Der Kontinent Aventurien erstreckt sich von den Weiten des ewigen Eises im Norden bis zu den sturmumtosten Klippen des brabakischen Kaps im Süden. Naturgemäß sind die Themen für heldenhafte Abenteuer in der Ödnis eisiger Wüsten, zumindest personell gesehen, begrenzt. Für den Schmelztiegel des Südens mit seinen verschiedenen Fraktionen, Kulturen, Völkern und Geheimnissen kann dies wohl kaum gelten. Beschäftigt man sich näher mit diesem Erzählraum, so heißen die nebeneinander existierenden Parallelwelten des aventurischen Miniversums neuerdings, so stellt man fest, dass der Süden in den Publikationen und insbesondere in der lebendigen Geschichte eher unterrepräsentiert scheint.
Vor einiger Zeit entwarf ich eine offene Kampagne, welche die zweitgrößte Stadt Aventuriens als zentralen Ausgangspunkt haben sollte. Ich hatte genaue Vorstellungen, wann diese Kampagne spielen sollte, und versuchte, so viel wie möglich über die Ereignisse jener Zeit herauszufinden. Nach erster Recherche wusste ich eine Menge darüber, wann welcher Sack Reis im Mittelreich und seinen Satelliten umgefallen war. Die Geschehnisse im Süden und speziell in Al’Anfa blieben größtenteils nebulös und beschränkten sich auf wenige Einzelereignisse, die zudem meist aus einer weit entfernten Perspektive beschrieben wurden. Irgendwann entdeckte ich, dass der Beginn meiner Kampagne zufällig mit der Einweihung des eindrucksvollen Koloss von Al’Anfa zusammenfallen würde. Umso größer war die Frustration als ich entdeckte, dass die einzige Quelle für die dramatischen Ereignisse um die neue Besetzung des Rates, die Einweihung des Kolosses und anderer Dinge ein vergriffener Roman war.
(K)eine Geschichte im Süden
In meiner persönlichen Wahrnehmung ist die Geschichte Al’Anfas von einigen wenigen Ereignissen geprägt. Dazwischen liegt der Nebel borongefälligen Vergessens. Mit dem Khomkrieg wird das statische Al’Anfa abgelöst und ein neuer dynamischer Zustand eingeleitet. Tar Honak ist tot und es kommt Bewegung in die Politik. Mit der neuen Spielhilfe und der Begleitung durch den oben angesprochenen Roman verändern sich Details in der Politik, bleiben jedoch noch folgenloser als die Wahl zum Adelsmarschall im Bornland. Aus unerfindlichen Gründen kommt es 1030 BF zur Seeschlacht von Phrygaios, die für Al’Anfa in einer verheerenden Niederlage endet. Das Abenteuer Rabenblut führt Spieler-Helden für meine Begriffe zum ersten Mal dauerhaft in die dominierende Stadt des Südens. Mit Oderin du Metuant wird ein neuer starker Mann installiert und irgendwie wirkt das ganze wie Vorbereitungen für eine neue Erzähloffensive im Süden. Kurz davor gelingt der Schwarzen Perle mit der Entdeckung Uthurias ein Achtungserfolg, der jedoch für die aventurischen Geschehnisse zunächst ohne Folgen bleibt. Dann passiert jahrelang gar nichts.
Aus heiterem Himmel und völlig ohne jede Vorwarnung kündigt Ulisses Spiele eine neue sechsbändige (!) Al’Anfa-Kampagne an. Rabenerbe ist der erste Teil eines zweibändigen Prologs zu dieser Kampagne.
