Ein altes maraskanisches Sprichwort sagt: „Von zwei Dingen kann eine Bruderschwester nie genug haben: Meinungen und Gegenmeinungen“. In diesem Sinne führen wir die Reihe der Nandurion-Hesindedispute 2012 heute mit der Besprechung des Aventurischen Boten #156 weiter. Diesmal am Start ist Nandurions „Grumpy Old Men“-Fraktion (Salaza, Josch & Vibart), die sich bei einer Tasse Nierentee über die Licht- und Schattenseiten der aktuellen Ausgabe auslassen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
Cover
Josch: Wieder mal Gareth und zugleich das schönste der drei Cover aus der Box. Seit dem Jahresrückblick bin ich ja endgültig als Anna Steinbauer–Fanboy geoutet, und dieses Bild wird daran bestimmt nichts ändern.
Die Königswahl von Mirham (Achtung: Spoiler!)
Salaza: Ah, der Siegerbeitrag zum Wahl-Szenario. Da bin ich mal gespannt. OK, Stilblüten-Klassiker ist auch dabei: „Leichen, die immer brutaler getötet werden.“ Obwohl: GolgBasaltfäustler machen so etwas bestimmt. Ein Dilettant mit MADAS SPIEGEL? Na gut, der Plot will es.
Das Szenario selbst finde ich ganz interessant. Es liest sich spannend, aber als Meister muss man hier noch eine Menge Fleisch auf das Plotgerüst werfen, sollen die Helden nicht einfach nur durch eine Geschichte laufen. Der beschriebene Ablauf ist teilweise doch sehr detailliert, Abweichungen muss man erst einmal einbauen. Manche angerissene Sache (der Kontrollhelm bspw.) hätte ich mir schon etwas detaillierter gewünscht. So muss man, will man den Helden nicht nur vage Informationen geben, das Artefakt erst einmal selbst erstellen.
Josch: Kai Lemberg scheint sich im Moment anzuschicken, alles zu gewinnen, was nicht bei drei auf dem Siegertreppchen ist. Und das durchaus mit Recht, denn sein Vorschlag zur Entwicklung Mirhams liest sich vielversprechend und kommt zu einem, wie ich finde, interessanten Ende (Mirham bleibt unter der Fuchtel Al’Anfas, Oderin nimmt sich der Sache persönlich an). Ein Manko dürfte für viele sein, dass der ganze Text eher als ausführlicher Bericht über den Verlauf der Ereignisse denn als Abenteuer für den Einsatz am Spieltisch aufbereitet ist. Hier muss, wie Salaza schon sagte, noch ordentlich was investiert werden. Ein in Anarchie und Pöbelherrschaft endendes Südkönigreich, das zur Wiederherstellung der Ordnung von Magiern der Akademie in Koalition mit Echsenswesen übernommen wird, dann seine eigene Uthuria-Expedition startet und mit dem dort erworbenen Erkenntnissen schließlich Al’Anfa überrennt, hätte aber auch seinen Reiz gehabt. Warum hab ich das eigentlich nicht eingereicht?
Teilt eigentlich noch jemand meine Ansicht, dass Themodates von Shoy’Rhina aussieht wie eine Mischung aus dem späten Michael Jackson und Benicio del Toro? (Nein, das ist nicht als Kritik gemeint.)
Vibart: Tja … die Sache mit Mirham ist jetzt dann wohl ja geklärt. King John von Shoy’Rina bleibt dekadent auf seinem Thron sitzen, ganz so wie es auf S. 5 auch abgebildet ist, Oderin zieht ein paar Fäden mehr im Süden, und Mirham durfte mal hübsch brennen. Ob das am Spieltisch auch ein gutes Abenteuer abgibt? Man müsste es wohl ausprobieren. Da bei mir aventurische Hofintrigen und Thronfolge-Querellas inzwischen ähnliche Gefühle auslösen wie die 34. Wiederholung von „Drei Nüsse für Aschenbrödel“, werde ich es wohl nicht tun. Insgesamt muss man dem Szenario aber zugestehen, dass es vom Lesen her ganz gut erarbeitet wirkt. Aber: Wer zum Gal’kzuul kommt auf Vornamen wie „Ab’bedudja’ne„?
Tractatus Contra Bestias: Der Gestaltwandler
Salaza: Solide Beschreibung. Die Kreaturenbeschreibungen halte ich für eine sehr schöne Sache. Schön auch, dass da einige mögliche mythologische Ansätze für den Hintergrund mit drin sind. Hinterhalt (35) ist auch mal eine Ansage. Also: Mehr davon.
Josch: Dem kann ich mich anschließen. Die Reihe im Boten ist ein echter Gewinn, und Gestaltwandler sind sowas wie der Universalschraubenschlüssel im Spielleiterwerkzeugkasten des Grauens. Und ohne dämonische Komponente macht die Sache gleich viel mehr Spaß. Schönes fieses Bild von fies schöner Szene von Diana Rahfoth. So soll es sein.
Vibart: Jawohl – ein Standardwerkzeug aus der Serie: „Paranoide Spieler in 24 Stunden“ wird umfassend beschrieben, und das ist gut so. Allerdings hätte mich noch als Meister das genaue Verhältnis zwischen Gestaltwandler und Quitslinga interessiert, da wird mir zu viel angedeutet und wieder verwirrt. Insgesamt hat mir der Artikel Lust gemacht, die Helden einmal wieder in ein Abenteuer zu schicken, in dem sich dann der beste Freund als fieses, billiges Imitat aus der Sphäre des Namenlosen … äh, oder Amazeroth … oder diesem dritten Gott … eigentlich auch egal … erweist.
Das Bornland wählt (Achtung: Spoiler!)
