Sommerzeit ist Botendisputzeit? Nicht ganz. Denn obwohl der Bote #177 schon längere Zeit im virtuellen und realen Postfach liegt, waren die Disputanten samt und sonders auf LARPs, im Urlaub oder allgemein im Sommerloch verschollen gegangen. Trotz alledem ist es mit etwas Verspätung aber dennoch gelungen, eine lockere Gesprächsrunde zusammen zu stellten, die sich mit improvisierten Hilfsmitteln (Telegramme, Rauchzeichen, Postkarten und Festnetztelefonate) spontan über die wichtigsten Aspekte des 177er Botens ausgetauscht und ihre Ergebnisse dem Nandurion-Team übermittelt hat. Nach Diktat weiterhin verreist sind Sedef und Dauergastschwadroneur Josch, denen Althorn Vibart in letzter Sekunde noch schnell zur Seite sprang. Den geneigten Leserinnen und Lesern wünschen wir viel Spaß bei der Lektüre.
Blickpunkt Nostria: „Königliche Hochzeit weist in Nostrias Zukunft“ / „Leserbrief“
Josch: Yolande ehelicht Waldgraf Eilert. Klingt wie eine Randbemerkung aus der GALA, ist aber tatsächlich eine große Sache für die Region. „Waaaaas?“ höre ich jetzt schon 2W6+1 spöttische Kritiker investigativ nachhaken. „Wie kann denn am Arsch der Waldwildnis überhaupt irgendetwas groß und von Bedeutung sein?“ Gemach, liebe Freunde, das ist ganz einfach zu erklären: Durch die Verlobung mit Eilert, die zugleich das Ende der Bombastenfehde bedeutete, stärkte Yolande ihre Position und wurde zugleich nach all den Jahren als nichtssagende und schwächliche Platzhalterkönigin, deren Funktion es lediglich war, den Bedarf an Helden in der Region zu schüren, zu einer aktiven Gestalterin und zu einem NSC von Format ausgebaut. Wie man in Die Streitenden Königreiche sieht, bedeutet das nicht, dass Nostria als Abenteuerschauplatz dadurch an Attraktivität verliert – ganz im Gegenteil. Knapp zwölf Jahre, nachdem Unter dem Westwind das alte Nostria in einem Schlag weghustete, ist die Region also endlich wieder mit einer interessanten politischen Person und Agenda ausgestattet. Dafür ein herzliches Dankeschön an alle Verantwortlichen. Den positiven Eindruck der Berichterstattung aus der Region kann dann auch der schmierige andergastische Propagandaleserbrief auf S. 2 nicht mehr schmälern.
Sedef: Nostrische Propaganda! Drüben im Eichenkrug hat man mir erzählt, dass diese Königin eigentlich nur eine Handpuppe des Horas ist. Und was heißt überhaupt dieses „K.G.I.A. gesehen und genehmigt“ über dem Artikel? Na gut, zur Sache: Ein schöner Blickpunkt und willkommene, politische Änderungen, die das Spiel bereichern könnten. Dieses Ereignis nebst Turnier würde sich sicher auch gut als Szenario für nostriatreue Helden machen. Ein besonderer Bonus ist für mich die kurze Einbindung Maraskans, die gewissermaßen den Blick zurückwirft auf das Nostria zur Zeit von Karl-Heinz Witzko.
Vibart: Abgesehen davon, dass das KGIA-Logo vom Design so wirkt, als hätte es der KGB in den 60er-Jahren entwickelt … gab’s keinen anderen Font? Ansonsten kennt man wohl mittlerweile meine Einstellung zu recht weit gefasster Adelsberichterstattung, und ich finde da den Artikel für Nostergast keine große Ausnahme. Wer kam wann, und was hat er auf dem Fest dann getan? Ich verziehe mich lieber in die nostrischen Wälder und jage dort ein paar Waldschrate. Ganz ohne glaubhafte politische Agenda.
Blickpunkt Sternenhimmel: „Wie stehen die Sterne?“ / „Erwarten uns weitere Katastrophen?“ / „Ein Astrologe aus dem Güldenland berichtet“
Josch: Mit einem ausführlichen Horoskop beweist der Bote, dass auch im neuen Gewand Raum für vergnügliche Artikel ist, die ihre Relevanz nicht mit drei Ausrufezeichen vor sich hertragen. Ein kurzer Ingame-Kommentar von Ralhion Rabrunti zum Thema Sternenfall fasst die wichtigsten Aussagen zu diesem Großereignis zusammen: Kein Grund zur Panik, eine neue Heldenzeit steht uns bevor, alles kann, nichts muss. Fein. Eindeutig das zweite Highlight des Boten ist dann für mich der ausführliche Bericht „Ein Astrologe aus dem Güldenland“, in dem Peter Horstmann einen Sternenkundler der Kerrishiter den Sternenfall ausführlich aus güldenländischer Perspektive kommentieren und auswerten lässt. Nach langer Myranor-Abstinenz ist das eine sehr willkommene Abwechslung und eine gleichermaßen erhellende wie vergnügliche Lektüre. Wie wäre es jetzt noch mit der uthurischen Perspektive?