Nachdem sich mein Puls wieder einigermaßen normalisiert hat, bleiben eine Menge Fragen übrig. Wie kommt es eigentlich, dass ausgerechnet diese Kampagne mit zwei eigenen Romanen vorbereitet wird, während die bedeutendsten aventurischen Ereignisse der letzten 30 Jahre ansonsten gerade mal als fernes Hintergrundrauschen auftauchen? Ich wollte doch eigentlich nie wieder einen DSA-Romane lesen, oder? Okay, für die zwölfbändige Neuerzählung der legendären Phileasson-Saga aus der Feder von Bernhard Hennen und Robert Corvus habe ich dann doch eine Ausnahme gemacht. Heike Wolf kennt sich gewiss gut mit dem Hintergrund Al’Anfas aus, aber im Gegensatz zu obigen Autoren verdient sie ihren Lebensunterhalt nicht mit dem Schreiben von Romanen. War die Frühzeit des Schwarzen Auges mit seinen sehr durchwachsenen Romanen nicht genau von solchen Entscheidungen geprägt? War der vielleicht größte Schwachpunkt in André Wieslers Rose der Unsterblichkeit nicht das undefiniert lose Ende des zentralen Protagonisten? Waren die Geschehnisse aus dieser Romanreihe nicht völlig losgelöst von der späteren Uthuria-Kampagne?
Das Buch
Ein Prolog zu einer sechsbändigen Abenteuerkampagne verteilt auf zwei Romane. Was erwartet man von solch einem Buch? Vielleicht die Einführung wichtiger Figuren, die Vorbereitung von Stimmung und Ereignissen? Ein paar Hintergründe, die mir helfen, das Abenteuer weiter auszugestalten? Ja das sind alles hilfreiche Dinge. Aber vor allen anderen Dingen erwarte ich von einem Roman einen anständigen Roman. Also einen spannenden Plot, lebendige Sprache, interessante Figuren, mitreißende Konflikte. Dinge die eben einen Roman auszeichnen, in einem Rollenspielabenteuer aber womöglich ganz anders gewichtet sind.
An dieser Stelle genieße ich den unglaublichen Luxus, dass Mitnanduriat Cifer bereits eine Rezension zu diesem ersten Roman verfasst hat. Auch ich habe diese Rezension mit großem Interesse gelesen und fühlte zunächst nicht aufgerufen geharnischte Protestnoten zu schreiben. Spätestens beim Fazit stellte ich mir jedoch die Frage, ob der Kollege und ich den gleichen Roman gelesen hatten. Nein, die unterschiedliche Wahrnehmung speist sich vermutlich großteils aus abweichenden Erwartungen. Doch schauen wir uns das ganze doch einmal an. Ich werde immer wieder auf Cifers Ausführungen eingehen, deren Lektüre ich übrigens jedem noch einmal ans Herz legen möchte.
Der äußere Rahmen ist gegeben durch die Vorbereitungen du Metuants zu einem großen Kriegszug gegen das Kemi-Reich. Derweil schmieden andere Pläne zu seinem Sturz, um sich selbst an die Macht zu putschen. Soweit also nichts Neues im Süden. Die einzige echte Handlung geht nun von einem jungen Sklaven aus, der das Erbe seines Grandenvaters antreten will und dabei vor keine noch so tollkühnen Aktion zurückschreckt. Damit wären wir also bei den Figuren.
Die Figuren
Wie Cifer in seiner Rezension ausführt werden hier stellenweise sechs verschiedene Personen in den Fokus gestellt. Diese Figuren Protagonisten zu nennen wäre jedoch weit übertrieben. Weder zeichnen sie sich durch die Kraft gestalterischer Handlungen aus, noch kann man davon sprechen, dass sie eine erkennbare Wandlung durchmachen. Die meisten Figuren bleiben blass und langweilig. Für mich verdienen eigentlich nur drei Personen hier Erwähnung. Wichtigster Träger der Handlung ist der junge Said. Als Sklave und Bastardsohn eines ermordeten Granden ist seine Ausgangslage eher mäßig. Zufällig hat ihn jedoch eines der der letzten verbleibenden Mitglieder der Bruderschaft vom zweiten Finger Tsas zum Meuchler ausgebildet. Nachdem er seinen widerwärtigen Ausbilder aus dem Weg geräumt hat, macht sich der junge Mann nun daran, sein Erbe einzufordern. Charakterisieren lässt sich diese Figur wohl am ehesten als gefährlicher Dummkopf. Vermutlich hat er jedoch auf seiner Stirn eine unsichtbare Tätowierung mit der Aufschrift „Spieler-Figur“. Ansonsten ist wohl kaum zu erklären, warum er seine aberwitzigen Aktionen immer wieder überlebt. Als Sympathieträger taugt diese Figur aus meiner Sicht jedenfalls nicht.
