Die internationalen Spieltage oder einfach: die Spiel. Das ist die Spielemesse für uns Normalsterbliche, die nun schon seit 1983 jedes Jahr im Oktober in Essen stattfindet. Im Gegensatz zur Nürnberger Spielewarenmesse, dem Geburtsort des Schwarzen Auges, dürfen hier auch Menschen die Hallen betreten, die keine Fachbesucher sind. Und sie kommen jedes Jahr in Scharen, die Veranstalter rechnen mit weit über 100.000 Besuchern.
In diesem Jahr wurden wir von unseren beiden Eulen Hibernia und Hysteria gezwungen, den Weg nach Essen zu machen, sollte es dort doch nach Ankündigung des Uhrwerk-Verlags den ominösen „Eulensaft“ zu kaufen geben, was in der tytoniden Gemeinschaft für Aufregung gesorgt hatte. Daneben waren auch noch einige Neuheiten vom Ulisses- und vom Uhrwerk-Verlag für unser Lieblingsrollenspiel angekündigt worden, und außerdem gab es da ja noch die Unzahl an anderen Spielen, die man ausprobieren konnte. Also gab es keine Ausreden, nicht zu fahren.
Messe-Überlebenstipps I: Die Anreise
Wer auch immer sich auf den Weg zur Messe Essen begibt, der ist gut beraten, den ÖPNV in Anspruch zu nehmen. Da die Verkehrssituation für Autos zu Messezeiten eher kompliziert ist, erspart man sich so eine Menge Stress. Und besser für die Umwelt ist es ja sowieso.
Andererseits ist die Sache mit dem Nahverkehr auch nicht so ganz ohne – zumindest wenn man zur Eröffnung der Hallen dort ankommen möchte. Da nahezu gleichzeitig eine wirklich große Anzahl Personen am Hauptbahnhof in Essen ankommt, die in kleinen Gruppen den Weg in die Katakomben der U-Bahn sucht, um dort dann die Linie U11 zur Messe zu entern, bildet der U-Bahnsteig einen klassischen Flaschenhals. Das war früher auch schon so, aber in der Regel wurde durch die in kurzen Abständen fahrende Linie die Wartezeit kurz gehalten.
Für uns neu in diesem Jahr war allerdings, dass der Fluss der Menschen ab Treppenbeginn zum Bahnsteig von bereits um 9 Uhr genervt wirkenden Angestellten der Verkehrsbetriebe gesteuert wurde. Vermutlich aufgrund der Love Parade-Tragödie in Duisburg sollte wohl ein möglichst reibungsloser Transport der Besucher garantiert werden. Sobald der Steig voll war, wurden entsprechend die Treppen gesperrt und ein Mitarbeiter mit Mikrofon trieb unermüdlich alle Reisenden an, den Bahnsteig bis zum Ende durch zu gehen. Früher reichte die schiere Menge der Personen aus, um das gleiche Ergebnis zu erbringen, was jetzt die Lautsprecher-Anweisungen zu erreichen versuchten. Für die Reisenden in den ankommenden U-Bahnen war jedenfalls nichts anders. Sie wurden mal wieder am Bahnsteig von einer Menschenmauer empfangen, die es nicht unbedingt leichter macht, auszusteigen. Als Anwohner/Gewohnheitspendler muss man zu Messezeiten hier wohl ein dickes Fell haben.
Der Weg in die Rollenspiel-Halle 6
Wie schon in den vergangenen Jahren, aber dank der geplante Umbauarbeiten an den Hallen wohl zum letzten Mal, befand sich der Großteil der Rollenspiel-Stände in der Halle 6, darunter auch wieder die der beiden DSA-Verlage Ulisses und Uhrwerk.
Auf der Suche nach Neuigkeiten erreichten wir zunächst den großen, grünen Stand aus Waldems, an dem die Besatzung schon sehr aktiv im Einsatz war, um den nach Öffnung der Tore stetig anschwellenden Besucherstrom zu bewältigen.
