Im Mittelreich klingeln die Hochzeitsglocken, andere „Glocken“ verleiten zu schlechten Wortspielen, Nanduriat Feyamius veröffentlicht Spielhilfen, ohne dass Josch davon weiß – es geht also drunter und drüber in Aventurien. Was es sonst noch aus der derischen Flora und Fauna zu berichten gibt, ob die Nanduriaten gerne Gänsewein trinken und was der Bote an Erkenntnissen über die neue Regeledition bringt, haben sich Josch, Vibart und Sedef im aktuellen Botendisput angeschaut.
Dazu gibt es wie immer zahlreiche untermalende Musikvideos hinter passend platzierten Links, diesmal (fast) alle mit einem gemeinsamen Thema. Also steckt euch ’nen Strohhalm in die Kokosnuss und erinnert euch des vergangenen Sommers, während die drei Gentlemen abwechselnd einen Blick riskieren.
Doch genug des langen Vorspiels der langen Vorrede: Feuer frei!
Aventurische Feenwesen Teil IV
Josch: Ein kleiner Kapitänsaffe (das perfekte Accescoire für jedes Piratenschiff) sowie eine Süd-Dryade. Beide uthuriakompatibel und ordentlich illustriert, im Fall der Dryade (mohisch: „Kate Yanai“) mit Mamillenbonus und besonderer Eignung für den TUI-Reisekatalog oder einen Ab-16-Baccardi-Werbespot. Alles in allem ein solider Beitrag zu einer schönen Reihe, wobei mir der Affe besser gefällt, da das Thema Dryade für meinen Geschmack schon recht abgegrast ist. Und ja, ich bin froh, dass der Affe die Hosen anbehalten hat.
Nachtrag: Hier die obligatorischen vier schlechten Wortspiele, die wir uns als Bildunterschriften gerade noch verkneifen konnten:
- Dryade – und die Palme steht!
- Frisch von der Palme gewedelt
- Das Uthurische Herbarium I: Die Kokosnüsse
- Warum liegt hier überhaupt Strohrum?
Sedef: Mir erscheint das Thema Feenwesen langsam etwas überstrapaziert. Weshalb es – zusätzlich zum Regionalband Nr. 6 – noch eine derart lange Reihe zu aventurischen Feenwesen geben muss, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Das Äffchen finde ich dabei noch ganz unterhaltsam. In der Beschreibung der Dryade konnte ich hingegen nichts Neues entdecken. Es spricht wohl für sich, dass das Pin-Up-Bild etwa so viel Raum einnimmt wie der Text. Oder wird das ab jetzt die Dryade des Monats?
Vibart: Ein süßes kleines Koboldsäffchen mit Dreispitz. Ist das niiiieeeedlich! Meine Fanboy-Haltung zu der Feenwesen-Serie wurde mit Folge um Folge milder, bis ich nun hier in Diabetiker-Schockstarre verfallen bin. Na gut, seien wir ehrlich: In einer Südmeer-Kampagne ist Silberhändchen sicherlich für zwei-drei unterhaltsame Szenen gut und kann bei einem Meister, der gekonnt das possierliche Äffchen mimt, einer Heldengruppe ziemlich ans Herz wachsen. Und bleiben wir auch bei der zweiten Fee ehrlich: Endlich wissen wir, was der Verlag von uns als Rollenspielern (m.) denkt. Kurzfassung: Um die dreißig, bärtig, meist wenig geduscht, sitzt noch immer bei Mama im Keller vor dem PC und ist trotzdem (deswegen) zu doof, die Begriffe „WOW“ und „Porn“ in einer Suchmaschine zusammenzupuzzeln, so dass er jetzt auf die neueste Boten-Elfe ausweichen muss. Da kleben sich bei mir innerlich die Seiten zusammen. Und ich schäme mich zutiefst für das Hobby „Rollenspiel.“ Nä, nä, Leute: Rollenspiel ist nicht erwachsen geworden. Überhaupt nicht. Übrigens: Nicht nur die Bebilderung der Bacardi-Nymphe erinnert mich an die frühe Verona Feldbusch, auch die Textbeschreibung ist irgendwie… Softporno der frühen 90er. Oh Gott, der Bote kann jetzt nur noch besser werden.
