Das erste der neuen Kartensets ist da! Und es soll natürlich auch gewissenhaft in Augenschein genommen werden, zumal es solche Karten von offizieller Seite her noch nicht gab. Für den Regelteil und die Kampfmanöver gab es damals im Wolkenturm entsprechende Kartenvorlagen als PDF, die man sich ausdrucken und am Tisch benutzen konnte. Wer das seinerzeit gemacht hat, erinnert sich sicher noch an die Arbeit, die das mit sich brachte. Ullisses hat dem geneigten Spieler mit den Kartensets diese Arbeit jetzt abgenommen.
Die 120 Karten sind größtenteils mit den im Aventurischen Bestiarium enthaltenen Kreaturen sowie den Regelerweiterungen bedruckt. Das Format der Karten ist 8,8 x 6,3 cm, was, wie ich kürzlich gelernt habe, ziemlich genau der Größe von Magic-Karten entspricht. Das ist natürlich im Hinblick auf die Aufbewahrung ziemlich cool. Für Sammelkarten gibt es ein sehr, sehr breites Angebot.
Das finde ich dann auch ganz angenehm, weil die Karten selbst in einem leichten Faltkarton stecken. Wenn die Karten drin sind, ist er natürlich stabil genug, aber eine gute Dauerlösung ist er eher nicht. Spätestens wenn man mehrere Sets vereint, braucht man den Karton aber wohl eh nicht mehr. Da wäre ich dann Fan von einem dieser Sammelordner, mit dem man gerne mal Sammelkartenspieler durch die Gegend ziehen sieht.
Beim ersten Anfassen hatte ich den Eindruck, dass die Karten etwas dünner sind als normale Spielkarten, aber das hat vermutlich getäuscht. Zumindest unser Papstquartett hat in etwa dieselbe Papierstärke. Wobei selbst eine geringere Dicke kein größeres Problem darstellen würde, weil man diese Karten ja nicht zum Doppelkopf spielen verwenden will.
Was mir rein oberflächlich negativ aufgefallen ist, sind die Ecken. Ich weiß, das klingt jetzt komisch, aber natürlich habe ich den Stapel (mehrfach) mit dem Schweif vom Tisch geschubst, und wenn man sie wieder zusammen schiebt, dann pieksen die Ecken. Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, die Karten deshalb in Kartenhüllen zu stecken. Da das Format ja dem von Magic-Karten entspricht, ist das kein Problem. Auch da gibt es ein großes Angebot in verschiedenen Preislagen.
Optik
Die Karten haben eine leicht glänzende Oberfläche. Für die Gestaltung wurden Teile aus dem neuen Regelwerkdesign verwendet. Der Hintergrund, das Schuppenmuster und Ausschnitte der Elemente der Zierecken sind hier für die Karten neu zusammengesetzt worden. Das neue DSA5-Design insgesamt gefällt mir immer noch wirklich gut, und ist hier schön konsequent angewendet worden.
Die Kreaturenkarten unterscheiden sich durch die Farbgebung der Schuppen von den Regelkarten: Kreaturenkarten sind schwarz und Regelkarten, wie auch die Regelbände, rot.
Kreaturenkarten
Von den 120 Karten sind 96 den Kreaturen gewidmet. Enthalten sind die bisher im Bestiarium, dem Almanach und dem Regelwerk vorgestellten Wesenheiten, also die bunte Mischung aus Tieren und allerlei anderem Gezücht.
Die Rückseiten der Kreaturenkarten sind einheitlich gestaltet. Auf jeder Karte befindet sich der Name der Kreatur und darunter der Typus, dem sie zugeordnet ist, also zum Beispiel Tier, magisches Wesen und humanoid/nicht humanoid. Darauf folgt das Bild der jeweiligen Kreatur aus dem Bestiarium und darunter befindet sich die ausgeschriebene Quellenangabe. Die Angabe bezieht sich auf die im Moment aktuellsten Auflagen, im Falle des Regelwerks ist das also die zweite. Besitzer der Erstauflage sollten sich also nicht wundern, dass sie meistens eine Seite weiter blättern müssen, um das entsprechende Wesen zu finden.
