Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums im Jahr 2019 haben wir das DSA-Fanprojekt Memoria Myrana zu seinen Anfängen und Erinnerungen zu Myranor und dem Projekt befragt.
Den Fragen haben sich Peter Horstmann (Peter), Jochen Willmann (Jochen), Daniel Bluhm (Daniel) und Jan Stawarz (Jan) gestellt.
Nandurion: Wie kam das Memoria Myrana überhaupt zustande und zu welchem Umfang hat es sich entwickelt?
Peter: Es entstand aus einem lapidaren Spruch, der, wie so oft, ganz nebenbei gesagt wurde: „Jetzt fehlt ja nur noch ein FanZine für Myranor …“.«, so beginnt der erste Artikel in der ersten Memoria Myrana. Ein Beitrag, in dem Ines Krtschil und Tobias Fink über die Anfänge der Memoria Myrana berichten. Die Anfänge liegen in einer regen Foren-Diskussion während des Jahres 2003, die vor Begeisterung und dem Willen zur Mitarbeit so ausuferte, dass man recht bald ein eigenes Forum brauchte: das Fa-Fo. Beide Foren, das Fa-Fo und das DSA-Forum von Fantasy Productions (FanPro) sind inzwischen Geschichte. Auch die eifrigen Helden, welche das Fanzine dann im Jahre 2004 mit der Ausgabe 1 aus der Taufe hoben, sind heute leider nicht mehr dabei: Benjamin Filitz (Chefredakteur), Johannes Borgward (Red. & Technik), Ines „Wuschel“ Krtschil (Red. & Lektorat), J. P. Fiedler (Lektorat), Max Nurus und Bernadette „Xamaril“ Wunden (beide Layout) sowie die freien Mitarbeiter Tobias Fink, Kai F. Engelmann, M. Löffler und St. Rubach. Einige waren lange dabei, andere fanden schon nach kurzer Zeit eine neue Beschäftigung, doch die Memoria Myrana war da und blieb! Schon 2004 kamen weitere Autoren und Zeichner hinzu.
Jochen: Auf unserer Homepage kann man auf der Seite für die Ausgaben nachlesen wie viele Artikel (387) wir in den vergangenen 53 Ausgaben veröffentlicht haben, dies versuchen wir auch immer aktuell zu halten. Zudem findet man dort alle Autoren (insgesamt 84) und alle Zeichner (30 an der Zahl) namentlich genannt. Darunter auch Autoren und Zeichner, die an offiziellen DSA-Publikationen gearbeitet haben oder es immer noch machen. Was nicht dabei steht, ist, dass diese 53 Ausgaben einen Gesamtumfang von 1925 Seiten haben und wir im Jahr 2018 mit insgesamt 242 Seiten und 42 Artikeln unseren bisherigen Jahresrekord hatten. Neben den Ausgaben stehen auf unserer Seite mittlerweile insgesamt 14 Abenteuer und 4 Spielhilfen und 3 Karten zum Download zur Verfügung, welche nochmal mit 372 Seiten zu Buche schlagen. In der Vergangenheit gab es sogar noch 5 weitere Spielhilfen, die wir in dieser Form nicht mehr online stellen, da sie durch offizielle Publikationen ersetzt wurden oder inhaltlich nicht mehr passen: Spielhilfen zu Seekampf-Regeln, waffenlosen Kampfstilen und ein Myranisches Arsenal sowie eine Zoo-Botanica Myrana und eine für die Region Koromanthia. Also eine ganze Menge Lesestoff vorwiegend zu Myranor, aber auch mittlerweile zu Tharun, Rakshazar und Vesayama. Und bald hoffentlich noch zu weiteren Kontinenten wie Uthuria und Ras Tabor.
Peter: Die Memoria Myrana entstand, als FanPro die Arbeit an Myranor brach liegen ließ. Für einige Zeit war das Magazin die einzige Quelle für Fans des Güldenlandes, um an neues Material zu kommen. Als dann Ulisses Spiele Dere übernahm und der Myranor Hardcoverband (2006) auch Myranor zu DSA 4 brachte, waren neben Christoph Daether und Michael Wuttke wieder Mitstreiter der Memoria dabei. Und so zog sich das die folgenden Jahre weiter. Egal welcher Verlag sich um Myranor kümmerte oder es ignorierte, immer gab es die Memoria Myrana, um entweder Autoren für Publikationen zu stellen, das Demo-Team der Myraniare zu bestücken oder die Lücken in der Publikationsfolge durch eigenes Material zu schließen. Das ist bis heute so geblieben. Inzwischen haben wir im Jahr 2019 unseren 15. Jahrgang begonnen. Wir machen auch weiterhin Myranor!