Von Astralunikat und Zaubertraditionen, Teil I
Josch: Soso – da veröffentlicht Collega Feyamius einen vierseitigen Traktat zu magischem Gedöns und ich erfahre davon erst aus dem Boten. Aber egal. Ingesamt werden uns hier sieben Artefakte vorgestellt, die das ganze Spektrum von nützlich (Brille des Schlaukopfes mit IN und KL-Erhöhung, das Rastullahgefälige Zauberpapyri mit MR-Boost, das lautlos und taubstumm machende Katzentrittelexier, die schwer zu knackende magische Truhe) und stylish (Das Kamelspiel des arglosen Rivalen – leuchtet und sanktioniert Betrugsversuche) über „Wow!“ (Sphäre der Zerstörung – Wir machen den Weg frei!) bis hin zu „Wee-tee-eff“ (Stirnreif der umgekehrten Eigenschaftsmagie inkl. freizauberischem Astralgeist mit pädagogischem Auftrag) abdecken. Dass das Ganze regeltechnisch astrein ist, nehme ich jetzt einfach mal ohne tiefere Prüfung an. Wenn Regelfux Feyamius das nicht sauber hinbekommt, dann weiß ich auch nicht weiter. Insgesamt zeigt sich mir hier mal wieder, warum mein Verhältnis zu Artefakten und Alchimie bei DSA so gespalten ist: Kaum etwas verleiht dem Spiel ingame so sehr den Charme des Besonderen und Magischen, und kaum etwas versprührt regeltechnisch so sehr den Esprit des BGBs. Von daher begrüße ich eine Spielhilfe wie die hier vorliegende sehr und bin gespannt auf den zweiten Teil, insbesondere auch, weil bei jedem der Artefakte an kleine Szenariovorschläge und Vorschläge zur Anwendung am Spieltisch gedacht wurden.
Sedef: Ob als Spielerbelohung, NPC-Waffe oder als Aufhänger eines Abenteuers – magische Artefakte lassen sich immer wieder schön ins Spiel einbauen. Das gilt um so mehr, wenn sie tatsächlich auch nach den entsprechenden Regeln ausgearbeitet und beschrieben werden. Insbesondere das Kamelspiel und die sichere Truhe haben mir gefallen und werden sich früher oder später in einem von mir geleiteten Abenteuer wiederfinden.
Vibart: Wir sind ja hier wohl nicht ganz unbefangen. Allerdings muss ich sagen, auch wenn man mal vom Autor absieht: Das Ganze ist kreativ und in den meisten Fällen extrem abenteuertauglich. Eigentlich sind die Teile … super! Und darüber hinaus liebevoll illustriert! Wie geil ist das denn? Insgesamt kommt nach dem Tiefschlag mit der Kokospalme sofort ein kleiner Höhepunkt der Artefaktbastelei hinterher. Nur verbiete ich mir strengstens alle ironischen Seitenhiebe gegen Brillenträger aus Nanduriatenkreisen. So nicht, Herr Schlaukopf!
Gänsewein: Ein kleines Abenteuer in Almada
Josch: Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Auf 4,5 Seiten wird uns hier eine liebevoll aufgemachte Abenteuerskizze geboten, inkl. Illustrationen, ausführlichen Beschreibungen von Orten und Personen sowie Vorschlägen, wie man die Helden ins Abenteuer ziehen kann. Aber irgendwie springt der Funke bei mir nicht über. Ich vermute, das liegt an folgenden beiden Aspekten: Erstens finde ich die Hintergrundstory, die dem Plot zugrunde liegt, schwer nachvollziehbar (was auch an der leicht fetzenhaften Informationsvermittlung im Text liegt). Ein Ras’Rag Kultist hat vom Geist eines Orkschamamen Visionen bekommen und glaubt nun, dass ein Rote-und-Weiße-Kamele-Spiel (allerdings mit Stieren statt Kamelen), das bei Bauarbeiten zu einem Traviatempel geborgen wurde, aufgrund der Tatsache, dass die Farbpigmente aus Knochen und Blut eines alten Ras’Rag-Priesters gewonnen wurden, es ihm (also dem Kultisten) erlauben wird, die Fähigkeiten des Priesters (also des Verstorbenen, der aber nicht mit dem Geist des Schamanen identisch ist) in sich auf zu nehmen, obwohl, wie das Abenteuer selbst festsetzt, das Blut und die Knochen keinerlei Kraft mehr in sich tragen. Noch Fragen? Bei einem Überfall raubt der Kultist zudem noch ein junges Mädchen, um sie zu opfern (man tut ja, was man kann). Also irgendwie kauf ich euch das nicht ab. Zweitens: Das eigentliche Abenteuer besteht eigentlich auch nur darin, dass die Helden den Überfall der Kultisten nicht ganz erfolgreich abwehren und sich dann auf die Suche machen, um die Schurken nach ein paar bestandenen Such-Proben in ihrem Lager stellen und abmurksen zu können. Dass sie dabei wirklich auch die Hintergründe des Überfalls aufdecken können, erscheint mir zudem fraglich.