Die Vorderseite beinhaltet dann, ebenfalls einheitlich, folgende Informationen in der angegebenen Reihenfolge: Attribute, Waffen, Rüstungsschutz, Anzahl der Aktionen, Vor-/Nachteile, Sonderfertigkeiten, Talente, Anzahl, Größenkategorien und Sonderregeln. Auf dieser Seite befindet sich die Kartennummer unten links und rechts in der gegenüberliegenden Ecke noch mal ein rund gerahmter Portraitausschnitt aus dem Bild der Kreatur.
An Schriftgröße und Übersichtlichkeit gibt es hier nicht viel zu bemängeln. Bei manchen Kreaturen, wie zum Beispiel beim Heshtoth, gibt es zwei Karten, da die Informationen nicht auf einer Karte Platz gefunden haben.
Die Karten sind also so etwas wie Mini-Charakterbögen für die Kreaturen. Das finde ich ungemein praktisch.
Regelkarten
Auf den übrigen 24 Karten befinden sich die im Bestiarium vorgestellten Kampfsonderfertigkeiten der Tiere, Vor- und Nachteile und die Status. Die Karten sind ebenfalls durchnummeriert, aber haben anders als die Tierkarten nicht so etwas wie eine „Rückseite“. Regeln, die auf eine Kartenseite passen, werden auf der Rückseite einfach noch einmal abgedruckt. Bei den Sonderfertigkeiten und Vor- und Nachteilen sind jeweils eine kurze Beschreibung, der Regelmechanismus mit separatem Eintrag für Erschwernisse, ggf. Voraussetzungen und der AP-Wert abgedruckt. Die Status werden durch einen kurzen Fließtext beschrieben.
Was mir ein bisschen fehlt und worauf ich gehofft hätte, wäre noch eine kleine Kennzeichnung für Sonderfertigkeiten/Vor- und Nachteile etc. gewesen. Vielleicht genau an der Stelle, an der auf den Monsterkarten die kleinen Portraits sind. Da hätte man einfach nur eine kleine, farbige Markierung o.ä. anbringen können. Es steht natürlich auch direkt unter dem Namen der Fähigkeit, aber eine kleine grafische Kennzeichnung wäre einfach schön gewesen.
Was ist also nicht auf den Karten?
Nicht enthalten sind die Sonderregeln, die sich bei den Beschreibungen im Bestiarium in den Kästen befinden. Die Sonderregeln werden zwar aufgezählt, aber nicht im Detail ausgeführt. So erfährt man bei den Gifttieren zwar, dass sie giftig sind, nicht aber, wie die Gifte wirken. Andere Beispiele sind die Borbaradmoskitos und deren Sonderregel AP-Verlust oder die Biestinger mit Putzig, oder aber auch die Sumpfranze mit Scheinangriff. Für diese Regeln, die keine Sonderfertigkeiten sind, gibt es keine näheren Erklärungen auf den Karten. Die Quellen sind aber mit dem Hinweis auf die entsprechenden Seiten im jeweiligen Regelwerk angegeben, so dass das Nachschlagen schnell gehen sollte. Wenn man sie auf den Karten haben möchte, kann man einige Sachen auch nachtragen.
Spieler ohne Bestiarium haben hier natürlich das Nachsehen, weil sie diese Möglichkeit nicht haben. Aber auch sie bekommen immer noch 68 zusätzliche Wesen, mit einem Großteil der Werte, zusätzlich zu den neu vorgestellten Sonderfertigkeiten, Vor- und Nachteilen aus dem Band. Das halte ich bei einem Preis von 7,95 € durchaus für angemessen. Es muss ja schon noch einen Unterschied machen, ob ich mir das Bestiarium für 27,95 € kaufe oder nur die Karten.
