Wenn in den Supermärkten die Lebkuchen und Lichterketten wieder den Kassenbereich dominieren, dann ist es Zeit für den alljährlichen Dezemberboten. Dieses Mal machten sich Curima, Sedef, Josch und Vibarts Voice daran, dem letzten Boten des Jahres 2013 auf den Zahn zu fühlen, und um sich zwischen Mangrovenschraten, Nachtalben und Todrichtern einen vorweihnachtlichen Disput zu liefern.
Titelbild, Rückseite, Vorwort
Curima: Das Cover zeigt dieses Mal das Titelbild für den noch unbenannten dritten Organisationenband, während auf der Rückseite das Thorwalabenteuer Friedlos beworben wird. Auf letzteres freue ich mich schon sehr, das Cover gehört auch zu meinen Lieblingen des Jahres.
Josch: Aber Interessant: Britta Neigel ist scheinbar wieder mit an Bord, zumindest steht ihr Name unter der Begrüßung.
Vibart: Die Front gefällt mir gut. Trotz des etwas comichaften Stils knüpft das Cover, was inneraventurische Bezüge, Szenik und Dynamik betrifft, an beste Traditionen an. P.S: Ich vermisse im momentanen Boten jegliche Form von nackter weiblicher Brust. Das entspricht nicht den traditionellen Gepflogenheiten!
Seltsame Kreaturen des Südens: Mangrovenschrat und Wurzelbold
Curima: In Südaventurien gibt es also auch sowas wie Waldschrate, nur dass die nicht Waldschrate heißen, sondern Mangrovenschrate. Außerdem wird ein Wurzelbold vorgestellt, der im Regenwald wohnt und auf die Leute losgeht, die böse zum Dschungel sind. (Vielleicht kann man ihn mit einem Kasten Krombacher bestechen…) Deshalb mag er auch keine Menschen/Elfen/Zwerge, wenn sie helle Haut haben. Die sind dann nämlich immer böse. Dunkelhäutige Menschen mag der Bold hingegen, solange sie nicht mit den bösen Weißen gemeinsame Sache machen. Und eigentlich will er eh nur seine Ruhe. Dass das Bild des Wurzelboldes sich übrigens direkt neben einer Stelle befindet, bei der die Holzoptik des Boten-Hintergrundes besonders deutlich hervortritt, warf beim Lesen dann doch die Frage auf, ob man den Bold vielleicht mittlerweile erschlagen und das Botenpapier aus ihm gewonnen hat. Alles in allem jedenfalls ein ganz netter Artikel, der praktische Nutzen am Spieltisch wäre aber größer gewesen, wenn da noch ein paar konkretere Szenariovorschläge dringestanden hätten. Es gibt aber Bonuspunkte dafür, dass beim Kokospalmenschrat nirgendwo eine Dryade erwähnt oder abgebildet wurde.
Josch: Also „Wurzelbold“ erinnert mich von Namen her irgendwie an diese Plagegeister hier. Und anscheinend ist unser Genosse auch ähnlich gut drauf. Da muss man als Meister aufpassen, dass eine genervte Heldengruppe dem Vieh nicht gleich bei der ersten Begegnung zu Kleinholz verarbeitet. Ansonsten finde ich den Artikel liebevoll gemacht und nett zu lesen, auch wenn es meinen persönlichen Vorlieben mehr entsprochen hätte, wenn wir den Tempel im Dorf und den Schrat im Norden gelassen hätten. Kokospalmenschrat klingt zwar leider geil, aber weckt auch Assoziationen an Bounty, Batida-Kirsch und Baccardi-Cola – und das ist alles eher wenig schratig. Schrade. Nebenbei: Tolle Illus!
Vibart: Oh Wurzelbold, oh Wurzelbold ..! Pünktlich zur Adventszeit bereichert der Bote die Winterlandschaft mit südlichem Grün. Das löst bei mir wenig Ent-setzen aus (Der Wortwitz musste leider sein), aber auch wenig spontane Begeisterung. Letztendlich ist die Grundidee „Waldschrate gibt’s übrigens auch im Süden“ nicht sooooo innovativ. Die Illus sind dafür toll geworden. Allerdings gewinnt der Artikel den Literaturpreis der deutschen Förstervereinigung für die häufigste Nennung des Wortes „Wurzel“ in einem zusammenhängenden Text. Und dass der „vorwiegend weibliche“ Bananenbaumschrat keine Bebilderung bekommen hat, ist wohl ein Segen.
