Rückkehr zur Schlacht der Dinosaurier Teil 2

Nachdem ich in meinen letzten Artikel zu den Miniaturen des Schwarzen Auges über die (Wieder-)Entdeckung des bald drei Jahrzehnte alten Kuriosums Die Schlacht der Dinosaurier berichtet hatte, werden wir uns nun den einzelnen Miniaturen zuwenden.

Herbivoren

Meine Reise begann mit den Pflanzenfressern oder Vegetariosauriern wie Tim sie in jenem legendären Film aus den frühen 90ern nennt. Die vielen zusätzlichen Elemente auf den Tieren aus Hörnern, Stacheln und Ausrüstung empfand ich als interessanter, als die vergleichsweise kargen Schuppen der fleischfressenden Fraktion. Die fitzeligen Reiter ließ ich zunächst weg, denn diese Figuren waren nicht sonderlich interessant und obendrein so mickrig, dass ich wenig Lust darauf hatte, sie überhaupt zu bemalen. Zu den Reitern selbst werde ich daher in einem späteren Artikel noch kommen. Von Anfang an bestand die Idee, die Tiere mit einem grundlegenden Thema auch farblich voneinander abzugrenzen. Die Pflanzenfresser sollten in gedeckteren ruhigen Tönen auftreten, die aggressiveren Räuber sollten auch farblich so umgesetzt werden. Mit dieser Idee begann ich also die Arbeiten an meinem ersten Dinosaurier.

Dachechse

Der korpulente Pflanzenfresser war ein unbezähmbarer Gegner. Die doppelreihigen Dornplatten auf seinem Rücken boten ihm Schutz gegen die mächtigsten Feinde. Er verteidigte sich mit kräftigen Schlägen seines gestachelten Schwanzes.

Der Stegosaurus mit seinem ausgeprägten Buckel und den ikonischen Stacheln auf dem Rücken und dem Schwanz war meine erste Wahl. Ein grüner Farbton sollte diesen Saurier charakterisieren und eher sandfarbene Knochenplatten den Rücken zieren. Der winzige Kopf dieses Tieres lässt den Betrachter automatisch stärker zur Körpermitte wandern. Hier entdeckte ich auch ein besonders auffälliges Element, welches sich später in vielerlei Abwandlung wiederfand. Die gepanzerte Decke auf dem Rücken des Tieres deckte die sonst empfindlichere Flanke. Weitere Panzerelemente fanden sich in den Beinschilden, die hier wie auch an anderen Dinosauriern zu finden waren. Ich beschloss also die Aufmerksamkeit potentieller Angreifer auf diese gepanzerten Stellen zu richten indem ich sie mit einem Rotton bemalte und mit schwarzem Wash kontrastierte. Diese Idee, die ich einer Inkarnation des Batman geklaut hatte, übertrug ich später auch auf andere Modelle.

Während der Kopf des Stegosaurus aufgrund seiner geringen Größe unauffällig blieb, stellte der Schwanz ein interessanteres Problem dar. Hier zeigte sich besonders die robuste Modellierung. Die tödlichen Schwanzstacheln glichen bei meinem Modell eher baumdicken Zylindern mit abgerundetem Ende. Ich versuchte durch eine stark übertriebene Kontrastierung dennoch die Illusion eines spitz zulaufenden Stachels zu erzeugen. Die Rückenstacheln forderten mich ebenfalls etwas heraus. Mein Plan, die helle Grundbemalug einfach mit einem Wash zu versehen und so ein gutes Endergebnis zu erhalten erwies sich als schwieriger als erwartet. Es dauerte eine Weile, bis ich mit Nacharbeiten, Bürsten und Betonung der Kanten den gewünschten Effekt erzielt hatte. Alles in allem war ich jedoch einigermaßen zügig zu einem brauchbaren Ergebnis gelangt.

Dreihorngesicht

Dieser Pflanzenfresser war ein ausdauernder Feind. Seine gewaltige Größe und Stärke machten ihn zu einem ernst zu nehmenden Gegner. Geschützt duch einen massiven Nackenschild, spießte er Feinde mit seinen drei Hörnern auf. Dieser Horndinosaurier war weithin gefürchtet.