Ebenfalls nicht auf die Karten geschafft haben es die neuen Fokusregeln. Die im Bestiarium vorgestellten Fähigkeiten zur Jagd, die schön übersichtlich dargestellten Besonderheiten der Wesenstypen und sowas wie die Schwarmregel sind nichts enthalten. Während man die Jagd- bzw. Verwertungsregeln eher nicht auf einer Karte braucht, wäre einem mit einem kurzen Hinweis zum Schwarm eventuell geholfen gewesen. Genau dasselbe hätte für eine Übersichtskarte mit den Besonderheiten der Typen gegolten.
Die Regelkarten finde ich wirklich gelungen. Man hat auf einen Blick alle Informationen, die man braucht, und kann sich als Spieler, wenn man eine Fertigkeit nicht ganz auf dem Schirm hat, die Karte daneben legen. Das beschleunigt die Suche und macht hoffentlich Kämpfe (noch) reibungsloser.
Was die Wesenheiten angeht, die sind auch ohne die Sonderregeln für den Spielleiter zu gebrauchen. Es stehen ausgewählte Talente auf den Karten, die hat man also für gängige Proben sofort zur Hand, man kann die Karten mit den Bildern für einen schnellen Eindruck den Spielern zeigen, und mit entsprechenden Covern versehen, könnte man Spieler sogar ihre Zufallsbegegnung ziehen lassen (und kann auch gleich ganz leicht für Pechmagneten einfach noch was Knackigeres in die Hand mischen ;-)).
Fazit
Die Karten sind natürlich kein vollwertiger Ersatz für das Bestiarium, aber das wollten sie ja auch nie sein.
Es gab ja im Netz bereits einige auf die übliche Art und Weise geführte Diskussionen darüber, ob die Karten, wie in der Produktbeschreibung versprochen, „alle relevanten Spielwerte“ der Kreaturen enthalten oder nicht. Ich würde schon sagen, dass das im Großen und Ganzen so ist, da die angeführten Sonderregeln zum größten Teil wirklich Optionalregeln sind, die – mit Ausnahme der Giftwirkungen – das Spiel je nach eigener Neigung sicher bereichern, aber kein integraler Bestandteil sind bzw. nicht durch ihr Fehlen die Karten gar komplett unbenutzbar machen.
Pluspunkte
- man bekommt die Kampfsonderfertigkeiten von Tieren schön übersichtlich und optisch ansprechend ohne das großformatige Buch hinter den Schirm
- Format, Design und Qualität der Karten sind gut
- sie sind meiner Meinung nach als Regelgedächtnisstütze und Kurzcharakterbogen für die Wesen eine enorme Bereicherung fürs Spiel
- und für knapp unter 8 € bekommen Leute, die das Bestiarium nicht kaufen wollen, 68 neue Wesen
Minuspunkte
- es sind nicht alle Sonderregeln auf den Karten erklärt
- ein oder zwei der Fokusregeln als Karten zu haben, wäre ungemein praktisch gewesen. Schwarm zum Bespiel hätte sich auch als SF oder Vorteil ganz gut gemacht
- Giftwirkung/-schaden ist eine nötige Ergänzung und könnte man vielleicht auch einfach im Schadensfeld nachtragen
Alles in allem gelungenes Zubehör, für das sich 7 von 9 Einhörnern begeistern können. Eins wurde bei der Zweckentfremdung als Quartett von einem Gelbschwanzskorpion gestochen, worauf es von einem weiteren verarztet werden musste.
Als kleine Nebenbemerkung für all diejenigen, die sich an der Abwesenheit der Sonderregeln massiv stören, sei an dieser Stelle angemerkt, dass Alex im Ulissesforum angeboten hat, dass übermäßig enttäuschte Käufer ihre Karten zurückgeben könnten.
Pingback: 120 heb‘ auf: Rezension des Bestiariums-Kartenset | Nandurion
Danke für die Rezi, auch wenn sie sich so gut mit meinem eigenen Eindruck von den Karten deckt, dass ich für mich nix wirklich neues rausziehen konnte. 😉
Was jetzt halt noch fehlt, wäre eine ansprechend gestaltete und auf das Format der Karten zugeschnittene Aufbewahrungsmöglichkeit. Irgendwelche Magic-Karten-Sammelordner zweckzuentfremden empfinde ich da eher als provisorische Notlösung. Ich glaube, ich fände eine durch Registerkarten flexibel unterteilbare Plastikbox ziemlich gut, in die man dann auch die zukünftig erscheinenden Kartensets einsortieren kann.
