Passierschlag: Aventurische Rüstkammer

Aventurische Rüstkammer CoverEinige Wochen nach der Eröffnung wollen sich nun auch die Einhörner Cifer, Derya und Nick-Nack mit Schwert und Kessel ausrüsten und traben zum Durchstöbern in die Aventurische Rüstkammer ein. Ob sie fanden, was sie suchten und wie ihnen ihre Besichtigungstour gefiel, erfahrt ihr im gewohnten Disputstil.

Erster Eindruck und Aufbau

Nick-Nack: Nach dem Motto “Ausrüstung ist nicht nur die Rüstung” erwarten uns in der Aventurischen Rüstkammer etwa je ein Drittel Gegenstände aus dem Abenteurerleben, Kriegsgerät sowie Ausrüstungsregeln. Neben einem Bild gibt’s dabei für jeden Gegenstand auch einen eigenen kleinen Regelabschnitt und immer mal wieder Kommentare der ikonischen Helden. Diese Kommentare sind leider nicht wirklich besser als in den vorherigen Bänden, bisher habe ich keinen einzigen gefunden, der mich wirklich angesprochen hat.

Derya: Ich dagegen fand die abgelassenen Kommentare bisher meist ganz amüsant zu lesen. Diesmal gefallen sie mir allerdings nur so semi, ja, ich finde sie häufig fast ein wenig langweilig.

Cifer: Ja, mit dem oftmals abgedrehten Shadowtalk eines gewissen anderen Rollenspiels, den dort beiläufig eingestreuten Plothooks, Verschwörungstheorien und Beleidigungen können die entweder bieder-ernsten oder gezwungen-komischen ikonischen Helden nicht so recht mithalten. Ich hoffe, hier findet man noch bessere Möglichkeiten, etwas wirklich interessantes und lesenswertes aus dem Format zu machen – oder schafft es ab, wenn das nicht geht. Ist ja nicht so, als ließe sich der Platz nicht auch anders sinnvoll füllen.

Nick-Nack: Waffen und Ausrüstung sind jeweils alphabetisch sortiert, nach welcher Logik die Regeln im Kapitel zu Ausrüstungsregeln sortiert sind, ist mir nicht ganz klar. Insgesamt wirkt das Buch dadurch auf mich ein wenig chaotisch.
Die Illustrationen empfinde ich als gewohnt gut, durch die hohe Anzahl an Bildern und entsprechend viele Illustratorinnen und Illustratoren sind sie aber nicht alle im genau gleichen Stil gehalten.
Außerdem hat der Band leider eine hohe Fehlerdichte: Fehlende Buchstaben, unterschiedliche Sortierungen, all das ist mir in diese Frequenz bisher in keinem DSA5-Band aufgefallen.

Derya: Die Aufteilung hat Nick-Nack ja schon angesprochen. Mein Problem fängt allerdings schon irgendwie dort an: Eine Rüstkammer ist für mich ein Sammelort von Waffenwerk und Rüstzeug und nicht von zusätzlichen Waren. Dann scheint mir das angedachte Prinzip der Rüstkammer, die Ausrüstungslisten des Regelwerks mit mehr Infos zu unterfüttern und um einige neue zu ergänzen, für Waffen und Rüstungen zu funktionieren, bei der Ausrüstung dagegen nicht. Zudem gibt es vielleicht mehr Leute, die entweder in Waffenkrams oder in Ausrüstungskrams stöbern, als für beides ein gleich starkes Interesse aufbringen, zumindest, wenn es in der Ausführlichkeit beschrieben ist wie in der Rüstkammer. Insofern hätte ich lieber eine Unterteilung in eine Aventurische Rüstkammer und einen Aventurischen Kramladen gesehen.

Kapitel 1: Ausrüstung

Nick-Nack: Eindeutig das Highlight des Buches, enthält dieses Kapitel etwa 60 Gegenstände, die keine Waffen sind, aber doch im Abenteurerleben von Bedeutung. Neben Einbruchswerkzeug und Lichtquellen finden sich hier auch wichtige Bücher wie Prems Tierleben. Damit liegt der Fokus endlich mal auch bei den Regeln nicht nur auf Kämpfen, was gut dazu passt, dass meiner Erfahrung nach sowieso sehr viele DSA-Gruppen mehr Wert auf Nicht-Kampf-Szenen legen als auf Kämpfe.