Salaza: Die Einbindung der Spieler finde ich super. Entsprechend werde ich über die Wahl jetzt auch nicht moppern. Die Informationen zur Wahl für ein eigenes kleines Szenario finde ich auch super. Ugos Schicksal finde ich auch OK, das ihn umgebende Setting war ja eh nicht genutzt worden und hat mir sowieso nicht gefallen. Jetzt noch Glorana enteisen und das Bornland mit neuem Elan starten. Fände ich gut.
Vibart: Das Szenario transportiert gut winterliche Bronnjaren-am-Arsch-der-Welt-Atmosphäre und hat spannende Szenen sowie gelungen gezeichnete Charaktere (im doppelten Wortsinn) zu bieten. Allerdings habe ich mein Problem mit der Auflösung bzw. mit dem Ausgang der Sache: Dass Nadjescha gewählt wird, obwohl ihr Bruder der Mörder ist, scheint mir irgendwie nicht ganz plausibel in einer Gesellschaft, in der ja dynastisches Denken und feudale Familienehre eine gewisse Rolle spielen sollten. Da stand wohl der Mörder bzw. die Story schon fest, bevor die werte Wählerschaft der Botenleser den Sieger kürte. Sei’s drum: Auf alle Fälle will ich mehr von diesem Einbezug der Spielerschaft, und mir gefällt auch die neue Adelsmarschallin Nadjescha ganz gut.
Josch: Mein Aufruf hat scheinbar nichts gebracht. Aber Nadjescha von Leufurten ist nach Ischtan von Quelldunkel sicher die zweitbeste Wahl. Hoffentlich geht jetzt mal endlich wieder die Post ab im Bornland. Und vielleicht kann unsere neue Marschallin auch den Anstoß dafür geben, dass Thesia zurück geholt und dieser wirklich saudämliche Glorana-Plot eingeschmolzen wird. Oder was mit Theaterrittern. Oder Piraten. Halt irgendwas mit mehr Action und weniger Politik und Gedöns. Dass Nadjescha die Wahl trotz der Verstrickung ihres Bruders gewinnt, scheint mir angesichts ihres zupackenden Verhaltens (votiert für die Hinrichtung ihres Bruders) nicht unglaubwürdig und gibt der Wahl eine gewisse tragische Note. Mal sehen, was von der Seite noch kommt.
Wirklich sehr schön, dass und wie auch diese Bornlandswahl wieder in die Hände der Fans gelegt wurde. Das Szenario, eine kleines Whodunnit, bei dem die Helden als Überführer des wahren Mörders glänzen können, ist eine passende Ergänzung, auch wenn es sehr komprimiert daher kommt und der Spielleiter auch hier noch ordentlich Butter bei die Dorsche packen muss. Aber das haben Kurzszenarien so an sich, und der Platz in diesem Boten wurde schließlich für Wichtigeres verwendet. *hüstel*.
Comicstrip
Josch: Kommen die jetzt in Serie? Eigentlich eine nette Idee als Gimmick für den Boten. Yppolita scheint sich auf jeden Fall gut darauf vorzubereiten, demnächst im Orkland Helden auf den Mantelsack gehen zu gönnen.
Salaza: Das ist doch eine nette Ergänzung. Kleine, humoristische Einlagen, finde ich gut. Und für die postnahematische Zeit (Ende des 13. Zeitalters) ist offenbar auch schon vorgesorgt.
Vibart: Comicstrip? Darf bleiben! Insiderjokes? Dafür ist der Bote ja da! Aber: Irgendwie musste ich trotzdem nicht lachen.
Aventurische Archetypen: Die Zofe
Josch: Der nächste SC-Baukasten aus der Reihe „Zehn Professionen, die sie nicht wählen sollten, wenn Sie das Finale der Borbaradkampagne erleben wollen.“ Als überzeugter Anhänger der Hotzenplotz-Spielphilosophie freue ich mich aber sehr über derartigen Schnickschnack. Feine Illustration auch von ArtemColoria.
Salaza: Ein weiterer Archetyp, mit Abenteueraufhängern und Impressionen zum Hintergrund. Wirkt auf mich solide ausgearbeitet und mit einer schönen Illustration versehen. Brauche ich selber nicht unbedingt, aber ich kann mir durchaus sehr sinnvolle Einsätze vorstellen. Beispielsweise, wenn man mit Anfängern spielt oder ein Spieler ob tragischer Umstände mal kurzfristig Ersatz am Abend braucht, um sich nicht zu langweilen.
Vibart: Ideal wäre ein Heldendouble mit der Adligen Hofdame aus dem Boten 154 (Nandurion disputierte), die natürlich nicht ohne ihre Lieblingszofe auf Abenteuer ausfährt. Hartgesottene Anhänger der „Mein-Held-muss-rocken“-Philosophie werden kritisch anmerken können, dass die gute Lana kaum GP kostet, dafür aber trotzdem eigentlich nix kann. Selbst ihre im Text gelobte Kernkompetenz „Beredsamkeit“ ist mit „Überreden +6“ nun mal nicht herausragend. Charakterspieler haben aber sicherlich ihren Spaß an der Figur, die gelungen illustriert mit gezückter Haarbürste ins Abenteuer schreitet.
Wolfsgeheul
Salaza: Ein Szenario passend zur Jahreszeit. Eigentlich Teil der Kyrbluthaven-Kampagne, ist es für sich genommen aber ziemlich selbstständig und portabel. Das kann man auch in Aventurien anbieten, man ersetze Shakagra durch einen Klischee-Schwarzmagier. Vom Umfang her natürlich ziemlich kurz (ist ja nur eine Seite), ich kann mir aber gut vorstellen, hier einen oder zwei sehr stimmungsvolle und gruselige (liegt gerade ja anscheinend auch im Trend) Abende zu verbringen. Vor allem, wenn draußen wirklich der Wind weht und der Schnee fällt. In meinen Augen der bisher beste Teil der doch unter der Kürze leidenden Kampagne, der auch für Nicht-Myranier interessant sein dürfte.
