Aventurischer Bote #160

Aventurischer Bote 160 CoverDer 160er Bote wurde von unseren Rezensenten so gut aufgenommen wie vermutlich noch kein Bote vor ihm. Das machte uns natürlich skeptisch und warf zugleich die Frage auf, ob die positive Einschätzung am besten durch einen Qualitätsschub, die fortschreitende Vergreisung der Beurteiler oder durch die positive Grundstimmung während unserer Geburtstagswoche zu erklären ist. Da sowohl Salaza „Für mich soll’s bunte Rosen regnen“ Lautenspieler als auch Josch „Mehr Pazifismus wagen“ Kenert sich vor lauter Euphorie kaum zu bissigen Attacken hinreißen ließen, haben wir uns mit dem Berufsgrantler, Oldschoolsympathisanten, Regelpapst und Hobbymusikologen Sadjornn genau die richtige Verstärkung für diesen Botendisput an Bord geholt.

Wenn ihr wissen wollt, warum zwei von drei Nandurion-Rezensenten diesen Boten für den besten seit langer Zeit halten, welches die beste Heldengruppe aller Zeiten ist, und was steckbrieflich gesuchte Thorwaler mit einem nandurioninternen Industrialrevival zu tun haben, dann ist dies der richtige Botendisput für euch. Wir wünschen in jedem Fall viel Spaß beim Lesen.

Uthuria: Von Insel zu Insel – Vor fremden Gestaden

Das neuen Urlaubsziel der Südsee: Der Asdabra-Archipel.

Das neuen Urlaubsziel der Südsee: Der Asdabra-Archipel.

Salaza: Eine Menge Ideen, fünf Seiten sind für den Boten auch schon eine Hausnummer. Dennoch sind mir ein paar Sachen sogar noch zu kurz geraten. Aber grundsätzlich gibt es hier schöne und exotische Ideen, das kann eine Grundlage für eine Menge Spielspaß bieten. Der intelligente Riesenkrake und die neun Siegel sind beispielsweise eine gute Idee, aber die Ausgestaltung kann doch schnell zu einer umfangreicheren Kampagne geraten und benötigt dann wirklich einiges an Arbeit. Das ist vielleicht doch eine Spur zu groß. Auch die Schildkröten-Tocamuyac finde ich von der Idee her toll, aber das präsentierte Szenario enthält mir etwas zu viel Andeutungen, bei denen ich mir mehr Substanz gewünscht hätte. Was soll der Guachakabu nun wirklich sein? Was ist dem Mädchen passiert, was kann man von ihr erfahren? Was ist der Hintergrund des freien Untoten? Dennoch: Insgesamt eine gelungene Sache.

Josch: Erneut Material für Uthuria, das auch dieses Mal von Dominic Hladek mit zahlreichen reizvollen Ideen vollgepackt wurde. So langsam wurden doch einige Fehler aus An fremden Gestaden ausgebügelt, so dass es in Uthuria nach der Ankunft inzwischen richtig viel zu tun gibt. Da kann von mir aus gerne noch mehr kommen. Besonders gut gelungen finde ich den Inselgenerator (7 mal W20 würfeln, fertig ist die Subkultur) sowie das Mysterium um die Hirnkoralle (die mittels Beherrschungsmagie Eingeborene zu Blutopfern zwingt, um ihr eigenes Überleben zu sichern). Meine Uthuria-Skepsis gerät mehr und mehr ins Wanken.

Sadjornn: Stimmt schon irgendwie alles. Aber: Solange es nicht eine Alternative zum Plot um Klabintos Karte, den Talisman und die Sargasso-See für die Überfahrt gibt und die Sache mit dem Fluch des Numinoru nicht geklärt worden ist, bleibt Uthuria für mich weiterhin terra incognita. Auch die Würfeltabellen halten nicht ganz, was sie versprechen: Warum können Paradiesische Inseln als Flora und Fauna kein reichhaltiges Fischvorkommen mit bunten Korallen bekommen? Dieser Modifikator aus der Tabelle 1 passt doch nicht wirklich zu den Tabellen 2-4, so richtig zu Ende gedacht scheinen die mir nicht zu sein. Ich fände es auch schöner, wenn bei den niedrigen Werten eher die gefühlt angenehmen Ergebnisse liegen. Hohe Würfe verheissen bei DSA doch eher Unglück.