Dann wäre da noch Amato Paligan. Eigentlich eine interessante Figur, von seinem mächtigen Onkel in den hohen Rat bugsiert, von Oderin du Metuant zu seinem Berater berufen und Vetrauter des Patriarchen. Als großer Fan der Gladiatorenspiele ist Amato außerdem ein Liebling der Massen und bietet somit beste Voraussetzungen für vielfältige Anknüpfungen. Leider dreht sich sein Leben um die hoffnungslose Liebe zu seinem Leibwächter und seine allgemeinen Depressionen. Der Ödnis Form gegeben. Meine Gefühle schwanken zwischen Mitleid und Verachtung. Wirklich berühren konnte mich das Schicksal dieser Figur jedoch nicht.
Die interessanteste Figur in diesem ganzen Reigen ist jedoch Shantalla Karinor. Auch wenn die gewiefte Opportunistin zu passiv bleiben muss, um wirklich zu fesseln, ist Heike Wolf hier eine wirklich gute Charakterisierung gelungen. Oftmals als Flittchen vom Silberberg missachtet, lässt sich nur allzu leicht vergessen, dass Shantalla Karinor immerhin Oberhaupt eines starken Grandenhauses ist. Auch wenn ihre Mittel andere sind als die eines Rezzan Zornbrechts, so gelingt hier doch die Darstellung einer starken und glaubwürdigen Frau, die ihre Stärken geschickt einsetzt und sich so glaubhaft im Spiel der Mächtigen zu behaupten vermag. Insofern kann ich mich zwar Cifers Urteil im Grundsatz anschließen, muss jedoch leider auch hier feststellen, dass die Karinor allein schon aufgrund ihrer Wendehalstaktik keine sonderlich aktive Figur ist. Zumal das berühmte Oberhaupt des Hauses Karinor dann auch in der entscheidenden Szene mit dem Mörder Said keine gute Figur macht.
Das Spiel
Wie schon erwähnt kann von einer Entwicklung der Figuren nicht wirklich die Rede sein. Auch der junge Said hinterfragt sich trotz zahlreicher Gelegenheiten kein einziges Mal. Die Verschwörung gegen du Metuant ist genauso Kulisse wie die Mobilmachung für den Krieg selbst. Der Patriarch bremst den wichtigen Feldzug aus, weil er den Willen seines Gottes noch nicht ergründen konnte. Einzig Saids idiotische Aktionen bringen ein wenig Bewegung in die Sache. Die Handlung plätschert vor sich hin, ein Plothook läuft vorbei und verläuft im Sande, ein Höhepunkt wird angedeutet und ist dann auch schon wieder vorbei. Nachdem Said sich das zweite oder dritte Mal aus einer völlig aussichtslosen Situation gerettet hat, kommt nicht einmal mehr in den Action-Szenen Spannung auf. Im Gegensatz zu Cifer wirken die Handlungen der Personen auf mich auch zu keinen Zeitpunkt wirklich überraschend.
Wenn der Roman als Prolog zu einer groß angelegten Kampagne funktionieren soll, dann kann es meines Erachtens nach auch kaum zu viele Erklärungen geben. So erfahre ich beispielsweise gleich auf der zweiten Seite, dass die freie Stadt Sylla, seit jeher Heimstatt der freien Seefahrer im Süden und erbitterter Gegner Al’Anfas, unter der Herrschaft der Rabenkrone steht. Womöglich ist dieses bedeutende Ereignis irgendwann mal in einer Kurzmeldung unter der Rubrik Vermischtes im Aventurischen Boten berichtet worden. Für mich war dies jedenfalls eine Neuigkeit, über die ich gerne mehr erfahren hätte. Selbstverständlich wird auch die Kenntnis des Abenteuers Rabenblut und zahlreiche Informationen aus der letzten Regionalspielhilfe vorausgesetzt.
