Kaum jemand würde hinter den gutmütigen Augen und der Knubbelnase von Bruder Hilbert einen erfahrenen Abenteurer vermuten. Hilbert strahlte schon als Jugendlicher Ruhe und Gelassenheit aus. Und obwohl Bruder Hilbert der friedlichste Mensch auf ganz Dere zu sein scheint, ist er sich bewusst darüber, dass nicht jeder so friedlich ist. Jede Art von Ungerechtigkeit erzürnt ihn und er ist der erste, der sich für Schwächere einsetzt und sich schützend vor sie stellt – egal ob es sich bei der Gefahr um einen brutalen Schläger, einen ungerechten Zöllner oder einen Dämon handelt.
Er entstammt einer gutsituierten Bauernfamilie aus Auen und wie viele Mitglieder seiner Familie vor ihm, stellte er sich in die Dienste der Perainekirche. Sein Dienst an der Göttin und den Menschen erfüllt ihn und er lebt streng nach den Geboten der Kirche. „Wer viel arbeitet, muss auch gut essen“ ist seine Devise, denn neben der Aussaat auf den Äckern, dem Verbinden von Verletzungen und der Segnung der Gläubigen ist Hilberts liebste Beschäftigung das Essen und Trinken – Gaben seiner Göttin, die man kosten muss!
Friedlich, ja quasi als der Pazifist unter den Aventuria-Helden hatte ich mir Bruder Hilbert, den Peraine-Geweihten, vorgestellt. Allerdings wurde dieses Vorurteil schnell widerlegt, denn diesem Klischee entspricht er ganz und gar nicht. Er ist eher ein „präventiver“ Heiler: Präventiv auch in dem Sinne, dass bei Aventuria Angriff oft die beste Verteidigung ist. 😉 Die recht starken Angriffskarten des Peraine-Geweihten erläutert der Grolm ohnehin weiter unten…
Hilbert ist in der Lage, dann einzugreifen, wenn er sieht, dass ein Held kurz vor dem Exitus ist. Dafür nutzt er die Heilige Salbung – mit Glück kann man damit bei einem knappen Spiel das Ruder noch mal rumreißen! Einige Karten seines Decks haben recht interessante Namen, wie zum Beispiel Gardinenpredigt. Damit kann Hilbert im Abenteuermodus den Schaden, der auf seine seine Mitstreiter zukommt, deutlich reduzieren. Die Liturgie Kräftigung kann er allerdings nur für sich selbst einsetzen. Die Liturgie heilt nicht nur, sondern gewährt zusätzliche Handkarten. Kurz gefasst: Kräftigung ist sehr stark und fast immer gewinnbringend einsetzbar!
Will man sich mit dem Deckbau beschäftigen, hab ich hier einen Tipp für euch: Eine gute Ergänzung stellt die Belohnungskarte Elysias Heilkunst dar, die sich durch den Namen und das Bild auf die Wundärztin Elysia ya Berîsac aus dem Abenteuer „Die gehäutetete Schlange“ bezieht. Diese Karte muss man im Abenteuermodus aber natürlich erst „freispielen“.
In DSA5 sind magisches und karmales Wirken regeltechnisch ähnlicher geworden. Im Kartenspiel hat man wohl daher und zur Vereinfachung den Magiewert mit dem violetten Symbol auch für Geweihte gewählt. Dennoch kann man sich zumindest vorstellen, dass Liturgien-Effekte als karmales Wirken und nicht magisch gemeint sind.
Der Grolm meint:
Im ersten Aventuria Aufbauset Der Wald ohne Wiederkehr war neben dem gleichnamigen Abenteuer auch der Held Hilbert aus Auen enthalten. Bei ihm handelt es sich um den ersten – und bislang auch noch einzigen – Geweihten in der Heldenlandschaft von Aventuria. Zur Abbildung der passenden Liturgien haben die beiden Entwickler Michael Palm und Lukas Zach einen neuen Mechanismus in Aventuria eingeführt, nämlich einen „Upkeep“, der am Ende einer jeden Runde bezahlt werden muss, um die Karte im Spiel zu behalten. Damit sind die meisten der Liturgien versehen. Die Dauerbelastung des Ausdauerpools über den Upkeep wird über niedrigere Ausspielkosten oder mächtigere Spieleffekte jedoch wieder ordentlich kompensiert.
Versorgung / Upkeep
Versorgungskosten bedeuten, dass eine Karte im Spiel jede Runde Kosten verursacht, bei Aventuria also in Ausdauer. Falls diese nicht beglichen werden, bleibt die Karte deaktiviert, muss abgelegt oder anderweitig aus dem Spiel genommen werden, wie das bei den bisherigen Liturgien der Fall ist. Meistens wird dadurch ein mächtiger Effekt mit relativ niedrigen Anfangskosten ausgeglichen.