Was DSA angeht, waren auch einige Neuigkeiten und interessante Objekte zu bewundern und natürlich auch käuflich zu erwerben. Am Stand konnte man außerdem auch Gespräche mit nahezu der gesamten Ulisses-Mannschaft führen, darunter den Redakteuren Eevie Demirtel, Daniel Simon Richter und Alex Spohr.
Was gab es nun Interessantes an Produkten zu entdecken? Ganz neu und frisch zur Messe eingetroffen konnte man den neuen Roman Schwarze Perle von André Wiesler begutachten. Es handelt sich dabei um den ersten Teil des Zweiteilers Rose der Unsterblichkeit, in dem der Leser etwas über das Schicksal der alanfanischen Bemühungen in Richtung Uthuria erfährt. Ebenfalls anschauen konnte man sich die schon vor der Messe veröffentlichten Abenteuerbände Dämmerstunden und Mit wehenden Bannern. Ersterer ist eine Anthologie mit Horror-Abenteuern, passend zur nun wieder anstehenden Jahreszeit mit langen Nächten und kurzen Tagen. Der zweite Band beschäftigt sich mit der Zukunft der Wildermark und gibt einen Ausblick auf die politische Neustrukturierung im Mittelreich in der nahen Zukunft. Wer den Band käuflich erwarb, bekam außerdem eine auf zwei DINA3-Bögen ausgedruckte und geklammerte Version des kostenlosen Bonusmaterials „Nachhut“ zum Abenteuer als kleines Gimmick obendrauf. Wie angekündigt, konnte man in Essen außerdem auch noch die Restbestände der limitierten Ausgaben von Elementare Gewalten erwerben.
Am Samstag unseres Besuchs waren des Weiteren zwei Produkt-Vorstellungen durch Ulisses vorgesehen. Im ersten wurde die Setting-Box zur Kaiserstadt Gareth von Eevie vorgestellt. Den umfassenden Bericht dazu, inklusive Bilder, findet ihr ebenfalls im Strohsack.
Der zweite Workshop befasste sich mit den Stätten okkulter Geheimnisse. Alex präsentierte dabei Informationen zum dritten Magierakademienband, der in nicht allzu ferner Zukunft erscheinen soll. Obwohl wir dem Workshop sehr gerne beigewohnt hätten, haben wir ihn leider verpasst. Asche auf unser Haupt, aber glücklicherweise müssen wir auf den Band wohl nicht mehr so lange warten.
Auf Schicksalspfaden wandeln
Eine weitere große Neuigkeit war das frisch erschienene Miniaturen-Rollenspiel-Crossover Schicksalspfade. Michael Wischermann, einer der drei Macher des Spiels, war am Samstag, als wir die Messe besuchten, unermüdlich am Stand im Einsatz und stand auch uns für Fragen zum Spiel bereit.
Fairerweise müssen wir erwähnen, dass unsere Erfahrung in Miniaturenpielen nicht wirklich nennenswert ist. Andererseits will Schicksalspfade auch kein normales Tabletop-Spiel sein. Die Einbindung des Rollenspiels in das Miniaturenspiel ist erklärtes Ziel. Man führt dabei eine eigene Abenteurer-Gruppe und keine ganze Armee. Wenn alles läuft wie gewünscht, so soll später einmal auch die Konvertierung von eigenen Charakteren in die Schicksalspfade-Regeln möglich sein.
Dem interessierten Spieler wird es aktuell freundlicherweise leicht gemacht, in das Spiel hinein zu schnuppern. Für einen ersten Eindruck kann man zunächst das Einsteigerheft nutzen. Entweder lädt man sich dieses als kostenlose PDF-Datei herunter oder besorgt sich eine gedruckte Variante, z. B. auf einer Veranstaltung wie der Spiel. Es ist mit seinen 24 Seiten netterweise so aufgebaut, dass auf der Rückseite der Kartenbögen in der Heftmitte nur die Figurenbeschreibungen sind. Die Marker und Figurenaufsteller sind am Ende des Hefts auf eigenen Blättern, so dass nach Heraustrennen des Materials das Heft keine Lose-Blatt-Sammlung wird. Ein Beispiel für das enthaltene Material – wenn auch mit Miniaturen und nicht mit den Papieraufstellern – zeigt das obere Spielfeld auf dem Foto.
