Mit Elementare Gewalten erschien nach Tractatus contra Daemones und Von Toten und Untoten nun auch ein Band, der sich ausschließlich mit den Elementen beschäftigt. Er ist zur Hälfte als reiner Ingame-Band gehalten und wartet in der anderen Hälfte mit einem umfangreichen Anhang auf, der Werte von Elementaren, neue Zauber, Sonderfertigkeiten und einiges mehr enthält.
Da ich persönlich noch nie einen Elementarbeschwörer gespielt oder mich mit den Regeln dazu beschäftigt habe, werde ich mich im ersten Teil der Rezension auf den Ingame-Teil konzentrieren. Doch keine Sorge: Für die Rezension des zweiten Teils konnte ich als Gastrezensenten Sedef ibn Feyhach (also known as „Curimas Mitbewohner“) gewinnen, der sich des Regelwustes angenommen und diesen auf Herz und Nieren überprüft hat.
Gestaltung des Bandes
Doch kommen wir zunächst mal zu den Äußerlichkeiten und dem Aufbau des Buches, das unter der Bandredaktion von Eevie Demirtel entstand und Texte von Dominic Hladek, Melanie Meier und Eevie selbst enthält. Elementare Gewalten ist 168 Seiten dick und konnte auf der RatCon als Deluxe-Version mit Ledereinband erworben werden. Die normale Ausgabe ist optisch wie der Tractatus und der Untotenband gehalten und zeigt auf dem Cover einen tulamidischen Magier, der sich gerade mit einem ziemlich grimmig aussehenden Dschinn auseinandersetzen muss. Mir gefällt das Cover ganz gut. Es ist jetzt nicht das schönste, was mir in letzter Zeit untergekommen ist, aber doch gut gezeichnet und sehr dynamisch. Das schlichte Cover der Deluxe-Ausgabe kann mich aber fast noch mehr begeistern, was aber auch an dem Ledereinband liegen könnte, der sich wirklich sehr edel anfühlt.
Auch die Innenillustrationen haben mir fast alle sehr gut gefallen. Es sind viele neue Bilder enthalten und mir sind keine altbekannten Zeichnungen aufgefallen. Viele der neuen elementaren Wesen sind illustriert worden, es gibt Bilder zu allen neuen NSCs und einige sehr schicke Pläne von Gebäuden bzw. Anlagen. Das größte Highlight ist natürlich das farbige Bild im Einband, das von Verena Schneider stammt. Doch auch abseits der Zeichnungen ist das Buch optisch sehr schön, denn verschiedene Schriftarten, Randnotizen, scheinbar eingeheftete Zettel und ähnliches lockern den Lesefluss auf.
Der Ingame-Teil ist als die Forschungsarbeit des Puniner Magiers Donatus C. Contador gestaltet, der seine Prüfung zum Magus ablegen will. Ich finde es höchst amüsant, wie sich der Verfasser der Arbeit immer weiter verzettelt, seinen Abgabetermin ständig weiter nach hinten verschiebt und schließlich, der grauen Theorie überdrüssig, in die Welt aufbricht, um die Elementarmagie praktisch zu erforschen. Auch die fast auf jeder Seite eingestreuten Randnotizen von Donatus C. Contador haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Doch die aus Sicht des Magiers verfassten Texte nehmen nur einen Teil des Buches ein. Alte Märchen, aufgeschriebene Gespräche, Auszüge aus Büchern, wissenschaftlichen Arbeiten, Reiseberichten usw. bilden den Rest des Ingame-Teils. Mir hat dieser Aufbau sehr gut gefallen, vor allem, weil viele der Texte sich auch ohne weiteres als Handout für eine Spielrunde eignen.
Ingame-Teil
Doch kommen wir nun zum Inhalt. Der inneraventurische Part von Elementare Gewalten lässt sich mehr oder weniger in neun Teile gliedern.
Teil 1 trägt den Titel „Von den sechs Elementen“ und besteht aus einigen Texten zu den Elementen an sich, Spekulationen über das siebte Element und der elementarischen Gestaltung der Welt (z. B. das elementare Hexagramm von Wagenhalt).
Einer historischen Betrachtung der Elemente widmet sich der zweite Teil, in dem auf die Drachenkriege, Pyrdacor, Brandans Pakt mit dem Elementarherren und die elementaren Schlüssel eingegangen wird. Die dort enthaltenen Informationen sind alle nicht neu, aber schön aufbereitet.
Der dritte Teil beschäftigt sich mit Elementarismus in verschiedenen Traditionen. Es wird auf aktuelle und untergegangene magische Traditionen eingegangen, die sich mit der Elementarzauberei befassen, wobei diese Betrachtung mit einer Seite Länge nicht allzu viel Neues bietet. Anschließend folgt die Beschreibung einer korrekten Elementarbeschwörung. Außerdem gibt es noch einen Absatz zur korrekten Kleidung, der sich mit der Frage befasst, ob es noch weitere taugliche Kleidung außer der klassischen weißen Tunika gibt. Im Regelteil werden diese Überlegungen nicht aufgegriffen, so dass es wohl bei den bisherigen Regelungen bleibt.
