König der Meere – Zwei

Im zweiten Kapitel bewegen sich unsere Ottajaskos Gen Osten. Und während Berons Truppe wegen des träumenden Königs in ihrer Mitte die menschlichen Siedlungen meidet, hat Asleif es zumindest was den Weg betrifft leichter. Ob die Reise dadurch schneller und sicherer wird ist damit noch nicht gesagt. Während die Gefolgsleute des Foggwulfs versuchen die weitgerühmten Harmonie in Gerasim zu genießen, stellt Beorn fest, dass auch die Wälder nicht frei von argwöhnischen Bewohnern sind. Die ansässigen Elfen haben sogar den bekannten Vermittler zwischen den Völkern, Rallion Regenflieder, zu Hilfe gerufen. Doch der geschickte Verweis auf die Erlebnisse der Ottajasko auf den Inseln im Nebel bringt die aventurischen Elfen zum Staunen und beschert dem Thorwaler eine sichere Passage.

Der Frieden von Gerasim

Die Stadt Gerasim ist in erster Linie bekannt, weil hier Elfen und Menschen in Harmonie zusammenleben. Auch den Spielern jüngerer aventurischer Geschichte könnte sie ein Begriff sein. Die Elfenkampagne der fünften Edition mit dem Titel Sternenträger, nimmt hier ihren Anfang. Wir begegnen sehr kurz der Spektabilität der Schule des direkten Weges Anastasius Silberhaar, um dann jedoch wieder zu den Figuren unserer Ottajasko zurückzukehren.

Auch hier zeigt sich wieder einmal, dass der Unfriede im Herzen die Menschen immer begleitet. Kurz fällt der Blick auf Tylstyr Hagridson, der es offenbar trotz seiner schwerwiegenden Taten in Thorwal wieder die Ottajasko geschafft hat. Ober er seinen endgültigen Frieden gefunden hat, erfahren wir nicht. Doch der Stab der Rache wurde längst weitergereicht. Edda Thorrensdottir hat als neues Mitglied in der Ottajasko Aufnahme gefunden. Die Frau des von Beorn Ermordeten hat wenig Sinn für Wettstreit und erst recht nicht für den Frieden von Gerasim. Der Skalde Ohm führt ihr hingegen deutlich vor Augen, was die Reise ihn gelehrt und manche gekostet hat.

Rache ist ein finsterer und trostloser Pfad.
Und doch will ich ihn gehen.
So hat sich auch Zidaine entschieden.
– Ohm Folker und Edda Thorrensdottir

Die Unterhaltung findet scheinbar ein Ende als die beiden auf Irulla treffen. Doch unerwartet nimmt die Waldmenschenfrau das Thema wieder auf, als sie den beiden Neuankömmlingen erklärt, wie sie den Tod einer Spinne durch einen Vogel grausam gerächt hat. Ihr Ratschlag: „Pass auf dass du keine Spinne zertrittst“, lässt Leser und Thorwaler mit einem mulmigen Gefühl zurück.

Und ein weiteres Mal zerstört die Anwesenheit der Ottajakso den Frieden. Der gefangene Falschgeldspieler entkommt und nimmt dabei die junge Leomara als Geisel mit sich. Als Ohm Folker mit Falnokul die Verfolgung aufnimmt, vergessen die Autoren nicht zu erwähnen, dass er nur einen einzigen Dolch dabei hat. Wieder einmal werden wir mit der Schlechtigkeit (oder Verzweiflung) der Menschen konfrontiert. Der flüchtige Verbrecher setzt dem Mädchen das Messer an den Hals und bringt den Skalden in Bedrängnis. Nur Leomaras Mut und Ohm Folkers Meisterschaft mit dem Wurfdolch ist es zu verdanken, dass die Situation glimpflich ausgeht. Hier sehen wir, wie die Ottajasko im Lauf der Reise zusammen- und gewachsen ist. Doch am Ende bleibt es Falkokul der die Sache auf den Punkt bringt.