Ich weiß nicht ob ich da von Notlösungen sprechen würde. Ich fänd diese 9er Klarsichhüllen zum einheften total gut, weil das schon übersichtlich ist. Salaza ist da genau wie Du eher Fan von Boxen.
Was ich nur sagen wollte, dank der identischen Größe, gibt es da schon ne Menge Produkte und da ist auch schon ne Menge ausprobiert worden. Notlösungen sehen da mMn anders aus. Und man muss ja auch nicht die Dinger mit Magic-Motiven kaufen (wobei das Artwork jetzt auch nicht gerade das schlechteste ist). Ich habe beim schreiben mal ein bisschen rumgesucht, da gibt es auch schlichte Lösungen.
Aber darauf könnte ja auch Ulisses aufbauen, schickes Motiv auf nen Hefter, die bereits vorhandenen Hefthüllen rein, feddisch. Bin gespannt was da kommt.
Wo ichs gerade geschrieben habe, auf der HeinzCon gibt es ja dieses Jahr anscheinend ein Magic-Turnier, und das ist der Preis: https://fbcdn-sphotos-e-a.akamaihd.net/hphotos-ak-xtf1/v/t1.0-9/12734099_897876380311472_5337692763838716813_n.jpg?oh=69eb4e9b43cebc91deb65ad3ec315d15&oe=5764A7F6&__gda__=1462119085_2f6b3e57bdde2f1d199337a623c02c48
Na ob der Link funzt… o.O
Funzt 🙂
Und zukünftig werden Zufallsbegegnungen durch Mischen und Ziehen ermittelt …
Ist auch nicht die dümmste Variante, sofern man das Zufallsbegegnungen-Deck entsprechend vorselektiert. 🙂
Jap. 🙂 Das mildert dann auch die Verteilung der Viecher auf verschiedene Bände. Wenn ich in Exke X unterwegs bin, dann suche ich mir die Karten zu den Viechern zusammen, habe die wesentlichen Infos da und habe außerdem einen Verweis auf Band und Seite, wenn ich dann im Fall der Fälle doch was zu dem Viech suche. Finde ich durchaus praktisch.
Ich bleib bei der zufälligen Auswahl bei der bewährten „Das Monster, das am ehesten so aussieht wie die Krümelkatastrophe, die meine Spieler schon wieder auf dem Tisch veranstaltet haben“-Methode.
Och nee, nicht schon wieder Borbarad-Moskitos!!!!
Meistens läuft es dann doch auf den Je-Chrizlayk-Ura hinaus.
Oder Max und Moritz.
Was mich vor allem interessieren würde: Bei vielen Kulturschaffenden Wesen (Grolme, Orks, Goblins, Trolle etc.) sind im Bestiarium/Almanach nicht nur einfach Werte eines durchschnittlichen Repräsentanten angegeben, sondern auch die Werte für ein Erfahrenes und ein kompetentes Exemplar. Spiegelt sich das in den Karten auch wieder oder sind da nur die Durchschnittswerte vorhanden?
Eine gute Frage. Man sollte meinen, dass solche nach einer ausführlichen und kritischen Rezenension nicht stellt…
Ich kann deine Frage leider nicht aus erster Hand beantwortet, aber ich glaube Bosper hatte im Ulisses oder dsa4forum geschrieben, dass diese Werte ebenfalls fehlen.
Ich werde das morgen prüfen können, falls sich bis dahin keiner hier gemeldet hat.
Bis dahin diese Antwort nur unter Vorbehalt.
Es ist jeweils nur ein Satz an Werten vorhanden.
Wie Xeledon sagt: Es ist jeweils nur ein Satz. Beim Gletscherwurm ist die Gletscherwurmraupe aber dabei.
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