König der Meere – Vier

Vor den Toren Norburgs rüstet sich des Foggwulfs Ottajasko für ein riskantes Abenteuer. Während die Sternenleere am Himmel steht und die Menschen furchtsam in ihren Häusern bleiben, gilt es sowohl den König, als auch die fälschlich verurteilten Thorwaler um Beorn Asgrimmson zu befreien. Zwar hat Asleifs Truppe damit schon Erfahrung, doch diesmal werden andere Seiten aufgezogen. Von Sven Gabelbart und seinem Gefährten Falnokul erfahren wir, dass die Gefangenen in der Norburg selbst eingekerkert sind. Und die Hinrichtung am ersten Tag des Praios rückt schnell näher. In dieser verzweifelten Lage sind selbst die Tage des Namenlosen zwischen den Jahren ein Verbündeter.

Gespräch unter Gleichen

Mit Hilfe der gut beleumundeten Kopfgeldjägers gelingt es den Befreiern in die Feste zu gelangen und eine Audienz beim Grafen zu bekommen. Isidor erweist sich als Ehrenmann und lässt sich auf einen Deal mit dem Drachenführer ein, bevor es weitere Gewalt gibt. Eine gewisse Besorgnis gegenüber den verdächtigen Aktivitäten der umtriebigen Ratsfrau und den dräuenden Schrecken, die Pardonas Plan heraufbeschwören soll, mag dabei durchaus auch eine Rolle spielen.

So gelingt es also unblutig bis in die Folterkammer und den Kerker vorzudringen. Die Zurückhaltung der Eindringlinge wird natürlich dadurch begünstigt, dass während der verfluchten Tage jedermann auf gefährliche Klingen verzichtet. Zu hoch ist die Gefahr eines Unfalls oder die unbedachte Anwendung durch erhitzte Gemüter. Die Befreiung Beorns erinnert mich auf eine Weise an den Prolog, auch wenn die Lage hier natürlich etwas anders ist. Beorn ist zwar dankbar, aber seine gut eingespielte Truppe funktioniert sofort wieder und beteiligt sich tatkräftig am Ausbruch.

Namenlose Schrecken

Die Ottajasko tut ihr Bestes, um der schurkischen Hochelfe aus dem Weg zu gehen. Als man in der Folterkammer den König befreien möchte, stehen die Retter zunächst ratlos da, denn niemand weiß was es mit der eisernen Jungfrau im Raum auf sich hat. Zwar erkennen die Recken Pardonas magische Sicherung des Gefangenen, doch versagen ihre Mittel auch hier. Der Regelfuchser spuckt den Helden in die Suppe als Vascal erklärt, ein Objektsegen dauere mehrere Stunden. Da darf auch der Foggwulf mal herzhaft fluchen. Und so kommt der Moment an dem die Sache auffliegt und alles zum Namenlosen geht. Pardonas Braggu hat eine eindrucksvollen Auftritt und dann beginnt das Rennen und Schreien.

Immerhin verhindert das Klingenverbot in der Festung ein Blutbad zwischen Thorwalern und Burgwachen. Das Gefecht erinnert mehr an eine Prügelei bis dann die Verderberin selbst eingreift. Getreu ihrem Plan hält sie sich zurück und greift zur Armbrust um die Kämpfenden zu dezimieren. König und Drachenführer sind zu wichtig für ihr Spiel, doch der verhasste Götterdiener Vascal wird vom verfluchten Bolzen getroffen und geht zu Boden. Schon hier zeichnet sich ab, dass auch Phileassons Ottajasko die Begegnung mit Norburg mit Blut bezahlen wird. So heißt es auch für den Nandus-Geweihten Norburg sehen und sterben.

