Spoilergefahr! (Wer „Herr der Legionen“ noch nicht gelesen hat, sollte die Inhaltsbeschreibung meiden!)
Die Legionärin Eiria Punina muss sich nach Jahren im Barbaricum mit der Legion Shinxiria nun in der Stadt Bosparan zurechtfinden. Intrigen & Politik sind nicht ihr Gebiet und trotzdem wird sie hineingezogen in Dinge die größer sind als sie.
Die Patrizierin Sahina versteht sich auf die Intrigen Bosparans. Und nun, da ihr Sohn Venetus als Legat der Legion Shinxiria Bosparan erreicht hat und scheinbar selbst in der Politik mitmischen will, scheinen sich ihre Pläne zu erfüllen. Mokoda, die Adoptivtochter Sahinas, ist sich der Zukunft noch nicht sicher. Zu viel gerät in Bosparan gerade ins Wanken.
Eigentlich sind Herr der Legionen und Herrin des Schwarms kein Zweiteiler. Das merkt man besonders, wenn man versucht, den zweiten Teil zu lesen, nachdem der erste bereits ein paar Monate zurückliegt. Der Einstieg fällt schwer. Das liegt vor allem daran, dass die Geschichte in Teil 1 kein echtes Zwischenende fand und demzufolge Teil 2 den Leser direkt ins kalte Wasser der Handlung wirft. Sich damit zurechtzufinden, fällt anfangs schwer. Wenn man aber beide Teile am Stück liest, so wie sie gedacht sind und wie die zusammenpassenden Cover auch nahelegen, ist dies sicher kein Problem.
Trotzdem merkt man aber einen Unterschied zum Herrn der Legionen. Dieser war strukturell klarer, die Handlung wechselte zwischen den drei Hauptfiguren. Die Herrin des Schwarms ist hier vielschichtiger und aufgefächerter. Das mag an der Komplexität der Stadt Bosparan liegen, in der nun das gesamte Buch spielt und ist somit auch passend. Auf jeden Fall erfordert es vom Leser besonders viel Aufmerksamkeit, weil neben den drei Protagonistinnen nun auch viele andere Personen zu Wort kommen. Und wie es sich für einen Ort wie Bosparan versteht, ist selten klar, wer auf welcher Seite steht oder welche Ziele verfolgt.
Gerade ein so schwieriges Feld wie die Intrigen einer Stadt wie Bosparan ordentlich und glaubhaft darzustellen, ist sicher nicht einfach und ist der Autorin aber sehr gelungen. Das hat aber auch einen Nachteil, denn allzu oft meint man, sich nicht in den Dunklen Zeiten des Schwarzen Auges zu befinden, sondern in einem Roman über das alte Rom. Gladiatoren, Intrigen, Götter… das alles muss nicht Fantasy sein, schon gar nicht DSA, sondern kann auch Historie oder eine Mischung von Beidem sein. Aber die Autorin schafft es dann doch immer wieder, die Geschichte nach Aventurien zurückzuholen. Ein Manko des Romans bleibt dieser Punkt jedoch fraglos.
Das mag auch am zahlreich eingestreuten Latein… Verzeihung… Bosparano liegen. Zwar werden die meisten der Begriffe (ob militärisch oder verwaltungstechnisch) im Anhang erklärt, doch dies führt an manchen Stellen zu viel Geblättere, bei dem man zuweilen dann doch nicht fündig wird. Selbst für jene die Latein in Schule oder Ausbildung lernten, wird das Lesen manchmal holprig sein. Hier das richtige Maß zu finden, war sicher schwierig und ist deshalb wohl auch nicht ganz gelungen.
Was der Autorin aber auf jeden Fall gelungen ist, sind ihre drei Hauptfiguren. Sie hat es geschafft, hier drei verschiedene Protagonistinnen zu zeichnen, die allesamt keine Heldinnen sind. Die drei Frauen die im Mittelpunkt der beiden Bücher stehen, sind Frauen aus dem Leben jener Zeit mit ihren Stärken und Schwächen. Judith C. Vogt schafft es sogar, die Waagschale der Sympathien, die man im Laufe des Lesens für diese und auch für einige Randfiguren entwickelt, zu bewegen. Dies gelingt ihr bis zum Ende hin, so dass man sich als Leser nie so recht über den Ausgang der Handlung sicher sein kann.
Die Handlung ist trotz all ihrer Komplexität meist nachvollziehbar und glaubwürdig. An wenigen Stellen wundert man sich schon, wie die Handlung diese Wendung nehmen konnte, aber diese Problemchen gehen im Gesamtkunstwerk unter.
Das liegt vielleicht auch an der guten Sprache der Autorin. Ihre Figuren stammen aus allen Bevölkerungsschichten der Stadt und dies findet sich auch sprachlich und gut lesbar wieder. Der vulgäre Stil der Legionäre ist ebenso glaubhaft wie das süffisante Rhetorik der Patrizier. Überhaupt liest sich das Buch gut und flüssig. Trotz der 400 Seiten gibt es keine echten Längen und am Ende ist man traurig, dass es vorbei ist.
Was bleibt am Ende? Das Fazit, dass der Herr der Legionen und die Herrin des Schwarms zu jenen Büchern der DSA-Serie gehören, die man gelesen haben sollte.
Acht Einhörner versuchen einen Schwarm zu bilden und folgen der „Herrin des Schwarms“.