Kurz vor dem Jahreswechsel schickten die Ulisses-Werke ihre Zantaclauth-Dämonen los, um uns mit der Aventurischen Magie I zu bescheren, dem ersten Band im Reigen der Magieregeln. Wie auch das Aventurische Kompendium hat Aventurische Magie 240 Seiten und kostet als PDF 19,99 EUR, als Taschenbuch 19,95 EUR, als Hardcover 39,95 EUR und in der limitierten Ausgabe 69,95 EUR. Nachdem das Kompendium im Schlagabtausch eher mittelprächtige Ergebnisse erzielte, wurden diesmal die Magieregeln analysiert, xenographisiert und unter die Lupe genommen. Ihre von der Akademie zu Punin zertifizierten Forschungsergebnisse präsentieren euch auf unserem diesjährigen Einhornkonvent Magus Cifer, Eulenhexe Derya, Scharlatan Krassling und Sangara Nick-Nack. Also Federn gespitzt, Zauber gewetzt und auf zum fröhlichen Disput.
Aufbau und Umfang
Nick-Nack: Das auffälligste und bisher meistdiskutierte Thema ist sicher, dass sich Aventurische Magie auf Gesellschaftszauberer fokussiert: Wer Hexen, Druiden oder Elfen spielen will, wird in diesem Band wenig finden. Allerdings sind auch für die Gesellschaftszauberer nicht alle Regeln enthalten: Neben einigen Zaubern fehlen auch ein Großteil der Akademien, die man noch aus DSA4 kennt. Es finden sich im Band 12 Akademien, dazu 6 private Lehrmeister. Zusammen mit Nostria und Andergast aus den Streitenden Königreichen ergibt das 14 Akademien, deutlich weniger als die etwa 40, die man in DSA4 nutzen kann. Ich persönlich sehe das allerdings gar nicht als Problem an: Zum einen habe ich lieber jetzt einen Teil der Akademien und in einem Jahr den Rest, als in einem Jahr alles auf einen Schlag zu bekommen. Zum anderen finde ich Gildenmagier auch jetzt schon problemlos spielbar, ohne dass man unbedingt jedes Detail der Akademien offiziell vorgekaut bekommen muss.
Krassling: Das grundlegende Konzept, Hintergründe und Regeln stärker über mehrere Bände zu verteilen, ist natürlich ein besonderes Merkmal von DSA5. Das kann man gut finden oder auch nicht. Die Diskussion sollte aber nicht wieder für jedes Produkt neu entfacht werden. Die diversen Akademiebände für DSA4 sind auch nicht an einem Tag erschienen, also sind wir hier mit zwölf weiteren Akademien gar nicht so schlecht unterwegs. Die Konzentration auf die hermetischen Zauberer halte ich ebenfalls für angemessen, da für Druiden, Elfen etc. sicher noch genug Platz in deren jeweiligen Regionalbänden ist. Mit den Zaubertänzern und den völlig neuen Zauberbarden kommen zudem weitere Professionen hinzu. Die Fokusregeln sind vermutlich wiederum großteils Geschmacksfrage, dürften aber sicher ein paar interessante Ideen mitbringen.
Derya: Zum Inhalt haben meine Kollegeneinhörner ja schon etwas gesagt. Betrachtet man allerdings Aufbau und Struktur, muss ich anmerken, dass ich es unglücklich finde, dass die Professionen erst im fünften Kapitel vorgestellt werden. Schließlich werden darüber dann einige Zweige der verschiedenen Traditionen detaillierter erläutert und vorgestellt, was gerade bei den Magiern für Einsteiger der erste tiefere Einblick in die verschiedenen Ausprägungen sein dürfte. Zudem beziehen sich gerade die Kapitel 2 (Erweiterte Magieregeln) und Kapitel 3 (Magische Sonderfertigkeiten) unter anderem auch auf die erst weitaus später in Kapitel 5 auftauchenden Professionen. Deshalb hätte ich persönlich das Professionskapitel auch eher zwischen die Abschnitte zu den Traditionen und den erweiterten Magieregeln gepackt.
Traditionen
Cifer: Hier werden fünf Traditionen vorgestellt: Gildenmagier (mit der Untergruppierung der Qabalyamagier, die keinen Fremdrepräsentationsspruch bekommen, dafür aber leichter unauffällig zaubern können), Magiedilettanten (entweder intuitive Zauberer mit bis zu 3 Zaubern oder Meistertalentierte mit einem einzigen magisch verstärkten Talent), Scharlatane (klassische Jahrmarktsillusionisten), Zaubertänzer (zahorische Hazaqi, aranische Majuna, novadische Rahkisa und tulamidische Sharisadim) und Zauberbarden.
Nick-Nack: Neben den neuen Zauberbarden gefallen mir besonders auch die Qabalyamagier, die eine Lücke füllen, die ich oft schon in Runden gesehen habe, aber bei der mir erst durch das Regelwerk so richtig klar geworden ist, dass sie existiert: traditionelle, heimliche Zauberer. Regeltechnisch gesehen bringen sie natürlich wenig Neues.
Cifer: Die Zauberbarden bringen hier die meisten Neuerungen, darum gleich mal Näheres zu ihnen: Es gibt neben den bereits bekannten novadischen Derwischen auch noch albernische Ceoladir (klassische Zauberbarden) und thorwalsche Sangara (die aber nichts mit den Skalden zu tun haben). Insgesamt eine nette Erweiterung des aventurischen Zauberwirkerkanons, die zudem zumindest andeutungsweise bereits in der vorangegangenen Edition mit einigen gildenmagischen Forschungen vorbereitet wurde (wenn auch hier wenig von einer Verbindung zu lesen ist und es im Gegensatz zu anderen Traditionen auch nicht möglich ist, im Spielverlauf in die Bardentradition hinein- oder aus ihr herauszuwechseln).