Will man nun tiefer ins Spiel einsteigen, kauft man sich das Grundregelbuch. Dieses ist komplett farbig und hübsch illustiert, enthält die Regeln, Hintergründe und einige Szenarien. Außerdem sind Bögen beigelegt, die die Spielpläne, Marker und Figurenaufsteller enthalten. Mit dem Material kann man vermutlich durchaus eine ganze Zeit spielen, allerdings dürfte bei stärkerer Benutzung dann der Kauf des Kartensets notwendig werden, da dieses entsprechende Bögen auf dickerem und damit wohl haltbarerem Material und dazu auch noch Plastikfüße für die Aufsteller enthält.
Schließlich gibt es dann natürlich noch die Miniaturen. Auch diese konnten bewundert und gekauft werden. Wer das Grundregelwerk erwarb, konnte sogar die exklusive Promofigur des Almadander Magnaten erstehen, die es später nicht zu kaufen geben wird. Man konnte auch schon die erst für Dezember angekündigte Figur der Bannmagierin aus Fasar bewundern. Die Figuren im 32 mm Maßstab werden selbstverständlich unbemalt verkauft. Wer also solche Kunstwerke wie die abgebildeten sein eigen nennen möchte, dem bleibt nur übrig, das Bemalen selbst zu übernehmen oder sich bspw. an Freunde zu wenden, die dazu in der Lage sind.
Monströs: Der Uhrwerkstand
Vom Ulisses-Stand war es kein weiter Weg bis zur myranischen DSA-Verwandtschaft, die auch nur einen Katzensprung entfernt residierte, ohne dass ein Efferdwall zu überqueren gewesen wäre. Der Uhrwerkstand präsentierte hier eine ausgewählte Palette an Produkten, darunter einige wunderschöne Sammlereditionen der vom Verlag vertriebenen Systeme wie Space 1889, Hollow Earth Expedition und Legend of the Five Rings.
Daneben konnte man sich natürlich auch die normalen Versionen der Bände zu Gemüte führen, auch von den anderen Systemen wie Deadlands und Malmsturm. Außerdem gab es neue Promowürfel zu bewundern, man konnte einen gepflegten Plausch mit der Stand-Besatzung führen, oder sich gar als Residenz für eine oder einen Featherly bewerben. Eine Vorstellung der Neuigkeiten zur Spiel durch den Chef des Uhrwerk-Verlags Patric Götz und Uli Lindner findet der geneigte Leser im übrigen hier bei DORP-TV.
Für den DSA-Fan das Interessanteste am Uhrwerk-Stand dürfte aber die zur Messe frisch erschienene Spielhilfe Myranische Monstren gewesen sein. Bei diesem Band, der sowohl in einer normalen als auch in einer limitierten Version mit Präge-Cover zu kaufen ist, handelt es sich um eine Spielhilfe zur Tierwelt Myranors mit 220 Seiten.
Gemäß des exotischeren Settings fällt hierbei die Auswahl der Tiere deutlich ausgefallener aus als die in der Zoo-Botanica Aventurica. Die Bilder zu den einzelnen Tieren sind, wie der ganze Band, vollfarbig. Neben alten Bekannten aus dem Codex Monstrorum findet man hier vor allem viele neue Tiere. Nicht alle von ihnen sind als Gegner konzipiert. Es gibt auch Haustiere für den myranischen Helden von Welt.
Jenseits von DSA
Kommen wir zum eigentlichen Grund für unsere Anwesenheit auf der Messe: Dem Eulensaft. Vor allem die Frage nach dem Inhalt der ominösen Dosen trieb unser Eulenkommando dazu, durch unangenehme Fragen die Wahrheit heraus zu bekommen. Die Angabe auf dem uns zur Verfügung gestellten Rezensionsexemplar zu den Inhalten spricht von „Molkeerzeugnis 50%“, „Koffein“, „Taurin“ (Stiere?) und anderem.
