Das Format Auf ins Abenteuer! soll einer Spielrunde einen schnellen Einstieg in eine Region oder ein Set neuer Regeln ermöglichen. Neben einem Schauplatz und einem kurzen Abenteuer gehört zu dem Produkttyp insbesondere auch ein Set vorgefertigter Helden. Dies sind nicht notwendigerweise Einsteigerhelden, wie das Auf ins Abenteuer! Lowanger Lügenmächen bewies. Das Auf ins Abenteuer! Basaltschmelze wirft die Spielrunde wenig überraschend in die Ereignislinie um den Metaplot des zwergischen Heldenzeitalters. Der Schauplatz ist das Heiligtum am Schlund im südlichen Garetien im Tsa des Jahres 1046 BF.
Wo sind wir hier
Der Schlund ist ein noch immer aktiver Vulkan im Süden Garetiens und vor allem dafür bekannt, dass er ein altes Angrosch-Heiligtum beherbergt. Dieser Ort war bereits während der Invasion des Dämonenmeisters Schauplatz dramatischer Ereignisse. Hier wurde 2021 BF auch das Schwert Siebenstreich neu geschmiedet, bevor es in der Schlacht an der Trollpforte gegen den Dämonenmeister ins Feld geführt wurde. In der Ortsbeschreibung erfahren wir von einem Feiertag zu Ehren des Halbgottes Simia, welche auch bei den hiesigen Nanduriaten hohes Ansehen genießt. Da Simia von verschiedenen Völkern verehrt wird, kommen zu diesem Festtag Zwerge, Elfen und Menschen zusammen, um den Beginn des Frühlings zu feiern.
Zu diesem Festtag hat der Hochkönig der Zwerge Albrax, Sohn des Agam bedeutende Vertreter der Zwergenvölker geladen, um über das Vorgehen gegen ein neues drachisches Übel zu beraten. Unter den sechs vorgefertigten Helden sind hauptsächlich Zwerge, aber auch ein Mensch und eine Elfe. Der gutinformierte Angroschim wird es bereits ahnen, mit der Basaltschmelze wird der Metaplot um die Bedrohung durch den Drachen Ishlarin fortgeführt, welche im Abenteuer Der Ruf des Berges ihren Anfang nahm. Der Metaplotzug um das zwergische Heldenzeitalter nimmt also Fahrt auf. Im nächsten Abschnitt geht es heiß her und Spoiler gibt es auch. Wischt euch das Grinsen aus dem Gesicht, ihr seid gewarnt! Wer das Szenario noch spielen will kann direkt zum Fazit springen.
Wenn die Erde bebt
Earth heaves beneath me,
shivering and trembling.
Could it be the mountain,
ate something bad?
– Dwarfish mining song
Als ich die kurze Zusammenfassung der Handlung las, dachte ich erst, da wird aber ganz schön auf den Vulkan gehauen. Als es dann auch noch heißt: Angrosch selbst greift ein: Aus dem Sternbild Hammer und Amboss stürzt ein Stern nieder, da entfuhr mir ein spontanes „Krass“. Ja, hier werden wahrlich keine kleinen Brötchen gebacken. Das Ableben des Bewahrers der Kraft, Xolgorim, Sohn des Xaraf ist da praktisch nur noch eine Fußnote. Hatte ich in der Einleitung noch gelesen, dass der Vulkan Schlund zwar aktiv, aber seit einigen Jahrtausenden nicht mehr ausgebrochen ist, macht die Autorin Isabell Andersen damit nun auch gleich Schluss. Wozu hat man schließlich so einen Vulkan, wenn man ihn nicht ausbrechen lassen darf. Doch schauen wir uns das Abenteuer einmal an.
Die Anreise wird mit ein paar netten Szenen geschmückt um das Flair des Ortes und des anstehenden Feiertages einzufangen. Auch die unvermeidliche Kampfszene ist dabei, wenn ein paar Harpyien sich mit einem halbseitigen Wertekasten breit machen. Das Heiligtum selbst ist natürlich zu dieser Zeit voller Pilger und die Helden dürfen eintauchen in die Feierlichkeiten. Hier lässt sich gut ein heiterer Kontrapunkt zu den nachfolgenden Ereignissen einrichten. Mit weniger Schmunzeln als üblich gleitet mein Auge über die Beschreibung des Drachenbanns auf dem Dach des Tempels. Ein uraltes Geschütz zur Abwehr von Drachen mag in diesem Abenteuer unerwartet praktisch sein.
