Fünf Jahre Nandurion – Der lange Brief zum kurzen Abschied

„Wie im Ulisses-Forum und auf der Facebookseite des Uhrwerk-Verlags bekannt gegeben, arbeiten die Macher der Leuenklinge und der Uhrwerk-Verlag an einem „geheimen, aber offiziellen DSA-Kurzfilmprojekt“, für das kurzfristig noch ein 3D-Künstler gesucht wird. Premiere soll auf der Ratcon dieses Jahr sein.“

Das frühe Banner: Noch mit Ork und ohne die Zwillinge (von Melanie Maier).

Das frühe Banner: Noch mit Ork und ohne die Zwillinge. Vermutlich lächelt Charlie deshalb noch nicht.

Ich erinnere mich nicht mehr, was aus diesem Projekt geworden ist, aber ich weiß, was aus dem wurde, der es beschrieb. Denn dies war der erste Artikel, den ich am 28. August 2010, ganze vier Tage nach offizieller Gründung Nandurions, auf der Seite unter meinen Namen veröffentlichte. Der Hang zu langen Sätzen ist geblieben, dafür ist, Nandus sei Dank, der Fall nicht eingetreten, der im Gründungsbeitrag am 24.08.2010 beschrieben wurde, wo es heißt:

Falls sich in nächster Zeit ein ähnliches, aber wesentlich professionelleres Projekt in dieser Richtung (News-Sammlung) entwickeln sollte, werde ich diese Seite natürlich einstellen. Diese Seite existiert nur aus dem Mangel einer solchen, vollständigen Newssammlung wie sie Alveran bisher leisten konnte.

(Wer sich übrigens einen Eindruck davon verschaffen möchte, wie Nandurion ursprünglich einmal aussah: Hier ist der Link zum Originalartikel).

Stattdessen sind wir nun schon seit fünf Jahren in wechselnder Besetzung aktiv. Das ist für Limbusverhältnisse eine lange Zeit und zugleich ein willkommener Anlass für eine kleine persönliche Rückschau. Beginnen wir hierfür ganz am Anfang, und lassen wir uns von David Bowie begleiten.

Der Urknall

Der Anfang der Dinge. In einem Land vor unserer Zeit.

Der Anfang der Dinge. In einem Land vor unserer Zeit.

Am 28.08.2010 lagen einige aufregende Tage hinter mir. Wie viele DSAler, die sich in den Nuller-Jahren im Datenlimbus tummelten, war ich irgendwann auf der Seite alveran.org gelandet, die für viele Jahre meine Limbusheimat blieb. Daher war ich wie viele andere auch verdutzt und ratlos, als die Betreiber der Seite nach der Trennung von Mark Wachholz und DSA-Redaktion ankündigten, Alveran bis auf das Forum auf Eis zu legen (wobei auch das Forum wenige Zeit später von Bruder Boron geholt wurde).

Der daraus resultierende allgemeine Nerd-Frust entlud sich einmal mehr in der Form von Foren-Irrsinn, für die Alveran in den Jahren zuvor berühmt und berüchtigt geworden war (siehe hierzu auch: Vibarts charmanter Rückblick). Ich war davon einmal mehr ziemlich abgetörnt und fragte mich, ob die jüngsten Ereignisse nicht ein deutliches Zeichen waren, dass ich meine Nerd-Aktivitäten im Netz endlich auf Eis legen sollte. In dieser Stimmung las ich dann im August 2010 einen Forenbeitrag einer mir unbekannten Yonara von Rhodenwalde, die mit einem gewagten Vorschlag auf den Plan trat: Anstatt darüber zu jammern, dass einem jetzt nicht mehr einmal im Monat das Wichtigste an DSA-News auf Alveran präsentiert würde, könne man doch auch selbst aktiv werden und auf einer eigenen Seite News rund ums Thema DSA sammeln. Machen statt meckern – auf die Idee musste man erst einmal kommen! Obwohl ich angesichts einer fiesen Deadline eigentlich sehr viel wichtigere Dinge zu tun hatte, nahm ich das Angebot zur Prokrastination dankbar an und redete mir ein, dass ich damit der Community einen unschätzbaren Dienst erwiese.

Es folgte ein längerer Emailaustausch, bevor ich dem nandurioninternen Forum beitrat, in dem mir mit Engelsgeduld die technischen Details eines Blog erklärt wurden. Ich gehörte damals zu den typisch faulen Internetusern, die alles im Netz gerne konsumierten, aber nie einen Gedanken darauf verwendet hatten, wie und warum es funktioniert. Für mich war mein erster Post bei Nandurion daher ein gewaltiger Schritt, und nach dem ersten Klick auf den „Veröffentlichen“-Button überkamen mich für einen kurzen Moment Horrorvisionen, die sich vor allem darum drehten, wie ich das gesamte Netz zum Einsturz brachte und in die Annalen als derjenige einging, der mit einem Bericht über ein Kurzfilmprojekt das Ende des Internets eingeläutet hatte.

Doch nichts dergleichen geschah, und meine Zeit bei Nandurion endete nicht schon vier Tage nach Beginn mit dem sofortigen Rauswurf. Eine alternative Newsseite wollte sich auch nicht herausbilden, und bereits nach kurzer Zeit hatten sich mehr als eine handvoll Mitarbeiter zusammengefunden. Da wir recht schnell von außen mit regelmäßigen Hinweisen auf Neuigkeiten im Netz gefüttert wurden und bald geübt darin waren, an den richtigen Stellen zu suchen, schrieben sich die News nach einer kurzen Weile fast von selbst. Ohne dies wirklich beabsichtigt zu haben, hatten wir uns so in kürzester Zeit als Newsseite und Anlaufstelle für viele DSA-Interessierte im Netz etabliert.

zurück zum Anfang

Alles fließt

Die Schriftrolle unter dem Zeichen Simias: hier findet sich unser Angebot an Spielhilfen.

Die Schriftrolle unter dem Zeichen Simias: seit Oktober 2010 findet sich hier unser Angebot an Spielhilfen.

Von diesem Moment an begann die Zeit erster Umwälzungen – getreu dem alten maraskanischen Sprichwort: Verbesserung bedeutet Veränderung, Vollendung bedeutet stetige Veränderung.

Bereits am 06. Oktober 2010 wechselten wir unsere Heimat im Limbus und erscheinen seitdem im bekannten WordPress-Gewand. Bei dieser Gelegenheit wurden mit Xeledons Spottgesang und Simias Werkbank zudem zwei neue Rubriken zu den Themen Rezensionen und Spielhilfen ins Leben gerufen (siehe hierzu den letzten Eintrag im alten Blog).

Die Spielhilfen wurden bereits an dem Tag, an dem die Rubrik online ging, durch die Halbzauberischen Alchimisten von Feyamius bereichert, die immer noch eine der schönsten ihrer Art ist. Insgesamt haben wir es in dieser Rubrik bislang auf 73 Einträge geschafft, wobei sich hinter manchen Überschriften auch mehrere Beiträge verbergen. Das ist deutlich mehr, als wir uns anfangs erhofft hatten.