Sedef: Für mich das Highlight des Boten. Nicht nur, dass hier der Sternenfall aus myranischer Sicht geschildert wird, sondern sogar aus Sicht der sternenkundigen Kereshiter. Das ist nicht nur Aufmerksamkeit für Myranor und den dort anstehenden Südband (der Band mit mehr Kerrishitern), sondern auch für den toll ausgearbeiteten, aber bislang selten genutzten Hintergrund zur Sicht der Myraner auf die Sterne. Da verzeiht man auch die zufällige Beschädigung der allzu erhellenden Passagen gerne.
Vibart: Ja, tatsächlich ließt sich diese Beilage äußerst vergnüglich und wirft ein Licht auf den Sternenfall, auch wenn mir noch immer „alles kann damit, nichts muss“ als Planung etwas arg … flexibel erscheint. Aber gerne darf man so auf diese Weise öfters diverse Experten interviewen und mal tiefer in Sonderfelder vordringen, das macht den Boten durchaus zur abwechslungsreichen Lektüre. Das Horoskop hingegen könnte man sich so für jedes irdische oder fabulierte astrologische Sternbildsystem ausdenken, und wenn man die irdischen Monatsnamen einsetzen würde, dann könnte es so auch in der neuesten Brigitte stehen. Wäre es auch etwas aventurischer gegangen?
„Heimreise aus der Heimat“
Josch: Noch mehr Güldenland! Ein ausführliche Zusammenfassung eines Berichts einer Gruppe von Thorwalern, die von sich behaupten, aus dem Güldenland zurückgekehrt zu sein, und die wichtigsten Stationen ihrer Expedition beschreiben. Ebenfalls eine vergnügliche Lektüre mit einem sehr interessanten Teaser. SPOILER: Es sieht so aus, als sei Phileasson noch am Leben und auf dem Weg zurück in die Heimat. SPOILER ENDE. Das wäre ja mal was.
Sedef: Thorwal und Myranor in einem, der Bote wird immer besser. Der Artikel gefällt mir auch sehr gut, und bindet auch gleich wieder den Sternenfall mit ein. Der Spoiler, den Josch gefunden hat, wurde in einigen Workshops und auch in einem der letzten Thorwal-Abenteuer schon mal angedeutet, und scheint jetzt auch umgesetzt zu werden. Ich hoffe aber, dass es für einen SPOILER dieses Dienstalters dann auch ein entsprechendes Abenteuer geben wird.
Vibart: SPOILER kehrt zurück aus SPOILER und er hat viel SPOILER im SPOILER. Aber Spoiler beiseite: Der Reisebericht trägt saga-ähnliche Züge und stärkt den Konnex Thorwal-Hjaldinger-Myranor. Man bekäme fast Lust auf eine Umsetzung als Abenteuer – oder eher als Kampagne. Mehr Thorwal bitte, bei Swafnir! Weiterrudern!
Blickpunkt Krieg gegen Haffax: „Alarich von Gareth und die Schlacht an der Gaulfurt“ / „Der Barsch und der Mantikor – die Nordmarken im Kampf gegen den Reichsverräter“
Josch: Die Nordmärker haben es also tatsächlich geschafft, pünktlich zu Kampfeshandlungen zu erscheinen, bei denen es nicht darum ging, albernische Rebellen niederzumetzeln. Herzlichen Glückwunsch. Beide Artikel sind nett geschrieben, aber vor allem für diejenigen von Interesse, die sich intensiver mit der Haffaxkampagne beschäftigen oder aus was für perversen Gründen auch immer Nordmarkpatrioten sind. Wieso kann da eigentlich nicht mal die Blaue Keuche vorbeischauen?
Sedef: Moment, die Nordmärker waren auch zur Stelle, als es im Krieg um die Krone 1028 BF darum ging, die Raulskrone dem berüchtigten Ursurpator Lechdan von Gareth zu entreißen. Dieses Ruhmreiche Ereignis in der nordmärker Geschichte hätte mehr als nur ein Handyspiel verdient gehabt, jawohl! Um so löblicher, das die Nordmarken nun trotzdem wieder an der Seite des Hauses Gareth streiten.
