Das zweite Kapitel dreht sich tatsächlich zu einem großen Teil um das namensgebende Elfengold. Irgendwie plätschern die Eregnisse so vor sich hin. Die Plotfäden laufen ein wenig vor sich hin aber so wirklich viel passiert nicht. Ein paar Mal wird erwähnt, dass wie unglaublich bekannt die Recken aus den beiden Ottajaskos von Beorn und Asleif in ganz Thorwal sind. Überall stoßen sie auf Zuspruch. Abgesehen von Shaya natürlich, die sich weit vom mustergültigen Heimchen am Herd entfernt hat. Nach all den Erfahrungen, die auch die klein gewachsene Travia-Geweihte gemacht hat, wird es schwierig für sie werden sich zu Hause wieder im Tempel unterzuordnen als sei nichts gewesen.
Das erwähnte Elfengold spielt tatsächlich eine weit wichtigere Rolle für Thorwal als es für die Wettfahrt je haben könnte. Die schiere Menge und die Qualität der Schmuckstücke und anderer Kostbarkeiten, die Beorns Kriegszug angehäuft hat, übersteigt buchstäblich die Vorstellungskraft der Daheimgebliebenen. Fast im Vorübergehen geben die Autoren meiner mäandierenden Suche nach dem thorwalschen Rechtsverständnis noch einen Schubser mit. Der Mord an Praioslob ist nicht nur wohl bekannt. Nein die Mörderin hat durch ihre Tat bei vielen Thorwalern gar an Ansehen wenn nicht sogar Beliebtheit gewonnen. Wenigstens diesmal hat die Rächerin also alles richtig gemacht. Auch sonst läuft es für sie gut. Beorn ist zwar irritiert, als sie seinen Heiratsantrag nur zögerlich annimmt, aber er kennt die Dunkelheit in Zidaines Seele eben nicht so gut wie er glaubt.
Fast schon amüsant wirkt dagegen die Anklage gegen Eilif im Bauch der Taubralir.
Erzählt hier nicht, dass ihr edelmütig seid und ich eine Diebin. Wir sind alle Räuber und Mörder.
Mit dieser Verteidigung bringt Eilif die Sache auf den Punkt. Wie zuvor schon bei Galayne gelingt es den Autoren eine Figur in der Erzählung so als Konterpunkt zu platzieren, dass auch ich dem emotional folgen kann. Konsequenterweise entscheidet Tronde, dass die Ogerin befreit und der Fall auf dem Hjalding vorgetragen wird. Dass er damit eine streitsüchtige Übeltäterin in seine Herborg eingeladen hat, wird er noch bereuen.
Wir gönnen uns noch einen kleinen Ausflug zum Schatten des Wächters im Wasser. Die Fische fliehen die Dunkelheit und ein kleines Mädchen verschwindet. Die Zeichen mehren sich und entgegen der Hoffnung mancher Thorwaler wird der Schatten wohl nicht mit der Taubralir abreisen. Auch die Orks in der Stadt dürften einen kleinen stimmungsvollen Auftritt haben und ihr Anführer beschließt das Kapitel mit den geheimnisvollen warnenden Worten: Haltet die Kinder in den Häusern und meidet das Wasser.
Neben diesen ganzen kleineren Aktivitäten ist in der Tat das Elfengold der zentrale Einschlag für die weiteren Geschehnisse. Beorn ist hier etwas gelungen, was man in den Rollenspielen in der Welt des Schwarzen Auges immer versucht zu vermeiden. Er überschreitet die Grenzen der Erzählräume und bringt somit das Gleichgewicht der Kräfte anderorts völlig durcheinander. Bei seinem Kriegszug auf den Inseln im Nebel ist es ihm gelungen Unmengen elfischer Schätze anzuhäufen. Zum einen beansprucht sein Heer nichts von den Schätzen für sich. Die Wilden interessieren sich nicht für die Beute aus den Städten der Alten. Dadurch fällt die enorme Beute fast ausschließlich an die wenigen Menschen in Berons Gefolge. Zum anderen sind die Maßstäbe völlig andere. Was den Hochelfen als einfacher Gebrauchsgegenstand gilt ist den Aventuriern bereits herausragendes Geschmeide. Beorns Hort sprengt alle Maßstäbe und hebt seine Welt, den Erzählraum der Thorwaler, aus ihren Angeln. Es ist kein Wunder, dass Beorn sich bereits an der Spitze gewaltiger Plünderflotten sieht, die halb Aventurien verwüsten. Wozu ist schließlich unfassbarer Reichtum gut, wenn man diesen nicht verwendet um noch mehr Reichtümer an sich zu raffen.
In der Tat wird dieser Hort noch eine Rolle spielen. Vorerst bringt Beorn sein Gold buchstäblich in einer Nacht und Nebel Aktion in Sicherheit. Geschickt verbreitet er zudem den Ruf seines Goldes und bereitet sich auf die Zeit nach der Wettfahrt vor. So absurd diese Situation auch scheint. Gänzlich beispiellos ist derartiger Reichtum nicht. Über einen sagenhaft reichen afrikanischen Herrscher wird berichtet, dass er auf seinen Reisen so viel Gold ausgab, dass der Wert des Edelmetalls in den von ihm bereisten Ländern dadurch spürbar beeinträchtigt wurde. Wir dürfen also erwarten, dass das Elfengold auch am Ende der Beorn-Saga von Bedeutung sein wird.
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