Streunten wir im ersten Solo mit Sebastian Thurau noch durch die Gassen von Havena, so wandern wir diesmal in Richtung Lowangen. Dort gilt es Die Verschwörung der Magier aufzudecken. Intrigen gibt es natürlich bevorzugt zwischen Mitgliedern der beiden vor Ort ansässigen Magierschulen, doch anscheinend wird auch akademieintern schon genug gemauschelt. Damit treffen wir für ein Solo eine ungewöhnliche Wahl. Denn sind Zauberer in Abenteurergruppen auch ein fast schon gewöhnlicher Anblick, so sind sie im Gegenzug als Protagonisten oder Begleiter in Solos ziemlich selten. Dennoch schlüpfen wir in diesem Abenteuer in die Haut eines Magierlehrlings. Somit kommen diesmal zu den schon aus Der Vampir von Havena bekannten Einführungen in die Talent- und Eigenschaftsproben sowie den Kampf noch die Grundzüge der Magieregeln hinzu. Dafür werden uns auch die wichtigsten Stichpunkte der sieben Startzauber (plus ein Austauschzauber) der Lowanger Magier geliefert. Auf den 64 Seiten und den 222 Abenteuerabschnitten finden sich zudem noch das Charakterblatt unseres Zauberlehrlings, ein Gebäudeplan der Akademie und ein kurzer Überblick über den Ort und einige aventurische Begriffe. Dabei hätte ich anstelle der dort genannten Ausführungen über die Währung und Maße eher ein paar weitere Stichpunkte über den eigentlichen Abenteuerschauplatz passender gefunden. Schließlich erscheinen mir diese für das Abenteuer doch relevanter und das Abenteuer setzt schließlich keine Informationen aus anderen Publikationen voraus. Sollten gerade keine Würfel zur Hand sein, können deren Abbildungen in den unteren Seitenecken und damit die Probe per Daumenkino ganz praktisch sein. Bei den sonstigen Illustrationen finden sich ansonsten vor allem Protagonisten des Abenteuers und diverse Katzenabbildungen.
Zaubervorgang
Aber lasst uns nun schnell Magiermantel und Zauberhut überstülpen und mit grummelndem Magen als angehender Adeptus die Hallen der Akademie der Verformungen durchstreifen. Dieser ungebärdige Magen ist auch der Grund, weshalb wir für Prüfungen in den Akademiemauern zurückbleiben dürfen, während die meisten der restlichen Collega schon in Lowangen das nachfolgende Fest vorbereiten. Wie nicht anders zu erwarten, verläuft natürlich nicht alles wie geplant, sonst hätten wir ja auch kein Abenteuer zu bestehen. Auf der Suche nach unseren Prüfern und unserer Aufgabe lernen wir als Spieler die Akademie, deren Magister und über Rückblicke auch das Elevenleben ein wenig näher kennen. Gerade dieses Eintauchen in den Hintergrund machte zumindest mir ziemlich viel Spaß. Dabei finden wir hoffentlich auch Hinweise für unsere eigentliche Schnitzeljagd. Im Zweifel wird uns auch immer mal wieder hilfreich unter die Arme gegriffen. Dabei will mich nur wundern, dass unser kluger Schüler darüber auch nie verwundert die Stirn runzeln mag. Am Ende stehen wir dann aber hoffentlich vor des Rätsels Lösung, auch wenn uns aus den verschiedensten Gründen und auf unterschiedlichen Wegen auch die Möglichkeit des Scheiterns ereilen mag. Zwar immer auch durchaus passend, aber je nach gewählter Weggabelung und Würfelglück für meinen Geschmack den Fluss vielleicht doch etwas zu unnötig verengend. So erschien mir die Möglichkeit des Scheiterns am Ende schlicht etwas höher als diejenige des Erfolges, auch wenn dort durchaus interessante und amüsante Optionen mit aufgeführt waren. Apropos interessante Optionen: Mit Zeitfaktor und Zauberei sind zu den profanen Bereichen bei Verschwörung der Magier noch einmal mehr Möglichkeiten hinzugekommen. Dadurch ist dieses Solo ein Stück weit komplexer als Der Vampir von Havena. Dies dürfte an der ein oder anderen Stelle durchaus auch den Wiederspielwert erhöhen, um dann andere Wege zu beschreiten als beim vorherigen Durchgang. Dazu dürfte auch der immer wieder leise mitschwingende Humor beitragen.
Kritische Essenz
Also alles zauberhaft? Hmmh, leider nicht ganz. Kommen wir somit zur kritischen Essenz dieses Solos. Bei mir hakte es für den Genuss der Geschichte vor allem an Glaubwürdigkeit und Motivation der Protagonisten für diesen Handlungsbogen an gerade dieser Magierakademie. Diese wollten sich einfach nicht in mein persönliches Bild aus den bisherigen Akademiebeschreibungen und seiner dortigen Magier einfügen. Wären andere Gründe und daran angepasste Wege für die Schnitzeljagd oder eine passendere Akademie mit entsprechendem Hintergrund – Intrigen, Leibmagier, KGIA/Connetablia als einige Beispiele – gewählt worden, wäre das Abenteuer aus meiner Sicht um einiges glaubwürdiger gewesen. Aber so kam es einfach zum Eindruck eines äußerst wahnhaften, aber vorgeblichen Überschülers mitsamt unglaubwürdigem Verhaltens des Lehrpersonals für die gewählte Akademie. Auch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, die Akademie der Verformungen wurde vor allem ausgewählt, da sie schon im Regelwerk aufgeführt ist und die gewünschten Zauber in petto hat. Jetzt nicht unbedingt ein schlechter Gedanke. Führte in diesem Fall aber vielleicht dazu, dass die Harmonie von Hintergrund und Geschichte erst an zweiter Stelle kamen. Sollten diese Gründe mit zur Wahl der Lowanger Verwandler geführt haben, wundere ich mich aber zudem auch, weshalb noch der Wolfstatze aus Aventurische Magie 1 neben dem Salander aus dem Regelwerk zur Auswahl steht. Deren eigentliche Unterschiede kommen bei den Bruchstücken vom Solo eh nicht wirklich zur Geltung und man hätte es somit gut bei den Zaubern aus dem Regelwerk belassen können. Gerade Einsteiger und wahrscheinlich auch so einige andere dürften die meisten der vorher aufgeführten Punkte aber wiederum kaum stören. Da könnt ihr selbst am besten einschätzen auf welcher Stufe der Nerdigkeitsskala die Magierakademien bei euch rangieren. Schließlich hat jeder von uns so seine ureigenen Bereiche.
Fazit
Wie bei seinem Vorgänger haben wir auch hier wieder ein eigentlich schönes Solo-Abenteuer für DSA-Einsteiger, DSA5-Regel-Ausprobierer und natürlich auch DSAler mit Spaß an Solos. Dennoch komme ich am Ende zu einem eher zwiespältigen Ergebnis. Eigentlich hätte mir diese Geschichte ziemlich viel Spaß gemacht. Dummerweise aufgrund der gefühlten Logiklöcher nicht an der Lowanger Akademie. Da hätte dann für mein Glück entweder die Geschichte etwas anders erzählt oder eine andere Akademie gewählt werden müssen. Somit verbleiben am Ende 5 von 9 Magierstäben. Es können aber je nach Geschmack und eigenem Gusto ohne Probleme noch bis zu zwei weitere Magierstäbe draufgelegt werden.