Vibart: Ja, lieber Salaza, ich stimme dir völlig zu. Jederzeit portierbar, schön stimmungsvoll, knapp und simpel. Die Kyrbluthavenkampagne darum jedoch zerfällt aus meiner Sicht immer mehr in ein etwas zusammenhangsloses Schema „Map-Monster-Melee“. Schade.
Josch: Munchkin Myranor: Rette den Seekönig. Sammel die Albenschätze. Erstich deine Kumpels.
Artefaktschmiede
Josch: Zant und Zäntchen. Wee Tee Eff! (Soundtrack)
Salaza: Artefakte als Ergänzung im Boten: Daumen hoch. Dieser Ring ist allerdings sehr speziell, man könnte fast sagen: ein wenig albern. Wem ein gewisser zotiger Humor nicht zusagt, der sollte hier einfach weiterblättern. Ansonsten kann der Ring durchaus für einige komische Momente sorgen, wenn auch auf Kosten der Dämonen-sind-gefährlich-Stimmung. Als ernsthaftes Artefakt mit Langzeitnutzen ist er eher schwer vorstellbar. Zumal mir das „nicht analysierbar wegen Zauberpatzer“ auch nicht gefällt.
Vibart: Nach dem Albenwulf der Albern-Ring — meine natürlich Asarjaban-Ring. Wer Dämonen mit leicht witzigem Charakter haben will, die tagsüber mürrische Niedlichkeit verströmen, der soll den Ring unters Heldenvolk werfen. Wer den chaotisch-gefährlichen Aspekt der Kreaturen aus den Niederhöllen betont, der lässt am besten die Finger davon. Das aventurische Battlecat hat schon genug damit zu tun, seine Glaubwürdigkeit auf dem Schlachtfeld mit Klauen und Zähnen zu verteidigen.
Uthurisches Bestiarum
Salaza: Interessantes Wesen, diese Dryade. Eine schöne Ergänzung. Und auch in Aventurien einsetzbar, könnte ich mir bspw. auf Maraskan oder im Regenwald vorstellen. Im Wertekasten für das Gift des Baumes ist allerdings ein Fehler, da die Erschwernis der dort angegebenen Selbstbeherrschungs-Probe noch vom Baumalter abhängen sollte, die Formel aber nicht korrekt angegeben ist. Das kann man aber auch selbst beliebig anpassen, so gesehen: kein Drama, Baby.
Vibart: Jap, eine bemerkenswerte Alternative zur eher harmlosen Standard-Dryade. Könnte auch ein Abenteueraufhänger sein („Rettet den Prinzen aus den Klauen des Baums!“), allerdings muss man dann das idyllische Pflänzchen fällen und roden. Keine Aufgabe für Druiden und Waldschrate.
Josch: Laubbaum-Guru verteilt Teile seines Wesens auf Personen, die ihn dann zu schützen gezwungen sind und im Gegenzug eine Reihe von Vorteilen wie bspw. Altersresistenz und Heilung erhalten. Also Waldhippie-Kommune mit leichtem Sekteneinschlag. Nicht mal eine Seite, und doch das erste Highlight des Boten. Kurz, knackig, knallig. Und ja, nach Maraskan passt das m.E. perfekt. Und schon wieder sind wir uns alle einig hier. Was für eine Konsenssoße. Was macht eigentlich die Feyamaus? (Korrektorat des Botendisputs, damit Xeledon nicht wieder meckert; Anm. d. Red.)
Nandurion
Salaza: Wer hat hier wieder Interna ausgeplaudert? Wir haben ein Leck! Und wer war jetzt nochmal Lehrmeister für die Faktenwand? Völlig ohne Balancing übrigens, diese neuen Sonderfertigkeiten. Wer hat denn hier das Regellektorat gemacht?
Josch: Deine Mudda macht DSA-Regellektorat! An dieser Stelle noch mal Danke an die Botenredaktion, dass sie uns diesen Artikel so frei nach unseren Vorstellungen haben schreiben lassen. Wenn mich nicht alles täuscht, waren wir jetzt nach DG und OTV das dritte Fanprojekt, das in jüngerer Zeit im Boten vorgestellt wurde. Wir können aus eigener Erfahrung sagen, dass das extrem unkompliziert verläuft. Ich hoffe, das animiert noch mehr dazu, diese Option wahrzunehmen. Zum Inhalt des Artikels hat Sir Nox bereits alles gesagt. Eigentlich haben wir jetzt alles erreicht, was man als Fanprojekt so wollen kann. Zeit, die DSA-Lizenz zu kaufen und den Firmensitz von Waldems nach Haselsfuchsbach zu verlegen.
Letzter Hinweis: Nicht mit jedem PDF-Viewer werden komischerweise die Illustrationen in diesem Artikel (von Melanie Maier, Diana Rahfoth und Verena Schneider) korrekt angezeigt.
Vibart: Wegen Befangenheit enthalte ich mich mal jeden Kommentars. Andererseits: Wann beim Thema DSA wäre ich mal nicht befangen? Von daher: Danke, dass Nandurion diese Gelegenheit bekommen hat.
Produktvorschau
Salaza: *hüstel* Der Weltuntergang droht nach dem Maya-Kalender und nicht nach dem Azteken-Kalender. (Wobei der Unterschied eigentlich spätestens seit der Arbeit an Uthuria klar sein sollte … Anm. d. Red.) Aber gut, ist ja eh quatsch … Ansonsten viel bereits bekanntes. Porto Velvenya soll Ende Februar erscheinen, damit sollte auch das Bonus-PDF zu An fremden Gestaden bis dahin fertig sein. Stätten okkulter Geheimnisse und die Gareth-Box sind ja gerade erschienen. Dazu die Klingentänzer-Ankündigung und die Roman-Aktualisierung. Neuigkeit hier: Die Rose der Unsterblichkeit-Romanreihe zu Uthuria bekommt noch einen dritten Teil.