Leider hat man sich beim Powerniveau meines Erachtens gründlich verschätzt. Nehmen wir mal die Melodie des Einlullens: Bis zu QSx2 Zuhörer bekommen einen Malus von 1 auf Sinnenschärfe, während sie dem Barden zuhören. Passt, Ablenkung sollte ja eigentlich klassisches Bardenterritorium sein. Leider hat das Ganze ein paar Haken. Erstens ist angesichts der Kosten die obere theoretische Zuhörergrenze von 12 eher illusorisch, denn dafür würden 52 AsP fällig – Startwert sind um die 27. Zweitens ist die Dauer “kurz, aufrechterhalten”, was für Zauberbarden bedeutet, dass sie jede Kampfrunde eine neue Zauberprobe ablegen müssen (und währenddessen sonst nichts tun können). Nutzt also der Diebeskollege die Ablenkung für eine zweiminütige Beutelschneidertournee, muss der Barde irgendwas zwischen 24 und 60 Proben ablegen. Wie hier mit fluktuierenden QS umgegangen wird, ist nicht ganz klar. Drittens ist natürlich noch ein eigenes B-Talent dafür zu steigern. Nicht empfehlen möchte ich dem Ceoladir an dieser Stelle einen Blick ins Aventurische Kompendium: Da bekommen mittels der SF Faszinierender Gesang (*) nichtmagische Barden ziemlich genau die gleiche Fähigkeit, bloß ohne AsP-Kosten und aufs A-Talent Singen zu würfeln. Auch die Zaubertänzer haben einen vergleichbaren Effekt, der wie die meisten Tanzwirkungen stärker ist als passende Zauberlieder. Ich hoffe, dass hier für eine Neuauflage bei etlichen Wirkungen nochmal genau übers Balancing drübergeschaut wird, denn die vielen sehr coolen Effekte wie die Bannung von Zustandsstufen ins Instrument des Barden haben es eigentlich nicht verdient, dass die Tradition insgesamt so schwach ist.
(*) Hab ich schon erwähnt, wie cool ich es finde, Regelelemente einfach so komplett verlinken zu können?
Krasslig: Ist es nicht wundervoll? Noch keine Handvoll Bücher raus und schon hat man sich hoffnungslos verzettelt? So lieben wir es doch, oder etwa nicht?
Nick-Nack: Regeltechnisch setzt sich leider der Trend fort, dass das Balancing hinten und vorne nicht stimmt. Ich würde mir wirklich wünschen, dass sich Ulisses dafür mal jemandem sucht, der genügend mathematischem Sachverstand mitbringt, und vor allem genügend Zeit, um die einzelnen Werte gegeneinander zu auszubalancieren. Das Grundprinzip gefällt mir allerdings sehr gut: Zaubertricks als kleine Effekte ohne Probe, magische Anwendungen/Traditionsartefakte als größere Effekte ohne Probe und Zauber/Magische Handlungen als größere Effekte mit Probe. Von den genauen Regeln abgesehen, gefallen mir auch die neuen Traditionsartefakte wie der Zauberstecken für Scharlatane und die neuen Artefaktzauber, wie z. B. der Stabzauber Druckwelle, mit dem man Gegner zu Boden bringen kann, sehr gut. Dadurch sind viele neue interessante Konzepte möglich, beispielsweise Livia Movatori hätte hier viel Entwicklungspotenzial.
Cifer: Stimmt, der Zauberstecken gefällt mir auch gut – insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Scharlatane ja teils Überbleibsel der Kophtanim mit ihren Szeptern sind.
Derya: Auf die Zauberbarden ist Cifer ja schon genauer eingegangen. Wundervolle Traditionsbeschreibung, schöne Traditionsartefakte, aber von der sonstigen Umsetzung leider grauenhaft. Aber wo wir schon bei den Traditionsartefakten sind, mir gefällts, dass es dort jetzt mehr Möglichkeiten zur Ausgestaltung gibt, selbst wenn mich nicht jeder Artefaktzauber überzeugt. Unterm Strich bleibt aber ein positiver Eindruck und die Traditionsartefakte werden individueller, durchaus auch innerhalb ein und derselben Tradition. Die Traditionen sind aus meiner Sicht ebenfalls schön umrissen und geben einen guten ersten Eindruck. Schön übrigens, dass inzwischen auch die novadische Zaubertänzerin ihren Eigennamen hat, ebenso wie die neu eingeführten albernischen und thorwalschen Zauberbarden. Einen Wermutstropfen finde ich allerdings ebenfalls: Immer wieder wird in der Aventurischen Magie der Codex Albyricus erwähnt. Als Bücherwerk wurde er uns in Kurzform im Almanach oder in einer ausführlicheren Version in der Rüstkammer durchaus auch schon präsentiert, jedoch wurden in bisher keiner Publikation die wichtigsten Eckdaten dieses doch nicht ganz unwichtigen Gesetzeswerks präsentiert. Insofern hätte ich bei der Beschreibung der Gildenmagier auch einen Abschnitt zum Codex Albyricus erwartet. Zudem scheint nun endgültig festzustehen, dass die Siegelstöcke der Magierakademien zwischen den Regeleditionen eine gründliche Überarbeitung erfahren zu haben. Während einige Magiersiegel durchaus noch Ähnlichkeiten erkennen lassen, sind andere offenbar komplett neu gestaltet.
Krassling: Insgesamt finden sich hier etliche interessante Ideen und Neuerungen. Einige grundlegende Setzungen stoßen mir jedoch in ihrer Tendenz ganz übel auf. Die Zauberlieder sind zu eingeschränkt. Das Ganze kommt daher wie eine Muskete mit Ladehemmung. Die Stabzauber sind noch einmal erweitert, aber dafür in ihren Fähigkeiten so weit heruntergeschraubt, dass einem die Tränen kommen. Nun ja, vermutlich ist man damit nur konform zu manchen Zauberregeln. Für mich klingt das immer noch nach einem krampfhaften “Lass uns die Zauberer nicht zu mächtig machen”. Was dann passiert, wenn man gleichzeitig versucht, profanen Helden drastische Möglichkeiten zu geben, ist teilweise etwas kurios.
Erweiterte Magieregeln
Nick-Nack: In diesem Kapitel finden sich Regeln zu abgebrochener Ausbildung, Weiterbildung, Unterricht, Gildenprägung und Zauberwerkstatt, sowie ein erster Blick auf die Zauberstile. Die ersten drei sind letztlich einfach Vorschläge, wie man seine AP am besten ausgibt, um eine abgebrochene Ausbildung, Weiterbildung oder Unterricht darzustellen. Allesamt sehen als Regelungen ganz nett aus, sind aber natürlich genau genommen nicht notwendig, da man sich ja einfach alles zusammenbasteln kann, wie man will. Andererseits sind aus dem gleichen Grund auch Professionen eigentlich nicht notwendig. Wenn ich so darüber nachdenke: Vermutlich wäre dieses Kapitel sogar noch besser, wenn es zusätzlich zu dieser Regelsammlung einfach ein paar Professionen für abgebrochene Magier gäbe.
Derya: Nun, die braucht es aus meiner Sicht nicht unbedingt. Wichtiger sind da vorhandene Professionen an fertig ausgebildeten Zauberkundigen, an denen man sich orientieren kann. Die vorgeschlagenen Regelungen dürften dann aufgrund des Baukastensystems relativ einfach anwendbar sein. Aber alles in allem ein wirklich schöner Abschnitt.
Krassling: Und dann brauchen wir unbedingt Regeln für abgebrochene Krieger, abgebrochene Geweihte und abgebrochene Riesen. Nee, Zwerge. Ach was, weg mit den Gesocks.