Alles in allem würde ich daher sagen: zu viel Text zu den komplizierten Hintergründen und zu wenig Infos zur konkreten Abenteuergestaltung. Wer sich für das Thema Stierkultisten in Almada interessiert und bereit ist, Zeit und Energie in die Ausarbeitung der Skizze zu stecken, der findet hier aber sicherlich ein brauchbares Gerüst.
Sedef: Ein interessanter Hintergrund, aber letzendlich werden Helden ein paar Dämonen und Untote zurückschlagen, die Entführung einer jungen Frau bemerken und sie dann retten, bevor der finstere Kult sie opfern kann. Irgendwie kommt es mir vor, als hätte es diese Handlung schonmal gegeben.
Vibart: „Gänsewein ist im Volksmund die scherzhafte Bezeichnung für natürliches Trinkwasser.“ – so bringt Wikipedia das alte Wortspiel auf den Punkt. Passt das jetzt auf das vorliegende Szenario? So klar wie Wasser jedenfalls sind die Hintergrundstory und die Motive der bösen Buben jedenfalls nicht. Allerdings ist vielleicht der gesamte Kelch Gänsewein so langweilig wie ein Glas Wasser. Das ist jetzt etwas zu böse ausgedrückt, aber Tempelbaustellen vor bösen Glaubensfeinden zu beschützen ist jetzt nicht die neueste Plotidee. Und sie wird auch nicht beser, wenn man die Intrige drumherum aufbläst. Denn im Grunde kann sich für die Helden dieselbe Handlung des Abenteuers entspinnen, wenn der Stierkultist einfach nur Mütterchen Travia eins auf die Nase geben will. Also bleibt im Kern: Helden kommen an Baustelle; Baustelle hat Probleme, Baustelle wird angegriffen, Mädchen wird entführt; Mädchen wird gerettet. Prost. Ach ja: Die Charakterportraits sind mal wieder sehr gelungen.
Der Salvunker Kreis
Josch: Das gefällt mir ohne Einschränkung, irdische Anleihen hin oder her. Eine Verschwörung von Gröfaz Haffaxgetreuen, die sich um die Zukunft des eroberten Reiches sorgen und nicht gewillt sind, selbst den Weg der Paktiererei zu gehen, das Ganze kompakt dargestellt auf knapp drei Seiten mit wesentlichen Infos zu fast allen relevanten Fragen. Ich hoffe sehr, dass wir von dieser Clique noch mehr hören werden und würde mir wünschen, dass sie in der Zukunft des Haffaxreiches noch eine wichtige (und erfolgreiche) Rolle spielen. Denn wir sehen erfreut: Auch die Gegenseite hat noch Personen mit Sinn, Verstand und einer vernünftigen Agenda aufzubieten, die über Rache, Machtgewinn und Tunwasimmermeinpaktgeschenkgebersichausgedachthat hinausgeht.
