Endlich sind unsere Ottajaskos wieder auf See. Diesmal ist es nicht eine kleine Gruppe von Abenteurern, die sich unglaublichen Gefahren stellen und das Unglaubliche wahr werden lassen. Zwei voll besetzte Drachenschiffe machen sich auf den Weg die elfte Aufgabe zu lösen. Beorn hat die Nase seit dem Auslaufen vorn und gelangt als erster nach Enqui. Sein Ruf ist auch an diesen Ort gelangt, wo Thorwaler nicht gerade beliebt sind. Sein Konkurrent ist dagegen als „der Kerl mit dem unaussprechlichen Namen“ bekannt. Doch trotz gewisser Antipathien fackelt Beorn nicht lange. Seine sagenhaften Reichtümer ebnen ihm den Weg und bald schon ist kein Kanu für seinen Verfolger mehr übrig und der Drachen auf dem Weg zum Ziel.
Während der Blender sich rasch die Gier der Menschen zunutze machen kann, ergeht es Asleifs Ottajasko schlechter. Doloritas Fluch hat übelsten Rotz über die ganze Truppe gebracht und Beorn einen schönen Vorsprung eingebracht. Ein schönes Beispiel für einen gelungenen und effektiven Hexenfluch, der jedoch nicht gleich in Tod und Verderben gipfelt. Die Szenen in Enqui entbehren nicht einer gewissen Komik. Die Wirtin, die den Thorwalern Walspeck, Walfleisch und Besteck aus Walbein anbietet lockert ein wenig die Stimmung. Auch im Peraine-Tempel darf der Leser sich amüsieren, wenngleich Asleif alles andere als begeistert ist. Nach Mord und Totschlag in Thorwal ist diese kurze Auflockerung mir sehr willkommen. Auch die Sprüche von Beorns Führer durch die Sümpfe schlagen in die gleiche Kerbe.
Natürlich findet der erfahrene Entdecker Phileasson einen Weg sich doch noch die erforderlichen Mittel zu beschaffen. Überhaupt ist es bemerkenswert wie die beiden Siedlungen in diesem Kapitel eingeführt werden. Den Anfang macht Enqui.
In den Augen der meisten Thorwaler war Enqui verottendes Aas. In diesen Hafen fuhr man noch nicht einmal, um zu plündern.
Natürlich hat dies mit der besonderen Antipathie zwischen Walfängern und den Gläubigen des Walgottes zu tun. Aber eine solche Einführung für eine neue Station auf dem Weg der Wettfahrer hat es meiner Erinnerung nach dennoch nicht gegeben. Lange verweilen wir ja nicht in Enqui, aber von dort aus geht es gewissermaßen auch noch einmal bergab. Im Hinterland liegt die Siedlung Parkauki. Diese wird von dem lokalen Führer ebenfalls mit salbungsvollen Worten beschrieben:
Da weiter draußen auf dem See gibt es eine Stadt auf Pfählen. Parkauki. Das ist ein Drecksloch, sach ich dir. Da is Enqui ein richtig schmuckes Städtchen im Vergleich.
Parkauki liefert ein äußerst stimmungsvolles Setting, welches sicher auch als Filmkulisse taugen würde. Die Schwefeldämpfe machen das ganze zu einem Ausflug mit geradezu höllischem Ambiente. Die Gestalten passen gut in dieses Drecksloch. Auch die Shaya muss erkennen, dass die Verehrung der Zwölfgötter bisweilen Formen annimmt, die auch die weitgereiste Travia-Geweihte noch überraschen können. Den Auftritt einiger lokaler Möchtegernräuber muss ich wohl eher unter Comic-Relief verbuchen.
Auch wenn dieses Kapitel wieder eher zu den Reise- und Zwischenkapiteln gehört. Es bleibt doch noch etwas Raum für die zwischenmenschlichen Töne. Beide Anführer müssen auf der letzten Etappe zum Tal der Träume Gefährten zurücklassen. Während Beorn seinen hinkenden Steuermann Olav zurücklassen muss, steht bei Asleif die kranke Mirandola auf der Liste. Ganz klar ist mir nicht, welche Botschaft die Autoren damit senden wollen. Von den in Thorwal Aufgebrochenen sind in Beorns Truppe nur noch Olav und Eimnir am Leben. Asleifs Bilanz ist nicht ganz so verheerend aber viele Gefährten sind ihm auch nicht geblieben. Vielleicht ist es auch einfach die konkrete Ausformulierung des Heldenepos. Mit dem Tod eines der beiden Drachenführer wäre die Wettfahrt als solche beendet. Doch nicht alle Begleiter überstehen die Reise. Manche gehen auch als warnendes Beispiel in die Saga ein, so wie Ragnor, dessen Tod durch die Mammuts deren Gefährlichkeit auch für die Nachwelt illustriert. Die Saga der Wettfahrt macht die Recken unsterblich. Doch damit ist längst nicht allen eine sichere Heimkehr vergönnt.
Vor diesem Hintergrund stellt sich womöglich noch die Frage wie die letzten Begegnungen der Ottajaskos aussehen sollen. Vermutlich war es nicht besonders klug, durch die Regeln der Wettfahrt nur die Drachenführer selbst zu schützen. Durch Mord und Totschlag ist viel böses Blut zwischen den beiden Gruppen. Da ist kaum zu erwarten, dass die kommenden Begegnungen friedlich ablaufen. In der rauen Wildnis treffen wir nun auf Barbaren und Schamanen.
Pingback: Nandurions Elfenkönig-Lesetagebuch: Kapitel 5 Tran und Schwefel – Nuntiovolo.de