Nachdem ich mich in meinen letzten Artikel noch einmal mit einigen FanPro Miniaturen aus den 90ern beschäftigt hatte, wird es nun höchste Zeit den Blick auch in die Gegenwart zu richten. Mit dem Crowdfunding Heroes of Aventuria hatte der kanadische Anbieter Westfalia Miniatures nach langer Zeit wieder neue Miniaturen für das Schwarze Auge auf den Markt gebracht. Getreu dem Titel handelte es sich dabei auch überwiegend um Miniaturen, die typische Heldenfiguren verkörpern. Nachdem ich seinerzeit einigermaßen begeistert die neuen Minis ausgepackt hatte, ist nun doch einige Zeit vergangen bis ich meine Pläne bezüglich der Bemalung umsetzen konnte. Meine ersten Versuche mit Carolan scheiterten noch am Fehlen einer überzeugenden Idee für die Bemalung. So kommt es also, dass nun eine andere Miniatur als erste den Aufmarsch der Helden anführt.
Hintergrund
Die nostrische Ritterin war für mich schon immer eine zentrale Gestalt des emanzipierten Aventuriens. An vorderster Front im Konflikt mit dem hinterwäldlerischen Andergast bietet sie einen deutlichen Gegenentwurf zu einem der wenigen Reiche Aventuriens, in denen Frauen nicht gleichberechtigt sind. Die Abbildung aus dem Atelier von Nele Klumpe hat mich von Anfang an fasziniert. Die Symbiose aus weiblicher Eleganz und militärischer Wehrhaftigkeit wird hier beispielhaft inszeniert. In meiner Vorstellung musste diese Figur natürlich eine wichtige nostrische Persönlichkeit sein. Etwas enttäuscht war ich daher, als ich realisierte, dass das Stock-Photo nicht einmal einen besonderen Platz in der Regionalspielhilfe hatte. Jedenfalls erscheint mir die gewöhnliche Ritterin mit mehr Persönlichkeit ausgestattet als so manche Nostrische Person von Rang & Namen.
Bei so viel Begeisterung nimmt es nicht Wunder, dass ich mich darauf versteifte, das Bild von Klumpe auch als Vorlage für meine Miniatur zu nehmen. Im Gegensatz zu dem Bild strahlt der graue Plastikklumpen allerdings noch nicht so viel Weiblichkeit aus. Meine Kinder hielten es jedenfalls zunächst für einen Mann. Vielleicht sind die Gesichtszüge doch ein wenig markant modelliert. Die Rüstung sorgt auf jeden Fall für genug martialische Substanz. Umso wichtiger würde es also werden, die verspielte Flechtfrisur zu betonen. Beim Vergleich mit der Vorlage fiel mir außerdem auf, dass das Schwert deutlich länger ausgefallen war als der überlange Dolch des Originals. Auch hatten die Designer von Westfalia die Pose angepasst und die etwas unentschlossene Handhaltung gegen eine deutlich selbstbewusstere Haltung getauscht. Für eine Miniatur, die möglicherweise auf dem Schlachtfeld platziert werden soll, durchaus passend. Der tiefblaue Mantel gefiel mir bei dieser Figur besonders. In der Nationalfarbe von Nostria stellt er einen Blickfang dar, dem ich ebenfalls besondere Aufmerksamkeit widmen wollte.
Bemalung
Nach der Grundierung in Schwarz mit weißem Lichteinfall zeigen sich bereits deutlich die Kontraste: Die scharfen Unterschiede im Kettenhemd, die reflektierenden Flächen der Panzerplatten und das Wechselspiel in den Falten des Mantels. Ich begann zunächst den Mantel mit einer blauen Grundschicht zu versehen und dann mit helleren Schichten zu akzentuieren. Zusammen mit etwas Blech und den ledernen Gurten als warmer Kontrast gewinnt das Modell schon mal an Lebendigkeit. Nachdem meine Versuche, mit der Airbrush ein überzeugendes Ergebnis für den Mantel zu erreichen, enttäuschend waren, verlegte ich mich wieder auf die bewährten Pinsel. Nur weil etwas bei Angel Giraldez, einem der bekanntesten Pro-Painter unserer Zeit, einfach aussieht, heißt das nicht, dass es auch jedermann kopieren kann.
Der Mantel wurde zum Abschluss noch einmal mit dem Kosmetikpinsel gebürstet und damit war ich dann leidlich zufrieden. Neben den Ledergurten wollte ich den Unterrock mit einer hellen Farbe ebenfalls betonen. Nachdem ich dem Stück mit einem dunklen Wash noch etwas Tiefe verliehen hatte schien mir das Gesamtbild jedoch irgendwie zu verspielt und mädchenhaft. Da ich unbedingt einen wehrhaften Gesamteindruck erreichen wollte dunkelte ich den Stoff wieder ab und akzentuierte nur die Randbereiche.