Nandurion: Wer hat mit was beigetragen und wie viel Aufwand hat das Team bisher betrieben?
Peter: In der Anfangszeit ging es darum, das Fanzine aus der Taufe zu heben und dann das Projekt am Laufen zu halten. Das wäre ohne die erste Generation nicht gegangen. Neben den Beiträgen zu den vier jährlichen Ausgaben wurden eigene Spielhilfen wie etwa eine Zoo-Botanika oder auch ein Arsenal erstellt und für die vielen neuen Begriffe wurde ein eigenes Lexikon auf der Homepage in Angriff genommen. Als mit Johannes Borgward dann der Profi für Homepage und Programmierung wegfiel, musste die Homepage komplett umgebaut und teilweise neu erstellt werden, was seinerzeit eine Menge Arbeit bedeutete. Das Lexikon wurde dann von den fleißigen Bienchen ins Wiki Aventurica übernommen. Insofern waren immer auch andere DSA-Fans mit involviert, seien es nun die Kollegen vom Wiki oder vom DSA-Ring oder anderen Fanseiten. Ab 2008 waren viele Autoren dann zusätzlich bei den Myraniaren beteiligt, was Kapazitäten bündelte. Insofern haben wir fast alle Bereiche des Fan-Supports bei der Memoria Myrana aktiv betrieben. Digital hätten wir gerne mehr gemacht, was aber lizenztechnisch kaum möglich ist.
Jochen: Im Detail kann man das nicht so genau beantworten. Ohne Zeichner hätten wir nicht all die schönen Bilder, ohne das große Autorenteam nicht den Textumfang in den Ausgaben, ohne Lektorat, Satz und Layout gäbe es keine Ausgaben, Abenteuer oder Spielhilfen. Die wir wiederum ohne Homepage-Administration nicht online stellen könnten. So gesehen trägt jeder im Team einen wichtigen Teil zur gesamten Memoria Myrana bei und der Aufwand kommt schon normaler Verlagsarbeit sehr nahe. Nur, dass wir keine Buchhaltung betreiben müssen, da wir ein Fan-Projekt sind. 😉 Wer genauer wissen will, welche Autoren sich mit welchen Beiträgen in der Memoria Myrana verewigt haben, der sollte unsere Artikelübersicht auf der Ausgaben-Seite ansehen. Dort kann man lesen, dass sich selbst solche DSA-Größen wie Jörg Raddatz, Uli Lindner und Stefan Küppers an den Texten der Memoria Myrana beteiligt haben. Aber auch viele andere offizielle DSA-Autoren und noch mehr DSA-Fans.
Daniel: Wie schon gesagt wurde, ist es schwierig zu definieren, wer genau was leistet. Die Stärke der Myrana liegt in ihrem Team und der guten Zusammenarbeit. Ideen und Entwürfe werden kommentiert und diskutiert, verbessert oder verworfen. Jeder im Team der Myrana bringt seine persönliche Note mit ein und wir alle versuchen daraus eine Harmonie zu erzeugen.
Jan: Jeder im Memoria Team hat seine individuellen Stärken, die sich zusammen zu etwas wunderbar Kreativem ergänzen. Als Autor ist es ein herrliches Gefühl mit Personen zusammenzuarbeiten, denen Myranor genauso am Herzen liegt wie einem selbst.
Nandurion: Wie wirkten sich DSA-Editions-Sprünge aus und an welche Highlights erinnert ihr euch besonders gerne?
Peter: Belebend … nach der Shingwa-Starre als Reaktion auf die erste Box war der „Hardcover“ 2006 ein Riesengewinn. Ob die Regelflut von DSA 4 und 5 nun positiv oder negativ zu bewerten ist, muss jeder Spieler und jede Meisterin für sich selber entscheiden. Für uns kamen neue Möglichkeiten und neue Herausforderungen ans Layout.
Meine Highlights waren Jenseits des Horizonts (2011), der Abenteuer-Schreibwettbewerb ‚Ars Myrana‘ 2011, die erste RatCon im Magazin-Shirt und Myrunhall (2013).
Jochen: Da ich erst 2007 bei der Memoria Myrana eingestiegen bin, gab es für mich bisher nur die Änderung von der 4. auf die 5. Edition. Durch diesen Wechsel ist bekanntlich die Ausgabe 51 entstanden.
Eindrücklich ist der Kampagnenband Jenseits des Horizonts gewesen. Wie man im Vorwort des Bandes lesen kann, entstand die Idee der Überarbeitung der Lamea-Kampagne als kleines Fan-Projekt im damaligen Forum der Memoria Myrana. Peter und ich führten dabei auf mehreren Conventions auch Gespräche mit Patric Götz vom Uhrwerk-Verlag, eigentlich nur wegen der Verwendung der alten Texte. Aber Patric gefiel die Idee immer besser und er beauftragte uns, einen offiziellen Kampagnenband zu erstellen. So wurde aus einer Fan-Idee ein Buch, an dessen Entstehung maßgeblich das Team der Memoria Myrana beteiligt war.