Szenario: Kalias‘ Labyrinth

Die Idylle trügt: Etwas ist faul im Eilande Baltrea. Von Jennifer Lange.

Die Idylle trügt: Etwas ist faul im Eilande Phrygaios. Wenn man auch schon von einem Einokraten regiert wird. Von Jennifer Lange.

Josch: Die Rahmengeschichte erinnert mich irgendwie an Simpsons-Episoden, in denen die ersten 5-7 Minuten oft nicht wirklich etwas damit zu tun haben, worum es in der Folge dann geht. Will meinen: Der ganze Aufhänger für den Gang in das Labyrinth wirkt auf mich ein wenig an den Zyklopenhaaren herbeigezogen. Dafür wird uns aber mit Abstand eine der besten Beschreibungen eines Labyrinths auf engem Raum geboten, die ich jemals gesehen habe. Zudem gefällt mir insbesondere die Schäferidylle-Illustration sehr gut. Herrlich kidjig und schön zyklopäisch. Alles in allem hätte man aus dem Abenteuer sicher auch einen 48-Seiter machen können. Aber so ist es ja eigentlich immer bei einem Szenario, und die vorliegende Skizze bietet in jedem Fall ein praktisches Skelett zum Ausarbeiten. Alles in allem also ein überraschend reichhaltiges Boten-Szenario. Gefällt mir.

Sadjornn: Für Spieler wird es schwer, alle Verwicklungen zu durchschauen, und die Möglichkeit, den vom Abenteuer vorgesehen Pakt mit der Alten (!) zu verhindern, scheint auch nicht zu bestehen. Vermutlich wurde das hier teilgeskriptet, weil die beschriebenen Ereignisse noch Einfluss auf die offizielle Entwicklung auf den Zyklopeninseln haben werden. Alles in allem wirkt das Abenteuer auf mich lückenhaft, bei einem Botenszenario fällt das aber nicht allzu schwer ins Gewicht. Ich werde vermutlich den Dungeonteil verwenden und die Rahmengeschichte komplett weglassen bzw. umschreiben, da mir die Verknüpfung zu gewollt erscheint. Außerdem: Ein Gangstück, in dem ein Effekt entsprechend den (14 – MR) ZfP* eines BLITZ DICH FIND wirkt? Aha. Sinkt dann die INI aller Beteiligter um 14? Dann finden da aber eher nur noch langweilige Kämpfe statt. Und die Praioskirche kommt mir auf Baltrea auch etwas schutzlos vor.

Salaza: Ein schönes Szenario, das vom Stil her sehr altgriechisch rüberkommt, was an dieser Stelle Aventuriens aber auch sehr passend ist. Die Hintergrundhandlung finde ich gut, da sie etwas komplexer ist, als ich es eigentlich bei einem Botenszenario erwarten würde. Das Labyrinth selber ist ein schöner Dungeon, der ob der fehlenden rechten Winkel auch mal fordert beim Erkunden. Schwierigkeiten sehe ich höchstens bei der Heldenmotivation, der vermeintlichen „Fee“ nach dem Treffen zu helfen – Spieler tendieren meiner Erfahrung nach an solchen Stellen dazu, paranoid zu agieren, was in diesem Fall problematisch wäre.

Archetypen: Transysilische Bannzeichner

Die Autodidakten unter den Viertelzauberern: Transysilische Bannzeichner bzw. -weber und -meissler. Von N.N.

Die Autodidakten unter den Viertelzauberern: Transysilische Bannzeichner bzw. -weber und -meissler. Von N.N.

Salaza: Transysilische Bannzeichner? Finde ich grundsätzlich ein sehr interessantes Konzept, das außerdem sowohl eine weitere Einbindung der alhanischen Vergangenheit Tobriens ermöglicht und auch den Viertelzauberern eine meiner Meinung nach schöne Möglichkeit zur Nutzung ihrer Fertigkeiten bietet. Vermutlich wird die Einführung der alhanischen Glyphenkunde nicht überall auf Gegenliebe stoßen, ich finde sie aber durchaus passend. Die Entwicklung eines solchen Charakters würde ich dann im magischen Bereich eher vorsichtig vorantreiben, aber das kann jede Gruppe sowieso eigenständig regeln. Auf jeden Fall eine schöne Idee.