Derya: Mit dem Highlight kann ich Nick-Nack leider nicht ganz zustimmen. Ok, auf der einen Seite war es für mich das Highlight. Ich habe für so etwas ein sehr viel stärkeres Interesse als für Waffenzeugs. Wie andere gerne etwas mehr Hintergrundinformationen zu den genutzten Waffen ihrer Charaktere haben, lese ich gerne welche zu den Inrahkarten, Magierroben oder Büchern.
Zudem dient es mir zum Stöbern und als Inspiration, was mein Charakter so alles bei und an sich trägt … aber schon dort gerate ich ins Stolpern. Während ich im Abschnitt für Rüstzeug, soweit ich erkennen kann, alle Waffen und Rüstungen aus dem Grundregelwerk mit einigen Unterteilungen in Varianten oder aber neuen Ergänzungen präsentiert bekomme, wird mir hier nur eine klägliche Auswahl vorgestellt. Wunderschön verpackt immerhin, und anscheinend auch hier mit ein paar neuen Ausrüstungsgegenständen.
Aber schon wenn ich meinen Charakter einkleiden will, habe ich nur die Wahl zwischen einer Magierrobe, einem Mantel und einer Unterhose! Da hätte ich mir doch lieber präsentierte Kleidungspakete nach sozialem Stand gewünscht, vielleicht sogar unterteilt nach Ländern/Regionen. Aber dafür hätte es wahrscheinlich einen eigenständigen Band gebraucht. Ebenso, wenn ich die gesamte Ausrüstungsliste aus dem Regelwerk in Katalogform bekommen möchte. Und ja, ich reite darauf herum! Ich hätte den Inhalt der Rüstkammer nun mal lieber in zwei Bänden gehabt.

Nick-Nack: Was mir daran gut gefällt: Die Regeln für die Gegenstände sind fast alle so geschrieben, dass man sie ignorieren kann, wenn man die Regeln nicht verkomplizieren möchte. Ich selbst zum Beispiel werde voraussichtlich keine einzige verwenden, da mir einfache Regeln wichtiger sind als viele Details. Ich kann mir aber problemlos vorstellen, in einer Runde zu spielen, in der manche Spieler diese Regeln verwenden und andere nicht.
Was man den Regeln sofort anmerkt: Die Redaktion hat scheinbar erkannt, dass Qualitätsstufen und Probenmodifikatoren auf Eigenschaften keine feineren Abstimmungen ermöglichen. Deswegen modifizieren die meisten Gegenstände entweder nur eine einzelne Eigenschaft oder geben Fähigkeitspunkte statt Qualitätsstufen dazu.
Die Regeln sind leider je nach Gegenstand unterschiedlich gut geschrieben. Insbesondere bei Gegenständen, die Werkzeug für Handwerksproben darstellen, gibt es teilweise Inkonsistenzen mit den generellen Regeln für Erleichterungen/Erschwernisse durch passendes Werkzeug.
Schön finde ich auch, dass sich das Regelwerk selbst nicht ganz ernst nimmt und zum Beispiel eine halbe Seite allein für die Beschreibung der gemeinen Unterhose aufwendet.

(Bild von Matthias Rothenaicher)

Jetzt weiß man auch, in was der Held vor dem Dämon macht (Matthias Rothenaicher)

Cifer: Ja, die Unterhose ist sicher ganz witzig. Oder die Seife. Oder der Bratspieß. Oder das Nudelholz. Das wichtige Wörtchen ist für mich dabei aber das “Oder”. In Summe habe ich das Gefühl, dass man sich hier einmal die Zielsetzung “Wir schreiben zu jedem Gegenstand eine halbe oder ganze Seite” gestellt und dann aus den Augen verloren hat, dass das zwar beim Magiergewand in seinen Codexregularien ganz sinnvoll war (was nichts daran ändert, dass die Regeln für das Beschwörungsgewand leider denen aus dem GRW widersprechen), aber vielleicht die Seife auch mit einem Absatz zufriedenstellend zu behandeln wäre. Der könnte auf einer Halbseite stehen, die man mit “Körperpflege” überschreibt und auf der sich dann noch Kämme, Schminken, Duftwässerchen und ähnliches finden ließen und deren Beschreibungen vor allem die Unterschiede zum Irdischen verdeutlichen, wo die meisten Rollenspieler mittlerweile hoffentlich von der geradezu magischen Kraft der gemeinen Seife wissen. Stattdessen haben wir halt Alles, was Sie je über Seife wissen wollten (aber sich nicht zu fragen getraut haben).