Cifer: Die abgebrochene Ausbildung finde ich in erster Linie hintergrundtechnisch interessant (was passiert, wenn in Lehrjahr X die Ausbildung beendet wird?), Regeln hätte es angesichts des Baukastensystems da weniger bedurft. Schwieriger finde ich hingegen die Weiterbildung, die auch den Erwerb von anderen Traditionen beinhaltet – hier fehlen zum Beispiel Angaben darüber, was passiert, wenn man plötzlich zwei Leiteigenschaften hat.
Derya: Stimmt, das war ja auch noch so ein Punkt. Aber mich konnte dieser Abschnitt sowieso irgendwie nicht so wirklich überzeugen. Die Weiterbildung scheint vor allem Sinn zu ergeben, wenn man mit der Fokusregel der Zauberstile und einer eingeschränkten Verbreitung von Zaubern spielt oder eine weitere Tradition erlernen will. Alles Dinge, die bisher vor allem für die Magier weiter ausgeführt sind. Bei allen anderen Traditionen bliebe nach bisherigen Regelwerksstand davon momentan nur die Weiterbildung in einer anderen Tradition übrig. Aber mal sehen, was da Aventurische Magie II noch an Auswahlmöglichkeiten bringt. Gefallen haben mir dagegen die Unterichtspläne mit den gildenmagischen Standardzauberpaketen, Akademie- bzw. Lehrmeistereigenen Zauberpaketen und die verfolgte Leitlinie.
Nick-Nack: Eine grundsätzlich auch ganz witzige Idee sind die Gildenprägungen: Jeder der Gilden wird ein kleiner Vor- und ein kleiner Nachteil mitgegeben. Das DSA5-Grundprinzip der modularen Aufteilung kommt hier voll zum Tragen: Will man damit nicht spielen, kann man diese einfach komplett ignorieren.
Cifer: Hier bin ich tatsächlich positiv überrascht. Nachdem die nostergastischen Wesenszüge, die nach gleichem Muster funktionieren, viel Spott auf sich gezogen haben (wir erinnern uns: Der Nostrier als solcher kann minimal besser Speisefische angeln, braucht aber dafür bei Sammelproben ebenso minimal länger, weil er nicht aus dem Sabbeln rauskommt), scheint man langsam festzustellen, was man mit dem Konzept machen kann: Graumagier sind als professionelle Neugierige besser in magischen Analysen, gelten dafür aber im Volk als abgehoben, was ihnen leichte Erschwernisse bei Überreden und Etikette einbringt. Schwarzmagier verlieren durch ihren schlechten Ruf die regeltechnischen Boni ihres Standes, sind aber durch ihre oft heiklen Forschungsgebiete vorsichtig genug, dass sie weniger schlimme Zauberpatzer erleiden. Weißmagier gelten als wahrheitsliebend, was ihnen vor Gericht das Ansehen eines Adligen verschafft, andererseits aber auch als hochnäsig, was das Überreden des einfachen Volkes erschwert. Natürlich sind das Generalisierungen, die die Vielfalt von 40+ Akademien auf drei Klischees herunterbrechen, aber wenn das ganze partout nicht zum eigenen Charakter passt, kann man die Prägung ja auch einfach weglassen.
Krassling: Mir ist das alles viel zu kleinteilig. Praktisch kein Effekt in der Spielwelt. Für mich wäre das reiner Fluff. Da hätte ich mir doch wieder mehr Platz für die Zauberwerkstatt gewünscht.
Derya: Ich reihe mich dagegen mal bei meinen beiden Kollegeneinhörnern Cifer und Nick-Nack ein. Aber mir haben ja auch schon die nostergastschen Wesenszüge von der Idee her gefallen, die jetzt um die Gildenausprägungen erweitert werden. Es lässt aus meiner Sicht einfach viel Raum für die individuelle Gestaltung und Fluffgenerierung, aber aufgrund der Kleinteiligkeit wird man jetzt auch nicht bestraft, wenn man es, aus welchen Gründen auch immer, weglässt.
Nick-Nack: Deutlich eingeschränkt gegenüber DSA4 ist die Zauberwerkstatt. Statt wie früher Zauber massiv verändern zu können, kann man jetzt beispielsweise die Wirkungsdauer oder die Reichweite erhöhen – Effekte also, die sich in DSA4 bereits mit spontanen Modifikationen abbilden ließen. Persönlich finde ich das eigentlich ganz gut, denn für neue Zauber braucht man meiner Ansicht nach keine komplexen Regeln, und wenn man sie doch will, dann bitte in einem Sonderband nur für diejenigen, die das auch wirklich interessiert.
Derya: Da kann ich dem Kollegen Nick-Nack nur zustimmen. In DSA4 habe ich diesen Abschnitt immer ganz schnell überblättert und hätte ihn nur mit der Kneifzange angefasst. Hier bekomme ich kleine Spielereien, wie ich vor allem spontane Modifikationen dauerhaft in meine Zauber einbauen kann, regeltechnisch einfach erklärt. Da bekomme ich doch fast Lust, einmal einen Puniner Stubenhocker in diese Richtung zu entwickeln. Zudem kann ich mir ebenfalls durchaus vorstellen, dass der Komplex der Zaubererschaffung noch in einem Extra-Spezialband kommt, andererseits dürfte es wahrscheinlich schon heute aufgrund der vereinheitlichten Magieregeln leichter fallen, einen neu entworfenen Zauber in diese Regelmechanismen hineinzubetten.
Nick-Nack: Die Zauberstile werden in diesem Kapitel zwar auch erwähnt, aber eigentlich hätte man sie hier weglassen sollen. Die eigentliche Beschreibung findet sich nämlich …
Magische Sonderfertigkeiten
Nick-Nack: … im Kapitel zu magischen Sonderfertigkeiten. Dabei sind die Zauberstile ähnlich den Kampfstilen nicht nur eine kleine regeltechnische Besonderheit jeder Akademie bzw. jedes Lehrmeisters, sondern erlauben auch, erweiterte Zaubersonderfertigkeiten zu erlernen. Hier hat Ulisses schon aus dem Fan-Feedback gelernt und erwähnt diesmal explizit, dass man sich in der Gruppe natürlich auch darauf einigen kann, dass erweiterte Zaubersonderfertigkeiten auch ohne ensprechenden Zauberstil erlernbar sind. Leider ist die dahinterliegende Kritik anscheinend nicht ganz durchgedrungen: Viele der Zauberstile sind selbst Fähigkeiten, bei denen ich nicht verstehen kann, warum sie nicht einfach zu allgemeinen Sonderfertigkeiten geworden sind. So ist ein Scholar der Akademie Schwert und Stab zu Gareth besonders gut darin, Furcht zu unterdrücken. Warum dies aber ausgerechnet Magier, nicht aber z. B. Praiosgeweihte oder Krieger erlernen können, entzieht sich meinem Verständnis. So eine Regel hätte als Sonderfertigkeit ins Kompendium gehört. Ganz schlecht reden will ich die Zauberstile aber nicht. Beispielsweise derjenige für Fasar, mit dem man 1 Punkt Seelenkraft ignorieren kann, falls das Gegenüber höchstens 2 Seelenkraft hat, gefällt mir immer noch sehr gut.