Peraines Gaben – der Wasserrausch
Curima: Nach dem Nothilf nun der Wasserrausch – jetzt auch nicht auf meiner Top 10 der spannendsten Pflanzen Aventuriens, aber der Artikel ist trotzdem nett zu lesen. Ich hätte es noch besser gefunden, wenn man in nem kleinen Kasten ganz kurz die Wirkung zusammengefasst hätte, damit man nicht erst in der ZBA gucken muss, was der Kram jetzt genau bringt.
Josch: Diese Reihe ist so herrlich und schamlos fluffig, dass es den ganzen Chrunchi-Nuttern die Zornesröte und mir ein Lächeln auf Gesicht zaubert. Der Text (Perainegeweihter wühlt sich durch einen Haufen Schafskot, um das Geheimnis nachlassender Libido zu erforschen) ist zudem erstaunlich lustig zu lesen, da in Briefform geschrieben und mit dem Bestreben, die eigene Würde trotz allem zu wahren. Die Szenarien sind ok, aber recht naheliegend. Als kompromissloser Bauernspieler gefällt mir diese Reihe sehr gut. Bitte das nächste Mal etwas zum Angbarer Zwergapfel bringen.
Vibart: War es nun eine Schaf- oder eine Ziegenherde? Egal, der Fluff ist so liebevoll und hübsch, die Zeichnung so gelungen, dass ich hier keinerlei Crunch mehr brauche, um die beiden Seiten zu mögen. Allerdings: Die Abenteueraufhänger sind mehr als dünn. Vielleicht sollte doch mal eine Zwergdisdychonda als Arbeitsgrundlage für den nächsten Boten her?
Sedef: Sehr schön zu lesen. Wasserrausch ist im Spiel schon deutlich interessanter als das Nothilf, und anschauliche Zeichnungen kann man eigentlich nie genug haben. Der Begriff „Spielhilfe“ passt aber nicht so richtig. Die Szenarien sind sehr dürftig, und aus dem Text selbst lässt sich auch kaum etwas Hilfreiches für das Spiel ziehen. Aber schön zu lesen.
Szenario: Schiffbruch mit Todrichter
Josch: Mehr Uthuria – sehr gut. Und dann auch noch neun Seiten lang. Ich freue mich sehr über das Bestreben, Uthuria trotz Rumpelstart möglichst attraktiv zu machen und mit viel Material auszustatten. Jetzt zur Sache: Das Szenario besteht aus zwei Teilen: In Teil 1 soll man seltene Viecher in Uthuria einfangen, in Teil 2 entkommen ein paar davon beim Ausladen in Brabak und müssen wieder eingefangen werden. Problem: Es dürfte langweilig sein, beide Abenteuer unmittelbar nacheinander mit derselben Gruppe zu spielen, weil Zielstellung und Herausforderung recht ähnlich sind. Dasselbe gilt für den Ansatz, sie mit zwei verschiedenen Gruppen zu spielen, sofern man nicht, wie ich vorschlagen würde, einiges an Realzeit zwischendurch verstreichen lässt. Das zumindest stelle ich mir sehr lustig vor: Ein Jahr, nachdem Heldengruppe 1 in Uthuria die Biester verschifft hat, wird Gruppe 2 Zeuge, wie ein Teil davon in Brabak entkommt. Beide Teile wirken auf mich seriös ausgearbeitet und dürften jeweils ein zwei Spielabende Vergnügen bereiten. Alles in allem: Nichts sonderlich Tiefsinniges, aber eine vergnügliche Monsterhatz, bei welcher der Spielleiter zudem Gelegenheit bekommt, in Rekordzeit ein Who-is-who der uthurischen Fauna zu präsentieren.
Curima: Schonmal Daumen hoch für den Titel, das ist eine nette Anspielung. Noch schöner wäre es natürlich, wenn dann auch ein Schiffbruch im Abenteuer vorkäme. Wie Josch schon sagt – beide Teile direkt hintereinander sind vielleicht etwas too much der Monsterjagd. Ich persönlich bin eh kein Fan von stundenlangem Ausspielen des Durch-die-Wildnis-Hirschens und Würfelns diverser Wildnistalente. In dem Abenteuer dürften jedenfalls vor allem Wildniskundige und Kämpfer auf ihre Kosten kommen, wenn sich in der Heldengruppe zusätzlich noch weniger robuste oder eher gesellschaftlich orientierte Charaktere befinden, ist deren Spielern wohl zum Zweitheld zu raten.