Sedef: Verschwörer innerhalb der Schattenlande? Das gefällt mir ebenfalls sehr gut, denn die Verschwörer müssen sich ja nicht immer gegen das Mittel- und Horasreich verbünden. Die Darstellung ist auch sehr gut gelungen, und die Hintergründe und Motive passen zur jüngeren Entwicklung der Schattenlande. Ich würde mich daher sehr freuen, den Salvunker Kreis in einem kommenden Abenteuer und vieleicht sogar in der entscheidenen Handlung betreffend Helme Haffax wiederzusehen. Bis dahin bietet der Bund auf jeden Fall viele Möglichkeiten, um ihn ins eigene Abenteuer einzubauen. Solche Spielhilfen sind in meinen Augen ein deutlicher größerer Gewinn für das Spiel als aventurische Pin-up Palmen-Dryaden.
Vibart: Der Kreisauer… äh Salvunker Kreis, der Adolf… äh, Helme Haffax aufhalten will, bevor Deutschland… äh das Reich, Operation am 20. Juli… Nein, Praios heißt das! Ich meine, in einem verblendeten Krieg gegen übermächtige Gegner muss doch ein Diktator aufge… meinte natürlich Heptarch … äh von Offizieren … Baronen, Herrgott! Äh, bei den Zwölf, Aufstand des Gewissens in der dunkelsten Stunde und so! Tut mir leid, so gut ich die Idee finde und dem werten Josch und Sedef zustimme, dass die Verschwörergruppe eine willkommene Diversifizierung der Schattenlande darstellt, so sehr stören mich vielleicht auch nur eingebildete historische Parallelen, die mich aus Aventurien herausreißen, auch wenn das Ganze vom Autor durchaus gelungen in der Fürstkomturei angesiedelt wurde. Letztendlich gleicht natürlich kein Mitglied der schwarztobrischen Verschwörer in Charakter und Agenda einem historischen Counterpart im Kreisauer Kreis. Dennoch: Ich stehe hier und kann nicht anders.
Die Kaiserin
Josch: Kurze, stimmungsvolle Erzählung, mit der die Hintergründe der Verlobungswahl Rohajas aus der Perspektive der Kaiserin beleuchtet und deren Motive verständlicher gemacht werden. Jetzt mit 50% mehr Emotionen.
Vibart: Nein! Wir wollen keine Kaiserin mit Emotionen! Zeichen für kiesowsche Schwäche, Machtpolitik, Game of Thrones, mehr dunkelgrau, knallharte, Mittelreich voran, keine Weichheiten in Aventurien und so! Auch wenn ich gerade schon innerlich das Lamento der OT-Rohaja-Hateboys vor Ohren habe: Schöne Geschichte, gut erzählt, plausible Hintergründe.
Sedef: Inhaltlich nichts spektakulär Neues, aber eine schön geschriebene Kurzgeschichte.
Uthurisches Bestiarium: Harpunier
Josch: Eine der großen Herausforderungen für Uthuria ist es, neue Viecher zu entwickeln, die zum Flair des Kontinents passen, sich nicht wie ein müder Abklatsch von aventurisch Bekanntem anfühlen und zugleich die Exzesse des Anders-um-des-anders-Willens vermeiden. Was haben wir diesmal? Riesenseeigel, die Giftstacheln verschiessen und damit u.a. Vögel jagen. Was soll ich sagen? Irgendwie gefällt mir das, auch wenn da schon mit mehr als nur einer halben Hand in die Trashkiste gegriffen wurde und die Baccardi-Strandidylle an fremden Gestaden durch derlei Artilleriebeschuss merklich getrübt werden dürfte. Die Option, Helden 2W6 Harpunenstachel in den Allerwertesten zu schießen, kommt aber auf jeden Fall auf meine Liste der Gründe, mal in den Süden zu segeln.
Vibart: Hmmm, der Josch meint also, man könnte eine Batterie Seeigel in Feuerstellungen verlegen, um den Strand von herumlungernden Kokosnymphen zu säubern? Die Idee könnte mir den Stachelwerfer fast sympathisch machen. Aber: Ist diese Emulsion aus Perlmorfu und Eisigel nicht schon Dungeons & Dragons? Und neu ist das Vieh übrigens auch nicht, höchstens so uralt, dass man es längst vergessen hat. Denn im Abenteuer Die Fahrt der Korisande stieß man bereits 1987 auf den aventurischen Pfeilseeigel, LE 5, AT 1-3 auf W6(!), TP 1W-1. Das uthurische Brüderchen ist nur noch darüber hinaus giftig und ballert auf Möwen. Da halte ich es doch mit Christian Morgenstern: Ich schieße keine Möwen tot. Ich lass sie lieber leben.
