13.09.2023 Der König der Meere erscheint
Die Publikation wurde mehrfach angekündigt. Der zwölfte und letzte Teil der Sage um Asleif Phileasson und Beorn Asgrimmson. Ich löse am Mittag die Bestellung aus. Ein paar Minuten später ist der Roman auf meinen Kindle heruntergeladen. Es gibt keinen Grund nicht noch am gleichen Tag mit dem Lesen zu beginnen.
Ein lang erwarteter Prolog
Nur wenige Zeilen des charakteristischen Prologs reichen mir, um die Geschehnisse zu verorten. Asleif und Beorn auf ihrer ersten Kaperfahrt. Und dann ist da Beorns Schwester Gilda. Immer wieder hatte es dazu Andeutungen gegeben. Lange hatte ich mich gefragt, ob das Gheimnis um den Tod der einen und die Entzweiung der anderen gelüftet würde. Und die Autoren haben sich diese Geschichte bis zum Ende aufgespart. Ja, so muss es wohl sein.
Natürlich stürzen uns die Autoren (wer schreibt eigentlich hier, immerhin sind beide Protagonisten Perspektivfiguren) sofort ins Gefecht. Thorwaler plündern eine Siedlung auf Altoum. Etwas geht schief und unsere jungen Recken sitzen in der Patsche. Doch gemeinsam mit einer beeindruckenden Gilda schaffen sie es den Tag (und die Beute) zu retten. Aber auch wenn sie geschickt und klug sind und Beorn meisterliche Fähigkeiten im Diskus – Pardon Schildwurf – beweist, steht die Plünderfahrt unter einem unglücklichen Stern. Nachdem unsere Helden auf die harte Tour lernen, dass man im Dschungel nicht allein zum Kacken geht (was würde wohl Leif Katlasson dazu sagen), gibt es jedoch ein weit größeres Unglück.
Wir tot! Wir Zakulli machen fett mit unser Unglück!
– Can-Ka von den Haipu
Das Auge Zakullis bringt der Ottajasko schon bald mehr als ein Unglück. Hier scheint der sonst so präsente Abgerlaube der Thorwaler in den Hintergrund gedrängt zu werden. Der Grund ist aber vermutlich ebenso einfach wie beschämend. Die Gier nach Beute übertrifft selbst den beträchtlichen Aberglauben der Nordleute. Doch spätestens als der Mirhamer Händler seinen treuesten Gefolgsmann tötet mit den Worten: „Er wusste, wer das Auge Zakullis berührt, den erwartet der Tod. Niemand ist diesem Schicksal je entronnen,“ weiß der Leser was die Stunde geschlagen hat.
Südseeurlaub mit Hindernissen
Natürlich ist den Thorwalern keine baldige Heimfahrt vergönnt. Auf der Flucht werden sie mit Schlangen bombardiert, die sich als unfassbar giftig erweisen. Ich staune, wie schnell ein Aventurier hier auf einmal zu Tode kommen kann. Doch die versteckte Südseeinsel, auf der die Ottajasko überwintern will, erweist sich als Glücksgriff. Und doch beschleicht mich ein Gefühl gespannter Erwartung. Irgendetwas erinnert mich an The Beach. Eine paradiesische Insel. Romantische Stimmung. Und die unbedingte Anordnung sich nicht entdecken zu lassen. Wer wird hier wohl vom Hai gebissen?
Eigentlich müsste ich gar nicht darauf warten, denn die Drachenführerin Bera hat es bereits erwischt. Die gute aventurische Heilluft kann nicht verhindern, dass ihre Wunde sich entzündet und sie bald mit schwerer Sepsis in ihrer Hütte vegetiert. Hier staunt meinereiner wieder nicht schlecht. Eigentlich sollte der Tod hier wesentlich rascher eintreten. Doch das Schicksal hat natürlich noch mehr an Bord. Als die drei jungen Thorwaler zur Erkundung der Klippen im Süden der Insel aufbrechen ist jedoch klar, dass es hier zum Schicksalsschlag kommen muss. Ich war immer davon ausgegangen, dass die Tragödie in jüngeren Tagen in Thorwal stattgefunden haben müsse. Doch nun heißt es volle Fahrt, Unglück voraus.