Cifer: Ja, teilweise ist es schön gelungen, den Akademien über ihren Zauberstil Charakter zu geben. Die dekadenten Fasarer, die über das einfache Volk herrschen, gefallen mir da sehr gut – ich bin gespannt, ob im Gegenzug die asketischen Lowanger Absolventen Boni gegen besonders hohe SK bekommen. Andere Akademien kranken leider in der Tat daran, dass ihre Boni besser allgemeine SFs geworden wären oder man nicht alle Ausbildungen bedacht hat. Der Al’Anfaner Stil ist zum Beispiel faktisch auf den Leibmagier ausgerichtet und ignoriert den Seekriegszweig komplett. Hier hoffe ich auf einen zweiten Stil im passenden Regionalband. Das ändert natürlich nichts daran, dass ich die Stile als ganze noch immer unnötig restriktiv finde, einen zweiten kann man ja nur mit der Extra-SF Zauberstilkombination lernen – klar, die 50 AP hat man ja als Magierspieler mal eben noch rumzuliegen. Aber das ist einfach persönlicher Geschmack. Wer Klassensysteme mag, hat damit vermutlich keine Probleme und per Optionalregel wird auch (ein Kapitel weiter vorne) vorgeschlagen, die Zauberstile von den Akademie-Restriktionen zu befreien und als ganz normale SFs zu behandeln. Weiter geht’s mit den von den Stilen ermöglichten erweiterten Zaubersonderfertigkeiten, von denen ein Viertel aus “Du bekommst +1 FP auf alle gelungenen Zauber eines Merkmals” besteht.
Derya: Die Zauberstile gefallen mir im Großen und Ganzen ebenfalls. Etwas verwundert bin ich nur darüber, dass neben den Magierakademien zwar auch einzelne magische Lehrmeister mit Zauberstilen bedacht wurden, alle anderen im Buch aufgeführten Traditionen dagegen nicht. Da hätte man doch durchaus mit den verschiedenen Ausrichtungen der Traditionen arbeiten können und ein scharlatanischer Trickbetrüger wäre beispielsweise anders geprägt als ein entsprechender Theaterzauberer. Die auf den Zauberstilen aufbauenden erweiterten Zaubersonderfertigkeiten erscheinen mir dagegen eine zu gute Möglichkeit zum Individualisieren und auch zu nützlich, um die nicht mit Zauberstilen bedachte Traditionen davon auszuschließen. Ich würde sie wohl eher für alle Traditionen freigeben, mit dem Hinweis, dass bestimmte Zaubersonderfertigkeiten in gewissen Magierakademien verbreitet zu finden sind.
Nick-Nack: Die erweiterten Zaubersonderfertigkeiten haben mich insgesamt nicht so angelacht, aber genau wie auch die Gildenprägungen des vorherigen Kapitels, stören sie auch nicht weiter, wenn man sie nicht will. Ich bin sicher, gerade unter Zaubererspielern finden sich sicher einige, die dann doch die eine oder andere davon liebgewinnen weden.
Die allgemeinen magischen Sonderfertigkeiten sehen für mich bisher nach guter Handwerkskunst aus. Nichts, was man nicht auch als DSA4-Spieler schon so oder so ähnlich kennen würde, aber regeltechnisch auf den ersten Blick robust umgesetzt.
Krassling: Die allgemeinen magischen Sonderfertigkeiten sind genau das. Allgemein und darum solide und eher einfach. Aber spätestens bei den je nach Stil verfügbaren erweiterten Fähigkeiten bin ich schon wieder raus. In einem anderen System hätte man einfach gesagt: Hier sind allgemeine und spezielle Sonderfähigkeiten. Baut euch eure Pakete so zusammen, wie sie euch zusagen. Oder noch besser einen Leitfaden zur Entwicklung der Fähigkeiten vorgegeben. Dann hätte man wirklich die Freiheit. Jetzt muss ich erst wieder den Namen des Lehrmeisters in eine allgemeine Festlegung übersetzen und dann kann ich überlegen welchen der beschriebenen Stile ich so modifiziere, dass er zu meiner Spielrunde und der Idee von meinem Helden passt. Irre. Eigentlich eine tolle Idee, nur leider schlecht ausgeführt.
Eine Limbuspforte öffnet sich und ein Nick-Nack erscheint.
Nick-Nack: Von weiter unten aus dem Disput komm’ ich her und ich muss euch sagen: Es weihnachtet… moment… ah, Zeitreisen sind immer etwas verwirrend für den Geist. Was ich nach der Diskussion der Zauber noch sagen wollte: Nicht alle Sonderfertigkeiten sind auf die Zauber abgestimmt. So verhindert der Pentagramma, Dämonen mit hoher Anrufungsschwierigkeit zu vertreiben, so dass die Sonderfertigkeit Machtvolle Entschwörung (Dämonen) in der vorgestellten Form nicht funktioniert. Und Astrale Meditation in Zusammenarbeit mit dem Ritual Ruhe Körper führt zu einer nie versiegenden Astralquelle. Insgesamt sind die Sonderfertigkeiten also doch nicht so gut balanciert, wie ich zu Anfang des Disputs noch dachte. Aber zurück an mein Gegenwarts-Ich.
Zauber
Nick-Nack: Den Zaubern merkt man meiner Ansicht nach an, dass sie lange ausbalanciert wurden. Beim ersten Durchlesen sind mir in dem Kapitel tatsächlich keine Schwächen aufgefallen. Klar, man kann sich immer fragen, ob die Auswahl der Zauber die richtige ist. Aber es sind halt die Zauber, die für die im Band gezeigten Akademien nötig sind.
Cifer: Ja, an der grundlegenden Auswahl ist wenig zu meckern. Mit Ausnahme der großen Exotenkomplexe sind die relevanten Zaubergebiete eigentlich erstmal abgedeckt und die Idee der Zaubererweiterungen (quasi Mini-SFs, die Zusatzwirkungen für einzelne Zauber freischalten) gefällt mir auch sehr gut. Leider steckt stellenweise auch hier der buchstäbliche Dämon im Detail: Mit dem Pentagramma zum Beispiel kann auch der beste Entschwörer mit Bannschwert und Zusatz-SFs keinen Karakil mehr vom Himmel holen, weil der Regelmechanismus für die 6er Anrufungsschwierigkeit nicht funktioniert.