Peraines Gaben: Die aventurische Flora
Josch: Der Beginn einer neuen Reihe im Boten, bei der jeweils verschiedene Pflanzen im Mittelpunkt stehen und deren Ziel lautet, Hinweise darauf zu geben, wie diese am Spieltisch anders denn nur als Heil- und Giftwerkzeug zum Einsatz kommen können. Das Ganze wird in Form von Ingame-Reiseberichten vermittelt. Kann das funktionieren? Auf Grundlage von Episode 1 betrachtet würde ich sagen: Ja, schon. Hier geht es um den Nothilf und um die verschiedenen Möglichkeiten, wie Helden mit Pflückerbanden und gewaltbereiten Dieben in Konflikt geraten können, die es auf das wertvolle Pflänzchen abgesehen haben. Nett gemacht, mit hübscher Illustration. Kann man durchaus im Hinterkopf zu behalten versuchen. Muss man aber nicht.
Vibart: Ein ganz gelungener Einstieg in eine exotische Botenserie. Und der Nothilf ist tatsächlich ein nettes Pflänzchen für ein kleines Szenario, auch wenn sich „Nothilfpflückerbande“ ein wenig anhört wie „Teddybärenkommando“ oder „Kuscheldeckenkiller.“
Sedef: Vieleicht kann diese Reihe ja die unendlichen Feenspielhilfen einmal ablösen. Der Ansatz, aventurische Pflanzen aus der Zoo-Botanica einmal näher vorzustellen, gefällt mir ganz gut. Ich hätte mir dabei aber nicht ausgerechnet das im Spiel eher wenig nützliche Nothilf ausgesucht. Was tut Nothilf? Es erleichtert die Heilkunde Wunden-Probe bei Brandverletzungen – für mehrere Dukaten pro Anwendung. Entsprechend habe ich das auch noch nie in der Anwendung gesehen. Achso ja, und es stoppt die Wirkung eines 20 Dukaten teuren, alchimistischen Giftes, das in den meisten Landen verboten ist. Es wäre aus meiner Sicht besser gewesen, sich für diese Reihe eine etwas spielrelevantere Pflanze auszusuchen als ausgerechnet Nothilf. Was die Banden der Nothilfpflücker in den zehn Monden jedes Götterlaufes tun, in denen man kein Nothilf ernten kann, bleibt wohl auch ein Rätsel. Da die Zoo-Bootanica aber so einige Pflanzen beinhaltet, zu denen ich auch wirklich gerne mehr lesen würde (z.B. Satuariensbusch, Nemezijm, Alveranie) werde ich jetzt einmal abwarten, was die nächsten Boten bringen.
Die fünfte Edition kommt
Josch: Insgesamt acht Seiten zu DSA5. Wer bislang die einschlägigen Internetseiten und Foren intensiv verfolgt hat, wird hier vermutlich wenig Neues entdecken, ansonsten ist dieser Überblick aber hübsch gemacht und für jeden, der zum ersten Mal mit dem Thema in Berührung kommt, sicher auch informativ. Gut finde ich die Ankündigung, dass es für alle noch erscheinenden Bücher Downloads mit Hinweisen zur Regelanpassung an DSA5 geben soll. Besonders die Illustrationen, die einen Voreindruck vom Grundregelwerk geben sollen, haben meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nachdem die Resonanz auf die Covervorschau eher gespalten war, lässt mich das, was ich hier zu sehen bekomme, Gutes erwarten. Nicht nur wegen Schnauzbart und Flügelhelm.
Nebenbei: Aus aktuellem Anlass haben wir uns gefragt, wie die Welt eigentlich so aussähe, wenn die SKAT-Szene ein derart engagiertes Fandom wie unser aller Lieblingsrollenspiel hätte. Das Ergebnis findet ihr in unserem kleinen Exkurs zum Thema:
>> SKAT – ein Regelpassierschlag über den Dere-Rand.