Allzu weit ist es mit der vielbesungenen Harmonie in Gerasim nicht her. Ein einziger Schuft reicht aus, um sie zu zerstören.
– Falnokul nach der Befreiung von Leomara

Handel und Händel

Während Asleif sich bei den Steppenelfen Pferde besorgt, gelangt Beorn in die Nähe von Norburg. Hier ist es wieder einmal die Parallelität und Wiederholung, die wir beobachten dürfen. Erneut gelingt es den Autoren Motive und Ereignisse miteinander zu verflechten. Während Beorn seine Pferde mit reichlich Plündergold erwirbt und Kritik an seiner Moral mit dem Verweis auf die Verkommenheit anderer kontert, geht Phileasson anders vor. Zwar ist auch er bereit für die Pferde zu bezahlen, doch letzten Endes werden die Steppenelfen überzeugt. Abduls Auftritt auf einem magischen Elfenross mag seinen Anteil daran haben. Der Foggwulf beschwört jedoch die Loyalität der Steppenelfen zu ihrem Stammvater Lariel, der ein treuer Gefolgsmann des Königs war und beruft sich damit auf das eigentliche Ziel der Wettfahrt. Die Rückkehr des Königs.
Irgendwie kommt mir dieses Motiv bekannt vor.

Eine andere Überschneidung zwischen unseren beiden Ottajaskos zeichnet sich in Norburg ab. Bei den Nivesen mag der Foggwulf Verbündete gefunden haben. Doch in Norburg hat sich die Ottajasko Feinde gemacht. Als Asleifs Recken die Nivesen aus der Stadt befreiten, hatte Tylstyr einen denkwürdigen Auftritt als nackter Brandstifter. Und bislang haben sich die Herrschaften von Norburg wenig zimperlich gezeigt. Wer meint die ansässigen Heilmagier seien besonders mildtätig oder pazifistisch, der könnte sich böse irren. Wer will, mag auch hier einen Rückgriff auf den Prolog sehen. Dort hatte die Erbeutung der wertvollen Perle durch die Ottajasko den Effekt, dass andere Thorwaler wegen des Kopfgeldes attackiert wurden. Beorn vor den Toren wird alles andere als Begeisterung wecken.

Tatsächlich sehen wir auch hier wieder den Schwachpunkt im Führungsstil von Beorn. Wieder einmal heißt es im Text, die Träume der Ottajakso sind der Grund nach Norburg zu gehen. Beorn weiß um die Gefahr, die von einem Aufenthalt in der Stadt ausgeht. Und doch muss er seine Mannschaft hineinbewegen, will er keine Meuterei riskieren. Während Asleifs Entdeckertruppe sich manchmal anfühlt, wie eine erweiterte Heldengruppe, muten Beorns Totschläger mehr wie Piraten an. Hier mag sich zeigen, ob ein Plünderfahrer am Ende nicht doch die schlechteren Karten hat, wenn es um die Entdeckung der Geschichte der Elfen geht.

Die Autoren geben dem Leser hier einen kleinen Vorsprung. Eine ambitionierte Norburger Ratsherrin trifft im Keller auf eine zaubernde Fremde, die zudem über die zahlreichen Ratten der Stadt gebietet. Machtspiele, Täuschung und Verrat werfen ihre Schatten voraus. Auch ohne Kenntnis des Abenteuers werden hier die Ränke einer alten Gegenspielerin angekündigt. Und Beorn steht eine schreckliche Überraschung bevor.

Träume von Zukunft und Vergangenheit

Das zweite Kapitel steht im Fokus der Träume, so wie dieses Motiv bislang im ganzen Roman zu finden ist. Der träumende König ist sicher der offensichtlichste Anker für dieses Motiv. Doch die Vergangenheit spielt offensichtlich auch eine Rolle in den Träumen der Steppenelfen und wohl auch in den Alpträumen des armen Abdul. Doch gegen Ende der Wettfahrt beschäftigen sich immer mehr Menschen auch mit der Zukunft. Asleif liegt wach über der Frage, ob er die Wettfahrt für sich entscheiden kann. Beorn sieht in seinen Träumen dagegen die verlorene Geliebte und fragt sich welche Zukunft ihm noch bleibt. Galayne fragt sich was nach der Wettfahrt kommt und stellt fest, dass die Träume, Hoffnungen und Erwartungen innerhalb der Ottajasko immer mehr Balast bedeuten. Große Erwartungen also für das nächste Kapitel

Des Glücks Schuld

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1 Antwort zu König der Meere – Zwei

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