Nick-Nack: Persönlich empfinde ich das nicht als Bug, sondern als Feature: Manche Dämonen kann man halt nicht einfach entschwören.
Cifer: Wozu dann eine SF, die genau die Entschwörung von 6+Gehörnten gestatten soll?
Nick-Nack: Die passt da tatsächlich nicht rein.
Cifer: Etliche Zauber sind auch zu Ritualen geworden. Die Idee dahinter, alle Sprüche mit Zauberdauerangaben in Aktionen in eine und alle längeren Sprüche in eine andere Kategorie zu packen, finde ich dabei gar nicht mal schlecht. Problematisch ist aber, dass es keine Unterscheidung zwischen dem 5-Minuten-Ritual für zwischendurch und der fetten stundenlangen Weltvernichtungszeremonie des Erzschurken gibt. Das heißt, auch ein Scharlatan, der die fünf Minuten vor der abendlichen Vorstellung noch fix dazu nutzt, per Accuratum für 4 AsP sein Kostüm zu flicken, muss dafür auf die Sternkonstellation achten und braucht eigentlich einen Ritualplatz, den er vier Stunden lang vorbereiten muss. Ach ja: Die Zauberlieder und -tänze der Barden und Zaubertänzer zählen übrigens auch als Rituale, fallen also größtenteils ebenfalls unter diese Regelung. Hier hoffe ich darauf, dass man nochmal eine Trennung einführt, die derartige Kurzriten von einem Großteil der Bedingungen ausnimmt. Mit dem Ruhe Körper ist übrigens auch wieder die alte Balsam-Meditation möglich, binnen einer Nacht kann ein versierter Nutzer für 2 ausgegebene AsP 20 AsP plus die doppelte normale Regeneration zurückerlangen.
Nick-Nack: Hmm, wo du darauf hinweist, muss ich wohl meine Meinung zu den magischen Sonderfertigkeiten revidieren.
Nick-Nack verschwindet in einer Limbuspforte.
Derya: Mir gefällt dieses Kapitel im Großen und Ganzen ebenfalls ziemlich gut. Ich merkte beim Lesen jedenfalls, dass es mich zu der ein oder anderen Konzeptüberlegung anregte. Nur war ich an der ein oder anderen Stelle dann doch über die Traditionszuordnungen überrascht. Erschien es mir meistens nach dem gefahrenen Konzept auch nachvollziehbar oder war ich an der ein oder anderen Stelle gar erfreut, bin ich gerade beim Leidensbund regelrecht irritiert. Der ist über den Editionswechsel anscheinend von einem Hexen- bzw. Achaz-Zauber zu einem Magierzauber geworden. Apropos Achaz, etwas verwirrend finde ich auch den ein oder anderen Naturzauberer-only und sogar Kristallomantenzauber in der Auflistung, die mir für die näher vorgestellten Professionen jetzt nicht unbedingt unabdingbar erscheinen. Wobei am Ende vielleicht doch mehr als gedacht in den Lehrplänen oder Professionen schlummern. Kommt auch dadurch zustande, dass leider versäumt wurde, durchgängig eine Fremdtraditionsangabe bei solchen Zaubern einzufügen. Das erweckt zumindest bei mir den vielleicht durchaus falschen Eindruck, dass auch die Naturzauberer-Spieler im Falle des Bucherwerbs dadurch etwas mehr Futter bekommen sollten. Da frage ich mich doch, ob es nicht schöner gewesen wäre, stattdessen eher noch den ein oder anderen Zaubertrick reinzunehmen, der vor allem bei Scharlatanen, Barden oder Tänzern vorkommt. So führt das dazu, dass jeder Gildenmagier und private Lehrmeister einen Lieblingszaubertrick erhält, aber für die drei genannten Traditionen nur jeweils ein traditionseigener Zaubertrick genannt wird. Da werden ja sogar die Hexen und Elfen in dieser Beziehung in diesem Band besser bedacht. Das kann ja eigentlich nicht Sinn der Sache sein. Zudem hätte es mich gefreut, wenn man auch den Analys noch einmal vollständig abgedruckt hätte, schließlich kam er erst mit der 2. Auflage in Grundregelwerk, wodurch Besitzer einer gedruckten ersten Auflage ihn nur über die Errata einbinden können. So viel Platz hätte dieser eine Zauber jetzt auch nicht gekostet.
Profession
Nick-Nack: Bei den Professionen habe ich diesmal wenig zu sagen. Es gibt alle Akademien, zu denen es auch Zauberstile gibt und die nicht bereits im Grundregelwerk waren, sowie die die neuen Zaubertänzer und -sänger, Scharlatane und Qabalothim.
Cifer: Dann sag ich halt was: Man muss sich die Infos über die einzelnen Professionen ein bisschen im Buch zusammenklauben, was Traditionen und “Untertraditionen” im Allgemeinen (Kapitel 1), Lehrpläne an Akademien (Kapitel 2), Charakterisierung durch Zauberstile (ebenfalls Kapitel 2, aber gleichzeitig auch Kapitel 3) und schließlich die Professionen an sich (Kapitel 5) sowie noch ein paar Flufftexte bei den Archetypen (Kapitel 6) angeht. Das ist nervig, aber danach hat man einen schönen und plastischen Überblick darüber, was die jeweilige Profession ausmacht. Exakte Details (wer ist die Spektabilität, wann wurde die Akademie gegründet, wer sind die berühmtesten Tänzer der jeweiligen Traditionen?) fehlen zwar, aber das Feeling, das man braucht, um einen Charakter der jeweiligen Ausbildung darzustellen, kommt gut rüber.
Derya: Wie ich schon weiter oben anmerkte und genau aus den von Kollege Cifer genannten Gründen, hätte ich die Professionen statt als fünftes lieber als zweites Kapitel gesehen. Ansonsten geben sie zusammen mit den in anderen Kapiteln gelieferten Informationen einen schönen Einblick in die dargestellten Professionen. Nur weshalb sind eigentlich in dem Magieband zu doch eher Gesellschaftszauberern praktisch alle elfennahen Akademien aufgeführt? Hätte diese nicht vielleicht eher im naturzauberernäheren zweiten Magieband mehr Sinn ergeben und man stattdessen andere passende Akademien wählen können? Zudem störe ich mich etwas daran, dass für einige Änderungen im Werteprofil die Magier aus dem Grundregelwerk nochmal komplett abgedruckt wurden. Hätte es da nicht genügt, einen Überblick über die Abänderungen zu geben und den so eingesparten Platz für weitere Akademien zu nutzen? Meiner Vorstellung nach hätten durch die so gewonnene Platzersparnis durchaus noch 2-3 weitere Professionen herausspringen können.