Vibart: Die übliche „Bald auf diesem Sender“-Vorschau. Übrigens für mich ein gutes Beispiel dafür, wie vielfältig (*hüstel* unterschiedlich) die Cover-Gestaltung momentan ist, wenn man drei Cover mal untereinander sieht: Zum ersten habe ich an anderer Stelle viel gesagt (not my piece of cake), beim zweiten könnte ich jubeln, weil es einfach super aussieht, beim dritten bin ich mir noch unschlüssig, ob man es mit zwei linken Händen beklatschen könnte. Ansonsten – gehört dazu, ist informativ.
Josch: Machen wir’s kurz: Taladur VI kommt im Februar 2013, Klingentänzer im Frühjahr 2013. Hoffen wir, dass Uthuria bald endlich aus’m Quark kommt. (P.S. Leider war es mir nicht möglich, diese Redewendung mit einem „Stätten yakulter Geheimnisse“-Wortspiel zu verbinden. Der geneigte Leser ist angehalten, dies selbst zu versuchen. Hinweise nimmt Ihr Nandurion-Vertrauenseinhorn jederzeit entgegen.)
Schicksalspfade
Vibart: Bekomme ich jetzt in jeder Ausgabe neue Miniaturen vorgestellt..? *Seufz*
Josch: Zu viel Nerdplaymobil. Ich hab’s ja schon gekauft !!!111elf Was soll ich denn noch machen? Ich kann’s im Boten einfach nicht mehr sehen. Bitte aufhören! *Schluchz*. *Heul*. *Zeter*.
DSA im Spiegel der Wissenschaft
Salaza: Klingt erstmal nach einem interessanten Projekt, wenn die Texte auch entsprechend nicht zu dröge geschrieben werden. Die Balance zwischen wissenschaftlichem Anspruch und Lesespaß zu finden, dürfte schwierig werden. Mal sehen, was daraus wird. Je nach Auflage könnte der Preis des fertigen Bandes erfahrungsgemäß aber manchem DSA-Spieler die Sprache verschlagen.
Vibart: Fallen die Worte „DSA“ und „Wissenschaft“ in einem Satz, rollen sich mir sofort schmerzhaft die GNS-Nägel an den Zehen auf und ich muss mein Rant-Tourette-Syndrom massiv unterdrücken. Tu ich das halt mal. Vielleicht kommt ja dabei was Interessantes raus, für mich ist es nach wie vor einfach ein gutes Spiel.
Josch: Lustige Idee, auch wenn ich fürchte, dass Fragen der korrekten Exegese maraskanischer Drajische in historisch-kritischer Perspektive ebenso wenig drunter fallen wie sozialpsychologische Untersuchungen zum „Wird schon stimmen, steht im Forum“-Bias. Vielleicht dann in Band II. Und solange es hier um wissenschaftliche Beiträge zu und über DSA etc. pp. geht und nicht um den Versuch, aus Rollenspielentwicklung eine angewandte Wissenschaft zu machen, ist für mich erst mal alles eitel Sonnenschein.
Eine xeledongefällige Karte Brabaks
Salaza: OK … nettes kleines Gimmick, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Vibart: Kann mir jemand erklären, warum eine Verspottung Brabaks in Al’Anfa für Volksunruhen sorgt (siehe Ingame-Teil)? Irgendwie habe ich da was nicht ganz verstanden. Ansonsten: nett, halt kaum Ingame-Flair.
Josch: Ich kann mir das sehr gut als Ingame-Vorlage vorstellen, trotz des leichten Comic-Stils (auch kein größerer Stilbruch als Interviews im Ingame-Boten). Was den Zusammenhang angeht, kam mir das Verbrennen von deutschen und schwedischen Flaggen aufgrund von Karikaturen in dänischen Magazinen deutlich spanischer vor.
Die große DSA-Umfrage
Josch: Ich hoffe sehr, dass alle Beteiligten sich vernünftig entscheiden und demnächst mein Wunsch-DSA rauskommt. Ansonsten liegt die Schuld natürlich bei Ulisses und DSA/Savage Worlds/D&D/Storyteller/Simulationisten/Transzendental-RPG/(Nichtzutreffendes bitte streichen)-Fanboys.
P.S. Habe gerade noch mal meinen Nostradamus überprüft: DSA5 ist eindeutig eines der sechs Zeichen der Apokalypse. Ich mache mich dann schon mal für die Beilunker Reiter des Untergangs bereit.
Salaza: Ich bin auf die Ergebnisse auch sehr gespannt. Nach den Rückmeldungen im Forum werden vermutlich alleine die zusätzlichen Kommentare am Ende ein ganzes Buch ergeben. Die Folgerungen aus der Umfrage werden naturgemäß nur einem Teil der Spielerschaft gefallen, aber zumindest bei dieser nachzufragen halte ich für schlau und sehr positiv. Dass einzelne Fragen vielleicht noch nicht optimal gestellt waren, das kann man durchaus so sehen, aber ich denke, dass dem Ganzen schon der ehrliche Wunsch nach echter Meinungseinholung zugrunde liegt. Mal sehen, ob in einer weiteren Umfrage die teilweise recht großformatigen Fragethemen noch feiner ausdifferenziert werden. Ich bin auf jeden Fall gespannt.
Vibart: Zustimmung, meine Herren! Alleine der Plan einer Befragung der Kundschaft ist eine gute Sache, und ich habe auch schon brav teilgenommen. Dass am Anfang der „Regel-Umfrage“ eine Marktdatenerhebung steht, mag einem legitimen finanziellen Interesse des Verlags geschuldet sein. Ansonsten zeigen sich die ersten zarten Andeutungen Richtung DSA 4.1+X von offizieller Seite. Und das so kurz vor Weltende!