Passend zum Mechanismus der Liturgien verfügt Hilbert über eine Sonderfertigkeit, mit der er dauerhaft für eine Liturgie ihre „Upkeep“ Kosten aussetzen kann. Konsequenterweise tut man dies natürlich bei der erstbesten Gelegenheit – wenn man nicht gerade eine Liturgie nur temporär im Spiel haben möchte. Mächtige Liturgien gibt es im Deck von Hilbert eine ganze Reihe. Am prominentesten ist sicherlich der Hornissenschwarm, ein magischer Angriff und sogar einer der wenigen 1W+6 Angriffe im gesamten Spiel. Den Hornissenschwarm gibt es sogar gleich zwei Mal in Hilberts Deck, was diesen zu einer recht verlässlichen Größe beim Kartenziehen macht. Der Magieangriff ist mit 10 nur durchschnittlich bemessen, sodass sich mit Blick auf den Hornissenschwarm hier eine Talentverbesserung schon lohnen kann. Grundsätzlich kann es attraktiv sein, wenn man das Spiel ohne Schicksalspunkt beginnt, in der ersten Runde über einen („hoffentlich“) misslungenen Fernkampfangriff einen Schicksalspunkt zu erlangen und in den zweiten Zug mitzunehmen. Diesen kann man dann einsetzen, um mit seiner Hilfe dann mit dem Hornissenschwarm anzugreifen und auf die 50 % Erfolgswahrscheinlichkeit zu hoffen. Mit dem Hagelschauer gibt es sogar noch einen dritten magischen Angriff im Deck, sodass der Magie Attributwert gut ausgelastet werden dürfte.
Für den Nahkampf stehen zwei Karten – Sichel und Tiergestalt – zur Verfügung, sodass auch hier bei der Bestückung nichts schiefgehen dürfte. Etwas stiefmütterlicher ist der Fernkampfwert behandelt, der sich nur mit der Schleuder ausbauen ließe. Ich für meinen Teil handhabe es so, dass die Schleuder zu 95 % in die Ausdauer wandert, da ich die Kartenressource und die 2 Ausdauer lieber verwende, um den Nahkampf- und Magiewert zu bestücken, weil hier eindeutig bessere Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Und letztlich darf man nicht vergessen, dass man mit dem Standardangriff schon über einen Fernkampfangriff verfügt und so keine wirkliche Handlungsnotwendigkeit gegeben ist.
Die Attributwerte liegen so eng beieinander am Durchschnitt wie bei keinem anderen Helden. Über diese „Durchschnittlichkeit“ unterliegt das Treffen mit den Angriffen leider einigen Volatilitäten. Positiv ist allerdings, dass kein Wert unter 9 liegt, sodass sich wenigstens der Einsatz von Schicksalspunkten potenziell bei jedem der Angriffe lohnt. Und ebenfalls nicht zu unterschätzen ist, dass über die Ausgeglichenheit der Werte eine maximale Unabhängigkeit vom Kartenglück gegeben ist. Denn egal welchen Angriff Hilbert zieht, er ist gleichermaßen gut einsetzbar. Was bei dem durchschnittlichen Profil übrigens nicht täuschen darf: Hilbert verfügt mit einer Punktzahl von 30 unangefochten über die höchste Summe der Angriffsattributwerte.
Das Fehlen von Spitzenwerten wird durch die beiden fantastischen Karten Mirakel – sogar zwei Mal im Deck – und Feenfreund stark gestützt. Die eine Karte kann eine beliebige Probe in einen automatischen Erfolg verwandeln, die andere kann ausgesprochen günstig und flexibel einen Wurf nachträglich in einen Erfolg manipulieren. Für das Duell bringt Hilbert noch die mächtigen Karten Wurfnetz und Tempelspende mit, die dem Gegner das Leben ein wenig schwerer machen. Gerade erstere Karte ist eine sehr unangenehme für gerade magisch begabte Helden mit ihren drei Angriffen – man könnte sagen: mächtig Sand im Getriebe im Hinblick auf deren Schicksalspunktegenerierungsfabriken über die niedrigen Attributwerte. Die Tempelspende sorgt dafür, dass der Gegner kaum sinnvoll Schicksalspunkte mit in seinen nächsten Zug nehmen kann, da man in seinem eigenen Zug dann die Tempelspende zum Diebstahl aktivieren kann (Achtung: Tempelspende funktioniert nämlich als dauerhafte Karte nur im eigenen Zug). Auch sonst ist, abgesehen einmal von den stattlichen Aktivierungskosten, die Möglichkeit der bedingungslosen Produktion von Schicksalspunkten schon eine feine Sache.
Bruder Hilbert ist entgegen der Erwartung viel eher ein Schadensausteiler als ein Heiler! Sein Spielstil unterscheidet sich jedoch stark von Magie-Wirkern, wie Mirhiban al’Orhima, was mir gefällt. In einer Gruppe kann er durch Deckanpassung aber auch die Rolle des Heilers oder Unterstützers übernehmen.
Die Liturgien und die dafür eingeführten Versorgungskosten sind sinnvoll und es bleibt abzuwarten, ob mit anderen Geweihten noch mehr brauchbare Liturgien für den Deckbau herauskommen werden. Die große Frage bleibt: Was für einen Geweihten wollen wir eigentlich am liebsten? Welche Geweihten wünscht sich die Community?
Rondra? Efferd? Ingerimm? Phex? Rahja? … ?
Schreibt es in die Kommentare.
Nottel
Pingback: Aventuria: Wie gefährlich sind Perainegeweihte? | Nandurion
Pingback: Nandurion, Aventuria und ein Perainegeweihter – Nuntiovolo.de