In seinem Bericht erwähnt Cifer auch den Blick auf die südländische Vetternwirtschaft. Natürlich ist hier weder das eine noch das andere Extrem korrekt. Auch wenn uns der Familienklüngel als ausgesprochen südländische Errungenschaft erscheinen mag, so gibt es meines Erachtens in Al‘Anfa doch einige Elemente, die derartigen Praktiken einen Riegel vorschieben. Zunächst ist da der Schwarze General selbst. Dieser will verhindern, dass seine effiziente und auf neue Eroberungen ausgelegte Herrschaft von unfähigen Töchtern und Söhnen aus gutem Haus untergraben wird. Unter den mächtigen Figuren dieses Romans ist mir auch keine aufgefallen, die nicht über wertvolle und angemessene Fähigkeiten verfügt hätte. Und schlussendlich gehört die Verteidigung des eigenen Status schon seit jeher zu den besonderen Stärken der Granden. Shantalla Karinor steht beispielhaft für eine solche Person, die sich ihre Führungsposition mit Entschlossenheit und Klugheit erarbeitet hat. Aber selbst der Sklave Said lässt sich nicht von seinen schlechten Chancen abschrecken. Wie so viele Al’Anfaner glaubt er daran, dass einem das zusteht was man sich erkämpfen und verteidigen kann. Der Aufstieg vom Fana (oder in diesem Fall sogar vom Sklaven) zum Granden ist in Al’Anfa sicher nicht Alltag, aber dennoch Teil der eigenen Folklore.
Fazit
Wie nicht anders zu erwarten komme ich in meinem Fazit zu einem etwas anderen Ergebnis als der geschätzte Bruder Cifer. Unübersehbar ist Heike Wolf eine Kennerin des Hintergrunds. Immer wieder werden Details in die Erzählung eingeflochten, die das Al’Anfa lebendig vor dem geistigen Auge erstehen lassen. Manch eine Nebenfigur wird durch ein oder zwei Szenen bereits gelungen charakterisiert. Um die unterschiedliche Sicht noch einmal hervorzuheben, möchte ich meinen Vorredner noch einmal zitieren. Im vorletzten Absatz heißt es dort: „Aber da es sich bei dem Buch letztlich eben doch um einen Roman statt eine Regionalbeschreibung mit Vollständigkeitsanspruch handelt, sei ihm das mal verziehen.“ Vielleicht ist dies der entscheidende Punkt. Für mich ist Rabenerbe in erster Linie ein Roman und darf dabei durchaus Elemente enthalten, die mir bei der Ausgestaltung am Spieltisch helfen. Die erste Anforderung jedoch nicht zu bedienen ist unverzeihlich.
Die handelnden Personen sind mir allzu oft oberflächlich. Einen echten Sympathieträger oder eine Identifikationsfigur vermisse ich vollständig. Auch die gelungene Darstellung der Shantalla Karinor vermag dies nicht zu kompensieren. Die Handlung ist derart mager, dass ich mich am Ende des Bandes irritiert fragen musste, ob das jetzt wirklich alles gewesen sein soll. Die aufwendigen Kulissen lenken eher ab, als dass sie wirklich unterstützen. Vermutlich wäre es auch hilfreich gewesen, die Zahl der fokussierten Personen stärker zu begrenzen und sich nicht in Nebenschauplätzen zu verlieren.
Ob der Nachfolger Rabenbund diesen lahmem Start wieder ausgleichen kann, bleibt abzuwarten. Ob der Roman Rabenerbe für die Vorbereitung der kommenden Kampagne substantiell hilfreich ist, lässt sich heute noch nicht beurteilen. Als unterhaltender Roman oder gar gelungener Einstieg neuer Spieler in den tiefen Süden funktioniert Rabenerbe für mich leider nicht.