Borbarad und Rohal - die Schutzpatrone unserer Rezensions- und Disput-Spalte.

Die Schutzpatrone unserer Rezensions- und Disput-Rubrik. Ob 100% freiwillig, lässt sich den Gesichtszügen nicht ohne Weiteres entnehmen.

Die erste Rezension stammte von Isaria und war den Hallen Arkaner Macht gewidmet. Kurze Zeit später folgte mit der Besprechung von Orkengold die erste Rezension von Emerald, der mich an manchen Stellen so zum Lachen brachte, dass ich sehr froh war, kurze Zeit später herauszufinden, dass wir praktisch Nachbarn waren, ohne es zu wissen. Manche Geschichten schreibt nur der Limbus.

Am 13.12.2010 war ich dann mit meiner ersten Rezension an der Reihe, nachdem ich mir einige Zeit den Kopf darüber zerbrochen hatte, wie man eine vernünftige DSA-Romanbesprechung schreibt. Heute weiß ich: so eher nicht.

Rückwirkend scheint mir der Text für eine Romanrezension doch etwas zu lang, zu unstrukturiert und mit zu vielen „Achtung, Spoiler“-Passagen versehen. Aber mühsam ernährt sich das Todeshörnchen, und mit der Zeit gingen die Rezensionen deutlich leichter (und, wie ich hoffe, auch besser) von der Hand.

Apropos Rezensionen #1: Insgesamt haben wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt 207 Rezensionen inklusive Disputen, Zweitrezensionen und Passierschlägen verfasst. Davon entfallen, falls ich mich nicht verzählt habe, 34 auf mich, hinzu kommen 26 Botendispute. Alles in allem hat das schon die Länge eines Romans. Das hat mich beim Zusammenzählen dann doch überrascht, und mir wurde erst da wirklich bewusst, wie sehr das Schreiben für Nandurion in fünf Jahren Teil meines Alltags geworden war.

Apropos Rezensionen #2: Es ist interessant zu sehen, wie sehr das Verfassen von Rezensionen die eigene Perspektive verschieben kann. Ich bin mir z.B. sicher, wären der Atlas oder Verschworene Gemeinschaften bereits im Jahr 2008 erschienen, ich hätte sie mit Freude und ohne größere Hemmnisse im Alveran-Forum total verrissen und kein einziges gutes Haar an ihnen gelassen. Knapp drei Jahre später hatte ich sie dann aber hier mit 4 respektive 5 Punkten bewertet. Wie kann das sein?

Im Zeichen der Dämonenkrone: Aventurien vor und nach der G7 fühlte sich nicht nur ingame anders an.

Im Zeichen der Dämonenkrone: Der Umbruch nach der G7 löste nicht bei allen Spielern ungeteilte Begeisterung aus.

Ich denke so: Während Forenbeiträge meist eher der emotionalen Selbstregulation dienen, hat eine Rezension bei Nandurion den Anspruch, möglichst ausgewogen und informativ zu sein, denn schließlich soll sie den Lesern dabei helfen, sich ein möglichst differenziertes eigenes Urteil zu bilden. Das zwingt einen dazu, Dinge auch einmal auf eine Weise zu bewerten und aus Perspektiven zu betrachten, die einem vorher nur schwer zugänglich waren – insbesondere, wenn man weiß, dass die Klickzahlen bis in den vierstelligen Bereich gehen können. In so einem Fall sind bei mir die Skrupel, einen Verriss zu schreiben, ohne vorher genau zu prüfen, ob ich nicht vielleicht wichtige Lichtblicke übersehen habe oder ob man bestimmte Dinge nicht auch mit Recht anders als ich sehen kann, doch sehr groß. Wüssten diejenigen, die mich noch aus meiner Zeit als Nörgler auf dem Borbarads Erben und DSA4 haben mein Lieblingshobby zerstört“-Trip kennen (gottlob unter anderem Nick als heute – Anonymität im Netz ist wirklich ein Segen), dass ich mir später bei manchen unserer Lieblingsleser einen Ruf als Hofberichterstatter, Jubelperser, Allesbeklatscher und Ulissesfanboy erarbeiten würde, ungläubiges Staunen und hysterisches Gelächter wären sicher das Ergebnis. Nandurion macht’s möglich.

zurück zum Anfang

Dispute und anderes neumodisches Zeugs

Botendisput zu AB 147

Das Cover des Aventurischen Boten 147 mit dem Titelbild der Schattenlande.

Das Format des Botendisputs, das sich zu meinem uneingeschränkten Lieblingsprojekt bei Nandurion entwickeln sollte, begann mit dem 145er Boten im Februar 2011, den Emerald, Amirwolf und Feyamius sich in der ersten Ausgabe vornahmen.

Ab dem Disput zum 147er-Boten war ich dann ebenfalls mit von der Partie und habe seitdem keine der 26 aufeinanderfolgenden Episoden verpasst. Was das Format für uns als Verfasser so spaßig macht, ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Zum einen ist die Textmenge überschaubar, und aufgrund der Vielzahl beteiligter Meinungen muss man sich nicht um ein differenziertes und ausgewogenes Urteil bemühen, sondern kann sich getrost dem ersten Eindruck hingeben. Zum anderen ermöglichen es technische Hilfsmittel wie Etherpads, die Texte im Wortsinne gemeinsam zu schreiben. Gerade die Passagen, in denen es so aussieht, als würden wir uns unmittelbar miteinander unterhalten, sehen oft nicht nur so aus, sondern sind meist auch das Ergebnis einer live geführten schriftlichen Konversation – auch wenn diese für die Veröffentlichung natürlich oft noch stilistisch geglättet wurden.

Ein immer wieder gerne von uns verwendetes Stilmittel sind die Variation der Namen der Teilnehmer, was auch zu Exzessen wie Vibart von und zu Weizenschwall-Vollhölzen, Joschfried ab und zu Wutzenwald-Dollharz und Salaza „No Kemi No Cry“ Lautenspieler führte, auch wenn sich keiner davon auf Dauer durchsetzen konnte. Dass wir den Disput in 9 von 10 Fällen auch für allerlei dadaistischen Unfug verwendeten, ist kein Geheimnis, hat der Beliebtheit des Formats bei unseren Lesern aber – Xeledon sei gepriesen – nicht geschadet. Seitdem wir die Klickzahlen statistisch erfassen, lag jeder Botendisput im vierstelligen Bereich mit Zahlen zwischen 1100 bis 3000. (Auch wenn wir weiterhin nach der Formel für den perfekten Disput suchen, tappen wir bislang noch ziemlich im Dunkeln. Letzter Stand war Salazas Vorschlag, dem zufolge die Klickzahlen am besten über eine Exponentialfunktion zu erfassen sind, in welche die Variablen Aktualität, Länge sowie das Produkt von Teilnehmern zu schlechten Gags eingehen. Details sind jedoch noch umstritten.)