Neues zu den Elementen
Im vierten und umfangreichsten Teil folgen dann ausgiebige Informationen zu den sechs Elementen. Dieses Kapitel ist für mich das beste und gelungenste des Buches, denn es stecken sehr viele Ideen darin, die Lust darauf machen, sie in ein Abenteuer einzubauen. Die Abschnitte über die einzelnen Elemente sind recht ähnlich aufgebaut: Am Anfang stehen Betrachtungen über das Wesen des Elements, besonders affine Orte, Spekulationen über die elementare Zitadelle, den Schlüssel und meist auch die dem Element zugehörige Stadt der Hochelfen. Danach folgen jede Menge neue Inhalte: Zum einen gibt es zu jedem Element die Beschreibung eines neuen, diesem Element gefälligen Ortes. Im Einzelnen sind dies das Plateau des Feuers, die versunkene Stadt Eshavar, der Lebendige Wald, das Äonengrab, die Dschinnenfestung und der Ratsaal der dreizehn Winde. Jede dieser Beschreibungen hat bei mir eigentlich sofort den Wunsch geweckt, diesen Ort in einem Abenteuer zu erleben, weshalb ich sie für sehr gelungen halte. Anschließend gibt es zu jedem Element mehrere Dschinne, die alle ihre eigenen Fähigkeiten und Persönlichkeiten haben. Doch auch andere, neue elementare Wesen wie z. B. Feuermähren, Gischtsirenen oder der Frostspiegel werden vorgestellt (und im Anhang auch mit Werten versehen). Die Wesen sind höchst unterschiedlich und bieten von lustigen, harmlosen Wesen wie dem Windkater bis hin zu tödlichen Gefahren wie dem Frostspiegel verschiedenste Einsatzmöglichkeiten. Auch hier bieten sich beim Lesen schon diverse Ideen an, wie sich die neuen Wesenheiten ins Abenteuer integrieren ließen oder sich gar ein ganzes Abenteuer um sie drehen könnte.
Den Mindergeistern ist das fünfte Kapitel gewidmet. Anscheinend hat der fiktive Autor an diesen einen gewissen Narren gefressen, denn er ergeht sich in längeren Betrachtungen über diese (meiner Meinung nach relativ unwichtigen) Elementarwesen. Hervorheben möchte ich das sehr schöne Schaubild auf Seite 69, das sich sicher auch hervorragend als Handout anbietet.
Elementare Gefahren
Im sechsten Teil geht es um die gefährliche Seite des Elementarismus. Dort finden pervertierte Elemente, wie die Vinskrapr und der Alagrimm, Erwähnung. Letzerer sieht auf dem Bild zwar weniger aus wie ein Adler, sondern mehr wie eine verdammt große, verdammt brennende und verdammt wütende Version einer gewissen Eule, aber sei es drum. Man kann sich nun drüber streiten, wozu man dieses Wesen nun überhaupt aufgenommen und mit Werten versehen hat, denn es sollte nun eigentlich nach der Bezwingung durch die zwergischen Grillzangen wieder sicher verwahrt sein. Vorgestellt werden ebenfalls die elementaren Drachen. Nein, damit sind leider nicht die Erben des Zorns gemeint, die im ganzen Buch keine Erwähnung finden. Ich weiß nicht, wieso das nicht der Fall ist, finde es aber bedauerlich, da die elementaren „Eier“ des Pyrdacor meiner Meinung nach in jedem Fall in den Band gehört hätten. Natürlich lassen die sich nicht mal eben in ein Abenteuer einbauen und als Endgegner verwursten, aber trotzdem bieten sie gewisses Potenzial, zumal es ja auch schon einige Abenteuer gibt, in denen sie vorkommen. Aber leider muss ich mich wohl damit abfinden, dass die Erben des Zorns grundsätzlich nicht in den Publikationen auftauchen, bei denen ich sicher davon ausgehe, dass sie eine Rolle spielen müssten …
An den elementaren Drachen, die man sicher auch gut in ein Abenteuer einbauen kann, habe ich aber trotzdem nichts zu meckern. Einige von ihnen, wie die Frostwürmer und die Wasserdrachen, sind ja auch schon länger bekannt. Schlussendlich gibt es auch noch zwei Seiten zum Thema Golemiden.
Personen, Bücher und allerlei Neuerungen
Der folgende, siebte Teil beschäftigt sich mit allerlei weiteren elementaristischen Themen. Die Hexalogie findet ebenso Erwähnung wie die elementare Alchimie, Bann- und Schutzkreise, Runen und Arkanoglyphen sowie Petromantie und Edelsteinmagie. Diese Teile sind jeweils relativ kurz gehalten, es wird aber im Regelteil noch umfangreicher darauf eingegangen. Ein weiterer Absatz beschäftigt sich mit dem Menschen als elementares Wesen, dort finden sich verschiedene Denkansätze dazu, woraus der Mensch denn nun am meisten besteht und was man daraus schließen kann. Schlussendlich kommt noch das neue Konzept der Dschinngeborenen dazu. Ja, genau. Eine Frau, ein Dschinn, eine heiße (oder kalte, kommt auf den Dschinn an …) Nacht und schon haben wir das Kind mit dem neuen Vorteil Dschinngeboren. Ich bin da etwas zwiegespalten, was diese Erfindung angeht. Einerseits ist es witzig, gibt neue Möglichkeiten, einen Helden auszugestalten und ermöglicht, gerade im tulamidischen Kulturkreis, eine sehr schöne mystische Komponente. Andererseits passt für mich einfach die Fortpflanzungsfähigkeit nicht so wirklich in das Konzept eines aus reinem Element bestehenden Wesens.
Teil 8 stellt berühmte Elementaristen vor, wobei hier altbekannte Figuren wie Xenos von den Flammen oder A’Sar Al’Abastra ebenso vertreten sind wie sechs neue Meisterpersonen, die jeweils einem Element zugehörig sind. Die Erwähnung der bereits bekannten NSCs finde ich gut, wobei mir besonders die Spekulation über die Dynastie der Yakubanim gefällt. Man hätte sicher noch mehr Personen aufnehmen können, aber ich finde die Auswahl gut gewählt. Die sechs neuen NSCs gefallen mir auch. Es handelt sich um eine dschinnengeborene Feuergauklerin, einen Olporter Wasserelementaristen, eine maraskanische Hexe, einen Firnelfen, einen geodischen Schmied und eine Windelementaristin aus Rashdul. Einige der Figuren finde ich spannender und abenteuertauglicher als andere und beim Olporter Magier hätte ich mir gewünscht, dass man vielleicht ein wenig mehr vom Klischee des riesigen, lautstarken Thorwalers abrückt, aber an sich sind die NSCs alle dazu geeignet, in Zukunft Aventurien zu bereichern.