Auch wenn ich bei der Besprechung natürlich mehr als einmal schlucken musste, danke ich dir für die Zeit, die du dem Roman und dem Verriss gewidmet hast.
Viele Grüße
Heike
Danke, dass du dir trotz der (angekündigten) Kritik die Zeit genommen hast den Text zu lesen.
Ich habe mich bemüht, trotz der Enttäuschung, die der Roman für mich war, fair zu bleiben und nicht etwa persönlich zu werden. Vermutlich ist es mir nicht immer gelungen, wie der verschnupfte Ton der unteren Redner vermuten lässt. Das ist bedauerlich, da mir dies neben der deutlichen Gegenposition zum ersten Text ein zentrales Anliegen war.
Wie man an Cifers Text sieht, können andere Erwartungen auch zu einem völlig anderen Bild führen. Leider konnte mich der erste Teil nicht abholen. Womöglich gelingt dies dem zweiten Teil wieder besser.
Auch wenn ich kaum etwas an einer Rezension mehr hasse als eine Punktwertung sei mir ein Hinweis gestattet. Bei drei von neun Punkten würde ich persönlich nicht von einem Verriss sprechen. Dafür gibt es gerade bei den DSA-Romanen noch genügend Beispiele für weitaus schlechtere Ergebnisse.
Huhu Krassling,
persönlich ist der Seitenhieb „Heike Wolf kennt sich gewiss gut mit dem Hintergrund Al’Anfas aus, aber im Gegensatz zu obigen Autoren verdient sie ihren Lebensunterhalt nicht mit dem Schreiben von Romanen. War die Frühzeit des Schwarzen Auges mit seinen sehr durchwachsenen Romanen nicht genau von solchen Entscheidungen geprägt?“. Da sprichst du mir aufgrund der Tatsache, dass ich nicht hauptberuflich schreibe (schreiben kann) die Professionalität ab. Ich weiß nicht, ob du über Romanhonorare Bescheid weißt, aber im deutschen Fantasybereich gibt es nur sehr wenige (m.W. ausschließlich männliche) Namen, die allein vom Schreiben von Romanen leben können, bzw. eine Familie finanzieren. Ich habe eine Tochter, für die ich finanziell alleine aufkommen muss, sodass die Aufgabe meines Berufs schon allein aus Verantwortung gegenüber meinem Kind nicht in Frage kommt. Umso mehr hat mich dieser Passus getroffen.
Ansonsten ist es natürlich dein gutes Recht, den Roman nicht zu mögen. Von einem Verriss schreibe ich, weil er nach deinen Worte für dich auf ganzer Linie versagt. Aber wie gesagt, das ist etwas, womit ich leben kann. Geschmäcker und auch Erwartungen sind nun einmal unterschiedlich, und es wäre Blödsinn zu glauben, dass etwas allen gleichermaßen zusagen kann.
Ich stimme dir da voll und ganz zu und finde gut das du das geschrieben hast.
Hallo Heike,
es tut mir leid, dass diese missglückte Formulierung dich so getroffen hat. Das war wie gesagt nicht meine Absicht.
Ich wollte eigentlich zum Ausdruck bringen, dass jemand der trotz erschwerter beruflicher Rahmenbedingungen solche Ergebnisse produziert vollsten Respekt verdient. Offensichtlich ist dieser Versuch aber gründlich in die Hose gegangen.
Das bedaure ich, befürchte allerdings zugleich auch, dass es nicht das letzte Mal sein wird, dass irgendeine Formulierung daneben liegt. In solch einem Fall kann ich mich bestenfalls öffentlich erklären und entschuldigen, um das Missverständnis wieder geradezurücken, was ich hiermit ausdrücklich tun möchte.
Der zweite Teil liegt nämlich schon für die nächste Woche bereit und ich hoffe sehr, dass ich dort wieder einen besseren Zugang finde.