Auf und davon

Die halsbrecherische Fahrt mit der Kutsche nach draußen erinnert an die Actionsequenzen zahlreicher Filme. Dummerweise hat Ohm Folker ebenso vergessen Fahrzeug lenken zu steigern, wie der Rest der Truppe und beinahe setzt der Skalde das Gefährt an die Wand. Bis die Norburger eine Verfolgung organisieren können, dauert es zum Glück noch etwas und so bleibt unseren Protagonisten noch etwas Zeit für Trauer und neue Pferde. Schon zuvor war klar geworden, dass Niamhs Entfremdung von der Welt eine große Schwierigkeit darstellt. Der übelst zugerichteten Dolorita hatte sie kaum helfen können und gegen den verfluchten Bolzen in Vascals Unterleib ist sie machtlos. So verstirbt der Geweihte, nicht ohne zuvor seine geliebte Nichte in Tylstyrs Obhut zu wissen. Doch wie die Autoren uns wissen lassen, wird Leomara mit dem Tod ihres Onkels endlich erwachsen. So hatte sie sich das wohl nicht vorgestellt.

Aber die Stunde der Wahrheit ist noch nicht vorbei. In halsbrecherischer Flucht versucht die Ottajasko einen Punkt zu erreichen, an dem die magischen Ströme stark genug sind, damit Niamh den König mit ihrem Zauberlied heilen kann. Kenner wissen natürlich um die aventurischen Kraftlinien und hier kreuzen sich gleich drei. Doch irgendwann müssen die Fliehenden erkennen, dass sie zu langsam sind und Beorn trifft eine folgenschwere Entscheidung. Seine Ottajasko bleibt zurück um sich Pardona zu stellen. Die zweite Gruppe soll den Nodix erreichen und Niamh beschützen. Dann passieren eine Menge Dinge.

Noch vor dem Halt begann Asleif zu grübeln und seine Taten und seinen Ehrgeiz zu hinterfragen. Doch bevor dies vertieft werden kann, droht der Konflikt zwischen Ottajaskos zu eskalieren. Beorn bleibt zurück um sich der Verderberin in den Weg zu stellen. Die Witwe in Alseifs Ottajasko darf noch ein paar markige Schmähungen loswerden, aber es ist Tylstyr mit seinem Bekenntnis, Zidaine getötet zu haben, der das Fass beinahe zum Überlaufen bringt. Und gerade als alles verloren scheint und alle sich an die Gurgel gehen wollen, überrascht uns Irulla damit, dass sie den letzten Kampf an der Seite des Blenders kämpfen will. Das wendet das Blatt und Beorn entsendet schließlich Leif Katlasson, um die Geschichte der Beorn Saga zumindest berichten zu können.

Wettlauf in den Tod

Für mich war es immer schwierig zu verstehen, wieso Beorn hier zurückbleibt. Ich muss allerdings sagen, dass es den Autoren gelingt das Ganze organisch und glaubwürdig einzubinden. Faszinierend ist auch die Dynamik des Kapitels. Die Befreiungsaktion in der Burg läuft irgendwie überraschend geschmeidig. Nicht zuletzt durch den eingeschränkten Waffeneinsatz und Asleifs Verhandlungen werden Leben geschont. Nur Pardonas Eingreifen fordert letztlich Blut von der Ottajasko. Die Konfrontation der beiden Gruppen dagegen entwickelt eine Spannung, die ich nicht hatte kommen sehen. Überhaupt reden die Konkurrenten hier mehr miteinander als es gefühlt seit dem ersten Abenteuer war.

Zumindest den Wettlauf um einen Platz in Swafnirs Schildwall werde ich wohl gewinnen.
Beorn Asgrimmson

Rasant geht es zu in diesem Kapitel. Ob die Recken durch die Gassen schleichen, mit der Kutsche rasen oder sich unangenehme Wahrheiten an den Kopf schmeißen. Hier ist der Scheidepunkt gekommen. Am Ende gehen beide Ottajaskos wieder getrennte Wege, wiewohl in der Gewissheit, dass das Ende nahe ist. Jetzt braucht es wahrlich

Reckenmut

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1 Antwort zu König der Meere – Vier

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