Nachdem schon einige meiner Miteinhörner im Galopp durch Aventurien geprescht sind, mache auch ich mich nun auf zu einer Tour d’Aventurie und betrachte dabei, was die Aventurischer Almanach-Reise Neuankömmlingen so zu bieten hat, aber auch inwieweit sie für bereits erfahrene Aventurienreisende eine Alternative bzw. Erweiterung zur bereits bekannten Geographia-Aventurica-Tour darstellt. Lauschet nun also meinem Reisebericht …
Gesamtpaket
Mit dem Almanach sollten wir nun unseren Südweiser durch Aventurien in Händen halten, sprich die einführende Weltenbeschreibung des Schwarzen Auges. Damit richtet sich dieser Band vornehmlich an neue Aventurienreisende, jedweder Mehrwert für erfahrene Wanderer ist somit auf gewisse Weise Bonus, aber natürlich auch wünschenswertes Detail. Aber klopfen wir unseren Almanach erstmal auf seine Eckdaten ab: Geliefert werden uns 264 Seiten Aventurienbeschreibung und zusätzlich dazu zwei Karten Aventuriens.
Die Karten lassen mich zugegebenermaßen etwas gespalten zurück. Sie erinnern mich von der Präsentation etwas an ein zeichnerisches Satellitenbild von Aventurien kombiniert mit den mittelalterlichen Elementen von Thorwalerschiff und Seeschlange. Die vorhandenen Städte erwecken in mir aus irgendwelchen Gründen Assoziationen an das Intro von Game of Thrones mit seinen wachsenden Orten. Insgesamt gefallen mir die neuen Karten vom Erscheinungsbild recht gut, auch wenn der Flussvater bei der A2-Karte anscheinend von Ferdok-Havena nach Honingen gezogen ist. Die Idee, bei der kleineren A3-Karte gleich auch die Seitenangaben der im Almanach beschriebenen Regionen anzugeben, gefällt mir. Allerdings wirken durch die Kartengröße die Regionsgrenzen recht massiv und damit ungenau. Aber dadurch, dass auf der Karte eigentlich Kulturräume dargestellt werden, ist es auch wieder passend. An solchen Kulturgrenzen gibt es eigentlich immer ein Übergangsgebiet, wo die Kulturen verschmelzen. Damit kommen wir aus meiner Sicht zum großen Manko der Karten: Sie sind nicht wie frühere Karten laminiert und somit lässt ihre Stabilität zu wünschen übrig. Spontan erwecken sie in mir den Wunsch, sie irgendwo anders aufzubewahren. Allerdings bin ich zugegebenermaßen auch recht pingelig was Eselsohren und derlei Dinge in gedruckten Erzeugnissen angeht.
Insgesamt versucht der Almanach nicht nur einen trockenen Reisebericht abzuliefern, sondern immer wieder auch die Stimmung zu transportieren. Dies geschieht z. B. durch Kommentare der ikonischen Helden oder anderer aventurischer Persönlichkeiten zu diversen Themengebieten. In mir findet ihr eine große Freundin solcher Gestaltung, für andere mag dies dagegen zu viel unnützes Geschwurbel sein. Ansonsten wurde aus meiner Sicht auf die Anwendbarkeit für die Spielpraxis geachtet und weniger auf rein theoretische Wissensansammlung.
Zusätzlich bietet der Almanach auch eine große Auswahl an Bildern, die aus meiner Sicht von zufriedenstellend bis wundervoll rangieren, wobei die schönen überwiegen. Ebenfalls eingebunden, und von mir schon kritischer beäugt, findet sich an der ein oder anderen Stelle Werbung für andere Publikationen. Und während sich mir der Sinn für Einsteiger beim Aventurischen Boten und Heldenwerk-Abenteuer noch erschließt, wird es bei der Culinaria kritischer. Etwa verkaufsfördernde Maßnahme? Und wenn so etwas wie die Culinaria empfohlen wird, weshalb nicht auch die Historia im Geschichtskapitel? Etwa weil sie die Spielerschaft gespalten hat? So ganz kann ich die Auswahl an werbenden Hinweisen für andere Produkte jedenfalls nicht nachvollziehen.