Huhu Krassling,
ich habe es mir noch ein paar Mal durchgelesen und kann leider beim besten Willen nicht auf die Deutung kommen, die du verstanden haben wolltest. Gerade durch die Verbindung mit dem Verweis auf Missgriffe der Frühzeit, rhetorischen Fragen und der dann folgenden Wertung. Zumal es ausnahmslos alle, die ich kenne und die es gelesen haben, so verstanden haben.
Aber ich danke dir für die Klarstellung und glaube dir, dass du das nicht so gemeint hast 🙂
Hallo Nandurion,
den durch die Blume vorgebrachten Vorwurf an die Autorin, dass sie nicht vom Schreiben leben kann (im Gegensatz zu den Herren Corvus und Hennen), finde ich unangemessen. Wer kann schon vom Schreiben leben außer einigen großen Namen? Einem Autoren einen Strick daraus zu drehen, dass Honorare für Bücher unangemessen niedrig im Vergleich zum Aufwand sind und man nebenher halt noch arbeiten muss, um was zu beißen zu haben, finde ich in einer Rezension des Inhalts unpassend.
Schöne Grüße
Judith
Was ist das denn bitte fuer eine Aussage?
„Heike Wolf kennt sich gewiss gut mit dem Hintergrund Al’Anfas aus, aber im Gegensatz zu obigen Autoren verdient sie ihren Lebensunterhalt nicht mit dem Schreiben von Romanen.“
Ich lese die Reviews hier eigentlich gerne, aber das ist sicherlich in den Top 3 der duemmsten Aussagen. In wie weit ist das denn ein Argument? Nur vollberufliche Autoren, die davon leben koennen, schreiben gute Buecher? Leute, die ihre Freizeit darein stecken tun dies offensichtlich nicht aus Leidenschaft sondern aus … ?
Ansonsten muss ich leider sagen, liest sich hier nur heraus, dass die Erwartungen von krassling nicht erfuellt worden sind. Eine objektive Bewertung sieht in meinen Augen anders aus. Der Feldzug gegen Ulisses und deren Planung scheint mir eher an anderer Stelle angemessen, als in einer Buch Rezension, aber na gut.
Ich habe das Buch gelesen und muss sagen, dass mir die Handlung, Charaktere und Plot sehr gut gefallen haben. Klar, wenn jemand vorbehaftet liest und dabei Gruende sucht, gegen Ulisses zu wettern, dann kann man diesem Buch schonmal 3/9 geben. Wenn man es aber serioeser angehen lassen moechte, sollte man vielleicht darueber nachdenken, seine persoenlichen Feldzug aus einer Rezension herauszulassen.
-krassererling
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Ich stimme inhaltlich nicht mit der Rezension überein, mein eigener Eindruck des romans war wesentlich positiver. Aber letztlich ist das sicherlich eine Geschmackssache, über die es bekanntlich schwer ist, zu streiten. Deshalb ist diese Sicht auf den Roman völlig legitim, gerade auch, weil die Meinung begründet ist.
Den Kritikpunkt, dass Heike Wolf als Autorin, die nicht ausschließlich vom Schreiben lebt, sich mit Vollzeitschreibern wohl nicht messen kann (zumindest liest sich die Passage so), kann ich aber wie einige Vorschreiber tatsächlich nicht nachvollziehen, das macht doch jemanden nicht besser oder schlechter. Deutsche Fantasy ist ein absoluter Nischenmarkt, dieses Privileg genießen da nur wenige. Und für mich bedeutet es im Prinzip auch nur, dass ein hauptberuflicher Autor mehr Zeit hat, um intensiv an seinen Projekten zu arbeiten und wohl auch schneller ein fertiges Produkt erstelken kann.