Meisterinformationen
Salaza: Finde ich diesmal vom Umfang und Ausblick her sehr gut. Da sind tatsächlich konkrete Entwicklungen benannt, so dass man als Meister seine Plots entsprechend anpassen kann. Gut so!
Vibart: Oh Wunder — unser Geheule über den inhaltsarmen Meisterteil aus den vorhergehenden Boten wurde anscheinend erhört? Insgesamt kann man nun damit mehr anfangen, und es macht Spaß beim Lesen. Und diese ganze Maraskan-Geschichte habe ich gar erst durch die Lektüre jener Seiten kapiert.
Josch: Ja, das geht eindeutig mit sehr großen Schritten in die richtige Richtung. Bitte weiter so! Und natürlich hat Nandurion, die Gemeinschaft der Säulenheiligen der praktizierten Spielbarkeit und Anwaltschaft des kleinen DSA-Mannes, das ganz alleine hervorgebracht. Schließlich stehen wir im Boten. Da müssen wir ja irgendwas können, sonst hätte Ulisses uns wohl kaum diesen faustischen- borbaradianischen Deal vorgeschlagen. (afk Hand auf Glasgötzen legen und „Für Axel!“ flüstern.)
Ingame-Teil
Weshalb die Kindliche überlebt hat & Oberhaupt des maraskanischen Glaubens im Abseits
Salaza: Auf Maraskan geht es weiter. Gefällt mir. Ein interessantes Setting, das eine geplante Entwicklung zeigt. Ich bin mal gespannt, was als nächstes kommt. Die Kontrahenten verfügen ja über einen sehr langen Atem.
Vibart: Das verwunderte und komplexe Studieren dieses Artikels hat mir mal wieder gezeigt, dass man sich auf Maraskan einfach nicht auskennt, wenn man sich nicht ständig damit beschäftigt. Aber gut: Die Freunde der kleinen, seltsamen Insel haben es verdient, dass der Plot dort weiter voranschreitet.
Josch: Klug und weise gesprochen, Bruderschwestern Vibardjian und Salaziber. Dass Milhibethjida jetzt in Asboran im Tempel versauern soll, gefällt mir zwar weniger, aber wir wollen doch mal sehen, welche vier Asse die Kleine noch im Ärmel hat. Dass sogar eine Extraspalte zu Kladj eingefügt wurde, lässt einem regelrecht das Herz aufgehen. Soviel Maraskan war lange nicht im Boten. Danke, Bruderschwester Epping und Bruderschwester Masberg. Ich verneige mich.
Rückeroberung von Drîleuen schreitet voran
Salaza: Nanu? Rondrianer, die geschickt Krieg führen und das auch mit grauen Zwischentönen? Gut so … sonst rollen bald diese Nandus-Strategen das Feld von hinten auf!
Vibart: Wo ist der gute alte FC Selbstmordkommando rot-weiß hin? Aber gut: Nur so bietet man den dunklen Landen Paroli. Sieht nach einem deutlichen Erstarken der gebeutelten Kirche der Leuin aus.
Josch: Leute wie ich, denen die ganze emomäßige „Ronnie-Wants to kill himself“-Attitüde irgendwann ein wenig das Interesse an der Rondra-Kirche verhagelt hatte, müssen hier evtl. zwischendurch beim Lesen die Wiki bemühen, um nicht aus der Kurve zu fliegen. Aber was ich hier verstanden habe, lässt mich hoffen, dass unsere Berufs-Suizidalen in die Puschen kommen und mal ordentlich auf die Kesselpauke hauen. Das wäre fein.
Adlerorden besucht Vinsalter Kriegerkademie
Salaza: Fluffig. Aber nicht mehr. Wirkt ein wenig wie Füllstoff. Aber gut. Gibt es in jeder Zeitung.
Vibart: Ah – ja: Und welcher Sack Reis war nun in Vinsalt der Grund für diesen Besuch? Aber vielleicht verbirgt sich ja was dahinter, was ich mal wieder einfach nicht verstehe …
Josch: Wahrscheinlich enthält dieser Artikel für Horasreich-Experten mindestens eine hochgeheime und interessante Information. Für alle anderen reicht „Ravendoza stattete der ehrwürdigen Akademie einen Besuch ab“ als tl;dr. Wieso muss ich jetzt eigentlich die ganze Zeit an Thomas Bernhard denken?
Salamander-Informationen
Salaza: Magierkolleg in Honingen? Na gut, hat wenig bis keine regeltechnische Auswirkungen, und das magierfeindliche Albernia kann eine kleine Institution gebrauchen. Warum auf dieser (Salamander-)Seite auch die Meldung zum Rückzug von Boten-Korrespondentin Melisande Melders steht? Keine Ahnung. Aber vermutlich ist es gut, dass das jetzt so gemacht wurde. Kleiderordnung? Der gute Kosmaar hat es nicht leicht. Aber der Artikel zeigt eine durchaus praktikable Anpassung der Regeln. Soweit in Ordnung, in meinen Augen.
Vibart: Bin mal gespannt, wohin die neue Akademie geht. Allerdings verstehe ich auch einige Stimmen aus der Netzwelt: Kurz nach dem Erscheinen des letzten Akademienbandes eine neue zu gründen, die nicht mit aufgenommen wurde, ist nicht gerade strategisch klug. Passend dazu die Präzisierung (?) der Kleiderordnung für eher liberal gesinnte Gildenmitglieder aus dem Land der ersten Sonne oder des Horasiats. Merkt euch: Eine Brosche mit Heptagramm druff tut’s also nicht!
