Da ist es nun, das große Finale. Die epische Reise zweier Thorwalscher Hetmänner mit ihrem Gefolge kulminiert in der Befreiung und Rettung des Hochkönigs der Elfen. Doch die Namenlosen Kräfte werfen sich den Wettfahrern mit aller Macht entgegen. Beorns Ottajasko hat bereits die volle Härte des Gegenschlags zu spüren bekommen. Pardona, Legatin des Namenlosen, hat ihre Masken fallen lassen und die erste Gruppe ausgelöscht. Auch Asleifs Gefolgsleute sind schwer angeschlagen. Doch nun kommt es zum entscheidenden Duell zwischen Niamh und Pardona, bei dem der Drachenführer den Ausschlag geben soll. Der Kampf um Fenvariens Seele. Wird es gelingen den König von seinem Wahn zu heilen?
Traumreise
Als Niamh den König der Meere zu Hilfe ruft, tritt Asleif zurück und der Schildwall schließt sich hinter ihm. Denn nun kommt es zum Schwur. Der Thorwaler tritt ein in die Nebel aus Traum und Licht, um die Seele des Elfen nach Hause zu geleiten. Doch wo Niamh ihren König bestärkt, sucht Pardona Zweifel zu sähen. Und Asleif Phileasson muss den Ausschlag geben. Also tauchen wir ein in die Vergangenheit oder besser Fenvariens Erinnerungen daran. Eine Reihe von Episoden werden aufgerufen und Fenvarien vom-Licht-gestreift muss entscheiden, ob sein Tun eine Rückkehr in die Wirklichkeit rechtfertigt.
Wie kurze Schlaglichter sehen wir zentrale Ereignisse der elfischen Geschichte. Der Hochelf ist Zeuge oder Akteur in zahlreichen neuralgischen Momenten. Er erlebt den Kampf Simias gegen Maruk Methai und ruft gemeinsam mit Oisin den Elementaren Meister N’Draas um die Stadt Tie’Shianna zu erschaffen. Und immer wieder berichtet Asleif von den Gefährten seiner Reise. Der Drachenführer greift auf die Erfahrungen seiner Wettfahrt zurück, um dem Elfenkönig von anderen zu berichten, die sich wichtigen Fragen im Leben stellen mussten.
Versprecht ihr Streithähne mir, wenigstens so lange Frieden zu halten, bis ich zurück bin?
– Brandan, während der Friedensverhandlungen mit Pyrdakor und seinen Getreuen
Fenvarien, der von Pyrdakor zum Wächter des Erzschlüssels ernannt worden war, ist dabei als Brandan seine legendäre Pinkelpause nimmt und nie mehr wiederkehrt. Wir erfahren, wieso Fenvarien vom Licht gestreift ist und warum er der wahre König der Hochelfen in der Wirklichkeit wurde. Auch der König spürt den Verlust, als er durch die Ruinen von Mandalya wandelt und Asleif ergeht es nicht anders, als er vom Tod Irullas berichtet. Wir begegnen Adernath und Asleif erinnert an Salarin. Und wo wir uns schon durch die Historia bewegen, da darf auch Chalwen nicht fehlen, die den König vor falschen Göttern warnt.
Bei der Frage nach den Göttern darf auch noch einmal Pardona ihre eigene Hybris zum Besten geben und Ometheons Irrtum wiederholen. Doch der Untergang droht weniger von den Göttern als durch die Natur der Elfen höchstselbst. Haben wir in Ometheon den Hochmut und in Mandalya die Entrückung von der Welt gesehen, so ist es in Tie’Shianna die Dekadenz. Dem Untergang der Stadt ist ein ganzer Roman gewidmet, daher muss hier nichts mehr wiederholt werden. Wer will mag hier jedoch gar Parallelen zu Entwicklungen in unserer Welt sehen, von denen sich die Autoren womöglich inspirieren ließen.
Auch in der Wirklichkeit ist die Wahrheit ein Traum
– Anneliên Taubenfeder, Schöndenker und Pazifist
Die Rache des Verstümmelten Gottes
Das weitere Schicksal des Hochkönigs ist bekannt. Dankenswerterweise ersparen uns die Autoren allzu eindringliche Schilderungen der Folter, welche Fenvarien und seine Getreuen ertragen müssen, bevor sie eingekerkert werden. Die Erinnerungen des Elfen verschwimmen langsam als der Wahn ihn umfängt und Adernaths Tod ist das letzte Ereignis bevor die Dunkelheit kommt. Am Ende landen Elfen und Thorwaler wieder in der Wirklichkeit und Feijris erinnert Asleif daran, dass der Traum nun zu Ende ist. Der Hochkönig muss nun entscheiden und damit könnte es getan sein, denn die Zukunft ist ungewiss. Doch wer glaubt, dass die Autoren erneut auf einen beliebten Kniff verzichten, der hat gefehlt.
Aller Singsang, alles Ringen war umsonst. Denn nur durch weitere Opfer kann der Hochkönig gerettet werden. Während die Legatin des Namenlosen machtvolle Geschenke aus der Hand ihres Gottes anbietet, muss Niamh weitere Opfer für den König der Elfen verlangen. Unklar ist dabei, wem genau diese Opfer eigentlich gelten. Sollen es die Götter sein, welche Asleif und Beorn erst auf diese Reise geschickt haben? Ist es die Rache des Namenlosen, weil die Gefährten sich weigern seine Verführungen zu akzeptieren? Ein bisschen metaphysisches Gefasel kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Autoren hier noch einmal nach einem billigen Weg suchen, auch Asleifs Ottajasko schwerwiegende Opfer abzuverlangen. Wo andere ihr Leben ließen, müssen sich die Überlebenden nun freiwillig verstümmeln lassen, um dem König Kraft zu geben. Wo Leif Katlasson zuvor noch daran erinnert, dass die Menschen frei sind und eigene Entscheidungen treffen, sollen sie sich nun doch der Willkür der Götter (?) beugen.
Ende mit Schrecken
So geht es also zu Ende. Die Schlacht ist geschlagen. Wer nicht tot im Felde liegt, der wird verstümmelt. Auch wenn der Sieg errungen, so muss doch jeder einen hohen persönlichen Preis entrichten. Diese letzte Szene scheint mir doch sehr aufgesetzt und Jack Slater wüsste vermutlich ein Lied zu singen, von den Qualen interessanter Autorenentscheidungen. Nicht umsonst ist dies eine Element, welches in der Rollenspielvorlage keinerlei Erwähnung findet, denn die Kampagne mit solch einer Bestrafung abzuschließen, würde wohl kaum für einen gelungenen Abschluss sorgen. Immerhin sieht man hier die Evolution in den verschiedenen Iterationen. In Hennens Original war die Heilung eine kurze Szene während der Heimreise. In Philipp Spreckels Überarbeitung wurde die Heilung in die Konfrontation mit Pardona eingebettet, wie wir sie nun auch hier lesen. Da der Tod und die Verstümmelung liebgewonnener Figuren heutzutage ein Muss für den Autor von Welt sind, sehen wir im Roman nun diese Erweiterung.
Nun heißt es einmal durchatmen. Wir näheren uns dem Ende des Romans und so ist auch das letzte Kapitel überschrieben.
Des Ende einer Saga
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