Josch: Ein interessanter Ansatz mit passenden Hintergrundgeschichten. Die Bannzeichner kann man bspw. als NSC in den Schattenlanden sicher gut einsetzen. Würde ich so einen auch selber spielen wollen? Warum eigentlich nicht. (Abgesehen davon, dass ich in den letzten 20 Jahren genau zwei SC öfter als einmal gespielt habe, sehe ich darin kein echtes Hindernis.) Hier eröffnet sich ein vielschichtiger und interessant grauer Hintergrund für einen Charakter aus den Schattenlanden, der nie etwas anderes als das Leben nach der Invasion gekannt hat und dennoch dem Guten zugeneigt ist. Das gefällt mir. Und ich begrüße sowieso jedes Aufnehmen alhanischer Mysterien bedingungslos. In manchen Sätzen dieses Artikels sind Kommata aber leider Glückssache und anscheinend mittels Zufallstabelle ausgewürfelt worden.

Sadjomn: Alhanische Glyphenkunde? Wie soll das denn gehen? Handwerker lernen im Selbststudium, wie man magische Zeichen mit Astralenergie aktiviert? Das geht mir zu weit – das reine Kopieren der Zeichen reicht ja nicht aus, die Aktivierung als magischer Prozess muss auch erlernt werden. Wie soll das ohne Lehrmeister gehen? Verbreitung bei seit altersher in Tobrien ansässigen Familien, wo man den Erzählungen der Großmutter lauschte – ach bitte! Warum einen solchen Präzedenzfall schaffen? Magisches Wissen kann ob der meist ja sowieso nicht erfolgenden Vererbung der magischen Veranlagung kaum in den Familien weiter gegeben werden. Da wäre der einzige Weg der, den auch Hexen oder Druiden gehen: Regelmäßig Schüler von außerhalb der Familie einbinden.

Archetypen: Der Fakir

Wer zu Hause nur auf Nägeln sitzen darfm der hat einen guten Grund ins Abenteuer zu ziehen: Der Fakir. Von N.N.

Wer zu Hause nur auf Nägeln sitzen darf, der hat einen guten Grund, ins Abenteuer zu ziehen: Der Fakir. Von N.N.

Salaza: Der Fakir ist ebenfalls ein gut gelungener Charakter, der auch noch gleich einen Abenteueraufhänger bietet. Solide ausgarbeitet kann man den so übernehmen oder halt einfach im Tulamidischen als NPC auftauchen lassen.

Josch: Huch, noch ein Archetyp! Und schon wieder eine hübsche Illustration (überhaupt ist dieser Bote durchgänigig toll bebildert). Fakire bei DSA – gab’s die eigentlich schon vorher? Sie gehören natürlich zu jedem 1001-Nacht-Setting dazu, und die Idee, die Fakire an den Radschakult anzubinden (Schmerzen ertragen und Körperbeherrschung zu Ehren der Göttin) find ich glaubhaft. Schön auch, dass der Archetyp gleich mit seiner eigenen mysteriösen Hintergrundstory geliefert wird. Den kann man auf diese Weise sowohl verwenden, um einen Plot mit ihm als NSC zu spinnen, als auch, um für einen Helden in der Gruppe eine längerfristige Kampagne um seine Person herum zu bauen.

Nebenbei gefragt: Was für eine Heldengruppe bekämen wir eigentlich, wenn wir die Archetypen der letzten Boten zusammenführten? Ich erinnere mich an

  • einen Fakir
  • einen transysilischen Bannzeichner
  • eine Zofe
  • eine Hofdame
  • einen nandusgeweihten Strategen
  • einen Krokodil-Gesela-Tierkrieger.

Jetzt die 1-Mio-Dukaten-Frage: Für welches Abenteuer würde sich diese Gradnochsjepengurkentruppe wohl am besten eignen? Meine Vermutung: Die Seelen der Magier. Was glaubt ihr? Hinterlasst eure interessanten und kreativen Antworten im Kommentarbereich weiter unten.

Uthurisches Bestiarum

Wenn nichts mehr geht, geht's mit Zilit: Axolotl, die Geschichts-Molche. Von Jennifer Lange.

Wenn nichts mehr geht, geht’s mit Zilit: Axolotl, die Erzähl- und Erklärmolche. Von Jennifer Lange.