Derya: Eine sinnvolle Kürzung bei der Beschreibung hier und dort wäre natürlich auch eine Möglichkeit gewesen, solange dann am Ende nicht nur das Waffenwerk aus dem Grundregelwerk komplett gewesen wäre, sondern auch mehr oder weniger dessen erwähnte Ausrüstung. Denn gerade bei der Ausrüstung wünsche ich mir einen Überblick über Hintergrund, vielleicht auch mal überhaupt Information und zur Unterstützung eine Illustration.
Denn obwohl ich in dem Bereich doch recht firm bin, musste auch ich den irdisch-geschichtlichen Hintergrund so einiger Gegenstände (z. B. die leider fehlende Gugel) nachschlagen oder mir zumindest ein Bild vor Augen führen. Die Einbettung in den aventurischen Kontext ist dann natürlich ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Auch jetzt kann dies noch passieren, aber wie viel häufiger war dies in meiner Einstiegszeit der Fall. Deshalb hätte aus meiner Sicht beides, sowohl Waffenwerk wie Ausrüstung aus dem Regelwerk, komplett sein sollen. Entweder, wie Cifer vorschlägt, durch entsprechende sinnvolle Kürzungen in einem Band oder, meinem Gedankengang folgend, durch eine Aufteilung in zwei Bände.
Aber kommen wir zu einem anderen Thema, nämlich zu meinen Highlights dieses Abschnitts und irgendwo des gesamten Buches: Dies sind für mich die Boltankarten, die Encyclopedia Magica und last but not least die Magierrobe. Gerade die Encyclopedia Magica mit ihren ganzen aufgeführten Auflagen hat mir als Bibliothekarin ein Schmunzeln ins Gesicht getrieben. Mehr davon! Ok, ok, zugegeben, da bin ich vielleicht ein Einzelfall.

Kapitel 2: Waffen und Rüstungen

Nick-Nack: Der Aufbau des Kapitels mit Waffen und Rüstungen entspricht dem der nicht-kämpferischen Gegenstände. Es gibt ein paar neue Waffen, allerdings nicht alle, die man aus DSA4 erwartet hätte.
Statt Erleichterungen auf einzelne Eigenschaftsproben haben die Waffen meist Erleichterungen auf einzelne Manöver oder bieten Schadensboni und -mali je nach Rüstung des Gegners. Wie schon aus der Rüstkammer der streitenden Königreiche bekannt hat jede Waffe dabei Vor- und Nachteile. Diese sind durchaus unterschiedlich stark, aber da schon die Waffen im Grundregelwerk nicht komplett ausbalanciert waren, fällt dies nur begrenzt auf.
Tatsächlich könnten diese kleineren Vor- und Nachteile sogar dafür sorgen, dass es sich lohnt, mehrere verschiedene Waffen mitzuführen, um auf verschiedene Situationen vorbereitet zu sein.