Nandurion: Und wie sieht eure Planung für die Zukunft aus?
Peter: Das übergeordnetes Ziel der Memoria Myrana ist und bleibt seit Jahren das gleiche: Wir bieten eine Plattform für Myranor-Fans. Dort kann man Material und Ideen finden und beisteuern, um DSA im Güldenland zu erleben.
Jochen: Unser vorrangiges Ziel ist es, vier Ausgaben des Fanzines pro Jahr online zu stellen. Daneben arbeiten wir auch in unserem Spielhilfen-Projekt an Spielhilfen, die wir als eigene PDFs veröffentlichen wollen. Da die Erstellung der Ausgaben des Magazins hierbei vorrangig behandelt werden, können wir nicht genau sagen, wann die nächste Spielhilfe fertig ist. Es sollte aber nicht mehr allzu lange dauern, bis was kommt. Ein weiteres großes Projekt ist Vesayama, das wir in den letzten Ausgaben gestartet haben. Im letzten Jahr wurden hierzu schon einige Ideen zusammengetragen und ein grobes Konzept für den Kontinent erarbeitet.
Außerdem haben wir durch die Kooperation mit dem Riesland-Projekt unseren Titel als Fanzine für die Welt außerhalb Aventuriens vervollständigt.
Nandurion: Wenn die Memoria Myrana ein DSA-Charakter wäre, welcher wäre sie dann?
Peter: Irgendwas mit “Zäher Hund” 😉 Im Ernst. Die Memoria ist unheimlich vielfältig. Sie hat ein wenig von Tschas Kindern, mit all den kreativen Ideen, ist sie so bunt wie ein Shingwa. Mit ihrer Beharrlichkeit und dem Logo des Löwenkopfes mag sie auch an Leonir erinnern und gerade in den frühen Jahren sind wir Thomas Römer und den anderen Redakteuren sicherlich ebenso lästig gefallen, wie die Löwenartigen dem Imperium. Nicht zuletzt, da immer wieder “unsere Leute” auch bei aventurischen Werken beteiligt waren und Aufmerksamkeit auf das vermeintlich sicher beerdigte Myranor lenkten. Als Profession kommt alles in Frage, was gerne Geschichten erzählt, Wissen sammelt und Dinge erschafft, sei es nun mittels göttlicher oder magischer Kraft. Auch ein wenig der Onachos steckt in der Memoria Myrana, tut sie doch alles, um das nun schon zum zweiten Mal von einem Mutterverlag beerdigte Güldenland am Leben zu erhalten, das Gute zu bewahren und den Tod hinauszuschieben. Aber auch etwas Schaustellerisches ist dabei. Wir bieten allen eine Bühne, haben über Jahre hinweg immer wieder auf Cons und Messen Demo-Runden angeboten und mit Stolz das orangene Shirt getragen.
Nandurion: Vielen Dank für eure Antworten und weiterhin Ausdauer und gutes Gelingen!
Das Interview führte Neuhorn Nottel.
In einer früheren Version war das Bild des Myranischen Arsenals eingebunden. Dieses wurde nun durch das Cover der im Text erwähnten ehemaligen Zoo-Botanica Myrana ersetzt.
Pingback: Interview mit Memoria Myrana | Nandurion
Memoria Myrana ist und bleibt eine feste Größe, insbesondere für Spieler, welche das bunte Güldenland dem teilweise etwas angestaubten Aventurien vorziehen.
Die Macher der Website stellen wirklichen tollen Content zur Verfügung und das auch noch kostenlos.
Besonders gelungen ist zum Beispiel die Spielhilfe „Kulte der Oktade“, welche man auf der Homepage von Memoria Myrana leicht finden kann.
Mich hat es bisher leider noch nie als Spieler nach Myranor verschlagen, obwohl ich von Herzen gern einen Neristu-Gossenschläger verkörpern würde.
In diesem Sinne wünsche ich alles Gute für die Zukunft dieses Fanzines!
Pingback: Nandurion: Interview mit der Memoria Myrana – Nuntiovolo.de
Es ist wirklich eine Schande dass Ulisses die Lizenz von Myranor und Tharun übernommen hat nur um alles an Veröffentlichung Stillzulegen. Toll das ihr mit dem Fanprojekt die Fahne hochhaltet und auch Tharun aufgegriffen habt. Ulisses sollte sich endlich was einfallen lassen um den Wünschen der Fans zu entsprechen und den Kontinent und die Hohlwelt endlich wieder zu bespielen.