Archetypen
Nick-Nack: Die Archetypen sind gut durchgemischt, meine Kritik des Aventurischen Kompendiums bleibt aber auch hier bestehen: Es fehlen ordentlich ausgefüllte Heldenbögen, mit denen man direkt losspielen kann. So verfehlen die Archetypen für mich ihre wichtigste Funktion.
Cifer: 32 Seiten, die man auch nur per Fotokopierer in spielbereiten Zustand bekommt? Das muss nicht.
Derya: Hier gilt auch für mich das schon beim Kompendium gesagte: Archetypen gerne, da sie gerade für Einsteiger in ein Regelwerk praktisch sind. Allerdings würde ich dazu lieber individuelle Charaktergeschichten begrüßen. Zudem hat mich die fortlaufende Archetypengeschichte an einigen Stellen zwar durchaus gut unterhalten, an anderen allerdings mit Fragen und Lücken zurückgelassen, so dass ich am Ende nur mittelmäßig überzeugt war.
Illustrationen und Design
Nick-Nack: “Frau Saba Sukran stinkt nach Backfisch” muss denke ich nicht mehr erwähnt werden. Diese grandiose Illustration zeigt sehr aventurisch, wie der Menetekel von pubertierenden Eleven für einen Streich an ihrer Lehrerin genutzt wird. Auch sonst finden sich sehr viele schöne Bilder im Regelwerk. Mein Favorit: Die Graumagierin der Akademie der Hohen Magie zu Punin!
Cifer: Ja, an den Illus ist wenig auszusetzen. Gerade die vielen Interpretationen des gemeinsamen Themas “Magierrobe” gefallen mir gut. Von gildenlos-schlicht über al’anfanisch-prachtvoll bis zu tulamidisch-drei-Fetzen-Stoff-und-viel-Charisma ist alles dabei. Naja, fast – der freizügig verführerische Mehrer der Macht kommt dann in AvMag II, stimmt’s? Aber der Majuna ist schonmal ein netter Anfang.
Derya: Mir gefällt ja besonders der kleine Magierschüler. Aber auch der Vergleich der Roben der drei elfennahen Akademien macht Spaß. Trotz ähnlicher Vorstellungen ganz unterschiedliche Robeninterpretationen. Auch sonst ganz viele wunderschöne und oft auch neue Illustrationen. Da macht das Durchschmökern doppelt Spaß und sie helfen auch nochmal schön dabei, ein Gefühl für die Traditionen und ihre Ausrichtungen zu entwickeln.
Sonstiges
Nick-Nack: Erwähnen sollte man hier, dass die Kultur der Zahoris es in diesen Band geschafft hat. Auf den ersten Blick ungewohnt, aber logisch, wenn man bedenkt, dass diese für die entsprechenden Zaubertänzer sinnvoll ist.
Cifer: Logisch ist es, gefallen tut’s mir dennoch nicht so recht, weil es der Zerstückelung der Bücherinhalte Vorschub leistet. Aber das ist wohl dem Grundkonzept geschuldet und dem Buch nicht anzulasten, die Alternative, die Hazaqi kulturlos zu lassen, wäre schlechter.
Derya: Die Kultur der Zahori in diesem Band stört zumindest nicht wirklich. Schließlich ist sie für die Hazaqi unabdingbar. Erstaunter war ich hingegen über die Vorteile Affinität zu Elementaren bzw. Dämonen in diesem Band. Schließlich kann man nicht gerade sagen, dass Aventurische Magie dieses Themenfeld beackert.
Cifer: Etwas nerviger ist da schon, dass langsam wieder das Zeitalter der Exploits anbricht. Dass Zauberer gegenüber ihrem Status im Grundregelwerk gestärkt werden, begrüße ich grundsätzlich, da war man deutlich über’s lobenswerte Ziel hinausgeschossen. Leider geschieht das auf recht versteckten Wegen, die noch dazu nicht allen Charakteren zugänglich sind. Einen 8-AsP-Zauber kann man zum Beispiel mittlerweile für 1 AsP zaubern, wenn man denn neben der Kosten senken-Modifikation noch über Kraftkontrolle, den Kraftfokus im Stab und den puninischen Zauberstil verfügt. Allerdings ist die volle Kombination damit auch genau nur in Punin ausgebildeten Gildenmagiern zugänglich, alle anderen schauen mehr oder weniger in die Röhre.
Die Druckversion
Nick-Nack: Reingeschaut habe ich nur ins PDF, aber ein Punkt fällt sofort auf: Die Zauber des Grundregelwerks sind hier nicht aufgeführt. Das ist vor allem schade für diejenigen, die das Grundregelwerk in der ersten Edition als Druckversion gekauft haben, denn auch die Zauber, die in der zweiten Edition dazukamen, sind nicht in Aventurische Magie enthalten. Für Nutzer der elektronischen Version ist das kein Problem – das PDF hat man als Update und im Regelwiki findet man ohnehin alles. Wenn man aber lieber im gedruckten Werk blättert und elektronische Hilfsmittel am Spieltisch der Stimmung wegen verbietet, ist dies ein Problem, denn dann fehlen einem selbst mit beiden Büchern ein paar Zauber.
Cifer: Das finde ich jetzt weniger problematisch. Die Errata zum Grundregelwerk finden sich ja auch kostenlos im Netz, können also als Zettelsammlung schlicht ausgedruckt werden. Hübsch ist natürlich anders, aber auf der anderen Seite: DSA5 ist jetzt nicht gerade dafür bekannt, durch sein platzsparendes Layout noch drei Leerseiten in jedem Buch zu haben, nachdem alle relevanten Inhalte untergebracht sind. Da kann ich mit ein paar nicht wiederholten Infos gut leben.
Fazit
Nick-Nack: Insgesamt gefällt mir das Regelwerk ganz gut. Die grundlegenden Dinge (Zauber und magische Sonderfertigkeiten) sind größtenteils solide ausgearbeitet, und die Ideen der neuen Professionen wie Zaubersänger finde ich auch gut. Auf der anderen Seite stehen die Regeln der neuen Professionen, die noch sehr unausgegoren sind. Ein Einhorn reitet lieber zu den Sonderfertigkeiten im Kompendium statt den Liedern der Zauberbarden, ein zweites ist beim Abschreiben der Archetypen verhungert und ein drittes hat das Grundregelwerk nicht eingepackt und muss nochmal nach Hause. Damit verbleiben 6 von 9 Einhörnern.