Der Ingame-Teil schließt mit dem 9. Kapitel, das sich mit magischen Büchern befasst. Das Große Elementarium ist altbekannt (erhält im Regelteil aber einige neue Werte), mit dem Djinnayat des Abu Al’Yeshram, dem Elementare Alchimie und den Elementaren Büchern sind aber auch einige neue Werke dazu gekommen, wobei die Elementaren Bücher eher in den Bereich der Legenden gehören und selbstverständlich nicht in irgendeiner Akademie in der Bibliothek verstauben.
Curimas Fazit
Ich muss sagen, dass ich beim Lesen des ersten Teils sehr viel Freude hatte. Die Texte sind gut geschrieben, das Flair der Forschungsarbeit bleibt fast durchgehend erhalten und sehr viele der vorgestellten Orte, Personen und Wesen lassen bei mir sofort den Wunsch aufkommen, ihnen im Abenteuer über den Weg zu laufen. Inhaltlich hätte man sicher noch einige Dinge mehr aufnehmen können. Beispielsweise finde ich es sehr schade, dass die Erkenntnisse zur Elementarbeschwörung in Myranor nicht mit aufgenommen wurden, obwohl sie dem Verfasser der Forschungsarbeit schon bekannt sein müssten und entsprechende Artikel auch schon im Aventurischen Boten veröffentlicht wurden. Im Tractatus contra Daemones waren schließlich auch durch die Beiträge von Nazir ter Vaan einige Einblicke in die güldenländische Auffassung zu Dämonen vertreten. Auch das schon erwähnte Fehlen der Erben des Zorns ist schade. Trotzdem überwiegt letztendlich der positive Eindruck.
Bezüglich des Lektorats und des Layouts ist mir eigentlich nichts negativ ins Auge gefallen – lediglich die Tatsache, dass die Schriftgröße im Kapitel über das Element Luft auf einmal größer war als im ganzen Rest des Buches, war seltsam.
Als Fazit kann ich sagen, dass mir der Ingame-Teil sehr gefallen hat und ich mich schon darauf freue, die dort enthaltenen Dinge im Spiel zu erleben.
Doch kommen wir nun vom Fluff zu den Regeln und lassen im Folgenden Sedef zu Wort kommen!
Regelteil
Wer beim diesem Buch ein paar nette, kleine Regelergänzungen erwartet, wird – wie ich – vom Umfang überrascht sein. Mit knapp 70 (!) Seiten nimmt der Bereich Regeln und Anhänge einen guten Teil des Buches ein. Darin werden neue Zauber und Zauberbücher vorgestellt, Orte für den Meister näher beschrieben und Personen und Wesen des Buches mit Werten versehen. Dazu kommt so manche Erweiterung für Elementaristen, Alchimisten und Nutzer der Zauberzeichen. Ganz neu vorgestellt werden zwei verschiedene Methoden, die Magie der Edelsteine in den Regeln zu nutzen.
Neue Zauber
Die vorgestellten Zauber gefallen mir gut. Insgesamt sind es 14, darunter sowohl elementare Varianten bekannter Zauber (z. B. SUMPFSTRUDEL), aus der Settingbox Die Dunklen Zeiten übernommene Zauber (z. B. IGNIPLANO) und vollkommen neue Zauber (z. B. GLACOFLUMEN). Die Aufmachung entspricht dabei dem aus dem Liber Cantiones bekannten Schema. Nach meiner Erinnerung sind seit dem Start von DSA4 nicht mehr so viele Zauber dazugekommen. Ich war bei einigen Zaubern etwas über die recht hohe Verbreitung überrascht. Es finden sich nämlich nicht nur frisch rekonstruierte oder noch gänzlich verschollene Zauber. Einige haben bei zumindest einer Tradition eine Verbreitung von 4 und gehören damit an sich in die Liste der bei Spielbeginn wählbaren Zauber. Solche Änderungen ist man von Aventurien an sich nicht gewohnt. Etwas kleinliche Kritik: Die Einträge beim REVERSALIS bestehen zum Teil aus Vermutungen, was die Wirkung sein könnte. Das empfinde ich im Regelteil als etwas unglücklich. Vermisst habe ich außerdem den SEELENFEUER, der ebenfalls in der Dunkle Zeiten-Box enthalten ist. Da der Zauber in Aventurien bereits wieder vorhanden und einigen Heldengruppen aus einem älteren Abenteuer bekannt ist, wäre es sinnvoll gewesen, ihn mit aufzunehmen.
Mindere Geister
Ein paar neue Zauberbücher werden ebenfalls vorgestellt und das Große Elementarium wird an die neuen Regeln angepasst – hübsch. Weniger hübsch finde ich die folgenden drei Seiten zu Mindergeistern. Sie bestehen aus einem Fünf-Schritte-System, mit dem der Spielleiter feststellen kann, ob nach einem elementaren Zauber ein Mindergeist erscheint und wie dieser – nach einem Baukastensystem – beschaffen ist. Dazu gibt es die typischen Werte, nebst den bekannten Eigenschaften beschworener Wesen. Ich kann den Zweck dieses umfangreichen Systems nicht nachvollziehen. Ich benutze zwar so ziemlich alle bekannten DSA-Regeln, denke aber nicht, dass ich als SL von nun an nach jedem IGNIFAXIUS oder MANIFESTO das Fünf-Schritt-System für Mindergeister durchgehen werde. Einen Mehrwert für das Spiel kann ich da nicht erkennen. Dafür ist es im Verhältnis zu Auswirkung im Spiel zu komplex. Ein Beispiel:
„Bei elementaren Mindergeistern erster Ordnung summieren sich die Vorlage für das Primärelement, bei allen anderen wird das Ergebnis gleichmäßig auf Primär und Sekundärelement verteilt und beträgt minimal 2 (also mindestens je eine Stufe von Primär und Sekundärelement).“
Das ist übrigens nur der letzte von fünf Schritten. Falls sich nun ein Abenteuer etwas mehr auf Mindergeister konzentriert, kann man mit den neuen Regeln die Kampfwerte und Eigenschaften von Mindergeistern bestimmen. Ein Mindergeist 4. Ordnung und hoher Stärke mit Lebensraub, Raserei, Schreckgestalt und blinkender Unsichtbarkeit mag gar einen nach Werten passablen Gegner abgeben – ich werde dafür aber weiter eher auf Elementargeister zurückgreifen.