Aus heiterem Himmel oder besser gesagt direkt aus dem Gestein erheben sich ohne Vorwarnung erzene Golemide und beginnen alles und jeden in Gebrösel zu verwandeln. Für geschichtskundige Spieler ist dies sicher ein Schock. Die Golemiden waren Pyrdacors schrecklichste Waffe gegen die Zwerge, bis Brandans Pakt mit dem Herrn des Erzes sie zurückhielt. Eine interessante Besonderheit in diesem Kampf ist auch die Immunität der Golemiden gegen erzene Waffen. Auch hier hat die Autorin einen kleinen Kniff eingebaut, damit die Helden zumindest nicht ganz mit leeren Händen dastehen. Dann greift auch Ishlarin selbst ein. Ich bin sicher in seinem Vertrag steht irgendwas mit Anspruch auf eine viertelseitige Illustration bei jedem Erstauftritt in einer Publikation. Der Drache ist so ziemlich immun gegen alles, was man von seinem Gefolge aus Westwinddrachen zum Glück nicht sagen kann. Sofern man bei einem Geschwader von mehr als einem halben Dutzend Westwinddrachen auf der Gegenseite noch von Glück sprechen möchte.
Wenn man nun glaubt, es handele sich um einen Fall von Meisterwillkür, um den Spielern endlich mal zu zeigen wo der Hammer hängt, dann wäre da noch die Sache mit dem fallenden Stern. Denn Meister Angrosch schnappt sich in der Tat seinen Hammer, oder in diesem Fall einen Stern und schleudert ihn direkt gegen den Drachen. Dummerweise geht dabei noch etwas Geschirr zu Bruch und die Helden finden sich im nächsten Moment in einem Katastrophenszenario arivorschen Ausmaßes wieder. Die Erde bebt, Hochgeweihte geben den Löffel ab und alles rettet, rennet, flüchtet. Steigende Lava und einstürzende Kraterwände machen den Schlund zu einer Todesfalle. Als ich damals StarCraft spielte, gab es für solche Fälle Sprungmodule.
Erwähnte ich, dass die Pilger immer noch von Westwinddrachen angegriffen werden? Glücklicherweise erhalten die Golemiden zwischenzeitlich Gegenwind von einigen Zyklopen, die sich aus dem Krater heraufbegeben haben und nun ihrerseits grobe Fäuste schwingen. Am Ende dieses wahrhaften Infernos ist vom Heiligtum am Schlund nicht mehr viel übrig. Die Hochgeweihten Xolgorim und Norgram sind zu ihrem Gott gegangen und die Helden dürften ein paar neue Freundschaften mit wichtigen Zwergen geschlossen haben. Mit der Einladung des Hochkönigs nach Okdrâgosch, Albrax Feste in den Trollzacken endet das Abenteuer.
Was uns vom Tage bleibt
Nach einem Dutzend Seiten endet so das Abenteuer um die Basaltschmelze. Die verbleibenden Seiten des 56 Seiten starken Bandes werden von diversen Listen mit Sonderfertigkeiten, Zaubersprüchen und dem üblichen Regelwahn, sowie der Beschreibung der sechs vorgefertigten Helden gefüllt. Ähnlich wie schon bei den Lowanger Lügenmärchen haben wir es hier mit der erlebbaren Inszenierung eines wichtigen Momentes der lebendigen aventurischen Geschichte zu tun. Anders als in Lowangen steht die Basaltschmelze jedoch nicht für sich allein da, sondern ist eingebettet in den weiteren Metaplot des zwergischen Heldenzeitalters.
Eigentlich sind die hier beschriebenen Ereignisse zu phantastisch um sie nicht am Spieltisch erleben zu wollen. Das besondere Format erlaubt es auch die Basaltschmelze als One-Shot an einem gemütlichen Wochenende mit alten Freunden zu spielen. Man hört es, ich suche bereits nach Ausreden, warum ich diesen bemerkenswerten Ausbruch epischer Dramatik unbedingt spielen muss. Wenn die Zeit der zwergischen Heldentaten so weitergeht, dann muss ich wohl doch noch einmal über eine Zwergenkampagne nachdenken. In diesem Sinne also
ANGROSCH mit euch.
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