Josch: So, wie ich das verstanden habe, ist das ein Begleitartikel zu einem Live-RP-Plot, der gerade läuft. Und solange der noch nicht vorbei ist, und weder klar ist, ob (und in welcher Form) diese Proto-Akademie jemals Teil des offiziellen Aventuriens sein wird, fände ich es auch verfrüht, sie in einem blauen Band auftauchen zu lassen. Und dass früher oder später wieder Akademien dazukommen oder verschwinden oder die Informationen aus den drei MASH-Bänden nicht mehr aktuell sein werden, ist so sicher wie das „Wir dürfen das“ in der Praioskirche. Von daher sehe ich hier keinen Grund zum Gemecker.
Kleinanzeigen im Salamander sind auch eine feine Sache. Buy-one-get-one-free jetzt also auch im Golemiden-Business, und das von Sonnenuntergang bis -aufgang. Mal sehen, wann diese Form der Gratismentalität dazu führt, dass sich der G(olemiden) E(inzugs) MA(gistrat) der Sache annimmt.
Der Herr der Münze
Josch: Rafik von Taladur gebietet in Zukunft über die kaiserliche Münze in Almada. Ob dieses Manöver des alten Fuchses jetzt die Regierungen der restlichen Mittelreichstaaten dazu bewegen wird, das erst jüngt geschnürte Dukatenrettungspaket in Frage zu stellen und ob mit einer neuen Beunruhigung horasischer Finanzmärkte zu rechnen ist, bleibt vorerst offen. Solange Rafik nicht anfängt, Haipa-Haipa-Feten mit minderjährigen Sharisads zu feiern, soll mir das alles recht sein.
Vibart: Wer dahinter tolkiensche Epik vermutet, wird in dem Artikel eines Besseren belehrt, denn in Almada hebt ein neuer-alter zwielichtiger NSC das zwirbelbartgezierte Haupt. Das intrigante Stehaufmännchen namens Rafik von Taladur wird also vermutlich noch die eine oder andere Rolle zu spielen haben.
Salaza: Rafik gehört inzwischen ja zu den dienstälteren NSCs. Schön, dass er auch weiterhin eine Rolle spielt. Und ein Almada ohne Intrige wäre ja wirklich langweilig.
Aufstand in Baburin
Vibart: Hier also auch Aufstand und Unruhe! Einmal mehr werden jedoch wieder Ereignisse aus Schleiertanz aufgegriffen und bespielt. Die Hintergründe werden im Meisterteil umfangreich erklärt, und die Kommentare verschiedener Baburiner Promis zu der Geschichte lesen sich hübsch.
Salaza: Finde ich auch gut. Und vermutlich gut nutzbar für Spielleiter und Spieler des Schleiertanzes. Dafür ist der Ingame-Teil des Boten auch da!
Kleinigkeiten:
Vibart: Sowohl Iphemia von Elburum als auch der Wahrer der Ordnung reisen gerade aus unbekannten Gründen herum. Die erwähnte Brabakkarte stürzt Al’Anfa in Unruhen. Apropos Unruhen: Auch in Fasar gibt es die gerade, weil ein Novadi schneller reitet als der Champion des Fürsten. Dass die Rondra-Kirche erstarkt, zeigt sich nicht nur bei Drîleuen, und eine Kusliker Mätresse packt aus (*hüstel*). In Albernia gibts eine politisch brisante Brautschau für den jungen Finnian, und am schönsten sind wieder die Kleinanzeigen geraten. Insgesamt bietet sich hier jede Menge Kurzweil und Abwechslung für den Leser.
Salaza: Die Bräutigam-Suche der Witwe Ayline von Ulmenhain sorgt auch mal für Widerspruch, kleinere Ingame-Meldungen der Redaktion, z.B. die Entschuldigung an Rohaja, sind schöne Details, ebenso die Kleinanzeigen. Verschiedene Reisen hängen vermutlich mit Abenteuerentwicklungen zusammen – Quanionsqueste und Schleier-Kampagne, und in Al’Anfa verunglimpft ein revolutionärer Tsaist Brabak. Aufstände in Fasar als Alveraniars-DPA-Hintergrund, die Rondrakirche wird wieder als ernstzunehmende Gruppe aufgebaut, die Bornlandwahl beschrieben, der Horas bekommt auch mal sein Fett weg (beim Titel stimme ich Kollege Vibart zu: „eine Kusliker Mätresse packt aus“ ist natürlich an gewollter Schlüpfrigkeit nicht zu überbieten), und es wird an verstärkten Banden zwischen Albernia und Horasreich gearbeitet. Nette Artikel, die das Flair einer echten Zeitung stärken und in verschiedenen aktuellen und bald laufenden Kampagnen auch als Handouts genutzt werden können. Sehr schön.
Josch: Dem schließ ich mich an. Hatte beim Lesen kaum das Gefühl, Füllmaterial zu konsumieren, und auch wenn mich nicht alles davon gleichermaßen interessiert, dürfte für jeden etwas dabei sein. So ausgewogen und gut konzipiert habe ich lange keinen Ingame-Boten mehr gesehen. Auch hier sind noch mal Kleinanzeigen, wobei mir diese hier mit Abstand am besten gefallen hat:
„Nach „Der stoßende Degen der Liebe“ und „Dein Liebreiz gleich dem Morgenrot“ nun der neue Roman aus der Feder des begnadeten Balafur Fonfara: „Die Hände des Comto“ Mehr holde Damen – Mehr stattliche Herren – Noch mehr Skandal.“
Ich hoffe doch sehr, dass wir diese Trilogie noch einmal in echt gedruckt erleben. Und wo wir schon dabei sind, hätte ich noch drei Vorschläge, wie man das Ganze auf eine stolze sechsbändige Reihe ausweiten könnte:
- #4: „Ich kann das erklären!- Gesammelte Geständnisse des Cavalliere Yulio Castellani, eines Edelmanns“
- #5: „Grauschatten – unterm Konventsgewand brennt die Feuerlanze“
- #6: „Drei sind einer zu wenig – Pikante Details aus des Grafen Schlafgemach“
Fazit
Josch: Da bin ich kompromisslos befangen. Für mich schon allein angesichts des Nandurion-Artikels, passend zum Dezember, das persönliche Highlight des Jahres. Auch wenn ein richtiger Überkracher fehlt, stabilisiert sich der Bote insgesamt auf höherem Niveau. Ich war mir schon lange nicht mehr so sicher, dass mein Abo-Geld gut angelegt ist und freue mich auf die sechs Kombi-Ausgaben 2013. Danke für ein insgesamt schönes Botenjahr 2012. P.S. Bei Rechtschreibung und Kommasetzung ist immer noch Luft nach oben.