Elementare Wesen und Orte
Es folgen die Spielwerte der elementaren Drachen, die sich an den Drachenwerten aus der Zoo-Botanica orientieren, sowie die Werte der Golemiden, der elementaren Golems. Dabei werden mehr Golemiden mit exemplarischen Werten versehen. Dazu werden die Besonderheiten gegenüber den Golem-Regeln im Wege der Zauberei kurz erläutert und eine Tabelle für Baumaterial geliefert. Mit der neuen Sonderfertigkeit Golemidenbauer können nun Golems aller sechs Elemente geschaffen werden. Für Helden eröffnet das ein neues Betätigungsfeld als Erschaffer elementarer Golems. Ansonsten können die Golemiden auch als Schwertfutter oder Endgegner herhalten. Zu diesem Zweck lassen sich auch die im nächsten Abschnitt neu mit Werten versehenen pervertierten Elementare einsetzen, die hierzu auch ein paar neue Eigenschaften spendiert bekommen. Wer als Spielleiter seinen Helden einen neuen, fiesen Gegner vorsetzen will, wird hier fündig.
Im nächsten Abschnitt werden die Elementaren Orte für den Spielleiter näher beschrieben, so dass sie ohne große Vorbereitung in ein Abenteuer integriert werden können. Diese Trennung nach Ingame-Teil und Meisterinformationen gefällt mir gut. Die Ausarbeitung der Orte macht einen guten Eindruck und ist zum Teil sehr detailliert. Ich muss zwar nicht wissen, wie alt der Perldrache ist und welche Qualität das Elixier hat, das man hier finden kann, aber es schadet auch nicht. Nun nur noch für einen der Orte entscheiden, die Helden dorthin locken, und das Abenteuer kann losgehen.
Ordnung und Chaos
Der nächste Abschnitt nennt sich Regelergänzungen – was waren denn dann die neuen Zauber, Bücher und Viecher? Jedenfalls folgen jetzt die Änderungen, die ich eigentlich erwartet hatte, nämlich zur Elementarbeschwörung (außer den Mindergeistern…, s. o.). Wie schon im Tractatus contra Daemones beginnt der Abschnitt mit einer Übersicht aller Eigenschaften der Elementare, aufgeteilt in automatische und mögliche Eigenschaften und jeweils mit Seitenzahl versehen – sehr schön. Kampfsonderfertigkeiten, Modifikationen und Dienste sind hier auf einen Blick zu finden. Ordnung ins Chaos – so hätte ich mir das im Wege der Zauberei gewünscht.
Die Eigenschaften umfassen nun auch spezielle Fähigkeiten von Elementaren, die vorher nur im Fließtext des Wege der Zauberei zu finden waren. Des Weiteren gibt es auch neue Eigenschaften für Elementare – unter anderem die mögliche Eigenschaft Fliegend. Die ewige Debatte, ob Dschinne fliegen können, findet damit ein salomonisches Ende. Nicht alle Eigenschaften sind gut für das Elementar – ich war sehr überrascht zu lesen, dass fast alle Elementare nun durch einen starken Angriff ihres eigenen Elements aufgelöst werden können. Vielleicht ist das als Gegengewicht zu den erweiterten Möglichkeiten von Elementaristen gedacht. Elementarbeschwörer haben nun Zugriff auf drei neue Sonderfertigkeiten die – ähnlich denen der Dämonologen – ihre Beschwörungen verbessern. Diejenigen, die Elementarbeschwörungen ohnehin zu „stark“ im Spielgleichgewicht fanden, mag das nicht unbedingt freuen. Ich finde die Klärung einer alten Regelfrage und neue Möglichkeiten für Helden dieser Ausrichtung schön. Ich will hier nicht in die Debatte um zu starke Elementarbeschwörungen abgleiten – wem das alles zu viel ist, der sollte problemlos die AsP der Wesen verringern oder die Dienstkosten erhöhen können.
Weiter hinten findet sich auch eine schöne Übersicht über das Rufen und Kontrollieren von Elementarwesen (leider nur halb so lang wie die der Mindergeister…). Leider ist die Übersicht hier ziemlich misslungen – es sei denn, das sollte eine Regeländerung werden. Die Beschwörungsaufschläge nach Art des Elementarwesens fehlen, die Affinität hilft bei Beschwörungs- statt Kontrollprobe, und so weiter … Das ist besonders ärgerlich, weil solche Übersichten wirklich helfen könnten. Hier besteht definitiv Nachholfbedarf, der hoffentlich in Form einer überarbeiteten Tabelle als Download erfolgen wird. Bei dieser Gelegenheit ist die Beschwörung aber auch absichtlich etwas entschlackt worden – Ort und Zeit fallen als Modifikatoren ersatzlos weg. Bei den Wahren Namen kommt hingegen eine neue Art hinzu, mit denen bestimmte Elementare gerufen werden können, etwa die im Buch vorgestellten. Es gibt auch eine neue Regelung für den Fall, das die Kontrollprobe misslingt. Je nach Ermessen des Spielleiters kann das besser oder schlechter ausgehen, als wenn das Wesen einfach verschwunden wäre. Die Geister, die ich rief … Freunde von Vier-Aktionen-Langer-Arm-3W6+X-Kampfdschinnen sollten sich vielleicht lieber vorsehen.
