Das letzte Abenteuer beginnt. Wir lassen wie gewohnt die Vergangenheit hinter uns und springen zu den Ottajaskos auf der letzten Etappe der Wettfahrt. Beorns Truppe scheint im Vorteil, weil sie den Elfenkönig bei sich hat, um den es bei der letzten Aufgabe geht. Doch die Aufgabe lautet letzten Endes die Lichtelfe Niamh Goldhaar zu Fenvarien zu bringen. Damit holt die Truppe des Foggwulfs wieder auf. Und dieses Mal scheint es (wie auch bei der letzten Aufgabe zu einem regelrechten Wettrennen zu werden. Als wir die beiden Gruppen zuletzt beim Gefängnis des Elfenkönigs verließen, hatten wir einen Mord und heimlichen Aufbruch hinter uns gebracht. Nun schlagen die Drachenführer unterschiedliche Wege ein.
Zwei Wege und ein Ziel?
Gerade der hohe Grad der Paralellität ermöglicht es den Autoren, die Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten zwischen den Gruppen hervorzuheben. Beide Drachenführer haben in Thorwal eine große Gruppe von Gefolgsleuten um sich geschart. Schon bald ist jedoch klar, dass nicht alle Matrosen die weitere Reise begleiten werden. Und so zahlreich wie die Menschen sind auch die Interessen. Oder wie Galayne es ausdrückt:
Sie waren zu viele geworden. So viele verschiedene Träume waren nicht zu erfüllen.
Klar ist, dass die meisten am Ruhm der Wettfahrer teilhaben wollen. Doch wie immer steht bei Beorns Truppe auch das Materielle stark im Vordergrund. Interessanterweise wird dabei vor allem Olsv Stirson zum Sprecher der Unzufriedenen. Viele sehen sich an Punkten im Wettkampf vorn und wollen lieber nach Hause, um sich dort als Sieger feiern zu lassen und ihren Anteil an Beorns Schätzen zu versaufen. Doch der Blender denkt nicht daran aufzugeben. Zum einen dämmert ihm, dass die Queste im Totenmoor vielleicht gar keine reguläre Aufgabe war und auf ehrlose Art einen Ehrentitel zu gewinnen, ist selbst für den hartgesottenen Plünderer nicht zu ertragen.
Auch in Asleifs Ottajasko gibt es Sorgen, dass man zurückgelassen werden könnte. Bei der ruhmreichen Fahrt des Anwärters auf den Titel König der Meere in zweiter Reihe stehen zu müssen, ist vielen schier unerträglich. Und die Frau des von Beorn ermordeten Thorwalers hat natürlich auch noch andere Motive. Die Gefühle der Drachenführers sind auch in diesem Kapitel ein Thema. Während Asleif vor allem die Angst zu verlieren antreibt, plagt sich Beorn mit anderen Gefühlen. Der Verlust seiner Geliebten umfängt ihn wie Dunkelheit. Die schwierige Moral seiner Mannschaft handhabt der erfahrene Drachenführer souverän und doch sind seine Gedanken weit weg. Erinnerungen an seine Frau und seine Söhne in Thorwal streifen ihn wie ein fernes Licht und doch kann er sich nicht von seiner Trübsal befreien. Kurz kehren seine Gedanken sogar zu seiner verlorenen Schwester und ihrer Beziehung zu Asleif zurück. Und mit Bitternis stellt er sich vor, wie sie ihre Träume wahr gemacht hätte und mit dem Foggwulf ins Güldenland gesegelt wäre. Doch die mächtigen Träume des Hochkönigs machen seiner Truppe immer mehr Probleme, weshalb die Ottajasko durch entlegenes Gelände ziehen muss.
Den heilen? Ich glaube die Götter hassen dich, Beorn Asgrimmson.
– Isabella da Manca über die letzte Aufgabe
Oblarasim sehen und überleben
Asleif Reise verläuft etwas freundlicher als die abseitige Route von Beorns Söldnertruppe. Erstmals wird hier ein Gebiet durchlaufen, in dem nicht nur der eigene Ruf den Wettfahrern vorauseilt, sondern sich Menschen auch an die letzte Begegnung mit ihnen erinnern können. Die Ottajasko des Foggwulfs trifft auf die Sairan-Hokke, welche ihnen freundschaftliche Unterstützung gewähren. In Oblarasim treffen die Reisenden zudem auf Sven Gabelbart und seine Truppe.
Die Begegnungen dieser Art sind durchaus vielfältig. Während es den Nivesen gut geht, sind die Umstände bei den Kopfgeldjägern erwartbar dynamischer. Auch hier gibt es zwar Nachwuchs und damit gute Nachrichten. Doch auch die seelischen Wunden aus dem letzten Abenteuer mit dem Foggwulf haben ihre Spuren hinterlassen. Der Elf Falnokul musste seine Tochter nach den schrecklichen Ereignissen den Noioniten überantworten und hat darüber jede Freude am Leben verloren. Und auch ein weiterer seelisch Verheerter spielt eine kleine Rolle. Abdul el Mazar ist weiterhin dabei und inzwischen immer selbstbewusster und gesprächiger. Von Genesung zu sprechen wäre wohl dennoch zu viel gesagt, denn seine Gespräche mit Mirandola und der nicht mehr so kleinen Leomara lassen ihn eher aufgeblasen als achtbar erscheinen. Aber da das letzte Abenteuer sich ja um die Heilung eines geistig Verwirrten dreht, mag auch Abdul noch sein Glück finden.
Das Glück spielt ohnehin eine besondere Rolle in Oblarasim. Eine Goldgräbersiedlung mitten im Elfengebiet sorgt für einigen Zoff, wie die Ottajasko bald lernt. Auch Shaya muss wieder einmal lernen, dass die Gebote der Götter anderorts in unterschiedlicher Weise zum Tragen kommen. Im Travia-Tempel trifft sie auf Spendenwucher, Unrecht und Gewalt. Immerhin blitzt auch hier hin und wieder der Humor auf, wenn ein betrogener Goldgräber erzählt, wie es ihm ergangen ist:
Und dann hat er so komische Würfel rausgeholt. Die hatten nicht sechs Seiten, sondern zwanzig. Zwanzig dreieckige Seiten, und wir haben immer drei Würfel gleichzeitig geworfen. Die Regeln habe ich von Anfang an nicht verstanden.
– Armyn der Goldsucher
Nach all diesen mehr oder weniger erwartbaren Entwicklungen überraschte mich dennoch eine Begebenheit, die auf das unverständliche Finale auf den Nebelinseln zurückgreift. Gerade als Falnokul sich von Robar, dem Ogerwürger von Uhdenberg, zu Brei schlagen lassen will, tritt Irulla in Szene. Ähnlich wie auch in der merkwürdigen Szene im Echsentempel manifestiert sich eine unbekannte Macht in ihr und beendet die Bedrohung. Ob Leomara die Einzige ist, welche die vier Arme am Schatten der Waldmenschenfrau bemerkt, bleibt unklar. Diese Szene verspricht zumindest eine mögliche Auflösung der rätselhaften Ereignisse um die langjährige Gefährtin des Foggwulfs.
Durch die Steppe
Auch wenn unserer Recken viele gelernt und viel erreicht haben auf ihrer Reise. Die letzte Etappe verspricht noch einmal interessant zu werden. Welchen Ärger wird Fenvarien machen? Wird Asleif seine Kenntnisse von der letzten Reise nutzen können? Und was ist eigentlich mit den ganzen anderen Irren? Weiter geht es im nächsten Kapitel
Gen Osten
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