Riva Mortis

Im Jahre 1031 nach Bosparans Fall wird die Altertumsforscherin Ancalita Balliguri von ihren Geldgebern, der „Horaskaiserlich Privilegierten Nordmeer-Compagnie“ nach Riva versetzt. Dort soll sie die Nachfolge eines anerkannten Wissenschaftlers antreten, der kürzlich während seiner Forschungen dem Wahnsinn anheim fiel. Doch Ancalitas Neugier lässt sie nicht nur nach Relikten im nahe gelegenen Riedmoor suchen, wie ihr Auftrag es eigentlich verlangt, sondern auch nach der Ursache für den Zustand ihres Vorgängers. Ein gefährliches Spiel beginnt . . .

Der Titel des Romans verrät bereits, dass sich Mike Krzywik-Groß für seinen Debütroman Riva Mortis keine friedliche Szenerie ausgedacht hat. Trotzdem scheint die Handlung zu Beginn recht ruhig und die Protagonisten werden dem Leser detailliert vorgestellt. Hierbei war der Autor offensichtlich sehr darauf bedacht, seinen Figuren Leben einzuhauchen. Auch wenn dies zum Teil etwas zu ausführlich geschieht und dadurch die Handlung anfangs kleine Längen hat, gelingt es Mike Krzywik-Groß, die meisten der handelnden Figuren, egal ob Protagonisten oder Nebenfiguren, lebendig und glaubwürdig darzustellen. Gerade seine beiden Hauptfiguren, die Altertumsforscherin Ancalita Balliguri und den maraskanischen Magier Madajin, hat der Autor sehr liebevoll gestaltet, so dass diese die Chance haben, dem Leser ans Herz zu wachsen, seine Anteilnahme und Aufmerksamkeit zu gewinnen. Besonders gefällt hierbei, dass Ancalita im Laufe des Romans eine deutliche Entwicklung durchmacht, die durchaus nicht nur positiv ist.

Im Laufe der Zeit gewinnt die anfangs langsame Handlung an Fahrt und vor den Augen des geneigten Lesers entspinnen sich dramatische Geschehnisse, die den Leser in ihren Bann ziehen. Die Handlung ist dabei komplex genug um sehr spannend zu sein, aber nicht zu kompliziert, um den Leser zu verwirren. Der Autor hat hier in meinen Augen genau die richtige Mischung gefunden. Das Ganze endet in einem packenden Finale, das durchaus die ein oder andere Überraschung bereit hält und in dieser Form wohl kaum zu erwarten war. Doch leider zeigen sich gerade hier und im folgenden Epilog auch einige Schwächen. So bleiben einige Handlungsstränge unaufgelöst, manche Erklärung bleibt der Autor dem Leser völlig schuldig. Das mag eventuell daran liegen, dass der Epilog nicht nach dem Ende eines Romans sondern nach dem Auftakt zu einer Fortsetzung aussieht. So vielversprechend dies für ein neues Buch aus der Feder des Autors aussieht, so unbefriedigend ist es für einen Leser, der erwartet hatte einen abgeschlossenen Roman zu kaufen.

Stilistisch ist das Buch gut gelungen. Mike Krzywik-Groß schafft den Spagat zwischen den Extremen der eher „gehobenen“ Gedankengängen einer horasischen Gelehrten und der Gossensprache der niederen Rivaner Stadtvierteln. Dazu noch die Gedankenwelt eines maraskanischen Magiers und die deftigen Flüche einer thorwalschen Wirtin und man hat einen unterhaltsamen und äußerst gelungenen Stilmix, der an nicht wenigen Stellen sehr humorvoll ist und zum Schmunzeln anregt.
Doch der an sich gute Stil hat auch seine Fehler. Vor allem ist hier ein Problem mit der Perspektive zu nennen. Während der Leser zu 95% der Handlung aus Sicht der Protagonistin Alcalita beiwohnt, wechselt der Autor unregelmäßig, aber wiederkehrend zur Perspektive anderer Beteiligter. Meist sind diese Perspektivwechsel für den Leser verwirrend, gerade wenn man mitten im Absatz plötzlich nicht mehr den Gedanken von Person A lauscht, sondern plötzlich bei Person B ist. Das stört im Laufe des Buches mehr und mehr, zumal die meisten dieser Wechsel aus Sicht der Handlung eher unnötig waren. Außerdem nimmt es Spannung, wenn man durch diese Wechsel bereits erahnen kann, wer Täter sein kann und wer nicht.

Fazit: Trotz kleinerer stilistischer und dramaturgischer Mängel bleibt Riva Mortis aber ein solides, spannendes und humoriges Buch, das trotz vor allem durch Spannung, Witz und Setting glänzt und dessen kleinere Fehler man durchaus auch wohlwollend überlesen kann. Sehr empfehlenswert!
Sechs von Neun Einhörnern schließen sich dieser Meinung an und posieren an dieser Stelle in den Ausläufern des Riedermoors für unser Wertungsporträt.

Über Goswin

Ich heisse Christian, komme aus Magdeburg. DSA spiele ich seit 1993, meist bin ich der Meister unserer Runde. Zu Nandurion bin ich im Juni 2011 gestossen und widme mich vor allem den Rezensionen von Romanen.
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