Ende mit Schrecken
Ja es kommt wie es kommen muss. Noch einmal staune ich über den grässlichen offenen Bruch den sich Beorn zuzieht. Da musste es eine der Autoren wohl mal wieder übertreiben. Die Fahrt zum Festland endet nicht mit der erhofften Rettung sondern in der Katastrophe. Immerhin ersparen uns die Autoren noch drastischere Schilderungen von Gildas Tod. Olav Stirson, der spätere Gefolgsmann Beorns, hat einen Auftritt. Das Ende widmet sich Beorns Sturz in die Dunkelheit.
Beorn kann das Unglück nicht akzeptieren. Wie sollte er auch. Sein Feindschaftsschwur gegen Asleif ist ein trauriger Moment, der nur die schwere Verletzung des jungen Thorwalers offenbart. Die Warnung der Haipu schlägt er in den Wind. Seine Rache scheint ihm unerfüllt und selbst die Ottajasko bringt dem Wütenden wenig Verständnis entgegen.
Du müssen sauber. Sonst Hass fressen Seele auf.
– Naki von den Haipu
Ymra und Fatas
Ja die legendäre Feindschaft der beiden Drachenführer soll hier begründet werden. Auch wenn ich Beorn recht schwach finde in dieser Episode, so ist die Motivation doch nachvollziehbar. Rational ist ihm gewiss klar, dass Asleif alles getan, hat. Dass Gilda ihre eigenen Entscheidungen getroffen hat. Dass das Unglück niemandes Schuld ist. Und doch entzweit er sich mit Asleif. Seine nihilistische Philosophie wird von seiner Schwester schnell enttarnt. Als er seine Verachtung für „tote Dinge“ von sich gibt, weist Gilda ihn darauf hin, dass auch sein geliebtes Gold zu diesen toten Dingen gehört.
Auch der Hass auf die Sklavenjäger wird hier ein wenig umständlich angelegt. Tatsächlich machen sich einige Thorwaler ja sogar auf, zu einem Alveranskommando zur Befreiung von Sklaven. Beorn ist zunächst dabei, entscheidet sich dann aber doch für Gilda. Doch da die Thorwaler nicht groß im Reden über Gefühle sind, bleiben seine jeweiligen Beweggründe etwas verborgen. Das Ende zeigt aber eine sehr wichtige Richtung an. Die Wut und der Hass Beorns auf die Mörder seiner Schwester nisten in seinem Herzen. Dies ist die Dunkelheit, die er mit seiner späteren Geliebten Zidaine teilt. Erst hier wird offenbar, warum er der Wahnsinnigen sein Herz schenkt. Und warum er nichts gegen deren entgrenzten Rachefeldzug unternimmt.
Auch wenn der Fokus hier nicht auf Alseif liegt, so geben uns die Autoren doch ein paar Hinweise. Der „Kartentuscher“ verdient sich seinen Namen zu recht. Er kennt schon in jungen Jahren die große Bibliothek und weiß dieses Wissen zu nutzen. Auch das Schwert Fejris hat hier einen interessanten ersten Auftritt. Obschon der Name hier noch nicht fällt.
Sprung ins Wasser
Das war er also. Der letzte Prolog. Die Entzweiung unserer Helden, eine Tragödie und tiefer Schmerz. Während Asleif und Gilda hier eher als handelnde Personen auftreten, sind es bei Beorn seine Gefühle, die im Mittelpunkt stehen. Wir lernen uns vor dem Auge Zakullis zu fürchten und ziehen aufgewühlt ins erste Kapitel mit dem Titel
Das Geschick fliesst
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