Vibart: Ich habe das Gefühl, dass es der Verlag ernst meint mit dem Anliegen, den Entwicklungsprozess tranparenter zu machen als sonst üblich. Nur das Geduze im Text wirkt irgendwie ein wenig arg kumpelhaft. Aber du bist halt nicht so ettiketteversessen, du Ulissesverlag, du. Addendum: Bitte in den Kommentaren 3W20 Gründe nennen, warum eine 3W20-Probe ein Zeichen für einen schlechten Rollenspieler ist.
Sedef: Alles soll übersichtlicher und zugänglicher werden – komplex, aber nicht kompliziert. Mit diesen Floskeln könnte man ebenso gut das nächste iPhone oder Windows 9 bewerben. Das Ziel ist lobenswert, aber aus den auch hier wieder genannten Beispielen kann ich noch nicht erkennen, wie das umgesetzt werden soll. Die Aufteilung der Regeln in Grundregelwerk, Expertenregeln und eventuell Regionalspielhilfen klingt dabei noch nicht nach einem großen Wurf. Entsprechend sind die acht Seiten des Boten auch großzügig mit bunten Bildern eingedeckt. Ich bin gespannt, was sich in den kommenden Boten auf diesen Seiten finden wird. Bis zum Erscheinen des Beta-Regelwerks in sieben Monaten dürfte sich hier noch einiges tun.
Meisterinformationen und Chronologie
Josch: Fünf Seiten Infos zu zwölf Seiten Ingameboten. Und alles davon auch noch wirklich informativ und hilfreich. Das ich das noch erleben darf! *schnief* Insbesondere die Infos zu Ereignissen, die auf Alveraniarsabenteuern basieren, gehen endlich mal über „Conspieler hatten das Vergnügen, über 23 Orks abzumurksen – DU NICH“ hinaus. Dafür ein Dankeschön. Ob die Bashuridin im Labyrinth auf Phrygaios, die dem neuen Einokraten einflüstert, auf Dauer nicht doch etwas zu dick aufgetragen ist, muss sich zeigen.
Vibart: Oh ja, das ist ausführlich und zeigt, dass man durch kontinuierliches Motzen eventuell etwas bewegen kann. Gefällt mir! Jetzt muss man als nächstes aufpassen, dass man die MI nicht mit Belanglosigkeiten aufbläst. Aber insgesamt bietet die Meisterseite viel an und ergänzt in der Regel mit Hintergründen. Ja, ruhig weiter so.
Sedef: Ausführlich, übersichtlich und für den Spielleiter gut verwendbar. So darf es gerne weitergehen.
Der Rest
Josch: Verbraucherinformationen und Produktvorschau. Wenn ich die DSA5-Infos mit hinzuzähle, sind das alles in allem zwölf Seiten. Grund zur Aufregung? Angesichts der Tatsache, dass der Bote diesmal mit 48 Seiten den Umfang eines Softcover-Abenteuers hat und somit 36 Seiten übrig bleiben, finde ich das noch im Rahmen und belasse meinen Puls daher in apothekenumschaukompatiblem Bereich.
Vibart: Oh Himmel! Ulisses verkündet offiziell „Das Ende der Trilogien!“ Kommt da etwa die von mir lange ersehnte Rückkehr des klassischen Einzelabenteuers? Aber nein, zu früh gefreut, die Produktvorschau kündet nur vom Ende der Trilogien IN DIESEM JAHR. Und es ist ja auch ERST Oktober …
Sedef: Bei Tauwetter bin ich nach den beiden Vorgängern (Xeledon spottete … zweimal!) skeptisch. Zu erwähnen ist in dem Zusammenhang noch die mit einer Seite recht umfangreiche Ankündigung für Demonicon.