Hi Krassling, du hast den Roman offensichtlich mit der gleichen Erwartung wie ich gelesen (das gilt auch für den Folgeband). Heike Wolfs Talent für Beschreibung und ihre Kenntnis des Settings sind leider nicht in eine spannende Handlung geflossen. Sollte es ja wohl auch nicht, aber spannende Charaktere sind ja auch irgendwie nicht daraus hervorgegangen, so meine subjektive Beurteilung.
Lustigerweise habe ich die Aussage „aber im Gegensatz zu obigen Autoren verdient sie ihren Lebensunterhalt nicht mit dem Schreiben von Romanen“, nicht als Abwertung der Arbeit von Heike Wolf verstanden. So gehen die Wahrnehmungen auseinander…
Freue mich auf deine Fortsetzung nächste Woche. Vor allem die Diskussion von positiven Auffälligkeiten!
Huhu Teerschwäntzer,
wir haben ja schon im DSA-Forum gesprochen und mussten da feststellen, dass du ein gänzlich anderes Verständnis von Intrigen und Al’Anfa hast als ich es in den Romanen transportiere. Offensichtlich geht diese unterschiedliche Betrachtungsweise noch weiter – du bist bislang tatsächlich der erste, von dem ich höre, dass er die Passage nicht wie oben zusammengefasst aufgenommen hat. Abgesehen davon ist es falsch? Dass eine spannende Handlung nicht Ziel der Romane gewesen sei. Allerdings geht es um Intrigen, subtile Zwischentöne, und weder um den geplanten Feldzug noch um Action alle 30 Seiten. Aber wie gesagt, dass deine Erwartungen andere waren, sei dir unbenommen. Ebenso wie deine Ansichten zum Handeln der Granden. Aber dazu steht ja bereits viel im DSA-Forum 🙂
Hallo Heike Wolf, in der Tat lese ich die Bedeutung des Satzes aus dem Zusammenhang. Und da verstehe ich eben nicht Nebenerwerb=untalentierter Kleckser, sondern Freelancer im Nebenerwerb = eventuell ungeeignet federführend die Entwicklung eines bedeutenden Settings zu steuern (Romane plus Abenteuerreihe).
Aus Krasslings Antwort folgere ich auch, dass man eine wohlmeinende Interpretation zulassen darf. Ansonsten hat ihm der Roman genau so gefallen wie mir, ja.
Mit dem Ausdruck „spannende Handlung“ hast du mich natürlich ertappt. Beziehe ich auf einen Handlungsbogen Al ´Anfa betreffend. Dein Anliegen war ja Charaktere in Stellung zu bringen für das was kommen soll. Das fand ich nicht spannend.
Hm, ich bin mir nicht sicher, ob du dir darüber bewusst bist, dass bis auf die zeitweise fest angestellten Redakteure nahezu ALLE Autoren bei DSA nur im „Nebenerwerb“ tätig sind? Ich setze das bewusst in Anführungszeichen, da man von „Erwerb“ nicht ernsthaft reden kann. Als Student war es ein nettes Zubrot, davon leben kann man weiß Gott nicht. Aber gerade die Frage nach dem „Nicht-geeignet sein, weil das Schreiben nicht der Hauptverdienst ist“, ist der Punkt, um den es hier die ganze Zeit geht und der mir (und allen anderen Autoren, die einen Brotjob brauchen), die Professionalität abspricht. Dem du mit deiner Formulierung „eventuell ungeeignet, federführend die Entwicklung eines bedeutenden Settings zu steuern“ noch einen draufsetzt. Das macht mich gerade wirklich sprachlos.
Uffz. Das war nun wirklich nicht meine Absicht. Ich habe die Sache auch nicht losgetreten, sondern nur abweichend von der Mehrheit wahrgenommen, das war´s.