Salaza: Axolotl und Riffdrachen – beide diesmal eher im Bereich niedlich einzuordnen. Erstere bieten einen Bibliotheksersatz in der Wildnis, letztere eine nervige bis lustige Bereicherung des Heldenlebens am Wasser. Und demnächst wird man letztere bestimmt auch in Aventurien finden. Da fällt mir gerade das Charakterkonzept für den Großwildjäger ein, den ich nach Uthuria schicken wollte …

Josch: Solange nicht demnächst ein Abenteuer in Uthuria „Axolotl – tot am Wegesrand“ heißt, sollen mir die Alleswisseraxoloten (Axolotels? Axolotösen? Hesinde hilf!) recht sein. Aber bitte keinen solchen Zoo wie in Myranor, da hab ich mich gerade erst mit abgefunden. Was die Riffdrachen angeht: sehr putzig und stimmungsvoll, aber die letzten beiden Sätze aus der Beschreibung ergeben für mich keinen rechten Sinn. Wenn die Riffdrachen sogar im Wasser schwimmen, warum ist ihnen das Element dann verhasst? Ich empfehle, diesen Abschnitt einfach ersatzlos zu streichen. Ansonsten: Tolle Illustration (mal wieder), aber ich habe mich dabei ertappt, bei Uthuria inzwischen immer grünen Hintergrund zu erwarten.

Sadjomn: Der DSA-Yoda ist also mit Sicherheit ein Axolotl. Aber gut. Und Riff-Mecker-Drachen, die durch einen Pyrdacor-Fluch zum Leben am und im Wasser verdammt wurden? Aber nichts Genaues weiß man? Wenn es schon soweit angerissen wird, dann doch bitte auch eine Erklärung anbieten. Was soll man als Meister denn sonst dem gedankenlesenden Druiden sagen?

Kyrbluthaven die Fünfte: In den Njarlsberg

Salaza: Ich gestehe: Die Kampagne ist mir einfach in zu kleine Happen zerstückelt worden. Aber dieser Teil gehört dabei auf jeden Fall zu den stärkeren Stücken. Das Eindringen in eine Harpyienfestung ist einfach skurril genug, so dass ich es gerne einmal spielen oder leiten würde.

Josch: Worum geht’s? Töte 17 Harpien oder besteche sie mit Glasperlen. Worum geht’s wirklich? Um die Frage, wie lange Pardona das „Ich schick ihnen einfach 2W6+X Monster der Stufe Y, um an den Thron zu kommen“-Spiel noch mitmacht, bevor sie ihren Plänen ein Overlordupgrade verpasst. Wie gut ist es? Für mich das bisherige Highlight der Kampagne, deren Konzept mich aber immer noch nicht so recht überzeugt (zu zerfasert, zu viel „more of the same“, zu dick aufgetragener Hintergrund). Die fünfte Episode funktioniert als One-off aber bestimmt super und kommt daher in meine „Irgendwann mal spielen“-Kiste.

Sadjomn: Nee, Leute, jetzt aber mal Schluss mit dem Rumgemärchenonkel! Vielen Dank an Moritz Mehlem dafür, dass mal wieder ordentlich die Axt an DSA-Erwartungshaltungen gelegt und mächtig die Oldschool-Keule geschwungen wird. Wenn man das ganze Projekt nicht gleich „Kampagne“ genannt hätte, wäre es für viele Leser mit traditionellen Erwartungen auch bestimmt leichter zu akzeptieren gewesen. (Ihr wisst doch: Kampagne ist, wenn die Spieler nix zu sagen haben.) Allerdings: Ohne Pardona als Strippenzieherin hätte ich auch gut leben können.

Meisterinformationen

Aventurischer Bote 158 Maske des MeistersSalaza: Ich finde die Meisterinformationen in diesem Boten wirklich gelungen. Es gibt die notwendigen Aufbereitungen von im Prinzip schon bekannten Informationen aus Abenteuern, dazu aber auch die erkennbare Vorbereitung neuer Ideen, wie bspw. in Albernia. Gerne weiter so!

Josch: Ich krieg die Tür nicht zu. Das ist ja endlich mal so, wie es sein sollte. Ausführlich, fast durchgängig sehr hilfreich und informativ und sogar mit einer kleinen Karte der Dracheneinflussgebiete zur Begleitung des Ingame-Artikels. Bitte genau so weitermachen, nach all dem Gemecker haben wir uns etwas Ruhe an dieser Front wirklich verdient.

Sadjomn: Sehe ich ähnlich. Und wenn so schön viele MI drin sind, muss man auch nicht mehr so viele Gedanken darauf verschwenden, mit welcher sinnfreien Werbung man die leeren Seiten füllen kann. Aber hier hab auch ich mal nix zu meckern.

