Zielen, Hintergründen und Interessen vorgestellt, die sich jeweils für unterschiedliche Arten von Szenen und Abenteueraufhänger eignen.
Die drei NSCs finde ich unterschiedlich interessant. Wildwestdirne Boltan Lu gewinnt vom Stylefaktor her klar gegen die horasische Edelkurtisane Guiliana und gegen die tulamidische Sharisad Zulhamin, letztere dürfte aber angesichts ihrer dezidiert anti-oronischen Agenda und ihrer unkonventionellen Beseitigungungsmethoden von Oron-Sympathisanten die insgesamt reizvollere Person sein. Bei Zulhamin vermisse ich ein Bild. Gerade weil die anderen beiden Illustrationen sehr schick geworden sind, ist es schade, dass eins fehlt.
Ich frage mich nun: Wie wird es mit der Rubrik weiter gehen? Wird das Thema Körperkontakt auch weiterhin im Mittelpunkt stehen? Können wir uns auf Stringente Stricher, Zärtliche Zuhälter, Bornierte Bordelle, Stabile Stellungen und Majestätische Mamsellen vorbereiten? Vielleicht. Von mir aus kann es aber auch ruhig mal um was anderes gehen.
Vibarts Voice: Mehr Rotlicht aus dem Boten – ein neuer Trend. Wieder glänzt der Artikel mit wirklich gelungener Bebilderung, allerdings muss ich seiner Joshness widersprechen: Die horasische Dame schlägt vom Style her das Svelltland-Luder um Längen (und zwar rein, weil ich sie hübscher finde). Insgesamt sind alle drei Kurtisanen sehr unterschiedlich und abwechslungsreich gehalten und fügen sich gut bis ordentlich in den Hintergrund ein. Man kann sie sicherlich als Meister jederzeit in der entsprechenden Region aus dem Hut zaubern. Probleme habe ich allerdings mit der Poker… äh Boltan-Lu, sie ist mir ein bisschen zu sehr Western und passt für mich, der ich die Balihoisierung der Lowanger Gegend eh immer kritisch sah, eher nach „Deadlands“ als in ein Aventurien, in dem Orks Orks sein sollen und keine haarigen Indianer. Ebenso drängt sich mir als Hüter von Anstand und Moral stellenweise der Hautgout einer gewissen Schlüpfrigkeit auf, was wohl im Thema begründet ist und bei einer größtenteils männlichen Zielgruppe vermutlich gut ankommt. Immerhin können wir jetzt am Spieltisch diskutieren, was mit „es alanfanisch haben wollen“ konkret gemeint ist… *harkharkhark – knuffknuff*
Insgesamt finde ich die Kategorie „Hartwurst und Krokodil“ vielversprechend, nicht nur, weil kryptische Titel schön sind, sondern auch, weil eine Krims-Kramskiste für tausend Dinge, die mal nützlich sein könnten, eine schöne Sache ist.
Feyamius: Nach dem ersten Lachanfall beim Lesen dieses selbstironischen Reihentitels rechnete ich zwar eher mit Mechanismen zu regelmäßigem Stuhlgang und abgerichteten Handtaschenträgerinnen, aber man kann ja nicht alles haben. Die Bilder sind schön — wobei ich hier wie Vibart auch eher Fan von Guiliana bin (die ein bisschen was von Monica Potter hat) — aber auch ich vermisse das fehlende Bild der Dritten im Bunde. Zulhamin sollte sich ob des unlauteren Wettbewerbs ihrer Kolleginnen bei der Gewerkschaft beschweren.
Das neue Kalifat
Josch: Setze oder lege dich bequem hin. Schließe deine Augen. Werde eins mit dem Sand und dem Wind der Ôhm. Werde selbst Ôhm. Du bist Ôhm. Was ist passiert? Gerade in diesem Artikel von Tahir Shaikh hat der Fehlerteufel oder irgendein technisches Missgeschick volles Pfund zugeschlagen und bestimmte Buchstabenkombinationen systematisch im Ôhmsand versenkt. Abgesehen davon gibt es aber nicht viel zu meckern. Schon seit der letzten Ratcon freue ich mich auf die angekündigte doppelte Bedrohung des Kalifats (von innen heraus durch religiösen Fanatismus, von außerhalb durch Manweißesnichtgenau). Teil 1 der Kalifatsspielhilfe stellt v.a. die Unterstützer des Kalifen vor, Teil 2 wird sich dann den Opponenten widmen. Ich vermute, dass der zweite Teil der interessantere ist, der Anfang ist aber auf jeden Fall schon mal recht ansprechend.