Dazu gibt es einen kurzen Abschnitt „Beschwören leicht gemacht“, bei dem die Kontrollprobe weitgehend dem Spielleiter überlassen wird. Was das Elementar kann und was es zu tun bereit ist, entscheidet der Spielleiter. Das ist nett, aber auch nicht der große Wurf. Darauf wären die meisten Spielleiter wohl auch so gekommen. Noch weiter hinten im Buch findet sich auch ein FAQ-Kapitel zu Elementaren, das neben einigen schon genannten Änderungen auch einige Klarstellungen enthält.
Alchimie, Glyphen und Runen
Auch für Alchimisten finden sich ergänzende Regeln. Mit einer neuen Sonderfertigkeit können sie elementare Substitutionen durchführen. Vier neue Glyphen und zwei neue Runen und ein Schutz-/Bannkreis sind ebenfalls enthalten, wobei die Glyphe des elementaren Willens bereits für einigen Unmut unter den Lesern gesorgt hat. Die Glyphe gibt in ihrer Umgebung Vor- und Nachteile, passend zum jeweiligen Element. Für das Element Eis sticht aber der Vorteil Eidetisches Gedächtnis, auch gegenüber den übrigen Vorteilen, völlig heraus – und dazu genügt bereits 1 RkP*. Wenn man es gezielt bei 1 RkP* beließe, bekäme man dafür die schlechten Eigenschaften Gefühlskälte und Arroganz je auf dem Wert von 1. Das ist noch nicht ganz ausgereift …
Dschinnenblut und Edelsteine
Vollkommen neu: Die Dschinnengeborenen. Regeltechnisch handelt es sich um einen neuen Vorteil, nämlich eine Variante des Magiedilettanten, der zu seinem Element passende, übernatürliche Begabungen wählen kann. Hier verstecken sich einige Unklarheiten bei der Kombination mit anderen magischen Rassen und Professionen, aber ich finde diese neue Facette für Magiedilettanten schön. Ebenfalls völlig neu ist die Petromantie, die als neue Ritualkenntnis in den Regeln abgebildet wird. Mit der Ritualkenntnis können eigene Varianten verschiedener bekannter Schamanenrituale durchgeführt werden. Leider fehlt dafür eine Beschreibung dieser Ritualkenntnis – wie sieht ein solches Ritual aus? Wer beherrscht diese Art der Zauberei? Woher stammt sie? Weder die zwei kurzen Sätze im Regelteil (der Rest ist die Aufzählung der Rituale) noch die Beschreibung aus Ingame-Quellen liefern hier den nötigen Hintergrund – vermutlich wurde der vom Mindergeist 4. Ordnung in die Flucht geschlagen. Eine gute Idee, man hätte aber noch mehr daraus machen können.
Dafür hat die Edelsteinmagie (bloß nicht verwechseln!), die bereits im Mit Wissen und Willen zu finden war, nun auch eine Regelung gefunden. Sie wird durch eine Sonderfertigkeit aktiviert und mit der Übersicht über die nötigen Steine und die Auswirkungen lässt sie sich auch gut am Spieltisch verwenden. Die Namensgebung für Petromantie und Edelsteinmagie ist auch etwas unglücklich – die jetzige Edelsteinmagie wurde im Wege der Alchimie gerade erst als Petromantie beschrieben. Das hätte man vermeiden können. Am Schluss finden sich noch die Spielwerte der im Buch vorgestellten Elementare und Elementarwesen, von denen einige auch mit ihrem Wahren Namen gerufen werden können.
Sedefs Fazit
Wer also auf eine starke Vereinfachung oder eine Abschwächung der Elementaristen gehofft hat, wird enttäuscht: Das Gegenteil ist der Fall. Die Regeln sind erweitert worden, werden aber deutlich übersichtlicher präsentiert. Die Elementaristen können ihre Fähigkeiten durch neue Sonderfertigkeiten noch erweitern. Wem die Regeln bisher schon zu umfangreich waren, wird an den Änderungen sicher keine Freude haben. Wer sich aber von den Regeln zur Elementarbeschwörung nicht hat abschrecken lassen, wird sicher Gefallen an den neuen Gimmicks finden. Daneben bietet das Buch aber viele kleine Neuerungen und Erweiterungen in anderen Bereichen. Das führt aber leider auch zu einer weiteren Fragmentierung – die Zauber fehlen im Liber Cantiones, die Zeichen im Wege der Alchimie. Dazu finden sich bei den Zaubern und Zauberzeichen noch ein paar „Kinderkrankheiten“, etwa die erwähnte Glyphe. Das ist ärgerlich und vermeidbar, gehört aber in meinen Augen bei DSA-Regelerweiterungen schon fast zum Standard. Offenbar fehlt es an Möglichkeiten, die Regeln entsprechend zu testen.
Gesamtfazit
Elementare Gewalten ist ein schön gestalteter Band, der mit gut geschriebenen Ingame-Texten und vielen neuen Zeichnungen punkten kann. Regeltechnisch kommt er leider mit den altbekannten Kinderkranktheiten und nicht durchdachten Neuerungen daher, die man von einer DSA-Publikation beinahe schon erwartet. Durch viele neue Regelergänzungen trägt er außerdem weiter dazu bei, dass sich die Regeln über immer mehr Publikationen verstreuen. Trotzdem hatten wir Freude am Lesen des Buches und haben viele Anregungen für neue Abenteuer gefunden.
Die dritte Bewohnerin unserer Wohnung, ihre Majestät Selinde die Katze, floh übrigens fauchend von meinem Schreibtisch, als sie das Elementare Gewalten erblickte. Wir wissen nicht, was sie uns in ihrer Weisheit damit sagen will, werden jedoch davon absehen, ihre Meinung in die Bewertung einfließen zu lassen.