Einmal in Renovierungslaune gelangt, begannen wir nach dem Umzug der Seite auch noch mit einigen weiteren Neuerungen, die zwar ursprünglich als einmalige Aktionen geplant waren, sich aber schnell etablierten.

Zu Weihnachten leben Borbarad und Rohal hier immer ihren geheimen Cosplay-Drang aus.

Stimmung! Zu Weihnachten leben Borbarad und Rohal hier immer ihren geheimen Cosplay-Drang aus.

So gab es am 12. Dezember 2010 das erste Mal Nandurions Geschenkberatung „Unter der Firunstanne“, die, von Emerald ins Leben gerufen, uns seitdem jedes Jahr vor besondere Herausforderungen stellt und auch auf meine Weihnachtsgeschenke und Wünsche in jedem Jahr einen nicht unerheblichen Einfluss hatte.

Auch unser erstes Weihnachtsgewinnspiel fand im Dezember 2010 statt, damals von Eevie initiiert. Man glaube es oder nicht, aber zu gewinnen gab es damals tatsächlich noch selbstgebackene Kekse.

Eevie war es auch, die nach dem Umzug die Reihe der Interviews startete. Als erstes war Judith C. Vogt an der Reihe, die damals gerade mit ihrem Erstling Im Schatten der Esse ins Rampenlicht getreten war. Insgesamt haben wir seitdem 40 Interviews mit realen und fiktiven Personen, Menschen und Eulen, Autoren, Illustratoren und Fanprojekten geführt. Auch wenn die Reihe zurzeit aus Zeitgründen etwas brachliegt, wird sie hoffentlich bald wiederbelebt.

Auch technisch ging es bei Nandurion von Beginn an stetig bergauf. Schon ziemlich früh (3. September 2010) kamen Twitter und Facebook hinzu. Nach anfangs rasantem Aufschwung sind wir bei Facebook inzwischen bei 900 stagniert. Die Traummarke 1000 liegt noch in weiter Ferne, aber wir haben sie nicht aus den Augen verloren. Würden alle unsere Leser endlich ihre Verwandten, Großeltern, Plüscheulen und Katzen zum Like animieren, wäre dieser Drops vermutlich schnell gelutscht, aber man kann halt nicht alles haben. Wenn ich mich recht erinnere, hatte uns Thamor damals auch noch bei Google+ angemeldet, aber ich wüsste nicht, was daraus geworden ist. Thamor, falls Du das liest, bitte erleuchte uns!

NANDURILEAKS JETZTWIRDSKLAR - schmutzige Geheimnisse werdet offenbar.

NANDURILEAKS JETZTWIRDSKLAR – schmutzige Geheimnisse werdet offenbar.

Lief die Kommunikation anfangs noch allein über ein kleines Forum, stiegen wir bald auf einen gemeinsamen Chat um, der vieles erleichterte und spätere Großprojekte auch erst möglich machte, der aber auch immer ein fieser Prokrastinationsgarant war. Zugleich führte diese Art des Austauschs dazu, dass die Leute hinter den Pseudonymen mit der Zeit Gesichter und Profil gewannen und einem stetig vertraute Alltagsbegleiter wurden. Für mich war dies einer der schönsten Aspekte der gemeinsamen Zeit in diesem Projekt.

Nicht zuletzt führte der Chat auch zu allerlei Irrsinn und nicht zitierfähigen Eskapaden, die wir selbst bei Nanduri-Leaks meist verschwiegen haben, wie etwa gefühlt 12.939 Variationen von „Rischtisch Geil“ von Icke und Er, dem Gedicht „Was genäkt werden muss“ oder der Idee, allen im Chat Wahre Namen als Signalbegriffe zuzuweisen und diese in Zhayad auf unsere Nandurion-Shirts zu drucken. (Ich habe leider vergessen, was mein Name war, aber bei El Presidente war es „WÜRFELBECHER“, weil er die dankbare Angewohnheit hatte, trotz Veganismus die Artikel zu neu erschienenen Würfelbechern zu schreiben, die sonst nie einer machen wollte.)

zurück zum Anfang

Exodus – Movement of da Unicorns

Im Februar 2011 traf uns der Schock: Melanie Maier, deren Name zu der Zeit für Nandurion stand, ging als Art-Directorin zu Ulisses (dazu lasse ich an dieser Stelle einfach mal Arkanil zu Wort kommen).

Das kam für mich ziemlich überraschend, aber es sprach für ihre Integrität, dass sie gar nicht auf die Idee kam, eine Seite, auf der es inzwischen auch kritische Besprechungen von Ulisses-Produkten gab, weiterhin verantwortlich führen zu können, sondern die Leitung an vier Administratoren abgab – von denen uns zwei dann innerhalb von zehn Monaten ebenfalls verlassen sollten. Schon nach zwei Monaten erwischte es Alex Spohr – seines Zeichens Nanduriat der ersten Stunde.

Bevor die Einhornwanderung in die nächste Runde ging, versuchten wir uns zunächst noch an der bekannten DSA-im-Netz-Tradition der Aprilscherze, von der wir uns auch in den folgenden Jahren nicht durch die obligatorische Kritik der Form „Früher waren die Aprilscherze lustiger!“ abbringen ließen. Es liegt im Wesen solcher Aktionen, dass nicht alles gelingen kann, in der Retrospektive erscheinen mir aber besonders die vermeintliche Wiederbelebung von alveran.org im Jahr 2011 und der DSA5-Gruppenvertrag von 2014 als Treffer. Der Alveran-Scherz hatte wirklich einige Leute aufs Glatteis geführt (die das aber alle sehr sportlich genommen haben), der Gruppenvertrag war als Fake zwar leicht zu durchschauen, war aber vom Verfasser Heldi überaus lustig formuliert worden.

Einmal im Götterlauf wird Charlie zu Ehren der Herrin bunt geschmückt: Am Tsatag des Blogs.

Einmal im Götterlauf wird Charlie zu Ehren der Herrin bunt geschmückt. Süß.

Im August 2011 feierten wir unseren ersten Tsatag, brachten bei der Gelegenheit einige Designänderungen auf den Weg, begannen mit der Tradition der Tsatagsgewinnspiele – 2011 noch als Kreativwettbewerb rund ums Thema Nandurion mit 11 Beiträgen und einer Gewinnereule – und starteten unseren ersten Abenteuerwettbewerb (gemeinsam mit Ulisses), der leider nicht so einschlug, wie wir uns das erhofft hatten, auch wenn zumindest ein Abenteuer inzwischen veröffentlicht wurde.

In den Jahren darauf wurde der Tsatag dann auf eine ganze Tsatagswoche mit viel Tschingderassabumm ausgeweitet – wie auch in diesem Jahr.