Salaza: Sehe ich ähnlich. Qualitativ sehr guter Bote ohne DEN echten Knaller, aber auch ohne große Ausreißer nach unten. Bietet ein breite Mischung, die für viele interessant sein dürfte. Die PDF-Version ist auch technisch von sehr guter Qualität, so dass ich froh bin, das Kombi-Abo abgeschlossen zu haben. Ich freue mich auch auf die sechs Ausgaben 2013.
Vibart: Meine Herren, wir sind uns einig! Kein klares Highlight, aber eine Menge schöner Dinge. Nur die Kyrbluthavenkampagne versandet irgendwie. Insgesamt freue ich mich aber jedesmal, wenn der Bote in der Cellophanhülle knistert, und da muss ich meinen Vorrednern leider kurz widersprechen: Für mich bleibt Papier die schönste Art zu lesen, gerade auch, wenn es so herrlich bunt und schön illustriert ist, wie dieses Mal. Denn wenn es ein Highlight gab, dann waren es die tollen NSC-Portraits von der Adelsmarschallswahl und das absolut gelungene Cover aus den Reihen der Gareth-Box. Es geht also durchaus ohne Nackedeis, dann muss ich nämlich dieses DSA-Produkt auch nicht vor meinen weihnachtlich besuchenden Eltern und der besten aller möglichen Frauen verstecken … Voll zufrieden grüßt den Boten: VV.
Zu DSA und Wissenschaft:
Ich verstehe irgendwie nicht, warum ein Spiel nicht Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung sein können soll. Es ist ein Teil der Kultur, wenn nicht sogar dieser vorausgehend (wenn man Johann Huizings „Homo ludens“ folgen will) und somit genauso untersuchenswert wie Literatur oder Film etc.
Das schon. Aber für einen Spieler mag die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Spiel als solchem ähnlich appetitanregend sein, wie die Sezierung eines Huhns durch einen Biologen für denjenigen, der Hunger auf einen halven Hahn hat.
Wenn ernstzunehmende Soziologen die Nerdkultur unter die Lupe nehmen und dabei auch Licht in die dunklen Nischen der Gesellschaft tragen, dann ist das wahrscheinlich tatsächlich Wissenschaft im eigentlichen Sinn und da habe ich nix gegen. Mir graut aber vor der Vorstellung, dass diverse Stilpropheten ihre Version vom Spieleleiten als wissenschaftlich beweisbare Abhandlung einreichen. Ich freue mich aber jedesmal, wenn ich in dieser Sache irre!
Die Message war doch: Rollenspiel als Untersuchungsgegenstand: Ja; Spielentwicklung- und Bewertung als angewandte Ingeneurswissenschaft: Nein.
Bei mir sitzt nur die Skepsis gegenüber dem Versuch, seinen persönlichen Vorlieben durch den Gebrauch des Vokabulars aus der GNS-Botanik mehr Autorität zu verleihen, recht tief. Das ist alles.
Spieleentwicklung IST durchaus eine mehr oder weniger angewandte Wissenschaft, alias „Gamedesign“. Die hat aber sehr wenig mit dem zu tun, was wir hier als „Rollenspieltheorie“ kennen.
Wat hat denn en halve Hahn mit Höhner zu don?
Sagt mal, sind die Bilder aus der PDF-Version? Ich wunder mich nur, weil hier anscheinend die für den Druck nötigen CMYK-Versionen reingekommen sind (bei meinen Bildern und bei Elifs = sehr grell). In passendem Farbmodus sieht’s so aus:
– http://art.dianarahfoth.de/gallery/farbe/blog_bild.jpg
– http://art.dianarahfoth.de/gallery/farbe/Arieana_fertig_kl.jpg
– http://3.bp.blogspot.com/-uAKbqexzua4/UMJZav3k6bI/AAAAAAAAARk/px6hT74E-yU/s1600/eliado_finish.jpg
Ansonsten: Schöne Rezension! 😀 Claas hat sich schon den Schweiß von der Stirn gewischt, dass sein Gestaltwandler nicht „zerrissen“ wurde. xD
Ich hab die Bilder mal durch die RGB-Versionen ersetzt.
Danke für Hinweis und Verlinkung. 🙂
Beim Gestaltwandler fehlte mir ehrlich gesagt der „Masterplan“.
Die streben nach hochen Positionen in der Gesellschaft, aber warum? Wollen die „nur“ überleben oder streben sie ein gemeinsames höheres Ziel an? Gibt eine Gestaltwandler-Kultur oder sind das alles Indiviualisten?
Da blieben meiner Meinung nach leider viele Fragen unbeantwortet. War aber auch eine sportliche Herausforderung. Gestaltwandler sind echt schwer fassbar.
Zum Masterplan: Die wahrscheinlichste Theorie ihrer Herkunft (Namenloser) spricht, was das höhere Ziel angeht, von: „[…]…versuchen in einflussreiche Positionen zu gelangen, um die Völker Deres dem Dreizehnten untertan zu machen. Diese Auslegung ist zugleich der Grund für die Annahme, dass die Seele jedes Opfers die Macht des Namenlosen stärkt.“ (S. 7)
Da sie zweimal als Einzelgänger bezeichnet werde, gehe ich eher von weitgehendem Individualismus aus.