Vibart: Na ja, der Trend geht zum Zweitheld … Und grundsätzlich finde ich die Idee des Abenteuers sehr charmant, wenn auch nicht gerade neu, selbst wenn diese Art, ein Dschungelmonster anzulocken, nicht explizit angesprochen wird. Insgesamt wirkt das Szenario ausführlicher und fertiger, als sonst im Boten üblich. Andererseits stimmt auch, was die werte Curima bemerkt: Die Regel- und Modifikatorenanhäufung könnte etwas anstrengend werden, bis man sich das Monster endlich in den Käfig gewürfelt hat. Die nicht gerade kurze Überfahrt ist wenig üppig ausgearbeitet, vor allem, wenn man bedenkt, dass da einmal schon das Motiv „Monster bricht aus“ verheizt werden soll. Übrigens scheint mir das Abenteuer selbst eher davon auszugehen, dass es mit zwei verschiedenen Heldengruppen gespielt wird. Den Reiz dieser Lösung hat Meister Josch bereits treffend skizziert. Leider ist die Hatz nach den entkommenen Vögelchen ein ziemlicher Schlauch mit perlenschnurartig aufgereihten Begegnungen. Hier wäre ein Bodenplan, durch den sich die Tiere per Zufallsgenerator bewegen, spannender gewesen, während die konkurrienden Jagdtruppen eine schöne Erweiterung der Möglichkeiten darstellen. Trotz vieler Kritik im Detail kann aber das Szenario nicht als völliger Schiffbruch gewertet werden: Denn insgesamt ist das Genre gut umgesetzt und kann viel Atmosphäre aufbauen.
Der Markgraf [Achtung: Spoiler zum Mittelreich]
Josch: Rondrigan „Boys don’t cry“ Paligan aus der Innenperspektive kurz vor dem entscheidenden Moment. Klingt kitschig, liest sich aber sehr schön und stimmungsvoll. Wer Emotionen für 80er hält oder das Taschenmesser dem Taschentuch vorzieht, sollte hier aber weiterblättern.
Curima: Ich finde ja Rondrigan Paligan eine wirklich tolle Figur. Und die olle Rohaja heiratet ihn nur, damit sie keinen anderen nehmen muss. Der Arme. Die Geschichte ist sehr schön geschrieben und ich bin sehr gespannt, wie diese Ehe wohl so ablaufen wird.
Vibart: Schön. Ich mag die Storyline. So viel Hang zum Drama muss einem alten DSAler gestattet sein. Schnief.
Sedef: Sehr schön, eine weitere Kurzgeschichte in dieser Reihe. Auch so kann man aventurische Geschichte erzählen.
Aus den Laboratorien der Alchimie
Josch: Ich möchte heute gerne etwas vorstellen, dass ich die Kenertsche Vermutung nenne. Sie lautet: Für jede neu eingeführte DSA4-Regel und für jedes nach DSA4-Regeln neu eingeführte Artefakt gilt, dass nach mindestens 2W6 Tagen 1W6 Experten rausgefunden haben, dass besagte Neuerung zusammen mit 1W20 Regeln aus dem aktuellen Kanon zum totalen Chaos führt. Der Testlauf ist eröffnet, Ergebnisse bitte in den Kommentaren melden. P.S. Artefakte und Alchimie bei DSA5 bitte dringend vereinfachen und entmächtigen.
Curima: Tut mir leid, Josch – da die meisten Rezepte elementare Wirkungen beinhalten, kann ich anhand eines derzeit doch sehr umstrittenen aktuellen Regelkanons nicht das totale Chaos ausrufen, sondern höchstens nochmal bemängeln, dass es immer noch keine Errata zu Elementare Gewalten gibt. Aber davon mal abgesehen: Neue Alchimierezepte sind immer gut! Diese hier sind allerdings auf den ersten Blick zwar cool, wirken aber nicht so richtig überlegt. Ein Alchimikum, dass einen Bonus von drei Punkten auf sehr spielrelevante Werte und dazu noch sowas wie Formlosigkeit II oder Feueratem verleiht, ist schon sehr mächtig. Da finde ich Verbreitung 3 und einen Preis, der etwa bei dem eines Heiltranks und weiter unter dem eines Antidots oder Zaubertranks liegt, irgendwie nicht ganz angemessen. Das kalte Licht ist im Gegensatz dazu jetzt irgendwie nicht so richtig der Bringer. Außerdem fände ich ja grade bei solchen Neuerfindungen eine Information interessant, wer das entwickelt hat, in welchen Laboren das schon bekannt ist und wie leicht oder wie schwer die Helden da rankommen können. Da die Entwicklung von neuen Rezepturen eigentlich eine spannende Sache ist, hätte man da mehr draus machen können, als sie ohne nähere Info zur Herkunft niederzuschreiben.