Derya: Hier wird mir geliefert, was ich im weitesten Sinne erwartet habe. Auch gegen die alphabetische Sortierung habe ich nichts, lässt mich die thematische Einsortierung des Aventurischen Arsenals doch auch heute immer noch mal wieder grübeln, in welchem Abschnitt eine einzelne Waffe untergebracht war. Nur hätte ich die Nahkampfwaffen und Schilde lieber voneinander getrennt gesehen, da mich ihre gemeinsame Sortierung doch irgendwie irritiert und ich es dort der Übersichtlichkeit abträglich finde.
Ein weiteres Manko sind für mich die Bilder der Rüstungen. Wenn ich das richtig sehe, folgt die Rüstkammer bei den dargestellten Rüstungen den Grundregelwerk-Regeln für die Komplettrüstungen und unterteilt die bekannten Rüstungstypen nur in Varianten. Weshalb wird uns auf den Bildern also jeweils nur der Torso der jeweiligen Rüstung präsentiert und nicht die komplette Rüstung mit Helm, Arm-, Beinschienen und Torso wie bei Rüstungen in Museen und Rüstkammern? Und wenn ich gerade einem Gedankenfehler unterliege und uns in der Tat nur der Torso präsentiert werden sollte, hätten auch Vorstellungen der jeweiligen Helme, Arm- und Beinschienen erfolgen müssen. Auch hierfür hätte man mit einer Zweiteilung in einen Ausrüstungs- und einen Rüstband Platz schaffen oder ansonsten einfach noch eine erweiterte Auswahl an Waffen und Rüstungen aufführen können.

(Bild von ArtemColoria)

Gehört mit Wollknäuel und Baldrian zur Katzentöter-standard-ausrüstung (ArtemColoria)

Cifer: Die Unterteilung sehe ich etwas anders als Miteinhorn Derya. DSA5 hat bereits als Eigenheit, dass eine Waffe nur noch genau einer Kampftechnik angehören kann. Warum nutzt man das nicht und gruppiert die guten Stücke genau danach? Immerhin wurde hier eine sinnvolle Platzmenge von einer halben Seite für Waffenbeschreibung + Bild + Wertekasten gewählt.
Dass man abseits der improvisierten kaum neue Waffen in dem Band hat, kann man sicher kritisieren, ich finde es aber akzeptabel. Irgendwo können halt auch die Waffen des Grundregelwerks näher beschrieben werden und das braucht im Layout von DSA5 nunmal Platz. Diesen könnte man sich sicherlich auf Kosten der Seife und des Bratspießes holen, aber da fände ich mehr nichtkämpferische Ausrüstung eigentlich interessanter.
Die Waffenvor- und -nachteile sind stellenweise ganz interessant, aber fast sicher zu kleinteilig, um sie auch für NSC-Gruppen mit gemischten Waffen anzuwenden, wenn sich der Meister dann merken muss, dass NSC A mit seinem Hakendolch bei jeder erfolgreichen Parade 1W6 würfeln muss und bei 1-2 die nächste AT seines Gegners um 1 erschwert wird, während NSC B mit seinem Tuzakmesser nur um 1 erschwerte Wuchtschläge ausführen kann und NSC C mit dem Warunker Hammer bei jedem AT- oder PA-Patzer eine Stufe Betäubung kassiert. Einige Fähigkeiten sind dabei ganz witzig (das Barbarenschwert bekommt den Schildspalter als zusätzliches Manöver), andere ziemlich überstark (die Iryanrüstung macht den Träger komplett immun gegen Feuer, was übrigens nicht zu den Iryan-Regeln aus dem Kompendium passt) oder einfach nur überkompliziert (der erwähnte Hakendolch) oder skurril (der Katar richtet zusätzlichen Schaden gegen Katzenwesen an). Apropos: Gerade bei dem letztgenannten frage ich mich, wie der den Sprung über den großen Teich geschafft hat, denn es handelt sich hierbei immerhin um eine klassische Waffe des myranischen Katzenreichs Makshapuram – ob da nochmal eine Verbindung gezogen wird?

Kapitel 3: Ausrüstungsregeln

Nick-Nack: Die Aventurische Rüstkammer beinhaltet neue Regeln zum Verbergen von Gegenständen, Zerbrechen von Waffen und Rüstungen, Trefferzonen von Rüstungen, Herstellungsregeln für Waffen und Rüstungen, einen neuen Kampfstil und eine neue Sonderfertigkeit. Außerdem wird eine Auswahl der Kampfsonderfertigkeiten des Kompendiums wiederholt, und es gibt Tabellen der Dinge aus den Kapiteln davor.
Die Regeln zum Verbergen von Gegenständen besteht hauptsächlich aus einer Tabelle von Probenmodifikatoren. Hier ist mir aber sofort eine kleine Inkonsistenz ins Auge gesprungen, die auf eines meiner Lieblingsthemen zurückführt: eine Fähigkeitsprobe ±0 ist in DSA 5 nicht “normal” oder “leicht”, sondern bereits schwer. Wenn dann das Regelwerk davon spricht, dass der Beobachter eine Erschwernis von 1 bekommt, weil etwas nicht leicht ist, passt das einfach nicht dazu. Außerdem scheint hier jemand gemerkt zu haben, dass die Vergleichsprobenregelung teils unsinnig ist: Bei einem Unentschieden gewinnt hier bei der Vergleichsprobe unter Umständen die aktive Partei statt der passiven. Eine Sonderregel, die zwar verständlich ist, aber über die man schon im Grundregelwerk hätte nachdenken müssen.