Also ich fand den Roman super, gleiches gilt für die Leser in meinem Freundeskreis. Möglicherweise sind wir da voreingenommen, da wir auch übereinstimmend das AB Rabenblut für eines der Besten Dsa Werke seit dem Donnersturmrennen halten und daher in alten Abenteuererinnerungen schwelgen konnten (und endlich keinen Dämonenoverkill mit Weltuntergang). Ausserdem als Intro für die kommenden Abenteur unbezahlbar, denn man bekommt durch die Romane ein Gefühl für die Char. Setting etc. Kein Abenteuerstart in ein luftleeren Raum sondern Personen mit Backround und einer Handlungsmotivation. Ach ja, auch die Fortführung der Al Anfa Seifenoper nach all den Jahren find ich toll. Habe ich schon die sehr spassigen auchtritte vom Zornbrecht und Paligan erwähnt? Bitte viel mehr davon.
Ach was sage ich da, Rabenblut (das AB) war mit das Beste was überhaupt in DSA geschrieben wurde. Daher lässt mich ein Story-Zwischteil-Snack ja schon dehalb dahin schmelzen, selbst wenn es nur ein 100 Seitiger Monolog von Goldo gewesen wäre… P.s.: Ich merke gerade, dass meine Rechtschreibung heute kein Glaztag hatte.
Hallo,
ich hatte sehr hohe Erwartungen an den Roman und wurde (auch deswegen) leider enttäuscht. Ich teile dir Kritik von Krassling vor allem in dem Punkt der Figurenentwicklung: Vor allem Amato Paligan und Said haben mich immer wieder enttäuscht. Amato, der vor allem durch die Zeichnung seiner Selbstzweifel und enttäuschten Liebesthemen gezeichnet wird, hat bei mir ähnliche Empfindungen verursacht, wie Krassling beschrieben hat. Ich will ihn mögen, aber ich schwanke dauernd zwischen Mitleid und Verachtung für diese Figur.
Said wurde eingeführt als ein ziemlich talentierter Meuchler, der erst eine Hand Borons und dann seinen Meister nebst dessen Musterschüler tötet. Ab dann versagt er nur noch. Er entwickelt keine Selbstreflexion und treibt wie ein Blatt im Wind durch den Roman.
An einer dieser beiden Figuren wollte ich mich festhalten, es gelang nicht.
Der zweite große Kritikpunkt ist die Entwicklung der Szenen und des Plots. Da habe ich vieles als zu „gewollt“ empfunden, so dass es sich für mich nicht natürlich aus der Handlung ergeben hat. Krass war es am Ende 2mal, als Said durchs Labyrinth irrt, nur um dann mit einem Kronzeugen im Gepäck in seinem alten Verschlag wieder aufzukreuzen. Oder als er aus dem Karinor Anwesen geflüchtet ist, in den Zornbrecht Garten fiel, nur um dann von Amato abgegriffen zu werden, der zufällig dort weilte … Auch dass Saids Gefährtin ihn am Ende so ohne weiteres, fast schon en passant verrät, war seltsam.
Ich finde, dass Heike eine schöne Sprache pflegt und man 100% merkt, wie sicher sie in dem Al`Anfanischen Hintergrund verankert ist.
Ich würde nicht von einem Verriss sprechen, aber ich hatte schon einen schalen Beigeschmack im Mund, als ich den Roman gestern fertig las. So habe ich mich auf den 2. gestürzt und bin gespannt wie es sich weiter entwickelt.
VG!
Bernd
Kurz zu Saids Gefährtin: Deren Verrat fand ich eigentlich sehr passend. Den kompletten Roman über hat Said sie abgebügelt, vertröstet und übergangen. Dass du als Leser nicht offensichtlich was davon mitbekommst, was in ihr vorgeht, passt dazu, dass man sie nur aus Saids Perspektive liest und der sie schlicht nicht weiter beachtet, sondern immer weiter fortschiebt. Nach ungefähr drei Viertel ihrer Szenen wollte ich ehrlich gesagt ins Buch greifen, sie einmal durchschütteln und „Mädel, mach dich von dem Deppen los!“ rufen. Insofern fand ich es sehr erfrischend, dass sie in ihrer letzten Szene aus dem Status als Anhängsel heraustritt und zur handelnden Person mit zumindest ein bisschen eigener Agenda wird.