Das dritte Kapitel dreht sich um den ewigen Rachefeldzug der Fechterin Zidaine. Tylstyr ergeht sich in einem aufwendigen Ablenkungsmanöver um seine Konfrontation mit der Mörderin vorzubereiten. Diese lässt sich jedoch nicht beirren und bringt den letzten ihrer Schänder in ihre Gewalt. Natürlich wird das ganze auf bald hundert Seiten umfangreich inszeniert. Wirklich Spannendes passiert jedoch hier eigentlich nicht. Vielleicht liegt es an meinem mangelnden Interesse für den Rächerplot, aber die Handlung plätschert vor sich hin ohne wirklich Fahrt aufzunehmen.
Ein kurzer Moment der Spannung entsteht als es Zidaines nächstem Opfer kurzfristig gelingt ihr zu entkommen. Doch herausragende Klugheit ist keine Eigenschaft, der sich die Thorwaler rühmen. Sein plötzlicher Entschluss umzukehren und sich seinem früheren Opfer zu stellen erinnert mich dabei frappierend an die Weltsicht der Orks. Auch die Gläubigen Brazoraghs sehen lieber dem Tod ins Auge als ein Leben als Feiglinge zu führen. Ob es allerdings von Mut oder doch nicht eher von Dummheit zeugt sich ein zweites Mal fangen zu lassen und damit dem Foltertod ins Auge zu sehen ist mir noch nicht klar.
Auch Zidaines seelischer Zustand wird mit den Möglichkeiten des Settings etwas erkundet. Noch kann die Tochter eines Havener Kaufmanns sich einreden mit dem Tod der Jungmannen hätte sie eine Chance auf Frieden. Auf diesem Weg wird zumindest die Tragik ihres Schicksals angedeutet. Doch auch ohne Seelenpakt ist Zidaines Seele längst verloren. Selbst mir professioneller Hilfe wäre es wohl extrem schwer die schrecklichen Erfahrungen, die sie seit ihrer schicksalshaften Fahrt gen Norden gemacht hat, zu verarbeiten. Auch Tylstyrs seherische Fähigkeiten haben Zidaines schrecklichen Weg enthüllt. An der Seite des Blenders kann die gepeinigte Fechterin zu einem Katalysator der Gewalt werden. Schon jetzt ist klar, dass Hetmann Tronde die thorwalschen Hitzköpfe nicht aufhalten kann. Es bleibt nur die Frage, wie verheerend der Gegenschlag aus dem Süden ausfallen wird.
Irgendwie erscheint es mir auch schade, dass Tylstyr diese Visionen als Rechtfertigung seiner Handlungen dienen. Interessanter wäre es vielleicht, wenn der Magier einen deutlicheren Konflikt mit seinem Gewissen zu führen hätte. Immerhin ist er einer von nur drei Menschen, der unmittelbare Gewissheit darüber hat, was damals in Stainakr passiert ist. Die Abgeklärtheit des Hellsehers nimmt diesem Konflikt jedoch die Schärfe und lässt eben nur noch einen Pfad offen. Der mit sich kämpfende junge Magier, der sowohl mit seiner komplexen Beziehung zu Zidaine, als auch zu seiner eigenen Zauberkraft kämpft ist verloren gegangen.
Einige Randnotizen gibt es hier in diesem Kapitel dann auch noch. Beorn hat einen Koch in seiner Ottajasko schätzen gelernt. Und beim Kampf mit den Mammuts erinnern wir uns noch einmal kurz an Ragnor, der den Recken von Thorwal immerhin als Warnung dient, dass man ein Mammut nicht unterschätzen sollte. Bei all den neuen Figuren die auftauchen ist es auch noch einmal gut an die Regeln der Wettfahrt zu erinnern. Es dürfen keine Verwandten der beiden Konkurrenten mit auf Fahrt gehen. Somit scheidet die junge Magierin Ragnild wohl aus, auch wenn sie auch hier wieder ganz vorne mit dabei ist.
Alles in allem ist dieses Kapitel wohl ein vorbereitendes. Im nächsten Kapitel erwarten uns schwerwiegende Entscheidungen, wie der Titel Richtsprüche ankündigt.
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