Nordmärker sind …
1 … eine Plage …
2 … eine Pest …
3 … ein Unglücksfall der jüngeren Geschichte …
4 … kein zufälliges Nebenprodukt …
5 … alles Phraischafficker …
6 … Mordmärker…
…weil …
1 … sie notorisch zu Kampfhandlungen zu spät kommen
2 … Jast Gorsam viel zu früh per Botenartikel rausgeschrieben wurde
3 … weil da noch was Komisches mit ’nem Richterschwert läuft
4 … „Guntwin“ der dümmste Vorname vor allen Koscher Nachnamen ist
5 … Rohaja hübschere Beine hat
6 … vier Bier ein Schnitzel ausmachen, und dann braucht man ja auch noch was zu essen …
… und …
1 … niemand sagen kann, wann die das nächste Mal zu spät kommen.
2 … niemand sagen kann, wann die plötzlich pünktlich sind.
3 … Albernia frei ist frei wie ein funkelndes Vögelchen!
4 … ein Herzogturm dieser Größe ohne eisfreien Meerzugang historisch unmöglich ist.
5 … Horst Tappert nie im Leben Fußballbildchen sammeln konnte.
6 … Blaubarsch bleibt Blaubarsch und Brautklau bleibt Brautklau.
Daher ergibt sich logisch aus dem vorhergesagten folgende Forderung:
1 Die Kemi haben sicherlich noch Platz auf dem Boot!
2 Horasische Torsionsgeschütze auf Elenvina richten!
3 Wer nichts abrichtet, soll auch nichts essen!
4 Solange du meine Beine auf meinem Tisch abhackst, tue ich, was man mir sagt!
5 Der Sternenfall kann die Nordmarken nur verbessern, je größer die Fallsterne, desto wahrscheinlicher!
6 Der Guntwin braucht ein Vinsalter Ei. Nein, nicht was du denkst, Hane!
1 .
2 !
3 !!!
4 !?!
5 !!! !!! !!!
6 1111elfelfelf!
Blickpunkt Gildenmagie: „Seine Spektabilität lädt ein“ / „Magierakademie in Wagenhalt endlich eröffnet“
Josch: Wirken beide wie Teaser zu Dingen, die da noch kommen. Ob die neue Zweigstelle des Stoerrebrandt-Kollegs in Wagenhalt bis zum Erscheinen der DSA5-Magiebände wohl bereits Absolventen ausbilden wird?
Sedef: Die Werbung für das Störrebrandt-Kolleg mit Zweigstelle ist der K.G.I.A. wohl entgangen. Man braucht aber in der Tat keine Kristallkugel, um eine neue Magierakademie für die DSA5-Magiebände zu sehen.
Vibart: Aber irgendwie bin ich dennoch ein Fan der neuen Wagenhalter Akademie. In Riva waren die Stoerrebrandter doch immer zu weit ab vom Schuss.
Der Rest
Josch: Besonders gefreut habe ich mich über den wiederbelebten Reim des Monats, der diesmal von niemandem geringeren stammt als von Xeledon. Lustig fand ich auch die Interaktion zwischen „In eigener Sache“ (Itsadora Alrikshuber beurlaubt wg. mangelnder Qualität) und der Suchanzeige mit 50 Silbertalern Belohnung zu besagter Person (die KGIA will auch nur mit ihr reden, ganz ehrlich, großes Wolfsalbenehrenwort). Ich hoffe, aus dem Verschwinden der Skandalreporterin spinnt sich noch eine kleine Fortsetzungsgeschichte, das könnte lustig werden und auch den einen oder anderen ungewöhnlichen Abenteueraufhänger abgeben. Liebe Redax, wie wäre es denn z.B. mit „Heldenwerk 10: Schreiberlinge in Nöten“?
Vibart: Einspruch Josch, mir ist diese Itsadorade mittlerweile irgendwie zu selbstreferentiell. Dann lieber eine Abhandlung über orkische Tischsitten an dieser Stelle. Meine Perle hingegen: Wagenhalter Blau als neue inneraventurische Eigenmarke, sozusagen das Alpinaweiß des Mittelreichs. Streichst du Zaun und Haus und Sau – greif zu Wagenhalter Blau!
Sedef: Langsam frage ich mich, ob die Schlachten gegen Haffax zu Ende sind, oder ob er jeden Mond als Untoter aufersteht, um in einer weiteren Schlacht besiegt zu werden. Aus den nicht endenden Artikeln darüber könnte man diesen Eindruck gewinnen. Inzwischen ist man dabei in der Berichterstattung über Alarich von Gareth angekommen, der treuen Lesern des Boten als aktueller Reichskanzler und aus seiner hochpolitischen Ehe mit Lorindya von Firdayon-Bethana bekannt ist. Warten wir einmal ab, ob wir im kommenden Boten noch etwas zur Rolle von Hintersjepengurken im Kampf gegen Haffax lesen können.