Bewertung
Ein Einhorn flieht panisch vor dem Mindergeist vierter Ordnung, ein weiteres ist aufgebrochen, um die Informationen über die Erben des Zorns und die Myranische Elementarbeschwörung selbst zu beschaffen. Das dritte Einhorn steht betrübt in der Ecke und beklagt sich über Regelfragmentierung und schlechtes Balancing – es leidet zwar an einer gewissen Gefühlskälte, doch die dank Eidetischem Gedächtnis vorhandene Erinnerung an dutzende von ähnlichen Problemen treibt ihm doch fast die Tränen in die Augen.
Somit verbleiben elementargefällige 6 Einhörner, die sich über das Neuerscheinen des Bandes freuen und allen Freunden des Elementarismus viel Spaß damit wünschen.
Vielen Dank für die Rezension! Dass nach dem positiven Bericht am Ende aber nur 6 von 9 Einhörnern übrig geblieben sind, hat mich überrascht. Da hat der, der den ganzen Text eurer Rezension liest, ein anderes Bild als der, der nur auf die Einhörner am Ende linst.
Hallo Rubinon,
eigentlich sollen der Text und die Bewertung natürlich schon den selben Eindruck vermitteln. In diesem Fall haben wir wegen der Mängel im Regelteil gleich 2 Einhörner abgezogen, was meiner Meinung nach im Text zu den Regeln auch begründet wurde. Das andere Einhorn ging wegen einiger Dinge, die ich im Fluffteil noch gern gesehen hätte, verlustig.
Eigentlich waren wir am Anfang auch eher bei 7 Einhörnern, aber nachhersind uns dann bei den Regeln doch noch so viele Sachen ins Auge gefallen, die uns gestört haben, dass wir noch eins abgezogen haben.Ich würde trotzdem sagen, dass 6 von 9 Einhörnern immer noch eine positive Bewertung sind 😉
LG,
Curima
Hallo Curima,
danke für die Begründung. Man kann euren Text auch so lesen, das stimmt.
Aber „überdurchschnittlich“? In Bezug auf die Skala schon, aber im Vergleich mit den anderen Spielhilfen-Rezensionen eher nicht. Schlechter sind nur das Rahja-Vademecum, verschworene Gemeinschaften und der Atlas bewertet worden. Vielleicht bin ich einfach nur Einhorn-verwöhnt.
Aber das wichtigste ist ja: Mich hat die Rezension mit dem Buch vertraut gemacht, und ich werde es mir bei nächster Gelegenheit holen. Einhörner hin oder her.
Ich lese diese Rezension auch eher im Sinne von „knapp an 7 gescheitert“, während bei der Atlas- und der VG-Rezension eine spürbare Tendenz zur jeweils schlechteren Punktzahl bestand. Von daher sind die Abstände zwischen den Bänden größer, als sich in den Punktzahlen widerspiegelt – hätten wir eine %-Skala, hätte sich das deutlicher bemerkbar gemacht.
Prozent-Skalen suggerieren aber immer eine Genauigkeit, die du als Rezensent niemals erreichen wirst. Wenn in gewissen Computerspiel-Magazinen letztlich versucht wird, zu differenzieren, ob ein Produkt letztlich eher 75 oder doch schon 76 Punkte verdient hat, finde ich das schon extrem fragwürdig. Eine normale zehn-Punkte-Skala (oder – wie hier – nur nandusgefällig neun Punkteränge) ist eigentlich optimal, selbst damit ist eine subjektiv erlebte Unschärfe von einem Punkt hin oder her immer drin und man sollte den Leuten nicht vorgaukeln, dass man letztlich zu einer präziseren pseudo-objektiven Einschätzung in der Lage wäre.
Ja, das ist auch der Grund, warum ich strikt gegen eine %-Skala bin (auch wenn das grade vielleicht nicht so klang). Die Vorteile – auch kleinere Unterschiede lassen sich in Zahlen angeben – werden von den Nachteilen mehr als aufgewogen, schließlich fehlt hier einfach eine messbare Größe, die man auf einer 100er Skala sinnvoll abbilden könnte. Ich mag die 9er Skala auch sehr, weil man für die verschiedenen Punkte leicht normalsprachliche Interpretationen findet. Letztendlich könnte man sich die Zahlen eigentlich aber auch sparen und am Ende einfach nur Prädikate wie „gut“, „exzellent“, „geht so“ etc. verwenden.
Ich finde da hinreichend viele Kritikpunkte im Text (gerade die Bewertung des Regelteils liest sich für mich nicht unbedingt als Lobeshymne…), um die 6 Punkte absolut angemessen erscheinen zu lassen. Wir brauchen nicht drüber diskutieren, ob 7 Punkte nicht vielleicht doch angemessener gewesen wären (eine subjektive Unschärfe von +/- 1 Punkt ist ohnehin IMMER gegeben), aber 8 oder gar 9 Punkte hätte ich angesichts des Textes doch für unglaubwürdig gehalten. Insofern: Genau richtige Benotung, meiner Meinung nach.
Letztlich spielt es auch keine Rolle, wie die Produktbewertung im Vergleich mit anderen Bewertungen – vor allem noch zum guten Teil von anderen Autoren – abschneidet, sondern sie sollte sich an einer neutralen Skala orientieren. Ansonsten erlebt man zwangsläufig eine unschöne Punkte-Inflation, die letztlich der Benotung jegliche Aussagekraft nimmt. Und auf einer neutralen 9-Punkte-Skala sind 6 Punkte definitiv überdurchschnittlich, das ist es, was letztlich zählen sollte.
