Elfenkönig Eins – Heimkehr

Wir starten mit den Inseln im Nebel im Rücken. Die beiden Ottajaskos samt einer Abordnung von Elfen lassen das letzte Abenteuer hinter sich. Mit Zidaine als Perspektivfigur starten wir in aventurische Gewässer. Sofort geraten die Streitigkeiten innerhalb von Beorns Ottajasko in den Fokus. Und natürlich Zidaines eigene mörderische Gedanken. Aber während Zidaine noch davon träumt ihre Rache auf ganz Havena auszuweiten und im Gegenzug für das ihr in Stainakr widerfahrene Leid eine der größten Städte Aventuriens niederzubrennen, bringt sich schon Eilif mit ihrem eigenen Hang zu extremer Gewalt ins Spiel. Auch die selbsternannte Dämonenbündlerin muss feststellen, dass Eilif für den Zusammenhalt der Ottajasko so hilfreich ist wie die Zorganpocken. Der Abschnitt schließt mit der aus Zidaines Sicht überraschenden Ankündigung, dass Beorn sich in Thorwal mit ihr vermählen möchte.

In Thorwal dagegen begleiten wir Mutter Cunia als nächste Perspektivfigur, ebenso wie Tronde, den neuen obersten Hetmann und Sohn der verstorbenen Garhelt. Stellvertretend für die Opposition zu Tronde wird der Führer der Thorwaler in Kendrar eingeführt. Dieser sympathische Zeitgenosse vertritt die besten Traditionen der Thorwaler und beharrt auf seinem Recht die Nachbarn mit Raub und Plünderungen zu beehren. Die Vorstellung, dass jene Nachbarn irgendwann die Faxe dicke haben könnten und den netten Piraten von nebenan ihrerseits einen Besuch abstatten könnten erscheint solch einem Kerl natürlich absurd und unthorwalsch. Sehr schnell wird jedoch deutlich, dass es die Thorwaler durchaus verstehen ihre eigenen Interessen zu vertreten. In diesem Fall heißt das also, welchen Nutzen werden die Mächtigen in Thorwal aus der Ankunft der Wettfahrer ziehen. Es zeichnet sich also schon früh ab, dass das nächste Abenteuer unserer Helden eher darin besteht sich aus den Fängen der Politiker zu befreien anstatt am Bug eines Drachens in die Ferne zu fahren.

Die ruhmreiche Ankunft der Wettfahrer in Thorwal wird seeseits noch kurz von einem Zwischenspiel unterbrochen. Einmal mehr rastet Eilif aus und greift ein Mitglied der eigenen Ottajasko an. Doch Galayne ist ihr mehr als gewachsen und so wird ihr Geheimnis aufgedeckt. Scheinbar hat sie aus Arns Grab ein kostbares Schwert entwendet. Für diese Grabschändung wird sie sofort gefangengesetzt. Aus erzählerischer Perspektive eine fast schon zu bequeme Lösung für das Eilif-Problem. Immerhin steht eine Art Verhandlung in Thorwal an. Der dunkle Wächter im Wasser, welcher das Schiff seit den Nebeln verfolgt gerät dabei zu einer Randnotiz, die jedoch sicher noch eine Rolle spielen wird. In Thorwal wird als weitere Figur Swafnild eingeführt. Eine Gefährtin des Foggwulfs, die seit dem ersten Abenteuer nicht mehr zum engeren Kreis gehört und die Asleif in der Folge bedrängt, ihn und eine weitere Person an seinem Ruhm Anteil haben zu lassen.

Damit sind die Startpositionen besetzt. In der Folge beginnt das erwartbare Spiel der Politiker. Neben der Versammlung der Hetleute, die irrwitzigerweise über die Fortsetzung der Wettfahrt entscheiden sollen, treffen wir noch auf das Triumphirat aus den Hochgeweihten der Travia, des Swafnir und dem obersten Hetmann selbst. Die Vertreterin des Swafnir wir ebenfalls als aggressiver Unsympath eingeführt, deren größte Sorge es ist, dass irgendetwas ihre Autorität und die Spitzenposition ihres bevorzugten Gottes in Frage stellen könnte. Es ist der nichtmenschliche Galayne, der diese Farce hervorragend auf den Punkt bringt.

Ihr nennt Thorwal das Land der Freien. Ich nehme mir nun die Freiheit, diese Halla zu verlassen, denn ich ertrage nicht länger, was hier verhandelt wird. Für mich seid ihr nicht als Maulhelden, die wahren Helden ihren Ruhm neiden. Das ist nicht das Thorwal von dem man sich erzählt.

Es ist durchaus bezeichnend, dass es Ohm Follker ist, der dem Fremdling hier nach Thorwalscher Manier beisteht. Genauso wie auch Zidaine einen Moment der Menschlichkeit hat, als sie später Shaya Respekt für Ihren Bericht über das Finale zollt und den schweren Verlust würdigt, den die Travia-Geweihte erlitten hat. Ich muss zugeben, dass ich den Tod Salarins bereits wieder verdrängt hatte und mich erst wieder mühsam erinnern musste, welche Umstände zum bedauerlichen Tod dieser Figur geführt hatten. Ich hätte gerne die Begegnung von Salarin/Andernath mit dem Hochkönig gelesen, aber dazu wird es wohl nicht mehr kommen.

Wieder einmal setzen die Autoren von Anfang an die Stimmung und Themen für das Geschehen. Die Ein- und Ansichten zu Beorns Gefolgschaft erregen Übelkeit in mir. Die Machenschaften der Politiker, egal ob weltlicher oder kirchlicher Würden machen mich eher wütend. Das thorwalsche Rechtssystem, in dem der Mord an einem Geweihten und Mitglied der Gemeinschaft einer Ottajasko folgenlos bleibt, eine Grabschändung jedoch offenbar sofort vor höchste Richter gelangen muss, bleibt für mich die Verhöhnung von Recht und Gerechtigkeit. Es bleibt jedoch interessant, wie diese Konflikte aufgelöst werden.

Neben diesen zentralen Themen der Wettfahrt werden auch weitere Plots in Angriff genommen. Vascal nimmt mit den Travia-Geweihten die unfassbaren Ereignisse um Irulla und den Deus ex machina aus dem letzten Band wieder auf. Auch Tylstyr Hagridson folgt zielstrebig seiner Agenda. Es ist dabei durchaus traurig, dass der gealterte Magier scheinbar außer seiner Mission die Rächerin Zidaine aufzuhalten keine Beziehungen mehr pflegt. Das Wiedersehen mit seiner Akademieleiterin ist frostig und geschäftsmäßig. Ein Interesse an akademischem oder gar menschlichem Austausch ist ihm verloren gegangen.

Nachdem also die Prophezeiung der neuen Aufgabe von Mutter Cunia geheim gehalten wird, spielen nun Politik, Rache und Misstrauen die zentralen Rollen in den kommenden Ereignissen. Sicher ist dies eine sehr realistische Sichtweise auch wenn mir persönlich die Einschätzungen Vascals etwas arg konstruiert erscheinen. Ich muss aber auch zugegeben, dass das Finale auf der Insel der Echsen im Vorgängerband mich überfordert hat. Innerlich stöhnend teilt mir mein Hinterkopf mit, dass ich nun bitte einen Alternativplot bereithalten soll, damit meine Spieler sich nicht mit diesem ganzen furchtbaren Unfug befassen müssen und stattdessen ein paar Abenteuer erleben können. Aber bislang haben Hennen und Corvus noch fast immer geliefert. Also auf ins Gefecht und zurück zum Buch und dem Kapitel Elfengold.

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1 Antwort zu Elfenkönig Eins – Heimkehr

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