Die Realität ist deutlich grausamer. Wie unser anonymer Informant QvS mitteilte, wird der Eulensaft aus den bei der strengen Zuchtauswahl der sogenannten Featherlys durchgefallenen Jungeulen hergestellt. Vermutlich sollen damit zwei Fliegen mit eine Klappe geschlagen werden. Die Eulen-Gegner im Fandom sollen mit einer Exzellenz-Initiative im Zuchtprogramm der Plüschtiere besänftigt werden. Im zweiten Schritt soll sie der Saft dann auf den Eulengeschmack bringen. Die enthaltenen, suchterzeugenden Eulenbestandteile (Koffein – so bleiben die Eulen nachts wach) führen dann schließlich zum Zwang der Eulenhaltung. Erschütternd. Wir fragen uns dabei, ob seine Exzellenz, Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. Heinz Featherly hiervon tatsächlich Kenntnis hat. Wir können uns das nicht vorstellen. Nandurion bleibt bei diesem Thema auf jeden Fall an der Dose.
Messe-Überlebenstipps II: Die Masse überleben
Nun wollen wir noch etwas von der restlichen Spielemesse berichten. Das Angebot ist hier so groß und das Gedränge so dicht, dass man an einem Tag leider nur ausgesuchte Stände besuchen kann, will man sich mehr als nur oberflächlich informieren.
Wer kann, der besucht die Messe schon am Donnerstag, dem Eröffnungstag. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gedränge in der Regel nicht so dicht wie am Wochenende. Man kann sich im Vorfeld auf den einschlägigen Seiten der Messe und Verlage auch schon aussuchen, welche Stände einen interessieren könnten und wo man sie findet. Will man Spiele testen, so sollte man außerdem zu viert anreisen oder sich damit anfreunden, mit Unbekannten zusammen zu spielen. Letzteres hat natürlich auch seinen Reiz.
Was das Rollenspielerherz begehrt…
Neben den Ständen der üblichen Spielsysteme gibt es auf der Spiel auch immer unzählige andere Möglichkeiten, Geld auszugeben. Da sind beispielsweise die Würfel.
Es gibt Stände von vielen Würfelanbietern wie Chessex, Crystal Caste, Koplow oder Q-Workshop, um ein paar zu nennen. Vom Standard 7er-Set bis zu Exoten wie W30 oder W100 kann man hier fast alles bekommen. Ob mit Punkten oder aus Metall, ob riesig oder klein, ob Massenware oder Meteoriten-Einzelstück, das Angebot bietet für jeden Spieler und jede Geldbörse etwas.
Neben der Neuware kann man oft auch gebrauchte und vergriffene Produkte erstehen. Wie jedes Jahr sind auch einige Spieleantiquariate angereist. Die großen Rollenspielläden, die sich jedes Jahr in Halle 6 tummeln, haben eigentlich immer Kisten mit gebrauchten oder vergriffenen Abenteuern dabei. Das ist ein bisschen wie Schatzsuche, nur, dass Kreuze keinesfalls die Schätze markieren. Hier ist für Flohmarktfreunde die Stunde gekommen, muss man doch einiges an Suchleistung aufbringen, sucht man nur bestimmte Sachen. Bei den Preisen sollte man auch vorher Phex eine Spende entrichten, wissen doch auch die meisten Händler um den Preiswahn der elektronischen Warenbucht.
Jenseits von Spielmaterial für Tischrollenspiele ist auch für die LARPer einiges im Angebot. Manches davon ist auch für die Tischspieler interessant, wie schöne Notizbücher mit Ledereinband, Holzgeschirr oder gar Gewandungen. Die LARP-Waffen sind dagegen wohl zu speziell, was das angeht.