Verbraucherinformationen

Josch: Eine Seite Ratcon, eine Seite Iron Kingdoms, eine Seite Produktvorschau. Besonders schön fand ich zum Jahr des Greifen: „in einer vollständig überarbeiteten und drastisch erweiterten Fassung“. Dann hätten sie auch gleich „krass überarbeiteten Fassung“ sagen können (waka waka waka …).

Sadjomn: Ansonsten rege ich mich hierüber fast immer auf, diesmal hält sich störende Werbung aber in Grenzen. Ich bin überrascht.

Salaza: Was ihr immer habt. Immerhin mal wieder ein Cover mit einem Hörnerhelm. Gut. Von einer Magierin getragen. Aber ich mag das Cover vom Im Schatten des Elfenbeinturms wirklich.

Inneraventurischer Bote (Achtung: SPOILER!)

Der Einhorn-Drache: Nandurions fliegender Bote in Tobrien. Von Tristan Denecke,

Der Einhorn-Drache: Nandurions geflügelter Bote in Tobrien. Von Tristan Denecke.

Josch: „Feuer am tobrischen Himmel“ – Ein kleiner Drachenkrieg in Aventurien! Was ist denn hier plötzlich los? Da fliegen ja richtig die Fetzen. Und dann das direkte Kontrastprogramm: Hochzeit in Albernia: schön iIllustriert, nett geschrieben, bestimmt interessant, aber viiiiiiiiel zu lang. Ratzpüh…

Rohaja mit Rondrigan Paligan verlobt: Kaum zu glauben – eine sowohl konsequente wie vernünftige Entscheidung. Und das im Mittelreich. Vollkommen unglaubwürdig. Was denkt sich die Redax denn da wieder aus?

„Wer ist der Feind?“ Stimmungsvoller Bericht aus den umkämpften Gebieten der Schattenlande, der einen plastischen Einblick von der dort herrschenden moralischen Unordnung vermittelt.

„Der Triumph von Ällingen“: Haffaxsche Propaganda par excellence. Sehr amüsant zu lesen.

Ansonsten …

  • ist Verian Fock gestorben (Ja genau! Ver ze fock?)
  • geht in Donnerbach die Besiedlung voran (*schnarch*, aber für Spieler von Sturmgeboren bestimmt nett)
  • scheint man in Brabak kolonialistischen Gelüsten auch nicht mehr abgeneigt (Auch wenn ich’s nicht glaube: bitte brabaker Kolonien in Uthuria – für die einzig wahre Südmacht und den charismatischsten Herrscher nach Garf I.)
  • knirscht es in der goldenen Allianz weiterhin (so langsam darf es auch ruhig endlich mal knallen)
  • hat man in Khunchom eine neue Thesis zum Schrumpfen von Objekten entwickelt (das Ganze stammt aus der Erlebe Aventurien-Abenteuerreihe)
  • wurden in Havena vermisste Kinder von tapferen Abenteurern gerettet. (Auch aus einem Abenteuer? Dazu gab’s leider nix Konkretes.)

Alles in allem: ein ausgewogener Ingame-Bote, auch wenn mich nicht alles interessiert. Hinzufügen möchte ich, dass auch der inneraventurische Teil von den Illustrationen her einen starken Eindruck hinterlässt. Definitiv einer der besseren Innenteile der jüngeren Zeit.

Die friedlose Schwarzaxt - die Gattung der Travialliteratur bringt uns seine Geschichte näher. Von Mia Steingräber.

Die friedlose Schwarzaxt – die Gattung der Travialliteratur bringt uns seine Geschichte näher. Von Mia Steingräber.

Salaza: Eine gute Mischung. Albernische Hochzeit ist jetzt nicht so mein Ding, aber mein ernstgemeinter Schmonzettenhammer diesmal: Rohaja und Rondrigan sind verlobt! ENDLICH! Meine Güte, das wurde aber auch Zeit. Danke dafür!