Das sehe ich eigentlich auch so, mit einer Ausnahme: Ich sehe zwischen 6 und 7 (zumindest bei meiner Interpretation der Skala) die wichtige Grenze zwischen „leicht überdurchschnittlich“ und „gut mit Einschränkung“, ebenso wie für mich bspw. jenseits der 4 der Bereich dessen beginnt, wo es kritisch wird. Von daher würde ich Punktunterschiede an diesen Schwellen nicht so leicht als als irrelevant abtun.
Wenn du da aber härtere Stufen annimmst, ist es keine neutrale Skala mehr… ^o^
Hmm, dann lass uns mal kurz drüber reden, was hier mit „neutrale Skala“ gemeint ist.
Ich verstehe die Zahlen als Platzhalter für verschiedene Rangordnungsstufen, die ich normalsprachlich folgendermaßen benennen würde:
0: Der größte anzunehmende Unfall. Schlimmer geht’s nimmer.
1-2 Wirklich schlimm.
3-4: Unterdurchschnittlich (aber mit ausreichend Lichtblicken, um was draus zu machen).
5-6: Licht und Schatten. Durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich.
7-8: Gut mit kleinen Macken / uneingeschränkt gut, aber mit noch etwas Luft nach oben.
9: Wirklich nix mehr zu meckern.
Dass die Abstände zwischen den Zahlen jeweils gleich aussagegekräftig sein müssen, ein Schritt nach oben oder unten also immer dasselbe Ausmaß an Qualitätsänderung anzeigt, ist hierfür nicht gefordert und m.E. auch keine wirklich sinnvolle Annahme. Vermutlich ist das dann keine neutrale Skala in Deinem Sinn, oder?
Mit „neutrale Skala“ meine ich tatsächlich, dass quasi jeder einzelne Punkt gleich viel wert sein sollte und dadurch der qualitative Unterschied zwischen einem und zwei Punkten genauso groß ist wie der zwischen sieben und acht Punkten. Nur dann macht eine Punkte-Skalierung in meinen Augen überhaupt Sinn, weil alles andere in gewisser Weise irreführend ist. Vielleicht spricht da der Naturwissenschaftler aus mir, aber ein jedes Diagramm verliert seine Aussagekraft, wenn die Achsenskalierung Unstetigkeiten, also Sprünge aufweist.
Das ganze mit beschreibenden Worten zu versehen, ist im Grunde schon eine Interpretation des reinen Punkte-Wertes, der für sich genommen ja aber den Eindruck von Objektivität und Vergleichbarkeit erwecken möchte, was beides in der Realität niemals von einer Rezension gewährleistet werden kann. Die Skala, die man selbst als Maßstab heranzieht, ist somit ein Idealzustand, dem man im Rezensionsalltag nicht wirklich gerecht werden kann, trotzdem sollte man genau das aber immer wieder aufs Neue versuchen.
Ganz wichtig ist auch, dass 5/9 Punkten in diesem Fall nicht die „Durchschnittswertung“ sein müssen, sondern lediglich ein unter dem Strich mittelmäßiges Produkt beschreibt, bei dem sich eventuelle Stärken und Schwächen die Waage halten. Wenn natürlich die Mehrzahl der besprochenen Veröffentlichungen supertolle Produkte oder riesengroßer Müll sind, dann kann letztlich der Punkte-Durchschnitt recht deutlich von den 5 Punkten abweichen, ohne dass dies die Skala an sich in Frage stellt. Auch das ist in meinen Augen Bedingung für eine „neutrale“ Punkte-Skala.
Deinen Anmerkungen kann ich eigentlich fast allen zustimmen – nur müsste man dann doch z.B. auch Schulnoten eigentlich sein lassen, oder? Denn die funktionieren in dieser Hinsicht ja größtenteils nicht besser (oder nicht schlimmer, je nach Standpunkt).
Irreführend finde ich die Verwendung von Zahlen aber nicht, solange man nicht anfängt, dubios damit rumzurechnen (ok, das hab ich in der Atlas-Rezension beinahe getan, aber da könnte ich mich notfalls mit ein paar Tricks rauswinden 😀 ), sondern sie nur als praktikable Möglichkeit der Einordnung in eine (denkbare) Rangordnung ansieht.
Und der Hinweis ist wirklich sehr wichtig, dass 5 Punkte der Idee nach weder der anvisierte Durchschnittswert noch die am häufigsten vergebene Wertung ist.
Fändest Du es sinnvoll, wenn wir mal einen kleinen Begleittext zum Verständnis der Zahlenwertung verfassen und von den Rezensionen dahin verlinken?
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das wirklich nötig ist. Ich finde eure Noten als Orientierungshilfe eigentlich immer sehr brauchbar und eigentlich sollte jeder mit einem Wert im Stile von „x von 9 Einhörnern“ auch ohne große Erklärungen was anfangen können.
Da jeder Rezensent auch immer seine eigene Interpretation der Bewertungsskala hat (beispielsweise habe ich mit Kollegen bei Metal.de bereits lebhaft darüber diskutiert, ob es nun in Ordnung ist, einem neu erscheinenden Album volle 10 Punkte zu geben oder ob diese Wertung für anerkannte All-Time-Klassiker reserviert sein und damit für Neuerscheinungen unerreichbar sein solllte…), ist es auch immer hilfreich, wenn man bereits andere Rezensionen des jeweiligen Autors kennt und dadurch zumindest einen groben Einblick in dessen Bewertungsmaßstäbe bekommen hat. Daran wird sich auch nix ändern, wenn man eine gemeinsame „Interpretationshilfe“ für die Punktewertungen herausgibt, eher würde ich da befürchten, dass das den Rezensenten in irgendeiner Weise einschränken und/oder verwirren kann.