Vibarts Voice: Ohm… ja, ganz nett. Ohm… my god!!! – was für peinliche Fehler – da hat wohl der Scanner nicht das aktuelle Wörterbuch für Aventurien-Texte hinterlegt gehabt. Auch herrlich sind Bonmots wie: „Raschul bändelt mit Malkillahs Tochter an und mit ihr aus Unau…“ „Mit jemand aus Unau bändeln“ könnte ein neues geflügeltes Sprichwort der sittenstrengen Novadis werden. Genug gelästert: Ansonsten bietet die Spielhilfe jede Menge Stoff für das allseits beliebte „Wir haben eine neue Hofintrige“-Genre bei DSA. Sauber, solide, nützlich und wer schon immer mal die vier Ehefrauen des Kalifen in ein Abenteuer einbauen wollte, der lese hier nach.
Feyamius: Dabei handelt es sich jetzt nicht um meine favorisierte Region, aber die Einleitung macht Lust auf mehr — dabei ist der vorliegende Teil vergleichsweise uninteressant, verspricht doch erst der zweite Teil, aufzudecken, was mit dem angedeuteten „Schrecken aus längst vergangenen Zeiten“ gemeint ist. Die sich zudem abzeichnenden religiösen Auseinandersetzungen empfinde ich aufgrund des hohen Realismusgrades als grenzwertig. Mal sehen, ob Eva Dünzinger noch ein Porträt von Malkillah zeichnen kann, ohne dass die Novadis dafür gleich den Krieg erklären.
Werbung, Leseproben und Co …
Vibarts Voice: Produktinfo… ja, das muss wohl sein. Vielleicht kauft ja doch der eine oder andere Pen&Paper-Spieler mal eine Battletech-Box. Den Romanauszug fand ich lange Zeit ziemlich unverständlich und schwer zu lesen, aber ich kenne auch die Dunkle-Zeiten-Box bisher nicht. Immerhin knallt es gewaltig in dem Exzerpt. Schicksalspfade? Schon wieder ein „Schicksalspfade wird gut“ – Zaunpfahl… Schön wäre es gewesen, nicht völlig nichts sagende Bilder vom RPC-Gewühl einzufügen, sondern Fotos oder Concept-Art von den Miniaturen.
Josch: Produktvorschau – schon wieder Saber Rider und Perry Rhoden im Boten. Grmpf. Ansonsten: Würde ich nicht regelmäßig Nandurion lesen, wäre diese Produktvorschau vermutlich informativer, aber das ist mein Problem. Ich hör vermutlich besser einfach auf, Nandurion zu lesen. Ich bin ja wirklich ein großer Freund von Leseproben und jetzt, wo Amirwolf den Disput verlassen hat, schlägt mir da auch endlich mal keine Widerrede entgegen. Aber eine Leseprobe aus Herrin des Schwarms, d.h. ein Textauszug aus Band II eines Zweiteilers? Das will mir nicht ganz einleuchten, so schön der Ausschnitt auch ist. Da hätte ich Exzerpte aus Aldarin informativer gefunden, gerade weil man bei jenem Band nicht so recht weiß, was einen eigentlich erwartet, während man bei Judith Vogts Roman nach Teil 1 schon einen treffenden Eindruck hat. Die Ankündigung des Wettbewerbs „Auf Aves Spuren“ kommt angesichts der Deadline etwas spät im Boten, aber besser als gar nicht. „Schreiberlinge gesucht“ – Haha! Jehova!!! Jehova!!!!!!
Feyamius: RPC in Köln – Schicksalspfade (tl;dr: läuft). Produktvorschau: Cover von Mit wehenden Bannern – check. Und die erste schriftliche Erwähnung des ach-so-Geheimbandes von offizieller Seite. Wir sind gespannt. Wenn ihr genau so gespannt seid, könnt ihr in den Kommentaren zum neuesten Hinweis (Nandurion berichtete) gerne eure Tipps abgeben, was das wohl für ein Teil sein wird.