Cifer: Dem Fazit kann ich mich so nicht anschließen. Ja, die grundlegenden Konzepte sind gut, aber die Umsetzung wird zum Beispiel im Verlagsforum gerade in um die 10 Threads berechtigt zerpflückt. Hier eine Tradition einfach untauglich schlecht, da ein Exploit wieder drin und dort ein paar Sprüche, die so nach Regeln einfach nicht den gewünschten Zweck erfüllen können. Zudem werden zwar die Zauberer wieder etwas angemessen stärker, aber das oftmals eher durch seltsame und vermutlich ungewollte Kombinationen, die meist nur für bestimmte Charaktertypen funktionieren, als durch generelle Fähigkeiten. Deshalb ziehen letztlich nur 4 von 9 rahjagefälligen Einhörnern Robe und Zauberhut an. Das ist schade, denn wie gesagt: Rein von den eingebrachten Ideen wäre mehr drin gewesen. Sollte das Buch noch die umfassenden Errata erhalten, die ich mir erhoffe, könnte die Hörnerzahl sicher auf 7 ansteigen.
Krassling: Ich ziehe eher mit dem einhornigen Cifer. Allerdings glaube ich kaum, dass die Errata da noch viel rausreißen können. Insgesamt viele gute und farbige Ideen, aber die Umsetzung ist in vielen Fällen doch sehr mäßig. (2 Einhörner)
Derya: Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt und in einigen Fällen wurde der schöne Schein per Aureolus aufpoliert. Dennoch überwiegt am Ende noch der positive Eindruck und es verbleiben 6 von 9 Einhörnern auf dem ersten Magiekonvent zu Diskussion, Tanz, Musik und Feuerwerk.
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Nur zwei Anmerkungen zu Sachen, die mir beim Lesen aufgefallen sind, da ich hier ein Missverständnis vermute:
a) Die Hörnerzahl eines Dämons ist nicht gleich der Beschwörungsschwierigkeit. Der Karakil (als einziger bisher mit 6er Schwierigkeit) hat 1 Horn, der Laraan mit 5 Hörnern hat die Schwierigkeit 4. Die SF Machtvolle Entschwörung für 6+ gehörnte ist also mitnichten automatisch sinnlos, weil diese alle 6er Erschwernisse haben müssten.
b) Ritual und Ritualplatz: Die SF Improvisiertes Ritual legt in meinen Augen nahe, dass man durchaus ohne vorbereiteten Ritulplatz zaubern kann, dann aber halt mit der 3er Erschwernis für den falschen Ritualplatz (bzw. der 2er Erschwernis bei Kenntnis der SF). So könnte der Zauber auch nachts direkt den Accuratum durchführen – halt nur mit mehr Problemen, als wenn er eine gut vorbereitete Zauberschneiderwerkstatt hat.
Danke für die Erklärung, aber tatsächlich lag kein Missverständnis vor.
Klar, die Hörnerzahl bestimmt nicht 1:1 die Beschwörungsschwierigkeit. Aber dass eben der eingehörnte Karakil hier schonmal 6 vorlegt, ist für mich ein deutliches Indiz, in welche Richtung es weitergeht. Bloß mal kurz die bekannten Exemplare durchgegangen: Arjunoor, Arkhobal, Irhiadzal, Isyahadin, Karmoth, Nirraven, Shihayazad, Vhatacheor, Yo’Nahoh. Ist unter denen auch nur ein einziger Name, bei dem du sagen würdest „Ja, der sollte leichter zu rufen und auszutreiben sein als ein Karakil“? Natürlich kann es auch sein, dass der Karakil schlicht zu hoch bewertet ist oder Machtvolle Entschwörung eigentlich überflüssig ist, weil, wie Nick-Nack vorschlug, die eh nicht mit einem einzigen Zauber wegzuschnipsen sein sollten, aber irgendwo liegt hier ein Problem. Und dass man sich der automatisch auf 6 Stufen begrenzten QS-Skala bedient hat, während man gleichzeitig als Profiexorzist unnütze Erleichterungen noch und nöcher ansammeln kann, erscheint mir hier unüberlegt.
Was die Rituale angeht, habe ich halt nicht das Gefühl, dass der Accuratum so gedacht ist. Tatsächlich ist er ja nur noch den Scharlatanen nativ zugänglich, Magier müssten ihn in Fremdtradition lernen (okay, nur -1 Schwierigkeit). Mir scheint es zumindest so, als wäre der Profischneider mit eigener Werkstatt eher ein Gildenmagierkonzept, während der Großteil der Scharlatane zumindest im CA-Bereich ja Magie nichtmal kommerziell ausüben darf – und ein echter Schneider würde bestimmt *sehr* schnell auf den CA pochen, wenn ein Zauberfunzler neben ihm Gewänder binnen 5 Minuten umnäht.
Aber selbst wenn das alles so beabsichtigt ist und der typische Scharlatan seine -3 oder -2 frisst – soll das auch für jede einzelne unvorbereitete Zauberhandlung der ohnehin bereits nicht eben mit Macht überschütteten Zauberbarden gelten, die ja genauso durchweg unter die Regeln für Rituale fallen? Darunter gibt es ja nun wirklich etliche, bei denen es höchst unwahrscheinlich ist, dass sie an einem vorbereiteten Ritualplatz abgehalten werden.
Die Zauber nach Zauberdauer zu gruppieren ist keine schlechte Idee, aber es fehlt eben die dritte Gruppe für die Sachen im einstelligen Minutenbereich.
OK, die SF bewertest du dann also aufgrund von, wenn auch begründeten, Mutmaßungen als unfunktional, da ja für keinen der 6-Gehörnten bisher eine Schwierigkeit vorliegt. Sowas sollte dann mMn in so einem Text durchaus auch dazu geschrieben werden, denn so, wie es oben steht, legtd er Text nahe, für 6-Gehörnte könne die SF auf keinen Fall funktionieren. Das würde ich dann trotz deiner Einschätzung arg anzweifeln. Der Laraan als aktuell Höchstgehörnter mit 5 Hörnern läge ja noch drin. Dazu kommt, dass deine Liste mit 6plus-Gehörnten ja vielleicht auch noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Gerade aus dem Chaos der Niederhöllen tauchen häufiger mal neue Dämonen auf, ich würde also nicht davon ausgehen, dass es keine neuen 6+-Viecher geben wird. Du hast ja auch nicht alle bekannten mit 6+ in deiner Liste gefunden: Tuur-Amash (7 Hörner) und Rahastes (6 Hörner) kommen ja noch dazu und da kann ich mir das bei beiden vorstellen. Bei Arjunoor und Arkhobal aus deiner Liste durchaus auch. Aber das ist, wie deine Einschätzung, erst einmal nur Spekulatius.
Was den Scharlatan angeht: Dass ein Bühnenzauberer u. U. seine Gewänder auch mal profan selbst ändert oder ausbessert halte ich jetzt nicht für soweit hergeholt. Wenn er oder sie dafür eine kleine eigene Scheiderstube nutzt, wo ist das Problem? Mit einem entsprechend gut vorbereiteten Arbeitsplatz geht dann so ein Accuratum halt gut von der Hand, die Notreparatur an ungünstiger Stelle ist dafür dann halt deutlich erschwert.