Christian Vogt gilt mein Dank für meine persönlich liebste aventurische Wortneuschöpfung des Boten. Travialromane! Ich fürchte, der Arme wird jetzt aber demnächst bevorzugtes Ziel für eine gewisse neue Strafliturgie sein. Aua, aua. Schön auch, dass der musikalische Held meiner Jugend endlich Einzug in Aventurien gehalten hat. Zumindest dürfte auch die Auslieferung dieses Mannes an die Horasier der HPNC 300 Goldstücke wert sein. [*]

König Mizirion ist anscheinend mal wieder dabei, Brabaks Fähigkeiten etwas zu überfordern. Myranor, Uthuria und Kemi-Reich – das sind gleich drei Kolonialfronten auf einmal. Das geht nun wirklich nicht. Zumindest nicht ohne Hilfe vom goldenen Freund. Auf die Zukunft der Kemi bin ich auf jeden Fall gespannt, insgesamt deuten sich hier ja schon länger Veränderungen an.

In Khunchom wird ein neuer Zauber präsentiert. Und bald können den alle lernen – die Regeln kommen aber erst im näksten Boten. Mal schauen. Von der Idee her ist der Verkleinerungszauber eine interessante Sache. Je nach Wirkungsdauer könnte der Handelsreisen deutlich vereinfachen. Oder Umzüge. Und auch das Heldenleben. Wie wir diesen echt eslamidischen Luxusschrank aus dem Schloss bringen wollen? Haha! Ich habe doch in Khunchom gelernt!

Drachenmetzeleien in Tobrien: Das hört sich nach interessanten Zeiten in der Zukunft an. Zumindest um die Schwarze Sichel herum. Das Mitleid mit dem großen, bösen Arngrimm wird sich dabei wohl in Grenzen halten, auch wenn der Arme bzw. sein ungehorsamer Sohn – nebenbei auch noch von Haffax bzw. einem seiner Männer – ein weiteres Stück Tobrien abgenommen bekommen hat. Die verwirrende Lage in der Wildermark II wird auf jeden Fall schön präsentiert, mit schwarzem Humor. Na gut, dass ein Flüchtlingstreck aus Alten, Frauen und Kindern besteht, gibt Abzüge in der aventurischen B-Note. Aber das wird vom herrlichen warunkischen Befreiungsbund wider rondrianische Tyrranei wettgemacht. Bei dem musste ich doch sehr lachen.

Was sonst noch geschah: Der Hirte der Bücher ist tot … Joa, doofe Sache, das. Was macht der nochmal? Die Hardorper Ebene ist erfolgreich besiedelt. Wer hätte das gedacht. Kinder verschwunden in Havena: Aha. Natürlich ist wieder ein Druide Schuld. Diese arkanophoben Albernier. Unglaublich.

Fazit

Aventurischer Bote Botendisput EuleJosch: Ich mach’s kurz: Das war ein ganz starkes Exemplar. Wenig Füllmaterial, für – so denke ich – jeden Geschmack etwas dabei, tolle Illus, wenig formaler Schlendrian, das Ganze mit hilfreichen und ausführlichen MIs. Auch notorischen Botenverweigerern würde ich hier zumindest den Schnupperkauf der digitalen Version anraten. Und jetzt erst mal schön With Teeth einlegen (irgendwo schwirrt das Teil bestimmt noch rum).

Salaza: Da schließe ich mich an: Ein toller Bote, prall gefüllt mit praktischen und interessanten Berichten, Szenarien und Spielhilfen. Schöne Illustrationen runden das Ganze ab. Das legt die Latte für die nächsten Ausgaben höher! „Bow down before the one you serve, you’re going to get what you deserve“.

Sadjomn: Eigentlich hatte ich die Hoffnung in den Boten schon aufgegeben, aber das hier sieht nach einem echten Lebenszeichen aus. Könnten aber auch die letzten Zuckungen sein. Ich hoffe ersteres, bleibe aber skeptisch, bis man mir das Gegenteil beweist. P.S. Das beste NIN-Stück ist 14 Ghosts II.

[*] Nachtrag: Was den Gastauftritt von Trent „Schwarzaxt“ Reznor betrifft, haben wir im Rahmen dieses interaktiven Botendisputs noch die erste Nandurion-Flachwitz-Abstimmung im Angebot. Beim Betrachten des Steckbriefs zu Schwarzaxt lagen uns nämlich sofort zahlreiche blöde Kommentare auf der Zunge (bzw. auf der Tastatur). Hier die vier dämlichsten:

  1. Die thorwalsche Skaldengruppe Elfeinhalbfingernägel geht nach langer Pause 1036 BF endlich wieder auf Turnei. Karten wie immer beim Hetmann eures Vertrauens erhältlich oder für teuer Geld auf dem Schwarzaxtmarkt.
  2. Man werfe den Purchen zu Poden und pinde ihn an den Fahl! Mit 23 halbfingerlangen Nägeln an den Fahl pinden, sag ich!
  3. Schwarzaxts neuer Spottgesang auf die Horasier angekündigt: „Marsch der Schweine“ sorgt schon jetzt für wilde Prügeleien.
  4. Trendolf Reznorson wieder auf freiem Fuß – Thorwal weiterhin auf der Abwärtsspirale!