Da, wo es Gewandungen zu kaufen gibt, sind natürlich auch die Gewandeten nicht weit. Gerade in der Rollenspielhalle 6 und im Freigelände des Innenhofs sind diese anzutreffen. Dazu kommen auch die Cosplayer, die die Chance nutzen, um sich in ihre gerne quietschig bunte Cosplays zu werfen, um sie spazieren zu führen. Sie sind bevorzugt zwischen den Ständen der Comic Action zu finden, die vor allem in Halle 8 untergebracht sind. Die Comicaction bietet genau das, was man anhand des Titels erwartet, Comic & Manga und natürlich auch den dazu passenden Merchandise. Die Halle 8 bietet damit insgesamt einen bunten Kontrapunkt zur eher erdfarbenen Rollenspielszene.
Dass die Messe das Wort international im Titel trägt, kommt im übrigen nicht von ungefähr. Man findet jedes Jahr auch viele ausländische Anbieter – wie bei den Würfelherstellern – und kann so auch einmal Produkte in Augenschein nehmen, die man ansonsten höchstens im Internet zu Gesicht bekommt.
Ein schönes Beispiel im diesen Jahr war ein japanisches Ninja-Rollenspiel namens Shinobigami, das man antesten konnte, dessen Veröffentlichung aber erst für Ende nächsten Jahres geplant ist. Gerade solche Nischen mit hierzulande unbekannten Spielen zu entdecken ist einer der Reize der Spiel.
Auch Miniaturen-Freunde kommen auf ihre Kosten. An vielen Ständen kann man entsprechende Systeme begutachten, bemalte Figuren bewundern, sich Tipps holen, Profis beim Bemalen oder Gestalten zusehen, die Spiele ausprobieren und dabei vom erfahrenen Personal das ganze erklärt bekommen.
Wie haben uns, obwohl wir mit Miniaturen an sich nicht viel zu tun haben, am Ulisses Stand das System von Warmachines bzw. Hordes erklären lassen, die beide im Setting der Iron Kingdoms angesiedelt sind. Mit Hilfe der erfahrenen und freundlichen Anleitung am Stand konnten wir so auch schnell in die Grundprinzipien des Spiels hineinfinden.
Jenseits des Rollenspiels
Der Großteil der vorgestellten Spiele ist allerdings dem Bereich der Brettspiele zuzuordnen. Die Verlage – ob groß oder klein – bieten dem Besuchern Möglichkeiten, die mitgebrachten Spiele zu testen. Die großen Verlage haben dabei in der Regel auch die größte Fläche, allerdings findet sich bei ihnen meist auch der größte Andrang. Die meisten Spiele gehen von mindestens zwei Spielern aus, machen aber oft mit mehr Spielern mehr Spaß, weil erst dann das Konzept völlig aufgeht. Wenn man also einmal seinen Freundeskreis nicht motiviert bekommt, kann man auch zu zweit oder allein zur Spiel kommen, es findet sich immer jemand in einer ähnlich Situation, und die meisten Besucher sind sehr aufgeschlossen. Auch hier zeigt sich wieder die Internationalität der Spiel. Wenn man noch Mitspieler sucht, ist es nicht unwahrscheinlich, sich in einer lustigen Sprachmischmaschrunde wieder zu finden. Dieses Jahr ist es uns das erste Mal aufgefallen, dass die Verlage die oft rein deutschen Anleitungen auch gleich in englischer Übersetzung dabei hatten.
Was die Preise angeht, bieten einem die Händler für die Spiele teilweise Messepreise an. Bei älteren Spielen hat man die Chance, bei einem der Gebrauchtspiel-Händler ein solches günstig zu erstehen. Dabei kann man glücklicherweise auch gleich das Spiel vor Kauf auf Vollständigkeit überprüfen.
Bieten die kleinen Verlage weniger Platz, so ist der Kontakt dort meist direkter, teilweise kann man mit den Spieleautoren selbst über das Spiel sprechen. Wie der nette Herr Ode vom kleinen Hall Games-Verlag auf dem Foto zeigt, sind auch Brettspiel-Fans genauso verrückt wie wir Rollenspieler. Nicht jeder würde sich wohl dazu überreden lassen, sich mit einem Fräulein Featherly fotografieren zu lassen.