Bereits vor dem Abenteuerwettbewerb hatten wir, ebenfalls in einem kleinen Wettbewerb mit Unterstützung von Ulisses, nach einem passenden Zier-Balken für Fanspielhilfen gesucht, und das Thema Abenteuerwettbewerb gingen wir knapp ein Jahr später noch einmal mit dem Umgeblättert-Konzept an. Seitdem haben wir unseren Fokus bei Verlosungen von Kreativwettbewerben in Richtung Gewinnspiele verschoben (mein besonderer Favorit: die Verlosung des Namenlosen–Würfelbechers zum Anlass von 666 Facebookfreunden mit der Lizenz zum schamlosen Lügen vom September 2013).

Im Oktober 2011 ging der Nandurion-Exodus dann in seine letzte Runde, denn Eevie wurde nach zehn Monaten als Admin und einer der Hauptstützen Nandurions ebenfalls von den Kopfjägern aus Waldems fortgelockt.

zurück zum Anfang

Jetzt erst recht – Nandurion 2.0

Wer ihn findet, der hat die Erleuchtung gefunden -- oder unsere Kolumnen: Nandus' heiliger Strohsack.

Wer ihn findet, der hat die Erleuchtung gefunden — oder aber unsere Kolumnen: Nandus‘ heiliger Strohsack.

Doch gejammert wurde nicht, und wir Verbliebenen riefen trotzig einfach eine neue Rubrik ins Leben, um den Arbeitsaufwand zu erhöhen, denn im Oktober 2011 ging die Kolumnenspalte Heiliger Strohsack mit einem ersten Beitrag zum zehnjährigen Jubiläum der DSA4-Basisbox an den Start. Inzwischen haben wir es hier auf – Trommelwirbel – 64 Kolumnen geschafft. Jubel. Freu.

Wo wir schon einmal in Arbeitslaune waren, drifteten wir 2011 auch endgültig in Richtung Wahnsinn ab. Denn nachdem es im Dezember 2010 nur ein Weihnachtsgewinnspiel und eine Geschenkberatung gegeben hatte, starteten wir im Dezember 2011 erstmals das Projekt Adventskalender, das sich zwar als Organisationsmarathon herausstellte, sich aber dennoch sofort etablierte.

Für mich war der Dezember dank des Adventskalenders immer die spannendste, aufregendste und schönste Zeit des Nandurionjahres, auch wenn dann fast 30 Tage mein erster Gedanke beim Aufstehen nichts war, das mit Beruf, Partnerschaft oder Gesundheit, Weihnachten oder abstrusen Träumen zu tun hatte, sondern statt dessen: „Fuck, wie weit sind wir im Arbeitsplan?“.

Der Wahnsinn hat Methode: 24 aufeinanderfolgende Deadlines in der Weihnachtszeit lassen den Weihnachtsstress völlig vergessen.

Der Wahnsinn hat Methode: 24 aufeinanderfolgende Deadlines in der Weihnachtszeit lassen den Weihnachtsstress völlig vergessen.

Hiermit einher ging das für den Erfolg des Adventskalenders essentielle Amt des Dezember-Peitschenschwingers, dessen verbrieftes Recht es ist, alle Nanduriaten gnadenlos an ihre Kalender-Aufgaben zu erinnern und mit freundlichen Erinnerungen, bösen Blicken und allerlei wüsten Drohungen zur Disziplin anzuhalten. Nicht der dankbarste Job, aber einer, der gemacht werden muss. (Na gut, die ganze Wahrheit ist: Es macht auch gehörig Spaß, die Peitsche zu schwingen.)

Würde ich all diejenigen Externen aufzählen, die uns in den vergangenen Jahren beim Erstellen des Kalenders mit Beiträgen geholfen haben, würde dieser Text vermutlich doppelt so lang werden, wie er eh schon ist. Daher begnüge ich mich hier mit einem einfachen „Danke!“ an alle, die wissen, dass sie gemeint sind.

Ein wesentlicher Bestandteil seit dem 2011er-Kalender ist das Anagramm-Gewinnspiel, das 2011 als spontane Idee entstand und sich als echter Glücksgriff erwies, denn allein schon die Rätselkonstruktion war jedes Jahr ein Mordsspaß für alle Beteiligten. Wie von einigen vermutet, stützen wir uns bei der Erstellung der Anagramme auch auf technische Hilfsmittel. Jedoch gibt es in den allermeisten Fällen viel zu viele Möglichkeiten, als dass ein Computerprogramm alleine zu einer gelungenen, d.h. lustigen und nicht zu offensichtlichen Auswahl verhelfen könnte. In der Regel ist die am meisten erfolgversprechende Herangehensweise, auf welchem Weg auch immer zunächst einen Begriff zu finden, der im Ausgangswort enthalten ist, und dann verschiedene Möglichkeiten durchzuspielen, den Rest zu verwerten. Mit etwas Glück kommt man dann zu solchen Beispielen wie Debil-Phaenomen (für Amoebendelphin), Drogenklo (Orkengold) oder Demuetiger Kerl Knurrt Kies an (Krieger, Kraemer und Kultisten).

DANN WEINT DEIN NEULING VOR SPASS

DANN WEINT DEIN NEULING VOR SPASS

Gefühlt wurden 95% aller Gewinnspiele und Wettbewerbe zwischen 2008 und 2011 von Diana Rahfoth und Claaß Rhodgeß gewonnen, und auch das erste Anagrammgewinnspiel machte keine Ausnahme, obwohl die Gewinnchance deutlich unter 2% lag. Da das Ganze aber notariell beglaubigt und maximal seriös als „Ziehung der Eulenzahlen“ über die Bühne ging, gab’s am Ergebnis nichts zu rütteln.

Machen wir nun einen gewagten Sprung ins Jahr 2012, wo Nandurion von uns im Aventurischen Boten auf zwei Seiten vorgestellt wurde und wir das für uns sehr spaßige Disputformat erstmals für den Jahresrückblick übernahmen, den wir seitdem unter dem Namen „Hesindedisput“ ebenfalls regelmäßig durchführen und hier auch aus dem Nandurion-Giftschrank unveröffentlichen Unfug zum Besten geben.

Im Wesentlichen hatte sich Nandurion Ende 2012 dann in der Form etabliert, wie wir und ihr es heute kennen – große Veränderungen in Konzept und Design gab es seitdem nicht mehr, auch wenn wir an Details immer wieder gerne rumgepuzzelt und hier und da mit Design oder zusätzlichen Elementen wie etwa Umfragen herumgespielt haben. Auch die Art der Verlinkung von Quellen haben wir teils geändert, was manchen unserer Leser zwar zu hartnäckigen Bekehrungsversuchen animierte, uns uneinsichtige Dickschädel, die wir nun mal sind, aber eher unbeeindruckt zurückließ.

zurück zum Anfang

Best of Nandurion 2010-2015

Fünf Jahre Nandurion hielten sehr viele sehr schöne Momente bereit, und was folgt, sind meine persönlichen Highlights in Form einer Top-16-Liste. Damit will ich nicht sagen, dass diese Sachen besonders gut waren, sondern nur, dass sie mir besonders gut gefielen. (Warnung: mit nostalgischer Verklärung und Sentimentalitäten ist zu rechnen.)