Cifer: Ach, das Ganze wird noch witziger. Einen sehr kleinen Gegenstand zu verstecken (zum Beispiel einen Kreuzer), ist eine Probe +3. Geht man jetzt davon aus, dass der durchschnittliche Bürger wesentlich mehr Sinnesschärfe als Verbergen hat, bedeutet das, dass ein Durchschnittsmensch einen Kreuzer nicht so in seiner Kleidung (oder der Geldkatze von S.24) wegstecken kann, dass nicht mindestens die Hälfte der Leute, denen er begegnet, ihn beim bloßen Draufschauen entdeckt. Bitte, wenn ihr Tabellen entwerft, denkt nochmal genau drüber nach, was sie bedeuten.

Nick-Nack: Der Abschnitt zum Bruchfaktor ist mehr oder minder eine Erweiterung der Patzerregeln: Waffen sind ausschließlich gegen glückliche Attacken und bei Patzern betroffen, Rüstungen zudem noch bei 15+ Trefferpunkten. Neue Möglichkeiten eröffnen diese Regeln aber nicht. So ist es z. B. nicht möglich, gezielt Waffen zu zerbrechen, die Auswirkungen des Bruchfaktors unterliegen im Kampf rein dem Zufall.
Das Kapitel zu Herstellungsregeln beinhaltet keine neuen Regeln, sondern nur neue Materialien. Es ist nur zusammen mit dem Aventurischen Kompendium nutzbar. Dabei geht es vor allem um magische Materialien und kleinere Modifikationen für Waffen und Rüstungen. Ich bin gespannt, ob es in Aventurien auch hintergrundtechnisch zukünftig mehr magische Metalle geben wird, ansonsten wäre dieses Kapitel mehr oder minder nutzlos.
Der Trefferzonen-Rüstungsschutz stellt statt einer Liste an Werten eine Möglichkeit dar, selbst verschiedene Rüstungen zu kombinieren. Das macht die Regeln angenehm flexibel und sichert eine gewisse Balance, aber dafür benötigt man eben ab jetzt auch einen Taschenrechner, wenn man sich eine Rüstung kauft.

(Bild von Elif Siebenpfeiffer)

Vorausetzungen: Lederbearbeitung, Berufsgeheimnis, Taschenrechner (Bild von Elif Siebenpfeiffer)

Cifer: Gar so kompliziert finde ich die neue Belastungsrechnung jetzt nicht (Torsorüstungsschutz *5, Kopf *1, einzelne Arme und Beine jeweils *2, Ergebnis in der Tabelle ablesen oder durch 14 teilen), aber ich frage mich, weshalb die Faktoren nicht den Trefferzonenwahrscheinlichkeiten für mittelgroße Humanoide aus dem Kompendium entsprechen. Helme und Torsopanzer belasten so für ihre Wertigkeiten weniger, Arm- und Beinpanzerung dafür mehr. Ist das ein Versuch, Helden zu bestimmten Rüstungskombinationen zu verleiten, oder einfach nur eine Unachtsamkeit?

Derya: Bei diesem Abschnitt verweise ich einfach mal auf meine Miteinhörner Cifer und Nick-Nack. Ansonsten sehe ich hier als großes Manko: Während der Rest des Bandes nur mit dem Regelwerk funktioniert, wird hier für einzelne Abschnitte das Aventurische Kompendium vorausgesetzt. Der selbe verzapfte Mist wie beim Kompendium, das für die Rüstungszonen die Rüstkammer voraussetzt. Sowas geht aus meiner Sicht gar nicht. Wenn man gewisse Regeln braucht, sollen sie auch in dem entsprechenden Band auftauchen, gerne weniger ausführlich als im eigentlichen Werk und auf das nötigste eingedampft, aber vorhanden. Und ja, zugegeben, ich habe lieber die ein oder andere Dopplung, als dass ich mir am Ende ein Buch wegen ein paar Seiten kaufen muss.

