Geronius Bosko, Rechtswahrer der Garther-Criminal-Cammer, bekommt einen merkwürdigen Fall zugewiesen. In den letzten Monden hat es mehrere Todesfälle gegeben, zwischen denen es anfangs keinen Zusammenhang zu geben scheint. Erst ein aufmerksamer Inspector erkannte ihn… jedem der Toten fehlte ein Finger, und zwar jedem ein anderer.
Doch abgesehen von dieser Gemeinsamkeit scheint es keine Verbindung zu geben. So macht sich Bosko an die mühevolle Arbeit des Ermittelns…
Stefan Schweikert hat bereits einen in Gareth spielenden Roman geschrieben. In Über den Dächern Gareths (DSA-Roman Nr. 100) spielte Geronius Bosko bereits eine Rolle, in Mörderlied ist er nun zur Hauptfigur aufgestiegen. Und das zu Recht, denn Stefan Schweikert hat Bosko zu einer wunderbaren Figur weiterentwickelt.
Fast wie Mankells Wallander kann der Leser einem mürrischen, eigenbrödlerischen Ermittler bei der Arbeit folgen, die, wie auch bei Wallander, oft ins Leere läuft. Falsche Fährten, Zeugen, die eigene Interessen höher stellen als die Aufklärung der Morde, und dazu noch Feinde in den eigenen Reihen. Der Autor konfrontiert seinen Protagonisten mit realistisch anmutenden Hindernissen und Problemen, die auch irdische Ermittler haben dürften. Und genau das macht den Charme und die Realitätsnähe der Erzählung aus. Nichts ist schließlich langweiliger als ein Krimi, bei dem Hauptakteur und Leser ohne große Mühe auf die zur Lösung des Falles nötigen Hinweise gestoßen werden.
Nein, der Autor lässt Hauptfigur und Leser den langen, mühevollen und oft erfolglosen Weg gehen. Doch eben jener Weg ist es, der zeigt, wie der Protagonist tickt, und der diesen Mann mit Ecken und Kanten dem Leser nahe bringt.
Gleiches gelingt dem Autor auch mit dem Nebenfiguren. Ob es jene sind, die auf der Seite Boskos stehen, oder ob es Zeugen oder Verdächtige sind, der Autor ist stets in der Lage, diese Figuren nicht ins Klischee fallen zu lassen. Ob wohlhabender Garether Bürger, Geweihter oder Gardist – die Figuren sind stets realistisch und glaubwürdig und oft sogar sehr sympathisch.
Dabei schafft der Autor es überzeugend, den Leser lange im Unklaren zu lassen, was eigentlich passiert ist und wer die Morde begangen hat. Dies gelingt ihm vor allem, weil er seine Handlung breit fächert. So hat der Ermittler etliche Morde zu untersuchen, zahlreiche Verdächtige zu befragen, vielfältigen Spuren nachzugehen. Eine Situation, die für den Leser leicht unübersichtlich werden kann. Doch der Autor hat es mit Geschick verstanden, dies zu vermeiden. Unübersichtlichkeit kommt nicht auf, trotz all der vielen Handlungsorte, Personen und Spuren, ist man als Leser stets im Bilde. Ein kleiner Nachteil dieses Prinzipes ist jedoch, dass die Handlung oft nicht voranzuschreiten scheint. Realismus (zuweilen langweilige, oft fruchtlose Ermittlerarbeit) und eine spannende, temporeiche Handlung sind eben schlecht vereinbar.
Ein kleines, vielleicht subjektives, Manko ist die Motivation eines Gegenspielers der Hauptfigur. Diese Motivation ist zwar benannt und beschrieben, jedoch scheint sie eher einem willkürlichen Klischee zu entsprechen. Im Laufe der Handlung wird diese Motivation zwar stärker, aber es bleibt das Gefühl, dass eigentlich kein rechter Grund für all die Handlungen des Gegenspielers vorliegt.