  1. Wenn Einhörner und Eulen basteln: Das echte Nandurion-Atlas-Lineal.

    Wenn Einhörner und Eulen basteln: Das echte Nandurion-Atlas-Lineal.

    Die Rezension des Aventurischen Atlas. Bis heute ist dies die Produktbesprechung, deren Verfassen mir am meisten Vergnügen bereitet hat, was vor allem daran lag, dass wir mittendrin beschlossen hatten, kleine Gimmicks zum Ausgleich der Probleme des Bandes zu basteln und dies in „Gesagt, getan“-Manier und Rekordzeit umsetzten. Nandurion-Teamwork in Bestform.

  2. Die Rezension von Myranische Monstren. Als ich mich an die Idee mit dem Monstermalen aus Schulzeiten erinnerte, dachte ich eigentlich nur an einen kleinen Gag, den keiner wirklich ernst nehmen würde. Da hatte ich mich erfreulicherweise getäuscht. Danke noch mal an alle, die diesen Spaß mitmachten!
    .
  3. Die Botendispute haben mir zwar alle sehr viel Spaß gemacht, aber mein ewiger Favorit wird der zum Boten Nummer 152 (inklusive der Reihe „gewöhnliche Lösungen für ungewöhnliche Schurken“ in Anlehnung an das Szenario Die Steine von Ser’rak) bleiben. Ich bin mehrfach gefragt worden, ob wir betrunken waren, als wir das schrieben, und die ehrliche Antwort lautet: zumindest ein bisschen. With apologies to Moritz Mehlem.
    .
  4. Passierschlag über den Dere-Rand: SKAT. Ich weiß bis heute nicht, ob wir außer TeichDragon mit diesem Unfug irgendeinen unser Leser erreicht haben, aber die Idee, einfach das ganze Standardarsenal der DSA-Kritik-Phrasen in Sachen Regeln zu überdrehen und auf ein vollkommen harmloses Spiel wie Skat loszulassen, erwies sich zumindest für uns drei Autoren als Glücksgriff. Vielleicht war das nur Altherrenhumor mit einem Altherrenspiel, aber ich hatte in fünf Jahren Nandurion bei keinem anderen Text so viel Spaß – ganz zu schweigen von all den Sockenpuppenkommentaren, die uns nur so von der Tastatur flogen.
    .
  5. „Auf dem blauen Auge blind“. Ein ähnliches Konzept wie beim SKAT-Disput, diesmal aber weniger spleenig um die Ecke gedacht und eine echte Herzensangelegenheit zweier alter Säcke, die schon lange genug dabei waren, um sich zu erinnern, dass DSA schon immer uncool, fehlerhaft und eigentlich nicht gut, aber trotzdem das beste Spiel der Welt war.
  6. SchSchSch - Meisterpersonen für die kalte Jahreszeit.

    SchSchSch – Meisterpersonen für die kalte Jahreszeit.

    Schnitzer, Schlitzohr, Schlittenlenker. Aus Zeitgründen konnte ich zu diesem Unfug leider nach der Konzeptphase außer den grauen Kästen nichts mehr beitragen, aber zu sehen, wie Vibart quasi im Alleingang eine der m.E. besten DSA-Parodien aller Zeiten verfasste, wog alles auf.

  7. Der Bericht von der Ratcon 2012. Die Ratcon 2011 war mein erster Conbesuch und für mich auch angesichts der gedämpften Stimmung eine eher merkwürdige Erfahrung. Die 2012er Con traf mich in euphorischer Verfassung (was allerdings gar nichts mit DSA zu tun hatte), was für mich zu einem fantastischen Wochenende und zu einem Bericht führte, bei dem ich noch Stunden hätte weiterschreiben können, wenn meine Kollegen nicht irgendwann beschlossen hätten, dass es jetzt auch mal gut sei.
    .
  8. Lagerfeuergeschichten IV aka Kaminfeuergeschichten 2. Für mich waren diese durch Curima initiierten Sammlungen von aventurischen Geschichten der erste Ausflug ins Erzählerische. Man sollte meinen, dass einem mit all den Jahren der Rollenspielerfahrung das Erzählen leicht von der Hand gehen würde, aber weit gefehlt. Manche Ideen, die ich in der Reihe verfolge, waren sicher etwas abwegig (etwa der Krakenmolch-stream-of-something-like-consciousness aus „Ausgesumpft“, die zahlreichen Handelsherr und Kiepenkerl-Anspielungen aus „Der König von Sjepengurken“ oder einige der zahlreichen Selbstreferenzen und Querverweise aus „Vier“), aber in der bislang letzten Ausgabe der Reihe hatte ich das Gefühl, in der zusammen mit Vibart verfassten Geschichte „Firunsfrieden“ einen stabilen Kompromiss zwischen stimmungsvoll und lustig gefunden zu haben. Leider gab es zu den Geschichten nie so viel Feedback wie zum Rest unseres Spielhilfenangebots, daher weiß ich bis heute nicht, ob ich mit dieser Meinung alleine dastehe. Vielleicht ändert sich das ja noch.
    .
  9. Der Coverartikel in drei Teilen. Ein weit ausgreifendes Riesenprojekt, bei dem ich mir gar nicht ausmalen möchte, wie viel Arbeit Salaza und Wolkentanz da reingesteckt haben. Mit fast 13.000 Klicks ist Teil 1 der Reihe übrigens einer der meistbesuchten Nandurion-Artikel aller Zeiten.
    .
  10. Aventurische Bärte. Als Hannah Möllmann auf meine alljährliche Bitte, doch wieder was zum Kalender beizusteuern, meinte, diesmal gäbe es „was mit Vogts und Bärten“, hielt ich das für einen Scherz. War es dann auch, und ein besonders guter noch dazu. Meine Favoriten: Horasreich und Andergast.
    .
  11. Hohoho oder Harharhar? Wie auch immer, dieser nette Herr wird euch sicherlich auch dieses Jahr heimsuchen. (Ich guck in Deine Richtung, Xeledon!)

    Hohoho oder Harharhar? Wie auch immer, dieser nette Herr wird euch sicherlich auch dieses Jahr heimsuchen. (Ich guck in Deine Richtung, Xeledon!)

    Der Zantaclauth mit passendem Theme-Song. Auch etwas, das ursprünglich im Chat als Schnapsidee entstand. (Ich meine, mich zu erinnern, dass der Ausgangspunkt die Frage war, wie ein echtes DSA-Horrorgeschenk aussähe.) Die herrliche Zeichnung von Diana Rahfoth wurde später noch durch einen passenden Theme-Song von Ralf Kurtsiefer ergänzt. Es fehlten dann nur noch die zur Gewohnheit werdenden Beschwerdekommentare von Xeledon, wenn wir im Adventskalender nicht Punkt 0 Uhr das aktuelle Türchen verlinkt hatten, und der jährliche Adventswahnsinn hatte uns wieder.