Vibart: Leider muss ich meinem werten Kollegen hier vehement als Wissenschaftler widersprechen. Da totales Chaos per Definitionem ein absoluter, zwar hochveränderlicher, aber nicht mehr steigerbarer Zustand ist, müsste das totale Chaos bereits vor Jahren ausgebrochen sein, was er aber nicht ist, da man das Chaos noch immer weiter steigern kann. Ich würde hingegen von „stetig wachsendem Chaos“ sprechen, das „totale Chaos“ ist ein Annäherungswert, den wir vielleicht nie erreichen werden. Zum Artikel: Kaltes Feuer – coole Idee, Elementare Seren – vielleicht ein wenig arg schützend, Elementare Muntandica – völlig overpowered. Finger weg vom Elementarismus, lieber Verlag, der Weg führt ins totale Chaos.
Sedef: Für so mächtige Elexiere fehlt hier jegliche Information, wo die plötzlich hergekommen sind. Dabei hätte sich über uthurische Entdeckungen oder dergleichen eine gute Erklärung basteln lassen. Die Balance ist dazu leider gründlich misslungen. Das kalte Feuer ist eine (kalte) Fackel zum Preis von 8 Dukaten, das elementare Serum ist gegenüber dem schon von Schamanen herstellbarem Unverwundbarkeitselexier geradezu nutzlos (wann braucht man +3 RS gegen elementaren Schaden?), und die elementaren Mutandica entwickeln bei Qualität E seltsame Eigenschaften von Elementarwesen, anstatt (naheliegender) sich beim Leib aus Element zu orientieren. Qualität F verweist für Feuer auf einen Zauber, der sich bisher nur in der Dunkle-Zeiten-Box findet. Spielhilfen sollten sich nicht nur nett anhören, sondern auch beim Spielen helfen bzw. das Spiel verbessern. Dazu braucht es nicht noch mehr nette Ideen mit halbgarer Umsetzung, sondern Ergänzungen, die sich sinnvoll in das Bestehende einfügen.
Khyrbluthaven VI: Eiserne Flut
Josch: Das große Finale! Frei nach dem Motto „Nu e skoera“ hat der Seekönig jetzt die Faxen dicke, und die Helden bekommen so die Gelegenheit, reinen Tisch zu machen und sich mit dem Antagonisten mit einer neuen Zufallstabelle auseinanderzusetzen. Was passiert, wenn sie Erfolg haben? Man weiß es nicht, dafür war wohl kein Platz mehr. Hätte es irgendwelche Auswirkungen auf SPOILER Pardonas SPOILER ENDE Pläne? Dito. Wieviele AP gibt es? Keine Ahnung. Ich hoffe sehr, dass da noch eine letzte Seite mit Nachschlag kommt, ansonsten wäre das ein sehr lustloses Ende.
Curima: Eine epische Endschlacht auf anderthalb Seiten … oder so. Mein Lieblingssatz: „Auf dem Weg durch das Schlachtengetümmel werden sie [die Helden] mit 4 der unten aufgeführten Szenen konfrontiert – natürlich eingebettet in ein verbales Schlachtengemälde, das der Meister meisterlich weben sollte.“ Ja, kaum etwas verspricht so viel Epik und Dramatik wie eine Zufallstabelle und welcher Spielleiter, Tschuldigung, welcher meisterliche Meister natürlich, ist nicht dankbar über so viel Unterstützung? Aber das nur am Rande. Da ich mich mit dem Rest der Kampagne nicht weiter befasst habe, kann ich zum Inhalt auch nichts sagen.
Vibart: Schön, dass die Kampagne konsequent fortgesetzt wird, was so viel heißt, dass mir das Finale genau so jämmerlich vorkommt wie die Teile dazwischen. Zufallsbegegnungen, bei denen oft nicht genau klar ist, was die Helden tun können, eine Reihung von Kämpfen (Nachtalben greifen an, Nachtalben greifen an und zur Abwechslung: Nachtalben greifen an) und dann der Obermotz. Marak-Wer? Ach, egal, hauen wir ihn weg und spielen dann endlich die Quanionsqueste. Adendum: Hübsches Farbgemälde, wenn auch etwas kubistisch angehaucht.
Sedef: Eine Seite für das Finale, ein seltsamen Bild über eine halbe Seite und ein paar Werte für Gegner. Da fehlt so ziemlich alles.
Produktvorschau
Josch: Verbraucherinformationen halt. Überraschend das Bild des Praiosgeweihten in der bestellbaren Robe. Bei so viel Lebensfreude möchte man gleich konvertieren bzw. bestellen (oder beides).
Curima: Mit der Betreiberin von Adel und Volk spiele ich übrigens DSA und ein paar von ihr genähte Klamotten hab ich auch im Schrank. Umso schöner, eine Anzeige von ihr im Boten vorzufinden. Die Robe nebst Inhalt (sprich: Träger) konnte ich schon auf der NordCon bewundern, die ist auch in echt sehr schick.
Vibart: Ich glaube ja, dass sich der Praiosgeweihte darüber ärgert, dass man bei all der Werbung vergessen hat, den Link zum T-Shirt-Shop einzubauen. Oder er merkt gerade, dass ihn seine Frau seit Jahren mit einem Magier betrügt.
DSA5: Tiefe Einblicke
Josch: Diesmal gab es auch Infos zum zukünftigen Design. Schön finde ich die Idee mit den Referenz-Charakteren, die sich in allen zukünftigen Publikationen finden sollen. Die Auswahl scheint mir gelungen, und die Illu-Skizzen deuten auf einen neuen Stil hin, der mir entgegen kommt. Danach kommt dann etwas, das gehörig nach Füllmaterial aussieht. Wiesu denn bluß? Immerhin weiß ich jetzt, dass Sinnenschärfe das meisteingesetzte Talent und Magier die meistgespielte Profession sind. Dafür ein Dankeschön. Ach ja: Einige Ämter (Wahrer der Ordnung der Tulamidenlande, Erzwissensbewahrerin des Bornlandes, Der Marschall von Aranien, Die Großwesirin von Aranien) sollen in Zukunft wieder offiziell besetzt werden, und man erbittet Vorschläge dafür, wie die zukünftigen NSCs in etwa aussehen sollten. Wer diese in Heldenhand vergeben hat, dem bleibt somit noch etwas Zeit, das auf plausible Weise zu ändern. Das scheint mir in der Tat die wichtigste Info dieses Teils, die aber etwas unterzugehen droht.
Curima: „Tiefe Einblicke“ – wer jetzt schon wieder an Dryaden denkt, liegt falsch, denn nach der Überschrift folgen Informationen zu DSA5. Die Erklärungen zum Design klingen schon recht gut, auch wenn mein Herz immer noch für Schwarzweiß-Illustrationen schlägt und ich es schade finde, dass es diese nun wohl nicht mehr geben wird. Hoffentlich bleibt wenigstens der Ingame-Bote als letzte Bastion der Grauschattierung erhalten. Die Charaktere, die durch alle Publikationen führen sollen, finde ich eine gute Idee, die zwei Kästen mit den Charakterillustrationen gefallen mir auch. Aber entweder ist der achte Referenzcharakter noch eine Überraschung oder es wurde in der Liste einer vergessen – ich komme jedenfalls beim Durchzählen nur auf sieben Helden. Die Neubesetzung der Ämter finde ich okay – ich glaube, keiner meiner Helden wäre jemals Großwesirin von Aranien oder Erzwissensbewahrer des Bornlandes geworden. Außerdem sind andere Posten, wie z. B. der eines Hofmagiers am Kaiserhof, ja nach wie vor für Helden vorhanden. Der Regelteil beinhaltet wenig Neues für alle, die regelmäßig auf der Ulisses-Homepage oder im dortigen Forum lesen, allerdings ist das natürlich genau richtig so, denn gerüchteweise gibts ja auch noch DSA-Spieler, die auch ohne Forendiskussionen leben können und ihre Infos nur aus dem Boten beziehen. Ich glaube, ein genaues Auseinanderklamüsern der geplanten Regeländerungen in meiner Meinung nach tolle, nicht so tolle und total bescheuerte Ideen spare ich mir jetzt aber mal für den nächsten Nandurionkommentar zu DSA5 auf.
Vier Seiten mit Neuerungen – soweit, so gut. Dann folgt auf einmal eine Auswertung der letzten Umfrage. Ääääh….ja gut, Informationen zum neuen Regelsystem stelle ich mir da doch anders vor. Und die Auswertung einer reinen Online-Umfrage hätte doch auch einfach online über die Homepage erfolgen können. Aber zack, schon sind mit den Ergebnissen weitere drei Seiten gefüllt. Mein Highlight hierbei: Ausgerechnet ein Geweihter der laut Umfrage unbeliebtesten Gottheit, nämlich Peraine, wird einer der neuen Referenz-Charaktere für DSA5 und soll nun, sozusagen im Zeichen der Ähre, Aventurien und den schlechten Ruf seiner Kirche retten. Ob das funktioniert, wird man sehen. Vielleicht hätte man sich einfach auf keine feste Seitenzahl für die DSA5-News festlegen sollen – dann hätte man den Platz auch einfach für anderen Inhalt verwenden können, wenn es noch nicht genügend Neuigkeiten zu verkünden gibt.
Vibart: „Sensation! Ab jetzt wird der Bote – ohne Aufpreis – in jeder Ausgabe acht – ich sage acht – prallgefüllte Seiten zu DSA5 haben, der euch umfassend über alle geplanten Entwicklungen informiert.“ Ich hab’s noch ganz genau im Ohr. Na ja, die Dinge ändern sich halt. Und: Ist es nur mein PDF, oder ist der Font deutlich größer als in der Produktinfo? Was für ein Erstsemestertrick. Anyway: Die meisten Projekte für DSA5 halte ich für sinnvolle Verbesserungen des Systems und das Design der neuen acht Alrik(e) Immerdars gefällt mir richtig gut. Die Umfrage hat aus meiner Sicht mehr Berechtigung, als ihr meine werten Mitdiskutanten zugestehen, allerdings möchte ich zwei Dinge hervorheben. Ad Unum ist offensichtlich ein größerer Teil der Abstimmenden mit dem Inhalt der aktuellen Publikationen glücklicher, als es die gewohnt angriffslustige Forenszene vermuten lässt. Klare Botschaft: Hör nicht auf’s Internet! Ad Secundum: Das Cover von Stätten okkulter Geheimnisse ist beliebt! Als gebrochener Mann erwarte ich also jetzt resigniert die nächste Ladung Lack-und-Leder-Hexen. (Ansonsten: He-Psssst! Ihr-vom-grünen-Teufel! Also-von-mir-aus-müsst-ihr-nicht-sechs-Seiten-auf-acht-strecken,-wenn-euch-nix-einfällt,-ok? Ihr-dürft-mit-den-zwei-Druckseiten-auch-gern-was-Sinnvolles-anfangen!)
Curima: Also lieber Kollege Vibart – bei einer reinen online-Umfrage zum Schluss zu kommen, man solle nicht aufs Internet hören, ist aber schon irgendwie sehr frei interpretiert. Vermutlich eher: Hört nicht auf die, die in den Foren am lautesten schreien. Aber auch das ist eine Erkenntnis.
Vibart: Touché. Ihrer verbalen Präzision hat meine grobe Klinge nichts entgegezusehen, Madame!
Sedef: Hier kann man sehen, dass das Myranor-Abenteuer wohl nicht wegen mangelndem Platz im Boten gekürzt wurde. Ansonsten: Die zuletzt wild gewordenen Farben der Ingame-Bücher und der purpurenen Reihe werden in die blaue Reihe eingegliedert – schön. Ich finde es auch gut, dass die Ämter im Hintergrund wieder besetzt werden. Das erspart manch einem Spielleiter störende Lücken. Bei den Talenten freut mich nur die angekündigte Aufspaltung des Überredens. Die Abschaffung der Meta-Talente halte ich für einen Schritt in die ganz falsche Richtung – damit erschafft man nur neue, völlig überladene Talente. Die Abschaffung von Lernerleichterungen dürfte die größte Änderung von DSA 5 bisher sein. Leider gefällt mir das bisher überhaupt nicht, da damit eines der entscheidenen Elemente entfällt, mit denen Helden auch langfristig über sehr unterschiedliche Stärken und Schwächen verfügen. Natürlich muss man erst einmal sehen, wie das System am Ende insgesamt aussieht, aber ich hoffe, dass es nicht am Ende auf einen Einheitsbrei hinausläuft, beim dem alle Helden alles gleich steigern. Es wäre sehr ärgerlich, wenn eine jahrelange Akademieausbildung eines Helden am Ende nach drei Abenteuern durch das Steigerungssystem vollkommen egalisiert wird. Die Einführung von mehr Sonderfertigkeiten klingt hingegen sehr gut. Beim Kampfsystem bleibt abzuwarten, ob es wirklich mehr taktisches Potenzial liefert, ohne unübersichtlich oder zu kompliziert zu werden. Das dürfte das Ziel der meisten Kampfsysteme sein – ich bin gespannt auf die Umsetzung.