Die Spiele selbst müssen sich vor denen der großen Verlage nicht verstecken. Man schaue sich das hübsch gestaltete Bild des dargestellten Spiels Il Vecchio einfach einmal genauer an. Für Spieler, die mal ein anspruchsvolleres Spiel suchen, bieten die Produkte der kleinen Verlag oft entsprechende Möglichkeiten.
Zum Abschluss: Spieletests
Auch wenn wir dieses Jahr nur wenige Spiele testen konnten, wollen wir euch unsere Erkenntnisse dabei nicht vorenthalten. Da wäre einmal das aktuelle Spiel des Jahres, Kingdom Builder. Mit frei kombinierbaren Spielplanteilen und immer wechselnden Siegbedingungen ist dieses am ehesten an Carcassonne erinnernde Spiel sehr variabel. Allerdings scheint es dadurch auch sehr schwierig, eine vernünftige Spieltaktik zu entwickeln, zumal das Glück hier auch keine kleine Rolle spielt. Insgesamt nicht schlecht, aber es hat uns auch nicht wirklich überzeugt.
Auch Escape – Der Fluch des Tempels konnte uns nicht restlos begeistern. Hier ist die Taktik eher zu einfach, so dass der Spielspaß schnell der Langeweile weichen dürfte. Das Prinzip des kooperativen Spiels mit Würfelwürfen zur Flucht aus einem Tempel ist dabei sogar erfrischend neu und für Rollenspieler vielleicht sogar anders einsetzbar, die Balance der Spielschwierigkeit scheint aber nicht optimal zu sein.
Banana Matcho dagegen ist ein schnelles Spiel, das von der Konkurrenz lebt. Dass man dabei gegeneinander würfelt und auf eine gelbe Quietschebanane hauen muss, spricht in unsren Augen eindeutig für das Spiel. Das klingt nur auf den ersten Blick ziemlich Banane, hinter dem Spielprinzip steckt aber etwas mehr. Man muss stets abwägen zwischen den gewonnenen Punkten und der Gefahr, dass der Gegenspieler einem zuvorkommt. Also lieber den Spatz in der Hand oder die Banane auf dem Dach?
Komplexer ist das Spiel Caro. Die Spieler legen quadratische Steine in vier verschiedenen Farben, wobei verschiedene Farbkombinationen unterschiedliche Punktzahlen geben. Einfache Regeln, aber ein Spiel, bei dem viel nachdenken kann. Hat Spaß gemacht.
Schneller, mit deutlich höherem Glücksanteil, aber auch für taktische Spieler geeignet, zeigte sich das Kartenspiel Jackal & High. Mittels Würfelwürfen und Wetten auf bestimmte Karten muss man das pfotenstärkste Rudel auf die Beine stellen. Für ein kleines Spiel sehr kurzweilig.
Schließlich die Hamsterrolle. Ja, das ist wirklich der Name des Spiels und nicht unsere erste Assoziation dazu. 😉 Hier muss man seine Holzsteine nach und nach in ein Holzrad mit Stufen legen, ohne dass diese beim unvermeidlichen Rollen dann herausfallen. Wer seine Fingerfertigkeit steigern möchte, sollte hier zugreifen. Für Grobmotoriker und Menschen mit Parkett-Fußboden ist es wohl eher nichts.
Messe-Überlebenstipps III: Geduld haben
Zum Abschluss noch ein Tipp für diejenigen, die einmal zur Messe wollen, um dort Spiele zur Probe zu spielen. Auch wenn das Gedränge groß ist, irgendwann wird jeder Tisch mal frei. Manchmal kann man am Spiel auch schon erkennen, ob die Spieler bald fertig sind oder nicht. Im Prinzip kann man auch einmal nachfragen, wie lange die Spieler denn wohl noch brauchen werden. Gerade wenn man viel spielt und häufig gefragt wird, kann die Fragerei irgendwann lästig werden, vor allem, wenn man sich auf ein Spiel konzentriert. Grundsätzlich gilt sowieso wie überall: Meist schallt es aus dem Wald heraus, wie man hinein gerufen hat. Deshalb einfach freundlich bleiben.
Unser Fazit: Es war zwar anstrengend, hat aber mal wieder rund herum Spaß gemacht!
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