Stefan Schweikerts Schreibstil ist gut zu lesen. So schafft er es auch, Gareth in der Phantasie des Lesers auferstehen zu lassen. Ob Sonnengrund oder Tempelhöhe, ob Haushalt eines vornehmen Bürgers oder Peraine-Schrein inmitten von heruntergekommenen Mietskasernen, die Hauptstadt des Mittelreiches ist ebenso Akteur des Buches wie die anderen Figuren.
Alles in allem ist Mörderlied ein wunderbar zu lesender Krimi, der mit einer großartigen Hauptfigur, etlichen tollen Nebenfiguren, spannender Handlung und natürlich der Kaiserstadt Gareth punkten und auch glänzen kann.
7 von 9 Einhörnern blättern im zeitnah erschienenen Verschworene Gemeinschaften und lesen sich die dortigen Informationen zur Garether-Criminal-Cammer durch.
Sachliche Rezension. Danke.
Ich mag nciht belehren, doch kleine Fehler, wie „Gleiches gelingt dem Autor auch mit dem Nebenfiguren.“ wirken, als wäre der Rezensent üde, oder unkonzentriert, gewesen? 😉
Ihnen alles Gute!
Korrektur:
Ich mag nicht belehren, doch kleine Fehler, wie „Gleiches gelingt dem Autor auch mit dem Nebenfiguren.“ wirken, als wäre der Rezensent müde, oder unkonzentriert, gewesen? 😉
Das soll tatsächlich vorkommen. Immerhin schreiben wir unsere Texte häufig nicht nur nach Feierabend, sondern bisweilen auch noch nach dem noch schnell Einkaufen, Kinder ins Bett bringen, emails beantworten und jemand muss noch den Müll rausbringen. Wenn sich dann zwischen die nächste Spielsitzung vorbereiten und „verdammt ich muss ins Bett“ noch ein bisschen Zeit findet, kann es da ggf. zur Unkonzentriertheiten kommen. Wir bitten dies in aller Form zu entschuldigen.
Und wir geloben Besserung, sobald Rezensionen schreiben endlich als gut bezahlter Vollzeit-Job angeboten wird und damit lästige Ablenkungen, wie einem Broterwerb nachgehen, entfallen. 😉
Bis dahin könntest du ja nach dem Beispiel deines Blogs einfach gedanklich einen globalen Disclaimer basierend auf meinem obigen Statement über nandurion.de einfügen. Vielleicht hilft das deinen Tag zu verbessern.
Nicht nötig. Doch Danke, an krassling, für die Detailreiche Rückmeldung. Und lustig, denn ich wurde gestern bei Nacht (Zeitzonen gibt es wirklich) darauf hingewiesen, dass ich mehr bedenken sollte, dass meine Mitmenschen auch Ihre Tagesabläufe und Probleme haben.
Ich finde zwar immer noch, wer mir den Respekt schuldig bleibt verdient es selbst auch nicht besser, doch dies gehört hier nicht hin.
Und als Klarstellung: Ich habe eine durchaus gute Meinung von der Sachlichkeit und der Professionalität der bei http://www.nandurion.de angebotenen Inhalte & Gastrezensionen, auch wenn meine Prosa auf einige Leser eher ablehnend oder kritisch wirkt. 😉
Ich „durfte“ auch mal unbezahlt 200 Rezensionen mit Mindestlänge und launischen Anforderungen schreiben. Eigentlich nur, um zu bemerken, dass Preise gewinnen mich weder beglückt, noch erfolgreicher werden lässt.
Die darin verborgene Gute Nachricht, formuliert in Pietroschek-Prosa, ist: Wenn selbst ich mich als Autor auf den Weltmarkt geworfen kriege, dann dürfte Dein Können ja wohl locker für nen Gedichtband & ne Kurzgeschichtensammlung reichen. Ob in Eigenpublikation (Smashwords & Co), oder via Vitamin B (Kontakte).
Weil unbezahltes Arbeiten immer frustriert, selbst wenn man dafür gar nicht Nandurion kritisiert, sondern nur auf das Leben als Schreiberling ohne Luxus-Bonus eingeht.