Die Reise nach Salza

Nachdem die Hexen dieses Jahr weiteres Futter durch Aventurische Magie 2 bekommen haben, wird es Zeit einen Blick auf die zweiteilige Roman-Reihe zu werfen, die noch heute als erstes genannt wird, sobald nach einem Hexen-Roman gefragt wird. Schließlich ist Die Reise nach Salza mit seinen beiden Bänden Der Farindelwald und Die Suche, obwohl aus der Frühzeit der DSA-Romane stammend, derzeit aktuell wie nie: mit DSA5 werden wohl so einige Junghexen das aventurische Licht der Welt erblicken, gehören die Hexen mit dem DSA5-Grundregelwerk doch inzwischen zu den Archetypen. Zudem spielt die Handlung hauptsächlich in Albernia und in Nostria und damit in Regionen, die durch Die Streitenden Königreiche und Die Siebenwindküste bereits näher beschrieben wurden. Des Weiteren gibt es auch Abstecher ins Bornland und nach Thorwal.

Waren die Romane zudem vor ein paar Jahren noch komplett vergriffen, sind sie inzwischen als Ebook-Version zum kleinen Preis erhältlich und der ein oder andere hat die erste Hälfte der Reihe in Folge der DSA5-Beta-Challenge vielleicht sogar kostenlos erworben. Die Reise nach Salza dreht sich um die Erlebnisse von zwei Protagonisten. Zum einen jenen von Anselm Peckert, einem Medicus auf großer Abenteuerfahrt in Richtung von Verwandschaft in eben jener Stadt. Zum anderen denjenigen von Sylphinja, einer Jung-Hexe auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und in der Hexengemeinschaft. Und am Ende verbindet die beiden mehr als gedacht. Aber damit genug des Vorgeplänkels. Lasst uns auf der Suche nach Einhörnern in den Farindelwald gehen.

Der Farindelwald

Unsere Reise beginnt ganz klischeehaft mit der Verbrennung einer bösen Hexe in Abilacht. Damit könnten wir es schon fast abhaken, würde dieses Ereignis nicht als Aufhänger für verschiedene Blicke auf das Hexenwesen dienen und die folgenden Ereignisse in Gang setzen. Denn während der Medicus eher zufällig auf seiner Reise über das Ereignis stolpert und sich darüber so seine Gedanken macht, reißt es Sylphinja aus ihrem gewohnten Leben und führt zu Flucht und der Suche nach anderen Schwestern. Dabei ist es interessant zu betrachten, wie unterschiedlich Ina Kramer dabei den Blick auf die Umgebung und die Wahrnehmung der Reaktion derselben bei den Beiden beschrieben hat: Während unser Anselm häufig seine Umgebung und Ereignisse mit einem verstandesmäßigen Blick und aus Sicht eines Zwölfgöttergläubigen betrachtet, nimmt die Junghexe dagegen alles auf einer gefühlsmäßigen Ebene war. Aus verschiedenen Gründen landen beide am Ende im namensgebenden Farindelwald, begegnen sich, finden den Wahrheitsgehalt am Boden einer Mär und finden nach allerlei Fährnissen auch wieder aus dem Wald hinaus.

Die Suche

Der zweite Roman schließt dort an, wo der erste endete, und führt ihn unmittelbar fort. Wobei diesmal eine ganze Weile Sylphinja und ihre Suche nach ihrem Platz in der Hexengemeinschaft den Ton bestimmt und Anselm lange ziemlich in den Hintergrund rückt. Damit sind Hexentreiben, Vertrautenspiele, Empfinden der Hexen und ihre Feste die großen Themen dieses Bandes. Auch so einige der bis in die Gegenwart hinein bedeutenden Hexenschwestern gehören mit zu den Protagonisten von Die Suche. Vor allem hier wird die geneigte Hexenspielerin die ein oder andere Inspiration für die Ausgestaltung der eigenen Hexe finden. Allerdings sei auch angemerkt, dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass an verschiedener Stelle durchaus die Phantasie der damals wohl mehrheitlich männlichen und jugendlichen Leser bedient werden sollten. Zudem widmet sich der Roman recht spät wieder ernsthaft der Auflösung der Geschichte aus dem Farindelwald und der Verbindung zwischen Medicus und Junghexe. Brotkrumen, die im Farindelwald noch eifrig gestreut wurden.

Der gesamten Reise Verlauf

Wer auf der Suche nach Eindrücken und Inspirationen zur Ausgestaltung von Hexen und ihrem Hintergrund ist, kann in diesem Zweiteiler durchaus fündig werden. Wenn es auch nicht eins zu eins übertragbar ist. Was zum einen dem Alter der Romane geschuldet ist, aber auch dem Fakt, dass die Autorin Ina Kramer auch damals schon ihrer Geschichte den Vorzug vor den Regeln gab, wie sie selbst am Ende von Die Suche darlegt. Je nachdem wie sehr einen dies stört, fällt dieser Punkt natürlich mehr oder weniger ins Gewicht. Bei mir führte es durchaus zum Punktabzug. Zudem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Zweiteiler ursprünglich nur ein einziges Manuskript war, welches schließlich vom Verlag ohne entsprechende Anpassungen an möglichst passender Stelle geteilt wurde. Somit kommt zwar Der Farindelwald zu einem gewissen Abschluss, aber gerade Die Suche sollte man doch noch mit dem Inhalt des ersten Teils im Hinterkopf lesen. Sonst ergibt das ein oder andere Detail keinen Sinn. Außerdem finden für mich die beiden Stränge um eine Mär aus dem Farindelwald, seine Wahrheit und dessen Auflösung und um die letzten Schritte einer Junghexe in die Hexengemeinschaft nicht wirklich zusammen. Ich kann mich einfach des Eindrucks nicht erwehren, als wären beide Stränge zwangsverheiratet worden und als hätte dies dazu geführt, dass einige Fäden damit nicht genügend Beachtung finden konnten. Andererseits machten so wiederum auch so einige Erzählungen nicht so wirklich Sinn und hätten aus meiner Sicht genauso gut gekürzt werden können. Insofern wäre aus meiner Sicht eine getrennte Abarbeitung der beiden Erzählstränge in zwei verschiedenen Romanen für die Qualität der Geschichte wahrscheinlich besser gewesen.

Fazit

Neun Einhörner gingen auf einer Reise nach Salza in den Farindelwald. Eines traute sich nicht hinein. Ein Zweites fiel in ein Loch der Feen. Ein Drittes blieb lieber dort. Ein Viertes blieb hängen im wilden Gestrüpp. Damit kamen 5 von 9 Einhörnern wieder aus dem Wald hinaus und können was erzählen.

Neun Einhörner machten sich auf Die Suche nach Hexen und ihrem Fest. Eines fiel vom Besen. Ein Zweites litt an Hexenschuss. Ein Drittes wurde von einer Hexe verführt. Doch 6 von 9 Einhörnern tanzten bis zum Morgen.

Für Hexen, ihre Liebhaber und andere Interessierte an ihrer Zunft ist die Reise nach Salza somit auch heute noch zu empfehlen. Für alle anderen kann vielleicht ein Blick in die Lesevorschau bei der Entscheidung hilfreich sein, die die meisten Buchhandels-Shops für die Ebooks bereitstellen. Für Hexenschwestern kann ein solcher Hexenblick natürlich auch nicht schaden. Ansonsten bekommt man aus meiner Sicht mit der Reise nach Salza zwei der besseren Romane aus der Frühzeit der DSA-Romane. Am Ende finden sich 6 von 9 Rentieren für eine Schlittenfahrt durch Luft und Schnee.

Andere Knoten auf dem Hexenband

Über Derya Eulenhexe

Derya wird auch über den Namen Milena gerufen und durchstreift seit dem Herbst 2010 Aventurien. Dabei war der nanduriatische Bote bisher ihr ständiger Begleiter und seit Anfang 2016 ist sie nun ebenfalls als Schreiberin dabei. Im wirklichen Leben verdient sie ihre Hartwurst als Bibliothekarin.
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2 Antworten zu Die Reise nach Salza

  1. queery sagt:

    Spiele ja auch eine Hexe und finde grad die Beschreibung wie emotionale hexische Magie so gedacht werden könnte wirklich sehr inspirierend für Hexenspielende. Auch die Beschreibung des Hexenbesens und der Beziehung zu der Vertrauen hat mir im Grunde gut gefallen.
    Ebenfalls sehr gestört hat mich die unangenehme Art wie sex sells in den Romanen an einer Hauptfigur missbraucht wurde die wirklich so jung ist wie Sylphinja. Klar ist in phantasie prinzipiell viel erlaubt und ich kann mir auch Vorstellen, dass Ina Kramer das selbst sexy oder spannend fand und nicht nur gemacht hat um einer smierigen Leserschaft zu gefallen, aber mir ist da schon manchmal ein Gänseschauer über den Rücken gelaufen beim lesen. Das fand ich unangebracht und auch überhaupt unnötig und würde von meiner Seite aus zu einem kräftigen Punktabzug führen. Aber die Hexenbeschreibung find ich immer noch die beste in irgendeinem DSA-Roman. Das sich das Buch da nicht immer 1 zu 1 an die Regeln hält finde ich eher eine Bereicherung als ein Manko.

    • Derya Eulenhexe sagt:

      Ich muss zugeben, ich habe die Reise nach Salza das erste Mal gelesen, als ich als Junghexe gerade anfing Aventurien unsicher zu machen und jetzt wieder, ungefähr sieben Jahre später. Einige Kritikpunkte von heute vielen damals schwächer aus und die Pluspunkte der Beschreibungen über die Hexen fielen noch mehr ins Gewicht. Was auch daran lag, dass ich damals nur eine vage Vorstellung von Aventurien und seinen Hexen hatte. Für dieses ganz persönliche Bild und Gefühl hat die Reise nach Salza am Ende durchaus beigetragen. Ich war teilweise selber überrascht, wie sich das Leseerlebnis teilweise gewandelt hatte. Beim Farindelwald und dem gesamten Zweiteiler wäre ich damals wohl zur selben Anzahl an Einhörnern gelangt, nur Die Suche hätte damals wohl eines mehr abbekommen. Zumindest wenn mich mein Gedächtnis über meine damaligen Empfindungen nicht täuscht.

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