Ingame-Bote
Josch: Mal wieder ein Kessel Buntes: Einiges Interessantes (Hintergründe zur Verlobung von Rohaja als augenzwinkernder Klatschteil im Stile der Aventurischen GALA; Knatsch zwischen Orks und Menschen in Tiefhusen; Kleinanzeigen; Ärger auf dem Königshof in Nostria, der zeigt, was aus dem „neuen“ Nostria inzwischen so alles herauszuholen ist), und einiges, das mir eher egal ist (Wer Nachfolger von Verian What the Fock wird, interessiert vermutlich nur eingefleischte Hesindianer; dass in Elenvina gerade kein Scharfrichter amtiert, interessiert vermutlich v.a. elenvinaer Delinquenten; und die wichtigste Info aus dem ODL-Stadl scheint diesmal zu sein, dass Tarlisin „Du hast die Haare schön“ von Borbra unterwegs in geheimer/privater/egaler Mission ist). Der Rest der Artikel ist durchweg ordentlich geschrieben und dürfte mit der Vielzahl von Orten und Themen (In Al’Anfa ist der Heshthot los, Pilger ziehen nach Yol-Gurmak, in Tuzak sitzen Schrauben und Messer locker, die Kaiserin reist nach Greifenfurt und macht nebenbei ein paar Raubritter einen Kopf küzer, in Seshwick wurde der Baron aus Rache abgemurkst, auf Phrygaios wurde mal wieder der Einokrat ausgetauscht, und in Fasar steppt weiterhin der Unruhebär) für jeden etwas dabei haben. Alles in allem eine runde Sache, von einem mittleren Fauxpas‘ einmal abgesehen, den ich nun meinen Mitrezensenten zum Fraß vorwerfe.
Vibart: Die Kaiserin heiratet! *schnief* Und das ZDF berichtet am Hochzeitstag live ab 8.30 über die Farbe des Kleides! Ist das herrlich … Hingegen ist die Hofberichterstattung vom nostrischen Länderfinanzausgleichtreffen so bohrend langweilig wie immer, und es interessiert noch immer keine Sau, warum sich Graf Koksbart von Krukenhaver partout nicht mit Baronin Bimmelim vertragen mag. Kann man das nicht einfach mal lassen? Danke. Und die Hochschulrektorenkonferenz der Hesindekirche mit Lehrstuhlbesetzungsstreit liest sich leider nur unwesentlich interessanter. Vermischtes: So langsam mausert sich der innegrimgefällige Hausiererzug nach Yol Gurmak wohl doch noch zum robusten Mandat. Gut so. Sehr unterhaltsam: Ein Brief aus Tuzak. Mehr von so was! Und: fliehende Heshthotim tarnen sich erfolgreich in einer Schar al’anfanischer Borongeweihter. WTF!? Übrigens: Coole Illu. Insgesamt ein schöner Ingame Teil, es bleibt das alte Muster: Alles was sich außerhalb des Schemas „aventurische C-Prominente aus der dritten Reihe haben auch Probleme“ bewegt, ist ganz unterhaltsam. Alles andere nicht.
Sedef: Sehr schön, auch mal wieder etwas von Fasar zu lesen. Auch die Unruhe beim ODL finde ich interessant, und mit mehr Maraskan kann der Ingame-Teil nur gewinnen. Die in der Boron-Prozession untergetauchten Heshthotim würden die goldene Palme Kokosnüsse Himbeere dieses Boten mit nach Hause nehmen, wenn dieser nicht bereits für die Quoten-Dryade reserviert wäre. Immerhin findet sich hier mal ein wirklich gelungenes Bild für einen der dienstältesten DSA-Dämonen.
Fazit
Josch: Alles in allem hat mir der 160er Bote besser gefallen (siehe dazu unseren Disput), was vermutlich an dem dort starken Uthuriamaterial, dem besseren Abenteuer und natürlich dem Schwarzaxtbonus lag. Aber auch dieser Bote hier ist keine Enttäuschung und seine 3,90 € wert. Meine Highlights diesmal: Das Getier (Affenbiestinger und Sniper-Igel), die Artefakt-Spielhilfe, der Salvunker Kreis und der Ingame-Teil.
Vibart: Highlight mit deutlichem Abstand: Die Artefakte. Tiefpunkt: Coco-Jambo-Girl macht Pole-Dance an Pimmelpalme. Danach gabs einiges, was hübsch war, und einiges, was meinen Blutdruck erhöhte. Gut, das ist immer noch besser, als Langeweile zu verbreiten. Und die neuen DSA5-Seiten scheinen mir tatsächlich eine gute Erweiterung des Adressatenkreises außerhalb der einschlägigen Foren zu sein, wo eh nur die selben 3W20 Namen aktiv sind. Für 3,90 € nach wie vor das beste Stück Daily-DSA-Soap auf dem Markt.