Mit diesem Ergebnis war die Miniatur schon weit fortgeschritten. Ich war mir dennoch etwas unsicher, was den Gesamteindruck betraf. Auch über die Stiefel war ich mir noch im Unklaren. Daher beschloss ich wieder einmal dem Base etwas Farbe zu geben, um mir einen besseren Eindruck von der Wirkung der Figur zu verschaffen. Mit dem hellen Untergrund im Blick beschloss ich dann auch Stiefel und Schwertscheide möglichst dunkel zu belassen, da die Rüstung zwar kalte Farbtöne lieferte, aber durch den metallischen Schimmer dunklere Kontraste fehlten.
Zum Abschluss ergänzte ich die Details an Schwert und Augen, kümmerte mich um Knöpfe und Gürtelschnallen sowie die letzten Lichter. Am Gesicht und den Augen probierte ich eine Weile herum, bis ich zu der Überzeugung gelangte, dass es nun eher schlechter als besser würde und erklärte dann die Arbeit an der Miniatur für beendet. Damit blieb mir wieder einmal das Base als Endgegner übrig.
Base
Nachdem ich kein Standard-Schlachtfeld-Base für meine Armee definiert habe, musste ich also wieder einmal einen individuellen Untergrund entwerfen. Mit der üblichen Begeisterung versuchte ich mir eine passende Umgebung vorzustellen. Ich wollte meine großartige Kriegerin nicht in irgendeinem Busch platzieren. Etwas zivilisierter sollte es schon sein. Andererseits ist die Definition von Zivilisation in den Streitenden Königreichen etwas schlichter als ein durchschnittlicher Horasier es sehen würde. Die Grundlage sollte also der gestampfte Lehmboden einer halbwegs respektablen Siedlung sein. Darauf ließe sich aufbauen.
Um dem Modell etwas mehr Rückhalt und damit Autorität zu verleihen, modellierte ich das Gelände mit Spachtelmasse und ein paar Bröckchen in eine Art Umfassung, die gewissermaßen etwas Rückendeckung bot. In meiner Vorstellung hat die Dame geraden den Platz betreten, um ihr Gegenüber zu konfrontieren. Etwas Grün durfte natürlich in dieser Region nicht fehlen, auch wenn die unsäglichen Grasbüschel von der Palette jede Inszenierung ruinieren können. Ein paar Fitzel Moos waren für meine Zwecke jedoch völlig ausreichend.
Abschließend fehlte mir jedoch noch ein Kontrastpunkt. Ich versuchte eine kleine Pfütze zu gestalten, denn irgendwo muss der allgegenwärtige Schlamm der Hinterwäldler-Siedlungen ja auch seinen Anfang nehmen. Das Ergebnis war jedoch noch nicht so überzeugend. Ich ließ die Miniatur eine Weile in Ruhe, bis ich bei einem Spaziergang unvermittelt die passende Pfütze entdeckte. Das neue Ergebnis ist vermutlich alles andere als perfekt, aber ein Projekt ist spätestens dann zu Ende, wenn man es für beendet erklärt. Wieder einmal war ich an den Punkt gelangt, an dem weitere Versuche lediglich mehr Frust produziert hätten und damit ging die nostrische Ritterin zur Lackierung.
Fazit
Meine Erwartungen an die Miniatur haben sich im Großen und Ganzen erfüllt. Auch wenn man den Mantel vielleicht noch kontrastreicher hätte gestalten können, bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden. Auch in der reduzierten Palette ergänzen sich warme und kalte Farben ebenso wie die hellen und dunklen Töne. Der Kopf meiner Mini samt Frisur wirkt vielleicht etwas härter als das Promo-Modell von Westfalia, aber damit kann ich leben. Nachdem ich ja bereits von der digitalen Vorlage so begeistert war, ist dieser Blick nicht besonders überraschend. Die Modellierung hatte das Vorbild gut eingefangen und letzten Endes habe ich hier nur die Vorlage repliziert. Tatsächlich scheint mir die Tonalität der Haarfarbe in meiner Bemalung etwas kräftiger, was die Erscheinung sogar etwas frischer wirken lässt als das Bild von Klumpe.
Nachdem ich die Photos gemacht hatte, entdeckte meine kleine Tochter die Miniatur in meinem Regal, begutachtete sie intensiv und kommentierte meine Erklärungen mit dem vernichtenden Urteil: „Sieht aus wie ein Mann.“ Schlimmer kann es dann wohl nicht mehr werden und so wende ich mich anderen Zinn- und Plastiksoldaten zu.
In der nächsten Folge der Miniaturen des Schwarzen Auges werde ich mich endlich einer Idee widmen, die ich schon zu Beginn meiner Rückkehr zum Miniaturenbemalen ins Auge gefasst hatte. Die Entwicklung einer Figur als Miniatur über mehrere Jahrzehnte und verschiedene Hersteller. Eine kleine Vorschau auf meinen Maltisch gewährt dieser Artikel bereits. Die Miniatur des Monats streckt bereits zaghaft einen Fuß ins Bild.
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Ah, also kommen die Oger 😉
Das ist korrekt beobachtet.