Meisterinformationen und Chronologie
Curima: Mit den bösen Spoilern darf sich jetzt der Rest erfreuen. *flücht*
Josch: Wieder mal fünf Seiten und wieder mal informativ. Dieses Kind wurde endgültig aus dem Brunnen gezogen. Der Kasten „Kors Fingerzeig“ wirkt hingegen wie ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten und ist aufgrund der kabbalisischen Interpunktion teils schwerer verständlich als die Prophezeiungen im Ingame-Boten.
Vibart: Gut gemacht. Na ja, die nostrische Adelsfehde wird durch Erläuterungen nicht spannender und auch die Fortsetzung der kusliker hesindianischen Besetzungskommision ist kaum ein Reißer. Aber insgesamt sind die Zeiten von „Hat mit dem Abenteuer Nr. 121314 zu tun. Kaufts‘ euch!“ vorbei, und das ist schön so.
Sedef: In der Tat, das sieht gut aus und darf gerne so weitergehen.
Highlights und Flops aus dem Ingame-Boten
Josch: Hightlights: „Ein vierter Perjin“ (wenn auf Maraskan Thronprätendenten an ihrem Essen zugrunde geben, kann ich das nur gut finden), „Die Bombastenfehde von Salza“ (einfach schon wegen des Namens – und weil etwas „Ruck zuck ist die Fresse dick“ im trutschigen Nostria immer gut tut), die Zergliederung des Todrichters durch Salpikon Savertin (weil ich es immer schön finde, wenn es Entsprechungen zwischen Ingame- und Outgame-Teil gibt, und weil der olle Grantler auch immer gut geht), „Der Codex Albyricus ist ein Relikt“ (wegen des Furors des Ingame-Autors und der lustigen Anspielungen auf einige Coverdiskussionen), „Uthurisches Gebräu erreicht Horasreich“ (weil alles besser mit Kaffee ist und wg. der anstehenden horasischen Kaffeehauskultur im aventurischen Fin de siecle – ich warte dann schon mal darauf, dass der Horas sich senil an Seiten Rohajas in den nächsten Weltenbrand stürzt); der Optolith (weil wir endlich wieder Prophezeiungen haben, die vom Stil her an die Prophezeiungen des Nostria Thamos anklingen und uns zahlreiche Anspielungen liefern, über die man in Zukunft rätseln kann); „Beratungen in Schwarz und Rot“ (weil die Korkirche plötzlich den „guten Kampf“ an der Piratenküste predigt und der tumbe Blutsäufer neuerdings nicht mehr mit Visionen zu geizen scheint).
Flops: „Schlagenrat kührt Hochmeister der Gelehrsamen Stube“. Ist gut geschrieben, aber die ganze „Hesinde sucht den Super-Bibliothekar“-Story ist selbst für überzeugte Klein-Klein-Spieler wie mich ein Hauch zuviel Nano-Phantasy. (Und das, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist der erste überflüssige Rollenspielfachterminus, den ich mir ganz alleine ausgedacht habe! Ich danke Gott, meinen Eltern und allen, die mein zugehöriges Kickstarterprojekt in den letzten zwölf Monaten mit jeweils 5 Cent unterstützt haben. Ihr seid die Besten!)
Alles in allem ein wirklich sehr guter Ingame-Bote, bei dem Michael Masberg gefühlt für 90% der Beiträge verantwortlich zeichnet.