Wohl einer der bekanntesten Dinosaurier überhaupt ist der Triceratops. Das eindrucksvolle Nackenschild und die bullige Statur hinter den imposanten Hörnern lassen diesen Pflanzenfresser wie einen lebenden Panzer erscheinen. Hier fiel es mir zunächst schwer mich für eine Grundfarbe zu entscheiden. Die üblichen Darstellungen in grün, braun und grau sagten mir nicht zu. Die Wahl fiel dann auf blau, mit Übergängen in Richtung türkis. Ohnehin stellte sich dieser Dinosaurier etwas anders dar. Die zahlreichen Ausrüstungen, zwei Reiter und die Flagge auf dem Rücken ließen das Tier wie einen überschweren Packesel aussehen. Um das Tier nicht wie einen wandelnden Gemischtwarenladen aussehen zu lassen, beschloss ich die Grundfarbe möglichst auch in die diversen Applikationen einzubringen.

Ein äußerst kompakter Gegner, Triceratops in der Frontansicht

Die rätselhaften Scheiben an der Flanke wurden also grün bis Türkis, um sich zwar ein wenig von dem eigentlichen Tier abzugrenzen, aber dennoch nicht völlig abzuheben. Die Panzerplatten an den Beinen wurden erneut rot, bekamen jedoch einen violetten Rahmen, um auch hier wieder das Blau aufzugreifen. Den Köcher für die Wurfspeere akzentuierte ich mit einem hellen Blau. Eine erste Besonderheit waren die Panzerungen und Stachel am Schwanz. Ich beschloss hier mit Bronze zu arbeiten, um den martialischen Charakter dieser Elemente zu unterstreichen. Betrachtet man Nackenschild, Panzerplatten und Schwanzstacheln, so wirkt das gesamte Modell tatsächlich wie ein sehr robuster Verteidiger. Spannend wurde es dann auch in Sachen Flagge. Ich wollte nicht einfach nur einen farbigen Fetzen auf dem Rücken des Tieres haben und suchte nach einem geeigneten Symbol. Die Kralle der Herbivoren orientiert sich an den Schriftzeichen der Dinotopier aus James Gurneys Werken.

Eine letzte Herausforderung stellte der Kopf dar. Es war klar, dass ein Tier, dessen Name sich auf seinen Kopf bezieht, auch hier besondere Aufmerksamkeit benötigt. Ich war zunächst unschlüssig, wie ich den Schild angemessen aufwerten sollte. Die Idee alle Schuppen unterschiedlich zu verzieren verwarf ich wieder. Um das farbliche Grundkonzept zu erhalten, musste der Nackenschild großteils blau bleiben. Der Kompromiss bestand schließlich darin, die Auswüchse am Rand von Blau zu Gelb laufen zu lassen und so einen gewissen einfassenden Effekt zu erzeugen. Die Hörner setzte ich in ähnlicher Weise ab, wie schon zuvor beim Stegosaurus. Auch hier bemühte ich mich die Illusion eines spitzen Hornes durch starke Kontraste zu erzeugen. Alles in allem war der Triceratops fisselig, aber die Erfahrungen hier würden mir bei den weiteren Modellen helfen.

Breitwegechse

Er war einer der größten Saurier. Selbst den tapfersten Angreifer entmutigte der größte Pflanzenfresser durch seine langsame, überlegene Annhäherung. Er zersprengte seine Gegner durch gewaltige Schläge mit seinem riesigen Schwanz, der Mächtige Plateosaurus war der Goliath auf dem Kampfplatz.

Der Plateosaurus war die einzige Gattung in diesem Spiel, bei dessen Name es bei mir nicht sofort klingelte. Nichts desto trotz handelte es sich um sehr verbreitetes Tier. Lediglich das Fehlen irgendwelcher Superlative oder besonders auffälliger Merkmale dürften dem Pflanzenfresser den Ruhm seiner Kameraden erspart haben. In der Schlacht der Dinosaurier nimmt er die Rolle des gigantischen Sauropoden ein. Als größtes Modell mit der auffälligen Kampfplattform auf dem Rücken gibt er das Bild der wandelnden Festung ab. Für mich war schnell klar gewesen, dass dieser Dinosaurier in einem elephantösen Grau bemalt werden würde.