Sedef: Ein paar schöne Spielanregungen bei den Artefakten und eine paar unterhaltsame Berichte sind für mich die Highlights dieses Boten. Das Szenario kann dagegen leider nicht überzeugen. Der DSA5-Teil bot zwar für mich nichts Neues, insgesamt ist dieses zusätzliche Informationsangebot aber sehr zu begrüßen. Insgesamt bleibt dieser Bote für mich im Mittelmaß, wobei auch ich das Preis-Leistungsverhältnis vollkommen in Ordnung finde.
Liebe BotenleserInnen,
hier eine thematisch dem Artikel verwandte Frage: wie wird der Bote bei Abo eigentlich geliefert, sonderverpackt oder nur mit einem Aufkleber? Ich frage, weil ich mit einem Abo liebäugele, meine Post aber dazu neigt, ein Outdoorlagerungs-Regenproblem zu haben.
Merci!
@Jahnu: Der Bote ist in einer Plastikhülle, in der dann noch ein extra Zettel mit der Adresse liegt. Also sollte nix passieren, auch wenn mal Wasser draufkommt.
Nandurion – hier werden Sie geholfen 🙂 Danke für die Auskunft!
Hallo Nanduriaten!
Hier die Illustratoren zu den verwendeten Bildern:
Die Drayde ist von Kristina Gehrmann.
Janina Robben hat die Verlobung beigesteuert.
Die Truhe und die übrigen Artefakte wurden von Karin Wittig gezeichnet (ebenso die Würfel).
Yalsica ist von Christian Schob.
Für den Harpunier ist Stephen Mangelsen verantwortlich.
Der Heshthot ist von Malte Zirbel.
Der Schnauzbart mit Helm von Diana Rahfoth.
@Alex: Vielen Dank, ist alles eingebaut 🙂
Ich hab schon ewig nicht mehr so gelacht, wie bei dem SKAT-Passierschlag.
Wer den Link übersprungen hat – unbedingt lesen!!!
Mir hat der Bote, im Vergleich zu vorherigen die ich gelesen habe, sehr gut gefallen.
Liegt vielleicht daran, dass die letzten Boten noch ungelesen herumliegen. Aber es wurden, im vergleich zu anderen Boten, wirkliche Geschichten präsentiert und nicht nur Aufhänger für den Kauf von einer der hunderten AB oder SH. So ist der Bote ein wirklicher Mehrwert und nicht nur ein bezahltes Werbeblättchen. Ich freue mich auf den nächsten Boten.
Und im nächsten Boten gibt es auch nackte Männer.
Viele Grüße
Oil
Mir hat dieser Bote im Vergleich zu den vorigen auch besser gefallen. Vor allem der inneraventurische Teil wusste fast durchweg zu überzeugen. Nur der Tuzak Mortis-Teaser-Brief war mir etwas zu lahm, und der Hesindianer-Artikel ging gar nicht: Personen, die keiner kennt, bewerben sich auf einen Posten, den keiner kennt. Den Nostria-Artikel fand ich dagegen gut: Abgesehen davon, dass mir einige der Adeligen bekannt sind, geht es ja hier auch um strukturelle Probleme und nicht nur um Personen. Von Parodien auf irdische Zeitschriften wie in dem Hochzeits-Artikel habe ich aber langsam genug. Sehr schön allerdings, dass die Meisterinformationen mehr Platz bekamen und sich nicht wie manchmal in der Vergangenheit auf eine Wiedergabe des aventurischen Artikels mit anderen Worten beschränkten. Immer wieder ein Ärgernis ist aber das unglaublich banale Vorwort. Stattdessen noch eine Seite Werbung würde den Platz sinnvoller Nutzen.
Der Botendisput ist noch nicht bei den anderen unter Xeledons Spottgesang–>Botendispute zu finden
Kommt noch, die Einordnung verzögert sich manchmal ein wenig, da es meist einfacher ist, mehrere Sachen auf einmal zu machen. Vielen Dank aber für den Hinweis!
So, passiert 🙂
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