Was die Zauberbarden angeht: Warum sollen die ihren Platz nicht entsprechend vorbereiten? Im Kampf, klar, da geht das eher selten. Aber wer weiß, dass er abends in der Taverne auftreten möchte, der richtet dort dann halt vorher „seine“ Bühne her, wenn es wirklich gut werden soll und er keine Erschwernisse kassieren will. Ansonsten ist da halt die -3 bzw. -2.
Ob man das mit den Ritualen jetzt schlussendlich gut findet oder nicht, muss natürlich jeder für sich entscheiden. Der Text oben erschien mir aber nahezulegen, dass ein Ritual ohne Platzvorbereitung gar nicht gewirkt werden könne und das halte ich selbst für eine so nicht gewollte und sehr enge Auslegung der Regeln.
Mag sein, dass ich den Kern der Diskussion verkenne, aber soweit ich das verstehe, zur stufenweisen Aufwertung des Pentagramma.
http://www.ulisses-regelwiki.de/index.php/ZS_Pentagramma.html
-> erlaubt nur die Bannung niederer Dämonen
http://www.ulisses-regelwiki.de/index.php/Entschwoerung_dae.html
-> erlaubt die Verbannung von bis zu 5-Gehörnten
http://www.ulisses-regelwiki.de/index.php/MachtvolleEntschw_dae.html
-> Erlaubt die Verbannung von 6+-Gehörnten
Damit ist die SF durchaus sinnvoll, da man anders entsprechend gehörnte Dämonen nicht bannen kann. Die SF bauen auch aufeinander auf.
Auch die Gleichung „Mehr Hörer desto schwieriger die Herbeirufung / Bannung“ scheint nicht der gewählte Regelmechanismus bei DSA 5 zu sein: der Karakil als Eingehörnter ist schwerer zu bannen als der viergehörnte Shruuf,
siehe
http://www.ulisses-regelwiki.de/index.php/Best_Karakil.html
und
http://www.ulisses-regelwiki.de/index.php/Best_Shruuf.html
Was man davon halten mag, steht freilich auf einem anderen Blatt – ebenso wie die (auch aus meiner Sicht zutreffende) Einschätzung, dass die Bannung eines Karakil etwas zu hoch geraten ist.
Mein Problem mit der SF ist folgendes:
-Sie existiert, es wird also davon ausgegangen, dass man mit dem Pentagramma vielgehörnte bannen kann.
-Gleichzeitig gehen die Beschwörungsschwierigkeiten durch die Kategorien hinweg allgemein nach oben. Nicht linear und sicher auch mit Ausreißern wie dem Karakil, aber doch merklich. Dass Hörnerzahl und Macht nicht identisch sind, war schon immer so, aber die Tendenz bleibt gegeben und ich denke die Grenze von 6 Hörnern ist da recht gut als der Punkt gewählt, an der die allermeisten Heldengruppen zu rennen anfangen.
-Die bisher bekannten „kleineren“ Gehörnten belegen dabei schon regelmäßig Plätze um die -3 und -4, während Niedere anscheinend bei ungefähr 0 losgehen (Gotongi) und auch gern mal die -3 erreichen (Heshthot). Selbst wenn wir den Karakil als Ausreißer (har, har) sehen, bleibt damit nur ein Punkt (nämlich -5), an dem bannbare Vielgehörnte angesiedelt werden können. Bedenkt man, wie gut man sich Beschwörungen und Austreibungen eigentlich erleichtern kann, scheint mir das nicht der Schwierigkeit zu entsprechen, wie man sie sich für Wesenheiten wie Yo’Nahoh, Nirraven und co wünschen würde.
Wir können jetzt sicher darüber reden, ob der Fehler bei den Werten der einzelnen Dämonen oder dem Regelmechanismus an sich liegt, aber mir scheint es so, dass bei einer Skala von 6 Punkten (0-5) zur Differenzierung *aller* niederhöllischen Wesen automatisch etwas auf der Strecke bleiben muss.
Ich vermute, dass man hier vor allem versucht hat, die QS irgendwie in der Wirkung drinzubehalten, um nicht auf FP basierende Effekte nutzlos zu machen (z.B. Erfahrener Antimagier). Sinnvoller wäre es da IMO gewesen, beispielsweise den Dämon erst 6-QS Runden nach der erfolgreich gewirkten Formel zu bannen, so dass man sich gegebenenfalls immernoch 5 Runden vor dem nur knapp gebannten Arjunoor in Sicherheit bringen muss.
Ah! Die neuen Stabzauber sind als Erweiterung gedacht die zu den schon bekannten Stabzaubern dazukommen AAAHA. Das kam aber leider im Buch nicht so rüber.
Dachte schon ich müsste das in Eigenregie als Hausregel so handhaben.
Wie erklärt ihr die neuen Stabzauber (die zum Teil aus Myranor ausgeborgt wurden; z. B. die Fixierung des Stabs ist ein Stabzauber des Hauses Alantinos usw.) eigentlich inneraventurisch, da es seit ettlichen Zeiten nicht mal gelungen ist die Stabrituale auch nur zu modifizieren (Stichwort: Andere Elemente beim Flammenschwert)?
Gab es da in der Magieforschung nen magischen Quantensprung? Hat Alrik Einstein im puniner Magiepatentamt seine Stelle angetreten?
Oder hat die Lamea-Expedition nun auch magische Früchte getragen?
Die Idee der Zauberbarden find ich großartig, da ich selbst beriets eine solche Idee hatte. Schade finde ich nur, dass die thorwalschen Zauberbarden Außenseiter sind, was für einen Barden (eigentlich ausgesprochene Gesellschafts-Charaktere) m. M nach nicht so recht passen will (auch wenn sie Ögnir – dem aventurischen Loki – folgen).
Die grundsätzliche Existenz einer musikalischen Zaubertraditionen finde ich sehr reizvoll und die Verbindung von Zauberbarden und den Derwisch als Varianten dieser Tradition ist eine sehr gute Idee.
Die Kapitel über Magier mit abgebrochener Ausbildung sind ein gutes Richtmaß.
Gruß
Eure Elster
Öh, alles in dem Buch ist Erweiterung, natürlich auch die neuen Stabzauber (die zum Teil ja ohnehin die alten zur Voraussetzung haben).
Und für die neuen Stabzauber werden quasi alle möglichen Erklärungen zusammengesucht (Kasten S. 21): Güldenlandfahrten, Puniner Forschung, Salpikon Suevertin – ein bisschen verwundert bin ich, dass Xaviera Karsidian nicht genannt wurde.