Der aventurische Bote (Ingame-Teil – Achtung: Spoiler)
Josch: „Der Herzog ist tot – lang lebe der Herzog“: Die Ereignisse um das Ende Jast Gorsams in voller Länge mit Zusatzmaterial. Wie der Bote dazu kommt, Exzerpte aus scheinbar geheimen Dossiers abzudrucken, bleibt ungeklärt.
„Kaiserlicher Verlobter in Sicht?“ Höfischer Kladj und Tradj mit Blick auf Rohajas Heiratsabsichten. Aventurischer Bote goes Gala? Ab und zu darf so etwas gerne kommen, das finde ich lustig. Dann brauch Eevie aber hierfür noch ein schönes inneraventurisches Alter Ego. Birga Strohwanger – oder so etwas in der Richtung.
„Immanfreunde aufgemerkt – 1. Garether Stadtmeisterschaften ausgetragen“: N’abend allerseits. Gorm Rübenbauer berichtet über die neuesten Imman-Ergebnisse aus Gareth, dazu gibt’s scheinbar auch einen längerfristigen Storybogen um den korrupten Schiri Okil Nikoloff 😀 Ich vermute mal, er hat sich in der Gaststätte „Zum König“ mit windigen bornischen Wettpaten eingelassen und verschiebt jetzt systematisch Spiele für eine Handvoll Batzen. Für diese Art von irdischen Anspielungen liebte ich DSA schon immer. Ich hoffe daher, dass dem aufstrebenden Nachwuchsteam Mantikor Meilersgrund eine steile Karriere beschieden sein wird, und dass wir in Zukunft noch Legenden wie Asfalothar Matthäus, Selindian Ferkelsenker, Antonio Grossa, Gero Meeresanger, Emanuel Noia, Deniz Ogoa, Roberto Schützer, Marcello Gießer, Answen Brecher, Timon Silkwiese, Alrik Müller und Romaio Gomisch im Kader sehen können. Trainieren könnte das ganze ja Joost Arkim Leu.
Und überhaupt und so! Ist Imman nicht eine Steilvorlage für Hartwurst und Krokodil? Wie wäre es mit einem Bericht über aventurische Imman-Mannschaften samt Taktikanalyse: „Von Koscher Riegel und Mittelfeldheptagrammen: Die Immansysteme des Schwarzen Auges“. Oder Fangesänge! Man denke an…
- „Ein Leben laaang, rot und schwarz ein Leben lang“ – Galottasaray Yol-Gurmak
- „Beilunk, Beilunk, wir fahren nach Beilunk“ – Haffaxia Hetmandu
- „Was ist dumm und stinkt nach Fisch? Pottwahl Preeeeeem“ – Vinsalter Drachen
- „Imman ist unser Unleben“ – Wiederkehr Warunk
- „Drei Zantim auf der Brust“ – Shamahan 05
- „Leuchte auf mein Stern Darpatia“ – Darpartia Rommily
- „Beweg deine Hüften und tanz den Alrik Weidener nach links….“ – Königstreu Salzerhafen
- „Die Nummer 1 im Forst sind wir!“ – Edelmut Andergast
- „Ein jeder hat sie schon gehabt: Aldare Firdayon“ – Orkan Thorwal
- „Uns zieht keiner die Lederrüstung aus“ (universell einsetzbar)
- „Schiri, wir wissen wo die Droschke steht!“ (universell einsetzbar).
„Dreister Überfall auf Postkutsche“: Im Svelltal wurde eine Kutsche überfallen, und es gab Tote. Hier fragt man sich jetzt schon, was ausgerechnet daran so wichtig war, dass es einen Drittelseiter im Boten wert ist. Meine Vermutung: Das dicke Ende kommt da noch. Schön auf jeden Fall, dass Boltan Lu zusammen mit den Galton-Schwestern hier einen Auftritt hat und Mantel und Innenteil so verzahnt werden.
„Der Optolith“: Der Optholith ist eigentlich meine Lieblingsrubrik im Boten, aber diesmal ist mir der Inhalt eher egal. Das liegt daran, dass der Artikel im Wesentlichen eine Zusammenfassung eines Erlebe-Aventurien-Szenarios und damit eher für Conspieler von Interesse ist. Ärgert mich nicht, hat auch seine volle Berechtigung, löst bei mir aber auch keinen Begeisterungs-Rondrikan aus. Ich harre der Dinge, die da kommen, und hoffe, bald neues von Grüner Gott zu hören. Immerhin gibt’s ein paar Kleinanzeigen, die ich ansonsten in diesem Boten schmerzlich vermisse.