Welcher davon ist der schlimmste? Und fällt euch noch etwas Schlimmeres ein? Bitte hinterlasst auch hierzu eure interessanten und kreativen Antworten im Kommentarbereich. Wir sind gespannt.

Über Salaza

Salaza heisst im wirklichen Leben Thorsten und spielt mit wenigen Unterbrechungen seit 1985 DSA. Er beschäftigt sich mit dem aventurischen Kartenwerk und mit der Erstellung von DSA-Schriftarten und tut gerne seine Meinung kund, wenn ein Produkt in seinen Augen blöde Fehler oder tolle Ideen hat.
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8 Antworten zu Aventurischer Bote #160

  1. Josch sagt:

    Da bitten wir euch schon um Kommentare – und dann ist die Kommentarfunktion gar nicht eingeschaltet. Ab jetzt geht’s auf jeden Fall wieder, danke für die Hinweise 🙂

  2. Siebenstreich sagt:

    Erstmal zu den ergebetenen Meinungen:

    zur Heldengruppe: bis auf den Tierkrieger scheint keiner dabei zu sein, der kämpfen kann, empfehle ich die epische Kampagne von den „Sieben Gezuckerten“ http://nandurion.de/?attachment_id=25717

    zu Scharzaxt: ich hab mich da ja eher an die Groschenromane meiner Mutter erinnert gefühlt und dachte, das wäre das Cover zu „Rahjalieb unter Barbaren“.^^

  3. Siebenstreich sagt:

    Und noch was. Es ist interessant: ich selbst finde den Boten auch sehr gut gelungen, aber genau aus anderen Gesichtsgründen wie ihr. Vielleicht hätte ich eine eigene Botendiskussion schreiben sollen.^^

    Als Beispiel Kalias Labyrinth: hier hat mir die Hintergrundgeschichte deutlich mehr zugesagt als der Irrgarten (abgesehen von dem Pakt mit der Alten, da befürchte ich nämlich auch, dass sich meine Spieler querstellen). Gerade die vielen Möglichkeiten der Interaktion mit den Bewohnern der Insel haben mir gefallen, während das Labyrinth leicht schräg war (da liegt einfach so ein Speer mit Enduriumspitze rum???). Auch der Endkampf wurde ein bisschen lieblos abgehandelt (die Geschichte mit den Giftpfeilen auf dem Dach passt nicht wirklich in die Kulisse und wurde außerdem fast in genau der gleichen Weise auch schon in „Wahl der Waffen“ verwendet).
    Was natürlich ganz großes Kino war, ist das Bild. Einfach klasse. Stimmungsvoll, idyllisch, wie aus dem alten Griechenland – so habe ich die Zyklopeninseln noch nie betrachtet.

    Zu Schwarzaxt: das soll wohl der Hamarro des Nordens werden. ^^

  4. Arduinna sagt:

    Was Schwarzaxt angeht, fühle ich mich gerade gezwungen, mit Rudi Carrell zu singen: „Lass dich überraschen …“ 😉

  5. Josch sagt:

    Ich weiß es, ich weiß es ! Das neue Album von Schwarzaxt erscheint am 30.08.2013 🙂

  6. Sindajin sagt:

    Der Albernia-Artikel hat mir gefallen. Sonst leider nichts.

  7. Josch sagt:

    Was mochtest Du denn an den anderen Artikel nicht?

  8. Sindajin sagt:

    Das erscheint mir alles so lieblos dahingekrizzelt, so uninspiriert, so wenig überraschend, so unterkomplex, so wenig stimmungsvoll, so langweilig. Leider geht mir das aber bei fast allen DSA-Publikationen der letzten Jahre so. Innerlich habe ich mich wohl schon weit von meinem einstigen Lieblingshobby entfernt.

    Zum Glück gibt es den Botendisput, der ist, auch wenn ich die Bewertungen nicht teile, wie immer ein wahres Vergnügen!

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