Nachdem wir bisher das präsentierte Gesamtpaket betrachtet haben, wollen wir nun den Sehenswürdigkeiten unserer gebuchten Tour einen tieferen Blick gönnen.
Länder, Städte, Völker
Zuerst beginnen wir in Wind und Wetter mit einem kurzen Besenflug über Aventurien und verschaffen uns einen geographischen Überblick. Dann geht es frierend und schwitzend weiter über Weg und Steg zu Völkern und Ländern Aventuriens, und auch der Städtetrip wird nicht vergessen. Am Ende machen wir noch einen kurzen Abstecher zu anderen Kontinenten.
Bei einem kurzen Rundumschlag durch die Völker Aventuriens wird den schon aus dem Regelwerk bekannten am meisten Platz eingeräumt. Aber auch Orks und Goblins bekommen noch jeweils eine Viertelseite. Verblüfft hat mich dagegen, dass die Achaz wie die nicht spielbaren Völker in 1-2 Sätzen abgehandelt werden. Dabei stellen sich uns die Orks, Goblins und Achaz im Almanach zum ersten Mal in dieser Edition als später spielbare Völker bildlich vor. Und während unsere pelzigen Freunde vorher schnell noch mal beim Barbier waren, haben sich die Achaz gleich ganz generalüberholen lassen. Den neuen Zehengang finde ich interessant, aber sonst bin ich zugegebenermaßen gespalten. Hatten sie für mich früher etwas eidechsenähnliches, erinnern sie mich nun an aufrechtgehende Kaimane.
Danach kommt aus meiner Sicht das Highlight des Almanachs und wir brechen zu unserer Aventurienreise auf. Zu Beginn wird uns die entsprechende Region auf einer farbigen Postkarte vorgestellt, die die Stimmung der Gegend recht gut einfängt. Dann werden uns die wichtigsten Eckdaten präsentiert und auch zwei inneraventurische Stimmen zum Land, meist eine positiv und eine negativ gefärbte, dürfen nicht fehlen. Am Ende wird uns die Gegend noch etwas vorgestellt. Insgesamt hat es dieser Abschnitt geschafft, dass ich mit meinen Recken auch weiterhin Aventurien durchstreifen will und meine Neugier auf Regionen angefacht, die vorher nicht wirklich meine Begeisterung wecken konnten.
Die enthaltenen irdischen und/oder fiktiven Inspirationsquellen als Vorstellungshilfen wurden zugegebenermaßen kontrovers diskutiert, aber ich bin glücklich darüber, dass sie im Almanach enthalten sind. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als aventurische Neueinwohnerin verzweifelt diese Inspirationshilfen aus Foren, Regionalspielhilfen etc. zusammengeklaubt und dann aventurisiert ein Vorstellungsgebäude für eine Region errichtet habe. Und nicht überall hat es hundertprozentig funktioniert, so dass mich diese Anleihen auch heute noch – an einigen Stellen in größerem Rahmen, an anderen in Details – vorangebracht haben.
Nach der Ländertour folgt dann die Städtetour und wir besuchen dabei mit 50 Städten am Ende doch mehr als zuerst von mir gedacht. Auf unserer Tour dürfen wir einen Blick auf das Stadtwappen werfen, bekommen sowohl von einem Bewohner wie von einem Besucher einen Eindruck der Stadt geliefert, bevor uns nach einer Vorstellung wichtiger Fakten ein Stimmungsbild des Ortes vermittelt wird. Obwohl sich mir die getroffene Auswahl nicht vollständig erschließt, habe ich den Eindruck, dass wir jeweils 1-3 bedeutende Orte eines „Hoheitsgebietes“ besuchen. Dabei schneidet das Mittelreich in der Summe am besten ab, scheint doch aufgrund seiner schieren Größe jede Region mindestens einmal zu Wort zu kommen.
Man kann mit Sicherheit geteilter Meinung darüber sein, ob Städtebeschreibungen besser bei den jeweiligen Ländern (wie in der Geographia) oder in einem eigenen Kapitel (wie im Almanach) aufgehoben sind, aber mir gefällt die gewählte Präsentation. Irgendwie wird mir durch die direkte Vergleichbarkeit die Unterschiedlichkeit verschiedener Städte besser bewusst und auch Einsteiger werden so die verschiedenen Städte wohl einfacher wiederfinden, dürfte ihnen eine zugehörige Region doch wahrscheinlich nicht immer bekannt sein.
