Das Spiel der Türme – der dritte Teil der Taladur-Reihe von Marco Findeisen, führt die Geschehnisse in der intrigengeschwängerten Stadt rasant weiter.
Hauptsächlich drei Handlungsstränge werden im Roman behandelt: Vorneweg natürlich die Ereignisse um die Liebenden Boromeo und Jazemina. Dann wird auch die Jagd von Garde-Capitan Erresto nach dem Ratsherrin-Mörder zu einem Abschluss gebracht. Und letztlich geht es um Intrigen des „Doms“ und die neu eingeführten Handlanger Laurenzio und Tagrasch.
Die böse/gute Schwester
Während Boromeo im Roman fast komplett ausgeblendet wird, stehen diesmal Jazemina, ihr Gatte Edelhart und ihre Schwester Daroca im Vordergrund. Daroca hatte sich in den Vorgängerromanen als hinterhältige, machthungrige Göre hervorgetan. Schließlich war sie es, die mit Edelhart den Nebenbuhler Boromeo aus dem Weg intrigiert hat. Auch im dritten Teil sieht man weiterhin ihre böse Seite, da sie Peziano, den Zeugen der Boromeoverschwörung, manipuliert. Doch ist es erfrischend, dass sie später eine Wandlung erfähr, tatsächlich auch ihre Gefühle entdeckt und erkennt, welch schlimme Auswirkungen ihre Handlungen nach sich ziehen können.
Auf jeden Fall wird hier ein interessanter Konflikt dargestellt, da Jazemina Boromeo unbedingt ausfindig machen will und Edelhart und Daroca genau dies verhindern wollen, ohne dabei offen gegen Jazemina zu kämpfen. Man merkt den beiden dabei auch an, dass sie innere Konflikte ausfechten müssen. Leider wirkt Jazemina auf mich weiterhin langweilig und naiv, auch wenn sie diesmal deutlich aktiver wird und sogar selbstständig die Stadt verlässt.
Columbo, nur nicht ganz so kauzig
Garde-Capitan Erresto ist indes weiterhin auf der Suche nach einem Doppelmörder. Während der Leser bereits aus dem zweiten Teil die Identität des Täters kennt, philosophiert Erresto noch munter über dessen mögliche Motive. Das fand ich dann doch etwas langweilig, weil ich es als Leser ja schon wusste. Ob es spannender ist, wenn man den zweiten Teil auslässt? Wer weiß … Jedenfalls gewann ich den Eindruck, dass der Autor dem Leser mittendrin einfach unterstellt hat, dass er Bescheid weiß, da die Sicht des Mörders schrittweise immer mehr in den Vordergrund gestellt wurde. Es wurde daher einfach zwischen den klassischen Krimiansätzen „Whodunit“ (z. B. Tatort) und „Howcatchem“ (z. B. Inspektor Columbo) umgeschaltet, was mir etwas seltsam vorkam.
Ansonsten ist die Person Erresto aber ganz sympathisch, und auch die Aufklärung des Mordes ist interessant und schlüssig gestaltet.
Ein Angebot, das er nicht ablehnen kann
Schon oft in der Reihe genannt, jedoch bisher nur als ominöser Geldgeber nebensächlich erwähnt, ist es „der Dom“ Eclamor Cavazaro, der nun eine Hauptrolle erhielt. Seine Machenschaften werden näher beleuchtet, und vor allem seine hintergründige Politik macht ihn zu einem sympathischen Intriganten. Die Darstellung ist der des Paten aus der gleichnamigen Trilogie nachempfunden.
Ihm zur Seite steht sein treuer Handlanger Tagrasch, ein Zwerg, der zwei höchst unterschiedliche Seiten hat. Die eine ist freundlich, rauh und kumpelhaft, wie man es eben von Zwergen erwartet. Die andere ist blutdürstig und gewalttätig, geradezu mordlustig, wie man es eben auch von einigen Zwergen kennt. Er ist die wohl spaßigste Figur des Romans, auch sprachlich gesehen. So erfahren wir z. B., dass ein Mensch, der „kein unbeschriebenes Blatt“ ist, bei den Zwergen „kein ungravierter Stein“ ist.
Laurenzio hingegen, der grünschnabelige Zauberlehrling, der wegen eines Streichs von der Akademie flog, bildet zu dem Veteranenzwerg einen spannenden Kontrast. Beide gehen für den Dom Aufträge erledigen, was für Laurenzio eine harte Gewissensprüfung ist, da viele davon illegal sind. Laurenzio erfährt zum Schluss hin allerdings einen krassen Charakterwechsel: Vom schockierten Stubenhocker zum knallharten Rächer. Selbst wenn der Anlass dazu ein einschneidender ist, mag ich ihm diese Wandlung nicht so ganz abkaufen.
Fazit
Es hat wirklich Spaß gemacht, den Roman zu lesen. Die neu eingeführten Figuren sind abwechslungsreich und sorgen für Unterhaltung. Diesmal gab es sogar zwei Finales, welche die Geschichten zu einem würdigen Ende brachten. Im Boromeo-Plot gab es noch ein Halbfinale mit einem Toten zum Schluss (einer muss ja ausscheiden) und das allerbeste: einen Cliffhanger.
Bis auf die oben erwähnten Dinge, die mich störten und ein paar sprachliche Wiederholungen (überall „vernarbte Tische“ und Leute, die „sich in Erinnerung rufen“) ist der dritte Teil gut gelungen. Daher sind alle Einhörner aus dem zweiten Teil geblieben, und eines hat sich noch neugierig dazugesellt. Insgesamt sind diesmal also 7 von 9 Einhörnern Eulen in Taladur versammelt.
Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars von der Ulisses-Spiele GmbH und dem F-Shop.