Sind ja auch immer nur zwei Seiten Platz, die man da hat. Und da wurde schon etwas zu viel geschrieben, geht ja schon ein wenig auf einer dritten Seite weiter.. 😀
Sorry, ich dachte der Nachsatz „Diese Auslegung ist zugleich Grund für die Annahme…“ würde die vorherige Theorie als Spekulation entlarven. Immerhin ist es ja auch möglich, dass die Gestaltwandler im Auftrag von Amazeroth handeln. Oder habe ich das falsch verstanden? Wahrscheinlich stimmen die „Geschichten über Menschen, die sich die Gesichter anderer überstreifen wie ein Kleidungsstück.“
Auf jeden Fall steht fest, dass alle heutigen Gestaltwandler entweder seit dem fünften Zeitalter existieren oder Nachfahren des unsterblichen Lanvagas sind oder sich mit Menschen paaren oder sich untereinander erkennen und miteinander kopulieren, um ihre Rasse nicht aussterben zu lassen. Zumindest das ist unzweifelhaft.
Aber die Sätze auf der dritten Seite, über die körperlichen Schwächen des Gestaltwandlers, haben dann alle Unklarheiten beseitigt. War ein echt toller Tipp! Vielen Dank!
Tatsächlich gibt es ja drei Theorien woher die Gestaltwandler kommen. Keiner der genannten Ansätze ist belegt oder widerlegt, der erste ist allerdings aufgrund seiner Quelle (Annalen Götterzeitalter) der wahrscheinlichste (Namenloser).
Es gibt also auch drei Theorien, warum sie Machtpositionen anstreben (Infiltration im Namen des 13./Stärkung des 13.; Ablenkungsmanöver bei Amazeroth in Richtung Domäne 13.; Bei der Geschichte um Lavangas (für mich die unwahrscheinlichste Variante der Herkunft) bleibt das im Dunkeln).
Ich habe den Text so verfasst, dass er zwar nötige Informationen für den Meister beinhaltet (Schwächen, allg. Motivation, Stärken usw.), um die Kreatur in einem Abenteuer darzustellen, habe aber Wert drauf gelegt mich nicht auf eine Herkunftstheorie zu versteifen und diese länger auszuformulieren, sondern alle Theorien vorzustellen.
Ich gehe auch nicht davon aus, dass der Wandler nochmal genauer beschrieben wird. Wer sich unbedingt auf eine Herkunftsversion und damit Motivation festlegen möchte, kann das bei einem eigens erdachten Szenario gerne selbst tun, die Freiheit ist so ja gegeben.
Es ist bei solchen lediglich 2-Seiten-Texten immer nicht leicht zu entscheiden, was man nun genau mit rein nehmen möchte (Es wird immer welche geben, denen genau die Infos fehlen, die sie erhofft hatten). Meiner platzt leider jetzt schon aus den Nähten und sprengt die 2 Seiten.
Deswegen habe ich in den Text aufgenommen, was ich von der Nützlichkeit her als am wahrscheinlichsten einsetzbar in einer Spielrunde halte. Dazu gehört für mich eben nicht das Paarungsverhalten dieses Einzelgängers.
Ich habe meine Meinung dazu allerdings angedeutet: Es ist keine Illusion, sie kopieren den Menschen. Ich denke also, dass sich Gestaltwandler in männlichem Körper möglicherweise mit Hilfe von Menschenfrauen fortpflanzen können. Andere Möglichkeit: Es gibt vom Beginn an nur eine begrenzte Anzahl von Wandlern und genau die gibt es immer noch (ein paar weniger vielleicht, anfangs in ganz Aventurien vielleicht 20, jetzt noch 13) – ohne Fortpflanzung.
Da könnte man schon wieder eine Abhandlung drüber schreiben und auch hier ergeben sich wieder soviele Fragen, dass eine Ausformulierung dieses Punktes innerhalb der 2 Seiten wieder nicht alle Fragen hätte beantworten können. Ich fürchte sowas ist auch gerade bei Kreaturen wie Gestaltwandler, über deren Geheimnis man Seitenweise schreiben könnte, wenn man wollte, unmöglich.
Danke Claas.
Ich habe mir die Quellen zum Gestaltwandler mal angeschaut. Der Artikel fasst tatsächlich „nur“ die bekannten Theorien zusammen. Da hätte ich mir mehr Mut zur Inovation gewünscht. Das Du das drauf hast, hast Du bereits bewiesen.
Möglich wäre gewesen, sich auf eine Variante zu konzentrieren und die die anderen Optionel als Alternative anzuhängen.
WdZ nennt übrigens auch Asfaloth als möglichen Hintergrunf für einen Gestaltwandler. Auf Seite 408 lässt sich außerdem eine grobe Beschreibung eines enttarnten Gestaltwandlers finden.
Der Klassiker ‚Wald ohne Wiederkehr‘ (Seite 49f) behauptet, dass die wenigen verbliebenen Gestaltwandler heimlich nach der gemeinsamen Weltherrschaft trachten.
Aufgrund dieser Quelle wirkt für mich auch die ansonsten etwas obskure Theorie vom unsterblichen, gottlosen ‚Lanvagas‘ glaubwürdiger.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Mit gleich drei gelungen Artikeln (Maraskan, Bornland und Almada) war der aventurische Teil diesmal ungewöhnlich interessant. Nach zuletzt stark gesunkenen Ansprüchen hab ich mich richtig gefreut. Den Farbteil fand ich aber mal wieder völlig überflüssig, wenn auch nicht total schrecklich, wie schon manchmal davor. Es scheint also bergauf zu gehen, weiter so!