War sonst noch was? Ach ja: Es gibt ein Fest in Albernia zu Ehren des designierten Thronfolgers (Teaser zum EAA Nebelschwaden), ordentlich Propaganda, mit der die neue Herrscherin Elburums abgefeiert wird (im Zusammenhang mit den Ereignissen aus Schleiertanz), Berichte über Unruhen in Al’Anfa (Rabenblut), Archäologische Funde im Horasreich (Herr der Legionen/Herrin des Schwarms) und nahe Selem (vermutlich das DZ-Szenario im Boten selbst). Der Adel des Bornlandes zeigt sich angesichts der diesmal im Sewerischen abgehaltenen Adelsmarschallwahl immer noch verschnupft, und es gibt erste, vorsichtige Infos zu einigen Kandidaten.
Was mir schlussendlich noch aufgefallen ist: Manchmal stehen unter den aventurischen Artikeln die Namen aventurischer Alter Egos der Verfasser, manchmal aber nur die echten Namen der Autoren. Ein System ist nicht erkennbar. Ich fand die Doppelnennung eigentlich immer gut. Des Weiteren: Die Ingame-Artikel sind teils weniger schön geschrieben als vieles aus dem Mantelteil. Vielleicht ist dies mit verantwortlich für meinen Eindruck, dass der inneraventurische Teil diesmal im Vergleich zum Rest eher abfällt.
Vibarts Voice: Langer Artikel über Jast und die Thronfolge – hier zeigen die Schreiber des Aventurischen Boten, das sie die wahren Nachfolger der KGIA sind, und Quellen haben, die alles bisher Gesehene in den Schatten stellen. Mir persönlich zu lang, aber letztendlich muss ja jeder hinterkoscher Ritter, der irgendwie einer Partei angehört, auch gebührend erwähnt werden. Rohaja verlobt sich (vielleicht) – da wird die Sesshaftigkeit mit fest installiertem Wohnzimmerschrankwand und Sofagarnitur eingeleitet, oder? Immanmeisterschaft in Gareth – Pünktlich zur EM kommt der aventurische Massensport in Bewegung. Unser Fußball-Otaku Josch hat hierzu bereits alles gesagt. In Albernia feiert der neue Chef in Spe – Gähn. Und im Svellttal sitzt Boltan-Lu in einer jüngst überfallenen Postkutsche (die hatte doch da die Finger im Spiel, klar). Schon wieder Western –Yihaaaaa! Leider sind die „Galton-Schwestern“ fast so peinlich wie diese Baronie. Währenddessen wird in Elburum rahjagefällig gebaut, jetzt endlich doch, nachdem die Shanya da „irgendwie“ nicht groß helfen konnte, dafür aber „rauschende Feste“ im Stadtschlösschen feiert. Soso. Und auf Phrygaios gibt’s Kabale um die Wahl des neuen Einokraten – gut, dass nicht nur Hofintrigen in den Nordmarken, dem Kalifat, und in Aranien thematisiert werden, sondern auch zur Abwechslung auf den Zyklopeninseln. Und ganz am Schluss dann auch noch in Festum bei den Adelsmarschallwahlen – Intrige, Intrige, des Botenberichts Wiege. Auch in der schwarzen Perle kriselts im Zuge von Rabenblut kräftig, und die Feinde der Pestbeule reiben sich die Hände. Na, wenn die sich mal nicht zu früh freuen. Zwei Archäologen-Teams dürfen Überreste des Dunklen-Zeiten-Settings ausbuddeln, die woanders im Boten schon behandelt wurden. Nett, aber nicht sehr spektakulär. Absoluter Höhepunkt des Inneraventurischen Teils: Die Kleinanzeigen im Optolithen. Eigentlich Schade.
Feyamius: Herzog tot: Endlich. Mocht ich nie.
Kaiserlicher Verlobter: Wir haben… eine Kaiserin mit Zwillingsschwester, zwei verknallte Brüder. Hm, was machen wir denn da?
Immanfreunde aufgemerkt: Da kann wohl jemand inplay und outplay nicht ordentlich trennen. Trittbrettfahrerei nenn‘ ich das!