  12. Willkommen in Aventurien. Meiner Ansicht nach die bislang wichtigste unserer Spielhilfen, von Curima, Vibart und mir zusammengestellt. Zwar nicht die meistangeklickte (das ist aktuell der ausfüllbare DSA5-Betabogen), aber mit Klickzahlen im 4000er Bereich bei unseren Lesern gut angekommen. Bei der Erstfassung hatten sich zeitmangelbedingt noch ein paar Detailfehler eingeschlichen, die wir dann aber korrigieren konnten.
    .
  13. Grenzgänger: Auch dies eine der Spielhilfen, bei der ich nach der Konzeptionsphase aufgrund von Zeitmangel nur einige abstruse Einsprengsel beitragen konnte, was der Sache selbst aber keinen Abbruch getan hat. Wie Willkommen in Aventurien ein schönes Beispiel für Nandurion-Teamwork und die heilende Wirkung von scharfen Deadlines. Zu sagen, dass die Fertigstellung knapp war, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.
    .
  14. Die Rezension von Die Verbotene Kammer. Über eine Rückfrage im Ulisses-Forum an die Autoren lernte ich damals das Team von Orkenspalter TV genauer kennen – die im September 2010 mit ihrer Sendung an den Start gegangen waren. Bis dahin war mir dieses Projekt nur am Rande geläufig gewesen, nach unserem Emailaustausch begann ich dann aber, einen genaueren Blick zu riskieren. Insbesondere diese beiden Folgen hier machten mich endgültig zum treuen Fan, und auch ihr solltet sie unbedingt angucken, falls ihr sie noch nicht kennt:
  15. Rur liebt die Vielfalt, Bruderschwester. Und irgendwann werden es bestimmt noch 64.

    Rur liebt die Vielfalt, Bruderschwester. Und irgendwann werden es bestimmt noch 64.

    Passierschlag und Spielbericht zum DSA5 Regelwerk. Beide Texte kommen eher nüchtern daher, da wir hier auf maximalen Informationsgehalt gesetzt haben. Sie spiegeln daher nicht die Stimmung einer fast dreitägigen Spielsession mit all dem Spaß an einer neuen Edition wider, den ich so das letzte mal bei der Mantel, Schwert und Zauberstab-Box hatte.

  16. Maraskanische Philosophen. Etwas dieser Art wollte ich bestimmt schon seit einem Jahrzehnt schreiben, doch hatte ich es immer entweder zu grandios oder zu wenig ambitioniert konzipiert, so dass die Arbeit daran lange Zeit vor sich hin dümpelte. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Salaza, Vibart, Feyamius und Cifer sowie einer adventskalenderbedingten scharfen Deadline wurde dieser Text dann endlich in realistischer Form konzipiert, geschrieben und gelayoutet – ein wunderschönes Bild von Janina Robben inklusive. Daher mein ganz persönliches Spielhilfenhighlight.

Fünf Jahre Kommentare und Feedback: Der Blick über den Dere-Rant

Von Tag 1 an haben wir hier sehr viel positives Feedback bekommen, was für uns alle stets ein wichtiger Ansporn war. Einen ganz herzlichen Dank daher an alle moralischen Unterstützer und alle, die tapfer auch über unsere schlechten Witze gelacht haben.

Natürlich gab es auch regelmäßig Kritik in allen akzeptablen Spielformen, sowohl berechtigte als auch ungerechtfertigte, harte und softe, konstruktive und destruktive, lustige und sachliche. Leider blieben auf Dauer aber auch Trollerei und Leute nicht aus, denen es ein Herzensanliegen zu sein schien, uns regelmäßig persönlich in allen denkbaren Formen anzugehen.

Man muss dazu wissen, dass wir außer Werbung und Posts mit extremistischem Inhalt (erfreulicherweise noch nie vorgekommen) nur bei persönlichen Beleidigungen moderierend eingreifen, und das auch nur nach mehrfacher Verwarnung. Dass manche den Unterschied zwischen Kritik und Beleidigung partout nicht sehen wollen und darauf pochen, auch Sätze wie „Josch der Idiot ist dohc eh von Ulisses gekuft“ seien als ernstgemeinte kritische Beiträge von uns und unseren Lesern mit Applaus zu würdigen, oder aber jede Replik als Eingriff in die Meinungsfreiheit (verstanden als Freiheit, Recht zu behalten) ansehen, hätte uns sicher an der Welt und dem Politikunterricht an deutschen Schulen verzweifeln lassen, hätten wir nicht alle so ein unerschütterlich sonniges Gemüt.

Typisches Warnschild vor norwegischen Internet-Zugängen.

Typisches Warnschild vor Internet-Usern aus der Gegend von Oberluell.

Aber obwohl in fünf Jahren Nandurion mehr als genug Stuss, Beleidigungen und Bewerbungen für den Aluhutträger-des-Monats in der Kommentarspalte zusammengekommen sind, möchte ich an dieser Stelle nicht nachtreten oder mit dem Finger auf irgendjemanden zeigen, sondern statt dessen versöhnlich schließen und mich bei allen H8tern, Bessernerds, Verschwörungstheoretikern und Dauernörglern bedanken. Nämlich dafür, dass ihr mich in 5 Jahren Nandurion etwas sehr Wichtiges gelehrt habt: das Berufsgeheimnis Perfekter Trollkommentar. Ganz nandusgefällig möchte ich dieses Wissen an dieser Stelle mit unseren Lesern teilen, wobei ich es der Einfachheit halber in zwölf göttergefällige Einzelempfehlungen herunterbreche, die auch separat eingeübt werden können:

  1. Sprich Themen an, die schon x-mal durchgekaut wurden, und achte darauf, dass Dein Beitrag in keinerlei inhaltlichem Zusammenhang mit dem Text steht, den Du kommentierst.
  2. Werde persönlich! Auch wenn Dein Post sich vordergründig zu einem Sachthema äußert, solltest Du darauf achten, dass Du die Person hinter der Sache triffst und ihr mindestens Integrität, Kompetenz und Intelligenz absprichst. Profis werfen ihren Gegnern übrigens v.a. diejenigen Dinge vor, die sie selbst exzessiv betreiben. Wenn Du also versuchst, einen lustigen Spruch zu bringen und dies mit gleicher Münze beantwortet wird, dann wirf dem anderen vor, er halte sich wohl für besonders lustig. Bekommst Du auf Deinen achten Kommentar die achte Replik, dann bemerke spitz, der andere müsse wohl stets das letzte Wort haben u.s.w.
  3. Nur Anfänger machen sich die Mühe, eine Aussage oder einen Vorwurf zu begründen. Erfahrene setzen darauf, dass sich das Gesagte von selbst versteht oder deuten mit drei Pünktchen an, dass sie dem Leser zutrauen, diese lästige Arbeit selbst zu übernehmen.
  4. Signalisiere, dass Du für die Allgemeinheit sprichst und dass Du Widerworte nur als Anzeichen persönlicher Verkommenheit oder als Versuch, die Meinungsfreiheit in ihren Grundfesten zu erschüttern, anzusehen bereit bist. (Profis unterstellen ihren Gegnern zudem, Sockenpuppen zu sein, greifen auf eigene Sockenpuppen aber nur als ultima ratio zurück).
  5. Dein Kommentar sollte allen Lesern klar machen, dass Du es besser könntest. Hierbei ist vollkommen egal, was „es“ im konkreten Einzelfall ist. Besser als die kritisierte Person kannst Du „es“ auf jeden Fall. Achte aber darauf, dass Du hierbei nicht überheblich wirkst, was sich durch Understatement-Phrasen der Form „Selbst ich könnte in 5 Minuten …“ leicht bewerkstelligen lässt.
  6. Bereichere Deine Leser ungefragt mit Hinweisen dazu, welches DSA-Produkt Du Dir nicht kaufen wirst, warum Du bald kein DSA mehr spielen wirst, oder warum Du schon bald (ganz ehrlich, diesmal wirklich, also echt jetzt) zu Splittermond/Der eine Ring/Savage Worlds/D&D/LMAA (Nichtzutreffendes bitte streichen) wechseln wirst.
  7. Lies Deinen Text nicht Korrektur. Gerade, wenn es Dir wichtig ist, die eigene Überlegenheit zur Schau zu stellen, solltest Du Dich mit derlei Details nicht aufhalten. Deine Leser sind intelligent genug, um zu schlussfolgern, dass dies nicht an mangelnder Kompetenz oder Sorgfalt, sondern allein daran liegt, dass Du weitaus Wichtigeres zu tun hat.
  8. Kommentare, die mit „Tja“ beginnen, haben allein damit schon 50% ihrer Leser für sich eingenommen. Achte darauf, mindestens 2/3 Deiner Posts so einzuleiten.
  9. Streue bei Gelegenheit ein, dass Dich der Gegenstand Deiner Kritik eigentlich gar nicht interessiert und gehe davon aus, dass der gebildete Leser in der Lage sein wird, zu erkennen, dass Du Deinen Kommentar als moralische Pflicht und Dienst an der Allgemeinheit begreifst.
  10. Es gibt kein unangemessenes Ausmaß an Empörung. Jeder Fehler ist unverzeihlich.
  11. Es gibt auch keine legitimen Geschmacksdifferenzen. Wer nicht für Dich ist, ist gegen Dich, und Pardon wird nicht gegeben.
  12. Genug ist nie genug. Wiederhole bereits Gesagtes bei jeder Gelegenheit. Profis verschweigen hierbei übrigens ihre eigene Autorschaft, um den Eindruck zu verfestigen, für eine große Gruppe zu sprechen. (Beispiel: „Wie hier schon oft erwähnt wurde …“ statt „Wie ich hier schon oft erwähnt habe …“)

zurück zum Anfang

Nanduriaten im Wandel der Zeit

Denn ewig währt am längsten: im steten Kreislauf der beiden Geschwister ist nichts für immer verloren.

Denn ewig währt am längsten: im steten Kreislauf der beiden Geschwister ist nichts für immer verloren.

Im Laufe der Zeit waren nicht weniger als 25 Personen unter der Überschrift „Nanduriat“ dabei, auch wenn von manchen nur wenige Artikel erschienen, manche eher hinter den Kulissen aktiv waren und manche ohne ein Wort des Abschieds plötzlich verschwanden. (Grüße an euch alle, wo immer ihr euch jetzt auch aufhaltet).

Mit dem Ende dieses Artikels reihe auch ich mich nun in die Liste der Ehemaligen ein. Warum? Aus zwei Gründen. Erstens bedeutet Nandurion, wenn man sich im inneren Kreis der Verdammnis bewegt, sehr viel Arbeit. Mit zunehmendem Alter sinkt bekanntlich die Zeit, die man für Nerdkram noch zur Verfügung hat, und für mich gibt es hier keine halben Sachen. Auf jeden Fall möchte ich verhindern, wie der armselige Senior-Chef einer Firma zu enden, der sich angeblich schrittweise aus der Firma zurückzieht, aber immer noch allen in ihre Arbeit reinquatscht und auf dem Weihnachtsfest peinliche Reden hält. Zweitens ist bei mir nach fünf Jahren Nandurion auch ein wenig die Luft raus, und mir fehlt in letzter Zeit v.a. die Motivation für die alltäglichen Brot-und-Butter-Arbeiten, die einen Großteil der Zeit einnehmen, die in dieser Seite steckt, auch weil ich im Rahmen dieses Projekts inzwischen alles ausprobiert habe, so dass mein maraskanisches Gemüt sich nach etwas anderem sehnt.

Sofern man mich lässt, würde ich mich natürlich freuen, wenn Das Lied des Lor nicht das letzte offizielle DSA-Produkt mit meinem Namen drauf wird, und vielleicht sieht man sich auch an anderer Stelle im Limbus einmal wieder. Auf jeden Fall werde ich hier als Gastschreiber aktiv bleiben und euch mehr oder weniger regelmäßig mit kompromisslos optimistischen Disputbeiträgen und dergleichen erfreuen/auf die Nerven gehen.

Ich wünsche uns allen (mindestens) fünf weitere Jahre.

Preiset die Schönheit, Bruderschwestern!

Josch

Dieser Beitrag wurde unter Aventurien, Das Schwarze Auge, Kolumne, Kolumnen, Nandurion abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

39 Antworten zu Fünf Jahre Nandurion – Der lange Brief zum kurzen Abschied

  1. Marcus Jürgens sagt:

    Ich wünsche Dir alles Gute, Josch, und ein riesiges DANKESCHÖN für Deine tolle und humorvolle Arbeit – so wie auch dieser Rückblick ein Genuss war, traurig, aber lustig. Viel Glück!

  2. Pingback: Tsatagswoche: Josch verabschiedet sich mit einem Rückblick | Nandurion

  3. buurb sagt:

    der arrogante josch verlässt das schiff. heute ist ein guter tag

  4. Xeledon sagt:

    Auch von mir alles Gute für die Zukunft, Josch! Hoffentlich ergibt sich irgendwann doch noch mal die Gelegenheit bei einer Con oder sonst irgendwo zusammen gemütlich ein Glas Wein oder ähnliches zu trinken und in Erinnerungen an gemeinsam gefochtene Kommentar-Schlachten zu schwelgen… 😉

  5. Rhena Tauglanz sagt:

    So long, and thanks for all the fish! Du wirst zumindest mir beim Lesen sehr fehlen, Bruderschwester.

  6. VSP sagt:

    Dies ist mein erster (und geplant) letzter Beitrag, denn manche Dinge genießt man besser schweigend. Aber Ehre wem Ehre gebührt: Mit großem Bedauern musste man dieser Tage vernehmen, dass Josch sich zurückzieht. Dies stellt für diejenigen Leser einen großen Verlust dar, die sich insbesondere bei diesem Autoren „abgeholt“ fühlten, die ihn als „Fundi“- Einhorn und als wohltuender Gegensatz zu manchem „Realo“- Nanduriaten wahrnahmen. Der Abgang von Josch ist ein Verlust – sprachlich, perspektivisch und, machen wir uns nix vor, auch vom Unterhaltungswert (Skat wurde hier schon angesprochen)
    Wie oft erwischte man sich beim Lesen seiner Beitrage und dachte: „Ja genau, so isses! (oft gefolgt von dem Gefühl FRÜHER WAR ALLES BESSER – JA WAR ES!)“. Mir ging es jedenfalls so.