Am Schluss werfen wir noch einen kurzen Blick jenseits der Grenzen Aventuriens, den unsere Reisegruppe größtenteils über Reiseberichte und gelehrte Vorträge bekommt.
Bildung, Handel und Kultur
Nach dem geographischen Überritt Aventuriens folgt der kulturelle Rundumblick durchs Schwarze Auge. Besonders hier wurde aus meiner Sicht darauf geachtet, einen guten Überblick zu liefern, den gerade auch Einsteiger stimmungsvoll in Aventurien einbauen können, ohne sich allerdings dann zu sehr in Details zu verlieren, die am Spieltisch nur äußerst selten Verwendung finden. Zur Übersichtlichkeit tragen in diesem Kapitel auch etliche kleine Tabellen bei, etwa zu aventurischen Begrifflichkeiten, dem Stand etc. Allerdings vermisse ich gerade in Anbetracht des Sternenfalls eine Tabelle aus der Geographia über die Bedeutung der Sternenbilder. Ebenso war ich vergeblich auf der Suche nach einem Gang durch den aventurischen Kleiderschrank. Okay, zugegeben, ich bin eine Hexe. Ich muss doch wissen, was auf dem nächsten Hexenfest tragbar ist! Auch wenn dieser Blick aufgrund des Modedefilees im Regelwerk vielleicht nicht überlebenswichtig ist. Zum Lächeln brachte mich dafür die Speisekarte des Schwarzen Keilers, auch wenn ich persönlich noch nicht dort abgestiegen bin, haben andere dort doch vielleicht ihre Heldenkarriere gestartet oder doch zumindest einmal vorbeigeschaut.
Was in Aventurien so kreucht und grünt
Zuerst bekommen wir in diesem Abschnitt einen geographischen Rundumblick über die Fauna und Flora Aventuriens, bevor uns eine Auswahl davon näher vorgestellt wird. Dabei werden uns die Wesenheiten auf ähnliche Weise präsentiert wie schon im Bestiarium, nämlich mit einer Beschreibung, einem Bild und dem entsprechenden Wertekasten. Auf die „Ungeheuer“ wird zusätzlich noch ein inneraventurischer Blick geworfen.
Bei der getroffenen Auswahl kommen in mir Erinnerungen an die präsentierten möglichen Gegner aus dem DSA4.1-Basisregelwerk hoch, waren praktisch alle doch auch dort zu finden, wenn auch der Schneeschrat lieber ins Bestiarium gewandert ist und für den Almanach seinen Verwandten, den Baumschrat, vorschickt. Damit liefert der Almanach nach, was im Regelwerk aus Platzgründen fehlte, und endlich hat auch ein möglicher Reiseleiter Begegnungen für seine Reisegruppe an der Hand. Für einige wird dies ein erfreulicher Bericht sein, während es für andere mit Sicherheit negativ ins Gewicht fällt, diese Kreaturen nicht stattdessen gesammelt im Bestiarium zu finden, das dadurch für mich noch optionaler wird als vorher schon.
Zudem stellte ich überrascht fest, dass inzwischen ab und zu auch magisch begabte männliche Rotpelze geboren werden. Zusammengenommen mit dem Bericht im Aventurischen Boten 173 über seltene weibliche Zwillingsgeburten bei Zwergen scheint Bewegung in die Magiedurchdringung der aventurischen Völkerschaften zu kommen.
Bei den Pflanzen fallen mir zu meiner Freude als erstes die bildlichen Darstellungen ins Auge. So hat man sofort eine Vorstellung vom Aussehen der entsprechenden Pflanzen. So war meiner Erinnerung z. B. komplett entfallen, dass die Alveranie schon in der Zoobotanica als rosenähnlich beschrieben wird. Auf den zweiten Blick vermisse ich dagegen das Wirselkraut. Und dies, obwohl hauptsächlich Heilkräuter in unserem Herbarium zu finden sind. Wiesu denn blus? Ach, weil es schon im Regelwerk wuchs? Das ist natürlich ein guter Grund. Leider hatte ich in diesem Fall die Kräuter vor lauter Gräsern aus den Augen verloren.
Glaube und Magie
In diesen beiden Kapiteln finden wir die Platzgewinner unserer neuen Weltbeschreibung, hatten diese Themen doch damals in der Geographia zusammengenommen vielleicht 1-2 Seiten zur Verfügung. Nunmehr bekommen wir eine schöne Einführung in das karmale und magische Wirken auf Aventurien geboten, die in den meisten Fällen fürs Spielen erstmal ausreicht. Schön hätte ich vielleicht noch eine Tabelle gefunden, welche Gottheit in einer Region besonders verehrt wird.
Ein großes Manko aus meiner Sicht ist allerdings die mangelhafte Darstellung Satuarias. Obwohl ihre Töchter im Regelwerk eine der drei präsentierten archetypischen Zaubertraditionen darstellen, wird ihre Göttin so nebenbei abgespeist. War es schon im Regelwerk ein Negativpunkt, ist es spätestens im Almanach ein No-Go. Aber gut, zugegeben, die Derya ist auch eine Hexe, vielleicht sieht sie es deshalb etwas eng. Eventuell sollte sie den Schreibern einen Fluch anhexen? Was meint ihr? Vielleicht eine Angst vor Forenzorn?
Die Zwölfgötter-Porträts mag ich dagegen ziemlich. Auch wenn einige in mir auch außeraventurische Assoziationen wachrufen und ich irgendwie Travia in diesem Reigen vermisse. Dummerweise verwandelt sie sich in meinen Augen nämlich immer in eine jugendliche Peraine, auch wenn ich der verwelkenden Peraine einiges abgewinnen kann. Obwohl, das Bild einer sich im Laufe der Jahreszeiten wandelnden Peraine – im Frühling als Mädchen, im Sommer als Frau, im Herbst als Greisin, im Winter dann schlafend und Kräfte sammelnd – hat aus meiner Sicht irgendwie was. Am besten aus diesem Zwölfgötter-Reigen gefällt mir die schelmische Tsa.
Beim Überblick über die unterschiedlichen Magietraditionen haben es mir vor allem die Kommentare der jeweiligen Mitglieder der entsprechenden Traditionen angetan. Während ich feststelle, dass viele der ehemaligen Viertelzauberer-„Traditionen“ nun unter der Obergruppe der Animisten firmieren, kommen aus den weiten Steppen des Orklandes Hornträger herangestürzt. Sollte der Aikar Brazoragh in den letzten Jahren unbemerkt von uns Felllosen zumindest im Magiebereich einen Erfolg verbucht haben?
Die im Magiekapitel zu findenden Artefakte lassen mich etwas gespalten zurück. Aus meiner Sicht hätten dort einfach eher Artefakte hingehört, die so auch über das Regelwerk hätten erstellbar sein müssen, anstatt für einige als Erklärung eine verkappte Werbung für den noch zu erscheinenden Magieband einzubauen. Ein Fehler in meinen Augen. Und weshalb hat die Dschinnenlampe unbekannte AsP-Kosten? Kann mir doch keiner erzählen, dass sie nur in früheren Zeiten erstellt wurde aber nicht mehr im heutigen Aventurien. Insgesamt festigt sich in mir inzwischen der Eindruck, dass Artefaktbau mit der neuen Regeledition nur noch als Gemeinschaftsarbeit möglich ist. Damit wäre eine Akademie wie Khunchom immer noch möglich, aber ein einzelner Artefaktmagier weniger. Mal sehen, was da die Magiebände für Änderungen an der Situation bringen.
Stars & Sternchen
Kommen wir nun zu den bekannten und nicht so bekannten VIPs aus aventurischen Landen. Zuerst wird uns einmal das an Schachfiguren orientierte Einsortierungssystem, nach dem solche Meisterpersonen künftig eingeteilt werden, vorgestellt. Leider hat dort der Namenlose einen hinterhältigen Zug gemacht und dadurch viele Leerzeichen erobert. Diese will er sicher seiner Leere im Sternenhimmel einverleiben, um dadurch seinen Machtbereich zu vergrößern. Ich hoffe, dass er vor einer zweiten Auflage wieder auf seinen Platz verwiesen wird.
Danach bekommen wir auf jeweils einer halben Seite eine Auswahl bekannter Persönlichkeiten Aventuriens präsentiert. Im Almanach sind dies Leute, die als Persönlichkeit selber oder aber allein aufgrund ihrer „Position“ für Aventurien von Bedeutung sind. Alle präsentierten Schachfiguren kommen mit einem Porträt und einer kurzen Vorstellung daher. Dabei streift mich beim Blick auf die Porträts als erstes die Frage, ob Zwergennasen bei der holden Weiblichkeit Aventuriens gerade in Vogue sind. In meiner Phantasie rennen jetzt irgendwie ganze Heerscharen den magischen Schönheitschirurgen zurzeit die Türen ein, um sich zwergisch anmutende Nasen verpassen zu lassen. Hust, kommen wir jetzt zu Wichtigerem zurück. Abgesehen davon gefällt mir die Präsentation der vorgestellten Personen ganz gut: Zuerst kommt unser VIP selbst zu Wort, dann gibt es eine Übersicht zur Person und am Schluß noch jeweils eine positive wie negative Stimme über unsere Stars & Sternchen aus Sicht von Alrik und Balrike Normalaventurier.
Als negativer Gesichtspunkt sticht die geringe Menge an ausgewählten Personen ins Auge. Da gab es in der Geographia einfach einen sehr viel größeren Überblick über das Who’s who Aventuriens. Hier habe ich ein wenig den Eindruck, es ging darum, die Präsentation einiger der größten Persönlichkeiten Aventuriens zu aktualisieren, Neubesetzungen in wichtigen Positionen vorzustellen und einige Figuren mit Einfluss auf künftige Abenteuer schon mal zu präsentieren. Aber zugegeben, so ganz erschließt sich mir die Auswahl nicht. Und während dies für Veteranen mit einem ganzen Personenfundus im Hintergrund noch halbwegs funktionieren mag, fehlen einem Neueinsteiger (zumal als Spielleiter) doch etliche Seiten für ein funktionierendes Who’s who. Da hätte ich mir doch mindestens 1-2 VIPs aus jeder Region Aventuriens gewünscht.
Dieses Kapitel endet übrigens wie diejenigen zum Glauben und der Zauberei mit schönen großen Kapitelbildern. Da in mir bei den beiden anderen Kapiteln die Vermutung aufsteigt, dass dort schon die Titelbilder für den Zwölfgötter- bzw. den Zivilisationszauberer-Band präsentiert werden, frage ich mich jetzt natürlich, ob in Waldems an einem Rang & Namen-Band gewerkelt wird.
Geschichtsstunde
Danach traben wir im Schnellschritt durch die verschiedenen Zeitalter Aventuriens, von der Erschaffung Deres bis zur Gegenwart, was mit Erscheinen des Almanachs die Aktualisierung der Aventurienbeschreibung auf 1040 BF bedeutet. Insgesamt gefällt mir dieser Abschnitt, etwas schade finde ich allerdings den Eindruck einer gewissen Zentrierung auf das Mittelreich und seine Vorgänger und ein, wahrscheinlich dem mangelnden Platz geschuldeten, viel zu seltenen Blick nach Norden oder Süden in andere Länder.
Geheimnisse
Hinter dem Index erhalten wir nun Einblick in das der Loge der Spielleiter vorbehaltene Geheimwissen. Aber zugegeben, dieser Abschnitt erinnert mich weniger an schon aus der vorigen Edition bekannte Mysteria & Arcana, sondern mehr an eine Ansammlung von Hilfen für einen potenziellen Reiseleiter durch Aventurien. So sind die schon vorgestellten Meisterpersonen in diesem Abschnitt noch mit einigen Fakten unterlegt, die vor allem bei der Ausgestaltung ihrer Darstellung und ihrer Ziele helfen.
Auch die Vertiefung der Metaplotfäden bietet nicht wirklich die große Auflösung hinter dem Gespinst, sondern mehr Informationen für Leiter, die diese in ihre Darstellung von Welt und Leuten, sprich ins Spielweltgefühl, einstreuen oder um diese Thematik vielleicht gar eigene kleine Abenteuer spinnen wollen.
Anstatt Geheimnissen werden hier zudem eher geheimnisvolle Orte vorgestellt, die dem Aventurienkenner nicht unbekannt sein dürften, wie beispielsweise Nahemas Turm und die Dämonenbrache, die sich als Abenteuerspielwiese anbieten, ohne dadurch für künftige offizielle Abenteuer verbrannt zu sein. Auch die ein oder andere Szenario-Idee wird präsentiert ebenso wie das Einordnungssystem der offiziellen Abenteuer.
Allerdings wären die präsentierten menschlichen „Gegner“ aus meiner Sicht im Bestiariumsabschnitt besser aufgehoben gewesen, findet sich im Bestiarium doch sowieso alles von Tieren über Wesenheiten bis zu Kulturschaffenden. Zur Not kann man ja das Sprichwort von der Bestie in Menschengestalt als Begründung bemühen.
Insgesamt finde ich diesen Abschnitt aber für neue aber vielleicht auch für erfahrene Reiseleiter nützlicher als eine Ansammlung von Geheimnissen, die vielleicht oder auch nicht im eigenen Spiel verwurstet werden dürfen.
Fazit
Mag auch ein Einhorn inzwischen etwas hinken, so traben doch noch immer acht Einhörner begeistert auf ihrer Besichtigungstour durch die aventurischen Lande und stecken dabei ihre Hörner mal in dieses und mal in jenes Eck. Unser neuntes Einhorn dagegen geriet über ein Feld an Stolpersteinen ins Rutschen und blickt seinen davontrabenden Kameraden nunmehr mit verknacksten Beinen nur noch sehnsuchtsvoll hinterher.
Neuaventurier und Wiedereinsteiger können bei dieser Aventurienreise aus meiner Sicht bedenkenlos zuschlagen. Auch für so einige Aventurienkenner mag es noch etwas zu entdecken geben, aber da wird es wie bei jeder Reise individuell verschieden sein, ob dies den Preis einer erneuten Buchung einer Aventurien-Tour rechtfertigt. Ich persönlich habe diese Reise mit Almanach-Tours zumindest nicht bereut, wurde mir doch so einiges geboten, auch wenn mir einige Sehenswürdigkeiten der Geographia-Tours gefehlt haben.
Pingback: Rezension zum Almanach | Nandurion
Hey sehr schöne rezension über dieses Werk! Hat mir sehr gefallen. Es ist als Meister wirklich nützlich einiges über die Umgebung zu erfahren. Ich wollte aber noch folgendes fragen. Wenn man eine gute Auswahl an Bestien haben möchte, lohnt sich der Almanach bzw. Ist er besser als das Besiarium?
Erst einmal Danke, dass dir meine Rezension gefallen hat. Nun zu deiner Frage: Ob besser? Hmm, aus meiner Sicht liefert der Almanach einen guten Grundstock generischer Gegner (Goblin, Oger, Ork, Troll, Höhlenspinne, Gruftassel, Krakenmolch, Tatzelwurm, Waldschrat, Grimwolf, Schwarzbär, Wildschwein, Wolfsratte, Bürgerin, Räuber, Gardist, Kultistin) der mit dem Bestiarium früher oder später um weitere auch exotischere Heldenbegegnungen erweitert werden kann. In ihrem Aufbau gleichen sich beide dann.
Sollltest du mit DSA5 eingestiegen sein, kannst du mit der Anschaffung des Almanach gerade als Spielleiter jedenfalls nichts falsch machen, denn damit kriegst du beides in einem Buch – Weltbeschreibung und einen Grundstock generischer Heldenbegegnungen. Das Bestiarium würde ich dann als Erweiterung dazu ansehen.
Aber um noch einen eigenen Eindruck zu bekommen, kannst du vielleicht einen Blick auf die Ulisses-Teaser zu den Wesen des Almanachs werfen, die hier (http://www.wiki-aventurica.de/wiki/Aventurischer_Almanach_%282016%29) mit verlinkt sind.
Und falls du es noch nicht gelesen hast, hatten sich ein paar unserer Einhörner auch auf Bestiariumsjagd begeben. Vielleicht hilft dir auch unser Passierschlag (http://rezensionen.nandurion.de/2016/01/25/passierschlag-aventurisches-bestiarium/)
für deine persönliche Einschätzung weiter.