Fest zu Ehren …: Kindergeburtstag. Langweilig, wenn man das Con-Abenteuer nicht kennt. Das wird ja wohl jetzt im Aventurischen Jahrbuch 2012 geben, aber selbst dann. Naja, wenigstens hat Kollege Amirwolf nochmal unauffällig von Rang und Namen unterbringen können …
Dreister Überfall auf Postkutsche: Die Galtons und Boltan-Lu. Ob sie es auch mag, wenn jemand schneller schießt als sein Schatten?
Mit Rahjas Segen zu neuem Glanz: Ich frage mich ja immer noch, ob man wirklich nichts ahnt, wenn man die Infos zu Hinter dem Schleier nicht hat und dann diese Artikel liest. Erfahrungsberichte aus euren Gruppen bitte gerne in die Kommentare.
Unklare Lage in Al’Anfa: Da geht’s ordentlich ab. Für einen Artikel, der die Geschehnisse eines relativ freien Abenteuers wie Rabenblut allgemeingültig beschreiben soll, ist das hier echt gut gelöst.
DiCosallis Forschungen in Sotterranea: Judith Vogt featured weiterhin ihre eigenen Romane. Aber nicht schlimm, ich mag solche Verknüpfungen.
Optolith: Wie immer Daumen hoch für die Kleinanzeigen. Hier mag ich zur Abwechslung auch inneraventurisch gerne mal Humor der bekloppteren Sorte.
Meisterinformationen
Vibarts Voice: Viele Meisterinformationen könnte man mit „Spielt eine Rolle in folgendem Produkt“ übersetzen. Gut, jetzt ist wenigstens glasklar, wer hinter dem Anschlag auf Jast steckt. Im Grunde gibt es wieder viel vom beliebten „Kabale, Intrigen und 64 Interessengruppen in unserem Plot“-Geschehen, dass die DSAler so zu lieben scheinen.
Josch: Waren schon mal bedeutend informativer. An zu vielen Stellen bestehen Sie diesmal im bloßen Verweis auf andere Publikationen, was den inneraventurischen Boten und die MI in gefährliche Nähe zur Kombination von Teaser und „Möchten Sie mehr darüber erfahren?“ rückt. Das geht meines Erachtens anders und besser, allein wegen der Informationen dürfte ja eh keiner losrennen und die genannten Bände kaufen.
Feyamius: Jibt dat Plotideen zu Artikeln, is dat: rischtisch geil. Jibt dat nur Querverweis unn Werbung is dat ooch rischtisch geil.
Zeitstrahl
Josch: Kurz und knapp. Aber mit einem echten Lacher: „Efferd 1035: Überfall auf Postkutsche im Svelltal. Die Anwärter auf den Titel des Einokraten von Phrygaios versammeln sich auf Baltrea, um das Orakel zu befragen“. Ich hab für einen Moment gedacht, da gäbe es einen Zusammenhang
Vibarts Voice: Josch, ich bin mir sicher, es gibt einen, und er wird uns im nächsten Boten enthüllt …
Fazit
Josch: Vom Inhalt gefiel mir vieles in diesem Boten sehr gut, auch wenn manche der Vorgänger spannender waren. Über die neue Rubrik freue ich mich ebenso wie darüber, dass man weiterhin daran interessiert ist, Humor im Boten unterzubringen. Das Lesevergnügen wird dieses Mal leider durch Niektarotkkerok (sechgehörnter Fehlerdämon aus der Domäne Amazeroths) getrübt, der leider in sehr vielen der Artikel mehrfach zugeschlagen hat. Natürlich, kein Text ist fehlerfrei, das wissen wir angesichts der Böcke, die wir manchmal schießen, selbst am besten. Dennoch würde ich mir wünschen, dass man hier in Zukunft stärker gegensteuert. Ob durch Exzorzismus oder durch Paktiererei ist mir dabei egal.
Aber Schnee drüber, das ist Schwamm von gestern, und wir dürfen jetzt nicht den Ômsand in die öpfe stekcen. Niemand sollte sich durch die genannten Vorbehalte jedenfalls davon abhalten lassen, einen Blick in den Boten zu riskieren, insofern muss ich an dieser Stelle einmal der Ansicht des ansonsten von mir hochgeschätzten Rezensenten-Kollegen Fieser Meister widersprechen. Selbst wer bei Häufung von Fehlern irgendwann die Hasskappe aufgesetzt bekommt, kann zumindest darüber nachdenken, sich die PDF-Version zuzulegen und dann nur die Highlights zu konsultieren. Das lohnt sich, finde ich, auf jeden Fall.