Vibart: Nun ja, der Plot zum Erwachen des Bornlands wird wenigstens etwas weitergetrieben, allerdings muss ich sagen: Obwohl ich beim diesjährigen Multiparalellen Abenteuern meinen bescheidenen hügelzwergischen Beitrag geleistet habe, liest sich ein Artikel darüber seltsam. Vielleicht hätte man das Ganze auf die Quintessenz Milzenis – Firunen – Goblins konzentrieren sollen. Aber weiter: Bei der Korkirche zweifle ich mittlerweile stark, ob nicht Belhalhar die humanere Alternative dazu wäre, der Maraskan-Artikel ist liebevoll geschrieben, das nostrische Adelsgedöhns hat durch die Abwürzung mit ein wenig Blut und toten Rittern etwas gewonnen, der neue Hochmeister der Gelehrten Stube zu Kuslik muss dringend einmal sein Gesicht entspannen. Sehr hübsch: Salpikon Savertin seziert den Totenrichter aus dem Szenario und wird dezent vom Boten zensiert, wenn es zu linkhändisch wird. Ein Senkloch mistet einmal kräftig den ODL aus. Der Salamander bläst zum Sturm auf den Codex Albyricus – kann man das als Hinweis deuten, das man bei DSA5 sacht dem Magus größeres optisches Feintuning gestatten will? Spekulieren wir ruhig! Und zum Schluss singen wir alle mit: C-A-F-F-E-E – es gibt jetzt nicht nur Tee! Aventurien schüttelt die Müdigkeit ab, und der Optolith orakelt uns: Zweimal, nicht einmal werden die Prophezeiungen der Rollenspielautoren über das Antlitz Deres wandeln und dem Würfler am Tische die kommenden Dinge verrätseln. Iäh! Iäh! Iäh! Fgthan! (Ups, falsches Universum, ich komme besser mal zum Schluss). Insgesamt macht mir der Ingame-Teil dieses mal recht großen Spaß, denn er ist abwechslungsreich und gut geschrieben.
Fazit
Curima: Für mich war diesmal kein Highlight dabei, die seitenfüllende Collage hätte nicht sein müssen und die „hier haste ne Würfeltabelle, mach ma epische Endschlacht“-Geschichte würde mich schon arg wurmen, wenn ich Kyrbluthafen leitete. Daher für mich eher ein durchschnittlicher Bote. Und: Irre ich mich, oder war die Kyrbluthafenkampagne tatsächlich seit 5 Ausgaben der einzige Inhalt mit Myranor-Bezug? Uthuria ist sicher toll, aber wieder mal eine Spielhilfe oder dergleichen auf dem westlichen Kontinent würde mich freuen.
Vibart: Es kam noch nie im Disput vor, dass ich den Ingame-Teil besser fand als den Rest, aber diesmal hat es der Bote geschafft, was nicht zuletzt an einem äußerst unspektakulären Outgame-Anteil liegt. Da können auch hübsch gemalte Wurzelbolde oder eine tolle Kräuterstory nichts dann drehen. Noch einmal lobend zu erwähnen ist, dass Abwechslungsreichtum und Schreibqualität dem schwarz-weißen Teil diesmal den Punktsieg bringen. Insgesamt muss ich aber sagen: Unterm Weihnachtsbaum hätte ich als altes Konsum-Kid mir mehr erwartet. Übrigens: Wer hier als erstes einen zusammenhängenden Text postet, in dem öfters das Wort „Wurzel“ vorkommt als im Dschungelschrat-Artikel, dem widme ich ein aventurisiertes Weihnachtsgedicht.
Sedef: Keine echten Highlights, aber auch keine Totalausfälle. Dem Myranor-Szenario trauere ich nicht nach, da das schon in den ersten Teilen ziemlich schwächelte. Aus einigen Sachen hätte man deutlich mehr machen können, so dass der Bote für mich im Mittelmaß landet.
Josch: Ich weiß echt nicht, was ihr habt, ihr Rumpelbolde. Ist doch alles in Butter. Kein Überflieger, kein Totalausfall, alles in allem aber eine würdige Weihnachtsausgabe mit einigen Highlights. Wie auch schon die letzten W6+4 Mal gilt: Man kann seine 3,90 € deutlich schlechter investieren, und es dürfte für jeden was dabei sein. Nennt mich anspruchslos, aber das reicht mir. Und Vibart hat recht: Der Ingame-Teil war diesmal wirklich stärker als der Mantel und für mich der beste in diesem Jahr. Das kann gerne so weitergehen.
Mir gefällt ja der aventurische Teil schon immer besser als der Farbteil und diesmal fand ihn sogar ziemlich gut. Beim sehr schön zu lesenden Maraskan-Artikel war ich nur etwas enttäuscht, dass nicht mehr dahinter steckte als eine“Fußnote der Geschichte“.
Beim kalten Feuer wunderte mich, dass gar nichts zu der m.E. naheliegenden Frage gesagt wurde, ob und wie man es vorzeitig löschen kann.
Beim Vorwort von Britta Neigel hatte ich auch aufgemerkt, aber es liest sich genau wie immer. Wahrscheinlich wird das Vorwort automatisch von einer Software erstellt, die dann per Zufall den Namen eines Redakteurs auswählt.