So sieht also eine überlegene Annäherung aus. Der Plateosaurus mit Kampfplattform im Anmarsch.

Für die vergleichsweise übersichtlichen Ausstattungen dieses Modells griff ich auf die Elemente der vorangegangenen Modelle zurück. Die Panzerplatten an den Beinen erhielten die rote Grundfarbe. Erstmals war ich hier auch mit dem Stachel an den vorderen Beinpanzern konfrontiert. Ich entschied mich für eine Bemalung als Hornstachel, da ich die Bronze als Material den defensiven Elementen vorbehalten wollte. Tatsächlich machte ich davon dann aber ausgiebig Gebrauch, als es daran ging, die Schutzausrüstung an Hals und Schwanz zu bemalen. Die Bedeutung dieses Giganten sollte sich auch in der teuren Ausstattung widerspiegeln, die dem Schutz des Tieres diente. Etwas Mühe bereitete mir die Decke an der Flanke des Tieres. Nachdem ich für die Kampfplattform einen gedeckten Rotton gewählt hatte, konnte ich hier kein weiteres dunkles Element gebrauchen. Da die Bemalung den Fokus eher auf das Tier richten sollte und die Wände der Kampfplattform keine gefällige Struktur für wechselhaftes Farbenspiel hergaben, sollte die Decke eine helles Element an dem sonst eher massigen und dunklen Modell darstellen. Der Orangeton harmoniert für mein Gefühl gut mit den Rot- und Kupfertönen, die sich längs der Kreatur erstrecken. Erst beim Fotographieren stellte ich fest, dass die Oberfläche stärker glänzte als gedacht und die Übergänge hätten deutlich weicher herausgearbeitet werden können. Tatsächlich wirkt dies auf dem Spieltisch bei weniger intensiver Ausleuchtung deutlich natürlicher.

Nachdem ich die Kampfplattform noch mit ein paar bronzenen Verteidigungselementen versehen hatte, blieb in erster Linie noch die Flagge fertigzustellen. Hier verfuhr ich so, wie auch schon auf dem Rücken des Dreihorngesichts. Die Kralle der friedliebenden Dinotopier steht für die eher genügsame Natur der pflanzenfressenden Lastträger. Einen Moment dachte ich noch darüber nach dem Auge noch weitere Arbeit angedeihen zu lassen, dann gefiel mir der helle Augapfel jedoch als interessanter Blickfang, den ich nicht wieder durch realistischere Abdunklung konterkarieren wollte. Auch wenn die handwerkliche Gestaltung der Decke im Nachhinein nicht so optimal ist, gefällt mir der Gesamteindruck des Modells sehr gut.

Der weitere Weg

Da die Miniaturen spieltauglich sein sollen, erhielten alle Modelle eine doppelte Schutzlackierung. Zunächst ein besonders robuster Glanzlack für die Nutzung auch durch Kinderhände. Danach eine zweite Schicht aus Mattlack, um den Oberflächen wieder eine gefällige Mattheit zu verleihen. So sollten die Figuren zugleich ansehnlich, aber auch robust für den Gebrauch bleiben. Bei den Modellen meiner Kinder zeigte sich zwischenzeitlich, die Problematik des Weichplastiks in diesem Zusammenhang. Das flexible Material der Flaggen, aus dem auch die Reiter gefertigt sind, bewahrt die filigranen Strukturen vor Schäden. Gleichzeitig sorgt es bei stärkerer Beanspruchung jedoch auch für ein Abplatzen der starren Lackierung. Wie lange meine Arbeiten den zupackenden Kinderhänden standhalten muss sich erst noch zeigen.

Im nächsten Teil dieser kleinen Reihe wende ich mich dann den verbleibenden Miniaturen aus der Schlacht der Dinosaurier zu. Die gefürchteten Räuber der Kreidezeit warten auf eine passende Bemalung um angemessen in Szene gesetzt werden zu können.

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1 Antwort zu Rückkehr zur Schlacht der Dinosaurier Teil 2

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