Vibarts Voice: Ich habe es nicht bereut, mir für dieses Mal den Boten zugelegt zu haben. Aber irgendwie bleibt so ein lauwarmes Gefühl übrig – alles war insgesamt ganz ok, großer Jubel bricht aber selten in mir aus. Höhepunkt: Die neuen Untoten. Einen richtigen Tiefpunkt gibt es für mich nicht, vielleicht die Fehlerquote. Der Ingameteil liest sich recht zäh, da gibt doch das aventurische Pressewesen mehr her, oder? Und, vielleicht nagt man mit dieser Kritik an den Grundpfeilern des Boten, aber: diese ständigen Adelsintrigen und Interessengruppengerangelstories gehen mir spätestens nach dem dritten Mal und dem dreizehnten „Vonundzu“ auf den Geist. SimAdel ist einfach nicht mein Aventurien – bestehen Abenteuer und Heldentum nur noch hauptsächlich aus Tagespolitik? Und wer in welchem Thronsaal die dicksten Schinken hat? Dennoch: Insgesamt ein solider und informatonsreicher Bote, wenn auch ohne große Highlights.
Feyamius: Dass es den Boten jetzt auch digital als PDF gibt, find‘ ich gut. Da kann man sich im Zweifel auch mal die über mehrere Ausgaben verstreuten Reihen-Spielhilfen thematisch geordnet zusammenkopieren. Im Satz ist diesmal wohl einiges schief gelaufen: Es wurden Slang-mäßig nur Teile von Wörtern beibehalten, etwa Khôm, Reconquista; außerdem sind mir viele unpassende
Zeilenumbrüche aufgefallen. Glanzlichter dieser Ausgabe sind für mich die Spielhilfen zu Orklandzombies und Mätressen sowie das Dunkle-Zeiten-Szenario. Auch die Bebilderung ist im Großen und Ganzen wieder echt gut geworden. Weniger gefallen haben mir die Fortführung der Feenwesen-Reihe (die sich offensichtlich langsam auslatscht) und das nichtssagende RPC-Schicksalspfade-Review. 3,50 € oder sumugefällige 2,90 € sind für allerley Kurzweyl allemal gut investiert.
tl;dr: (Zum Aufdecken markieren wg. Spoiler): Jast Gorsam gestorben, Ôhm-Wüste falsch, doch untote Zwerge sind: Leider Geil.
Galottasaray! Großartig! Muahahaha! 😀
Auch wenn mir das zum Zeitpunkt der Idee nicht bekannt war, will ich nicht verschweigen, dass andere mit den Namen des Teams schneller waren:
http://www.nordflottille.de/Greifenbalg/imman/mann/yol.htm
Ist also zwar nicht im strengen Sinne geklaut, aber Ehre, wem Ehre gebührt 😉
„Apokryphische Schriften Zaboron von Aldalkans oder originale Drajische mitsamt Interpretationsvorschlägen. Ein Reiseführer für Maraskan, geschrieben für den ahnungslosen und überlebenswilligen Fremdiji. „
bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte…
Vielleicht wirkt es ja!
Oh, noch ein Freund der Monkey Island Strategie 😉
Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte!
😀
Auch wenn ich diesen Boten außerordentlich enttäuschend fand, bietet zumindest der Aufruf zur Suche von neuen Schreiberlingen Hoffnung: Ihre Texte sollen ein gewisses Niveau haben! Dann kann es ja nur besser werden!
P.S.: Aber der Botendisput ist wie immer klasse!
„[Das Cover] Kennen wir schon von Auf gemeinsamen Pfaden. Gähn.“
Da fällt mir ein, dass ich das diesmal gut hätte konkretisieren können. Im Produktvorschau-Artikel war exklusiv das erste Bild des Covers zu Mit wehenden Bannern. Das hätte man gut als Botencover nehmen können, wollte man den Feyamius glücklich machen und von ihm Lob über das Botencover im Botendisput erhalten. 😉
Also ich finde ja das Cover von „Mit wehenden Bannern“ ausnehmend langweilig (gähn) …
Pingback: Wege nach Myranor | Xeledons Spottgesang
Pingback: Aventurischer Bote #163 | Xeledons Spottgesang