Fazit

Nick-Nack: Insgesamt macht das Buch ziemlich genau das, was man erwartet: Es liefert eine Auflistung an Waffen, Rüstungen und anderen Gegenständen und gibt Vorschläge, wie man diese im Detail regeltechnisch umsetzen könnte. Damit ist es für Spieler wie mich, die statt Detailregeln lieber auf allgemeine Prinzipien und ein wenig Spielleiterwillkür setzen, vor allem als Inspirationsquelle interessant. Bei einem eher simulationistischen Ansatz findet man aber hier Detailinformationen, die teils interessante Ergänzungen bilden können.
Leider wurde wieder die Chance verpasst, allgemeinere Ausrüstungsregeln einzuführen (die eigentlich schon ins Grundregelwerk gehört hätten), aber vielleicht gibt es ja irgendwann einen Band zu erzählerischem Spielstil. Dort würden solche Regeln auch sehr gut hinein passen.
Nachdem das Kompendium fast komplett durchgefallen ist, kommt die Aventurische Rüstkammer bei mir auf 5 von 9 Einhörnern.

Derya: Stimmt, die Ankündigung erfüllt es irgendwo. Nur trägt es für mich halt immer noch die Bürde des Konzeptionsfehlers mit sich herum. Bei einer Aufteilung auf zwei Bände hätten auch die restlichen Ausrüstungsgegenstände aus dem Regelwerk Platz gehabt, zudem vielleicht noch weitere neue Gegenstände, Waffen und Rüstungen.
Dazu kommt, dass ich an einem Aventurischen Kramladen Interesse gehabt hätte und es einen reinen Ausrüstungsband bisher wohl auch noch nicht gegeben hat, während mir zum Hintergrundstöbern bei Waffen und Rüstung mein Aventurisches Arsenal mit den Wertelisten aus dem DSA5-Regelwerk reicht.
So sollte vor Anschaffung vielleicht abgewogen werden, ob man Freude an Detailinformationen zu seinen Gegenständen, Waffen und Rüstungen hat oder ob einem die Listen aus dem Regelwerk genügen. Zudem will ich nicht ausschließen, dass das neue Rüstzeug nicht noch anderswo ebenfalls eingeführt wird. Als weiterer Knackpunkt bleibt zudem, wie stark einen die aufgeführten Regelkomplexe interessieren.
Alles in Allem verbleibe ich erst einmal bei einem Ergebnis von 5 von 9 Einhörnern für die Aventurische Rüstkammer.

Cifer: Ich sehe das Problem nicht so sehr beim Versuch, zu viel in einen Band reinzustopfen, sondern allem unbedingt eine Mindestmenge von Text zuzuordnen. Wie gesagt: Kürzt Seifen, Fackeln und Brecheisen auf einen Absatz und man bekommt selbst mit dem sehr augenfreundlichen DSA5-Layout noch wesentlich mehr Gegenstände untergebracht, als das hier der Fall war. Dann noch bei den Waffen und Rüstungen die Vor- und Nachteile etwas überarbeitet, so dass sie einheitlicher, besser ausbalanciert und weniger kompliziert sind und ein paar der Regelkomplexe nochmal angeschaut und da kommt ein guter Ausrüstungsband raus. So, wie der Band tatsächlich aussieht, wenden sich fünf Einhörner eher grummelnd ab, während 4 von 9 zur Lektüre verbleiben.

Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars von der Ulisses-Spiele GmbH und dem F-Shop.

Über Derya Eulenhexe

Derya wird auch über den Namen Milena gerufen und durchstreift seit dem Herbst 2010 Aventurien. Dabei war der nanduriatische Bote bisher ihr ständiger Begleiter und seit Anfang 2016 ist sie nun ebenfalls als Schreiberin dabei. Im wirklichen Leben verdient sie ihre Hartwurst als Bibliothekarin.
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