Josch: Da hätte ich nix gegen – zumindest würde ich das deutlich lieber lesen als irgendwelche Randnotizen zum Kampfverhalten irgendwelcher Nordmärker B-Prominenz. Außerdem sollte man nie die Kampfkraft vermeintlich provinzieller Kämpfer unterschätzen: einen aussagekräftigen Gegenbeweis liefert etwa Geringios legendäres Historiengemälde „Rasthulsimyr aus Harmlyn demütigt die Echsen am Gadang“ (Privatbesitz der Familie Sappenstiel-Harmlyn). Also bitte hier kein schlechtes Wort über die Rolle der tapferen Recken aus Vorder-, Hinter-, Über-, Unter-, Neben- und Gradnochsjepengurken!
Sedef: Dann bin ich gespannt, ob der Bote diese Herausforderung annimmt. Nächste Ausgabe – also 179, wir sind spät dran – mit Blickpunkt: Sjepengurkener im Kampf gegen Haffax!
Meisterinformationen
Josch: Da, wo was steht, ist es überwiegend informativ – nur gerade zur Sonderbeilage Güldenland schweigt man sich aus. Das ist schade. Daher diesmal nur 5 von 9 Meistermasken.
Sedef: Mehr Informationen zum Sternenfall in Myranor wären schön gewesen, aber vielleicht gibt der Südband dazu bald mehr her. Zu Nostria hätte ich gerne noch gewusst, wie die übrigen politischen Akteure und die Nachbarn in Andergast die Hochzeit betrachten. Alles in allem aber ordentliche Meisterinforationen.
Fazit
Josch: Alles in allem ein feiner Bote. Gute Auswahl, angenehmer Schreibstil, kein Totalausfall. Meine Highlights sind die Nostria-Beiträge sowie die gesammelten Artikel rund ums Thema Sternenfall. Das darf gerne so weiter gehen.
Sedef: Die Sonderbeilage zu Myranor und dem Sternenfall ist für mich das klare Highlight des Boten. Der übrige Teil hat eine starke Titelseite, lässt danach etwas nach, bringt jedoch immerhin ordentliche Meisterinformationen mit. Im Gesamteindruck für mich aber einer der stärksten Boten des bisherigen Jahres.
Vibart: Da mir die Titelseite abgesehen von den tollen Porträts eher weniger zusagte, muss ich abgeschwächt positiv zustimmen. Ein zufriedenstellender Bote mir ein paar sehr schönen Dingen und ein bisschen Gedöns. Insgesamt kündigt sich da eventuell schon ein bisschen was für den kommenden Boten an.
Volle Zustimmung: 5 !!11! 😉
Und es ist mit mehr Thorwal zu rechnen. Wahrscheinlich aber nur wenig Sternenfall im Südband. Oh … und Danke für die Blumen.
LG
Tabuin
Ich verstehe nicht, wie der Myranorartikel re:Sternenfall als Artikel gemocht werden kann: Es kommt nämlich wieder null Information herum, was tatsächlich abgeht, und es kommt null Information herum, was in Zukunft passieren wird.
Sternenfall ist seit DSA5 Start immernoch: Blindfahrt.
Die Sternenfall-Romane beginnen im TRAvia 39.
Bisher konnten sie sich noch druecken, aber jetzt wo im Boten auch diese Zeitleiste erreicht wurde muessen sie allerspaetestens JETZT liefern 😀
AB178 sollte sich wohl ganz darauf spezialisieren, auch wenn ich ihn unnoetig finde.
Hoffen wir, dass die Blindfahrt damit dann aufgehoben wird ^^
Nordmärker sind …
3 … ein Unglücksfall der jüngeren Geschichte …
…weil …
5 … Rohaja hübschere Beine hat
… und …
1 … niemand sagen kann, wann die das nächste Mal zu spät kommen.
Daher ergibt sich logisch aus dem vorhergesagten folgende Forderung:
5 Der Sternenfall kann die Nordmarken nur verbessern, je größer die Fallsterne, desto wahrscheinlicher!
Hmm, was der Unglücksfall Nordmarken jetzt genau mit Rohajas Beinen zu tun hat erschließt sich mir zwar noch nicht so recht, aber das mit der Verbesserung per Sternenfall scheint mir legitim zu sein. Und ausserdem soll man die Würfel ja nicht hinterfragen. Haben doch schließlich immer recht.