Irreführend wird es erst dann, wenn deutliche Sprünge (Unstetigkeiten) in der Notenskala zu erkennen sind, die Verwendung einer Punkteskala im Allgemeinen ist diesbezüglich völlig unkritisch. Wie du schon sagst, die Benotung soll dem Leser eben eine schnelle Einordnung und damit eine Orientierungshilfe geben und als solche hat sie absolut ihre Existenzberechtigung. Wer wirklich wissen will, was der Rezensent von dem besprochenen Produkt hält, der kommt halt um eine Lektüre des Review-Textes nicht herum, zumal dieser auch eine differenziertere Betrachtung zulässt als die Reduktion auf eine simple Note, egal auf welcher Skala.
Man darf auch nicht vergessen, dass wir hier sehr ins Theoretisieren gekommen sind und dabei vor allem – wie bereits erwähnt – einen Idealzustand diskutieren, der im Rezensentenalltag wohl niemals wirklich erreichbar ist. Aber es geht eben um eine Orientierungshilfe für den Rezensenten und die darf auch hochtheoretisch, abstrakt und idealisiert sein, in der Praxis wird man da im Einzelfall eh vor allem nach dem eigenen Bauchgefühl entscheiden, was ich absolut in Ordnung finde. Die Kunst liegt eher darin, ein möglichst tragfähiges Bauchgefühl zu entwickeln und dabei – jetzt lassen wir die Katze mal wieder sich selbst in den Schwanz beißen – können gerade solche theoretischen Überlegungen, wie wir sie hier diskutieren, durchaus helfen.
Der Diskussion über Schulnoten würde ich hier tendenziell einfach mal ausweichen, denn das wird tendenziell schnell (gesellschafts)politischer als es mir lieb ist. Aber auch über Sinn und Unsinn von Schulnoten im Allgemeinen bzw. des hierzulande üblichen Bewertungssystems im Speziellen darf man durchaus berechtigt streiten und es gibt da hinreichend Argumente dafür wie auch dagegen. Allerdings würde ich hier die Parallelen nicht überbewerten, denn ich denke, dass es in Funktion und Verwendungszweck doch signifikante Unterschiede zwischen Rezensionen jedweder Art und Schulnoten gibt.
Damit kann ich mich voll und ganz identifizieren. Danke nochmal für das ausführliche Feedback unter widrigen Bedingungen 😉
Ihr braucht vielleicht mal ein vernünftiges Forum, irgendwie wird dieses ständige Kommentar-Ping-Pong doch langsam ein wenig unübersichtlich… ;o)
Damit sich dann zehn Seiten über Punkteskalen ausgetauscht werden kann, wobei nach spätestens fünf Seiten deine eben noch vorhandene Hemmschwelle, nicht zu einem Exkurs über Schulnoten und Bildungspolitik auszuholen, in Richtung Flatline gesunken wäre?
Es ist schon okay, dass wir kein Forum haben. Über diese Rezension an sich kann gut hier diskutiert werden; diese Möglichkeiten gibt es immer, siehe die Links in den jeweiligen Hinweisartikeln. 😉
Wir brauchen zwar kein Forum, und die Baumstruktur ist leider ungeil, aber es ist auch schön, einen Ort zu haben, wo mal nicht gleich wg. Offtopic-Diskussion dicht gemacht wird. Alle Macht dem Eulenvolke!
Naja, auf welchem Niveau solche Diskussionen laufen und in welchem Maß da eine Off-Topic-Polizei regulierend eingreifen zu müssen meint, das kann ja jedes Moderatorenteam in seinem Forum selbst bestimmen. Die Zivilisiertheit der Diskussion liegt da weniger an der Organisationsstruktur als an den Leuten, die eben Bock auf mehr oder weniger sinnlose Diskussionen haben.
Was mich halt an der Kommentarfunktion hier rein technisch stört und wo ich den Vorteil eines Forums sehen würde, ist, dass ich einen guten Teil davon schlichtweg übersehe, weil der einzige Hinweis darauf, dass irgendwo neue Kommentare gekommen sind, die Übersicht mit den drei neuesten Kommentaren auf der rechten Seite ist. Wenn da irgendwo tatsächlich mal eine Diskussion ins Rollen kommt, gehen da einzelne Wortmeldungen halt schnell mal unter. Und immer von Hand durch alle Beiträge klicken und nach neuen Kommentaren zu suchen, ist eher lästig und doof, also mach ich das nicht. Aber vielleicht lässt sich da auch ohne eine Foren-Struktur mal irgendeine Lösung für finden.
Da hatte ich auch immer den Überblick verloren. Vor allem wenn mehrere Artikel kurz hintereinander rausgingen. Praktischerweise kannst du die Kommentare mittlerweile auch über deinen Feedreader abonnieren. Ist natürlich erstmal Arbeit, den einzurichten, aber echt praktisch, wenn er erstmal läuft.
Das Problem ist, dass Moderationstätigkeit zusätzlichen Aufwand bedeutet — vor allem wenn das Forum ohne Anmeldung nutzbar sein soll, um die Kommentarfunktion hier auch vollwertig zu ersetzen.
Wer über unsere Artikel in einem Forum diskutieren möchte, hat durch unsere Kooperation mit dem DSA4-Forum dazu ja die Möglichkeit. Unter jedem Newsartikel findet sich ein entsprechender Link und da wir neue Rezensionen und Downloads immer mit einem Artikel ankündigen, haben auch die eigene Threads im DSA4-Forum.
Wer also auf Forenstruktur statt Kommentarfunktion steht, möge doch die gegebenen Möglichkeiten nutzen und die Blogwatch-Threads aufleben lassen. 😉
Das ‚Alagrimm-Mysterium‘ ist endlich gelöst! Er stammt von Christian Schob.
NÄÄK!
Gelungene Rezzension, der ich 1 zu 1 zustimmen kann. Ihr habt alle postiven und negativen Aspekte genauso erfasst, wie ich sie nach dem Lesen der Publikation auch empfinde. *thumbs up* 🙂