    Wie ehrt man nun so jemanden? Naja, zum Beispiel, indem man seinen Rat befolgt. Hier ein Versuch:

    Phillipika für ein Einhorn

    „Tja, Habibister

    was für ein schwacher Abschiedartikel! Selbst ich hätte in 5 Minuten etwas besseres aufs Papier gebracht, als diese Wörter – Diphtherie!?!!! ??!!! Aber gut, was konnte wir auch von dir erwarten – Kompetenz und Intelligenz hattest du ja nie. Also bitte, jemand der das Maraskanergedöns toll findet. Hallohooo, geht’s noch? Wer das gut findet, den kann man ja nicht für voll nehmen. Das SIND verkappte Japaner, leb damit. Und auch noch schlecht kopiert! Der Witzko hat doch seinen Namen als Vorbild und alle, die das gut finden, auf den Arm genommen.

    Und du bist nun also weg, ja? Besinnst dich mehr auf DSA5 oder was? Umso besser, wir alle sind froh das du weg bist. Aber bitte bleib dabei oder gib eine Warnung raus wenn du wechselst – nicht dass wir dein Geschwafel auch noch bei anderen Systemen ertragen müssen. Überhaupt, DSA geht doch zum Teufel, ich werde mir überhaupt kein Produkt von DSA5 kaufen und eh so schnell es geht auf Seadracula umsteigen. Oder war da nicht son Rollenspieler mit Weibern und Kanonen. Egal, klang jedenfalls geil.

    Aber was beschäftigen wir uns überhaupt mit dir? Wie oft wurde schon erwähnt, dass man für die gedruckte Fassung deiner Wörter doch nur Verwendung hat, wenn man einen Kanarienvogel besitzt – und wir haben damit Recht! Hau ruhig ab, so werden wir auch von weiteren deiner Fehler verschont – und die NASA entlastet, die braucht nämlich keinen Supercomputer mehr bauen, der berechnet, wie oft du hier schon einfach nur falschen Mist verzapft hast – vor allem, wenn es um die alten Zeiten ging! Ey, dass du dich nicht schämst, deine Lebenszeit geopfert und Seiten um Seiten irgendwelchen Leuten geliefert zu haben, auf dass sie diese genüßlich auseinandernehmen! Und das auch noch umsonst… kloidt ze di penussen, jetzt mal in echt!

    Also, du alte Sockenpuppe,
    mach’s gut, hau rein und preise die Schönheit!
    Du wirst uns …“

  7. Ernsthaft, der Gruppenvertragsaprilscherz „leicht zu durchschauen“? Darauf sind sogar Uralt-DSAler reingefallen: https://analogkonsole.wordpress.com/2014/04/01/dsa-gruppenvertrag-noch-deutscher-gehts-nicht/
    … und haben danach auch die Größe, das zuzugeben: https://analogkonsole.wordpress.com/2014/04/01/erwischt/.
    😀
    Alles Gute für die Zukunft und gute Erholung!

  8. TeichDragon sagt:

    Danke für alles.
    Und besonders für… SKAT! 😉

  9. zakkarus sagt:

    Tja, was soll ich dazu sagen?

    Vielen Dank für all die Jahre der Bereicherung für DSA.

    … es gab Aprilscherze …?!

  10. Flocke sagt:

    Coole Zusammenfassung! Nochmals herzlichen Dank für deinen Beitrag zu meiner Frage bezüglich Flockes‘ Ableben (Adventskalender 2014)

  11. asquartipapetel sagt:

    Vielen Dank für all die tollen Beiträge, besonders für Maraskanische Philosophen!

    „Seht her, unser Bruderschwester ist gegangen, seht alle her, er weilt nicht mehr bei uns!
    1. Ratschlag: Ich rate dir, Burder Joschjian, dir einen weniger anstrengenderen Beruf im nächsten Leben auszusuchen, damit du mehr Zeit für deine Hobbys hast.“
    *streu ein paar Jiranblütenblätter auf die Leiche

  12. Krassling sagt:

    Auch wenn ich nie ein großer Freund der maraskanischen Rethorik war, der alte „Giftmischer und Meuchelmörder“ wird mir fehlen. Mögest du auch in der Zukunft mit deinem Wortwitz die Herzen von Menschen wärmen und natürlich beim Schreiben von Abenteuern alles besser machen, als du es hier bespottet hast.

  13. Sindajin sagt:

    Mögest Du jetzt die Zeit haben „A Song of Ice and Fire“ weiter zu lesen.

  14. Pandlaril die Fee sagt:

    Schade, aber irgendwann muss man einfach weitergehen. Danke für die Zeit lieber Josch und alles gute für die Zukunft.

  15. Vibarts Voice sagt:

    Oh Josch, Josch, was soll ich an dieser Stelle nur sagen?

    Du warst mein Iago und ich dein Otello
    Du warst mein Abbott und ich dein Costell0
    Du warst Pumbaa und ich war Timon
    Du warst Garfunkel und ich war Simon.

    Wie Wolfgang Müller und Wolfgang Neuss
    Wie echter Surfrock und die Beach Boys
    Wie Harald und Eddie, wie Waldorf und Staedler,
    Wie Butch und Sundance, wie Wacken und Met’ller

    Maraskanisch alleine nun:
    Nur noch eine Reimwaise.

    • Josch sagt:

      Oh, eine Einladung zur Pösie, da kann ich nicht widerstehen. Daher zum Dank und zur Beruhigung einen schlechten Achtzeiler im Tagesszeitungsgeburtstagsgruß-Metrum:

      Wir sind und wir bleiben,
      Wie Herzog und Weiden,
      Wie Beil und Schafott,
      Wie Huutsch und wie Scott.

      Wir bleiben uns hold
      Wie Spice und wie Old,
      Wie Waldherz und Waldelf,
      Wie Poldi und N-11.

  16. Raul Ehrwald sagt:

    Damit hat Nandurion sich keinen Gefallen getan. Jetzt wo Josch gegangen wurde, werde ich mir endgültig eine der unzähligen anderen, DSA-Newssites aussuchen. Josch hat wenigstens hin und wieder mal ein Korn gefunden. Das der Rest hier keine Ahnung hat wurde in hier in den Kommentaren ja schon ausreichend dargelegt.

    • Josch sagt:

      So ist es, Bruderschwester. Ich les hier eigentlich auch schon so gut wie fast gar nicht mehr mit und werde demnächst bestimmt mal ganz sicher vielleicht auf eine viel bessere News-Seite umsteigen. Jetzt haben wir’s ihnen aber gegeben, oder?

  17. Pingback: Interview mit Josch | Xeledons Spottgesang

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert