Aventurische Tiergefährten

Als Mitnanduriat Thorus im Disput zum Aventurischen Kompendium 2 auf die kommende Spielhilfe Aventurische Tiergefährten hinwies, musste ich schmunzeln. Offensichtlich ein gelungener Witz. Niemand würde ernsthaft ein ganzes Buch zu solch esoterischen Themen wie Tierbegleitern veröffentlichen und auch noch glauben damit Geld zu verdienen. Das wäre ungefähr so wahrscheinlich, wie ein Buch über aventurische Namen oder ein Regelwerk für Sex im Rollenspiel. Also zwischen den Spielfiguren. Spätestens an diesem Punkt hätte ich stutzig werden müssen.

Worum geht es?

Nun flimmert also die berittene, im Sprung den Bogen abfeuernde Elfe über meinen Bildschirm und ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Wieder einmal hat die Realität meine Vorstellung überholt. Das ist ungefähr so verrückt, als würde das mächtigste Land der Erde von einem rassistischen, fremdenfeindlichen, frauenverachtenden Egomanen mit einem extrem gestörten Verhältnis zur Wahrheit regiert. Okay, schlechtes Beispiel. Was sind eigentlich Tiergefährten?

Unter Tiergefährten verstehen wir im Rollenspiel zumeist ein tierisches Anhängsel an eine von einem Spieler gesteuerte Figur. Das vermutlich verbreitetste Beispiel einer solchen Figur ist das Pferd des Ritters, der Amazone, des Wüstenkriegers etc., welches funktional zwar den Rang eines Fahrzeugs aus moderneren Settings hat, zumeist aber noch emotionaler gehandhabt wird. Im Kontext des aventurischen Hintergrunds sind natürlich noch die Vertrautentiere zu erwähnen, welche gewissermaßen fakultativ für Hexen sind und auch von einigen Geoden bekannt sind.

Wozu ist das gut?

Eine gewöhnliche Aranier-Katze, oder doch nicht? Das war doch letzte Woche dieser eine Typ in Havena, der schwor Stein und Bein eine Katze mit Hut und Degen gesehen zu haben. (Bild von Sandra Braun)

Im Zusammenhang mit tierischen Begleitern von Helden stellen sich am Spieltisch üblicherweise einige Fragen. Die meisten Spieler werden nicht mehr mit einschlägigen Fernsehserien über hochbegabte Tiere (Lassie oder Fury) aufgewachsen sein, sondern stattdessen eher mit sprechenden Autos (Knight Rider oder Transformers?). Dennoch dürfte die „mein Tier kann das aber“ Diskussion auch dieser Tage noch an den Spieltischen stattfinden. Regeln können hier durchaus einen Beitrag leisten, um für Klarheit zu sorgen. Darüber hinaus ergeben sich im Zusammenhang mit Tiergefährten oftmals auch Aspekte, die sich auch im Rahmen von menschlichen Begleitern einer Heldengruppe ergeben. Allzu oft fristet der tierische Begleiter dabei ein Dasein als Knusperstück, an den man sich nur erinnert, sobald die entsprechende Funktionalität gebraucht wird.

In meinen eigenen Runden habe ich auch gute Erfahrungen damit gemacht als Meister hin und wieder die Kontrolle über das Tier zu übernehmen und so den Charakter des Tieres als eigenständiges und vor allem eigenwilliges Wesen zu betonen. Spannend sind sicher auch die Fragen, wie eigentlich die Wache am Stadttor auf das Reitnashorn reagiert. Was passiert mit der standorttreuen Katze, wenn der Held unfreiwillig verreist? Und wie reagiert die Runde, wenn der Gaukler am Nachbartisch seine dressierte Ratte auf den Tisch der Schenke setzt?

Was ist drin?

Aber all dies sind natürlich nur theoretische Fragen, denn in der Praxis sind es ja ganz andere Dinge, die uns bewegen. Aventurische Tiergefährten ist ein „Quellenbuch“ und somit keine Regelerweiterung und auch kein Kernregelwerk. Deshalb punktet der Band mit Tierbeschreibungen. Jedes Tier erhält eine eigene Seite samt Regelblock und hochwertiger Illustration. Das kennt man schon aus anderen Bänden. Dieses Profil finden wir nun für 20 Hunde, 8 Katzen, 3 Eselartige, 11 Pferde, 5 Ponys, 14 Hoftiere (?) und 22 besondere Begleiter. Mein nächster Tierbegleiter wird dann also vermutlich ein Huhn werden. Damit geht mir wenigstens nicht der Proviant aus. Pardon ich meinte natürlich, das kann so tolle Kunststücke lernen und außerdem können sich Hühner gut Gesichter merken. Das wird der Kracher.

Für jene Freunde tierischer Gefährten, welche gerne ihre Zeit daheim mit allerlei knusprigem Träumen verbringen, bietet der Anhang noch allerlei spannende Informationen. Welche Krankheiten ein Tier haben kann und wie man es heilt. Vor- und Nachteile, Sonderfertigkeiten und spezielle Regeln. Natürlich finden sich hier auch noch mal ein paar Werteblöcke zu den Vertrautentieren. Der Abschnitt zum Kampf in drei Dimensionen fällt für meinen Geschmack sehr kurz aus. Aber das ist wohl eine lässliche Sünde.

Fazit

Aventurische Tiergefährten ist im Wesentlichen eine Auflistung von Tieren. Während ich mir einige davon sehr gut als Gefährten eines Helden vorstellen kann, gilt das für andere nicht. Was mache ich mit Tieren, deren Beschreibung mit dem Satz „Ihn zu zähmen ist kaum möglich, da er als Einzelgänger nie dauerhafte Bindungen zu anderen eingeht“ endet. Mich persönlich bringen die Spielwerte von Hühner und Singvögeln auch nicht weiter, aber bestimmt hat es einen Grund, dass diese Tiere jeweils eine eigene Seite haben.

Wenn man Alex Spohr glauben darf – und ich sehe keinen Grund an seinen Worten zu zweifeln – gibt es einen starken Bedarf nach diesem Band. Manche der hier gezeigten Regeln und Spielwerte mögen in bestimmten Situationen hilfreich sein. Andere eher weniger. Ob ich das gut finden muss bleibt noch zu klären. Andernfalls bleibt noch das Lieblingsargument von Markus Plötz: Man muss es ja nicht kaufen.

Disclaimer: Für diese Rezension wurden keine Regeln getötet.

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Nandurion dankt der Ulisses Spiele GmbH für das Rezensionsexemplar!
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8 Antworten zu Aventurische Tiergefährten

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  2. Cifer sagt:

    Persönlich finde ich ja Tiergefährtenbände völlig okay und Teile der Polemik dazu recht unangebracht – „Petklassen“ haben im Rollenspiel seit den ersten D&D-Rangern und Druiden Tradition. Dass man dabei wirklich jeder Hunde- und Katzenrasse eine komplette Seite widmet, wirkt detailversessen, das gleiche bei Hoftieren eher schräg. Die Tiersonderfertigkeiten sind teils ganz witzig (Schatzsucher, der einmal wöchentlich irgendwas cooles anschleppt), teils aber auch scheinbar nicht durchgerechnet (Rastullahs Schwingen, bringt mit 90 % Wahrscheinlichkeit das Tier um).

  3. Hm. Dieser Text lässt mich ratlos zurück. Warum wurde er geschrieben? Der Rezensent hat ja offenkundig schon vor dem Lesen erkannt, dass das Konzept des Bandes nichts für ihn ist. Warum sich dann überhaupt noch damit auseinandersetzen? Der Informationsgehalt des Artikels ist dann meiner Ansicht nach auch eher mau: Die Erklärung, was Tierbegleiter sind und warum es Regeln für diese gibt – was mehr als die Hälfte des Artikels ausmacht – dürfte für die wenigsten, die sich für einen solchen Band interessieren, eine relevante Frage sein. Der knappere Schlussteil, in dem es zumindest dann tatsächlich um die Inhalte geht, enthält aber so wenig Informationen, dass ein Blick auf den Klappentext und ins Inhaltsverzeichnis da schon informativer sind. Wem soll das was bringen, frage ich mich da ehrlich?
    Dazu kommen auch seltsame Anwandlungen, wie die, dass der Rezensent in der eigenen Rezension feststellt, dass ein Vergleich alles andere als gut ist. Aber er schreibt hier ja nicht live. Warum ändert er dann den selbst als unpassend erkannten Vergleich nicht um?
    Am Ende bleibe ich ratlos, was dieser Text soll. Aber vielleicht findet er ja Leser, die etwas daraus ziehen können.

    • sirius sagt:

      Ich möchte mal eine diplomatische Position zwischen Krassling und Thorsten übernehmen. Hierzu erstens: Ich kann Thorstens Irritation verstehen, da die Rezension teilweise einen ironischen oder provokativen Stil enthält, ohne genau auf den Inhalt des Quellenbuchs einzugehen. Hierzu zweitens: Die Presse – und dazu zähle ich auch Nandurion – darf auch mal provozieren und somit zu einem Diskurs über Sinn oder Unsinn eines Produkts aufrufen, insbesondere da der Beitrag ja mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, denn sonst schriebe niemand: Disclaimer: Für diese Rezension wurden keine Regeln getötet… Ich selbst bin in Bezug auf den vorliegenden Titel unschlüssig. Obwohl ich persönlich Hunde über alles mag, und mich als „Tierfreund“ bezeichnen würde, kann ich mit dem Quellenbuch wenig anfangen. Ich finde zwar insbesondere den Winhaller Wolfsjäger sehr putzig, weiß aber nicht, was ich mit dem Buch konkret machen soll. Außerdem hätte ich mir mehr außergewöhnliche Tiere, wie den Nachtwind, gewünscht. Außerdem gefiel es mir noch nie, dass SC oder NSC oft gegen Wölfe, Kriegshunde, Kampfhunde usw. kämpfen sollen. Ich sehe Tiere bei DSA nämlich weniger als Kämpfer oder Widersacher, sondern mehr als Utility, wenn man weiß, was ich meine. Ich hatte längere Zeit einen Nivesen als „Main Character“ und hatte ständig große Probleme, da ich mich in dieser Rolle weigerte, Silberlöwen, Schakale, Tiger, Wolfshunde usw. zu verletzen. Und es gibt nur wenige Abenteuer, die diese Sache gänzlich vermeiden. Oder steigere ich mich hier in etwas hinein? Denn ich gebe zu, es war schon eine gewaltige Abschweifung vom Thema… 😉

      • Sicher darf man über den Sinn und Unsinn eines Produktes nachdenken und dazu schreiben. Man darf auf Provozieren, wobei man sich bewusst machen sollte, dass je schärfer die Feder geführt wird, desto besser auch die Treffer sitzen sollten, da man sonst schnell selbst als der Getroffene dasteht, aber: Wenn man eine Glosse schreibt, dann sollte man sie vielleicht nicht Rezension nennen.

        • sirius sagt:

          Lieber Thorsten,
          wir – also die Redaktion von Nandurion – können dein Feedback durchaus nachvollziehen und danken dir für den Wink mit dem Zaunpfahl. Die genannten Punkte werden wir intern besprechen. Viele liebe Grüße
          Sirius / Moritz

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  5. Eismann sagt:

    Also mir fallen eine ganze Reihe von Gelegenheiten ein, in denen Charaktere von Mitspielern Hunde, Katzen, Schweine, Eichhörnchen, Frettchen und anderes Viehzeug mit sich herum geschleppt haben, von Pferden, Maultieren und anderen Reittieren mal ganz abgesehen. Inhaltlich würde ich den Text auch eher als Glosse denn als Rezension verstehen. Auch wenn er eine hierdurch wenig nachvollziehbare Wertung am Ende aufweist.

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